Außergewöhnlich – geht nicht!

Es ist noch gar nicht so lange her, da war es etwas Außergewöhnliches, wenn jemand sein “Coming-out” hatte (ich bitte die rein maskuline Ausdrucksweise zu entschuldigen – dies soll weder ab- noch ausgrenzen). Doch die Zeiten ändern sich. Heute ist es eher unspektakulär, wenn er oder sie zu seiner oder ihrer wie auch immer gearteten geschlechtlichen Empfindung steht – von einer Ausnahme abgesehen: Wer die “klassische” Aufteilung in Mann und Frau, gemessen am äußerlich sichtbaren Geschlecht, befürwortet, ist ganz und gar nicht willkommen. Es muss nicht einmal befürwurtet werden, es genügt schon, zu behauten, man dürfe solch eine Haltung haben, um in unserer Zeit außergewöhnlich zu sein.
Doch bei aller Veränderung ist eines gleich geblieben: Außergewöhnlich – geht nicht! Vor Jahren hat man es Menschen, die mit ihrem geschlechtlichen und sexuellen Empfinden von der Masse abwichen, also Homosexuellen, nicht gerade einfach gemacht, dies offen zu sagen. Heute können Homosexuelle das – sie sind nicht mehr Außergewöhnlich. Der Spieß hat sich umgedreht und nun sind es Homosexuelle, die es anderen schwer machen, anders zu sein oder auch nur zu denken. Denn dass man anders denken darf, dafür sprach sich kürzlich Frau Prof. Düsing aus, die nun einen Vortrag anlässlich des 250. Geburtstags von Schiller an der Universität Köln halten sollte (ich habe berichtet):
Düsing sollte attackiert werden, weil sie die Erklärung “Für Freiheit und Selbstbestimmung” zum Marburger Kongreß im Mai dieses Jahres unterzeichnet hatte. Aus der Sicht des “Autonomen Lesben- und Schwulenreferates Köln (LuSK)” war dies eine diskriminierende und homophobe Handlung. Nachdem sich Düsing nicht bereit fand, sich von der Erklärung zu distanzieren und sich deswegen auch nicht an einen “Runden Tisch” in der Universität zitieren ließ, war die Protestaktion beschlossene Sache. Damit war für reichlich Turbulenz gesorgt.
Der Vortrag konnte nach starken Protesten doch stattfinden, jedoch mit 45-minütiger Verspätung – wegen ständiger Unterbrechungen. Bei diesen Protesten geht es offensichtlich nicht mehr um freie Meinungsäußerung und eine freie Lebensgestaltung, sondern vielmehr um die massive und rücksichtslose Durchsetzung einer Überzeugung. Die Lehre, die ich daraus ziehe: Es gibt nichts neues unter der Sonne. Schade eigentlich!
Ein ausführlicher Kommentar, der mir in der Wortwahl nicht immer gefällt, zu den Ereignissen in Köln findet sich hier: http://www.medrum.de Eine Erklärung von Frau Prof. Düsing gibt es hier: http://www.die-tagespost.de
Publiziert von Johannes am 8. Dezember 2009 unter Gesellschaft, Sexualität http://www.nachfolgeblog.de/

Robert Spaemann hat WELT ONLINE ein bemerkenswertes Interview gegeben und dabei das offensichtliche Problem der schwindenden Denk- und Meinungsfreiheit offensiv angesprochen: Hier ein kurzer Auszug von dem Interview.
WELT ONLINE: ….In Köln wurde vom „Autonomen Lesben- und Schwulenreferat“ gerade versucht, eine Ringvorlesung von Professorin Edith Düsing zu sprengen, weil sie im Frühjahr in Marburg eine Erklärung gegen den Druck unterzeichnet hatte, mit dem Homosexuellenverbände den Kongress „Psychotherapie und Seelsorge“ verhindern wollten.
Spaemann: Das ist ungeheuerlich und wird leider immer schlimmer. Generell ist die Meinungsfreiheit jetzt schon auf katastrophale Weise eingeschränkt im Vergleich zu den 50er Jahren. Wir lebten damals in einem viel freieren Land. Heute liegen Tretminen überall. Das ist neu. Das Tolle ist aber jetzt, dass Frau Düsung nicht über Homosexualität sprechen wollte, sondern über Schiller und Nietzsche. Als Person darf sie jetzt also nicht mehr auftreten, weil sie einmal – wie zum Beispiel auch der bekannte sozialdemokratische Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde – Freiheit der Rede auch für Leute verlangte, die Homosexualität für einen Defekt halten.
WELT ONLINE: Wundert sie das?
Spaemann: Es empört mich. Hat Frau Düsing denn gegen Schwule geredet? Nein, sie hat ein Manifest unterschrieben, das verlangt, dass die Leute frei reden dürfen. Der Vorgang ist nicht nur absurd, sondern gefährlich.
WELT ONLINE: Warum?
Spaemann: Unter meinen guten Freunden sind mehrere Homosexuelle. Mit denen bin ich darin einig, dass die Abwesenheit der Anziehungskraft des anderen Geschlechts ein anthropologisches Manko ist.
WELT ONLINE: Wieso?
Spaemann: Weil auf dieser Anziehungskraft die Fortexistenz der menschlichen Gattung beruht. Darum kann man nicht sagen, die Abwesenheit dieser Anziehungskraft sei so normal wie die Existenz dieser Anziehungskraft. Auf dem einen beruht die Fortexistenz der Gattung und auf dem anderen eben nicht. Da fehlt etwas. Das muss jemand doch sogar, wenn es falsch wäre, sagen dürfen, ohne dass ihm Homosexuellenhass angehängt wird. Das ist geradezu lächerlich, wenn ich an meine homosexuellen Freunde denke.
Hier der vollständige Text: http://www.welt.de/kultur/article5500006/Minarette-sind-fuer-den-Islam-nicht-lebenswichtig.html

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