“Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen“
Und wieder führt Petrus seine Leser zurück zu ihrer Wiedergeburt, diesmal zum Samen dieser Wiedergeburt, nämlich zum „Wort Gottes“. Die Wiedergeburt wird nicht durch „vergänglichen Samen“ hervorgebracht, d.h. nicht auf dieselbe Weise wie eine leibliche Geburt. Das menschliche Leben entsteht durch Samen, die den physikalischen Gesetzen von Tod und Verwesung gehorchen. Das leibliche Leben, das hervorgebracht wird, hat die gleiche Qualität wie der Same, aus dem es entsprang: Es hat nur zeitweiligen Charakter. Die Wiedergeburt wird „durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“ hervorgebracht. Wenn Menschen die Bibel lesen oder zuhören, wenn sie vorgelesen wird, werden sie von ihren Sünden überführt, überzeugt, daß Christus der einzige und ausreichende Erretter ist und zu Gott bekehrt. Niemand wird je errettet, ohne daß das unvergängliche Wort Gottes daran Anteil hat. Im ersten Kapitel finden wir drei unvergängliche Dinge ein unvergängliches Erbe (V. 4), eine unvergängliche Erlösung (V. 18. 19) und ein unvergängliches Wort, durch das wir wiedergeboren werden (V. 23).
Der Apostel Petrus vergleicht das natürliche Leben mit dem geistlichen Leben – und er stellt fest, daß bei beiden die Geburt die Tür zum Leben ist.“ Man könnte auch sagen: Es sei denn, daß jemand natürlich geboren ist, so kann er das Reich der Natur nicht sehen.“ Analog dazu erklärt Jesus in Johannes 3, 3: „Es sei denn, jemand ist von neuem geboren, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Niemand lebt, der nicht geboren ist. Das gilt auch für das geistliche Leben. Demnach kann nur der ein Christ sein, der einmal zu diesem christlichen, geistlichen Leben geboren wurde. Bei aller Gleichheit zwischen der ersten und zweiten Geburt besteht dennoch ein entscheidender Unterschied. Jeder natürliche Mensch ist vom ersten Augenblick an zum Sterben geboren. Das nennt Petrus „aus vergänglichem Samen geboren“. Aber durch den unvergänglichen Samen, durch den ein Mensch die neue Geburt erlebt, wird man nicht zum Tod geboren, sondern zum göttlichen und damit zum unsterblichen Leben.
“durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt“
Der auferweckende und Leben schaffende Heilige Geist bedient sich also des lebendigen Wortes. Erinnern wir uns an die ersten Worte in der Heiligen Schrift: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht” (1. Mose 1,3). Die Schöpfung geschah schlicht, aber machtvoll durch das Wort des Herrn. Am Grabe des Lazarus gab es eine ähnliche Situation. Jesus rief: „Lazarus, komm heraus!“ (Johannes 11,43). Und Lazarus kam – nicht aufgrund freier Entscheidung, sondern aufgrund des Vollmachtswortes Gottes. Und genauso ist es bei der Bekehrung eines jeden Menschen. Diese kommt durch das wirksame, lebendig machende Wort Christi zustande.
Die Wiedergeburt ist keine unsichere Sache, sondern ein nicht zu leugnendes Faktum. Weiter fällt auf, daß die Wiedergeburt als ein zurückliegendes Geschehen erscheint; sie ist ein perfectum, kein futurum. Und schließlich ist bemerkenswert, daß Petrus die Neugeburt von sich und jedem Christen in Kleinasien bezeugt. Er weiß nichts von Christen, die „nur glauben“, aber noch nicht wiedergeboren sind. Auch das übrige NT kennt diese Unterscheidung nicht. Entweder man ist Christ, dann ist man auch wiedergeboren, oder man ist noch nicht wiedergeboren, dann ist man auch noch nicht wirklich Christ. Der Hinweis auf die Wiedergeburt ist die tiefste Begründung der Bruderliebe. So zeigt der V. 23 nicht nur die fundamentale Bedeutung des Wortes Gottes, sondern zugleich auch die seiner Verkündigung. Wie der Same gesät werden muß, muß auch die Botschaft Gottes weitergegeben werden, um wirksam zu sein.