Wenn Christen über Musik sprechen, verlieren sie sich schnell in Geschmacksfragen, diskutieren über Gottesdienstformen und allzu oft wird der Musikbegriff geistlich aufgeladen. Es ist deshalb wichtig zu wissen, wie Musik im Sinne von Gottes Schöpfungsordnung funktionieren kann und soll.
Johann Sebastian Bach schreibt im Vorwort zu seinem „Unterricht des Generalbasses“ über die Musik: „ihre Finis und Endursache [sei] anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths […].“ Und er fügt hinzu: „Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist’s keine eigentliche Musik, sondern ein teuflisches Geplärr und Geleyer.“ Zwei wesentliche Merkmale der Musik hebt Bach hier hervor: Musik ist zuallererst gute Schöpfung Gottes und ihm vor allen Dingen als Opfer gewidmet.
Die Musik steht als Gabe Gottes in engem Zusammenhang mit anderen Schöpfungen wie Farbe, Bewegung, Licht, Sprache und vielen anderen. Steht die Ehre Gottes, sein lebensbejahendes Wesen und sein friedenstiftendes Wort im Zentrum von Musiker und Musik, dann erfüllt sie den Plan Gottes. Darin sind Lobpreis und Beichte, Fürbitte und Klage gleichermaßen enthalten.
Als zweites nennt Bach die „Recreation des Gemüths“, also die Auferbauung und Freude des Menschen an der Schöpfung Gottes und an der Leistung des Menschen. Zwei biblische Beispiele seien hier genannt: Eine erste bekannte Form der Musiktherapie ist Davids Harfenspiel am Hof König Sauls zur Besänftigung seiner von einem bösen Geist belasteten Psyche (1. Samuel 16). Eine Verbindung von Musik und seelischer Gesundheit bis hin zur Verbesserung sozialer Kompetenzen ist heutzutage hinlänglich bekannt.
Paulus selbst spricht im Bachschen Sinne von der Auferbauung, wenn er der Gemeinde in Korinth Ratschläge über die Gestaltung ihrer gottesdienstlichen Versammlungen gibt: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre […]. Lasst es alles geschehen zur Erbauung!“ (1. Kor. 14, 26). Wir können davon ausgehen, dass die Christen des ersten Jahrhunderts, gespeist aus der jüdischen Synagogalmusik, die Psalmen nicht gesprochen, sondern gesungen haben.
Bach erwähnt in seinem Vorwort jedoch auch die Karikatur und die Verzerrung einer geistlich „sinnvollen“ Musik: „Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist’s … ein teuflisches Geplärr und Geleyer.“ Diese Aussage bezieht sich nicht auf einen Stil oder gar auf eine Instrumentengruppe, sondern auf die Motivation, die hinter jeder Musik steckt. Natürlich gibt es Musik, die sich besser für Gottesdienste eignet als andere.
Die Frage sollte jedoch sein: Welches Ziel verfolgt die Musik? Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dieser Frage führt zu geöffneten Augen und Ohren und der Wahrnehmung einer ernsten und tiefen Frömmigkeit verschiedener Generationen mit unterschiedlichen Ausdrucksformen.
Selbst wenn ich dies nicht wahrnehme, bleibt Musik im Zusammenklang mit all den anderen künstlerischen Ausdrucksformen etwas außerordentlich Kostbares, eine Kunst, die „den Staub des Alltags von der Seele wischt“ (Picasso).
Frank Laffin
Musiklehrer der Freien Ev. Bekenntnisschule in Bremen und ehrenamtlich im Musikbereich der Paulus-Gemeinde aktiv.
Krelinger Briefe Nr.1/2 Januar / Februar 2012