Der Anspruch Sünden zu vergeben

Jesus tat außergewöhnliche Dinge, die seinen Anspruch, selbst Gott zu sein, bestätigten. „Ein Teil dieses Anspruchs rutscht oft unbemerkt an uns vorüber, weil wir ihn so oft gehört haben, dass wir uns seine Bedeutung nicht mehr klarmachen. Ich meine den Anspruch, Sünden zu vergeben: Sünden jeglicher Art. Käme dieser Anspruch von jemand anderem als Gott höchstpersönlich, wäre er so absurd, dass man nur lachen könnte. Dass einer ein Vergehen verzeiht, das gegen ihn selbst begangen wurde, ist uns nichts Unbegreifliches. Sie treten mir auf die Zehen; ich verzeihe ihnen. Sie stehlen mein Geld; ich verzeihe ihnen. Aber was würden wir von einem halten, den niemand überfallen und niemand auf den Fuß getreten hat, aber der ihnen verkündet, Ihnen vergeben zu haben, dass sie einem Dritten auf den Fuß getreten haben? Edelquatsch hoch drei wäre noch milde geurteilt. Doch genau das ist es, was Jesus tat. Er teilte Menschen mit, ihre Sünden seien vergeben, ohne erst jene um ihre Meinung zu fragen, die durch die jeweilige Sünde zu Schaden gekommen waren. Ohne zu zögern, trat er als der Hauptbetroffene auf, als derjenige also, gegen den sich sämtliche Vergehen gerichtet hatten. Dies lässt sich nur dadurch erklären, dass er in der Tat jener Gott war, dessen Gesetze gebrochen wurden und dessen Liebe einen Schlag ins Gesicht erhalten hatte. Aus dem Mund eines Sprechers, der nicht Gott wäre, würden diese Worte aber nur eine Torheit und eine Überheblichkeit bergen, die ihresgleichen in der Geschichte der Menschheit nicht leicht zu finden sein dürfte.”
C.S. Lewis (irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler 1898-1963)

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