24.11.1572 – Todestag des Reformators John Knox

Wenn im Zuge des Reformationsgedenkens von den großen Gestalten des frühen Protestantismus die Rede ist, wird meist auf Luther, Calvin und Zwingli verwiesen, weniger auf den wortgewaltigen Prediger John Knox aus Schottland.
John Knox ist der Organisator der calvinistischen schottischen Reformation. Er wird um 1514 in Giffordgate geboren, einer Vorstadt von Haddington (Schottland). Er stirbt am 24. November 1572 in Edinburgh.
Nach dem Besuch der Lateinschule in Haddington studiert Knox an der Universität Glasgow Theologie und Jura. 1536 wird er als Priester ordiniert. 1540 wirkt er als Notar in Haddington, später auch als Hauslehrer bei mehreren Grafen. Knox wendet sich der Reformation durch Einflüsse der Prediger Thomas Gwilliam und George Wishart zu. Mit Wishart pflegt er bis zu dessen Märtyrertod am 1. März 1546 Umgang. Als es bald nach Wisharts Verbrennung in St. Andrews zu einem Aufstand kommt, dem Kardinal Beaton zum Opfer fällt, berufen die Protestanten der Stadt John Knox zum Prediger.
Im Juli 1547 wird der Aufstand mit französischer Hilfe niedergeschlagen. Dadurch gerät auch Knox bis Februar 1549 in Gefangenschaft auf einer französischen Galeere. Danach erhält er durch die englische Regierung unter Edward VI. (1547-1553) Predigerstellen in Berwick am Tweed, nahe der schottischen Grenze, und 1551 in Newcastle. Das Amt eines Bischofs von Rochester lehnt er ab, wie er sich überhaupt gegen die episkopale Verfassung und den katholischen Kultus der anglikanischen Kirche einsetzt.
1552 arbeitet Knox an der zweiten Ausgabe des „Book of Common Prayer“, einem anglikanischen Glaubensbekenntnis, mit. Er setzt als Kompromiss die Einfügung der „schwarzen Rubrik“ durch. Sie verdeutlicht, dass durch den Empfang des Abendmahls im Knien nicht die reale Gegenwart Christi in den Elementen ausgedrückt wird, da Christus im Himmel zur Rechten Gottes sitzt.
Als die katholische Maria Tudor (1553-1558) den englischen Thron besteigt, flieht John Knox im Januar 1554 nach Genf, wo er ein Schüler Calvins wird. Von November 1554 bis März 1555 weilt er als Pastor in Frankfurt am Main, wohin er von einer reformierten Gemeinde aus englischen und französischen Flüchtlingen berufen wird. Hier hat Knox zwischen zwei Parteien zu vermitteln, die die anglikanischen Riten gemäß dem „Book of Common Prayer“ beibehalten bzw. abschaffen wollen. Knox hält diese Riten zwar für unbiblisch, aber an sich nicht widergöttlich. Er wird vom Frankfurter Magistrat der Stadt verwiesen, da er Kaiser Karl V. und seinen Sohn Philipp öffentlich angreift.
Im Herbst 1555 kehrt er vorübergehend nach Schottland zurück, wo noch Maria Stuarts Mutter Maria von Guise anstelle ihrer unmündigen Tochter regiert. Da die Durchführung der Reformation in Schottland auch jetzt noch aussichtslos ist, wirkt Knox vom Spätsommer 1556 bis Frühjahr 1559 nochmals in Genf, jetzt als Pfarrer der englischen Flüchtlingsgemeinde und als Mitarbeiter an einer englischen Bibelübersetzung, der „Geneva Bible“. Den schottischen Adel fordert er von Genf aus auf, die Reformation voranzutreiben. Die protestantischen Adligen schließen am 3. Dezember 1557 einen Bund (congregation) zur Verteidigung der evangelischen Kirche.
Nach seiner Rückkehr nach Schottland tritt John Knox im Bündnis mit dem auch politisch motivierten Adel eminent für die Reformation ein, die er als Abschaffung des Götzendienstes proklamiert. Klöster werden geplündert und Heiligenbilder zerstört. Knox betätigt sich als Unterhändler für ein Bündnis zwischen dem schottischen Adel und der neuen Königin Elisabeth I. von England gegen den gemeinsamen Gegner Frankreich unter Franz II. mit seiner Frau Maria Stuart (1542-1567). Maria von Guise wird abgesetzt, nachdem die französischen Truppen in Schottland besiegt sind.
Im August 1560 wird vom Parlament ein Glaubensbekenntnis – die Confessio Scotica – angenommen, an dem Knox maßgeblich mitgewirkt. Die päpstliche Jurisdiktion wird abgeschafft und der katholische Kultus verboten. Knox wird Prediger in Edinburgh und fordert fortan die konsequente Durchsetzung des Verbots der Messe auch am Hofe der Königin Maria Stuart. Sie hat die protestantische Reformation nie förmlich bestätigt und wird die härteste Widersacherin von John Knox. Von Edinburgh aus forciert Knox nun den Aufbau der presbyterianischen Kirche in Schottland. Nach der Ermordung des italienischen Sekretärs der Maria Stuart verlässt Knox Edinburgh, um sich in Sicherheit zu bringen. Erst nach der Inhaftierung der Königin 1567 kehrt er zurück und fordert ihre Hinrichtung wegen Gattenmordes und Ehebruchs.
Erst jetzt werden die Parlamentsbeschlüsse von 1560 unter der Regentschaft des Grafen Murray bestätigt. 1570 muss Knox die Stadt nochmals verlassen, da er sich mit seinen Predigten gegen die Partei der Königin in Gefahr bringt. Einige Monate vor seinem Tod kehrt er zurück.
John Knox fällt als Prediger durch seine Kompromisslosigkeit auf, mit der er sich viele Feinde macht. Andererseits zeugen viele seiner Briefe von seinen Fähigkeiten als Seelsorger. Trotz seiner Mitwirkung an Bekenntnissen und Kirchenordnungen ist Knox weniger Theoretiker als praktischer Organisator der schottischen Reformation. Über Jahrzehnte in harte politische Auseinandersetzungen verwickelt, entwirft er eine Theorie des Widerstandsrechtes gegen politische Herrschaften, die den Glauben unterdrücken. Auf seinem Werk basiert der schottische Protestantismus, in dem sich der Calvinismus als Puritanismus anstelle des Anglikanismus durchsetzen kann. Knox wird auch als Kirchengeschichtsschreiber wichtig. Sein Werk über die schottische Reformation ist autobiographisch bedeutsam. Frauke Brauns, Bielefeld
Quelle: www.reformiert-online.net https://www.reformiert-info.de/2566-0-0-5.html

Thomas Müntzer – Ein deutscher Freiheitsheld

Thomas Müntzer gilt als der erste deutsche Freiheitsheld. Zunächst als Verbündeter Martin Luthers forderte der Prediger die Entmachtung der katholischen Kirche. Als sich seine Ideen immer weiter radikalisierten und er nicht nur die Abschaffung der Ablassbriefe anstrebte, sondern vielmehr eine gerechte Gesellschaftsordnung forcierte, wandte sich Luther von ihm ab.

Müntzers Bestrebungen waren mitverantwortlich für den Deutschen Bauernkrieg, auch die Revolution des gemeinen Mannes genannt, in der sich über 100.000 Bauern auf dem Schlachtfeld gegen die deutlich überlegenen Soldaten des Adels in der Hoffnung auf Freiheit stellten.

Am 27. Mai 1525 starb Müntzer, nachdem er nach der Schlacht von Frankenhausen inhaftiert wurde. Trotz der vorangegangenen Folter blieb Müntzer bis zu seinem Tode seinen Überzeugungen treu und wurde schließlich dafür geköpft.

Mehr zu der Beziehung von Müntzer und Martin Luther sowie Müntzers Rolle bei dem Bauernkrieg von 1524 bis 1525 inkl. Leseempfehlungen gibt es auf der wbg Community Plattform: https://tinyurl.com/yc2c85cp

Sind Christen unnütz für das geschäftliche Leben?

Wir werden aber auch noch auf einen anderen Titel hin der widerrechtlichen Schädigung angeklagt: man sagt, wir seien unnütz für das geschäftliche Leben. Wie? Leute, die mit euch zusammenleben, Leute von derselben Lebensweise, Kleidung, Einrichtung und denselben Bedürfnissen des Lebens? Wir sind doch keine Brahmanen oder indische Gymnosophisten, Waldmenschen und aus dem Leben ausgeschieden! Wir sind dessen stets eingedenk, daß wir Gott, als Herrn und als Schöpfer, Dank schuldig sind und verschmähen keine der Früchte seiner Werke, Allerdings zügeln wir uns, daß wir uns ihrer nicht über das rechte Maß oder in verkehrter Weise bedienen. Daher wohnen wir mit euch in dieser Welt zusammen nicht ohne den Gebrauch des Forums, nicht ohne den Fleischmarkt, ohne die Bäder, ohne eure Kaufläden, Werkstätten, Gasthäuser, Jahrmärkte und den sonstigen Handelsverkehr, Wir betreiben mit euch zusammen die Schiffahrt, tun mit euch Kriegsdienst, treiben Ackerbau und bringen dann unsern Erwerb in den Handel, die Erzeugnisse unserer Kunstfertigkeit und unserer Arbeit geben wir öffentlich zu eurem Gebrauche hin. Da wir mit euch und von euch leben, so begreife ich nicht, wie wir als unnütz erscheinen können für eure Geschäfte. Tertullian “Apologeticum” um 198 n. Chr. (42. Abschnitt)

Calvins Einfluss in Genf

Weshalb war Calvin erfolgreich gewesen? Auf diese Frage gibt es keine einfach Antwort. Doch das wichtigste Element von Calvins Erfolg war vielleicht sein Predigtdienst. Im Jahre 1549 gab es tägliche Predigten- drei am Sonntag -, wöchentliche Katechismusklassen, theologische Diskussionen, Zusammenkünfte von Geistlichen zum Bibelstudium („congrégations“) und Konsistorialratssitzungen. … Man darf nicht vergessen, dass Calvin vor allem ein pflichtbewusster lokaler Geistlicher war. Er hatte sich selbst seinen Genfer Aufgaben verschrieben. Jeder Versuch, den Genfer Geistlichen und Politiker Calvin zugunsten des Theologen und der ‚Berühmtheit’ Calvins zu übersehen, ist problematisch.

William G. Naphy. Calvins zweiter Aufenthalt in Genf. Aus: Herman J. Selderhuis (Hg.) Calvin Handbuch. Mohr Siebeck: Tübingen 2008. S. 53.

Calvins Beziehung zu Luther

Calvin hegte für Luther grosse Bewunderung. Die Beziehung des Genfers Reformators zum Wittenberger hat für mich Vorbildcharakter.

  • Starker Einfluss: Calvin wollte Luther zwar nicht mit Elias vergleichen, als hätte es nach Luther nie mehr Propheten gegeben, aber er sagte, dass ‚das Evangelium von Wittenberg ausgegangen’  sei.
  • Beeindruckt: Er war beeindruckt, als er über Bucer einen persönlichen Gruss von Luther mit der Nachricht erhielt, Luther habe seine Bücher mit Genuss gelesen.
  • Nötiger Abstand: Calvin schreibt in einem Brief an Bullinger, er habe hinsichtlich Luthers immer seine Freiheit gewahrt.
  • Person und Sache getrennt. Für Calvin war Luther zu scharfzüngig, zu wenig nuanciert in seinen Urteilen. Er verwende problematische Formulierungen sowie ungeschickte Vergleiche. Calvin hatte offenbar grössere Schwierigkeiten mit Luthers Charakter als mit seinen Auffassungen.

1555 seufzte Calvin: „Ach, lebte Luther doch noch. Er war zwar heftig, aber er ging nie so weit wie seine Gefolgsleute, die man keine Schüler, nur Nachmacher, ja Affen nennen kann.“

Christen helfen, aber sie nerven auch.

Sie sind das Salz der Welt, das in deren offenen Wunden schmerzt.
Was die Nicht-Christen damals wie heute an den Christen irritiert, sind vor allem zwei Besonderheiten:
Ihr religiöser Absolutheitsanspruch.
Ihre auf die Ehe und deren Erhalt ausgerichtete Sexualmoral.
Auch wenn es viele vermeintlich progressive Christen nicht wahrhaben wollen: Beide Haltungen sind essentiell, weil sie zusammengehören. Der Gott, dessen Wesen treue Liebe ist, will, dass diese treue Liebe auch im zwischenmenschlichen Bereich realisiert wird. […]
Immer wieder stehen Christen in der Versuchung, sich dem Widerstand zu beugen. Im Römischen Reich durch den Vollzug des Kaiseropfers, in mehrheitlich muslimischen Ländern durch Konversion, im westlichen Kulturkreis durch Assimilation an die hedonistischen Wertvorstellungen.“
Markus Spieker aus seinem Buch Jesus eine Weltgeschichte

Christlicher Einsatz gegen die Sklaverei

„Augustinus berichtet in seinem Brief, der erst vor wenigen Jahrzehnten wiederentdeckt wurde, von einer besonders dramatischen Befreiungsaktion. Im Umfeld seiner Gemeinde in Hippo, heute Algerien, trieben um das Jahr 425 Sklavenhändler aus der heutigen Türkei ihr Unwesen. Mit Unterstützung korrupter Staatsbeamter überfielen sie Familien und verschleppten deren Kinder. Außerdem lockten sie junge Männer und Frauen mit falschen Versprechungen auf ihre Schiffe, um sie später als Zwangsarbeiter oder Sexsklaven zu verkaufen.
Eines Tages machte unter den Christen von Hippo die Nachricht die Runde, die Menschenhändler planten einen neuen Sklaventransport. Einige der Unglücklichen befanden sich schon auf dem Schiff, das demnächst in See stecken sollte. Die anderen waren in einem Haus eingesperrt. Weil die lokalen Behörden nicht einschreiten wollten, nahmen die Christen das Recht selbst in die Hand. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion befreiten sie alle Gefangenen. Anschließend nahmen sie die zumeist jugendlichen Verschleppten in ihre Obhut oder brachten sie zurück zu ihren Familien.“
Aus Markus Spiecker, Jesus eine Weltgeschichte.