Der Preis Des Gebets

Wir können immer zu unserem himmlischen Vater im Gebet gehen. Was ein erstaunliches Privileg! Wie ist so was möglich?
„Das einzige Mal in den Evangelien, wo Jesus Christus zum Gott betet und ihn nicht Vater nennt, passiert, wo Jesus am Kreuz hängt. Dort ruft Er „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Jesus hat seine Beziehung mit dem Vater verloren, sodass wir eine Beziehung mit Gott als unseren Vater haben können. Jesus wurde vom Vater vergessen, so dass Gott immer an uns denkt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Jesus Christus hat die ganze ewige Strafe getragen, die wir durch unsere Sünden völlig verdient hatten. Das ist der Preis des Gebets. Jesus hat den Preis bezahlt, sodass Gott unser Vater sein kann.“ Tim Keller, Prayer, s. 80

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (2)

Und ungefähr um drei Uhr oder, nach der Zeiteinteilung der Hebräer, um die neunte Stunde schrie Jesus laut: »Eli, Eli, lama asabthani?«, das ist: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« – nämlich verlassen in seiner menschlichen Natur, die ohne Trost allen ihm durch seine Henker und seine Feinde bereiteten Qualen preisgegeben war. Und er wendet sich an Gott, um nach dem Grund für dieses Verlassensein zu fragen, folglich (sieht man hieran), daß er die Sünde der Menschen in seinem unschuldigen Fleisch sühnte. Gleichwohl wird diese Sünde von den Menschen nicht richtig erkannt, und deren Greuel wird nur von Gott allein richtig erkannt. Und selbst diese Rede kann als ein Gebet verstanden werden, das Jesus an den Vater richtet, damit er des Endzwecks gedenke, um dessentwillen er ihn betrübt und verläßt, als wollte er sagen: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen ? Du weißt, mein Gott, daß dies für das Heil der Welt geschieht, laß also die Frucht dieses Opfers dem Menschengeschlecht zuteil werden, für das du sie bestimmt hast.« Und diese Worte sind voller Hoffnung und nicht voller Verzweiflung, denn er sagt ja: »Mein Gott, mein Gott!«, nun ist Gott aber nicht ein Gott der Toten und auch nicht der Verzweifelten. Blaise Pascal („Beschreibung des Lebens Jesu Christi“, in: Kleine Schriften zur Religion und Philosophie, Meiner, 208, S. 149–194, hier S. 183)