Finanzkrise und Rezession sind derzeit im amerikanischen Kino ein Dauerthema. Was wir zur Zeit sehen, sind die Verfilmungen der Drehbücher, die auf dem Höhepunkt der Depression geschrieben wurden. Die Finanzkrisen-Filme, die bislang in Hollywood entstanden sind – „Margin Call“ mit Kevin Spacey oder Oliver Stones „Wall-Street“-Fortsetzung, alle singen das immergleiche Lied von der Gier als Motor aller Dinge.
Inhaltsangabe
Der Film „The Company Men“ mit Ben Affleck und Tommy Lee Jones erzählt von Männern, die ihre Führungsposten verlieren. Und die dramatische Geschichte über eine amerikanische Firma, die sich von einer Großzahl ihrer Mitarbeiter trennen muss, um einen Bankrott zu verhindern
Der Film spielt im Herbst 2008, jenen Tagen, als Corporate America von der Finanzkrise erstmals erschüttert wurde. Damals gingen die Bilder der entlassenen Banker und Manager, die mit ihren Kartons die Büros an der Wall Street und anderswo verlassen, um die Welt. Egal, was du im Laufe deiner Karriere an Besitzständen und Privilegien eingesammelt hast: Am Ende passt doch alles wieder in eine Pappschachtel. Die Ledercouch aus deinem Büro kannst du genauso wenig mitnehmen wie die persönliche Assistentin, den Schlüssel zum Klo der Chefetage muss du genauso abgeben wie sämtliche elektronische Datenträger. Dann stehst du da in der Lobby deines einstigen Arbeitgebers, unterm Arm einen Schuhkarton mit Bleistiften und unbrauchbaren Briefbeschwerern.
12 voll bezahlte Wochen für 12 Unternehmensjahre plus ein Sitzplatz in einer Art Auffanggesellschaft, die den beruflichen Neuanfang begleiten soll: Das ist alles, was Bobby Walker in sein neues Leben mitnimmt. Und zu Hause warten Frau, Kinder, Hypothekenraten und unbezahlte Kreditkartenrechnungen auf ihn. Während sich seine Frau Maggie (Rosemarie DeWitt) pragmatisch schnell auf die neue Situation einstellt, wieder zu arbeiten anfängt und die Haushaltskasse durchrechnet, kann Bobby nicht glauben, dass dieser Zustand, diese Arbeitslosigkeit, länger als ein paar Tage andauern soll. Doch als Woche für Woche vergeht, die Bewerbungen und Vorstellungsgespräche ohne Erfolg bleiben und eines seiner geliebten Statussymbole nach dem anderen verschwindet, wird er mürbe. Luxus oder Werte? Sein Schwager Jack (Kevin Costner)verschafft Bobby Arbeit in seiner Baufirma. In einer so schönen Rolle hat man Costner lange nicht mehr gesehen: Kein cooler Held, sondern ein brummiger Arbeiter mit schütterem Haar – ein kleiner Auftritt ohne große Gesten, aber konzentriert, das passt zum Geist des Films.
Unwillkürlich fragt man sich, wie die Geschichte eines nicht weniger von der Rezession geplagten Europäers aussehen würde: Würde ein gescheiterter griechischer Geschäftsmann sein Glück im Weinberg seiner Cousins finden? Würde ein entlassener deutscher Banker in Muttis Currywurstbude über die Fehler in seiner Karriere nachdenken?
Dieser Film ist definitiv kein Werbefilm für Amerika und präsentiert zur Abwechslung mal die weniger heldenhaften Seiten. Der Standardspruch „vom Tellerwäscher zum Millionär“ wird hier auf den Kopf gestellt und lässt einen Blick auf die gegenteilige Entwicklung zu. Jede der fünf Hauptpersonen hat nicht schlecht verdient und anscheinend das gesamte Ersparte in Aktien, Häuser, Autos und andere Luxusgüter gesteckt. Als die Aktien dann in den Keller segeln und kein regelmäßiges Einkommen mehr da ist, kommt kaum einer von ihnen noch über die Runden. Hauptsache der äußere Eindruck stimmt und für den heilen Moment ist alles in Ordnung.
Nicht nur die wahren Aspekte an diesem Drama überzeugen, sondern auch die Auswahl der Darsteller. Neben Ben Affleck und Tommy Lee Jones sind noch Kevin Costner, Chris Cooper, Maria Bello und mehr mit von der Partie. Aber auch wenn sich die US-amerikanischen Ideen und Träume vielleicht nicht übertragen lassen, es ist ein sehenswerter Film. So viel Wirklichkeitssinn ist selten im Hollywoodkino.
Quellen:
(Vgl.)
http://www.n-tv.de/leute/musikundfilm/Der-amerikanische-Alptraum-article4941061.html
http://www.sueddeutsche.de/kultur/im-kino-the-company-men-operation-am-offenen-herzen-amerikas-1.1116655-2
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,771563,00.html
http://www.filmstarts.de/kritiken/139453.html