„Du sollst dir kein Bildnis machen“

Das „Bilderverbot“ (2Mo 20,4-6) ist neben dem Sabbatgebot das ausführlichste Gebot im Dekalog. Dies unterstreicht seine Wichtigkeit. Es präzisiert was es bedeutet, neben dem einen HERRN keine anderen Götter zu haben.
Kein Gottesbild machen
Ein ganz grundsätzliches Verbot: „Nicht mache für dich ein Bild“. Gott untersagt dem Mensch, dass er ihn zum Zweck der Anbetung abbildet. Hier ist zunächst an eine Götterstatue, ein plastisches Bild gedacht, wie z.B. das goldene Kalb (vgl. 2Mo 32,1-6). Aber dieses Wort gilt natürlich auch für alle ideellen Bilder, die sich der Mensch von Gott macht. Präzisierend wird hinzugefügt: „weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist“. Für ein plastisches Bild wählt der Mensch immer etwas, das ihm aus dem Bereich der Schöpfung vor Augen ist (Gestirne, Tiere, etc.). Viele Religionen der damaligen Zeit waren durch solche figürlichen Darstellungen geprägt. Doch wie Gott aussieht, weiß der Mensch nicht. Jede Darstellung greift daher zu kurz.
DAS EIGENE WERK NICHT ANBETEN
Zum grundsätzlichen Verbot des Machens von Bildern tritt ein weiteres grundsätzliches Verbot: „Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“. in der Anbetung liegt natürlich der eigentliche Grund des Machens. es gehört zum Wesen der Religion, dass Gott die ihm zustehende Verehrung im Gottesdienst erfährt und als Gott angebetet wird.
Wenn aber der Mensch das von ihm gemachte Bild – sei es plastisch oder ideell – anbetet, betet er nicht mehr ein Gegenüber an, dass sich ihm offenbart, sondern seinen eigenen „Wunsch-Gott“ und damit letztlich sich selbst.
DIE FOLGEN NEGATIV
Gott macht keinen Hehl daraus, dass die Herstellung und Verehrung eigener Gottesbilder Konsequenzen hat. eingeleitet wird diese Ankündigung mit dem Hinweis auf die Gottesbeziehung „ich, der HERR, dein Gott“. Wer sich ein eigenes Bild macht, verlässt diese Gottesbeziehung. Gott aber ist ein „eifernder Gott“. Der Begriff „eifernd“ begegnet an anderen Stellen, wenn ein Ehepartner den anderen betrügt oder verlässt. Gott hat Israel erwählt und befreit und einen Bund mit ihm geschlossen. er nimmt einen Bruch nicht gleichgültig hin, sondern sucht Sünde heim und reagiert – wie, das wird nicht konkret genannt.
Wer ist betroffen? „Väter und Kinder bis ins vierte Glied“. Diese Formulierung löst viele Missverständnisse aus.
Deshalb einige erklärende Worte.
– Das Wort meint die lebenden Generationen. Wenn in einer Hausgemeinschaft, in der die Generationen zusammenleben, der Vater, der Älteste sündigt und bestraft wird, dann hat dies Auswirkungen auf alle, die in dieser Hausgemeinschaft leben.
– Die Frage an die Folgegenerationen ist, ob sie den Weg des Vaters gehen oder nicht. Die Schlusswendung „die mich hassen“ bezieht sich auf alle Generationen, nicht nur auf die Väter.
– Der Begriff „heimsuchen“ meint nicht nur die Strafe, sondern zuvor auch die Prüfung. Gott prüft jeden einzelnen, wie er sich zu ihm verhält. Die Kinder können sich auch von den Sünden der Väter distanzieren.
– es ist deutlich zu unterscheiden zwischen der individuellen Schuld und der Folge von Schuld. im Blick auf Schuld ist jeder persönlich für seine Sünde verantwortlich. Die Folge von Schuld kann aber auch Unschuldige treffen.
DIE FOLGEN POSITIV
Ungleich größer ist Gottes erbarmen, das nicht nur drei oder vier Generationen im Blick hat, sondern Tausenden gilt. Was kennzeichnet diejenigen, die in dieser umfassenden Weise Gottes erbarmen erfahren? „Sie lieben Gott und halten seine Gebote“. ein interessanter Doppelaspekt. An erster Stelle steht die Liebe. Die Liebe richtet sich auf das Gegenüber und nimmt dieses an, ohne dazu eigene Bilder zu produzieren. Und diese Liebe orientiert sich an Gottes Willen, wie er sich in seinem Gebot ausdrückt. Bei Jesus finden wir einen ganz ähnlichen Zusammenhang: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ (Joh 14,15). DR. HARTMUT SCHMiD
https://lgv.org/fileadmin/LGV-Verband/Medien/10gebote/10_Gebote_-_02_Kein_Bildnis_machen.pdf

Was Gott will: Die Alleinverehrung

Im ersten und zweiten Teil dieser Reihe zu den zehn Geboten haben wir festgestellt, dass die zehn Gebote nicht mit einem Gebot beginnen, sondern mit der Vorstellung Gottes. In zwei Kurzaussagen ist komprimiert davon die Rede, wer Gott ist und was er tut. Dann folgen in 2. Mose 20 ab Vers 3 die Gebote. Diese fassen zusammen, was Gott will
1.Die Kern Inhalteder Offenbarung
Wer ist Gott? Was tut Gott? Was will Gott? Mit diesen drei kurzen Fragen lässt sich die ganze Offenbarung zusammenfassen. Dies gilt nicht nur für Gottes Offenbarung im Alten Testament, etwa durch Gottes Handeln beim Auszug aus Ägypten und die Willensoffenbarung am Sinai. Dies gilt für die ganze Offenbarung Gottes, auch im Neuen Testament. Zu Gottes Offenbarung im Alten Testament tritt hier die Offenbarung durch Jesus Christus. Auf die Frage „Wer ist Gott?“ antworten Christen mit dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott. Auf die Frage „Was tut Gott?“ verweisen Christen auf den gekreuzigten und auferstandenen Jesus und die Sendung des Heiligen Geistes. Und auch der Wille Gottes ist uns gegeben, etwa im Liebesgebot.
Dies alles ist kein Widerspruch zur Offenbarung Gottes im Alten Testament, sondern ein Fortschritt der Offenbarung auf dem Weg der Heilsgeschichte.
2.Aufdie Reihenfolge kommtesan
Die Abfolge der drei Fragen mit ihren Antworten ist nicht zufällig und beliebig: Zuerst die Person Gottes, dann sein Tun für die Menschen, dann seine Forderung an die Menschen. Gottes Tun kommt vor dem Tun der Menschen. Dies gilt im Alten und Neuen Testament. Zuerst erwählt und schafft Gott Israel. Zuerst führt er Israel aus Ägypten. erst dann folgen die Gebote und der Bundesschluss. Zuerst sendet Gott seinen Sohn, zuerst stirbt er für die Sünden der Menschen. erst dann werden die Menschen zum Glauben und Gehorsam gerufen. Des Menschen Tun ist keine Vorleistung für Gottes Handeln. Glaube und Gehorsam sind immer Antwort auf Gottes vorausgehendes Handeln. Das ist Gnade.
3.DerAnspruchder Alleinverehrung
Womit beginnt Gottes Willens-Offenbarung in den Zehn Geboten inhaltlich? Der Gott Israels fordert die Alleinverehrung. Die geläufige Übersetzung „du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ kann man auch präziser mit „Nicht seien andere Götter vor mir“ übersetzten. Oder noch anschaulicher formuliert: „Nicht seien andere Götter vor meinem Gesicht.“ Andere Götter stehen nicht neben Jahwe, sondern vor ihm. Sie verdecken ihn, d.h. der Kontakt zwischen Jahwe und israel wird durch andere Götter unterbrochen, die Beziehung hört auf oder sie wird zumindest unklar und verdunkelt. Die Bundesformel im Alten Testament lautet: Du (Israel) bist mein Volk und ich (Jahwe) bin dein Gott. Sie ist genauso exklusiv wie 2. Mose 20,3. Gott teilt sich nicht. einen anderen Gott neben Jahwe zu haben wird im Alten Testament mit Ehebruch verglichen. Natürlich kann der Mensch bzw. Im Alten Testament Israel dies tun, aber Gott macht nicht mit er steigt aus bzw. er ruft Israel zur Umkehr bis hin zu seinem Rufen im und durch Gericht.
4.Konsequenter Monotheismus
Von Gott her gibt es für Israel nur die Alternative Jahwe oder andere Götter.
Josua stellte sein Volk vor diese Entscheidung (Jos 24,14-15).
Elia trat zu einer Zeit auf, in der viele in Israel die Klarheit des Glaubens an Jahwe nicht mehr hatten und Jahwe und Baal dienten (1Kön 18,21).
In solchen Situationen geht es um die Eindeutigkeit des Glaubens gemäß 2. Mose 20,3 oder 5. Mose 6,4.
Durch die Erwählung und Berufung durch Jahwe gab es für Israel – wollte es diese Erwählung annehmen und leben – nur diesen Weg. Andere Völker hatten ihre Götter. Die Alleinverehrung eines Gottes nennt man „Monolatrie“, in der die Existenz anderer Götter nicht bestritten wird. in der Bibel finden sich jedoch auch Aussagen, die Jahwe als den einzig wahren Gott beschreiben und andere Götter als Götzen bezeichnen (vgl. Ps.96,5; Jes 44,6; 46,9; Jer 2,11).
An diesen Stellen kommt ein konsequenter Monotheismus zum Ausdruck. entschieden abgelehnt wird der Polytheismus, also die Verehrung mehrerer Götter, wie dies viele Religionen in der Umwelt Israels hatten. im Polytheismus stehen die Götter nebeneinander und sind für verschiedene Bereiche zuständig oder kämpfen sogar gegeneinander. im Monotheismus steht ein Gott für alles. Wie ist in diesem Zusammenhang die Dreieinigkeit einzuordnen? Sie ist eine Sonderform des Monotheismus und entspricht nicht dem Polytheismus, weil die drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist eins sind und als einheit wirken (Joh 10,30).
Was Gott will: Die Alleinverehrung
Im ersten und zweiten Teil dieser Reihe zu den zehn Geboten haben wir festgestellt, dass die zehn Gebote nicht mit einem Gebot beginnen, sondern mit der Vorstellung Gottes. In zwei Kurzaussagen ist komprimiert davon die Rede, wer Gott ist und was er tut.
Dann folgen in 2. Mose 20 ab Vers 3 die Gebote. Diese fassen zusammen, was Gott will.
Dr. Hartmut Schmid https://lgv.org/fileadmin/LGV-Verband/Medien/10gebote/10_Gebote_-_00_Grundlegendes_03.pdf