Obwohl sich viele Menschen von den etablierten Kirchen abwenden und im Alltag eher atheistisch Leben, ist in ganz Europa eine gewisse Renaissance des Religiösen zu beobachten. Yoga, Meditation und Achtsamkeit sind Massenphänomene. Viele lernen schon im Kindergarten Mantras und Mandalas kennen. Menschen lieben Tee der nach den Prinzipien des Ayurveda hergestellt wurde. Sie bevorzugen anthroposophische Medikamente und richten ihre Wohnung nach dem System von Feng Shui ein. Bücher über Engel und Berichte über Jenseitserfahrungen boomen. Meditative Gottesdienste und Wallfahrten werden schon seit einiger Zeit auch gerne besucht. In Umfragen äußern immer mehr Menschen, an einen irgendwie gearteten Gott zu glauben. Dieser Gott, da sind sich die meisten postmodernen Gläubigen einig, spricht vor allem durch Gefühle und Eindrücke aus dem eigenen Innern. Nach dieser Form der Spiritualität leben alleine in Deutschland über 20 % der Bevölkerung. Keine andere Religion genießt hier derzeit eine größere Popularität.
Die momentan in ganz Europa weitaus beliebteste Form des Glaubens ist die Esoterik. Dabei handelt es sich nicht so sehr um ein System fest gefügter Glaubenssätze und Praktiken, sondern vielmehr um eine individualistische Ausbeutung anderer Religionen. Je nach momentaner Stimmungslage werden die Inhalte und Traditionen anderer Völker für sich vereinnahmt, zerlegt und nach eignen Vorstellungen wieder neu zusammengesetzt. Dabei geht es nicht so sehr um eine innere Logik des Glaubens, sondern vielmehr um die eigenen Bedürfnisse und die Ergänzung des eigenen Lebensentwurfs. Fremde Religionen werden geplündert, um das eigene Konzept des Glaubens zu stützen. Oftmals klingen die Glaubensaussagen der Esoterik großzügig und tolerant. Vor allem aber richtet sich das auf das eigene Leben. Postmoderne Menschen suchen nach keiner Religion, die ihren mit einem Wahrheitsanspruch begegnen und auf eine Veränderung des Handelns und Denkens ausgerichtet ist. Lediglich einzelne Elemente einer Religion werden verkonsumiert, wenn sie dem eigenen Ich oder der selbst gewählten Lebensweise entsprechen.
Bei der vorgeblich buddhistischen Meditation spielt es keine Rolle, dass der Buddhismus eigentlich das Individuum verneint. Beim Yoga wird schnell übersehen, dass es im Hinduismus nicht um mehr Wohlgefühl, sondern um die Kontrolle des Körpers und seine spätere Abschaltung geht. Reinkarnation wird als Chance für ein über den Tod hinaus verlängertes, abwechslungsreiches Leben betrachtet und nicht als Strafe wie sonst in Asien üblich. Aus dem christlichen Glauben übernimmt man gerne Aussagen von Liebe und Wertschätzung Gottes, ohne aber etwas von Gericht oder Sünde hören zu wollen. Eine solche Haltung nimmt keine Religion wirklich ernst. Außerdem ist in der Esoterik jeder Wahrheitsanspruch aufgegeben. Wahr ist nur noch was jeder einzelne als wahr anerkennen will, was zur spirituellen Ergänzung eines genussvollen Lebens brauchbar erscheint. Esoterische Menschen suchen nicht nach Wahrheit, um dann ihr Leben danach auszurichten. Ganz im Gegenteil, sie suchen nach einer Wahrheit, die gut zu ihrer Lebensform passt. Bei einer Veränderung der eigenen Vorlieben wird dann auch schnell das religiöse Wahrheitskonzept gleich mit verändert.
Auch viele Christen wechseln aufgrund der äußeren Attraktivität in die Esoterik. Der Übergang ist dabei zumeist fließend. Zuerst treten dann gewöhnlich die lehrmäßigen Aussagen der Bibel in den Hintergrund. Besonders die im Wort Gottes geäußerten Feststellungen zu Sünde, Leiden, Lebensveränderung und Gericht stoßen auf keinerlei Gegenliebe. Ganz im Gegenteil, solche Aussagen stellen das eigene Lebenskonzept und die eigene Richtigkeit ganz grundsätzlich infrage. In einer nächsten Phase sucht man das Reden Gottes nicht mehr in der Bibel, sondern im eigenen Innern, in Träumen, Stimmungslagen, Gefühlen, in der Ekstase oder in der Musik. Gedeutet werden diese vielfältigen Eindrücke gewöhnlich nach der bereits feststehenden, individualistischen Lebensrealität. Mit der Zeit meint man immer „weiter“ und „offener“ zu werden. Die vorgeblichen Grenzen des früheren christlichen Denkens meint man überwunden zu haben. Erst entdeckt man in anderen Konfessionen neue Glaubenselemente und öffnet sich für Wallfahrten, Ikonen oder kirchliche Rituale. Dann ist man überzeugt, dass alle Religionen irgendwie zusammen gehören, dass fromme, nette Menschen aus allen Religionen schlussendlich irgendwie auch zu Gott kommen. Ohne das ursprünglich beabsichtigt zu haben, hat man zwischenzeitlich vom christlichen zum esoterischen Glauben gewechselt. Die Zustimmung seiner Umwelt und ein gutes inneres Gefühl sind einem dabei sicher, schließlich befindet man sich zwischenzeitlich im religiösen Mainstream der Gesellschaft. Besonders offen für ein esoterisches Christentum sind gewöhnlich Mitglieder der evangelischen Landeskirche und Charismatiker. Immer stärker haben hier Rituale und fremdreligiöse Vorstellungen ursprüngliche christliche Überzeugungen verdrängt. Überall meint man nun das Reden Gottes zu hören und übt sich in Methoden, um übernatürliche Erfahrungen produzieren zu können.
Noch relativ lange bleiben einzelne Elemente des früheren, christlichen Lebens als stabilisierende Faktoren erhalten. Man schätzt die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Man erbaut sich emotional mit Liedern. Man wiederholt christliche Begriffe, die einem wichtig geworden sind, auch wenn sie zwischenzeitlich ganz neu und jesusfremd interpretiert werden. Auch einzelne Bibelverse werden noch lange benutzt, allerdings nur solche, die sich gut ins neue esoterische Glaubenskonzept integrieren lassen. Wenn man dann doch gelegentlich noch auf Bibelverse stößt, die nicht zum eigenen esoterischen Glauben passen, dann beruhigt man sich damit, dass alles nur eine Frage der Interpretation sei und dass man auch nicht an die Bibel glaubt, sondern an Gott. Wer allerdings Jesus vertraut und dem Gott, auf den er hinweist, der wird sich entschieden von einer christlichen Esoterik abwenden. Zwar kann es auch außerhalb des christlichen Glaubens übernatürliche Erfahrungen geben. Jesus Christus aber benannte für seine Nachfolger positive und negative Kräfte des Jenseits. Demnach gibt es eben nicht nur Gott, den man übernatürlich erfahren kann, sondern auch okkulte Mächte. Um den Menschen innerlich zu fangen geben sich diese Wesen häufig positiv, versprechen Glück und liefern geistlich bereichernde Eindrücke. Längerfristig aber binden und zerstören diese Kräfte den Menschen der sich auf sie einlässt. Sie entfernen den Menschen von Gott und stellen ihn dann mit einem billigen aber angenehmen Ersatz zufrieden.
Wer Jesus vertraut, der muss feststellen, dass einzig und allein in der Bibel sein sicheres, authentisches Reden zu finden ist. Alle darüber hinaus gehenden Gefühle und Eindrücke müssen an diesen Aussagen geprüft werden, die ganz sicher von Jesus stammen. Hier allerdings wird jeder ehrliche Gottessucher auch offen auf seine Fehler im Denken und Handeln hingewiesen. Jesus fordert Veränderung und Korrektur. Jesus weist ganz deutlich darauf hin, dass nur er die zerstörte Verbindung zu Gott wiederherstellen kann und dass nur er dabei helfen kann, zuverlässig zwischen Gottes Reden und den Offenbarungen negativer Mächte zu unterschieden, die Menschen durch Erlebnisse und Versprechungen an sich binden wollen. Jesus selbst sagt von sich: „Niemand kennt Gott den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.“ (Mt 11, 27) Und: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Joh 14, 6) (von Michael Kotsch)
https://xuvu7p.podcaster.de/2023/03/17/gefahr-esoterik-einfluss-auf-christen/?fbclid=IwAR2rgSViJqtmH1nfnKX7x56dOX_9CiThk9pnLpvatjmJQgHGYL_CsjIBqdg
Schlagwort-Archive: Esoterik
Die Hexen sind da
Heute leben in Deutschland weit mehr Hexen als im Mittelalter oder zu irgendeiner anderen Zeit. Minimale Schätzungen gehen von rund 20 000 Frauen aus, die sich stolz als Hexen bezeichnen und auch als solche praktizieren. Nach vorgeblich uralten Quellen wollen sie mit magischen Kräften das Leben ihrer zahlreichen Kunden beeinflussen. In jeder Stadt gibt es zwischenzeitlich einige Hexen, die zumeist kostenpflichtig ihre Dienste anbieten. Am leichtesten stößt man auf ihre Angebote allerdings im Internet. Hier bieten sie einem gewöhnlich positiv motivierten Publikum ihre Bücher, Seminare, Beratungen und magischen Rezepte an.
Eine noch immer starke Empörung über die Hexenverfolgung früherer Jahrhunderte kommt heutigen Hexen durchaus zugute. Zum einen bleibt das Thema Hexen dadurch in beständiger Erinnerung. Zum anderen genießen sie, als vorgebliche Nachfolger ehemals Verfolgter, einen gewissen Märtyrerbonus. Darüber hinaus gibt es in der Populärliteratur und in fast jedem Kindergarten seit Jahrzehnten eine beständige Werbung für die Hexerei. Zwischenzeitlich wurden Weihnachten und Ostern in viele Kindergärten weitgehend abgeschafft. Hexenfeste und Hexengeschichten aber gehören längst zum festen Programm. Und dabei sind die Hexen gewöhnlich positive Identifikationsfiguren.
Zweifellos schwimmen viele Hexen mit ihrem breit gefächerten Zauberangebot lediglich auf der esoterischen Modewelle. Einige scheinen es aber durchaus ernst zu meinen und rechnen fest mit der Wirkung übernatürlicher Mächte. Obwohl sie als Hexen natürlich von der Existenz destruktiver Kräfte wissen, geben sie vor, lediglich weiße Magie zum Wohl ihrer Kunden anzuwenden. Eine Garantie für die Wahl der von ihnen benutzten Kräfte gibt es dabei allerdings nicht.
Materialistisch orientierte Menschen oder Personen, denen einfach an einigermaßen nachprüfbaren Fakten liegt, sollten Hexen gegenüber eigentlich skeptisch sein. Immerhin bezieht man sich hier fast ausschließlich auf irrationale Erklärungen und Mythen, die einfach geglaubt werden sollen, weil sie das Versprechen, was man sich eben wünscht.
Vor allem ist es wohl das Vertrauen ihrer Kunden mit dem die meisten Hexen arbeiten. Mit ihrem freundlichen und selbstsicheren Auftreten beeindrucken sie ihre Besucher. Ob die versprochene magische Energie dann durch Zaubersprüche, Edelsteine, Pflanzen oder kosmische Kräfte auch wirklich vermittelt wird, ist den meisten ziemlich egal. Wichtig für die Kunden ist vor allem das Gefühl, der Eindruck etwas Richtiges getan zu haben, auch wenn es nur ansatzweise vernünftig klingt.
Moderne Hexen wollen Krankheiten wegzaubern, Verliebte unterstützen, psychische Probleme beseitigen, die Zukunft entschleiern, Hoffnung vermitteln und all das zum Verschwinden bringen, was sonst noch so an Defiziten in einer entchristlichten, materialistischen Welt belastet. Hexen sind die Repräsentanten einer neuen Religiosität, die zumeist aber streng nutzungsorientiert und diesseitig ist. Neben einem entsprechend geheimnisvollen Brimborium geht es vor allem darum, das Leben einfacher und angenehmer zu machen. Als wahr wird das empfunden, was sich momentan gut anfühlt, unabhängig davon, ob es nachweislich wirksam ist oder auf eine stimmige, rationale Erklärung zurückgeht. In einer kalten und unübersichtlichen Welt genießt man die emotionale Zuwendung, auch wenn man dafür verhältnismäßig teuer bezahlt. Der Alltag wird neu verzaubert weil man, so ganz ohne Gott und übernatürliche Instanzen, dann doch nicht leben will.
Christen freuen sich auf der einen Seite über das Auftreten der Hexen. Immerhin zeigt sich hier das Bedürfnis nach Gott und der Zweifel an einem strikt materialistischen Weltbild. Gleichzeitig sind Christen über die massive Zunahme der Hexen beunruhigt. Aus eigener Erfahrung und aufgrund zuverlässiger Warnungen Gottes wissen sie von betrügerischen übernatürlichen Mächten, die sich gerne als positive Kräfte ausgeben, um jeden der sich auf sie einlässt längerfristig gefangen zu nehmen. Immer mehr Menschen, die sich auf vorgeblich „weiße Magie“ der Hexen einlassen, geraten in psychische Probleme, Angstzustände und innere Bindungen, weil sie sich leichtfertig für Kräfte geöffnet haben, die sie destruktiv beeinflussen. Das passiert natürlich nicht bei den zahlreichen Lifestyle- Hexen, die lediglich ein bisschen esoterischen Zeitgeist mit einigen Motivationsweisheiten mischen und an gutgläubige Hilfesuchende verkaufen. Hexen aber, die echte übernatürliche Kräfte einbeziehen, können schweren geistlichen Schaden zufügen.
Während Jesus leibhaftig auf der Erde lebte, musste er viele Menschen von geistlichen Belastungen befreien, auf die sie sich leichtfertig eingelassen hatten, weil sie sich hier schnelle Hilfe erhofften. Auch heute gibt es zahlreiche Menschen, die aufgrund ihrer Bindung an negative übernatürliche Kräfte körperliche, psychische und geistliche Probleme bekommen. Wer sich einmal solchen negativen Energien gegenüber geöffnet hat, kommt aus eigener Kraft zumeist nicht mehr davon los. Jesus Christus ist geistlich gesehen aber weit mächtiger als diese destruktiven Kräfte. Wer sich ganz auf ihn einlässt und ihn um Hilfe bittet, der kann von dem Einfluss negativer Energien befreit werden. Wer nach übernatürlicher Hilfe in seinen Problemen sucht, der ist bei Jesus übrigens auch deutlich besser aufgehoben, als bei Hexen und Schamanen. Jesus meint es wirklich gut mit dem Menschen und seine Macht ist deutlich größer als die magischen Kräfte mit denen Hexen arbeiten.
„Als Jesus aus dem Boot stieg, rannte ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. Er trug schon lange keine Kleidung mehr und hauste abseits von den Häusern in Grabhöhlen. Als er Jesus erblickte, schrie er auf, warf sich vor ihm hin und rief laut: ‚Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes, du Sohn des Allerhöchsten? Bitte, quäle mich nicht!‘ Jesus hatte dem bösen Geist nämlich befohlen, den Mann endlich zu verlassen.“ (Lk 8, 27-29)
„Es gab auch einen Mann in der Synagoge, der von einem bösen Geist, einem Dämon, besessen war. Der fing plötzlich an, laut zu schreien […] ‚Schweig!‘, befahl ihm Jesus . ‚Verlass ihn sofort!‘ Da warf der Dämon den Mann zu Boden, verließ ihn aber, ohne ihm weiter zu schaden. Die Leute erschraken sehr und sagten zueinander: ‚Was für ein Wort! Welche Vollmacht und Kraft! Er befiehlt den bösen Geistern, und sie fahren tatsächlich aus.““ (Lk 8, 33, 35+36) (von Michael Kotsch)
https://xuvu7p.podcaster.de/2023/02/16/die-hexen-sind-da/
Kulturelle Aneignung!?
Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden Menschen seltsam angesehen, wenn sie sich Rasta- Zöpfe flechten ließen, wenn sie traditionell chinesische Kleidung trugen oder afrikanische Tänze einübten. Dann galt so etwas als Zeichen großer kultureller Offenheit. Zwischenzeitlich hat sich der ideologische Wind in der Gesellschaft wieder einmal gedreht. Mit großer Empörung und massiven Unterstellungen wirft man jungen Europäern, die Reggae spielen, Rasta- Zöpfe tragen oder indianischen Schmuck herstellen, nun „kulturelle Aneignung“ vor. Dieser neu erfundene Sachverhalt mit dem man wieder einmal seine besondere Sensibilität und persönliche Gerechtigkeit gegenüber einer vorgeblich ignoranten Gesellschaft beweisen kann, geht davon aus, dass kulturelle Bräuche und Techniken legitim nur von der Gruppe praktiziert werden dürften, die sie ursprünglich erfunden hat. Wer sich nicht an diese neuen ideologischen Regeln hält, der wird schnell als verkappter Kolonialist oder Dieb fremden kulturellen Eigentums diffamiert. In diesem Zusammenhang wird selbstgerecht gerne auch angemerkt, dass Indianer sich zwar selbst als „Indianer“ bezeichnen dürften, Europäer aber, politisch korrekt, nur von „Indigenen“ oder „amerikanischen Ureinwohnern“ sprechen dürften. Gleiches gilt dann natürlich auch für Zigeuner, Eskimos, Frauen und Männer. Sofern er überhaupt weiß wer oder was er ist, darf sich der Betreffende bezeichnen wie er will. Außerstehende aber sind verpflichtet, ausschließlich die gerade gesellschaftlich gültigen Formulierungen zu verwenden.
In einer über Jahrzehnte multikulturell geprägten Welt wirken solche Vorstellungen irgendwie überraschend und deplatziert. Tatsächlich plündert der westlich- postmoderne Mensch schon lange weitgehend bedenkenlos das kulturelle Erbe anderer Völker. Häufig reißt man dabei Musik, Kleidung und religiöse Vorstellungen aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang, um sie dann besser verkonsumieren zu können. In der Esoterik beispielsweise werden hinduistische, buddhistische, jüdische und schamanische Elemente beständig aus ihrem eigentlichen Kontext gelöst und recht willkürlich neu zusammengefügt. Die ursprüngliche Bedeutung eines Begriffs oder einer Handlung wird dann gewöhnlich ignoriert. Nach eigenen Vorlieben wird alles umgedeutet, bis der Anhänger der jeweiligen Religion seine eigenen Überzeugungen selbst nicht mehr wiedererkennt. Manchmal gibt der westliche Esoteriker dann sogar noch vor, der eigentlich authentische Buddhist oder Hindu zu sein. Das ärgert den natürlich vollkommen zurecht, der ganz in der entsprechenden Kultur lebt.
Trotzdem ist der massiv erhobene Vorwurf „kultureller Aneignung“ reichlich problematisch. Zum einen könnte man sich doch auch freuen, wenn viele Menschen anderer Länder plötzlich für bestimmte Elemente der eigenen Kultur oder Weltanschauung Interesse zeigen; auch wenn sie diese dann verändern oder uminterpretieren. Immerhin hebt deren Anteilnahme die Bedeutung der eigenen Traditionen und Vorstellungen deutlich hervor. Zum anderen verrät der Vorwurf „kultureller Aneignung“ eine ziemlich seltsame Vorstellung fremder Lebensweisen. Kulturen sind gewöhnlich nicht statisch, sondern befinden sich in einer beständigen Veränderung. Kulturen, Religionen und Musikstile nehmen regelmäßig neue Gedanken auf und integrieren sie in das eigene Konzept. So ist der Islam ohne das Christentum nicht denkbar, von dem er viele Elemente übernommen und dann umgedeutet hat. Muslimen deshalb pauschal „kulturelle Aneignung“ zu unterstellen, wirkt irgendwie absurd. Natürlich können Menschen anderer Kulturen Elemente christlichen Glaubens aufnehmen und umformen, auch wenn Christen das als Verfälschung verstehen. Wenn jemand bestimmte Aspekte oder Stile einer anderen Kultur übernimmt, dann ist das weder verboten noch unmoralisch, sondern ein deutliches Zeichen für die Attraktivität dieser Kultur. Wohl jeder Musik- oder Kleidungsstil und jede Weltanschauung oder politische Idee ist schließlich irgendwann von anderen geprägt und beeinflusst worden. Diesen vollkommen normalen Austausch tabuisieren zu wollen, widerspricht der überall anzutreffenden Wirklichkeit und führt in konsequenter Anwendung zu einer ideologisch gewollten Verarmung des Lebens.
In der Konsequenz führt der Vorwurf „kultureller Aneignung“ zu gesellschaftlicher Isolation und zu steigendem Nationalismus. Denkt man dieses Konzept weiter, dann dürfen am Ende nur noch Kenianer kenianische Frisuren tragen und kenianische Musik aufführen. Im Umkehrschluss dürften natürlich auch nur noch Deutsche, Bach oder Mozart spielen und alle asiatischen Musikstudenten müssten schleunigst ausgewiesen werden, um deren „kulturelle Aneignung“ nicht zu unterstützen. Man dürfte auch kein chinesisches oder italienisches Essen mehr genießen, es sei denn es ist auch von einem Vertreter der jeweiligen Kultur gekocht worden. Unter dem Vorwurf „kultureller Aneignung“ müsste man natürlich auch die meiste Popmusik tabuisieren, weil sie zumeist Elemente afrikanischer und afroamerikanischer Kultur aufgenommen hat. Im Gegenzug müsste man Indern verbieten Krankenhäuser und Universitäten zu unterhalten, weil sie sich damit sachfremd Elemente europäischer Kultur aneignen. Ist es dann auch illegitim, wenn Chinesen über den deutschen Philosophen Immanuel Kant diskutieren oder afghanische Frauen über Feminismus, wobei beides ganz deutlich aus der europäischen Kultur stammt? Deutsche sollten wohl am besten nur noch deutsche Küche mit Sauerkraut und Kartoffeln konsumieren, um sich beim Kochen keiner „kulturellen Aneignung“ schuldig zu machen. Wobei nicht vergessen werden darf, dass auch die Kartoffeln, der Mais und der Schwarztee natürlich aus ganz anderen Kulturen stammen, also eigentlich auch tabu wären.
Manchmal fördert der Vorwurf „kultureller Aneignung“ auch den Irrationalismus und den Mystizismus. Neutrale oder sogar kritische Kommentare von außen versucht man mit dieser Behauptung bequem zurückzuweisen, weil man einfach pauschal behauptet, dass es nur noch dem Nigerianer erlaubt sei Aussagen über Nigeria zu machen und nur noch Indianer über Vorstellungen der Indianer sprechen dürfen. Dabei wird schnell unterschlagen, dass viele Indianer oder Nigerianer deutlich weniger über ihre eigene Kultur wissen als interessierte Außerstehende, denen mit dem pauschalen Vorwurf „kultureller Aneignung“ aber undifferenziert der Mund verboten wird. Nur weil jemand in einer entsprechenden Kultur oder einem entsprechenden Land geboren wird, ist er eben nicht generell qualifiziert gültige Aussagen darüber zu machen. Anderen Menschen generell Böswilligkeit und Unfähigkeit zu unterstellen ist wenig reflektiert und kann logisch kaum begründet werden.
Wendet man diese Argumentation auch nur einigermaßen konsequent an, dann müsste man biologistisch davon ausgehen, dass kulturelle Kompetenz vor allem eine Frage der Genetik ist. Einfach weil ein Mensch in einem bestimmten kulturellen Umfeld aufgewachsen ist, gilt er quasi als Eigentümer und einzig legitimer Interpret dieser Kultur. Im Kern verbergen sich hinter diesem Konzept rassistische Vorstellungen. Gerade die „völkische Ideologie“ der Nationalsozialisten argumentierte häufig ganz ähnlich. Nur die Arier könnten demnach das Germanentum richtig verstehen und interpretieren, nicht aber die Amerikaner, Russen oder Mitglieder anderer Völker, war man überzeugt So wollte man seine germanische Kultur rein halten von fremden Einflüssen. Wenn etwas wissenschaftlich nicht belegbar war, dann berief man sich einfach auf das vorgeblich spezielle Wissen germanischer Arier, was Außenstehende eben nicht nachvollziehen könnten. Wer ehrlich ist, wird allerdings schnell zugeben, dass gerade die kritischen Kommentare von Menschen anderer Prägung und Kultur absolut notwendig sind, um eigene Einseitigkeiten und Fehler erkennen zu können. Da ist es absolut hilfreich, dass Menschen sich nicht von einer vorgeblich „kulturellen Aneignung“ abschrecken lassen und europäische Vorstellungen kritisch kommentieren. Ebenso können und sollen Europäer Kulturen anderer Länder durchdenken und kritisch reflektieren.
Gerade der christliche Glaube ist international und im Kern überkulturell. Christen wollen eine „kulturelle Aneignung“ ihres Glaubens in anderen Ländern. Das nennt man dann „Inkulturation“. Menschen anderer Kulturen übernehmen den Kern christlichen Glaubens und bilden ihn dann mit ihren Instrumenten, ihrer Kunst, ihrer Sprache, ihrer Architektur usw. ab. Das ist vollkommen legitim und sogar beabsichtigt. Kulturen müssen nicht statisch erhalten bleiben wie sie zu einem willkürlich festgelegten Zeitpunkt existierten. Kulturen dürfen andere Elemente aufnehmen und nach ihrem Umfeld umprägen. Kulturen sind lebendig und prägen sich gegenseitig oder sie sterben. Christen wünschen sich, dass Menschen aus vielen Kulturen sich mit ihren Glaubensinhalten und Traditionen beschäftigen, selbst wenn am Ende manche den Kern des Glaubens missverstehen können. Andererseits aber wird dabei christliche Wahrheit beständig in neuen kulturellen Formen ausgedrückt und fester Bestandteil des Lebens fremder Völker. (von Michael Kotsch)
https://xuvu7p.podcaster.de/2022/09/01/kulturelle-aneignung/
Das Kreuz mit der Wahrheit
„Was ist Wahrheit?“ so fragte schon Pilatus den, der von sich behauptet: „Ich bin die Wahrheit!“ In der Suche nach letztgültiger Wahrheit spiegelt sich unsere Sehnsucht nach etwas, was verlässlich trägt. Angebote gibt es viele (Weltreligionen, Weltanschauungen, Esoterik). Weil ja in allem ein Körnchen Wahrheit steckt, haben sich manche einen Patchworkglauben gebastelt – gleich einem Flickenteppich. Jesus kennt nur eine Wahrheit. Er verweist uns bei der Suche nach Wahrheit auf Gottes Wort. Dort werden wir der Wahrheit begegnen: Ihm, der sich für uns aufs Kreuz legen ließ. Christus trägt mich als Wahrheit auch dann noch, wenn ich einmal von der Anwesenheitsliste dieser Welt gestrichen werde. Es gibt keine Wahrheit ohne Kreuz. http://www.evpfalz.de/gemeinden_typo3/index.php?id=2488
Gegenüberstellung von Christentum und Esoterik
Esoterik ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl neuheidnischer Vorstellungen, die sich in den letzten Jahrzehnten in den vermeintlich “aufgeklärten” Gesellschaften des Westens entwickeln konnten. Was die Ursache dafür ist, ist leicht zu erklären: Die Großkirchen in Westeuropa haben ein spürbares Defizit an christlicher Lehre und christlichem Glauben – eine Wirkung der unbiblischen Theologien, die an den Universitäten gelehrt werden.
Hinzu kommt der europäische Rationalismus, der die Menschen im Hinblick auf die unsichtbare Welt sehr ahnungslos und blind gemacht hat. Viele meinen, daß alles, was spürbar von „drüben“ kommt, natürlich von Gott kommt oder zumindest ein “Engel” ist. Nur wenige Europäer kennen sich wirklich mit Spiritismus, okkulten Phänomenen etc. aus. Selbst gläubige Christen rechnen oft gar nicht mit diesen Dingen.
Kein Wunder eigentlich, daß auch viele “Christen” auf alle möglichen esoterischen Moden hereinfallen und offenbar kein Unterscheidungsvermögen haben, was christlicher Glaube ist und was nicht. Mehrfach habe ich schon mit Menschen gesprochen, die tatsächlich meinten, Christen zu sein, und in Wahrheit in vielen Punkten esoterische Ansichten vertraten. Dabei liegt zwischen Christentum und den Vorstellungen der Esoterik im Grunde ein tiefer Abgrund.
Christlicher Glaube und Esoterik sind in vielen Punkten geradezu gegensätzlich. Dies möchte ich anhand einiger Punkte deutlich machen: Weiterlesen