Jeschua

Der vollkommene Name
Das hebräische Wort Jeschua ist eine umfassende Beschreibung von Göttlichkeit, Herrlichkeit und Auftrag Jesu Christi.
Wie kommt es, dass der von Gott verliehene und vom Engel Gabriel ausdrücklich übermittelte Name unseres Erlösers, Jeschua (Betonung auf der zweiten Silbe), nicht in seiner schönen und ausserordentlich aussagekräftigen hebräischen Originalform im griechischen Neuen Testament und in unseren deutschen Bibel-Übersetzungen vorkommt? Von den ursprünglichen hebräischen Fassungen der Evangelien ist uns keine einzige erhalten. Das ist kein Zufall.
Die Verfasser des Neuen Testaments hatten die gewaltige und gefährliche Aufgabe, die Botschaft von der Errettung der Menschen weit über die Grenzen Israels hinaus in einem weitgehend griechisch-römischen Umfeld bekannt zu machen. Im Griechischen, der wichtigsten Ursprache des Neuen Testaments, klang der Name «Jeschua» befremdlich, da es im Griechischen keinen sch-Laut gibt und ein auf «a» endender Name eher wie ein Mädchenname klang. Männliche Namen endeten meist mit «-os» oder «-ous». So wurde aus Jeschua in Anpassung an das griechische Sprachgefühl Jäsous (Betonung auf der letzten Silbe).
In der lateinischen Vulgata, der im Römischen Reich populär gewordenen Übersetzung des Hieronymus, wurde daraus Jesus und in dieser Form fand dieser Name schliesslich Eingang in die europäischen Sprachen und in viele andere Sprachen der Welt.
Die Urform dieses Namens ist uns von dem Nachfolger des Mose bekannt, von Josua, hebräisch Jehoschua, die vorbabylonische Form von Jeschua. Im Griechischen des NT wird auch er, Josua, mit Jäsous, also Jesus, bezeichnet, nämlich im Hebräerbrief 4,8, obwohl sich dieser Brief, wie schon der Name sagt, vorwiegend an Gläubige mit hebräischem Hintergrund richtete. Dies wurde nämlich so von der Septuaginta übernommen, der offiziellen griechischen Übersetzung der hebräischen Heiligen Schrift aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Ursprünglich hiess Josua «Hoschea» (Hilfe, Heil, Heilung, Rettung, Erlösung, Befreiung), bis ihn Moses in 4. Mose 13,8 und 16 in «Je-Hoschua» umbenannte, also in «JHWH bringt/ist Hilfe, Heil, Heilung, Rettung, Erlösung, Befreiung». In der Septuaginta heisst Jehoschua dann Jäsous.
Ähnlich ging es mit der prophetischen Bezeichnung der Aufgabe Jesu im Heilsplan Gottes, nämlich «der Gesalbte (Gottes)» zu sein (Jesaja 61,1), hebräisch «Ha-Maschiach». Gesalbt wurden Priester, Propheten und Könige, wobei Jesus all diese drei Funktionen in vollkommenster Weise in sich vereinigte. Die direkte Übertragung des Wortes «Maschiach» mit dem vorgeschobenen bestimmten Artikel «Ha-» ins Griechische, nämlich «der Messias», findet sich im NT nur zweimal wieder, in Johannes 1,41 und 4,25. Auch dieser hebräische Begriff klang für griechische Ohren ziemlich befremdlich und wurde weitgehend durch das griechische Wort Christos übersetzt, was im Lateinischen zu Christus wurde. Dabei trug der Anklang an ein ähnliches griechisches Wort sehr zur Verbreitung bei, nämlich Chrästos, was sanft, mild, gütig, liebenswürdig, ehrbar, tüchtig bedeutet, – alles Begriffe, die auf Jesus in höchstem Masse zutrafen. So wurde der Beiname Christos, bzw. Christus ein richtiger Sympathieträger für die Verbreitung dieser wichtigen Botschaft, und das davon abgeleitete Wort Christianoi, zu Deutsch Christen (Apg. 11,26; 1. Petr. 4,16), wurde bald weltweit üblich zur Bezeichnung seiner Anhänger.
Die genaue Bedeutung des Namens Jeschua im Hebräischen ist eine siebenfältige, sozusagen wie ein siebenarmiger Leuchter. Er setzt sich zusammen aus Je- und -schua. Je- steht für JHWH beziehungsweise für Jahwe (hebräisch: יהוה), der heiligste Name Gottes, der Moses aus dem brennenden Dornbusch geoffenbart wurde (vgl. 2. Mose 3,14–15). Die Silbe -schua heisst «hilft, heilt, rettet, erlöst, befreit, macht glücklich, macht selig (d. h. ewig glücklich)».
Der Name Jesus heisst also wörtlich: «JHWH (Gott) hilft, heilt, rettet, erlöst, befreit, macht glücklich, macht selig, also ewig glücklich.» All diese sieben Aufgaben (die Zahl heiliger Vollkommenheit) sind in dem einen Namen zusammengefasst, und genau dafür steht Jesus, der Sohn Gottes.
Auch wenn die erste Silbe Je- vorrangig für die Abkürzung des heiligsten Namens Gottes steht, so klingt im Hebräischen noch etwas Weiteres an: Als Vorsilbe betrachtet, als Präfix, steht das Je- für Zukünftiges und findet als solche in der prophetischen Rede Verwendung. So klingt der Name Jeschua durch diese in die Zukunft weisende Anfangssilbe zugleich wie eine Verheissung, was zweifellos zutrifft, denn «jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden» (Joel 3,5; Apg. 2,21).
Im Deutschen ergeben sich beim Schreiben des Namens Jeschua genau sieben Buchstaben. Auch im Hebräischen leuchtet in der Schriftform dieses Namens die Zahl sieben auf. In der hebräischen Kalligraphie, der künstlerisch ausgestalteten Schönschrift, wird über jedem der oben frei auslaufenden Buchstaben eine kleine Krone oder ein Flämmchen aufgesetzt. Jedes Kind in Israel freut sich, wenn es in seinem Namen wenigstens zwei oder drei solcher Ausläufer findet und diese schön ausmalt. Im Namen Jeschua ergeben sich ganze sieben solcher Flämmchen, über jedem der vier Buchstaben! Der Name Jeschua ist in der Kalligraphie wie eine brennende Menorah, wie ein siebenarmiger Leuchter, das stärkste jüdische Symbol für göttliche Erleuchtung.
Gläubige Juden zünden die Menorah seit Zerstörung des zweiten Tempels nicht mehr an, sondern erst dann, wenn der Messias kommt. Nun, in den Herzen der an Jeschua, der an Jesus Gläubigen brennt sie schon, die Menorah!
Nach jüdischem Verständnis ist der heiligste Name eindeutig und ganz ausschliesslich der persönliche Name Gottes, JHWH, jene geheimnisvolle Wortschöpfung aus vier Buchstaben JHVH/יהוה, im Hebräischen wie eine Verschmelzung der drei Zeiten des Wortes «ich bin», etwa so: «Ich-bin-der-ich-bin-(der-ich)-war-(und-)sein-werde», aber das alles zusammengezogen in nur zwei Silben.
Dabei ist das hebräische Verständnis von «ich bin» nicht dasselbe, wie wir uns dies in unserem griechisch geprägten westlichen Denken vorstellen. Es geht hier nicht um «das Sein an sich», um etwas Ontologisches, etwas Philosophisch-Abstraktes, sondern um eine aktiv gelebte, starke personale Beziehung, im Sinne von «ich bin da für dich!», also «Ich war und bin und werde immer da sein für dich!» Das ist die Kernaussage dieses heiligsten Gottesnamens.
Schon vor der Zeit Jesu galt dieser Name JHWH (nicht der Name Jeschua, in dem der Name JHWH nur verkürzt und sozusagen versteckt enthalten war) als so heilig, dass er nach rabbinischer Lehre nicht mehr öffentlich ausgesprochen werden durfte, ausser durch den Hohenpriester, und das nur einmal im Jahr, an Jom Kippur, während sich die Gläubigen zu Boden werfen und die Ohren zuhalten mussten. Jedem, der diesen heiligsten Namen unberechtigt, d. h. ausserhalb dieser strikten Regelung aussprach, wurde angedroht, zu Tode gesteinigt zu werden.
Der jüdische Religionsphilosoph Schalom Ben-Chorin war der Erste, der darauf hinwies, dass wahrscheinlich genau dieser Name auf der Anklage-Tafel über dem Kreuz Jesu als Akronym zu lesen war, d. h. wenn man die Anfangsbuchstaben zusammenfasste, auf dem sog. Titulus, nämlich: «Jesus von Nazareth König der Juden» (Matthäus 27,37), auf Hebräisch Jeschua Ha-Nozri We-Melech Ha-Jehudim. Pilatus hatte das allerdings als Spott gemeint, um die Juden zu verhöhnen.
Juden haben eine lange Tradition im Bilden und Erkennen von Akronymen. So muss es die Hohenpriester wie ein Schock getroffen haben, als sie auf dem Schuldspruch über dem Kreuz das Akronym dieses heiligsten Namens Gottes erkannten, den sie selbst nicht aussprechen durften, mit Ausnahme des amtierenden Hohepriesters, und der auch nur im Rahmen der Jom-Kippur-Liturgie. Dies erklärt ihre heftige Reaktion in Johannes 19,21, wo sie verlangten, das müsse sofort geändert werden. Doch Pilatus entgegnete nur: «Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben!»
Wie konnte dann Paulus von Jesus, also Jeschua, behaupten: «… darum hat Gott … ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist» (Phil. 2,9)? Verletzte er damit nicht die Ehrfurcht vor dem heiligsten Namen Gottes? Keineswegs, wie wir schon gesehen haben, denn wie er, der Sohn, eins ist mit dem Vater, so ist auch sein Name eins mit dem Namen seines Vaters (der Sohn trägt den Namen des Vaters), nämlich Je- für JHWH, ergänzt mit den Attributen, die in der Silbe -schua enthalten sind, die siebenfältige Aufgabe, die der Vater dem Sohn aufgetragen hat.
Tragisch ist nur, dass dieser persönliche Name Gottes von Juden bis heute überhaupt nicht mehr angerufen wird, entgegen der ausdrücklichen Weisung Gottes in 2. Mose 3,15: «Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.» Grund dafür ist eine übersteigerte rabbinische Auslegung von 2. Mose 20,7. Stattdessen verwenden Juden nur verschiedene Ersatzworte, unter anderem Adonai, Elochim oder HaSchem, das heisst «der Name».
Doch wenn man den Namen Jesus/Jeschua anruft, erfüllt man Gott diese Herzensbitte, denn das ist zugleich sein Name, denn er identifiziert sich mit seinem Sohn, schliesslich ist auch der Vater «Helfer, Heiler, Retter, Erlöser, Befreier, Glücklich- und Seligmacher», in Einheit mit seinem geliebten Sohn!
Noch tragischer ist die noch immer verbreitete rabbinische Lehre, nach der statt des vollen Namens Jeschua eine verstümmelte Form seines Namens verwendet wird, nämlich Jeschu, wobei diesem Namen die ganze gottgegebene Bedeutung geraubt und daraus ein Akronym gemacht wird, das einem Fluch gleichkommt: «Möge sein Name und sein Gedächtnis ausgelöscht werden!» Der Herr möge ihnen vergeben. Sie wissen nicht, was sie da tun.
In dem wunderbaren Namen Jeschua (Jesus) ist wie in einer Kurzformel die ganze Herrlichkeit unseres Messias gleichsam wie in einem Siegelring zusammengefasst. In der westlichen Form Jesus Christus, die uns lieb geworden ist, erkennen wir die «Jüdischkeit» unseres Messias kaum noch wieder, und Juden wiederum sehen in Jesus einen Fremden, der im heutigen Israel nicht einmal mehr eine Einreisegenehmigung bekäme. Zweitausend Jahre einer schuldbeladenen Kirchengeschichte haben unsererseits erheblich zu dieser Tragik beigetragen.
Umso mehr dürfen wir uns in der Endzeit wieder demütig an die jüdischen Wurzeln unseres Glaubens erinnern und den ursprünglichen Namen Jesu in seiner ganzen Schönheit und vielfältigen Aussagekraft entdecken, ihn ehren und anrufen und ihn unseren jüdischen Freunden gegenüber mutig und unverstümmelt bekennen.
Viele christliche Gemeinden haben damit begonnen, in Gebeten und Liedern den Namen Jeschua auch in seiner wunderbaren hebräischen Form hochzuheben und zu preisen, denn «in keinem anderen Namen ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden sollen» (Apg. 4,12).
Unser Glaube wird in seiner Qualität nicht vollkommener, wenn wir zu Jesus nur noch Jeschua sagen. Aber es ist eine glaubensstärkende Hilfe, wenn wir zur Quelle, auch zur sprachlichen Quelle, zurückfinden. © FACTUM ONLINE 2009 Wolfgang Schuler
http://www.factum-magazin.de/wFactum_de/glaube/Glaube/2010_03_30_vollkommene_Name.php

2 Gedanken zu „Jeschua

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