Das Gesetz nimmt an, dass ich alles habe,
Und ständig verlangt Perfektion von mir;
Das Evangelium ist für alle meine Bedürfnisse geeignet
Und mir schenkt, alles was das Gesetz verlangt.
Das Gesetz verspricht mir Leben,
Wenn ich nur völlig gehorsam wäre;
Die Gnade verspricht mir Leben,
Allein aufgrund des Gehorsam meines Herrn.
Das Gesetz sagt, „Tue und du wirst Leben gewinnen“
Die Gnade sagt „Lebe, dann alles ist schon vollbracht.“
Das erste fügt zu meinen Leiden hinzu,
Das letzte schenkt mir vollen Trost.
Das Gesetz lässt kein Stück nach.
Das Evangelium bezahlt den vollen Preis,
Dort ist Gott bedrohend,
Hier in allen seiner Verheißungen zu sehen.
Das Gesetz schließt mein nichtiges Rühmen nicht aus,
Sondern futtert es, auch wenn das mich zerstört.
Aber die Gnade des Evangeliums schließt solches Rühmen aus,
Nur im dem König, dem Herrn der Herrn rühme ich mich.
Das Gesetz bringt Schrecken zu quälen,
Das Evangelium den Ermüdeten Ruhe;
Das eine hisst die Flagge des Todes,
Das andere zeigt den Weg des Lebens.
Das Gesetz ist ein Haus der bitteren Knechtschaft,
Das Evangelium öffnet die Gefängnistüre;
Das erste hat mich in seinem Fall gefangen,
Das zweite hat mich sanftmütig befreit.
Einen zornigen Gott ist im Gesetz zu sehen,
Das Evangelium zeigt, wie ich mit ihm versöhnt bin,
Durch das Gesetz sehe ich sein Gericht,
Durch sein Evangelium sehe ich seinen Zorn gesühnt.
Im Gesetz brennt noch ein feuriges Gesicht,
Im Evangelium strahlt der Thron der Gnade;
Dort herrscht die Gerechtigkeit,
Doch hier sitzt sie auf dem Sühneort.
Siehe! Im Gesetz wohnt Jahwe
Dort Christus ist versteckt;
Doch im Evangelium wird nichts anderes
Als Jesus Christus geoffenbart.
Ralph Erskine Ht: First Importance
https://mehrerekanonen.blogspot.com/2012/11/das-gesetz-und-das-evangelium.html
Schlagwort-Archive: Gesetz
Für Juristen
Im Hebräischen wird die Souveränität Gottes und des Rechts in einem einzigen Ausdruck zusammengefasst: Torat Elohim. Wir lesen davon in einer Rede Gottes an Isaak, dem Sohn Abrahams. „Darum dass Abraham meiner Stimme gehorcht und beobachtet hat meine Vorschriften, meine Gebote, meine Satzungen und mein Gesetz(e) – Torat Elohim.
Wie hat Abraham das Gesetz empfangen? Nirgends wird uns davon berichtet. Es kann sich unmöglich um das Gesetz vom Sinai handeln, welches erst über 400 Jahre später durch Mose gegeben wurde.
Das Geheimnis des ewigen Souveräns
Die Torat Elohim ist ein anderes Gesetz und zwar Gottes ewiges Gesetz. Das schrieb Gott auf die Tafeln des Herzens Abrahams. Welche Auswirkungen hatte das für den Patriarchen?
Die Rede Gottes an Isaak erklärt es uns: Abraham hat die Vorschriften, Gebote, Satzungen und das ganze Gesetz beobachtet.
Das hebräische Wort מִשׁמֶרֶת – mishmereth – für „beobachten“ lässt sich auch übersetzen mit:
1. eine Wache, d.h. der Akt der Verwahrung;
2. Wache oder Posten – daher: auf dem Posten sein, beobachten;
3.Bewahrung – im Sinne von schützen, bewahren vor Abänderungen;
4.annehmen, akzeptieren, einhalten und befolgen;
5. eine Pflicht;
6. eine Gewohnheit.
Das ewige Gesetz finden wir im Buch des Aufrichtigen, dem הברית החדשה – Dem Neuen Testament.
Täglich die Punkte 1-6 abarbeiten, bis es zu einer guten Gewohnheit wird.
Helmut Rohrer FB
Gesetz und Liebe
„Wohlmeinende Leute, die vorgeben, der Bibel zu glauben, verbinden sich mit wohlmeinenden Leuten, welche die Autorität der Schrift leugnen, und verweisen jegliches Gesetz oder alle Gebote außer dem der Liebe nach draußen in die Finsternis der Nicht-Liebe. Es scheint, als müsse man sich zwischen den schweren Tugenden der Gerechtigkeit und Heiligkeit und der höchsten Tugend der Liebe entscheiden. Doch wenn Liebe die Summe des Willens Gottes für die Menschheit ist und wenn Gerechtigkeit als richtig oder als Wahrheit auf moralischem Gebiet beschrieben wird, ist sicher jedes der beiden, selbst wenn wir sie nicht als Synonyme verstehen, ein wichtiges Element des Wesens Gottes. Wenn Gottes gerechtes Wesen und sein gerechter Wille für die Menschen u.a. in Geboten ausgedrückt wird, so ist das Halten dieser Gebote die Auswirkung oder der praktische Ausdruck der Liebe, die dann als die Summe aller Gebote oder als Motiv gesehen wird. Ohne diesen Gehorsam aus Liebe gegenüber dem Gesetz kennen wir Gott nicht und unser christliches Bekenntnis ist eine Lüge (Mt 28,20; Joh 14,15.23.31; 15,10.14; Röm 13,10; Jak 2,8; 1Jo 2,4-6; 3,24; 4,8; 5,3; 2Jo 6).“ Robertson McQuilkin. Biblische Ethik: Eine Einführung in biblisch begründetes Denken und Handeln, S. 81.
Die tiefere Gerechtigkeit
Die Pharisäer meinten, es sei genug, nach außen hin mit dem Gesetz übereinzustimmen. Der „Lehrer der Gerechtigkeit“, der in den Schriftrollen vom Toten Meer auftaucht, war strenger, wie Davies erklärt: „Hier wurde das Gesetz noch verzweifelter’… als bei den Pharisäern interpretiert und ernst genommen … Das ,ganze’ Gesetz sollte so, wie es in der Tradition der Sekte (der Essener von Qumran) interpretiert wurde, gehalten werden.“
Aber Jesus ist noch radikaler, denn wo die Essener nach immer mehr Gehorsam verlangen, erwartet er immer noch tieferen. Dieser tiefe Gehorsam ist es, der Gerechtigkeit des Herzens bedeutet und nur in demjenigen möglich ist, der durch den Heiligen Geist erneuert worden ist. Darum ist der Eintritt ins Reich Gottes also unmöglich ohne eine „bessere (d. h. tiefere) Gerechtigkeit“ als die der Pharisäer: Weil solch eine Gerechtigkeit die Wiedergeburt belegt, ohne die niemand ins Reich Gottes kommt.
John Stott zu Matthäus 5,19–20 (Die Botschaft der Bergpredigt, 2010, S. 79)
Fünf Mythen über die Gesetzlichkeit
Hartnäckig halten sich unterschiedliche Mythen über die Gesetzlichkeit fest, die einen klaren Blick auf das Werk Christi trüben. Fünf möchte ich umreißen:
1. Bei der Gesetzlichkeit geht es vor allem um die Praxis der Beschneidung
Ein Bruder reagierte ziemlich verärgert, als ich mit ihm über den Galaterbrief sprach. Was fiele mir bloß ein, ihn mit den Galatern zu vergleichen. Schnell wurde deutlich, dass man meinte, das Problem der Galater nicht zu besitzen, da man schließlich nicht beschnitten sei.
Fakt ist: Titus, Grieche und Mitarbeiter des Paulus, entschied sich freiwillig für eine Beschneidung (huch- steht auch im Galaterbrief, nämlich Gal. 2,3)! Das Problem ist wie so oft nicht die eigentliche Tat, sondern das Ziel. Warum wollten sich die Galater beschneiden? Ihre “Tat um sich zu retten” stellte Christi Werk in den Schatten. An dieser Stelle sind Parallelen für unsere Zeit zu suchen. Ich denke da z.B. an Mütter, die sich nur deswegen gegen eine Familienplanung entscheiden, weil sie sonst keine Heilsgewissheit mehr besitzen. Unterschwelliger (und weitreichender) geht es dann darum, dass man die Bekehrung oder den Glauben zu Werken „degradiert“.
2. Gesetzlichkeit ist (ausschließlich) ein Problem der Konservativen
Ich besuchte einmal eine Party mit einer ganzen Menge cooler Christen. Da ich mein Zeug ständig verlege, passierte mir das auch mit meinem Plastikbecher (pardon, natürlich mit Pappbecher aus Bio-Pappe), aus dem ich genüsslich an meiner Cola nippte. Also griff ich kurzerhand zum zweiten Becher und kassierte umgehend eine Rüge, mit den Ressourcen sparsam umzugehen.
Fakt ist: Obwohl Gesetzlichkeit wohl wirklich vor allem das Problem konservativer Kreise zu sein scheint, habe ich auch in äußerst lockeren Kreisen immer wieder beobachtet, wie man geradezu verzweifelt nach selbsterlösenden Taten lechzte. Ob nun Umweltschutz, coole Mucke, lässige Kleidung oder eine eloquent-moderne Ausdrucksweise. Plötzlich entsteht ein riesiger Bewertungskatalog, an dem man auch beständig nicht nur sich, sondern auch seinen nächsten misst. Die Kataloge werden gigantischer, als ich sie in meinen erzkonservativsten Albträumen jemals erlebt habe. Womöglich ist Gesetzlichkeit in einer „strengen“ Milieu nur einfacher zu enttarnen?
3. (Folgt aus 2): Wenn ich”lockerer” bin, bin ich nicht mehr gesetzlich
Dieser Punkt könnte viel Lokalkolorit enthalten. Es geht mir um das Selbstbewusstsein von wirklich einer ganzen Masse an Christen, die eine konservative Gemeinde verlassen und von nun an denken, dass sie kein Problem mit Gesetzlichkeit mehr besitzen.
Fakt ist: Ich würde bei einer solchen Entwicklung aufhorchen: Welche Veränderung fand durch den Gemeindewechsel wirklich statt? Eine rein äußerliche? Was sollte sich im Herzen ändern? Wenn ich mit Gesetzlichkeit ein Problem hatte, wo habe ich wirklich Umkehr und Buße erlebt! Das (gesunde) Gegenteil von Gesetzlichkeit ist nicht Gesetzlosigkeit.
4. Gesetzlichkeit ist etwas Alttestamentliches
Das ist ein größeres Themenfeld, das vor allem davon zehrt, dass man Christus vom Alten Testament trennt. Das Evangelium wird dann synonym zum NT. Zum einen verschwindet so jeglicher Lebensbezug (da ja im alten Bund), zum anderen wird so Gesetz und Gesetzgeber bestimmt (und bestimmend) getrennt. Das Problem äußert sich dann darin, dass Menschen, die einerseits über jede „Gesetzlichkeit“ die Nase rümpfen, jegliches Gebot des Neuen Testaments (ich denke da an Blutwurstkonsum, Schmuck, Kopfbedeckung) nicht ernst genug nehmen können. Was ändert sich dann aber wirklich? Warum dann die ganzen neuen Gesetze?
Fakt ist: Besser wäre es zwischen dem Wesen des Buchstabens und des Wesen des Geistes zu unterscheiden (Röm.7,6). Obwohl wir nicht durch die Werke des Gesetzes gerettet werden, kann man Gesetz und Evangelium nicht trennen (aber wohl unterscheiden).
5. Gesetzlichkeit ist bloß eine Bagatelle
Diesen Punkt empfinde ich am fatalsten: Ich erinnere mich an den einen Pastor, der Christen das Studieren untersagte (und sogar mit dem Gemeindebann belegte). Doch später wollte er plötzlich eine christliche Schule gründen und ermutigte seine junge Gemeinde natürlich zum Studium. Tragisch ist dabei nicht so sehr, die unreife Meinungsänderung, wie das Ausbleiben jeglicher Buße. Auch schien das die meisten, mit denen ich darüber sprach, wenig zu bekümmern. Man tat es als geringfügige Spinnerei, ja an sich als vernachlässigbares Vergehen. Schließlich hat es noch niemandem geschadet “zu streng zu sein”. Und ein Studium hätte die jungen Christen womöglich eh vom Glauben abgebracht. Selbstbewusst verteidigte man also diese Gesetzlichkeit als eine Art Gehorsam “auf Nummer sicher”
Fakt ist: Bei allem Respekt vor den evangelikalen Würdenträgern, aber: Es ist nicht die Weise, wie Christus argumentierte! In Markus 7 entlarvt Jesus äußerst geschickt, dass Gottes Gebote immer Vorrang haben, auch wenn sie nicht so fromm klingen. Natürlich klang es um so viel geistlicher und frommer, den Eltern: “Korban – Gott geweiht” zuzurufen, um sein Erbe nach dem Tod dem Tempel, also direkt Gott zu vermachen. Das klingt um ein vielfaches frömmer, als mit seinem Vermögen einfach nur seine alten Eltern zu unterstützen. Gott jedoch will Gehorsam gegenüber seinem Wort. Ich erinnere mich an eine Gesprächsrunde mit einer großen Anzahl an Laienpredigern, von denen die meisten (so verrückt das für einige meiner Leser klingen mag) eine rigorose Rasierpflicht für christliche Männer (Natürlich nicht für die Frauen, da ging es dann seltsamerweise genau um das entgegengesetzte Verhalten) forderten. Ohne wirklich mit der Schrift argumentieren zu können, begnügte man sich mit einem “auf Nummer sicher Gehorsam”. Das ist aber gesetzlicher Treibsand! Wenn wir nicht auf dem Felsen des unverrückbaren Wortes Gottes bauen setzen wir unser Leben auf einen wackligen Grund, der kaum in den Stürmen des Lebens bestehen kann.
Fazit: Um zum Leitvers aus Gal. 5,1 zurückzukehren: Es ist ein Kampf! Die Versuchung auf der eigenen Gerechtigkeit zu bauen ist knallhart! Auf das Gesetz zu bauen klingt oftmals so viel frommer und so viel auch unproblematischer als zum Kreuz umzukehren. Aber es ist der breite Weg, er führt vom schmalen Weg zu Christus ab. Das Gesetz, wenn wir es als Weg und nicht als Mittel sehen, wird uns in die Verzweiflung oder in den Hochmut führen.
Sergej Pauli Sergej Pauli, Jahrgang 1989 und wohne in Königsfeld im Schwarzwald.
http://biblipedia.de/2020/12/14/fuenf-mythen-ueber-die-gesetzlichkeit/
Unterschied zwischen dem Gesetz und Evangelium
„Denn dieser Unterschied zwischen dem Gesetz und Evangelio ist die höchste Kunst in der Christenheit, die alle und jede, so sich des christlichen Namens rühmen, oder annehmen, können und wissen sollen. Denn wo es an diesem Stück mangelt, da kann man einen Christen vor einem Heiden oder Juden nicht erkennen; so gar liegt es an diesem Unterschied.“1Martin Luther
„Das Gesetz ist gegeben, damit die Gnade gesucht werde, die Gnade ist gegeben, damit das Gesetz erfüllt werde“ Augustinus
Gesetz und Gnade
„Es ist also so: Gott spricht im Gesetz der Werke: Tu, was ich befehle; im Gesetz des Glaubens sprechen wir: Gib, was du befiehlst. Das Gesetz befiehlt, um zu fordern, was nur der Glaube vollbringen kann; wenn also einer den Befehl hört, aber noch nicht die Kraft zur Erfüllung hat, wisse er, worum er zu bitten hat; vermag er aber das Gesetz zu erfüllen und im Gehorsam zu leben, so soll er auch wissen, wer ihm die Kraft dazu gibt. „Wir haben ja nicht den Geist dieser Welt empfangen“ (I Kor 2,12), sagt dieser unbeirrbare Verteidiger der Gnade, „sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir erkennen, was von Gott an Gnade uns gegeben ist“.
Aurelius Augustinus, Geist und Buchstabe, 13,22