Ich liebe die Musik, und es gefallen mir die Schwärmer nicht, die sie verdammen.
Weil sie
1. ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen ist,
2. Weil sie die Seelen fröhlich macht,
3. Weil sie den Teufel verjagt,
4. Weil sie unschuldige Freude weckt.
Darüber vergehen die Zornanwandlungen,
die Begierden,
der Hochmut.
Ich gebe der Musik den ersten Platz nach der Theologie.
Das ergibt sich aus dem Beispiel Davids und aller Propheten, weil sie all das Ihre in Metren und Gesängen überliefert haben.
5. Weil sie in der Zeit des Friedens herrscht.
Haltet also aus, und es wird bei den Menschen nach uns besser mit dieser Kunst stehen, weil sie im Frieden leben.
Ich lobe die Fürsten Bayerns deshalb, weil sie die Musik pflegen.
Bei uns Sachsen werden die Waffen und Bombarden1 gepredigt.
https://jochenteuffel.files.wordpress.com/2023/04/luther-ueber-die-musik.pdf
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Händels Messias entdecken
Eines der größten Meisterwerke aller Zeiten wurde von einem Mann komponiert, der am Rande der Verzweiflung stand. Im September 1741 machte sich Georg Friedrich Händel an die Komposition eines neuen Werkes. Nur 24 Tage später hatte er das von einigen als größtes musikalisches Meisterwerk aller Zeiten bezeichnete Oeuvre beendet.
Händel war von Geburt aus Deutscher, verbrachte jedoch viele Jahre in Italien, wo er das Komponieren von Opern erlernte. Im Jahre 1738 gingen bereits 40 auf seine Feder zurück. Er ließ sich in London nieder und wurde bald der bekannteste und erfolgreichste Komponist Englands. Komponisten wie Händel waren die Steven Spielbergs und Andrew Lloyd Webbers ihrer Zeit. Im London des 18. Jahrhunderts war die Oper, und hier insbesondere die italienische, en vogue. Wer die hohe Nachfrage bedienen konnte, dem waren Ruhm und Reichtum gewiss. Und Händel verstand sich darauf.
Aber das Showbusiness ist damals wie heute ein unbeständiges und unberechenbares Geschäft. 1740 war die Oper in der Gunst des Publikums bereits im Fallen begriffen.
Da sich zwei der von ihm komponierten und auf die Bühne gebrachten Opern als Fiasko entpuppten und lediglich viermal zur Aufführung kamen, bevor sie, vom Publikum verlacht, aus dem Programm genommen werden mussten, hatte sich Händels Popularität ebenso wie ein Großteil seiner Einnahmen erschöpft. Angesichts seiner angeschlagenen Reputation und seines drohenden finanziellen Ruins schien seine Karriere beendet zu sein. An diesem Tiefpunkt in seinem Leben schickte ihm ein früherer Kollege, Charles Jennens, den Vorentwurf für eine neue Komposition.
Jennens war das, was man heute einen Drehbuchautor nennen würde, und er verfasste zahlreiche Libretti (d.h. den Text) für Opern und andere große Vokalwerke. Jennens schwebte ein Oratorium vor. Die Gesetze jener Zeit erlaubten es nicht, religiöse Dramen auf die Bühne zu bringen. Mit einem Oratorium umging man dieses Verbot. Darunter versteht man ein großes musikalisches Werk, das mit einer Oper vergleichbar ist.
Auf biblischen Texten basierend kommt es jedoch ohne Bühnenbild und Kostüme aus. Zudem spielen die Ausführenden ihre entsprechende Rolle nicht. Im heutigen Sprachgebrauch könnte man eher von einer Dokumentation als von einer Bühneninszenierung sprechen.
Jennens Libretto schuf eine geschickte Verbindung zwischen den Texten des Alten und Neuen Testaments, um die Geschichte Jesu Christi, angefangen von den frühesten Prophezeiungen seiner Geburt bis hin zu seiner triumphalen Auferstehung und Wiederkunft, zu erzählen. Er nannte das Werk Der Messias. Die Idee reizte Händel. Und so begannen jene unglaublichen drei Wochen kreativer Schaffenskraft. Es heißt, er habe sich in sein Zimmer zurückgezogen und über seiner Arbeit Nahrung und Schlaf vergessen. Seine Bediensteten pflegten ihn tränenüberströmt und vollkommen von seinen Inspirationen vereinnahmt, wie in Trance, vorzufinden.
Nachdem er das Halleluja abgeschlossen hatte, soll er gesagt haben: „Ich meinte, das ganze Himmelreich vor Augen zu haben und mit ihm den großen Schöpfer selbst.“ Einige bedeutende Forscher, die sich mit Händels Leben befassen, fragen sich, ob diese Lesart seiner Lebensgeschichte nicht doch etwas zu verklärt ausgefallen sei. Mit Sicherheit lässt sich das wohl nie sagen. Es mag sein, dass Der Messias, wenngleich unter Aufbietung eines ungewöhnlich hohen Maßes an konzentrierter Dichte, mit höherem weltlichen Anspruch geschaffen wurde.
Am 13. April 1742 wurde er uraufgeführt und war sofort ein Erfolg.
Händels Ruhm und Reichtum stellten sich wieder ein. Bis zu seinem Tod im April 1759 komponierte er noch viele weitere Oratorien. Keines jedoch übertraf den Messias an Genialität und Eingebung.
Denkt man an den Messias, so fallen einem wahrscheinlich die berühmten Arien und Chöre ein. Vielleicht hören Sie sich einmal das ganze Werk an. Es dauert etwa zweieinhalb Stunden. Wem klassische Musik noch fremd ist, dem mag das bedrohlich lang erscheinen, aber es ist ein lohnender Zeitaufwand, den Sie nicht bereuen werden. Sie können sich das Werk als Musikkassette oder CD in Ihrer Bibliothek ausleihen oder aber nachsehen, wann es bei Ihnen in der Nähe bzw. im Radio zur Aufführung gebracht wird. Gerade in dieser Jahreszeit ist das recht häufig der Fall.
Wer bislang lediglich die Höhepunkte des Werkes kannte, ist oft tief berührt, wenn er den Messias zum ersten Mal in Gänze hört. Vielleicht machen Sie selbst einmal die Erfahrung, wie Händels Meisterwerk Sie geistlich bereichern und mit Hoffnung erfüllen kann. Wir haben für Sie einen Hörführer zusammengestellt, der Ihnen hilft, die Aufführung zu verfolgen, so dass Sie wissen, an welcher Stelle der Handlung Sie sich gerade befinden.
Im Unterschied zu einem Bühnenstück kommt ein Oratorium ohne Bühnenbild und Kostüme aus. Der Komponist zeichnet den Handlungsverlauf mit Hilfe einer Kombination von Liedern (Arien genannt) und Chören nach. Kurze Rezitative zwischen den Arien und Chören dienen dazu, die Handlung voranzubringen und für Kontinuität zu sorgen.
Im Folgenden finden Sie in chronologischem Ablauf den Wortlaut der Chöre und Rezitative des Messias unter Angabe der Bibelstellen, auf denen sie basieren.
1. Teil
Thema: Die Prophezeiungen über den Messias, Jesu Geburt und seine Werke
Ouvertüre
Rezitativ: Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott (Jesaja 40, 1-3)
Arie: Alle Täler sollen erhöht werden (Vers 4)
Chor: Denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden (Vers 5)
Rezitativ: (Haggai 2, 6-7; Maleachi 3,1 )
Arie: Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können? (Vers 2)
Chor: Er wird die Söhne Levi reinigen (Vers 3)
Rezitativ: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären (Jesaja 7,14; Matthäus 1,23)
Arie und Chor: Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin (Jesaja 40, 9; 60:1)
Rezitativ: (Verse 2-3)
Arie: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht (Jesaja 9,1)
Chor: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben (Vers 5)
Rezitativ: Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden (Lukas 2, 8)
Rezitativ: (Vers 9)
Rezitativ: (Verse 10-11)
Rezitativ: (Vers 13)
Chor: Ehre sei Gott in der Höhe (Vers 14)
Arie: Du, Tochter Zion, freue dich sehr! (Sacharja 9, 9)
Rezitativ: (Jesaja 35, 5-6)
Arie: Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte (Jesaja 40,11; Matthäus 11, 28-29)
Chor: Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht (Matthäus 11,
2. Teil
Thema: Das Opfer des Messias für die Sünden der Menschheit, ihre Ablehnung für ihren Erlöser und der besiegelte Sieg über alle, die sich
gegen Gott stellen
Chor: Siehe, das ist Gottes Lamm (Johannes 1, 29)
Arie: Er war der Allerverachteste und Unwerteste (Jesaja 53, 3)
Chor: Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen (Jesaja 53, 4-5)
Chor: Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt (Vers 5)
Chor: Wir gingen alle in die Irre wie Schafe (Vers 6)
Rezitativ: (Psalm 22, 7)
Chor: (Vers 8)
Rezitativ: (Psalm 69, 20)
Arie: Schaut doch und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz (Klagelieder Jeremias 1, 12)
Rezitativ: (Jesaja 53, 8)
Arie: Denn du wirst mich nicht dem Tode überlassen (Psalm 16, 10)
Chor: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt (Psalm 24, 7-10)
Rezitativ: (Hebräer 1, 5)
Chor: Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten (Hebräer 1, 6)
Arie: Du bist aufgefahren zur Höhe (Psalm 68, 19)
Chor: Der Herr gibt ein Wort – der Freudenbotinnen ist eine große Schar (Vers 12)
Arie: Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen! (Römer 10, 15)
Chor: In alle Lande ausgegangen ist ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt (Römer 10, 18; Psalm 19, 5)
Arie: Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich? (Psalm 2, 1-2)
Chor: Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke! (Vers 3)
Rezitative: (Vers 4)
Arie: Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen (Vers 9)
Chor: Halleluja! (Offenbarung 19, 6; 11,15; 19,16
3. Teil
Thema: Auferstehung der der endgültige über den Tod und das Böse
Arie: Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Hiob 19, 25-26; 1 Korinther 15, 20)
Chor: (Verse 21-22)
Rezitativ: Verse 51-52)
Arie: Denn es wird die Posaune erschallen (Verse 52-53)
Rezitativ: (Vers 54)
Duett: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? (Verse 55-56)
Chor: Gott aber sei Dank! (Vers 57)
Arie: Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? (Römer 8, 31, 33-34)
Chor: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig (Offenbarung 5, 12-13)
Von John Halford https://wkg.gci.org/files/nachfolge_10-12_09.pdf
Beyoncé: “Lieder voller Sex und Fluchen haben die Liebeslieder von einst ersetzt.”
„Songs filled with sex and swearing have taken the place of the love songs of old.“
Das aktuelle Album von Beyoncé besteht eigentlich aus einer lange Aneinanderreihung expliziter Wörter. Mehrfache Grammy-Gewinnerin am vergangenen Sonntag. Ist also auch eine Diagnose über die gesamte Industrie-Elite. Vom Sam Smith / Kim Petras Auftritt will ich schon gar nicht reden.
Schade.
Beyonce zumindest ist Methodistin. Die sollte Römer 1 noch kennen: „Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Die sich für Weise hielten, sind zu Narren geworden… und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere… Sie haben Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt…das Geschöpf verehrt und ihm gedient statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit.“
Es braucht Alternativen, die den Schöpfer ehren, statt aus dem Geschaffenen einen Gott zu machen. Peter Bruderer
Das sei alle meine Tage
Strophe 1
Das sei alle meine Tage
meine Sorg‘ und meine Frage:
Ob der Herr in mir regiert?
Ob ich in der Gnade stehe?
Ob ich zu dem Ziele gehe?
Ob ich folge, wie Er führt?
Strophe 2
Ob ich sorglos nichts versäume?
Nichts aus Lässigkeit verträume?
Ob mein Herz sich nicht zerstreut?
Ob mich jegliches Versehen,
deren täglich viel geschehen,
immer auch empfindlich reut?
Strophe 3
Ob mir Jesus alles werde?
Ob mich das Geräusch der Erde
nie ums stille Seligsein
im Genuss der Gnade bringe?
Ob ich trachte, streb‘ und ringe,
Jesu änhlicher zu sein?
Der Komponist Heinrich Schütz : Nüchtern, nobel meinungsstark (FAZ)*
8. Oktober 1585 – 16. November 1672
Heinrich Schütz galt im 20. Jahrhundert vielen als Inbegriff lutherischer Kirchenmusik der Zeit vor Bach. Werke aus der Geistlichen Chormusik von 1648 waren Standardrepertoire der Kirchenchöre: Also hat Gott die Welt geliebt, Verleih uns Frieden oder Die mit Tränen sehen. Aller Augen warten auf dich aus den Zwölf geistlichen Gesängen war auf Chorausflügen Tischgebet. Noch ehe um 1980 der Boom der Alten Musik ansetzte, hatte Schütz den Weg zu ihr geebnet, und zwar in echter musikalischer Breitenarbeit – so breit, wie die Kirchenchöre die Gesellschaft spiegelten. Heute aber ist Heinrich Schütz’ Musik in Kirchenchören nicht mehr selbstverständlich: War sie wirklich »Chormusik«? Wie vieles von dem, was alte Musikvirtuosen aus seinen Werken herausholen können, lässt sich in eine Chorpraxis übertragen? So hat sich auch Schütz’ Einschätzung gewandelt.
Man kennt ihn als »Alten Meister«, doch zunehmend tritt in den Vordergrund, wie sehr er zu seinen Lebzeiten ein Vorreiter der Moderne war. Noch um 1580 war die Kursächsische Schulordnung von Misstrauen gegenüber zeitgenössischer Musik geprägt; 1616 setzte der sächsische Kurfürst dann neben jene »bewährte« Musik als neues Vorbild die Psalmen Davids des jungen Schütz, der in Venedig beim international berühmten Giovanni Gabrieli ausgebildet worden war. Damit wurde Schütz auch zu einem politischen Komponisten. Schon das Reformationsjubiläum 1617 erhielt mit seiner Musik eine besondere Note. Und wo immer der sächsische Kurfürst mit Versuchen auftrat, das zerrüttete Deutschland zu befrieden, wurde dies stets von Schütz’ Musik begleitet. Sei es beim Kurfürstentag 1627 in Mühlhausen oder beim Treffen der evangelischen Fürsten in Leipzig 1631. Als Sachsen dann in den Kriegsstrudel geriet, übernahm Schütz Dienste in Kopenhagen, um jahrelang am anderen Ende der dänisch-sächsischen Achse lutherischer Kultur zu wirken. Dabei setzte Schütz wiederum Zeichen des Modernen.
1628 / 29 ein zweites Mal in Italien fortgebildet, wurde er in Mitteleuropa ein Wegbereiter des solistisch-virtuosen »Kleinen geistlichen Konzerts«, das – bald mit, bald ohne Instrumente – neben der Orgel zu singen ist. Werke, die wegen ihrer technischen Ansprüche Kirchenchören nicht zugänglich werden, aber eben gleichfalls zentrales lutherisches Kulturerbe sind, wurden so nach 1650 zu einem musikalischen Leitbild des Luthertums. Schütz war zugleich konfessioneller Kosmopolit. Als Kapellknabe in Kassel lernte er calvinistische Musikkultur kennen; in Venedig wünschte sich der Katholik Gabrieli Schütz als seinen Nachfolger als Organist an San Marco. Der lutherische Kurfürst in Sachsen riskierte eine diplomatische Krise, als er Schütz aus Kassel nach Dresden abwarb. Dort vertonte Schütz dann in den Cantiones sacrae auch genau die Texte, die im Andachtsbuch des katholischen Kaisers standen. Um 1650 war die wichtigste italienische Kontaktperson dieser lutherischen Identifikationsfigur der katholische Hofkapellmeister in Warschau. Das alles macht auch den internationalen »neuen Schütz« aus, der, nicht zuletzt durch die Wende von 1989 beflügelt, im Boom der alten Musik einen zentralen Platz erhalten hat. Immer neu lässt sich erleben, dass Schütz ein Meister des musikalischen Ausdrucks war. Dies gilt nicht nur dafür, wie er christliche Botschaft vermittelt. Gottes dienstliche Hörer ebenso wie Interpreten erleben die Eleganz und gehaltliche Tiefe seiner musikalischen Linienführung, die es für Sänger in jeder Stimmlage zu einer dankbaren Aufgabe macht, seine Musik aufzuführen. Konrad Küster (Musikwissenschaftler Freiburg im Breisgau)
https://www.reformation-und-musik.de/komponisten/schuetz.php
*Der Komponist Heinrich Schütz : Nüchtern, nobel meinungsstark
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/vor-350-jahren-starb-der-komponist-heinrich-schuetz-18437244.html?GEPC=s2&fbclid=IwAR038Be7QQj7qRI3nDD0LuvcyMuuv7hWicuLvz66YV5rfMu8pzjVrHxLKSc
Der Teufel ist der Vater aller Traurigkeit
„Ich halte gänzlich dafür, dass nach der Theologie keine Kunst ist, die mit der Musica kann verglichen werden. Denn sie allein tut nach der Theologie das, was sonst die Theologie allein tut: Sie schafft nämlich einen fröhlichen Mut zum klaren Beweis, dass der Teufel – der der Vater aller Traurigkeit ist – vor der Stimme der Musik fast ebenso flieht wie vor dem Wort der Theologie. Daher haben die Propheten keine Kunst so gebraucht wie die Musik, da sie ihre Theologie nicht in Geometrie, Arithmetik, auch nicht in Astronomie, sondern in die Musik gefasst haben, auf dass sie Theologie und Musik beieinander hätten und die Wahrheit in Psalmen und Lobgesängen verkündigten“ Martin Luther
ZU VIEL BONO IN DER GEMEINDE?
Vor einiger Zeit habe ich in Chicago ein U2-Konzert besucht. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Etliche Male habe ich die irische Rockband bereits live erlebt. An diesem Abend war Bonos Stimme erneut in Hochform, die Show atemberaubend, die Stimmung elektrisierend. Schon jetzt freue ich mich auf die nächste Tour von U2.
Aber in meine Begeisterung über Bonos Fähigkeit, solch ein monumentales Musikerlebnis abzuliefern, mischte sich ein anderer Gedanke: Obwohl diese hymnische, fast erlösende Euphorie für ein Konzert völlig angemessen ist, entspricht sie nicht der Lebenswirklichkeit eines normalen Alltags. Dennoch versuchen viele Lobpreisleiter Sonntag für Sonntag solch ein musikalische ›Gipfelerlebnis‹ zu kopieren. Haben die Leute ihre Hände gehoben? Haben sie laut mitgesungen? Wurden ihre Emotionen angesprochen? Diese und ähnliche Fragen haben zahlreiche Worshipleiter von herumreisenden Rockstars übernommen und zum Maßstab der christlichen Lobpreiskultur erhoben.
12-Gänge-Menü
Ein ausgefallenes 12-Gänge-Menü ist für einen Hochzeitstag großartig – aber für die normale Alltagsküche kaum praktikabel. Ein Lobpreiserlebnis wie ein Rockkonzert ist in kleinen Dosen sicher eine inspirierende Erfahrung. Erhebt man es aber zur Norm, wird es gefährlich.
Dazu einige Überlegungen:
Gipfelerlebnisse sind nicht alles, was den Glauben ausmacht. Wenn wir in der Lobpreiszeit fälschlicherweise vermitteln, dass sie für jeden Christen zu jeder Zeit Standard sein müssen, erweisen wir den Menschen, die sich gerade in einer Krise befinden – oder sich irgendwann einmal befinden werden (also jeder) – einen Bärendienst. Es hat einen guten Grund, dass die Psalmen die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle abdecken: Feiern, Klagen, Wut, Freude, Tanz und Zweifel.
»Gipfelerlebnisse sind nicht alles, was den Glauben ausmacht.«
Ständiger ›Rockkonzert-Lobpreis‹ ist keine Hilfe für den Alltag, also für 99,9 Prozent des wirklichen Lebens. Der Alltag ist oft weder spektakulär noch besonders unterhaltsam, häufig ist er mit Unannehmlichkeiten verbunden. Eine Lobpreiskultur, die uns nicht dahin führt, Gott in jedem Augenblick unseres Lebens zu entdecken, ist einfach zu unausgewogen.
Der Druck, Spektakuläres auf die Beine zu stellen, kann belastend sein: für Lobpreisleiter, Pastoren und Mitarbeitenden. Nicht jeder Sonntag ist wie ein EM-Endspiel. Der Versuch, jede Woche Leben verändernde Erlebnisse zu schaffen, führt nicht selten ins Burnout, weil man meint: alles muss größer und besser sein als in der vergangenen Woche.
»Permanenter ›Rockkonzert-Lobpreis‹ bringt oberflächliche Christen hervor.«
Permanenter ›Rockkonzert-Lobpreis‹ bringt oberflächliche Christen hervor: wenn wir immer nur das bekommen, was wir mögen, werden wir gewisse Tiefen des Glaubens nicht erleben. Oft lernen wir gerade dann am besten, wenn wir unsere Komfortzone verlassen. Außerdem spricht Gott häufig durch Flüstern zu uns. Ständige Überreizung kann uns von dem ablenken, was Gott sagen und tun möchte. Manchmal ist Einfachheit und Ruhe das Beste, was wir der Gemeinde anbieten können.
»Eine Lobpreiskultur, die uns nicht dahin führt, Gott in jedem Augenblick unseres Lebens zu entdecken, ist einfach zu unausgewogen.«
Trotzdem etwas von Bono lernen?
Können wir Lobpreisleiter trotzdem etwas von Bono lernen? Ja, eine ganze Menge! Aber ebenso können wir von Dichtern, Priestern, Therapeuten und Theologen lernen, von betenden Großeltern, engagierten Grundschullehrern und gläubigen Managern. Das Reich Gottes ist unendlich weit und geheimnisvoll und näher als die Luft, die wir atmen. Diese Vielfalt sollten wir für unsern Lobpreis erschließen und uns zu Nutze machen.
AARON NIEQUIST ist einer von vier Worship-Leitern in der Willow Creek Community Church. www.aaronniequist.com
Dieser Beitrag erschien zuerst im Willow Creek Magazin von Willow Deutschland. »Nachdruck« mit freundlicher Genehmigung. Das Magazin kann auch online gelesen und als PDF geladen werden.
https://der-leiterblog.de/2016/06/04/eine-ungesunde-lobpreiskultur/
Ich liebe die Musik
Die zartesten Luther-Bilder sind die, die ihn mit einem Musikinstrument zeigen. So schrieb er 1530 in einem Brief von der Veste Coburg, „könnte keine Kunst der Musik gleichkommen, weil allein sie neben der Theologie das gewährt, was an anderer Stelle nur die Theologie schafft, nämlich Ruhe und Freude der Seele“.

In einer Skizze unter dem Titel „Über die Musik“ finden wir dieses Bekenntnis:
Ich liebe die Musik, denn sie ist
- ein Geschenk Gottes, nicht der Menschen
- sie macht fröhliche Herzen
- sie verjagt den Teufel
- sie bereitet unschuldige Freude. Darüber vergehen Zorn, Begierden und Hochmut.
Ich glaube, dass das kantige Temperament Luthers durch die Beschäftigung mit der Musik gerade zu besänftigt wurde. Wir kennen ihn als Texter, Sänger und Instrumentalisten. Bereits in seiner Schulzeit sang er in der Kurrende, im Studium in Erfurt gehörte Musik zum Lehrplan. Wir wissen, dass Luther Querflöte und besonders das Saiteninstrument Laute spielen konnte. Er verstand sich sogar auf die Kunst des „Absetzens“, also Partituren anderer Instrumente für die Laute zu bearbeiten. Vielleicht hat die Liebe zur Musik für Luther eine stimulierende therapeutische Wirkung gehabt, denn es wird berichtet, dass er auf dem Weg nach Worms Musik gespielt habe.
https://www.pro-medienmagazin.de/der-reformator-und-die-musik/?fbclid=IwAR3eXpwe0e19BIo5MG640gifMNxdpczrf-Eqle_IT6YFLI9Fkus16_-BBPk
Songwriter
Dass David sich in seiner Freizeit nicht als Bildhauer oder Architekt, sondern als Singer-Songwriter betätigt hat, hat eine besondere Bedeutung. Denn Musik ist die Kunstform, in welcher der Mensch der göttlichen Kreativität am nächsten kommt. Nur Gott schafft aus dem Nichts; Menschen können lediglich bereits Vorhandenes miteinander kombinieren. Doch in der Musik schaffen sie es, Töne in die Welt zu setzen, die es vorher nicht gegeben hat. Die Musik füllt Räume und bewegt Herzen, und sie bleibt dabei so wenig greifbar wie Gott selbst. -Markus Spieker in ‚Jesus. Eine Weltgeschichte.‘
Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin. Psalm 104,33

Klosterkirche Mönchsdeggingen Blick zur Orgel
Von außen betrachtet nimmt sich mein Leben etwas abenteuerhaft aus. Im Grunde aber ist es ziemlich einfach. Ich stamme aus einem Schulmeister-und 3Organistengeschlecht. Und wenn ich an einer Dorfschule vorübergehe oder den Dorforganisten an seiner Orgel sehe, überkommt mich ein Heimweh nach dem Berufe, den ich von meinen Vorfahren her im Blute trage. In der Kunst kam ich dazu, mich in besonderer Weise Bach zu widmen, weil ich mich der Natur meines Wesens nach zu seiner in ihrer ungeheuer innerlichen Lebendigkeit dennoch so abgeklärten und formvollendeten Kunst sowie zu seiner einfachen Persönlichkeit hingezogen fühlte. Albert Schweitzer
Ob die Lösung, den Gemeindegesang durch die Orgel zu unterstützen, wirklich eine ist, mag dahingestellt bleiben. Sie hat sich durchgesetzt, weil sie praktisch ist. Aber das Ideal ist ein solcher von der Orgel angeführter, unselbständiger Gemeindegesang nicht; ideal ist allein derjenige, der ohne Begleitung frei und stolz einherschreitet, wie es der Gemeindegesang des Mittelalters und der ersten reformatorischen Periode wirklich tat. Albert Schweitzer