Von Gefühlen beherrscht

Es gibt so viele Leute, die sich völlig von ihren Gefühlen beherrschen lassen, und sie wollen ihren Verstand und ihr Gehirn nicht einschalten. Selbst in einem Gottesdienst suchen sie nur Glück und Freude. Sie wollen eine gute Zeit haben, wie sie es nennen, sie wollen begeistert werden, sich selbst durch das Singen von Kirchenliedern und Liedern und Chorussen in Stimmung bringen und eine Wiederholung auf die andere folgen lassen, bis sie sich in einem Zustand mentaler Vergiftung befinden. Sie wollen nicht zum nachdenken angeregt werden… Sehen Sie, wie üblich dies in der Gemeinde von heute geworden ist? Es spielt keine Rolle, wie voll deine Gemeinde ist oder aus welchem Land du kommst. Was mich interessiert ist: was passiert, wenn die Massen zusammenkommen? Wie verbringen sie ihre Zeit? Und siehe, man beobachtet und hört immer mehr Musik und Unterhaltung und immer weniger Lehre und Unterweisung und wahre Erkenntnis. Martyn Lloyd-Jones, Darkness and Light, S.428.

„Du hast mir mein Herz gestohlen…“ (1Mo 31,20 Begriffe zum Menschsein im Alten Testament I

In der Liste der am meisten missverstandenen Wörter des Alten Testaments steht an oberster Stelle ohne Zweifel das „Herz“. Zwar meint das hebräische Wort lev tatsächlich dasjenige Organ bei Mensch und Tier, das wir mit Herz bezeichnen. Doch hören hier die Gemeinsamkeiten bereits auf.
Liste der missverstandenen Wörter
Symbolisch verstanden ist für uns das Herz der Sitz der Gefühle, und zwar insbesondere der Liebe. Besonders seit der Zeit der Romantik wird das Gefühl dem Verstand gegenübergestellt. Anstatt Prinzipien einzuhalten, sollen wir „unserem Herzen folgen“. Biblisches Wissen muss „vom Kopf ins Herz rutschen“, damit es für den Alltag wichtig wird. Wir sollen „mit den Augen des Herzens sehen“, den „Weg zum Herzen eines Menschen“ finden, das „Vaterherz Gottes“ entdecken usw. Natürlich ist gegen diese bildliche Redeweise an sich nichts einzuwenden. Die Schwierigkeiten beginnen da, wo man biblische Aussagen über das Herz aufgreift, ohne zu fragen, wie das Wort dem biblischen Verständnis nach zu füllen ist.
Mit den Augen des Herzens
Tatsächlich gibt es Stellen, an denen auch das Alte Testament mit „Herz“ das Gefühl beschreibt, etwa wenn es in Psalm 25,17 heißt: „Die Enge meines Herzens mache weit“. Dieses Gefühl steht allerdings nicht dem Verstand gegenüber. Im Gegenteil: An den meisten Bibelstellen meint „Herz“ tatsächlich in erster Linie den Verstand und den Willen des Menschen, wobei das Gefühl mitgemeint sein kann.
Herz = Verstand
Beispielsweise heißt es in 1Mo 31,20 wörtlich: „Jakob stahl das Herz Labans“. Offensichtlich handelte es sich hierbei nicht um eine Romanze. Vielmehr täuschte Jakob den Laban bezüglich seiner Reisepläne. „Gestohlen“ wurde also nicht das Gefühl, sondern der Verstand! Aufschlussreich ist auch die folgende Stelle: „Aber der HERR hat euch bis zum heutigen Tag weder ein Herz gegeben zu erkennen noch Augen zu sehen, noch Ohren zu hören“ (5Mose 29,3):
So wie man mit den Augen sieht und mit den Ohren hört, so erkennt man im biblischen Sinne mit dem „Herzen“. Salomo bekommt von Gott „Weite des Herzens“ (1Kön 5,9), womit aber nicht so etwas wie Großherzigkeit gemeint ist, sondern ein weiter Verstand. Dementsprechend übersetzt Luther zutreffend mit „Weite des Geistes“. Auch die häufig im Predigerbuch benutzte Formulierung „Ich richtete mein Herz auf…“ lässt sich auf diese Weise entschlüsseln. Sie bedeutet: „Ich dachte nach über…“. Und wo es heißt, Abraham „sprach in seinem Herzen“ (1Mo 17,17), ist zu lesen: Abraham „dachte für sich“.
Von Salomos „Weitherzigkeit“
Werden diese Zusammenhänge nicht beachtet, kommt es zu Missverständnissen. Gerade die Psalmen leiden häufig unter einer „romantisierenden“ Auslegung. Wenn uns beispielsweise gesagt wird: „er gebe dir, was dein Herz wünscht“ (Ps 20,5), so bezieht sich dies nicht im engen Sinne auf Herzenswünsche, etwa der romantischen Art, sondern insgesamt auf Pläne, die wir verwirklichen wollen. Und der Satz „Die Weisung Gottes ist in seinem Herzen“ (Ps 37,31) meint nicht die gefühlsmäßige Annäherung an Gott, sondern ein auch verstandesmäßiges, ganzheitliches Verinnerlichen seines Willens.
Herzenswünsche
Meiner Ansicht nach können wir das Alte Testament und uns selbst besser verstehen, wenn wir Kopf und Herz nicht gegeneinander ausspielen, sondern uns bewusstmachen, wie eng Verstand, Wille und Gefühl miteinander verknüpft sind
Julius Steinberg – Christsein Heute 01/2013
http://steinberg-theologie.de/wp-content/uploads/2014/12/CH-2013-01-Begriffe-1-Du-hast-mir-mein-Herz-gestohlen.pdf

Stimmt der Satz: „Liebe ist kein Gefühl“?

Kennen Sie diesen Satz? Ich habe ich schon öfter gehört, meistens in Predigten zum Thema „Nächstenliebe“. Oft ist damit gemeint: Frage nicht nach Gefühlen der Liebe, sondern entscheide dich für Taten der Liebe. Auch in christlichen Eheratgebern findet man solche Gedanken. Es gibt in dieser Sache zwei entgegengesetzte Positionen. Für den „Romantiker“ ist Liebe natürlich ein Gefühl. Der Wahlspruch heißt: „Folge deinem Herzen“. Beziehungen halten dann allerdings nur so lange auch die Liebe hält. Der „Rationalist“ hält dagegen: Eine Ehe darf nicht auf unbeständigen Gefühlen gebaut sein, sondern vielmehr auf der Entscheidung füreinander. Was zählt, ist der Wille zur Treue.„Liebe ist kein Gefühl“? Eine kurze biblische Recherche bestätigt diese Ansicht nicht. Vom ersten Auftreten des Wortes „Liebe“ an geht es um Gefühle: um Männer, die sich in Frauen verlieben; um Väter, die ihre Söhne lieben; oder um die Liebe des Isaak zu seinem frisch zubereiteten Hirschragout. Liebe ist ein Gefühl. „Ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“ (2.Mose 20,5) Und das Neue Testament – ist hier nicht diese „Liebe ohne Ansehen der Person“ zu finden? Aber: Wie sollte ich mich geliebt fühlen von jemandem, der mich gar nicht als Person, als Individuum, ansieht? Liebe ohne Ansehen der Person ist, wie wenn ein Roboter lächelt: Es ist bedeutungslos. Das kann damit nicht gemeint sein. Christliche Nächstenliebe, das ist Hilfe in der Sache verbunden mit echter persönlicher Zuwendung. Die fünf Bücher Mose handeln davon, wie Gott mit seinem Volk Israel einen Vertrag geschlossen hat. Es ist auffällig, wie oft in diesem Vertragswerk das Wort „Liebe“ vorkommt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen“ (5.Mose 6,5). Ein Vertragsabschluss über ein Gefühl, sozusagen. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist nach der Bibel eben solch ein Bund. An dieser Stelle sind sich der „Romantiker“ und der „Rationalist“ auf einmal einig: Das geht nicht! So verschieden die beiden sonst sind – in dieser Sache denken sie gleich: Verstand und Gefühl sind zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben. Ein Vertrag über ein Gefühl ist nicht möglich. Wie im Rosamunde-Pilcher-Film muss ich mich entscheiden: Folge ich dem Kopf – oder folge ich dem Herzen? Doch diese Auftrennung von Verstand und Gefühl entspricht weder dem biblischen Bild vom Menschen noch den heutigen psychologischen Erkenntnissen. Vielmehr orientieren wir uns in der Welt, indem wir Dingen Werte zuordnen. Denken und Fühlen beeinflussen sich gegenseitig.Wenn wir beispielsweise einem bestimmten Menschen in unserem Denken viel Raum geben, dann bekommt er auch in unseren Gefühlen Raum. Und wenn eine Person in unseren Gefühlen Raum hat, dann bekommt sie auch in unserem Denken Raum. Das ist ein Kreislauf, der auch zum Selbstläufer werden kann. Und so soll es ja auch sein, wenn zwei sich ineinander verlieben. Das ist, wie Gott Mann und Frau zusammengefügt hat. Wenn Beziehungen „in die Jahre kommen“,schwächt sich der Kreislauf unter Umständen ab. Jetzt braucht es die Vernunftseite: „Ihr habt euch füreinander entschieden. Nun steht auch dazu und investiert in eure Liebe. Es lohnt sich.“ Hier zählen dann auch die Taten der Liebe. Aber: Es geht eben nicht darum, die Ehe ohne Gefühle weiterzuführen. Das sind diese Appelle in manchen christlichen Eheratgebern, die zwar gut gemeint sind, aber ins Leere laufen. Es geht vielmehr darum, Gefühle neu aufleben zu lassen. Ein Schlüssel dazu sind Zeichen der Wertschätzung. Sie schaffen Zufriedenheit mit der Ehe, stärken die Liebe, pflegen die innere Verbundenheit. Der Bund der Ehe: Ein Vertrag über ein Gefühl, eine Entscheidung dafür, dass wir unser emotionales Band der Liebe und Treue zueinander fortwährend pflegen – und darin selbst von der Liebe Gottes getragen sind.
Das Alte Testament und die christliche Ehe, Teil III Julius Steinberg – Christsein Heute 11/2015

http://steinberg-theologie.de/wp-content/uploads/2014/12/CH-2015-11-Ehe-3-Liebe-kein-Gefuehl.pdf

Gefühle

Das einzige Gefühl, das ich jemals anstrebe, ist dies: Ich will fühlen, dass ich ein Sünder bin und dass Christus mein Retter ist. Behalte deine Visionen und Verzückungen und Entrückungen und dein Tanzen für dich, das einzige Gefühl, nach welchem ich mich sehne, ist eine tiefe Buße und ein demütiger Glaube; und wenn du, lieber Sünder, dies hast, dann bist du errettet.
Warum glauben einige von euch, dass man erst dann errettet werden kann, bevor man eine Art elektrischen Schock erfährt, etwas sehr Wunderbares, das von Kopf bis Fuß ganz durch dich hindurchgeht.  Nun, höre dies: „Das Wort ist dir nah in deinem Mund und in deinem Herzen. Wenn du mit deinem Herzen an den Herrn Jesus Christus glaubst und mit deinem Mund bekennst, dann wirst du errettet werden.“ Was soll all dieser Unsinn mit den Träumen und übernatürlichen Gedanken? Alles, was zählt, ist dass ich als ein schuldiger Sünder komme und mich Christus hingebe. Ist dies der Fall, ist die Seele in Sicherheit, und alle Visionen des Universums könnten sie nicht sicherer machen.
Charles Spurgeon, A Simple Sermon for Seeking Souls. Predigt in der Music Hall, Royal Surrey Gardens, 12. Juli 1857.

religiöse Gefühle

In den letzten Wochen war viel von „religiösen Gefühlen“ die Rede, und zwar von deren Verletzung. Anlässe waren Karikaturen auf der Kunstausstellung „documenta“ in Kassel, in Zeitungen und Magazinen. Und  zuletzt gab es den in den USA produzierten Film „Die Unschuld der Muslime“.
Wenn etwas, das mir wertvoll ist, verunglimpft oder lächerlich gemacht wird, dann verletzt mich das. Wenn jemand mein „religiöses Gefühl“ verletzt, dann muss ich immerhin eines haben. Für mich kann ich sagen: Ich habe eins, denn mein Glaube ist nicht nur Kopfsache, er hat auch mein Gefühl eingenommen. Christus ist in mir und ich bin in ihm. Wir sind so eng miteinander verbunden, dass es mich natürlich verletzt, wenn man Christus lächerlich macht. Es gibt natürlich auch viele Menschen, deren religiöses Gefühl man nicht verletzen kann, denn sie haben keines. Weiterlesen

Vom Diktat der Gefühle

Zitat

Was uns Plakatwände, Werbeunterbrechungen, Prospekte, Umfragen schon lange einreden, hat sich in unserem ganzen Leben und auch in unserer Gottesbeziehung festgesetzt: Wir vergleichen unsere Gefühle laufend mit unseren Erwartungen. Unsere Gefühle geben den Ausschlag – nicht nur dafür, ob wir das Hotel wieder buchen, sondern auch, ob die Ehe erträglich und ob der Gottesdienst genügend anregend ist. Nicht nur Waren und Dienstleistungen sind emotional aufgeladen. Unser ganzes Leben scheint dem Diktat unserer Gefühle folgen zu müssen. Hanniel Strebel
http://www.hanniel.ch/wp-content/uploads/fac04_2012_S42_45.pdf
http://www.hanniel.ch/?p=6008