Als der Kirchenvater Johannes Chrysostomos auf Betreiben der Kaiserin Eudoxia Ende Sommer 403 zum ersten Mal von Konstantinopel aus in die Verbannung geschickt wurde, fand er dafür folgende Worte:
Viele Wogen, furchtbare Stürme! Aber wir fürchten nicht, dass wir zugrunde gehen; denn wir stehen auf einem Felsen. Das Meer, mag es toben, diesen Felsen wird es nicht zerstören. Der Sturm, mag er heulen: Christi Schiff wird nicht versenkt werden! Und wahrhaftig, was sollten wir fürchten? Den Tod? „Das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn“ (Philipper 1,21). Die Verbannung? „Des Herrn ist die Erde und ihre Fülle“ (Psalm 24,1). Den Verlust der Güter? „Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinaus bringen können“ (1. Timotheus 6,7). Was die Welt Schreckliches hat, ich verachte es. Was die Welt Reizendes hat, ich spotte dieser Dinge. Ich zittere nicht vor Armut, ich verlange nicht nach Reichtum. Ich bebe nicht vor dem Tod, ich hänge nicht am Leben, es sei denn um eurer Seelen willen. Niemand wird uns losreißen von unserer Liebe zueinander. Was Gott vereint hat, werden die Menschen nicht trennen. […] Baue ich vielleicht auf eigene Kraft? Nein! Ich besitze die Verheißung des Herrn: Ich trage seine Handschrift bei mir, auf diese stütze ich mich wie auf einen Stab. Mag der ganze Erdkreis erschüttert werden. Ich halte den Schutzbrief meines Herrn in der Hand; ich lese seinen Inhalt, der mir eine Mauer und ein unbezwingbarer Schutzwall ist. Soll ich euch den Schutzbrief meines Herrn vorlesen? „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Matthäus 28,20). Christus ist bei mir! Wen soll ich fürchten?
Quelle: Sermo antequam iret in exilium, PG 52, 427-432. Von Johannes Chrysostomos
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Eine Atempause die Gott uns gönnt, zum Luftholen.
„Wer kann von dieser seichten Kost leben, wenn er nicht mehr im Gemeindesaal, sondern in einer gemeinen Gefängniszelle sitzt? Wenn nicht mehr fröhlich getanzt, sondern fies gefoltert wird? Wie sollen die jungen Christen, die wir mit coolen Kurzpredigten unterfordern und unterernähren, sich einmal bewähren, wenn es hart auf hart kommt? Oder denken wir etwa, die weltweite Christenverfolgungswelle wird ausgerechnet um das liebe „old Germany“, die Insel der Seligen, einen Bogen machen? Wir haben wohl vergessen, was Paulus (aus dem Gefängnis!) geschrieben hat: „Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Jesus Christus, müssen Verfolgung leiden“ (2Tim 3,12). Ich genieße es voll Dankbarkeit, daß ich nach den DDR-Jahren in einem freien, demokratischen Land leben darf, in dem ich wegen meines Glaubens an Jesus weder diskriminiert noch verfolgt werde. Aber ich sehe das als eine Atempause an, die Gott uns gönnt, zum Luftholen. Denn daß das alles immer so friedlich bleiben wird, wird mir angesichts der Entwicklung in der Welt immer unwahrscheinlicher. Wir sollten die Atempause benutzen, um uns auf die Zeiten vorzubereiten, in denen Christsein nicht mehr „geil“, sondern gefährlich ist. Was wir brauchen, sind bibelfeste, feuerfeste, KZ-fähige Christen.“ Dr.Theo Lehmann
„Die Nacht ist vorgedrungen…“
„Die Nacht ist vorgedrungen, / der Tag ist nicht mehr fern. / So sei nun Lob gesungen / dem hellen Morgenstern! / Auch wer zu Nacht geweinet, / der stimme froh mit ein. / Der Morgenstern bescheinet / auch deine Angst und Pein“. So beginnt Jochen Kleppers bekanntes Adventslied (EG 16). In Offenbarung 22,16 bezeichnet sich Jesus als der helle Morgenstern. Damit ist der Planet Venus gemeint, der in der Morgendämmerung, bevor die Sonne aufgeht, am Himmel steht.
Einst wird Gott, das Licht selbst, alles überstrahlen (Off 22,5), aber noch ist Nacht, noch wird geweint, noch leiden wir unter Angst und Pein. „Noch manche Nacht wird fallen / auf Menschenleid und -schuld“, beginnt Strophe 4. Als Klepper diese Zeile 1938 schrieb, war es in Deutschland dunkle Nacht. Wegen seiner jüdischen Frau verlor der Autor und Journalist seine Arbeitsmöglichkeit. Um der Deportation in die Lager im Osten zuvorzukommen, schied die Familie am 11. Dezember 1942, vor 80 Jahren, selbst aus dem Leben.
Mit Jesus ist das Licht in die Welt gekommen (Lk 2,32), aber noch leuchtet es in der Finsternis (Joh 1,5). Noch ist der Tag nicht angebrochen, und so mangelt es nicht an Tragödien im Leben der Menschen. Auch Kleppers Leben endete tragisch, aber er ging heim zu seinem Erlöser. Mit seinen Liedern und Gedichten weist er bis heute auf den „Stern der Gotteshuld“ hin, der Licht auf die Menschen werfen will.
Der Morgenstern gibt Orientierung und Hoffnung. In dunklen Zeiten, in denen sich die Krisen häufen, Gräben das Hasses und des Misstrauens aufgerissen werden und die Aussichten sich eintrüben, gibt es kaum etwas Wichtigeres. Die Sonne prangt groß und strahlend für alle sichtbar am Himmel; der Morgenstern muss dort entdeckt werden. Weihnachten feiern alle; Christen verkünden mit Klepper: Seht hin auf Gott, der im Dunkel wohnen, es erhellen will. Das Weihnachtsfest gibt dazu eine gute Gelegenheit. – „Wer schuldig ist auf Erden, / verhüll nicht mehr sein Haupt. / Er soll errettet werden, / wenn er dem Kinde glaubt.“
http://lahayne.lt/2022/12/24/die-nacht-ist-vorgedrungen/
Psalm 7 Vers 2 Auf dich, HERR, mein Gott, traue ich! Hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich,
„Der läuft mir immer nach!“ Mit diesem Vorwurf gegenüber einem Geschwisterkind oder Spielkameraden kommen meine Kinder manchmal zu mir. Es ist ein unangenehmes Gefühl, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, keine ruhige Minute und keinen unbeobachteten Moment zu haben. In unserer digitalen Welt ist „Verfolgung“ in den letzten Jahren aber auch zu einem Statussymbol geworden. Wer in den sozialen Netzwerken die meisten „Follower“ hinter sich versammelt, wer sich in seinen Beiträgen am häufigsten sichtbar macht und am meisten gesehen wird, der gilt als erfolgreich, erzielt Gewinne und gewinnt an Einfluss.
Gerade in unseren Zeiten von Überwachung, Infokrieg und Verschwörungsideologien kann aber auch dieses digitale Verfolgen und Verfolgt werden schnell zu einer beklemmenden Erfahrung werden. Da tut es gut – mit Gottvertrauen – immer einmal Abstand zu gewinnen. Konstantin Enge
„Der läuft mir immer nach!“ Mit diesem Vorwurf gegenüber einem Geschwisterkind oder Spielkameraden kommen meine Kinder manchmal zu mir. Es ist ein unangenehmes Gefühl, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, keine ruhige Minute und keinen unbeobachteten Moment zu haben. In unserer digitalen Welt ist „Verfolgung“ in den letzten Jahren aber auch zu einem Statussymbol geworden. Wer in den sozialen Netzwerken die meisten „Follower“ hinter sich versammelt, wer sich in seinen Beiträgen am häufigsten sichtbar macht und am meisten gesehen wird, der gilt als erfolgreich, erzielt Gewinne und gewinnt an Einfluss.
Gerade in unseren Zeiten von Überwachung, Infokrieg und Verschwörungsideologien kann aber auch dieses digitale Verfolgen und Verfolgt werden schnell zu einer beklemmenden Erfahrung werden. Da tut es gut – mit Gottvertrauen – immer einmal Abstand zu gewinnen. Konstantin Enge
In Vers 3 kommt der Begriff „erretten“ zum ersten Mal im Psalter vor.
»Ich berge mich bei dir«: Dass wir uns bei Gott bergen oder auf Gott vertrauen – Luther: »Ich traue auf dich« –, ist schnell und leicht gesagt. Ob dem so ist, muss sich in den Prüfungen weisen, die Gott, der große und unvergleichliche Lehrer der seinigen (Hi 36,22), uns bereitet.