1.Petrus 4,19 Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen anbefehlen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun.

So schließt der Abschnitt, wie er begonnen hat, mit dem Thema des Leidens.
Anbefehlen ist ein Begriff aus dem Bankwesen, der sich auf die sichere Aufbewahrung eines Guthabens bezieht. Charakter und Fähigkeiten der Person, der ein solches Vertrauen entgegengebracht wird, sind für den Anvertrauenden von großer Wichtigkeit. Jesus gebrauchte dasselbe Wort am Kreuz, als er seinem Vater seinen Geist übergab.
Auffällig ist, daß Gott hier „als der treue Schöpfer“ den angefochtenen Christen vor Augen gestellt wird. Der Sache nach verweist auch Jesus auf das gütige Wirken Gottes in Schöpfung und Erhaltung der Welt (Mt 5,45; 6,25-32: „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr alles braucht!“; Lk 12,22-31), weshalb er zu unbedingtem Vertrauen auf Gottes Vorsehung auffordert. „Gutes tun“, „rechtes Verhalten“, sind Schlüsselwörter des 1 Petr (2,14f.20; 3,6.17; 4,19; vgl. zum Verb noch Mk 3,4; Lk 6,9.33.35; Apg 14,17) und weisen darauf hin, daß für den Vf. dieses Schreibens das Verhalten und Handeln der Christen Zeugnischarakter hat und zugleich Ausdruck echten Glaubens ist. Durch Gebet und christliches Verhalten stellt ein Christ seine Sache Gott anheim und weiß sich von Gott geschützt, ermutigt und getragen. Letztlich kann die Leidensproblematik des Christen weder theoretisch gelöst noch durch Flucht umgangen, sie kann nur gläubig gemeistert werden.
Wie C. S. Lewis dazu andeutet, sind Prüfungen kein Wahlfach im Lehrplan des Christseins, sondern Pflichtprogramm. Der Kurs „Einführung in die Drangsale des Lebens“ ist eine Voraussetzung zur Nachfolge Jesu. Manchmal sind die Prüfungen aber so strapaziös und inhaltsschwer, dass wir den Kurs am liebsten abwählen würden. Besonders, wenn wir uns von Gott im Stich gelassen fühlen.
Ein Christsein, das uns auf dieser Welt nichts anderes als wolkenloses Glück bescheren will, ist nicht das Christsein der Bibel. Das ist Traumtänzerei und lustvolle Einbildung. Der Weg zur Herrlichkeit führt unvermeidlich durch Leid. Ohne Sterben wird niemand zur Auferstehung gelangen. Darum ist in der Bibel auch von den Kosten der Jüngerschaft die Rede. Das Heil ist umsonst. Aber die Nachfolge des Herrn Jesus hat ihren Preis, nämlich den Preis der Identifikation mit Jesus.“ Wolfgang Wegert

1.Petrus 4,18 Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird dann der Gottlose und Sünder bleiben?

Mit einem Zitat aus Sprüche 11,31 verdeutlicht Petrus seine Aussage. Im Alten Bund gilt als gerecht, wer das Gesetz Gottes lebt, im Neuen Bund sind wir Gerechtgemachte in Jesus Christus und können so den Gotteswillen leben. Der Gerechte „wird kaum gerettet“ (wörtlich „mit Mühe, mit Arbeit“), so wie Gott zu Israel sagt: „Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden“ (Jes 43,24). Auch im Alten Bund ist es die „Arbeit“ Gottes, die den Gerechten rettet. Wie hat sich Jesus Mühe gemacht, welche „Arbeit“ hat er tun müssen, damit wir gerettet werden!
Vom künftigen Schicksal des „Gottlosen“ hingegen kann nur in der Form einer Frage gesprochen werden.
„Der Gottlose und Sünder“ bezieht sich, auf eine und dieselbe Person. Vor beiden Worten steht nur ein Geschlechtswort, und außerdem steht das Tätigkeitswort in der Einzahl.
Wer sich dieser Rettungsarbeit Gottes verweigert, „wo wird er dann … bleiben“? Die Bibel redet sehr deutlich vom Gericht, aber nicht drohend, sondern jetzt, wo Heils -Entscheidungszeit ist, zur Umkehr mahnend.

1.Petrus 4,16 Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen.

Ein Christ soll grundsätzlich alles Böse meiden; wird er aber als Christ verdächtigt und angeklagt, dann soll er sich dessen nicht schämen. Diese Anweisung geht letztlich auf das Wort Jesu zurück: „Wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er … in der Hoheit seines Vaters kommt“ (s. Mat. 10,32f; Lk. 9,26; vgl. 2 Tim 1,8.12).
Die Christen waren gewiss nicht Rechtsbrecher wie „Mörder und Diebe“, aber sie durchbrachen das soziale Lebensprinzip der hellenistischen Welt, den grundsätzlichen Synkretismus.
Im 1. Jahrhundert bezeichneten sich Gläubige als „Brüder“ (Apg 1,15-16; 6,3; 9,30; 12,17; 15,13), „Heilige“ (Apg 9,13; Röm 8,27; 15,25; 1Kor 16,1) oder als Menschen, die „den Weg“ gehen (Apg 9,2; 19,9.23; 22,4; 24,14.22). Seltsamerweise war Christ kein Name, den sich die Gläubigen selbst gaben. Er wurde ihnen von außen gegeben, zuerst in Antiochien (vgl. Apg 11,26; Apg 26,28). Das ist ein „guter“ Name, denn er hält das Kernstück des Evangeliums öffentlich im Bewusstsein: Christen folgen dem Christus nach, dem König Gottes, dem Heiland der Welt. Wer so als Christ leidet, „ehrt Gott“ mit diesem Namen „Christianer“. Solches „Ehren“ geschieht dadurch, dass ein Christ an seinem Bekenntnis festhält, dadurch Gott als das Allerwichtigste in seinem Leben bezeugt und je und dann seine Peiniger wohl auch ins Fragen und Suchen bringt. Das leiden der Christen ist nicht nur Gnade, Bestätigung und Bestärkung der Verbundenheit mit Christus, sondern auch Gericht über den alten Menschen.

1.Petrus 4,15 Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der in ein fremdes Amt greift.

Wenn wir von einem „Feuersturm“ heimgesucht werden, der die Folge unseres sündigen Verhaltens ist, dann leiden wir nicht etwa um der Ehre Gottes willen, sondern wir löffeln schlicht und einfach die Suppe aus, die wir uns selbst eingebrockt haben. Mit den Worten des Propheten ausgedrückt ernten wir Sturm, wenn wir Wind säen (Hos 8,7).
Das Wort „als“ steht zweimal in diesem Vers: erst vor „Mörder, Dieb, Übeltäter“ zusammen, und dann vor „einer, der sich in fremde Sachen mischt“. Das zeigt, dass das letzte einen anderen Charakter trägt als die ersten drei. Das griechische Wort ist ‚allotriepiskopos‘ und kommt im NT nur hier vor. Das Wort ‚episkopos‘ kommt außer an dieser Stelle noch in Apg 20,28; Phil1,1; 1Tim 3,2; Tit 1,7; 1Pet 2,25 vor. Es bedeutet „Aufseher“ und ist auch an allen Stellen so übersetzt. Von diesem Wort ist der Titel „Bischof“ abgeleitet. ‚Allotria‘ bedeutet „fremde Dinge“. Zusammen bedeuten diese Worte „jemand, der sich aufwirft als Aufseher über Dinge, die ihn nichts angehen“.
Dass Petrus allotriepiskopos in seiner Auflistung von Sünden aufnahm, könnte andeuten, dass einige Jünger – in ihrem Eifer für die Wahrheit und in ihrer Haltung gegen das Heidentum – in der Gesellschaft für Schwierigkeiten sorgten und dadurch über eine ernsthafte und berechtigte Sorge für das Evangelium hinausgingen. Manchmal handeln wir uns durch unser eigenes Verhalten unangenehme Folgen ein. Die Strafe oder die Einsamkeit, die Zerbrochenheit oder den Schmerz erleiden wir zu Recht.

1.Petrus 4,14. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch.

Nochmals bezieht Petrus sich auf ein Jesuswort in Mt 5,11. Wenn ein Christ geschmäht wird (vgl. 1. Petr 3,9) um des Namens Christi willen, so ist er selig vgl. 1. Petr 3,14 zu nennen. Das betrifft nicht nur Schmähworte, sondern kann sich ebenso auch auf eine schmachvolle Behandlung beziehen. Jede Benachteiligung und jede Verfolgung geht Hand in Hand mit Verleumdung oder Beschimpfung. Für diesen Namen geschmäht zu werden, ist für alle, die ihn lieben, keine Schande, sondern eine Ehre. Alles, was wir um Christi willen zu erdulden haben, ist als Vorteil und nicht als Strafe zu erachten.
Der doppelte Genitiv „Geist der Herrlichkeit und Gottes“ ist als Genitiv der Ursache und des Besitzes zu verstehen: Von Gottes Wesen und Herrlichkeit geht der Geist aus und gibt an der Herrlichkeit und Lebensfülle Gottes und Christi Anteil (vgl. 2 Kor 3,18: „Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“; auch 1 Kor 2,8). Im AT wurde die Herrlichkeit Gottes durch das Licht der Schechina repräsentiert, dieser leuchtenden, hellen Wolke, die die Gegenwart Gottes anzeigte (s. 2Mo 33,15 – 34,9). ruht auf euch. Das Ruhen des Geistes Gottes auf den Christen geht auf Jes 11,2 und 4.Mose 11,25 zurück, wobei mit der Gabe des Geistes Weisheit, Einsicht, Stärke, Prophetie und Freude an Gott geschenkt werden. Wenn ein Gläubiger leidet, ruht Gottes Gegenwart ganz besonders auf ihm und stärkt und erhebt ihn, damit er über sein körperliches Vermögen hinaus das Leiden ertragen kann (vgl. Apg 6,8-7.60; 2Kor 12,7-10).
Über die Erfahrungen von Verleumdung und Lästerung steht „der Name Christi“. Dass ein Leidender und Gescheiterter, von den Menschen Erledigter auf der Seite Gottes und seines Geistes steht, ja messianischer König sein soll, das duldet die Welt nicht, mögen seine Anhänger noch so anständig und zuverlässig sein. Dass sie die überall gepriesene Toleranz nicht teilen, in der jeder seine eigenen Götter wählen und alle möglichen religiösen Praktiken miteinander verbinden kann, macht sie gesellschaftlich unmöglich.
Aber nicht erst in einer fernen Zukunft, nein, schon jetzt mitten im Leiden ruht der Geist der Herrlichkeit auf der Gemeinde. Eben dort, wo alle Menschenherrlichkeit aufhört, beginnt Gottes Herrlichkeit; eben dort beginnt sich der Name Christi deutlich abzuzeichnen.

1.Petrus 4,12 Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames,

Petrus versichert seine Leser, daß sie einen Platz in seinem Herzen haben und, daß er für sie in ihren Versuchungen mitfühlt. Er folgt dem Befehl seines Meisters, die Schafe zu hüten. Nachdem jetzt ihr Blick auf die Liebe Gottes gerichtet ist, kann er ihnen auseinandersetzen, warum Gott die Verfolgungen für sie zuließ.
Christen sind keine Helden, die das Leiden heroisch auf sich nehmen. Weiterlesen

1.Petrus 4,11 Redet jemand im Auftrag Gottes, dann soll er sich bewusst sein, dass es Gottes Worte sind, die er weitergibt. Übt jemand einen praktischen Dienst aus, soll er die Kraft in Anspruch nehmen, die Gott ihm dafür gibt. Jede einzelne Gabe soll mit der Hilfe von Jesus Christus so eingesetzt werden, dass Gott geehrt wird. Ihm gehören der Ruhm und die Macht für immer und ewig. Amen

Die einen sollen also „reden“, der oder die andere „dienen“ (im engeren Wortsinn), was soziale Fürsorge wie alle möglichen Arbeiten innerhalb der Gemeinde vom Putzen des Versammlungsraums bis zur Rechnungsführung einschliessen kann.
Die beiden großen Kategorien geistlicher Gaben sind die Gabe des Redens und die des Dienens. Wenn jemand redet, dient er durch sein Predigen und Lehren, durch Weisheit, Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen. Und diejenigen, die reden, dürfen nicht menschliche Meinungen weitergeben, sondern nur die Aussprüche Gottes, wie sie in der Schrift geoffenbart sind (vgl. Apg 7,38; Röm 3,2).
Alle christliche Verkündigung ist Verkündigung des biblischen Wortes, nicht nur als Nachsprechen – das auch, zum Beispiel in der Seelsorge oder an Krankenbetten -, sondern auch und gerade als Hineinsprechen in die jeweilige geschichtliche Situation. Nie gegen den biblischen Wortlaut, aber aktualisiert in der Vollmacht des Geistes. Menschenwort wird zu Gottes Wort durch a) die unbedingte Bindung an die Bibel, b) das ständige Hören auf das Treiben des Geistes Gottes, c) das genaue Hinhören auf die »Welt« und d) die demütige Bitte um Vollmacht.
Petrus schließt diesen Abschnitt mit einem gefüllten Lobpreis Gottes ab. An die Erwähnung des Namens Christi schließt Petrus eine doxologische Formel an: „Sein ist die Ehre und Gewalt (kratos, „Macht“) von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“. Der Ruhm und die Ehre des christlichen Dienstes gebühren in jedem Fall Jesus Christus. Gott, wie er sich in Christus offenbart hat, steht allein im Rampenlicht, nicht die redenden und dienenden Menschen. Das ist nicht nur ein Wunsch, sondern eine Feststellung, zu der man nur „Amen“ sagen kann, wie es J.S. Bach getan hat, wenn er seine Komposition immer mit dem „Soli Deo Gloria“ markiert hat: „Gott allein die Ehre“.

Seid gastfrei untereinander ohne Murren. 1.Petrus 4,9

„Echte Nächstenliebe ist ein glänzender Gastgeber“, schrieb der bekannte englische Prediger John Henry Jowett. In seinem äußerst empfehlenswerten Buch über die Briefe des Petrus schreibt er: Es gibt eine Liebe, die das Ausmaß eines Regenschirms hat. Es gibt ferner eine Liebe, deren Spannweite die eines großen Zeltes ist. Und drittens gibt es eine Liebe, deren Deckungsbereich der unermessliche Himmel ist. Die Absicht des Neuen Testamentes ist es, aus dem Regenschirm ein Zelt und aus dem Zelt das herrliche Dach des alles umfassenden Himmels zu machen. […] Wir wollen die Wände der Familienliebe ausdehnen, bis sie auch den Nachbarn einschließen; wir wollen sie ein Stück weiter ausdehnen, bis auch der Fremde darin Platz findet; wir wollen sie noch ein Stück weiter ausdehnen, bis auch der Feind darin umschlossen wird? Wann haben Sie zuletzt jemanden zu Gast gehabt, der einmal Ihr Feind war? Gastfreundschaft hat etwas ungeheuer Entwaffnendes an sich.
Das gr. Wort für Gastfreundschaft bedeutet „Liebe zu Fremden“. Liebe ist nicht nur eine emotionale Sache, sondern äußerst praktisch. Zur Zeit des Petrus gehörte es zur Liebe, sein Heim zu öffnen und für andere bedürftige Gläubige zu sorgen, wie z.B. Reiseprediger.
Nach dem mosaischen Gesetz sollten die Juden ihre Gastfreundschaft auch Fremden erweisen (2Mo 22,20; 5Mo 14,29; vgl. 1Mo 18,1-2). Jesus lobte Gläubige, die anderen Lebensmittel, Kleidung und Schutz gaben (Mt 25,35-40; vgl. Lk 14,12-14). Biblische Gastfreundschaft hat nichts mit dem Sprichwort gemein, das besagt, dass Fisch und Gäste nach drei Tagen stinken.
Gastfreundschaft soll von Herzen kommen; das wird durch den Ausdruck „ohne Murren“ gesagt. Das griechische Wort meint „murmeln“, betont also das untergründige „mürrisch sein, brummig sein, heimlich reden“. Das vergällt die Atmosphäre und stört die Liebe zutiefst, wenn die Gastfreundschaft nur widerwillig und unter Zwang geübt wird. Herzliche Gastfreundschaft ist Voraussetzung für das gesegnete Wachstum einer Gemeinde und wird im NT deshalb immer wieder betont (vgl. Röm 12,13; 1. Tim 3,2; Tit 1,8; Hebr 13,2).

1. Petrus 4, 8 Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn „die Liebe deckt auch der Sünden Menge“ (Sprüche 10,12).

Alle möglichen Liebesgefühle und -ausbrüche mag es auch in der Welt geben; aber beständige liebe gibt es letztlich nur dort, wo beide um dasselbe Endziel wissen.
Somit fordert uns Petrus auf, etwas „vor allen Dingen“ zu tun, d.h. eine inbrünstige, intensive Liebe für einander zu haben. agape ist die für einen Christen charakteristische Liebe.
An etwas festhalten: das deutet auf Beständigkeit und Entschlossenheit hin. Im Urtext wird an dieser Stelle das Adjektiv ektenes gebraucht; die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes ist „ausgestreckt“, „ausgedehnt“, „anhaltend“. Damit wurden Sportler beschrieben, die sich nach der Ziellinie ausstreckten oder mit angespannter Muskelkraft über die Hürden sprangen. Hier spricht Petrus jedoch von der Liebe unter Christen, nicht von einer sportlichen Leistung. Er möchte, dass wir unseren Mitgläubigen mit einem Höchstmaß an Nächstenliebe begegnen.
Die Liebe deckt (kalyptei, wörtlich „verbirgt“) auch der Sünden Menge. Eine solche tatkräftige Liebe ist nicht blind, sondern sie sieht die Fehler der anderen und nimmt sie an (vgl. Spr 10,12; 1. Kor 13,4 – 7).
Diese Aussage bedeutet insbesondere, dass ein Christ möglichst über Sünden hinwegsehen sollte, die gegen ihn selbst begangen wurden, um stets bereit zu sein, Verletzungen und Unfreundlichkeiten zu vergeben.

1.Petrus 4,6 Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist.

Hier wird Bezug genommen auf ein Argument von den Gegner der Christen. „Ihr redet von der Wiederkunft Christi und davon, daß ihr jetzt schon das ewige Leben besitzt – warum sterbt ihr dann wie wir andere auch?“ mag das Argument gelautet haben. „Die Sterblichkeit ist unter euch genauso hoch wie unter uns; euch widerfährt dasselbe Gericht wie uns.“ „Nein“, erwidert der Apostel, „jene die gestorben sind (die Toten) mögen zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, indem sie den physischen Tod erleiden, doch weil ihnen das Evangelium verkündigt wurde (als sie noch lebten und darauf eingingen), haben sie nun nach Gottes Weise das Leben im Geist“ V. 5 hatte die Universalität des Gerichts betont: Entweder begegnet der Mensch nach seinem Tod dem Gericht, oder er läßt bereits hier auf Erden das Gericht über seine Sünden durch die Vereinigung mit Christus über sich ergehen. Dann wird der Tod bloß das Tor zu einem erfülltere und freieren Leben im Geist sein; ein späteres Gericht wird er dann nicht mehr zu befürchten haben.
Was wir in diesem Vers lesen, ist nicht dasselbe, was in Kap 3,19 steht. Noah war der Prediger der Gerechtigkeit (2Petr 2,5). Er predigte das Gericht, aber keine frohe Botschaft. Die Schrift verwendet in Kap 3,19 und 4,6 ausdrücklich unterschiedliche Worte.
Die gute Botschaft in diesem Vers ist nicht speziell das christliche Evangelium. Es waren Botschaften Gottes, die den Menschen vergangener Epochen zu verschiedenen Zeiten verkündigt worden sind. Auch den Menschen zur Zeit Noahs wurde eine Botschaft verkündet, die sie gerettet hätte, wenn sie sie angenommen hätten. Von Adam an gab es die Kunde von einem kommenden Retter (1Mo 3,15); auch den Vätern Israels in der Wüste war eine gute Botschaft (Hebr 4,2) von dem verheißenen Land verkündigt worden, aber die meisten haben ihr nicht geglaubt und kamen in der Wüste um. Außerdem hatten alle Menschen das Zeugnis der Schöpfung, in Offb 14,6-7 „das ewige Evangelium“ genannt.