Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Was für ein Wort. Macht uns das nicht angst? Nehmen wir das noch wahr? Oder sagen wir: Die Christen sagen das schon seit 2000 Jahren, es wird schon nichts mehr werden.
Der Ausdruck nahe gekommen ist schon angeklungen in der ersten Botschaft, mit der seinerzeit Jesus als Messias vor die Öffentlichkeit trat: „Kehrt um, denn das Reich der Himmel ist nahe (herbei-)gekommen“ (Mt 4, 17 u. a.).
Das mit ist … nahe gekommen (ēggiken) übersetzte Verb bedeutet „herannahen“. Das Perfekt lässt auf einen vollendeten Prozess mit einer sich daraus ergebenden Nähe schließen – das Ereignis (die Rückkehr Christi) steht kurz bevor; es könnte jederzeit geschehen (vgl. Mt 24,37-39; Röm 13,12; 1Thes 5,2; Offb 16,15; 22,20). Dass Petrus in dem Bewusstsein dieses nahe bevorstehenden Ereignisses lebte, zeigt sich bereits zu Anfang seines Briefs, als er seinen Lesern Mut machte, dass sie von der Kraft Gottes beschützt werden „zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit“ (1,5) – „bei der Offenbarung Jesu Christi“ (1,7; vgl. 1,13; 2,12). Andere neutestamentliche Texte stützen Petrus’ Ermahnung hier, dass Gläubige ein heiliges Leben führen und die nahe bevorstehende Rückkehr Jesu erwarten sollen (vgl. 1Kor 1,7; 16,22; 2Petr 3,11-13; 1Jo 2,28).
In der Formulierung das Ende ist nahe gekommen liegt Vergangenheit und Zukunft zugleich, und beides bestimmt die Gegenwart.
Das gr. Wort für „Ende“ bedeutet im NT nirgends ein zeitliches Ende, als höre etwas einfach auf. Vielmehr bedeutet es Vollendung, ein erreichtes Ziel, ein erlangtes Ergebnis oder eine Verwirklichung.
Das hier gemeinte Ende ist nicht der Höhepunkt der Verfolgung für die Leser von Petrus. Ebenso wenig dachte der Apostel an einen kurz bevorstehenden Regierungswechsel, der zu einer wohlwollenderen Behandlung von Christen führen würde. Sein Hinweis auf die Erfüllung aller Dinge lässt darauf schließen, dass er von der Rückkehr des Herrn sprach (vgl. Apg 3,21; Kol 3,4; 2Thes 1,10; 2Tim 4,1.8; Hebr 9,28; Offb 20,11-13). Die Schrift ruft jedoch nicht zu einem übereifrigen endzeitlichen Extremismus auf (z. B. Ermitteln des genauen Zeitpunkts, eine unangebrachte Beschäftigung mit nicht geoffenbarten Details oder eine Faszination für diese, unkluge Spekulationen über den Zusammenhang zwischen gegenwärtigen Ereignissen und letzten Dingen, ein Zurückziehen aus der Gesellschaft oder das Drücken vor Verantwortung und gleichzeitig passives Warten auf seine Rückkehr).
Nur die Erwartung des Kommenden gibt gerade auch dem Gegenwärtigen seinen unendlichen Wert. Es ist also nicht so, dass der „Jenseits“- Glaube untätig machte für das Diesseits, im Gegenteil! Am intensivsten steht der Wache, der weiss, dass „etwas im Anzug“ ist.
Für mich ist das das größte Wunder: Dass ein Mensch es verlernt, Gottes Wort in seinem Herzen zu verlachen und beginnt, sich seiner Situation und der Tragweite seiner Entscheidungen bewusst zu werden. Seiner Situation der Gottlosigkeit und der ewigen Tragweite seiner Umkehr zu Gott, der nichts anderes im Sinn hat, als uns glückselig zu machen – wenn wir ihn denn nur lassen würden (siehe http://goo.gl/IhF89).
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