Philipperbrief

Paulus schreibt diesen ermutigenden Brief über die Freude in Jesus mit Timotheus an Christen in Philippi.
Nach Dank und Fürbitte um Erkenntnis der Leser berichtet Paulus von seiner Gefangenschaft, welche dem Evangelium sehr förderlich ist, und von seiner Freude über die Verkündigung anderer. Er sorgt sich auch in Bedrängnis nicht, denn Christus ist sein Leben und Sterben Gewinn!
Paulus fordert auf, für den Glauben zu kämpfen und Jesu’ Gesinnung nachzuahmen, welcher Seine Privilegien als Gott im Menschwerden aufgab, sich erniedrigte bis zum Tod am Kreuz und von Gott erhöht wurde. Gehorsam sollen seine Leser ihr Heil bewirken, denn Gott wirkt sowohl Wollen als auch Vollbringen zu Seinem Wohlgefallen. Als Kinder Gottes leuchten sie wie Sterne in einer verkehrten Welt, indem sie das Wort des Lebens festhalten. Paulus empfiehlt Timotheus und Epaphroditus, welche Gott selbstlos dienen und warnt vor Irrlehren.
Im ergreifenden Zeugnis schildert Paulus seine einstigen Privilegien und Leistungen. Nun hält er alles für Dreck um der Erkenntnis Christi willen: Er will Ihn gewinnen, in Ihm gefunden werden und vertraut nicht auf sich selbst, sondern auf Gottes Gerechtigkeit durch Glauben. In allem will er Jesus gleich werden und jagt diesem Ziel nach. Seinem Vorbild sollen die Himmelsbürger in Philipper nachfolgen, sich im Herrn freuen und Ihn erwarten. Er ermahnt Evodia und Syntyche zur Versöhnung und die Gemeinde zu geistlichen Tugenden. Er schließt mit dem Dank für die reichlichen Gaben, Grüßen und Segenswünschen. https://buythefield.wordpress.com/2012/04/04/philipper/

Wege zur Erneuerung der Kirche

„Der Phil(ipperbrief) zeigt auf der Makroebene einen geschlossenen Aufbau. Im Zentrum des Briefes stehen die Mahnungen zur Einheit der Gemeinde und die Auseinandersetzung mit den Irrlehrern. Zwischen beiden Abschnitten besteht eine sachliche Verbindung, denn die Einheit der Gemeinde ist die Voraussetzung für die Abwehr der Irrlehrer. Kaum zufällig steht der Christus-Hymnus in der Mitte des Briefes. Als Urbild und Vorbild prägt Jesus Christus das Selbstverständnis und das Verhalten von Gemeinde und Apostel.“ (Udo Schnelle, Einleitung zum NT, 157f)

Die Zehn Gebote

Die Zehn Gebote zählen in der Christenheit mit zu den bedeutendsten und bekanntesten biblischen Texten gerade auch aus dem AT. Dies gilt insbesondere für die Kirchen der Reformation durch die Aufnahme der zehn Gebote in den Katechismus.
Wir beginnen zunächst mit einigen ganz grundsätzlichen Fragen und Beobachtungen.

1.Bibelstellen
Der ausführliche Text der Zehn Gebote findet sich zweimal im Alten Testament: 2. Mose 20,2-17 und 5. Mose 5,6-21. Beide Male steht der Text an hervorgehobener Stelle. In 2.Mose 20 eröffnen die entsprechenden Verse den Bericht über alle von Gott am Sinai vermittelten Gebote. Ebenso stehen die Zehn Gebote in 5. Mose 5 am Anfang der Wiederholung des Berichts über die Gebote vom Sinai. Bis auf wenige Abweichungen (z.B. der Schlusssatz des Sabbatgebotes) ist der Text identisch.
Natürlich finden sich darüber hinaus auch viele andere Bibelstellen, in denen auch nur einzelne Teile der Zehn Gebote aufgenommen sind (z.B. Jer 7,9; Hos 4,2; Bergpredigt).
2. Namen
Der Name des Textes ist uns in der Regel als „Zehn Gebote“ geläufig. In der Bibel findet sich diese Bezeichnung jedoch nicht. Dreimal – in 2. Mose 34,28; 5. Mose 4,13; 10,4 – findet sich aber die Bezeichnung „Zehn Worte“. Theologen sprechen daher, wenn sie sich auf die „Zehn Gebote“ beziehen, üblicherweise vom „Dekalog“: „deka“ = 10 und „logos“ = Wort. Wie aber begründet sich die Bezeichnung „Zehn Worte“ bzw. „Dekalog“? Zunächst durch die einleitenden Worte in 2. Mose 20,1.
Sie lauten:
„Und Gott redete alle diese Worte…“
Sodann ist die Formulierung von 2. Mose 20,2 „Ich bin der HERR, dein Gott…“ keine Gebotsformulierung.
Wenn man diesen Vers nicht nur als Einleitung zum ersten Gebot wertet, sondern als wichtigen ersten Teil, dann besteht der gesamte Text eben nicht nur aus Geboten. Die Bezeichnung „Zehn Worte“ nimmt diese Beobachtung ernst. Dies hat auch Einfluss auf die Zählung.
3.ZäHLUNG
In den biblischen Texten selbst findet sich keine Zählung. Da die Bewertung von Vers 2 umstritten ist und es darüber hinaus mehr als 10 Imperative (Befehlsform; Gebotsform) gibt, ist die Zählung umstritten.
Die allermeisten christlichen Traditionen ziehen die Kurzform von V. 2 zu V. 3 als dem ersten Gebot des Textes vor. Die Formulierung lautet dann: „Ich bin der HERR, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ V. 2 wird hier als Überschrift bzw. Präambel verstanden.
Jedoch: Die jüdische Zählung zählt V. 2 als erstes Wort und V. 3-6 als zweites Wort (Götzen- und Bilderverbot). Luther hingegen lässt das Bilderverbot in der Zählung weg und teilt dafür das Begehrensgebot auf.
Die reformierte Tradition der Reformation wiederum zählt das Bilderverbot mit und teilt das Begehrensgebot nicht auf.
Ich persönlich tendiere zur jüdischen Zählung und spreche wegen der Bedeutung von V. 2 für den gesamten Text lieber von den „Zehn Worten“ bzw. dem „Dekalog“ als von
den „Zehn Geboten“.
4.Aufbau&Struktur
Auch hier gibt es eine große Vielfalt, die ich nicht darstellen möchte. Am meisten überzeugt hat mich das Modell, das ich bei Hendrik J. Koorevaar kennengelernt habe. Er unterscheidet nach den positiv und den negativ formulierten Worten. Positiv formuliert ist das erste Wort in V. 2 („Ich bin der HERR, dein Gott…“) und das Elternehrgebot in V. 12 („Ehre deinen Vater und deine Mutter…“). Die anderen Worte sind negativ formuliert. Sie beginnen im Hebräischen mit einem betonten „nicht“. Eines der Worte ist sowohl positiv als auch negativ formuliert – das Sabbatgebot (V. 8-11).
Dies hat eine Bedeutung für die Gesamtstruktur: Die beiden positiv formulierten Gebote führen den ersten und zweiten Teil des Dekalogs an.
Das Sabbatgebot verbindet die beiden Teile (siehe Abbildung).
5.DIEBEDEUTUNG DER STRUKTUR
Die Struktur eines Textes ist keine rein formale Sache. Sie hat immer auch eine inhaltliche Bedeutung. Was ist diese bei der hier vorgestellten Struktur? Zunächst erweckt die Reihe mit den vielen „nicht“ den Eindruck vieler Verbote. Wenn man aber die negativen Aussagen unter die positiven stellt, steht über den beiden Teilen zunächst das Positive:
• Wenn der HERR, dein Gott ist, dann nicht, nicht, nicht…
• Deinen Vater und deinen Mutter ehrst du, indem du nicht, nicht, nicht…
Die negativen Aufzählungen sind also immer die Folge einer positiven Vorgabe!
Sodann werden mit den beiden positiven Worten die beiden geschichtlich bzw. heilsgeschichtlich wichtigen Themen des AT angesprochen. Das erste Thema ist die Rettung Israels aus der Knechtschaft in Ägypten. Gott befreit. Das ist die heilsgeschichtliche Grunderfahrung Israels. Das zweite Thema ist die Schöpfung. Durch die Eltern schenkt Gott neues Leben und die Schöpfung findet ihren Fortgang.
Diese Struktur zeigt außerdem, dass die Gebote nicht isoliert für sich stehen, sondern dass es einen inneren Zusammenhang gibt.
Und welche Funktion hat das Sabbatwort? Es verbindet die beiden Teile. Wie kann bewusst bleiben, wer Gott ist, was er tat und was er von Israel will? Indem diese Worte bewusst bleiben. Wie aber bleiben diese Worte bewusst? Indem man Zeit hat nicht nur für sich selbst, sondern auch für Gott. Dies regelt das Sabbatgebot. Es dient der Begrenzung der Arbeit und schafft Raum für die Zeit sich auf Gott auszurichten.
2. Mose 20,2-17

Ich bin der Herr, dein Gott,
der ich dich aus Ägyptenland,
aus der Knechtschaft, geführt habe.
Ehre deinen Vater und deine Mutter.
Nicht sollst du andere Götter haben.
Nicht sollst du ein Bild machen.
Nicht sollst du Gottes Namen
missbrauchen.
Nicht töte.
Nicht brich die Ehe.
Nicht stehle.
Nicht antworte als Lügenzeuge.
Nicht begehre
Gedenke des Sabbattages. Nicht sollst du arbeiten.


6.BiblischerText und Katechismus
Der Katechismus gibt den Text der Gebote gegenüber dem biblischen Text verkürzt wieder. Dies gilt für den ersten Teil bis zum Sabbatgebot. In der Fassung des Katechismus ist V. 2 gekürzt, und vor allem das Gebot zum Bildnis und zum Sabbat. Diese beiden sind auch die längsten im Dekalog.
Man kann sich fragen warum. Folgendes könnten die Gründe sein: Die antiken Religionen waren sehr reich an Bildern. Das Bilderverbot musste deshalb ausführlich begründet werden. Zum Sabbat finden sich keine direkten Parallelen in damaliger Zeit. Deshalb bedurfte auch diese Regel einer ausführlichen Begründung.
7.DIEVERTEILUNG AUFZWEITAFELN
Aus dem Zusammenhang des Berichts über die Vermittlung der Gebote erfahren wir, dass der Dekalog auf zwei Tafeln geschrieben war.
Viel wird spekuliert, wie die Verteilung war. Wenn wir den gesamten Text zugrunde legen, dann wäre die Texthälfte etwa in der Mitte des Sabbatwortes. Oft wurde auch eine Zweiteilung der Gebote in solche, die Gott betreffen, und solche Gebote, die das zwischenmenschliche Miteinander betreffen, vorgeschlagen. Aber will der Text nicht eine Einheit sein? Und wohin gehört das Sabbatgebot?
Der biblische Text sagt nichts über eine mögliche Verteilung. Dabei sollten wir es belassen. Zu bedenken ist auch, ob es vielleicht nicht auch zweimal der komplette Text war im Sinne von zwei vollständigen Dokumenten.
DR. HARTMUT SCHMID … ist Pfarrer und Vorsitzender des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes und wohnt mit seiner Frau Elfriede in Holzgerlingen.
https://lgv.org/fileadmin/LGV-Verband/Medien/10gebote/10_Gebote_-_00_Grundlegendes_01.pdf

Jesus und die Frauen. Er hat sie befreit.

“Inmitten der griechischen, römischen und jüdischen Kultur, wo Frauen beinahe auf die selbe Ebene wie Besitztümer gestellt wurden, zeigte Jesus Liebe und Respekt für die Frauen. Obwohl die jüdischen Rabbiner ihre Frauen nicht unterrichteten und der jüdische Talmud sagt, dass es besser ist die Tora zu verbrennen, als das man diese die Frauen lehre, nahm Jesus niemals die Position ein, dass Frauen allein aufgrund ihres Frauseins spirituelle oder theologische Wahrheit nicht erfassen könnten. Er zog sie nicht nur in Seine Zuhörerschaft mit ein, sondern gebrauchte darüber hinaus auch Illustrationen und Bilder, die ihnen vertraut waren (Mt. 13,33; 22,1.2; 24,41; Lk. 15,8-10) und wandte Seine Lehren spezifisch auf sie an (Mt. 10,34ff.). Der Samariterin am Brunnen (Johannes 4) gab er preis, dass er der Messias war und diskutierte mit ihr Themen wie das ewige Leben und die Art des wahren Gottesdienstes. Er belehrte auch Maria – während er Martha ermahnte – und wies auf die Vorrangigkeit des Lernens geistlicher Wahrheit gegenüber „weiblichen“ Pflichten und Aufgaben – wie das bedienen der Gäste im eigenen Haus – hin (Lukas 10,38).
Obwohl Männer, zur Zeit Jesu, es Frauen normalerweise nicht gestattet hätten, in deren Hände Wechselgeld abzuzählen– aufgrund der Angst vor physischem Kontakt – berührte Jesus die Frauen um sie zu heilen und erlaubte ihnen gleichermaßen auch Ihn zu berühren (Lukas 13,10ff.; Markus 5,25ff.). Jesus erlaubte sogar einer kleinen Gruppe von Frauen mit Ihm und Seinen Jüngern herumzureisen (Lukas 8,1-3) – ein noch nie da gewesenes Ereignis zu jener Zeit. Nach Seiner Auferstehung erschien Jesus zunächst Maria Magdalena und sandte diese zu den Jüngern, um Seine Auferstehung zu verkünden (Johannes 20,1-18) – trotz der Tatsache, dass es Frauen nicht gestattet war als Zeugen in jüdischen Gerichten auszusagen, da diese als Lügnerinnen angesehen wurden.
Jesu Umgang mit Frauen macht deutlich, dass er ihnen eine weit höhere gesellschaftliche Stellung zumaß, als das es damals üblich war. Er erwies ihnen Mitgefühl und Respekt, was für sie eine völlig neue Erfahrung war. Das verdeutlicht ihre Gleichwertigkeit. Trotzdem erhob Jesus die Frauen nicht in eine Führungs- oder Vorrangstellung gegenüber Männern…….. Schon ganz zu Beginn der christlichen Gemeinde übten Frauen entscheidende Funktionen aus (Apg. 1,12-14; 9,36-42; 16,13-15; 17,1-4,10-12; 18,1.2,18,24-28; Röm 16; 1Kor 16,19; 2Tim 1,5; 4,19).” bibelgemeinde-berlin.de https://www.soulsaver.de/blog/jesus-und-die-frauen-er-hat-sie-befreit/

Gemeinde nach dem Epheserbrief ist wie eine Schiffsmannschaft. Ein Vergleich.

„Der fünffältige Dienst rüstet die Gemeindebesatzung zu, Fahrt aufzunehmen und ihrer Bestimmung nachzukommen. Wobei die Gemeinde sowohl Fischkutter als auch Luxusliner ist. Fischkutter, weil ihre Aufgabe darin besteht, als Licht und Salz auf den Meeren der Welt Menschen zu retten. Luxusliner, nicht im materiellen Sinne, sondern weil etwas von der überschwänglichen und sich verschwendenden Güte der Herrlichkeit Gottes mit an Bord ist. Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, segelt unter der Flagge ihres Herrn und ist in seinem Auftrag auf den Meeren der Welt unterwegs (Mt.28,19f). Die einzelnen Aufgaben des fünffältigen Dienstes auf dem Schiff können dabei wie folgt beschrieben werden.
In der Schiffsmannschaft des fünffältigen Dienstes ist…

1. … der Apostel der, der die Begabungen der Schiffsmannschaft koordiniert – ohne ihn fehlt das Zusammen-spiel der Gaben,
2. … der Prophet der, der als Antenne himmlische Funksprüche empfängt – ohne ihn fehlt das aufdeckende Wort,
3. … der Evangelist der, der den Rettungsring auswirft – ohne ihn fehlt der Blick für die verlorene Welt,
4. … der Hirte der, der auf das Miteinander der Besatzung achtet – ohne ihn fehlt der innere Zusammenhalt,
5. … der Lehrer der, der im Wort Gottes schaut, ob der Kurs stimmt – ohne ihn fehlt die Stabilität aus dem Wort Gottes.
Die Gemeinde Jesu gleicht oft Schiffen, die im Hafen liegen und sich aneinander reiben, anstatt aufs Meer zu fahren und die Netze auszuwerfen. Der fünffältige Dienst ist dafür gegeben, die Schiffsmannschaft flott zu machen. Anstatt sich aneinander zu reiben, wird nun jeder mit seiner Gabe tätig.“ (Vgl. Vatter, S. 191 f.)

Es kommt auf jeden an! Keiner ist wichtiger oder unwichtiger. Wie schön ist doch die Vorstellung, dass jeder gerne in die Gemeinde geht, sich gerne engagiert, weil er weiß, er wird gebraucht und hat etwas beizutragen – gemäß seinen Gaben, in aller Freiheit.
Vatter legt ein besonderes Augenmerk auf den apostolischer Dienst, mit dem wir seiner Meinung nach heutzutage am wenigsten anzufangen wissen. Es lohnt sich also zu klären, was den apostolischen Dienst definiert.

„Sein Auftrag besteht darin, in neues Land aufzubrechen, um Gemeinden zu gründen, zu fördern und die Botschaft Gottes in der Welt zu proklamieren. Als Gesandter des Königs handelt er aus einer Reich-Gottes-Perspektive mit dem Ziel, alle Lebensbereiche des Menschen mit dem Evangelium zu durchdringen. Er denkt visionär und strategisch. Er spürt Potenziale einer Mannschaft auf und findet Wege, diese zum Wohl der Gemeinde, des Reiches Gottes und der Gesellschaft einzusetzen.“ (Vatter, S. 29)

Auch mit der Frage, wie wir zu solch einer Gemeinde mit apostolischem Charisma gelangen, lässt Stefan Vatter uns nicht alleine. Er ermutigt dazu, folgende Fragen ehrlich zu bedenken und zu beantworten:

  1. Haben wir die Demut, unsere Bedürftigkeit einzugestehen?
  2. Heißen wir die apostolische Gabe im Gebet unter uns willkommen?
  3. Eignen wir uns ein biblisches Bild über den apostolischen Dienst an?
  4. Lernen wir von apostolisch begabten Personen?
  5. Gestehen wir apostolischen Gabenträgern Entwicklungsräume zu?
  6. Beten wir als Leitung unter Handauflegung für geeignete Personen?
  7. Haben wir die Möglichkeit so jemanden anzustellen? (s. Seite 228)

Wer dahin kommt, auf diese Fragen mit einem JA zu antworten, ist der Gemeinde, die der dreieinige Gott im Sinn hat, einen großen Schritt näher.
https://www.brunnen-gemeinschaft.de/berichte/gemeindeaufbau-leiterseminar-mit-stefan-vatter/

Der fremde Wundertäter (Mk 9,38–49)

Das Markusevangelium überliefert uns folgenden kurzen Dialog (Mk 9,38–49):

Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb Dämonen in deinem Namen aus, und wir verboten’s ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Ihr sollt’s ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.

Was ist hier passiert und was dürfen wir aus diesem Gespräch zwischen Jesus und Johannes lernen? Ich will versuchen, beide Fragen kurz zu beantworten:

Johannes, Sohn des Zebedäus und einer der zwölf Jünger (vgl. Mk 1,19–20), berichtet seinem Lehrer (griech. didaskalos) von einem Mann, der im Namen Jesu Dämonen ausgetrieben hat. Da er nicht zu ihnen gehörte, haben sie ihm freilich untersagt, weiterhin im Namen ihres Meisters böse Geister auszutreiben. Jesus ist davon nicht begeistert, sondern erwidert: „Hindert ihn nicht! Denn jemand, der unter Berufung auf meinen Namen ein Wunder tut, kann nicht gleichzeitig schlecht von mir reden. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“ (NGÜ).

Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass zwischen dem vorangehenden Abschnitt in Mk 9,33–37 und diesem Austausch in 9,38–49 kein gedanklicher Zusammenhang besteht. Tatsächlich wurde schon vermutet, dass der Apostel wegen des Tadels, den die Zwölf gerade erhalten hatten, den Vorfall mit dem Exorzisten nur einfügte, um schnell das Thema zu wechseln. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass das Gewissen des Johannes wegen der Ermahnung („Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.“) aufgewühlt wurde und dieser nun wissen wollte, ob er und die anderen sich gegenüber diesem fremden Wundertäter richtig verhalten hatten.

Was für ein Mann ist das überhaupt, von dem Johannes hier spricht? Es handelt sich nicht um einen „Möchtegern-Exorzisten“ wie es etwa die sieben Söhne des jüdischen Hohenpriesters mit dem Namen Skeva waren (vgl. Apg 19,13–16). Er war auch kein „gesetzloser Exorzist“ im Sinne von Mt 7,22–23. Wahrscheinlich ist, dass der Mann, von dem Johannes spricht, wirklich glaubte, dass Jesus der verheißene Messias ist. Allerdings hatte er keine Beziehung zum engeren Jüngerkreis aufgebaut, sondern lebte und wirkte unabhängig von den Zwölfen. Johannes begründet daher den Versuch, ihn auszubremsen, damit, „dass er uns nicht folgte“. Bei Lukas klingt es ein wenig anders. Dort lesen wir: „denn er folgt dir nicht nach mit uns“ (Lk 9,49). Aber sowohl bei Markus als bei Lukas scheint der Schwerpunkt darauf zu liegen, dass dieser Exorzist nicht zum Jüngerkreis gehörte.

Was Jesus meint, wenn er sagt: „Niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann so bald übel von mir reden“, ist ziemlich klar. Wenn jemand im Namen Jesu – d.h. in Übereinstimmung mit seinem Willen und in seiner Vollmacht – ein mächtiges Werk vollbringt, wird er nicht schlecht von demjenigen reden, den er als den eigentlichen Auslöser dieses Wunders anerkennt. Deshalb ergänzt Jesus: „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (Man beachte, dass Jesus sich hier mit den Jünger eins macht und explizit von „wir“ anstelle von „ich“ spricht.)

Was sollen wir nun aus diesem kleinen Abschnitt lernen?

Erstens warnt uns Jesus vor einem „Exklusivismus“. Wenn wir meinen, dass nur unter uns „echte Jesusjünger“ zu finden sind oder sich alle ernsthaften Christen unserer Gemeinde anschließen sollten, dann wirkt unter uns bereits dieser toxische elitäre Geist, vor dem Jesus hier warnt.

Zweitens – und dieser Punkt ist mit dem ersten verwandt – sieht es ganz so aus, als ob sich Johannes und seine Freunde sehr wichtig genommen haben. Tatsächlich könnte es hier eine Verbindung zu dem vorangehenden Abschnitt geben. Die Zwölf hielten sich für die „Größeren“ (vgl. Mk 9,34). Sie waren schließlich – so ihre Überzeugung – viel näher an Jesus dran und nur bei ihnen ist echte Vollmacht über das Böse zu finden. Jesus macht folglich mit seiner Antwort deutlich, dass Stolz und eine dienende Haltung nicht zusammenpassen. Hans Bayer schreibt in seinem Kommentar: „Beachtenswert ist ferner die Wendung er folgt(e) uns nicht nach; weist dies darauf hin, dass sie sich aufgrund der wachsenden Popularität Jesu wichtig vorkommen?“ (Hans Bayer, Das Evangelium des Markus, HTA, 2018, S. 349).

Drittens zeigt uns Jesus mit seiner Reaktion, dass jemand, der in seinem Namen spricht und handelt, nicht so schnell gegen Jesus und seine Jünger polemisieren wird. Es spricht viel dafür, eine gewisse Toleranz oder sogar Wohlwollen gegenüber jenen zu kultivieren, die anders als wir selbst doch das eine Evangelium weitertragen, sogar dann, wenn die Motive zwielichtig sein mögen (vgl. Phil 1,17–18). William Hendriksen, von dem ich hier viel „abgekupfert“ habe, schreibt (Exposition of the Gospel According to Mark, NTC, S. 360–361):

Seien wir nicht weniger weitsichtig als Paulus (Phil 1,14–18). Folgen wir der Lehre Jesu und reichen wir unter Wahrung dessen, was wir selbst für die Reinheit der Lehre halten, all jenen die Hand der Brüderlichkeit, die den Herrn Jesus Christus lieben und auf das feste Fundament seines unfehlbaren Wortes bauen. Indem wir dies tun, lasst uns beten, dass wir dazu beitragen, andere auf den Weg des Heils zu führen, zur Ehre Gottes (1Kor 9,19.22; 10,31.33).

In Christus sein

In Christus sein heisst nicht bloss: sich in das Leben und die Worte Christi versenken, sondern: Anschluss an ihn haben

Das Wort Jesu: »Bleibt in mir… Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht« (Joh. 15,4-7) hat nicht bloss die Bedeutung: Die Jünger sollen sich in sein Leben, sein Werk, seine Worte hineindenken oder sich andächtig da hineinversenken.

Das »Leben Jesu«, sein »Erlösungswerk«, sein »Wort« können ja, losgelöst von ihm, zu einem Neutrum werden, zu einem Gedankending, zu einem Schemen, an dem man mit grossem Eifer festhält, ohne doch Christus nahe zu sein.

Jesus sagt seinen Jüngern hier einfach: Sie sollen in direkter Berührung mit ihm bleiben, den Anschluss an seine Person festhalten. Es handelt sich hier um eine so reale Lebensverbindung, wie sie zwischen dem Weinstock und seinen Reben besteht. In Christus sein heisst danach: durch den unmittelbaren Anschluss an ihn teilhaben an der Fülle seines Lebens; mit anderen Worten: seine Kräfte aus den Tiefen der Gottheit schöpfen.

In Christus sein heisst: in seinem Wirkungsbereich sein

Wir haben im Deutschen eine Redewendung, die uns das »in Christus sein« sprachlich verständlich macht. Wir sprechen davon, dass jemand »in der Sonne liegt«, »im Wind steht«; damit meinen wir, er befindet sich dort, wo die Sonne scheint, der Wind weht: er ist den Wirkungen dieser Mächte ausgesetzt.

In Christus sein, heisst: im Wirkungsbereich Christi sein, unter dem Einfluss seiner Kräfte stehen, heisst: mit Christus in die Himmelswelt versetzt sein (Eph. 2,6).

Man kann es deutlich merken, ob man in Christus ist

Das ist nicht etwas, wovon man nicht wissen könnte, ob es so ist oder nicht. Jesus hat es seinen Jüngern deutlich gesagt: An jenem Tag werdet ihr es merken, dass ihr in mir seid und ich in euch (Joh. 14,20). Und Johannes nennt das Erkennungszeichen, an dem jeder feststellen kann, ob er in Christus ist, den »Geist, den er uns gegeben hat« (1. Joh. 3,24).

Das Wirken des Geistes ist immer spürbar. Der Schiffer kann es merken, ob Windstille ist oder ob ein frischer Wind sein Fahrzeug vorwärts bringt. Der Mensch kann es merken, ob es in seinem Leben göttlich vorwärts geht oder nicht. Christen können es feststellen, ob ihr Tun und Streben von oben her erleuchtet, gehoben, getragen ist oder ob sie trotz aller Kraftanstrengungen nicht vom Fleck kommen. Das heisst: Sie können es merken, ob sie Anschluss an Christus haben oder nicht.

Wer in Christus ist, in dem ist die Macht seiner Stärke (Eph. 6,10), der kann siegen auf der ganzen Linie (trotz einzelner Teilniederlagen, 2. Kor. 2,14). In der Schutzzone des Wirkens Christi (»in Christus«) hat man Frieden, man ist unverletzt, ungekränkt von feindlichen Mächten (Joh. 16,33).

Wer im Bereich der Lebensfülle Christi ist, an dem ist nichts zu tadeln (Röm. 8,1). Er fällt nicht aus der Gemeinschaft mit Gott, er tut nichts auf eigenes Risiko (»er sündigt nicht«, 1. Joh. 3,6). In ihm ist die Liebe des Vaters vollkommen, er lebt, wie Christus gelebt hat (1. Joh. 2,5-6).

In solch einem Menschen ist die Gerechtigkeit Gottes verwirklicht (2. Kor. 5,21). Er ist ein neues Geschöpf (2. Kor. 5,17).

In Christus bleibt, wer nach seinen Weisungen handelt

Bleiben in Christus kann der, der seine Gebote hält, der die besonderen Weisungen, die Christus ihm für sein Leben gibt, erfüllt (Joh. 15,10; 1. Joh. 3,24). Wer die Aufträge (eigentlich »Mandate«) Christi nicht ausführt, hat sich von ihm getrennt; er verliert den Anschluss an ihn, verdorrt und taugt nur noch dazu, verbrannt zu werden (Joh. 15,4-6).

Ein Soldat kann nur im Wirkungsbereich eines grossen Feldherrn bleiben (mitwirken), wenn er dessen Befehle ausführt und es sich nicht herausnimmt, auf eigene Faust zu handeln.

Alle, die in Christus sind, sind organisch miteinander verbunden

In Christus (im Bereich seiner Lebensmächte) fallen die Scheidewände zwischen den Menschen hin – sie sind alle eines (ein lebendiges Ganzes). Sie brauchen nicht weiter zusammengebracht zu werden durch besondere Vorsätze und Veranstaltungen, sie sind schon beisammen; man organisiert sie nicht, denn sie sind ein Organismus (Joh. 17,20-23).

Alle die vielen Vereine und Vereinchen mit ihren Verfassungen sind hinfällig; denn die Christen sind schon ohne sie zusammenverfasst unter einem Haupt; sie sind ein Leib in Christus (Röm. 12,5).

Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch
http://www.life.de/information/bibel/neutestamentliches_woerterbuch/146292-in_christus_sein.html

Ein Christ ist gesegnet mit jeder geistlichen Segnung.

– Du bist mit Christus den Sünden, dem Gesetz, der Welt und der Philosophie gestorben (vgl. Röm. 6,2; 1.Petr. 2,24; Gal. 2,19; Kol. 2,20; Gal. 6,14).

– Du bist errettet (vgl. Kol. 1,13; Eph. 2,5.8; 2.Tim. 1,9; Tit. 3,5).

– Du bist am Herz beschnitten worden (vgl. Kol. 2,11).

– Du bist versiegelt worden mit dem Heiligen Geist (vgl. Eph. 1,13).

– Du hast mind. eine Gnadengabe des Geistes empfangen (vgl. Röm. 12,6-8; 1.Kor. 12,8-11).

– Du bist ein Geheiligter und Heiliger (vgl. Röm. 1,8; 8,27; 1.Kor. 1,2).

– Du bist vor Gott gerechtfertigt (vgl. Röm. 5,1).

– Du bist durch Christus mit Gott versöhnt (vgl. 2.Kor. 5,19).

– Du hast ewiges Leben (vgl. Röm. 6,23; 1.Joh. 5,11).

– Du bist lebendig gemacht (vgl. Röm. 6,13; Eph. 2,5).

– Du bist mit Christus auferweckt worden (vgl. Eph. 2,6; Kol. 2,12).

– Du hast jede geistliche Segnung erhalten (vgl. Eph. 1,3).

– Du bist ein Sohn/eine Tochter Gottes (vgl. 2.Kor. 6,18; Gal. 3,29).

– Du hast die Sohnschaft empfangen (vgl. Röm. 8,15; Gal. 4,5; Eph. 1,5).

– Du bist von Gott vor Grundlegung der Welt auserwählt, um heilig und tadellos vor ihm zu sein (vgl. Eph. 1,4).

– Du bist in Christus vollendet (vgl. Kol. 2,9).

– Du bist Licht in dem Herrn (vgl. Eph. 5,8; Phil. 2,15).

– Du hast die Welt bereits überwunden (vgl. 1.Joh. 5,4f.).

– Du bist mitversetzt worden in den himmlischen Regionen in Christus (vgl. Eph. 2,6).

– Du bist versetzt in das Reich Jesu Christi (vgl. Kol. 1,13).

– Du bist eine neue Schöpfung (vgl. 2.Kor. 5,17).

– Du bist gereinigt durch das Wasserbad im Wort (vgl. Eph. 5,26).

– Du bist durch das Wort Gottes von neuem geboren (vgl. 1.Petr. 1,3.23) bzw. gezeugt durch das Wort der Wahrheit (vgl. Jak. 1,18).

– Du bist frei vom Gesetz der Sünde und des Todes (vgl. Röm. 8,2).

– Du hast Zutritt zu Gott, dem Vater (vgl. Eph. 2,18).

– Du hast Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn (vgl. 1.Kor. 1,9; 1.Joh. 1,3).

– Du gehörst nun zu Gottes Volk, zu seinem Eigentumsvolk und gehörst du Gott (vgl. Tit. 2,14; 1.Petr. 2,9).

– Du hast ein Bürgerrecht Himmel (vgl. Phil. 3,20).

– Du bist Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenosse (vgl. Eph. 2,19).

– Du gehörst zum Leib Christi (vgl. 1.Kor. 12,13).

Du bist ein Priester und König Gottes (vgl. 1.Petr. 2,5.9; Offb. 1,6; 5,10).

– Du bist Gottes Erbe (vgl. Eph. 1,18).

– Du hast ein Erbe im Himmel (vgl. 1.Petr. 1,4; 3,7).

– Du hast eine Wohnung im Himmel (vgl. Joh. 14,2).

– Du bist mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist verbunden (vgl. Joh. 14,20.23; 17,23)

– Du bist sicher in Gottes Händen und nichts und niemand kann dich von der Liebe Gottes trennen (vgl. Joh. 10,28f.; Röm. 8,38f.).

– Du kannst wissen, dass du ewiges Leben hast (vgl. 1.Joh. 5,13).

Das Fundament des Christseins

Grundlage unseres Christseins ist nicht etwas, was wir für unseren Herrn getan haben, noch nicht einmal unsere Entscheidung für ihn, sondern das, was unser Herr für uns getan hat: Er hat sich für uns entschieden! Er tut nicht etwas für uns, weil wir etwas für ihn tun, sondern wir können nur etwas für ihn tun, weil er alles für uns getan hat! Wenn diese Reihenfolge verkehrt wird, wird alles verkehrt!
In Christus bin ich:
– das Salz der Erde (Matthäus 5, 13)
– das Licht der Welt (Matthäus 5, 14)
– ein Kind Gottes (Johannes 1, 12)
– eine Rebe am Weinstock, ein Kanal des Lebens Christi (Johannes 15, 1-5)
– Christi Freund (Johannes 15, 15)
– ein Diener der Gerechtigkeit (Römer 6, 18)
– Gottes Knecht / Gottes Magd (Römer 6, 22)
– ein Miterbe Christi (Römer 8, 17)
– ein Tempel des Heiligen Geistes (1. Korinther 3, 16; 1. Korinther 6, 19)
– ein Glied am Leib Christi (Epheser 5, 30)
– eine neue Kreatur (2. Korinther 5, 17)
– ein Heiliger (Philipper 1, 1)
– ein Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenosse (Epheser 2, 19)
– ein Gefangener Christi (Epheser 3, 1; Epheser 4, 1)
– ein Bürger des Himmels (Philipper 3, 20; Epheser 2,6)
– ein Auserwählter Gottes (Kolosser 3, 12; 1. Thessalonicher 1, 4)
– ein Kind des Lichts und nicht der Finsternis (1. Thessalonicher 5, 5)
– ein Teilhaber der himmlischen Berufung (Hebräer 3, 1)
– ein Feind des Teufels (1. Petrus 5, 8)
– ein Fremdling und Pilger in der Welt, in der ich jetzt lebe (1. Petrus 2, 11)

„VERSTEHST DU AUCH, WAS DU LIEST?“

„Verstehst du auch, was du liest?“ Philippus hat dem Kämmerer aus Äthiopien beim Lesen von Jesaja 53 ohne Umschweife diese Frage gestellt. Die Antwort war ganz ehrlich: „Wie kann ich…?“ (Apostelgeschichte 8,30-31) – Geht es mir beim Lesen der Bibel nicht gelegentlich ähnlich? Verstehe ich immer, was ich lese? Die Überschrift ist bewusst persönlich formuliert. Ich möchte aus meiner Erfahrung antworten.
MÖGLICHE OFFENE FRAGEN
Die thematischen Bereiche der offenen Fragen können individuell ganz unterschiedlich sein. Was dem einen ein Problem ist, da ist für den anderen alles klar. Ich möchte ein paar Fragenfelder zusammenstellen ohne Anspruch auf Vollkommenheit und jeweils einige Beispiele nennen:
Historische Fragen: Ist denn die Bibel in historischen Fragen zuverlässig, etwa was Zahlen anbetrifft. Hat es den Auszug aus Ägypten tatsächlich gegeben?
Naturwissenschaftliche Fragen: Wurde die Erde in sechs Tagen geschaffen, oder wie muss man diesen Text verstehen? Ist der Hase tatsächlich ein Wiederkäuer?
Gibt es nicht Widersprüche in der Bibel, und wie gehe ich damit um?
Wie ich mit schwierigen Bibelstellen umgehe
Schwierige biblische Bücher: Wie oft habe ich erlebt, dass ein Bibel- oder Hauskreis mit großer Begeisterung die Besprechung der Offenbarung aufnahm und wenige Wochen später ernüchtert resigniert hat.
Ethische Fragen: Welche Gebote sind heute noch gültig? Insbesondere richtet sich diese Frage an das Alte Testament. Aber ebenso an die Praxis des Glaubens: Mit welchem Recht werden die einen Gebote gehalten und andere Gebote ohne große Diskussion nicht mehr?
Theologische und geistliche Fragen: Hier könnte ich eine Fülle aufzählen. Ist denn die Dreieinigkeit wirklich biblisch begründet? Kann Gott tatsächlich eifersüchtig und zornig sein? Musste sein Sohn wirklich sterben, oder hätte es nicht eine andere Lösung zur Rettung gegeben?
WIE GEHE ICH MIT SCHWIERIGEN BIBELSTELLEN UM?
Die oben beispielhaft angesprochenen möglichen Fragen kann ich auf diesem knappen Raum nicht beantworten. Ich möchte ein paar grundsätzliche Linien nennen, wie man mit schwierigen und zunächst unverständlichen Bibelstellen umgehen kann.
Ich verzichte auf Sachkritik an der Bibel. Das ist ein Grundanliegen des Bengelhauses. Ich stelle mich nicht über die Schrift. Ich bestimme nicht über die Gültigkeit von Texten. Auch wenn ich Stellen nicht verstehe, auch wenn mir manche Aussagen Not machen und es schwer fällt, sie zu akzeptieren, dann gilt doch: Die ganze Bibel ist Gottes Wort. Ich arbeite gründlich an Bibeltexten. Manche Fragen klären sich, wenn ich an den Texten gründlich arbeite. Wenn zwei Bibelstellen zunächst widersprüchlich erscheinen, löst sich dies eventuell, wenn ich den näheren Zusammenhang und die jeweilige Situation berücksichtige.
Ich lerne offene Fragen auszuhalten. Ich kann dies, indem ich mir einige Dinge klar mache. Die Bibel ist ein Buch, das einen großen Zeitraum mit einer wechselhaften Geschichte umfasst. Außerdem ist sie in ferner Zeit und in einem anderen Kulturraum entstanden. Schon aus diesem Grund müssen mir Dinge fremd sein. Auf Grund dieser äußeren Ferne ist historisches Forschen notwendig. Allerdings lassen sich nicht alle Fragen eindeutig klären, weil das Hintergrundwissen (noch) fehlt.
Ich achte die Bibel als Gottes Wort. Gott kann ich aber nicht fassen. Das gilt auch für sein Wort. Gottes Wort ist für mich Menschen zumal als Sünder immer auch ein fremdes Wort. Und dann ist die Bibel Gottes Volk und der Gemeinde gegeben. Sie ist kein Buch nur für mich. Was ich nicht verstehe, versteht ein anderer. Was an meinem Ort und in meiner Situation gar nicht so wichtig ist, ist an einem anderen Ort und in einer anderen Situation vielleicht äußerst wichtig.
Ich will durch die Bibel geistlich reifen. Die Bibel ist nicht nur ein Lehrbuch, sondern vor allem ein Lebensbuch. Bibel verstehen ist nicht nur ein Verstehen mit dem Verstand. Bibel verstehen hat mit Kopf und Herz zu tun. Dies gilt vor allem für die geistlichen Fragen. Biblisches Verstehen heißt erkennen. Es ist ein personales Erkennen, weil es mit Gott zu tun hat. Geistliche Fragen sind nie nur Wissensfragen. Geistlich verstehen heißt wachsen und reifen und das verstehen, wofür ich reif bin.
Ich möchte mehr verstehen. Obwohl ich weiß, dass ich nie alles verstehen werde, möchte ich doch in der Erkenntnis wachsen und zunehmen. Je länger je mehr sind mir solche Texte eine besondere Hilfe, die zunächst sperrig sind, fremd und unverständlich. Texte, um die ich mich mühen muss, an denen ich mich reibe, sind mir inzwischen besonders lieb. Sie fordern mich heraus und bringen mich (in der Regel) weiter. Für solche Texte brauche ich jedoch Zeit. Sie müssen mich begleiten. Sie müssen in mir Raum haben. An solchen Texten muss ich auch immer wieder vorbeikommen und innehalten.
Ich höre auf andere Bibelleser. Der Kämmerer antwortet auf die Frage des Philippus: „Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet?“ Ich kann viele Fragen nicht selbst beantworten. Aber andere sind mir eine Hilfe auf dem Weg des Verstehens.
Ich möchte das Erkannte bewahren und tun. Die nicht verstandenen Stellen und Sachverhalte sollen das Erkannte nicht überdecken. Die wichtigsten Dinge sind in der Bibel ganz klar. Kann das Problematisieren auch der Versuch sein, den klaren Stellen aus dem Weg zu gehen? Was ich verstanden habe, möchte ich bewahren und tun.
Beispiel Eine historische Frage: Von nicht wenigen Forschern wird der Auszug Israels aus Ägypten grundsätzlich in Frage gestellt. Ein Hauptargument lautet, dass er außerbiblisch nicht bezeugt sei. Dagegen steht das eindeutige Zeugnis der Schrift. Es wird an so vielen Stellen auf den Auszug Bezug genommen, dass mir eine Infragestellung dieses Geschehens nicht möglich ist.
Eine biologische Frage: Im dritten Buch Mose gibt es viele Speisevorschriften, welche Tiere man essen und welche man nicht essen darf. Der Bibeltext gibt dafür kaum Begründungen. Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einer Bäuerin. Sie kennt die Schrift und sie hat Tiere beobachtet. Aus ihren Beobachtungen konnte sie mir einleuchtende Erklärungen für das biblische Gebot geben. Ein konkretes Beispiel: Oft wird gesagt, der Hase sei entgegen 3. Mose 11,6 kein Wiederkäuer. Er ist es zwar anders als die Kuh, er ist es aber doch, denn er frisst seinen ersten Kot nochmals.
Eine ethische Frage: Welche Gebote (vor allem aus dem Alten Testament) sind (noch) gültig? Dies kann man nicht aus dem einzelnen Text erheben. Hier bedarf es einer gesamtbiblischen Auslegung. Legt man die ganze Schrift zugrunde erkennt man, dass es Gebote gibt, die nur für einen bestimmte Zeit verpflichtende Gültigkeit hatten. Eine Vielzahl von Geboten ist durch Jesus Christus erfüllt, andere sind neu hinzugekommen. Und dann gibt es Gebote, die ungebrochen in der ganzen Schrift Gültigkeit haben.
Schwierige Bücher: Für mich zählten dazu lange Zeit das Buch Hiob und die Offenbarung. Den Zugang fand ich, indem ich diese Bücher mehrmals ganz durchgelesen habe und nicht an Einzelfragen hängen blieb. Es waren dann nicht alle Fragen gelöst, aber ich hatte einen Eindruck von der Gesamtaussage. Und von dieser her lassen sich die Einzelfragen besser einordnen und auch beantworten.
Eine theologische Frage: Mit einem Bibelkreis bespreche ich den 1. Johannesbrief. Zwei Aussagen stehen unmittelbar beieinander. Die eine: Wir sind Sünder. Die andere: Wir halten seine Gebote. Logisch haben wir dies nicht zusammenbringen können. Logisch kann nur eine Aussage richtig sein. Geistlich möchte ich diese Spannung aushalten und die Aussagen gelten lassen. Beide gelten gleichzeitig. Dies ist eine geistliche Wirklichkeit.
WAS Klar SEIN MUSS Gewiss gibt es viele offene Fragen. Gewiss werden nicht alle Fragen beantwortet. Was klar sein muss, ist das wichtigste Ziel, das Gott mit seinem Wort hat. Bengel hat es so formuliert: Die Bibel zeigt den Weg zum Heil. Wenn ich diesen Weg erkannt habe, wenn ich im Glauben mit Jesus Christus verbunden und durch ihn erlöst bin, dann habe ich das Wichtigste erkannt. Alle anderen Fragen sind dann nicht unwichtig, aber zweitrangig. Hartmut Schmid