„Na, na, na, das macht man aber nicht …“ – das ist das, was mir als erstes zum Thema parakaleo, „ermahnen“, einfällt. Ich ermahne euch aber, Brüder, so lautet das bei Paulus – und die Brüder zucken zusammen und hoffen, dass der Anpfiff nicht zu stark ausfällt. Aber halt! Paulus hat für diese Art von Ermahnen ein anderes Wort, noutheteo. Dieser Begriff enthält eine gewissen Schärfe, weshalb er auch gerne mit „zurechtweisen“ übersetzt wird. Er kommt im NT acht mal vor (Apg 20,31; Rom 15,14; 1 Kor 4,14; Kol 1,28; 3,16; 1 Thess 5,12.14; 2 Thess 3,15). Der Begriff parakaleo kommt wesentlich häufiger vor, nämlich 105 mal. Im Gegensatz zu noutheteo spielt er also eine weitaus wichtigere Rolle im Gemeindeleben des NT.
Am häufigsten erscheint er in der Apostelgeschichte und im zweiten Korintherbrief. In diesem Brief ist viel von Trost und von Trösten die Rede, und so wird auch parakaleo oft in dieser Bedeutung gebraucht: „trösten“. So kommt er auch in den Evangelien vor. Menschen, die einen Todesfall erleben (Mt 2,18; 5,4) oder sehr viel leiden mussten (Luk 16,25), brauchen Trost. Noch häufiger gebrauchen die Evangelisten parakaleo im Sinne von „bitten“. Dabei geht es meist um ziemlich schwerwiegende Anliegen, die mit großer Dringlichkeit vorgetragen werden. Der Hauptmann bittet um Hilfe für seinen kranken Knecht (Mt 8,5), die Dämonen bitten Jesus, in die Schweine fahren zu dürfen (Mt 8,31). In der Bedeutung von „bitten“ findet sich parakaleo auch häufig in der Apostelgeschichte gebraucht (z.B. Apg 13,42). „Trösten“ und „bitten“ sind damit zwei der wesentlichen Bedeutungen dieses Begriffs.
Angesichts dieser beiden Übersetzungsmöglichkeit klingt es tatsächlich seltsam, dass parakaleo eine unangenehme, ermahnende Funktion hat. Außerdem ist noch nicht geklärt, welcher Unterschied zwischen parakaleo und noutheteo besteht. Was hat „bitten“ und „trösten“ mit „ermahnen“ zu tun?
Das „trösten“ war für Menschen in einer sehr bedrängenden Situation bestimmt. Diese Menschen haben große Not und brauchen den Trost nicht im Sinne eines Trostpflasters, sondern als Hilfe, eine untragbare Not doch noch zu ertragen. Das „bitten“ wurde von Menschen ausgesprochen, die in Not waren. Die Größe der Not ist sicherlich unterschiedlich, aber fast immer wird deutlich, dass hinter den Bitten eine sehr große Dringlichkeit steht. Wenn also parakaleo gebraucht wird, dann handelt es sich um eine Zuwendung zu einem Menschen in Not oder um einen Notruf. Dem entspricht auch die Herkunft dieses Wortes, das wörtlich „herbeirufen“ bedeutet und in der Antike gebraucht wurde, um die Götter zum Opfer zu rufen.
Eine dritte Bedeutung im NT ergibt sich, wenn man „trösten“ und „bitten“ verbindet: „ermuntern“! Ermuntern bedeutet ja, jemandem Mut zu etwas machen. Man stärkt ihn durch Worte und hilft ihm, negative Gefühle zu überwinden. Insofern hat das „Mut machen“ Ähnlichkeit mit dem Trösten. Ermuntern bedeutet allerdings auch, jemanden zu etwas auffordern. Insofern klingt auch die Bitte in diesem Wort mit an.
Wenn biblische Autoren ihren Hörern Mut machen, etwas zu tun, dann lässt sich parakaleo am besten mit „ermuntern“ übersetzen.
Ein Beispiel: Die Elberfelder Bibelübersetzung übersetzt 1. Thess 2,10-12 mit:
„Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren; wie ihr ja wisst, dass wir euch, jeden einzelnen von euch, wie ein Vater seine Kinder ermahnt und getröstet und beschworen haben, des Gottes würdig zu wandeln, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft.“
Im Zusammenhang mit „trösten“ und dem Ausdruck dringlicher Bitte durch „beschworen“ macht es sehr viel Sinn, parakaleo mit „ermuntern“ zu übersetzen. Auf diese Art und Weise sagen alle drei Begriffe das Gleiche: Paulus hat alle Überzeugungskraft aufgebracht und die Thessalonicher sehr ernsthaft gebeten, sogar angefleht, nicht einfach die Berufung Gottes einzustecken und dann alles so laufen zu lassen wie bisher, sondern jetzt auch zu überlegen, wie diese Berufung sich im Leben darstellen kann.
Ein weiteres Beispiel zeigt sehr deutlich, dass „ermahnen“ keinen harten, arroganten Zug hat, sondern sehr deutlich mit Höflichkeit und Respekt vor dem anderen verbunden ist:
1 Tim 5,1:
„Einen älteren (Mann) fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder.“ Statt einer harten und unbarmherzigen Schelte fordert Paulus einen Ton, der den Älteren als Respektsperson stehen lässt. Und auch den Jüngeren gegenüber duldet Paulus keine Überheblichkeit – sie sollen als „Brüder“ ermahnt werden.
Es wird deutlich, dass man möglicherweise an einer Reihe von Stellen, wo bisher mit „ermahnen“ übersetzt wurde, besser mit „ermuntern“ übersetzen könnte. Wichtiger noch als die Frage, welches deutsche Wort dem griechischen parakaleo am Besten entspricht, ist die Frage, welche Haltung im Leben diesem Wort am Besten entspricht.
Wenn „ermahnen“ vor allem vom Bitten und Trösten her kommt, dann muss sich das auch im praktischen Gemeindealltag so erweisen. Unser „Kritisieren“ oder „zur Rede stellen“ oder „jemandem dem Kopf waschen“ darf nicht von „deutschen“ Vorstellungen gefüllt werden, sondern muss biblischen Vorstellungen entsprechen. Wer käme schon auf die Idee, wie ein Vater seine Kinder (1. Thess 2, 10-12) seinen Bruder oder einer Schwester auf einen Fehler oder eine Sünde aufmerksam zu machen. In der Praxis klingt es doch oft eher so, wie ein Chef seinem Angestellten oder wie ein Lehrer seinem Schüler etwas sagt. Der Blickwinkel, den parakaleo vorgibt, ist deshalb eine wichtige Selbstkorrektur: was bewegt, ist erstens die Not des anderen, zweitens die Not, die durch das Verhalten des anderen entstehen kann. Was als Beweggrund nicht akzeptabel ist, ist der eigene Zorn, die persönliche Unzufriedenheit, die Abneigung gegen den anderen, der persönliche Geschmack, der Kampf um die Interessen einer Gruppe, der Kampf um Traditionen.
Ermuntern ist eine wichtige Aufgabe in der Gemeinde. Immer wieder fordert Paulus dazu auf oder praktiziert es selbst. Offensichtlich ist auch in der Gemeinde des ersten Jahrhunderts das Leben eines Christen kein Automatismus, der Besitz des Heiligen Geistes keine Garantie dafür, dass ab jetzt alles richtig läuft. Gott hat es so bestimmt, dass wir uns nicht autonom nach dem Motto „ich und mein Gott“ entwickeln, sondern auch vom Trost, vom guten Zureden, vom Ermuntern und Ermahnen unserer Mitstreiter im Glauben abhängen.
Andererseits scheint dieses Ermuntern oft nicht recht zu gelingen, Menschen fühlen sich beleidigt, Beziehungen werden belastet, Gefühle werden verletzt. Vielleicht ist das ein Ausdruck dafür, dass wir es viel zu wenig üben, dem anderen etwas in Liebe und echter Zuwendung zu ihm zu sagen. Wenn wir es dann, selten genug, trotzdem tun, geht es schief und entmutigt uns noch mehr, es weiter zu praktizieren.
So hoffe ich, dass dieser Artikel und diese Ausgabe uns ermuntern, darüber nachzudenken, wie wir ein konstruktives „Ermuntern“ entwickeln und pflegen können, wie wir eine „Ermunterungskultur“ in der Gemeinde aufbauen können. Wenn eine solche Kultur besteht, dann wird auch der Einzelne es nicht mehr als Unglück empfinden, wenn er „ermuntert“ wird. Die Fähigkeit, sich etwas sagen zu lassen, steigt, wenn das „Ermuntern“ eine Praxis ist, die ständig und mit allen Gemeindegliedern praktiziert wird. „Ermuntern“ darf kein „Abmahnen“ sein, sondern muss als wichtiges Werkzeug zur Förderung des Glaubens gebraucht und verstanden werden.
1. Thess 5,11: (Neue Genfer Übersetzung)
„Deshalb macht euch gegenseitig Mut und helft einander ‚im Glauben‘ weiter, wie ihr es ja auch jetzt schon tut.“
[ 1 ] Ulrich Neuenhausen ist Dozent an der » Bibelschule Wiedenest«.
https://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/parakaleo.html
Archiv der Kategorie: Seelsorge
Wirf Sorge und Schmerz ins liebende Herz des mächtig dir helfenden Vaters.
Im Werfen bin ich nicht sehr gut; im Ballspielen habe ich es deshalb auch nicht weit gebracht. Aber viel schlimmer ist, daß manche Christen auch im geistlichen Werfen nicht sehr gut sind, obwohl die Bibel doch dazu sehr klare Anweisungen an uns richtet. Da gibt es Dinge, die wir nicht, und andere Dinge, die wir sehr wohl „von uns weg werfen“ müssen. In Hebr 10,35 heißt es: „Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat.“ Und 1Petrus 5,7 sagt uns: „… indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft, denn er ist besorgt für euch.“ Eigentlich ist das ein Zitat aus Ps 55,23: „Wirf auf den HERRN deine Last, und er wird dich erhalten.“
Unser Problem ist, daß wir häufig wegwerfen, was wir festhalten müßten, und festhalten, was wir wegwerfen müssten. Wenn wir die „Freimütigkeit“ besitzen, in das himmlische Heiligtum einzutreten (Hebr 10,19), dann müssen wir auch die „Freimütigkeit“ festhalten, unseren Wandel durch die „Wüste“ durch die Gefahren und Hindernisse hindurch bis zum Ende fortzusetzen. Wir müssen freimütig und fortwährend von allen Vorrechten, die wir als Gläubige besitzen, Gebrauch machen. Dann können wir auch in der Kraft Gottes ausharren, bis wir das „himmlische Vaterland“ (Hebr 11,16) erreichen werden, wo die „große Belohnung“ auf uns wartet.
Wenn die Gefahren und Hindernisse uns beschwerlich werden – und bei welchem Gläubigen ist das nicht der Fall? – dann dürfen wir gerade nicht unsere Freimütigkeit (unser Ausharren, unsere Ausdauer) „wegwerfen“, sondern müssen gerade unsere Sorge (oder Last) von uns „werfen“ – auf unseren Gott. Ein treffendes Bild! Auf seinen starken Rücken dürfen wir jede Last, die uns bedrückt, legen, ja werfen. „Du hast es gesehen, denn du, du schaust auf Mühsal und Gram, um es in deine Hand zu nehmen“ (Ps 10,14). „Wälze (!) auf den HERRN deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird er handeln“ (Ps 37,5). Bruder, Schwester, wirf alle deine Sorgen ruhig auf IHN, wirf aber dein Vertrauen auf Im nicht weg! Klammere dich nicht an deinem Elend fest, sondern klammere dich fest an IHN! Willem J. Ouweneel
Quellenangaben aus: Bolle van het Heil in Christus, Jg 1995, S.24
https://www.fest-und-treu.de/index.php?id=2&a=1427
Viele haben jetzt Angst. Was ist das?
Sie sitzt versteckt in den Ecken, hinter den lächelnden Gesichtern der Leute. Sie türmt sich vor mir auf, nimmt Besitz von mir. Eiskalt und mächtig frisst sie sich in mich hinein, kriecht bis in meine Fingerspitzen. Plötzlich, qualvoller als körperlicher Schmerz, überfällt sie mich, plagt mich bis in die Träume hinein. Durchdringt mich, zwingt mich, bestimmt mich zum ständigen Kreisen um sich selbst. Ich bin wie eine kleine Maus, die der Blick der Schlange magisch gefangen hält. Es kommt aus meinem Innern, aus meiner eigenen Existenz. Und schlimmer noch: sie ist unabhängig von mir und unbeeinflussbar meinem Zugriff entzogen. Man kann ihr nur Hoffnung entgegensetzen. Aber Hoffnung habe ich nicht. Und so bleibe ich ihr Gefangener (Angst.) Gibt es ein Entrinnen? Ja! “Christus spricht: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16,33”
(Konrad Eissler).
Lehrt die Bibel das Prinzip Vergeben und Vergessen?
Antwort
Der Ausdruck „Vergeben und Vergessen” wird so nicht in der Bibel erwähnt. Es gibt aber zahlreiche Verse, die uns gebieten, einander zu vergeben (z.B. Matthäus 6,14 und Epheser 4,32). Ein Christ, der nicht bereit ist, anderen zu vergeben, behindert damit seine Beziehung zu Gott (Matthäus 6,15) und kann Bitterkeit und den Verlust von Belohnungen ernten (Hebräer 12,14-15; 2. Johannes 1,8).
Die Vergebung ist eine Entscheidung des Willens. Da uns Gott gebietet zu vergeben, müssen wir eine bewusste Entscheidung treffen, Gott zu gehorchen und zu vergeben. Der Täter wünscht sich vielleicht keine Vergebung und mag sich nie verändern, aber das negiert nicht Gottes Wunsch, dass wir einen vergebenden Geist besitzen sollen (Matthäus 5,44). Im Idealfall sucht der Täter nach Wiedergutmachung, aber wenn nicht, kann der Geschädigte immer noch die Entscheidung treffen zu vergeben.
Natürlich ist es unmöglich, wirklich die Sünden, die gegen uns gerichtet waren, komplett zu vergessen. Wir können nicht selektiv Ereignisse aus unserem Gedächtnis „löschen“. Die Bibel sagt, dass Gott nie mehr unserer Sünden „gedenken” wird (Hebräer 8,12). Aber Gott ist dennoch allwissend. Gott weiß, wir „alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Römer 3,23). Aber da uns vergeben wurde, sind wir in unserer Stellung (oder vor Gericht) gerechtfertigt. Der Himmel ist unserer, so als wären unsere Sünden nie vorgefallen. Wenn wir durch unseren Glauben an Christus zu ihm gehören, dann verurteilt uns Gott nicht wegen unserer Sünden (Römer 8,1). In diesem Sinne „vergibt und vergisst“ Gott.
Wenn jemand mit „Vergeben und Vergessen” meint: „Ich entscheide mich, Christus zuliebe dem Täter zu vergeben und mit meinem Leben weiterzumachen”, dann ist das eine weise und gottesfürchtige Tat. Wir sollten so viel wie möglich vergessen, was hinter uns liegt, und vorwärtsstreben (Philipper 3,13). Wir sollten einander vergeben „wie auch Gott … vergeben hat in Christus.“ (Epheser 4,32). Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Bitterkeit festsetzt und in unseren Herzen wurzeln schlägt (Hebräer 12,15).
Jedoch wenn „Vergeben und Vergessen” bedeutet, „ich verhalte mich so, als wäre die Sünde nie passiert und lebe so, als würde ich mich nicht daran erinnern”, dann können wir in Schwierigkeiten geraten. Zum Beispiel kann ein Vergewaltigungsopfer sich entschließen, dem Vergewaltiger zu vergeben, aber das bedeutet nicht, dass er/sie sich so verhalten soll, als wäre diese Sünde nie passiert. Zeit allein mit dem Vergewaltiger zu verbringen, besonders, wenn er seine Schuld nicht einsieht, ist nicht das, was die Heilige Schrift lehrt. Vergebung bedeutet, einer Person eine Sünde nicht weiter vorzuhalten, aber Vergebung ist etwas Anderes als Vertrauen. Es ist klug, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, und manchmal wird sich dadurch die Dynamik in einer Beziehung verändern. „Der Kluge sieht das Unglück kommen und verbirgt sich; die Unverständigen laufen weiter und müssen büßen.“ (Sprüche 22,3). Jesus wies seine Nachfolger an: „seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.” (Matthäus 10,16). Im Zusammenhang mit Beziehungen zu nicht bereuenden Sünden sollen wir „ohne Falsch“ sein (zur Vergebung bereit) und gleichzeitig „klug“ sein (vorsichtig).
Das Ideal ist zu vergeben und zu vergessen. Die Liebe führt keine Liste über falsche Taten (1. Korinther 13,5) und bedeckt eine Vielzahl von Sünden (1. Petrus 4,8). Allerdings ist es Gottes Sache, die Herzen zu verändern, und bis ein Täter eine wahre und übernatürliche Herzensveränderung erlebt hat, ist es nur klug, das Vertrauen in diese Person einzuschränken. Vorsichtig zu sein heißt nicht, dass wir nicht vergeben haben. Es bedeutet nur, dass wir nicht Gott sind und das Herz dieser Person nicht sehen können.
https://www.gotquestions.org/Deutsch/vergeben-vergessen.html
Angst vor Einsamkeit
Heute morgen hörte ich im Radio, dass ein fünfundfünfzig Jahre alter Mann tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Die Nachricht war traurig genug, aber sie wurde noch tragischer durch die Tatsache, dass er schon drei Jahre lang tot war. Drei Jahre! Manche von uns erinnert diese Nachricht an unsere größte Furcht – allein und vergessen zu sterben.
Die Angst hinter der Angst vor Einsamkeit
Aber obwohl der Tod am meisten Angst vor dem Alleinsein wecken kann, nimmt diese Furcht viele Formen an und ist nicht auf das vorgerückte Alter beschränkt. Sie kann viel früher anfangen. Werde ich jemanden finden, der in der Schulmensa neben mir sitzt? Werde ich jemanden haben, mit dem ich mich auf der Feier unterhalten kann? Werde ich jemals jemanden finden, mit dem ich mein Leben verbringen kann? Wen kann ich als Person angeben, der in einem Notfall benachrichtigt werden soll? Was wird mit mir geschehen, wenn meine Ehe in die Brüche geht? Wird jemand mich überhaupt besuchen, wenn ich in ein Pflegeheim kommen sollte?
„Diese Fragen und Anliegen sind echt. So schwierig es aber ist, mit ihnen für sich genommen klarzukommen, merken wir manchmal, dass sie auf noch tiefere Ängste hinweisen. Für manche steht hinter dahinter ein „Ich bin es nicht wert, dass mich jemand kennt“ oder ein „Ich bin so langweilig oder bedrückt, dass niemand in meiner Nähe sein möchte. Ich bin so ein Versager“. Für manche, die sich abgekoppelt oder isoliert fühlen, spiegelt die Angst vor Einsamkeit ihre Überzeugung wider, dass sie nirgendwo „dazugehören“. Wieder andere, die durch Trauer oder Verrat verletzt wurden, sind gefangen in der Erwartung, wieder verletzt zu werden und am Ende wieder allein zu sein.
Der allgegenwärtige Gott
Ich war mein Leben lang ledig und habe über die Jahre mit vielen dieser Fragen gerungen. Aber ich bin dankbar, dass sich mir schon in frühen Jahren etwas in meinen Sinn und mein Herz eingeprägt hat, das mir ein festes Fundament gibt. Ich kann es vor meinem inneren Auge immer noch in goldener Schrift auf der vorderen Wand der Gemeinde stehen sehen, die wir besuchten, als ich acht war: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,20). Ich habe die Predigten in diesem Alter vielleicht nicht gut verstanden, aber diese Verheißung vier Jahre lang jede Woche zu sehen, übte einen bleibenden Einfluss auf mich aus. Es fühlte sich an, als ob Jesus persönlich zu mir redete – Ich werde bei dir sein. Manche Kinder bilden sich imaginäre Freunde ein, aber wir haben einen wirklichen Freund, der anhänglicher ist als ein Bruder (Spr 18,24). Und er ist nicht einfach irgendwer. Er ist der mächtige „Ich bin“, der Mose aussandte, um sein Volk zu befreien und der den Tod für uns erduldete, um uns zu retten. Wann auch immer ich also Angst hatte oder mich überwältigt fühlte, war er nicht nur da, sondern er half mir, mit dem umzugehen, was mir Angst bereitete. Und das gilt heute genauso wie damals.
Psalm 139 tröstet uns auf wundervolle Weise:
Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist, und wo sollte ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Stiege ich hinauf zum Himmel, so bist du da; machte ich das Totenreich zu meinem Lager, siehe, so bist du auch da! Nähme ich Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten!
Dieser Psalm macht deutlich, dass Gott immer bei uns ist. Wir können ihm nicht entfliehen. Egal, wo wir hingehen – zum Himmel, in die Tiefen, ans Ende des Meeres – wir werden ihn dort finden und erkennen, dass er jeden Schritt des Weges bei uns war. Ob wir wach sind oder schlafen, im Haus sind oder draußen, der Herr ist bei uns. Und was ist mit den Ängsten, die uns anfechten? Dieser Psalm macht deutlich, dass er auch jeden unserer Gedanken kennt, jedes Wort, das aus unserem Munde kommt und jeden dunklen Winkel unseres Herzens, und uns doch nicht verlässt. Vielleicht ringen wir in Matthäus 28,20 am meisten mit der Aussage, dass er „alle Tage“ bei uns ist, weil in dieser Welt nichts beständig wirkt und wir manchmal nicht fühlen, dass er bei uns ist. Aber das ändert die Tatsache nicht, dass er da ist.
Niemals allein
Als Jesus kurz vor seinem Tod mit den Jüngern redete, sagte er ihnen, dass der Vater den Heiligen Geist senden würde, der nicht nur bei ihnen bleiben, sondern in ihnen sein würde (Joh 14,17). Da der Heilige Geist in uns lebt, sind wir in Wirklichkeit niemals allein. Heißt das, dass wir uns niemals einsam fühlen? Nein. Heißt das, dass wir niemals Angst vor dem Alleinsein haben? Nein. Aber es bedeutet, dass ich nicht auf mich allein gestellt bin, wenn ich mich so fühle. Weil Jesus mit uns ist und in uns wohnt, können wir nach anderen Ausschau halten, die sich fühlen, als ob sie nicht dazu gehören oder dass sie allein sind, und auf sie zugehen. Wenn ich verletzlich bin und mich allein fühle, bin ich nicht wirklich allein. Es gibt immer noch jemanden bei mir (und bei dir), der darum weiß, der sich sorgt und hilft. Und was vielleicht den größten Trost gibt: Wenn unser letzter Tag kommt werden wir die Fülle der Worte Jesu „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage“ erfahren.
Jayne Clark leitet den Mitarbeiterstab der Christian Counseling & Education Foundation (CCEF). Sie ist Autorin der Bücher Healing Broken Relationships und Single and Lonely.
https://www.evangelium21.net/media/1958/angst-vor-einsamkeit
Dürfen Christen einen Arzt aufsuchen?
Es gibt viele Menschen, die sich so sehr dem Willen Gottes hingeben wollen, dass sie darüber alle Ärzte und Medikamente verachten und sich selbst dadurch des Öfteren vernachlässigen.
Sie sagen nämlich: »Ich habe mich nun einmal Gott hingegeben, er muss mein Arzt sein, und ich will von keinem Menschen Rat oder Medikamente annehmen.« Diese Menschen handeln zwar nicht falsch, wenn sie sich Gott vertrauensvoll ergeben. Dass sie jedoch nicht erkennen, wie Gott an allen seinen Geschöpfen durch angemessene natürliche Mittel handelt, ist ein Fehler und Missverständnis. Wir reden hier aber nicht von Wundern und Zeichen, sondern vom üblichen Lauf der Natur, wie ihn Gott eingepflanzt und erschaffen hat. Gott könnte alle Welt auf wundersame Weise speisen, wie er im Evangelium fünftausend Mann mit fünf Broten und danach viertausend mit sieben Broten speiste (vgl. Mt 14,13–21; 15,32–39). Aber er hat den Ackerbau eingesetzt, um die Welt zu ernähren. Wer nun sagen wollte: »Ich habe mich Gott hingegeben, der wird mich wohl speisen, ich muss weder säen noch ernten«, der würde nicht nur der Ordnung Gottes widersprechen und ihr zuwiderhandeln, sondern Gott versuchen. Ebenso hätte Gott das Rote Meer in einem Augenblick ohne Mitwirkung anderer Naturgewalten zerteilen können. Er ließ aber die ganze Nacht hindurch einen starken Wind wehen, um seinem Volk den Weg zu bereiten (vgl. Ex 14,21). Genauso könnte Gott auch in einem Augenblick alle Krankheiten über den Menschen ausschütten und sie in einem anderen Augenblick wieder von den Menschen fortnehmen. Gott verwendet aber passende Mittel und schickt den Menschen die Krankheiten durch schlechte und verdorbene Luft, durch Speise und Trank sowie durch Magenbeschwerden. Entsprechend nimmt er die Krankheiten durch Arzneien auch auf angemessene und natürliche Weise hinweg. Denn es kann doch niemand leugnen, dass Gott den Wurzeln und Kräutern eine besondere Kraft und Wirkung verliehen hat. Mein Lieber, warum sollte also niemand mehr als Arzt tätig sein?
Gott wollte König Hiskia von den Geschwüren der Beulenpest heilen und befahl ihm, Arznei für den Körper zu nehmen (vgl. Jes 38,21). Und der heilige König war nicht so ungefügig und widerspenstig, dass er geredet hätte: »Will Gott mich heilen, so kann er es wohl, was sollten da die Feigen auf dem Geschwür nützen?« Denn es steht im zweiten Buch der Könige, Kapitel 20, geschrieben [2Kön 20,7]: »Und Jesaja sprach: Bringt ein Feigenpflaster her. Und als sie es brachten, legten sie es auf das Geschwür, und er wurde gesund.«
Heinrich Bullinger (Schriften I, 2004, S. 115–117)
Im Zeitalter der Angst
(IDEA) – ln meiner Sprechstunde ist Corona allgegenwärtig. Kaum jemand, der nicht auch seelisch davon betroffen wäre. Corona hat sich als schwere Last auf die Menschen gelegt. Insbesondere sensible Menschen leiden unter einer enormen Angst. Sie lesen jeden verfügbaren Artikel und steigern sich in die Gefahrenwelt hinein, weit über jede sinnvolle Vorsicht hinaus. Nicht wenige isolieren sich völlig von anderen Menschen und vereinsamen weit über das notwendige Mass hinaus.
Angst hat viele Gesichter. Einerseits gehört sie zum Menschen; sie schützt uns vor Gefahren. Wenn sie aber entgleist, dann wird sie zum seelischen Gefängnis, zum „tiefen schlammigen Wasser, wo kein Grund mehr ist“, wie dies schon David in Psalm 69 beklagte.
Neue Formen der Angst
Bei Corona zeigt die Angst eine Vielfalt von Ausdrucksformen. Ich beobachte aktuell eine Trias von drei A: Angst, Abwehr und Aggression. Wenden wir uns der Abwehr zu: „So schlimm kann es nicht sein!“ „Mich trifft es nicht!“ Die Bilder überfüllter Krankenhäuser werden ausgeblendet, die dramatischen Berichte des Pflegepersonals ignoriert. In ihrem Unverwundbarkeits-Gefühl gefährden Menschen in Abwehr sich selbst und andere. Ist ihre Abwehr nur eine andere Form von Angst?
Doch die Abwehr kann sich auch zur Aggression steigern. Der Lockdown gibt ein Gefühl des Eingesperrtseins und der Bevormundung. Der Freiheitsdrang bricht sich Bahn in Demonstrationen und bewusstem Bruch der Regeln. Propheten der Endzeit bekommen eine neue Plattform. In den Chatgroups des Internets tauschen sie ihre Botschaften aus, säen Zweifel an den Massnahmen und malen statt der Hoffnung auf eine Überwindung der Pandemie bewusst „den Teufel an die Wand“, auch wenn der manchmal das Gesicht von Bill Gates hat. Somit zeigt sich in der Corona-Pandemie eine neue Form der Angst, die weit über die Krankheit hinausgeht: tiefsitzende Ängste vor Weltuntergang und Zerstörung unserer Zivilisation. Dies verbaut auch den Blick für Wege aus der Krise. Es ist eine Tragik, dass einzelne Splittergruppen unter den Freikirchen die Angst vor dem Impfstoff schüren, mit diffusen Ängsten, unbegründeten Vorbehalten, mit einer Kombination von alternativmedizinischer Pseudowissenschaft und apokalyptischen Szenarien.
Vom Umgang mit der Wissenschaft
In der Not kann die Logik nicht trösten. Aber müssen wir deshalb jedem Zweifel Raum geben? Wie sollen wir als Christen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fortschritten umgehen? Im Schneegestöber geben rote Signalpfosten entlang der Strasse eine gewisse Orientierung. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind solche Markierungen am Wegrand. Darauf stützt sich die Politik, um die Zahl der Ansteckungen zu reduzieren. In kurzer Zeit wurden neue Medikamente entwickelt, die den Verlauf der Krankheit deutlich mildern. Nun gibt es auch Impfstoffe, die uns längere Zeit gegen den Befall mit dem Virus schützen sollen. Die Ergebnisse sind ermutigend, die Nebenwirkungen bei Millionen Geimpften äusserst gering und in keinem Verhältnis zur Schwere der Krankheit. Für uns alle wird das Leben dadurch besser. Wir tun gut daran, uns mit bewährten Mitteln zu schützen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Wer sich schützt, ist nicht ein Angsthase, sondern eine Person, die die Warnsignale ernst nimmt und umsetzt. Gerade, wenn man auch die Sicherheit und das Wohl von geliebten Menschen im Auge hat, wird man umso mehr alles tun, um eine gefährliche Erkrankung zu vermeiden.
Gelassenheit, Gottvertrauen, Geduld
So plädiere ich für eine Trias von drei G: Gelassenheit, Gottvertrauen und Geduld. Ich plädiere für Gelassenheit als Gegengewicht zu dieser totalen Fixierung des Lebens auf Corona. Es stimmt: Corona ist eine grosse Gefahr; ja – ich bin nicht unverwundbar; ich versuche mich zu schützen, so gut ich kann. Aber ich habe keine Garantie davor, nicht auch selbst zu erkranken. Mein Leben ist in Gottes Hand.
Vielleicht fällt eine solche Sichtweise demjenigen leichter, der bereits dem Tod ins Auge geschaut hat. Auch als Wissenschaftler und Facharzt brauche ich nicht nur Daten, sondern ein Grundvertrauen auf Gott, der mitten im „Schneegestöber“ bei uns ist. Den tiefsitzenden Ängsten vor Weltuntergang setze ich die Hoffnung entgegen, dass Gott über allem steht, und dass er mich führt. Ein Liedvers von Dietrich Bonhoeffer begleitet mein Leben: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Aus einer Fabel ist folgende Geschichte überliefert: Da kommt ein Mann zum Rabbi und fragt: „Soll ich mein Reittier anbinden oder soll ich Gottvertrauen haben? Der Rabbi antwortet: „Binde es an und hab Gottvertrauen!“ Was lernen wir daraus? Beides ist wichtig: Achtsamkeit und Selbstschutz, mir und anderen zuliebe, aber auch das Vertrauen, dass Gott da ist, komme, was da wolle. Gepaart mit Geduld werden wir miteinander diese dunkle Zeit von Corona überwinden.
(Autor: Samuel Pfeifer)
Prof. Dr. Samuel Pfeifer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und lebt in Riehen.
https://www.ideaschweiz.ch/glaube/detail/im-zeitalter-der-angst-115059.html
Erstaunliche Botschaft einer lesbischen Schwester
Theoblog.de hat einen sehr interessanten, ehrlichen und ausgewogene Artikel von Hunter Baker übersetzt.
Eine erstaunliche Botschaft von einer lesbischen Schwester in Christus
An die Kirche – zum Thema Homosexuelle und Lesben:
Viele von euch glauben, dass es uns in euren Gemeinden, euren Schulen, in eurer Nachbarschaft nicht gibt. Ihr glaubt, dass wir nur wenige sind und dass man uns leicht erkennen kann. Ich sage Euch aber: wir sind viele. Wir sind eure Lehrer, eure Ärzte, eure Buchhalter und Hochschulsportler. Uns gibt es in allen Hautfarben, Typen und Körpergrößen. Wir sind Singles, Ehemänner und Ehefrauen, Mütter und Väter. Wir sind eure Söhne und Töchter, eure Nichten und Neffen, eure Enkelkinder. Wir arbeiten im Kindergottesdienst mit, sitzen in euren Kirchenbänken, singen in euren Chören und stehen auf euren Kanzeln. Ihr wollt uns nicht sehen, weil ihr uns entweder ignoriert oder weil es eure Gemeinde durcheinander bringen könnte. Wir SIND eure Gemeinde. Wir kommen Woche für Woche in eure Kirchen, weil wir Orientierung und einen Hoffnungsschimmer suchen, dass wir uns verändern können. Wir haben genauso wie ihr Jesus in unser Herz aufgenommen. Genau wir ihr wollen wir sein, wie Christus uns haben will. Wir beten jeden Tag um Gottes Führung, wie ihr es auch tut. Und genauso wie ihr versagen wir oft.
Wenn das Wort „homosexuell“ in der Gemeine fällt, halten wir den Atem an und bekommen es mit der Angst zu tun. Meist folgen diesem Wort dann Verdammung, Gelächter, Hass oder Witze. Nur ganz selten hören wir Worte der Hoffnung. Wir erkennen unsere Sünde wenigstens. Aber sieht die Kirche auch ihre Sünde? Seht ihr eure Sünde des Stolzes darüber, besser oder Jesus wohlgefälliger zu sein als wir? Seid ihr in euren Beziehungen zu uns Christus-ähnlich gewesen? Würdet ihr euch mit uns am Brunnen oder im Restaurant treffen, um ein Glas Wasser oder eine Tasse Kaffee mit uns zu trinken? Würdet ihr uns berühren, wenn wir Anzeichen von Aussatz oder AIDS hätten? Würdet ihr uns wie Christus den Zachäus vom Baum herunter rufen und bei uns zu Gast sein? Würdet ihr uns einladen, an eurem Tisch zu sitzen und das Brot mit euch zu brechen? Könnt ihr uns bedingungslos lieben und helfen, weil Christus wie bei euch an unserem Herzen arbeitet, damit wir alle zu Überwindern werden?
An alle, die die Kirche verändern wollen, um Schwule und Lesben mit ihrem homosexuellen Lebensstil zu akzeptieren: Ihr gebt uns keine Hoffnung. Alle, die wir Gottes Wort kennen und es nicht verwässern wollen, damit es unseren Wünschen und Sehnsüchten entspricht, wir bitten euch: lest den Brief von Johannes an die Gemeinde in Pergamon:
„Doch einen Vorwurf kann ich dir nicht ersparen: Du duldest in deiner Mitte Anhänger der Lehre Bileams. Bileam hatte Balak den Rat gegeben, die Israeliten zum Essen von Opferfleisch, das den Götzen geweiht war, und zu sexueller Zügellosigkeit zu verführen und sie dadurch zu Fall zu bringen. Auch bei dir gibt es Leute wie Bileam: Es sind die Anhänger der Lehre der Nikolaiten. Darum sage ich dir: Kehre um!”
Um politisch korrekt zu sein, seid ihr bereit, bei Gottes Wort Kompromisse zu machen. Aber wir lassen uns nicht täuschen. Wenn wir eure Kompromissbereitschaft akzeptieren, dann müssen auch wir Kompromisse machen. Dann müssen wir eure Lügen, euren Ehebruch, eure Lust, euren Götzendienst, eure Süchte, EURE Sünden auch akzeptieren. „Wer bereit ist zu hören, achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt!“
Wir bitten euch genauso wenig um die Akzeptanz unserer Sünden wie wir bereit sind, eure Sünden zu akzeptieren. Wir bitten euch einfach nur um die gleiche Unterstützung, Liebe, Orientierung und vor allem Hoffnung, die alle anderen in eurer Gemeinde auch bekommen. Wir sind eure Brüder und Schwestern in Christus. Wir sind noch nicht, was wir sein sollen, aber Gott sei Dank sind wir auch nicht mehr die, die wir waren. Bemühen wir uns miteinander, dass alle sicher nach Hause finden.
Eine Schwester in Christus
Gott vor der Tür
Gott wird keine Tür aufbrechen, um einzutreten.
Vielleicht schickt er einen Sturm um das Haus; der Wind einer Vorwarnung mag Türen und Fenster sprengen, ja das Haus in seinen Fundamenten erschüttern; aber ER kommt nicht dann, nicht so.
Die Türe muß von freiwilliger Hand geöffnet werden, bevor der Fuß der Liebe über die Schwelle tritt. Gott wartet, bis die Tür von innen aufgeht.
Jeder Sturm ist nur ein Angriff der belagernden Liebe.
Der Schrecken Gottes ist nur die Kehrseite seiner Liebe; es ist die Liebe draußen, die innen sein möchte. – Liebe, die weiß, das Haus ist kein Haus, nur ein Ort, fsolange ER nicht eintritt. C. S. Lewis; aus: Die Weisheit meines Meisters
„Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir.“ Offenbarung 3,20
Lachen und Weinen
In der Nachfolge Jesu lebt die Gemeinde als Seelsorgerin nicht ein entrücktes Dasein, sondern kennt sich als ein wissendes Stück der versöhnten Welt, nimmt in der Nachfolge Jesu teil an der Lust und am Weh der Welt Sie steht unter der Mahnung: »Freuet euch mit den Fröhlichen, weinet mit den Weinenden« (Röm 12,15). Die Gemeinde weiß zwar um die Kürze der Zeit, die das Lachen und Weinen relativiert (1Kor 7,29 f); aber sie wird deshalb nicht gemahnt, das laute Lachen der Welt zu temperieren. Sie wird ausdrücklich zuerst zum Mitlachen und dann auch zum Mitweinen aufgerufen, d.h. sie soll teilnehmen, herzlich teilnehmen an den Freuden und Leiden der Kreatur. Nur im Mitlachen und Mitweinen, im Mitfühlen mit den Weltkindem kann die Gemeinde ihr Amt der Seelsorge ausüben. Gerade dies haben wir in der Kirche weithin verlernt, daß es eine Seelsorge des Mitlachens gibt. »Schmunzeln ist auch eine Gnade, von der leider die Theologen nicht schreiben.«
Rudolf Bohren (Dem Worte folgen, 1969, S. 100–101)