Ich liebe die Musik

Die zartesten Luther-Bilder sind die, die ihn mit einem Musikinstrument zeigen. So schrieb er 1530 in einem Brief von der Veste Coburg, „könnte keine Kunst der Musik gleichkommen, weil allein sie neben der Theologie das gewährt, was an anderer Stelle nur die Theologie schafft, nämlich Ruhe und Freude der Seele“.

Das Bild „Luther im Kreise seiner Familie musizierend“ von Gustav Adolph Spangenberg entstand 1875

In einer Skizze unter dem Titel „Über die Musik“ finden wir dieses Bekenntnis:

Ich liebe die Musik, denn sie ist

  1. ein Geschenk Gottes, nicht der Menschen
  2. sie macht fröhliche Herzen
  3. sie verjagt den Teufel
  4. sie bereitet unschuldige Freude. Darüber vergehen Zorn, Begierden und Hochmut.

Ich glaube, dass das kantige Temperament Luthers durch die Beschäftigung mit der Musik gerade zu besänftigt wurde. Wir kennen ihn als Texter, Sänger und Instrumentalisten. Bereits in seiner Schulzeit sang er in der Kurrende, im Studium in Erfurt gehörte Musik zum Lehrplan. Wir wissen, dass Luther Querflöte und besonders das Saiteninstrument Laute spielen konnte. Er verstand sich sogar auf die Kunst des „Absetzens“, also Partituren anderer Instrumente für die Laute zu bearbeiten. Vielleicht hat die Liebe zur Musik für Luther eine stimulierende therapeutische Wirkung gehabt, denn es wird berichtet, dass er auf dem Weg nach Worms Musik gespielt habe.
https://www.pro-medienmagazin.de/der-reformator-und-die-musik/?fbclid=IwAR3eXpwe0e19BIo5MG640gifMNxdpczrf-Eqle_IT6YFLI9Fkus16_-BBPk

Die universale Sprache der menschlichen Seele

Der Grund, weshalb die Psalmen Christen so sehr anziehen, ist, daß sie die universale Sprache der menschlichen Seele sprechen.
„Das Buch der Psalmen“, schrieb Rowland E. Prothero in The Psalms in Human Life (1904), „beinhaltet alle Arten von Musik des menschlichen Herzens“. Wie immer unsere geistliche Stimmung sein mag, wir können sicher sein, daß es einen Psalm gibt, der sie widerspiegelt, ganz gleich, ob wir Sieg oder Niederlage erleben, freudige Erregung oder Niedergeschlagenheit, Freude oder Sorgen, Lob oder Zerknirschtheit, Erstaunen oder Zorn. Vor allem aber verkündigen die Psalmen die Größe des lebendigen Gottes als Schöpfer, Erhalter, König, Gesetzgeber, Erretter, Vater, Hirte und Richter. Indem wir ihn durch den Psalter besser kennenlernen, werfen wir uns vor ihm nieder und beten ihn an.
Vor dir ist Freude die Fülle. Die schönsten Psalmen erläutert von John Stott Seite 5

Gute Schöpfung Gottes Vom Sinn und Ziel der Musik

Wenn Christen über Musik sprechen, verlieren sie sich schnell in Geschmacksfragen, diskutieren über Gottesdienstformen und allzu oft wird der Musikbegriff geistlich aufgeladen. Es ist deshalb wichtig zu wissen, wie Musik im Sinne von Gottes Schöpfungsordnung funktionieren kann und soll.
Johann Sebastian Bach schreibt im Vorwort zu seinem „Unterricht des Generalbasses“ über die Musik: „ihre Finis und Endursache [sei] anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths […].“ Und er fügt hinzu: „Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist’s keine eigentliche Musik, sondern ein teuflisches Geplärr und Geleyer.“ Zwei wesentliche Merkmale der Musik hebt Bach hier hervor: Musik ist zuallererst gute Schöpfung Gottes und ihm vor allen Dingen als Opfer gewidmet.
Die Musik steht als Gabe Gottes in engem Zusammenhang mit anderen Schöpfungen wie Farbe, Bewegung, Licht, Sprache und vielen anderen. Steht die Ehre Gottes, sein lebensbejahendes Wesen und sein friedenstiftendes Wort im Zentrum von Musiker und Musik, dann erfüllt sie den Plan Gottes. Darin sind Lobpreis und Beichte, Fürbitte und Klage gleichermaßen enthalten.
Als zweites nennt Bach die „Recreation des Gemüths“, also die Auferbauung und Freude des Menschen an der Schöpfung Gottes und an der Leistung des Menschen. Zwei biblische Beispiele seien hier genannt: Eine erste bekannte Form der Musiktherapie ist Davids Harfenspiel am Hof König Sauls zur Besänftigung seiner von einem bösen Geist belasteten Psyche (1. Samuel 16). Eine Verbindung von Musik und seelischer Gesundheit bis hin zur Verbesserung sozialer Kompetenzen ist heutzutage hinlänglich bekannt.
Paulus selbst spricht im Bachschen Sinne von der Auferbauung, wenn er der Gemeinde in Korinth Ratschläge über die Gestaltung ihrer gottesdienstlichen Versammlungen gibt: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre […]. Lasst es alles geschehen zur Erbauung!“ (1. Kor. 14, 26). Wir können davon ausgehen, dass die Christen des ersten Jahrhunderts, gespeist aus der jüdischen Synagogalmusik, die Psalmen nicht gesprochen, sondern gesungen haben.
Bach erwähnt in seinem Vorwort jedoch auch die Karikatur und die Verzerrung einer geistlich „sinnvollen“ Musik: „Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist’s … ein teuflisches Geplärr und Geleyer.“ Diese Aussage bezieht sich nicht auf einen Stil oder gar auf eine Instrumentengruppe, sondern auf die Motivation, die hinter jeder Musik steckt. Natürlich gibt es Musik, die sich besser für Gottesdienste eignet als andere.
Die Frage sollte jedoch sein: Welches Ziel verfolgt die Musik? Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dieser Frage führt zu geöffneten Augen und Ohren und der Wahrnehmung einer ernsten und tiefen Frömmigkeit verschiedener Generationen mit unterschiedlichen Ausdrucksformen.
Selbst wenn ich dies nicht wahrnehme, bleibt Musik im Zusammenklang mit all den anderen künstlerischen Ausdrucksformen etwas außerordentlich Kostbares, eine Kunst, die „den Staub des Alltags von der Seele wischt“ (Picasso).
Frank Laffin
Musiklehrer der Freien Ev. Bekenntnisschule in Bremen und ehrenamtlich im Musikbereich der Paulus-Gemeinde aktiv.
Krelinger Briefe Nr.1/2 Januar / Februar 2012

Trompeten und Musik im alttestamentlichen Gottesdienst

Der Gottesdienst und die Musik im alten Israel unterschieden sich sehr von heutigen Formen, Gottesdienst zu feiern. Für Christen in einer protestantischen Tradition steht immer und richtigerweise das Wort Gottes und die Predigt im Zentrum. Neben dem Wort spielte schon in der Reformation die Musik eine wichtige Rolle. Sie hat ihre Entdeckung des Evangeliums auch durch die Lieder verbreitet, wie auch die nachfolgenden Erneuerungs- oder Erweckungsbewegungen sehr von den Liedern getragen wurde. Heute gehört die Musik für die meisten selbstverständlich zu einem Gottesdienst. Sie hat die Aufgabe, das Hören des Wortes zu erleichtern und das verkündigte Wort im Lied zu verstärken. Ein Musikstück eröffnet und beendet meist die gottesdienstliche Feier, das gemeinsame Singen wird von Instrumenten unterstützt, musikalische Einlagen begleiten Zeiten der Meditation oder die Austeilung des Abendmahls. Seit etwa 2 50 Jahren gehört auch die Blechblasmusik zum gewohnten Programm kirchlicher und gottesdienstlicher Feiern, vor allem bei besonderen Anlässen und an Festtagen. Liest man auf diesem Hintergrund die Erwähnung von Trompeten in alttestamentlichen Texten, dann ist man geneigt, sie von der Erfahrung der heutigen Posaunenchormusik her zu verstehen. Dies kann die biblischen Aussagen jedoch verzerren. Die folgenden Anmerkungen zur alttestamentlichen Tempelmusik und speziell zur Funktion der Trompeten soll helfen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser zu verstehen. Weiterlesen