Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. 1. Petrus 2, 25

Unser Vers ist ein Mischzitat. In Anlehnung an Hesekiel 34,11.23 und Jesaja 53,6 beschreibt Petrus noch einmal diesen radikalen Wandel vom Sünder zum Gerechtfertigten. Der Ausdruck wie Schafe, die in die Irre gehen beschreibt bildhaft das eigensinnige, ziellose, gefährliche und hilflose Umherwandern von verlorenen Sündern, die Jesus als »wie Schafe, die keinen Hirten haben« bezeichnet (Mt 9,36).
Wie nüchtern beschreibt doch die Bibel den Zustand des „alten“ Menschen, der sich doch so klug und überlegen vorkommt! „Nun“ – das ist die Wende. „Ihr seid bekehrt“ (wörtlich „ihr habt euch umgewendet“) meint: Wir konnten in der Jesusbegegnung unseren eigenen, verderblichen Weg verlassen, die radikale Kehrtwendung vollziehen und sind nun bei dem »Hirten und Bischof« (wörtlich „dem Aufseher“), der unsere „Seelen“, unsere ganze Person zum und ins Heil führt..
Christus ist nicht nur das Vorbild und der Retter, er führt und beschützt auch die Verirrten (wie die irrenden Schafe), die von ihm fortgelaufen sind, dann aber zu dem Hirten und Bischof (episkopon) ihrer Seelen umkehrten, d. h. bekehrt wurden. Die Titel „Hirte“ und „Bischof“ versinnbildlichen die unvergleichliche Führung und Fürsorge, die Christus denen angedeihen läßt, die sich ihm anvertrauen (vgl. Hes 34,11 – 16).

1. Petrus 2, 24 der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.

In diesem Vers nun gilt nicht mehr die Kategorie: Vorbild/Nachahmung, sondern nur noch: Stellvertretung/Annahme.
Wer die Sünden der Menschheit tragen will, kann sie sich nicht vom Leibe halten. Er muß sich mit ihnen identifizieren. Das bedeutet, daß der Leib das Gericht Gottes über die Sünde miterleidet, so daß er dabei zerschunden und zerbrochen wird. Auf das Holz meint „auf das Kreuz“. Wer an das Holz gehängt wurde, war damit von der Menschheit ausgestoßen, in Israel sogar auch von Gott verflucht: 5 Mo 21, 23; Gal 3, 13: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt“.
Den Sünden gestorben zu sein bedeutet nicht, daß wir nicht mehr für sie existieren, sondern daß wir durch das Werk Christi am Kreuz von ihnen getrennt sind um in Liebe und Treue zu leben. „Wenn die Sünde auftaucht, um die alten Diener wieder aufzusuchen, dann findet sie sie nicht mehr „.
Nun können wir „der Gerechtigkeit leben“. Dieser Begriff umschreibt das ganze neue Sein des Christen, die Neuschöpfung. „Gerechtigkeit“ ist Gottes Art, Wesen und Gottes Gabe an uns, wie Paulus sagt: Gott „ist gerecht und macht gerecht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus“ (Röm 3,26; vgl.; Röm 1,17; Röm 4,6.
Wir sind „heil geworden“. Mit diesem Wort beschreibt Petrus noch einmal die neue Existenz des Erlösten als geheilt von der tödlichen, den Tod bringenden Krankheit der Sünde.
Zusammenfassung: Dieser Vers zeigt unmissverständlich, wie unser Brief mit seinen vielen praktischen Mahnungen zu nichts anderem mahnt als zum Glauben.

1.Petrus 2, 23 er, der nicht mit Beschimpfungen reagierte, als er beschimpft wurde, und nicht ´mit Vergeltung` drohte, als er leiden musste, sondern seine Sache dem übergab, der ein gerechter Richter ist; NGÜ

Auch hier findet sich eine Prophezeiung aus Jesaja 53,7 wieder: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut“. Er wurde nicht ärgerlich auf seine Ankläger oder übte Vergeltung an ihnen (Mt 26,64; Joh 18,34-37).
Wie souverän hat Jesus den gehässigen Juden geantwortet, als sie ihn als einen Teufelsdiener hinstellten (vgl. Mt 12,22-30)! Jesus schwieg zum Spott der Soldaten, die ihn als angeblichen König verlästerten und quälten (vgl. Mt 27,27-30), und Jesus schwieg zu dem ätzenden Spott der Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Kreuz (vgl. Mt 27,39-44). Da sind diese „Buchstaben“ der Geduld im Leiden eindrücklich vorgeschrieben. Der Herr schwieg zu den Beschimpfungen. Er vergalt nicht Gleiches mit Gleichem, Böses mit Bösem (vgl. Röm 12,17; auch Mt 5,39.44ff; 1. Kor 13,5; 2. Tim 2,24; 1. Thess 5,15; 1. Petr 3,9). Als der Gottessohn am Kreuz hing, hat er seinen Peinigern nicht gedroht, sondern für sie zum Vater gebetet (vgl. Lk 23,34).
Er übergab es dem, der gerecht richtet. Das Verb übergab (paredidou) bedeutet „anvertrauen“ oder „ausliefern“ und steht in der Vergangenheitsform, was eine wiederholte, vergangene Handlung andeutet. Mit jeder neuen Welle von Beschimpfungen vertraute sich Jesus der Bewahrung Gottes an. Lukas berichtet, wie dieses Verhaltensmuster bis zum Ende anhielt: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er“ (Lk 23,46).
So lieferte er sich selbst der Bestrafung aus. Indem er Schande, Schmerzen und Fluch über sich kommen ließ, erkannte er an, dass der gerechte Gott in Gerechtigkeit richtete. Andererseits glaubte er als der Sündlose auch, dass Gott, der gerechte Richter, ihn zu seiner Zeit als gerecht rehabilitieren, ihn aus dem Grab Auferwecken und ihn belohnen würde für das, was er im Interesse von anderen bereit war zu ertragen, indem er ihm das Recht gab, sie vollständig von der Strafe und Macht ihrer eigenen Missetaten zu erretten.
Betont wird nicht die besondere Grausamkeit seines Sterbens andere haben noch Schlimmeres durchlitten-, sondern die definitive Unterbrechung des Teufelskreises von Beleidigung und Gegenbeleidigung, Gewalt und Gegengewalt, die spiralförmig ansteigt. Jesus rechnet unerschütterlich mit Gott. Jesus mag (irdisch) vernichtet werden, aber der Teufel kann seine Kreise nicht mehr weiterziehen.

1. Petrus 2, 22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;

Die Anknüpfung an Vers 21 (welcher …) macht deutlich, daß Petrus hier bereits Bekanntes vor Augen stellt. Seelsorge besteht zum großen Teil nicht aus Verkündigung von neuen Heilswahrheiten, sondern aus Erinnern an schon bekannte, jetzt gerade wichtige Dinge.
Petrus zitiert Jes 53, 9. In diesem Zitat ist die einzige Änderung die, dass „Unrecht“ durch Sünde“ ersetzt wird. Die Übersetzer der Septuaginta hatten das verstanden und gebrauchten „Gesetzlosigkeit“ statt „Unrecht“. Petrus wählte das Wort Sünde, weil er unter der Inspiration des Heiligen Geistes wusste, dass dies die von Jesaja beabsichtigte Bedeutung war.
Außerdem entlehnte Petrus bei Jesaja die Bestätigung, dass Christus sündlos war, indem er erklärte: Es ist auch kein Betrug in seinem Mund gefunden worden. Das Herz des Menschen bringt Sünde leicht zum Ausdruck, und häufig geschieht dies durch Worte, wie der Prophet auch anhand seiner eigenen Erfahrung deutlich machte: „Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen!“ (Jes 6,5; vgl. Mt 15,18-19; Lk 6,45; Jak 1,26; 3,2-12). Aus dem Mund Jesu konnten niemals sündige Worte kommen, da keine Sünde in ihm war (Lk 23,41; Joh 8,46; 2Kor 5,21; Hebr 4,15; 7,26; 1Jo 3,5
Eingesehene Literatur:
Züricher Bibelkommentare NT 15 Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1998
Der erste Brief des Petrus erklärt von Uwe Holmer Wuppertaler Studienbibel Taschenbuch – Sonderausgabe 1983
Der 1. Brief des Petrus John F. MacArthur

1. Petrus 2, 21 Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;

Beruft der Heilige Geist einen Menschen aus der Finsternis ins Licht, wird dieser zu einem Feind der Welt (Joh 15,18-19; 1Jo 3,13) und zu einer Zielscheibe von ungerechten Angriffen, wenn er Christus gehorsam sein will. Paulus sagte Timotheus: „Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden“ (2Tim 3,12; vgl. Mk 10,30; Joh 15,20; 16,33).
Martyn Lloyd-Jones veranschaulichte den Wert der christlichen Unterordnung unter Gottes Absichten – die Strenge von Disziplin und die Prüfungen des alltäglichen Lebens – wie folgt: Wir sind wie der Schuljunge, der gerne gewissen Dingen aus dem Weg gehen und vor Problemen und Prüfungen davonlaufen würde. Aber wir danken Gott, dass er uns durch die Prüfungen des Lebens bringt, weil er großes Interesse an uns hat und weiß, was gut für uns ist. Er lehrt uns das Einmaleins und die Grundbegriffe der Grammatik. Viele Dinge, die für uns Prüfungen darstellen, sind nötig, damit wir eines Tages ohne Flecken oder Runzeln sind. (The Miracle of Grace [Nachdruck; Grand Rapids: Baker, 1986], S. 39)
Das Wort, das hier für „Vorbild“ benutzt worden ist, enthält den Gedanken an ein Vorlagenbuch mit meisterlicher Schönschrift. Im Altertum lernten Kinder schreiben, indem sie die Buchstaben des Alphabets nachzeichneten. Christus ist das Vorbild oder Muster, nach dem die Gläubigen ihr Leben nachzeichnen. Dadurch folgen sie seinen Fußstapfen nach. Ichnesin (Fußstapfen) kann auch „Spuren“ oder „Fährten“ bedeuten. Wie für ihn gilt auch für die Gläubigen, dass die Fußstapfen oft entlang ungerechter Leidenswege führen.
Nachfolge ist nicht einfach Imitation. Wie der Bub getrost hinter dem starken Rücken seines Vaters hergeht, wenn dieser ihm den Weg durch den hohen Schnee bahnt, so darf die Gemeinde getrost in den Fussstapfen dessen wandern, der „alles in dem Streite“ ist, hinein in all die praktischen Entscheidungen ihres Lebens, wo sie in rechter „Weltlichkeit“, nicht von der Welt her, aber in der Welt leben wird.
Was haben wir doch für einen Herrn! Andere Herren lassen die Knechte für sich leiden. Hier leidet der Herr für seine Knechte.

Eingesehene Literatur:

Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1972 TVZ Theologischer Verlag Zürich

Züricher Bibelkommentare NT 15 Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1998

Der erste Brief des Petrus erklärt von Uwe Holmer Wuppertaler Studienbibel Taschenbuch – Sonderausgabe 1983

Der 1. Brief des Petrus John F. MacArthur

William MacDonald Kommentar zum Neuen Testament

1.Petrus 2, 20 Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott.

Petrus bringt sein Argument in einer negativen rhetorischen Frage zum Ausdruck, gefolgt von einer positiven Aussage. Die angedeutete Antwort auf seine Frage: Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr geduldig Schläge ertragt, weil ihr gesündigt habt?, lautet: „Da ist kein Ruhm.“ Gläubige, die sündigen, haben Züchtigung verdient (vgl. Ps 66,18; Jer 5,25; Dan 9,8; Hebr 12,5-11), und sie sollten sie geduldig ertragen.
Wieder zeigt sich die biblische Nüchternheit. Nicht alles Martyrium ist gottgewollt. Es gibt auch selbstverschuldetes Leiden. Selbstmitleid und falsches Leidenspathos haben in der Bibel keinen Platz (vgl. zu 4, 15).
Doch Petrus zeigte auch die positive Seite auf: Wenn ihr aber für Gutestun leidet und es geduldig ertragt, das ist Gnade bei Gott. Die gläubigen Sklaven mussten für Gutestun leiden, so als hätten sie die Bestrafung verdient gehabt. Sie mussten wiederholte körperliche Misshandlungen ertragen und wurden mit Fäusten oder Gegenständen geschlagen (vgl. Mk 14,65). Manche wurden möglicherweise auch für ihren christlichen Glauben bestraft. Doch diejenigen, die solche Leiden geduldig ertrugen, fanden Gnade bei Gott. Es ist immer nach seinem Wohlgefallen, wenn Gläubige Widrigkeiten treu akzeptieren (vgl. 3,14; 4,14.16; Mt 5,11-12; 1Kor 4,11- 13; 2Kor 12,9-10; Jak 1,12).
Das Ende des Verses: „das ist Gnade“ zeigt, daß wir inhaltlich eine Wiederholung des im V 19 Gesagten vor uns haben, der ja mit derselben Aussage begann. Beide Male wird gezeigt, was Gnade ist. V 20b wiederholt dabei mit anderen Worten den V 19 genau: Wer „Gutes tut“ und darum „leidet“, der (so hieß es vorher) „erleidet in der Bindung an Gott ungerechterweise Schweres“.
Diese Gnade ereignet sich im „Ausharren“ (wörtlich: Darunter – bleiben). Das Wort steht in der Zukunftsform. Der Verfasser traut es seinen Lesern zu, dass das immer wieder bei ihnen Wirklichkeit werden wird.
Eingesehene Literatur:
Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1972 TVZ Theologischer Verlag Zürich
Züricher Bibelkommentare NT 15 Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1998
Der 1. Brief des Petrus John F. MacArthur
Norbert Brox Der erste Petrusbrief – Reihe: Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament 288 Seiten,  Auflage von 1978 Band XXI Benziger Verlag Neukirchener Verlag

1. Petrus 2,19 Denn das ist Gnade, wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und leidet das Unrecht.

Es gilt für alle Nöte, dass sie zur Gnade werden dürfen; also auch für alles Unrechtleiden, das uns heute oft das Herz so sehr bedrückt. Zweifelsohne hatten viele Empfänger dieses Briefs schmerzliche und ungerechte Schläge als Sklaven zu ertragen. Ihre Herren haben ihnen möglicherweise die Lebensmittelrationen gekürzt, sie zu unzumutbar langen Arbeitseinheiten gezwungen oder sie zu Unrecht auf vielerlei Weise bestraft. Im Gegensatz zu den heutigen Arbeitnehmern in westlichen Industrieländern hatten diese Sklaven niemanden, an den sie sich mit ihren Klagen wenden konnten – keine Gewerkschaftsvertreter, keine Regierungsbehörden und niemanden, um Streitigkeiten zu schlichten oder Zivilprozesse für sie zu führen. Wieder entscheidet nicht der Wert dieses Leidens an sich, sondern die Blickrichtung, in der es erlitten wird. Ob es gegenüber Gott geschieht oder nicht, das macht dasselbe Tun oder Erleben zur Gnade oder zur verbissenen und verlorenen Eigenwerkerei. Dabei ist nicht zu vergessen, dass das Tun der Herren ausdrücklich als Unrecht bezeichnet wird. Anders als der griechische Philosoph Aristoteles, der erklärt, da der Sklave ja Eigentum des Herrn sei, gebe es hier überhaupt kein Unrecht, nennt die Schrift Böses nicht gut, Unrecht nicht Recht.
Das Wort „Gewissen“ kann auf zweierlei Weise gesehen werden. Wörtlich bedeutet es ein „Mit-Wissen“, „das Zeugnis, das dem Verhalten durch das Gewissen erteilt wird, die Fähigkeit, durch die wir den Willen Gottes wahrnehmen“. Es ist das Wissen um das, was vor Gott recht ist, sich zu unterwerfen und die Konsequenzen zu tragen, wenn die Notwendigkeit dazu besteht. Abraham erfaßte diese Wahrheit im Wissen, in der göttlichen Gegenwart zu leben, als er zu seinem Diener sagte: „Der Herr, vor dessen Angesicht ich gewandelt habe“ (1Mo 24,40).
Geduldiges Leiden, gerade auch im Unrecht, findet Wohlgefallen bei Gott, denn es hat missionarischen Sinn und kann zum Lobpreis Gottes führen. Das ist christliche Sicht des Leidens.
Eingesehene Literatur:
Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1972 TVZ Theologischer Verlag Zürich
Der erste Petrusbrief von Heiko Krimmer Edition C
Der 1. Brief des Petrus John F. MacArthur
Was die Bibel lehrt, Band 15: 1. Petrusbrief. (CV-Kommentarreihe Neues Testament)

1.Petrus 2,18 Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen.

In diesem Abschnitt wechselt Petrus von der Politik zur Arbeit und befiehlt den Gläubigen, die Diener oder Knechte sind, sich ihren Dienstherren unterzuordnen. Im weiteren Sinne bedeutet das, dass christliche Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber respektieren und sich ihnen unterstellen sollen. Weiterlesen

1.Petrus 2,17 Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König!

Eine Viererkette zum Schluss
Vier Aufforderungen beschließen den Abschnitt und zeigen wichtige Unterschiede:
I) Respekt und Achtung gegenüber allen Menschen und den Regierenden
Die Christen sollen jedermann (vgl. Röm 12,10; Röm 13,7) ehren (timesate, „ehren, hochschätzen. Sie sollen sich immer der Tatsache bewußt sein, daß jeder Mensch in einzigartiger Weise nach dem Bild Gottes geschaffen ist.
II) Hingebende Liebe (Agape) zu den Geschwistern in der Gemeinde (das hebt die Liebe zu den Feinden nicht auf!) Die Christen sollen die Brüder, ihre Geschwister in Christus, liebhaben. Gottes Kinder sollen einander lieben.
III) Gottesfurcht aus dem Glauben an Gott (es heißt nicht: Fürchtet den König!)
Die Ehre gegenüber dem Staat ist also begrenzt durch die Furcht vor Gott und die Liebe zur Bruderschaft. Das Herz beanspruchen darf nur Gott und seine Gemeinde.
Die Christen sollen Gott fürchten. Das Verb „fürchten“ (phobeisthe) bedeutet hier nicht „in Angst sein“, sondern Ehrfurcht und Ehrerbietung empfinden, die zu bereitwilligem Gehorsam führen (vgl. phobo in 1. Petr 1,17; phobou in 1. Petr 3,16 und phobon in 2. Kor 7,11). Niemand kann den Menschen wirklichen Respekt entgegenbringen, bevor er Gott nicht wirklich achtet.
IV) Die Christen sollen den König ehren. Das hier verwendete Verb ist timao wie am Anfang des Verses. Die Achtung oder Ehre, die allen gebührt, ist in besonderer Weise jenen zu zollen, denen Gott Autorität verliehen hat (vgl. „dem König“ in 1. Petr 2,13, und „den Statthaltern“ in V. 14; vgl. Röm 13,1).
Dieser Vers faßt die Anweisung des Abschnitts (V11-17) in knappen Imperativen zusammen und stellt sie zugleich hinein in das gesamte Verhalten der Christen gegenüber ihren Mitmenschen und Mitchristen.
Eingesehene Literatur:
Züricher Bibelkommentare NT 15 Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1998
Roger M. Raymer Walvoord Multimedia Bibel 1. Petrus
Der Erste und Zweite Petrusbrief Der Judasbrief Übersetzt und erklärt von Otto Knoch Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1990

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1.Petrus 2,16 als die Freien und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes.

Die Freiheit, die nach 1.Petrus 1, 16 so teuer erkauft wurde, ist eine ganze Freiheit, nicht nur ein raffiniertes Kleid über zerrissener Unterwäsche oder ein Truhendeckel, unter den man die ganze Unordnung stopft. Wer die Freiheit nur haben wollte wie eine Schminke, die bloss die Oberfläche deckt, und nicht als ganze, den Menschen in seiner Totalität beanspruchende und in Dienst stellende, der hat nicht verstanden, was sie ist. Die wirkliche Freiheit findet nur, wer sich bis in all seinem Tun und Sein hinein freimachen lässt von der Herrschaft aller anderen Mächte und Gewalten, der also zum Knecht Gottes geworden ist und so seine Bestimmung erreicht hat. So ist das ganze christliche Leben nichts anderes als das völlige Geltenlassen der geschenkten Freiheit, der Gnade Gottes.
Die Unterwerfung unter die staatliche Autorität negiert nicht die christliche Freiheit (vgl. Gal 5,1.18). Die Christen sollen den bürgerlichen Gesetzen aus freiem Willen gehorchen, weil Gott es so will und nicht aus Furcht. Die christliche Freiheit ist stets von der christlichen Verantwortung begrenzt (vgl. Gal 5,13) und darf nie als Deckmantel (epikalymma, wörtlich „Schleier“) der Bosheit benutzt werden. Die wahre Freiheit erleben die Christen dann, wenn sie Gott gehorchen. Auch als Freie sollen sie die Knechte (douloi, wörtlich „Sklaven“; vgl. Röm 6,22) Gottes sein.
Eingesehene Literatur
Züricher Bibelkommentare NT 15 Der erste Petrusbrief Eduard Schweizer Auflage 1998
Roger M. Raymer Walvoord Multimedia Bibel 1. Petrus