1.Petrus 1,15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.

Statt die gottlose Welt mit ihren Verrücktheiten und Moden zu kopieren, sollte unser Leben ein Spiegel des heiligen Charakters dessen sein, der uns berufen hat. Die Verse 15 und 16 formulieren keine Vorschriften, sie sind lediglich eine Mahnung an die christliche Verantwortung sowohl im inneren Glaubensleben als auch in der äußeren Lebensgestaltung. Auch wenn niemand in diesem Leben zur absoluten Heiligkeit kommen kann, so sollen doch alle Lebensbereiche sich in einem ständigen Verwandlungsprozeß hin zu dem vollkommenen und heiligen Willen Gottes befinden.
“sondern wie der, der euch berufen hat“
Gott wird hier genannt als der, der berufen hat. Gott wird an seinem Tun erkannt. Das Wort „berufen“ bezeichnet jenen vollmächtigen, schöpferischen Ruf Gottes (1 Mo 1, 3; Ps 33, 9), der das Nichts zum Sein, die Toten zu Lebendigen die Verlorenen zu Geretteten macht. Wenn der heilige Gott seine Berufung ergehen läßt, dann werden sündige Menschen zu Heiligen. Deshalb der ernste Aufruf: Entsprechend dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr heilig im ganzen Wandel.
“heilig ist“
Heiligkeit ist nicht eine „Eigenschaft“ Gottes, sondern Ausdruck seines Wesens: Er ist unantastbar rein und treu und verwirft – die ihn verleugnende Unreinheit.
“ihr heilig sein“
Wie geheiligtes Verhalten aussieht, illustriert 1 Petr 3,5 an den „heiligen“ Frauen der Erzväter: Diese lebten „weltlich“ als Ehefrauen, aber ihre Lebensform bis hin zu Kleidung und Schmuck war dadurch geprägt, daß sie rückhaltlos „auf Gott hofften“ und allein ihn, nicht Menschen fürchteten. Die Heiligkeit manifestiert sich also nicht in einem aus der Welt ausgegrenzten Bezirk des Religiösen, sondern im Alltag. Sie bekundet sich auch nicht wie in Qumran als Leben einer ausgesonderten Gemeinde, sondern darin, daß geschichtliches Leben auf seinen Schöpfer als den Erlöser hin gelebt wird.
Der „Kleine Westminster-Katechismus“ definiert „Heiligung“ so: „Sie ist ein Werk der freien Gnade Gottes, durch das wir dem ganzen Menschen nach erneuert werden gemäß dem Ebenbild Gottes und mehr und mehr dazu befähigt werden, der Sünde abzusterben und der Gerechtigkeit zu leben.“
“in eurem ganzen Wandel.“
Die Idee der Heiligung wird oft mit Askese verbunden, mit moralischer Geradheit, einer höheren Ebene des Lebens. Doch bedeutet das Wort einfach „zur Seite setzen“ oder „abtrennen“. Für einen Christen gibt es die Heiligung von dem Augenblick der Wiedergeburt an.
Heiligung ist kein anderes Wort für Kosmetik. Damit Schauspieler im Film oder Musical ganz in ihre Rolle passen, müssen sie vor jedem Drehtag oder vor jeder Aufführung in die Maske. Wenn man hinter die Kulissen schaut, so ist es faszinierend, wie das Aussehen einer Person verändert werden kann. Doch natürlich weiß, jeder dass der Schauspieler darunter immer noch der gleiche Mensch bleibt. Er verändert sich nur äußerlich und auch nur für einen bestimmten Auftritt. Wenn wir Heiligung so verstehen, ist es nicht das, was Gott gemeint hat. Doch die Gefahr ist wohl gross, dass wir auch als Christen einfach nur in die „Maske“ gehen. Wir passen uns dann äußerlich z. B. für unsere Rolle in der Gemeinde an. Dabei werden die Menschen um uns herum der Maßstab für unsere Heiligung und nicht der heilige Gott. Nicht, dass wir nicht uns auch sichtbare Veränderungen vornehmen sollen, aber wenn wir nur Dinge angehen, die anderen auffallen, ist die Heiligung wie eine Maske.
Unser konkretes Alltagsleben soll nicht so ichhaft-sündig bleiben, wie es vor unserer Berufung war, sondern es soll heilig werden. Heilig im ganzen Wandel heißt, daß kein Gebiet davon ausgenommen ist. Weil ihr aber berufene Heilige geworden seid (1 Ko 1, 2), darum wandelt nun heilig! Es heißt wörtlich (wenn man den Aorist berücksichtigt): „Seid heilig geworden!“ – wiederum ein Hinweis darauf, daß das Entscheidende bereits bei der Umkehr durch die Wiedergeburt in der Vergangenheit geschehen ist und demnach in der Gegenwart des Geschehens nur noch realisiert zu werden braucht, und zwar nicht nur gelegentlich, sondern: in allem Wandel, wohl gemerkt: „in“, nicht „durch“! Heilig sind sie durch Gottes Berufung und Heiligung. Und nun sollen sie auch tatsächlich heilig werden in allem Wandel, aber auch wirklich in allem! Fußnote Das hebr Wort kadosch (heilig) bedeutet ursprünglich: abgesondert vom Profanen.

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