Glaube hat Inhalt, einen „Gegenstand“, ein Gegenüber. Ein bloßes Fürwahrhalten von irgendwas ist nicht Glaube, sondern Ideologie; ein bloßes ozeanisches Gefühl ist eben ein bloßes ozeanisches Gefühl. Und Glaube hat ein personales Gegenüber, eines, das antwortet, das kommuniziert und nicht bloß interagiert. Ein bloßes Vertrauen auf die universale Liebe oder irgendwelche Gesetze der Evolution ist Weltanschauung oder sogar schlichter Aberglaube. Beten hat nur Sinn, wenn ich davon ausgehe, dass „drüben“ gehört wird. Glaube hat ein treues Gegenüber, den im tiefsten Sinne ist Glaube ja das Vertrauen auf Verlässlichkeit. Es geht im Glauben um die Treue Gottes. Davon erzählt die Bibel. Das ist ihr Thema. Wenn man das Wort „Allmacht“ aus der philosophischen Gottestheorie überhaupt anwenden möchte, dann am ehesten in Bezug auf die Treue Gottes: er hat die Macht, treu zu bleiben, auch wenn er verlassen, verhöhnt, missverstanden und sogar getötet wird. Das ist der vielleicht entscheidende Unterschied zum Menschen. Sünde ist Untreue.
Zur Treue gehört aber eben mehr als ein bloßes Gefühl, Treue speist sich aus der Erinnerung an gelungene Beziehungen, aus der Kenntnis des Gegenübers und nicht zuletzt auch aus dem „Vertrag“, den man schließt, wenn man einander treu ist, egal, ob er ausformuliert ist oder nicht.
Christlicher Glaube, der sich recht versteht, wird immer sagen, was der Thimotheusbrief sagt: „Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag“.