Was gilt der Prophet im eigenen Land?

Jesus konnte in Nazareth keine einzige Tat tun und trotzdem heilte er Kranke (MARKUS 6,5)
Durch seine Lehre und Taten ist Jesus von Nazareth im ganzen Land bekannt geworden. Die Leute reden von ihm und fragen, wer er sei. Dann kommt Jesus zurück nach Nazareth, in seine Heimatstadt. Die Spannung ist groß: Wie werden die Leute ihm begegnen? Was gilt der Prophet im eigenen Land? Jesus lehrt am Sabbat in der Synagoge. Die Leute staunen nicht schlecht: „Woher hat er das? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche mächtigen Taten, die durch seine Hände geschehen?“
Doch dann weicht die Bewunderung offenem Argwohn: Den kennen wir doch! Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn? Sind nicht auch seine Brüder und Schwestern hier im Dorf? Was bildet er sich ein? Er will uns belehren, uns etwas vormachen? Der Evangelist Markus beschreibt die Stimmung so: “und sie ärgerten sich an ihm.“ Jesus antwortet ihnen: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Haus.“ Da meint man, ihn zu kennen, doch diese Vertrautheit hat eine fatale Folge: Sie relativiert die Person und die Botschaft. So ganz ernst nimmt man ihn nicht und noch schlimmer: Aus der Vertrautheit wird Ärger über Jesus und seinen Anspruch.
Und Jesus? In dieser Atmosphäre des Unglaubens und der Ablehnung wirkt er keine Zeichen und Wunder als Machterweise (so das griechische Wort „dynamis“) Er muss nichts demonstrieren und Glauben erzwingen. Niemand wird durch gewaltige Taten gedrängt, kleinlaut beizugeben. Jesus schuldet den Menschen in Nazareth nichts. Auch anderswo verweigert er sich dem Unglauben.
Doch dann heißt es weiter: „außer dass er wenigen Kranken die Hände auf legte und sie heilte.“ Ja, es gab einige Ausnahmen. Anscheinend waren einige in Nazareth, die anders dachten und sich nicht über Jesus ärgerten. Vielleicht waren es gerade die Kranken, die ihre Hoffnung auf ihn setzten. An ihnen handelt Jesus und macht sie gesund. ihnen gegenüber verweigert er sich nicht. Kein spektakulärer, öffentlicher Machterweis, sondern heilende Begegnungen mit Einzelnen. insofern ist das kein Widerspruch.
Eine Szene aus dem Leben Jesu, die bis heute herausfordert. Viele Menschen meinen, Jesus zu kennen. Sie machen ihn zum Zimmermann aus Nazareth, zum Weisheitslehrer aus Galiläa, zum Jesus der Friedensbewegung oder der Kriegstreiberei, des Feminismus, der Psychologie und vieler Dinge mehr und spannen ihn vor ihren Wagen. Sie haben ihre Schublade für ihn, gerade dann, wenn er nicht in ihre Formen passt und nicht engagiert ihre Ideen vertritt. Andere ärgern sich bis heute an ihm und seinem Anspruch, der Messias, der Sohn Gottes zu sein. Vermeintliche Vertrautheit führt nicht zum Glauben, sondern zur Ablehnung. Man meint, genug von Jesus zu wissen, um ihn abzulehnen.
Aber auch das Andere gibt es bis heute. Einzelne Menschen, die Jesus begegnen möchten, die ihn und seine Hilfe für sich und ihre Nöte suchen. Sie erleben, dass sie die Hilfe Jesu an Leib und Seele erfahren können, auch worin keine spektakulären Zeichen und Wunder geschehen. Und Sie? Gehören Sie zu denen, die meinen, Jesus zu kennen, deren anfängliches Staunen in Ärger übergeht und die ihn und sein Handeln nicht erleben? Oder sind Sie bei denen, die sich auf Jesus einlassen, ihn kennen lernen wollen, seine Hilfe erwarten und ihn erleben? Schenken Sie ihm Ihr Vertrauen und erleben Sie seine Gegenwart und seine Hilfe!

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