Keine Kinder mehr?

Eine aktuelle Meinungsumfrage des britischen „YouGov- Instituts“ scheint zu bestätigen, was linksorientierte Politiker schon seit Jahren proklamieren: Kinder schaden der Karriere. Demnach sollen 20% der befragten Paare angegeben haben, dass sie sich im Nachhinein gegen Kinder entschieden hätten, wenn sie noch einmal vor diese Entscheidung gestellt würden. Vor allem, deshalb, weil sie durch die Kinder in ihrer Selbstverwirklichung und ihrer beruflichen Karriere behindert worden seien. – Soweit diese durchaus nachvollziehbare Meinungsumfrage. Bei der Interpretation der Daten fallen die Kommentatoren aber ganz schnell in ihre altgewohnten gesellschaftspolitischen Klischees. Demnach brauche es natürlich mehr Geld vom Staat, mehr Angebote zur Entlastung von Frauen und vor allem mehr Kindergartenplätze ab dem ersten Lebensjahr usw.
Nur selten gelingt es allerdings bei einer solchen Meinungsumfrage auch die vorsätzlich ausgeklammerten Aspekte zu berücksichtigen:
1. Man könnte die Ergebnisse auch so lesen, dass 80% der Eltern mit ihrer Entscheidung für Kinder zufrieden sind. Das wäre ein durchaus hervorragendes Ergebnis. Einen bestimmten Prozentsatz von Menschen, die ihre Lebensentscheidungen später negativ beurteilen wird es schließlich immer geben. Vor diesem Hintergrund sind 20% unzufriedener Eltern eher wenig. Im Vergleich bereuen rund 50% der Deutschen ihre Partnerwahl und lassen sich in der Folge scheiden.
2. Wenn Frauen seit Jahrzehnten vermittelt wird, echte Erfüllung und Zufriedenheit könne es nur durch Selbstverwirklichung und berufliche Karriere geben, dann sollte es doch nur wenig wundern, wenn viele Frauen genau das auch in einer Meinungsumfrage angeben. Und dabei ist doch ganz offensichtlich, dass Kinder immer den beruflichen Einsatz schmälern, auch wenn sie sich den ganzen Tag über in Betreuung befinden. Denn irgendwelche Zeit sollte irgendwann schon für Kinder und Ehe investiert werden, die der Single nicht einsetzen muss, sondern in seine Karriere investieren kann. Verzichtet man auf diesem Zeiteinsatz und sind die Kinder nur noch zum Schlafen oder für den Urlaub Zuhause, dann gibt es faktisch keine Familie mehr.
3. Die Aussage dieser Meinungsumfrage wäre eigentlich nur im Vergleich mit der Unzufriedenheit der Paare aussagekräftig, die sich bewusst gegen Kinder und alleine für die Karriere entschieden haben. Vermutlich wird es auf der anderen Seite auch mindestens 20% der nur auf Selbstverwirklichung setzenden Personen geben, die im Nachhinein doch lieber Kinder gehabt hätten. – Einige Menschen die später mit ihren Lebensentscheidungen unzufrieden sind wird es immer geben, ganz gleich wie viel staatliche Kinderbetreuung und finanzielle Unterstützung auch angeboten wird.
4. Die Selbsteinschätzung der befragten Paare ist spekulativ. Die Unzufriedenheit mit der eigenen beruflichen Karriere wird hier einseitig auf die parallele Kindererziehung geschoben, weil dass die Art der Meinungsumfrage nahelegt. Ob die berufliche Karriere ohne Kinder besser gelaufen wäre, ist offensichtlich reine Spekulation. Jeder, dessen Lebensweg nicht wunschgemäß verläuft, sucht nach möglichen Ursachen. Diese treffen aber nicht immer wirklich den entscheidenden Punkt. Viele wäre eben auch ohne Kinder in ihrem Streben nach Selbstverwirklichung enttäuscht worden.
5. In der besprochenen Studie müsste viel deutlicher erwähnt werden, ob die Einschätzung der Befragten dauerhaft oder nur punktuell war. Manche Eltern würden in einer Krisenphase in der Beziehung zu ihren Kindern mit Überzeugung äußern, sie hätten gerne auf Nachwuchs verzichtet. Zehn Jahre später aber würden sie diese Beurteilung wieder vollkommen anders treffen, weil die Beziehung sich zwischenzeitlich wieder verbessert hat oder der Wert der beruflichen Karriere nun anders eingeordnet wird.
6. Eigentlicher Ursprung elterlicher Unzufriedenheit ist häufig nicht die reale Situation, sondern das gesellschaftlich eingeforderte Familienbild. Viele Eltern entscheiden sich für nur ein Kind und sind dann zeitlich und emotional überfordert, weil sie gleichzeitig Geschwister und Spielkamerad ihrer Kinder sein müsste. Oft würde sich die Situation bei mehreren Kindern deutlich verändern. Gesellschaftlich gefordert meinen viele Eltern auch, ein umfassendes Bildung-, Förderungs- und Freizeitprogramm für ihre Kinder zusammenstellen zu müssen. Dieses Konzept allerdings benötigt immens viel Zeit und Geld. Dieser selbst erzeugte Druck wird natürlich dazu führen, dass man viel weniger Zeit für andere Lebensbereiche unter anderem auch für den Beruf zur Verfügung hat.
Christen sind angesichts dieser einseitigen gesellschaftlichen und medialen Familien- und Lebenskonzepte herausgefordert, Alternativen anzubieten, die wirklich tragfähig sind. Dabei geht es beispielsweise darum, Lebenswert nicht nur am Grad eigener Selbstverwirklichung zu messen. – „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“ (Matthäus 16, 26) – Dazu würde es gehören, Kinder nicht nur nach ihrem Nutzwert für das eigene Wohlbefinden zu beurteilen, sondern als Geschenke Gottes und als oft herausfordernde Aufgabe für die Ehe. – „Kinder sind eine Gabe des Herrn, ja, Fruchtbarkeit ist ein großes Geschenk!“ (Psalm 127, 3) – Hilfreich wäre es auch, sich durch biblische Prinzipien in den scheinbar selbstverständlichen Überzeugungen des sozialpolitischen Mainstreams in Frage stellen zu lassen. – „Und richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch dadurch umgestalten, sodass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt.“ (Römer 12, 2) – Kinder dürfen eben nicht zum Mittelpunkt der Ehe werden. Kinder brauchen klare Regeln. Gott gibt Weisheit und Geduld in der Kindererziehung. Kinder können ebenso wenig eine dauerhafte Lebenserfüllung vermitteln wie eine erfolgreiche berufliche Karriere. Usw.
„Wenn den Eltern der feste Boden unter den Füßen fehlt, wie können dann die Kinder sicher stehen?“ (Billy Graham) Michael Kotsch