1.Petrus 1,14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet;

Nachdem Petrus uns im vorigen Vers bis zum Ende (Offenbarung) gebracht hat, führt er uns jetzt wieder zurück und sagt, wie wir wandeln sollen. Wir sollen nicht tun, was uns gut scheint, sondern was unser Vater uns sagt. Und Er wünscht bei uns praktische Heiligkeit zu sehen. Die sich von Jesus haben rufen lassen, sind ganz auf seine Ankunft ausgerichtet. Aber das erlaubt ihnen nicht, die Gegenwart zu verträumen. Wer sich ganz auf die Parusie ausrichtet, wird sein Lebensführung (V. 15) hier und jetzt besonders ernst nehmen.
“Als gehorsame Kinder“
Das Hören auf das Wort macht so sehr das Wesen des Christen aus, daß sie geradezu und einfachhin Kinder des des Gehorsams genannt werden können.
Entgegen den heute vorherrschenden negativen Assoziationen beim Wort Gehorsam ist festzuhalten, dass jene im Hören auf jemanden, im Gehorchen sich vollziehende Ein- und Unterordnung im neutestamentlichen Kontext nicht als Verneinung von Freiheit verstanden wird, sondern als Bindung an Gott, durch welche die Gläubigen zuallererst zu Freien werden. 1Petr 2,16 wird gesagt, dass die Christen als »Sklaven Gottes« Freie sind.
gehorsame Kinder “ ist eine semitische Redewendung. Sie bedeutet so viel wie: Menschen, die ganz und gar vom Gehorsam geprägt werden. Die Gläubigen werden hier „Kinder des Gehorsams“ genannt, wie an anderen Stellen „Kinder des Lichts“ (Eph 5,8) oder „Söhne des Lichts“.(1.Thes 5,5) Die Ungläubigen werden „Kinder (des) Zorns“ (Eph 2,3) oder „Söhne des Ungehorsams“ (Kol 3,6; Eph 2,2; 5,6) genannt. Das griechische Wort für „Kind“ (‚tekna‘) spricht von der Herkunft, dem Ursprung.
Wer gehorchen will, muß hören. Nur durch Hören und Gehorchen kommt das Offensein für Gott und die Bereitschaft zustande, von ihm geprägt und zu heiligem Leben angeleitet zu werden. Dieser positiven Aussage folgt die negative: … gleicht euch nicht (wieder) den früheren Lüsten in eurer Unwissenheit an. Hier wird davor gewarnt, wieder ins alte Leben zurückzusinken, bei dem die Lüste und Begierden das prägende „Schema“, die Norm sind.
gebt euch nicht“
Außer an dieser Stelle wird das griechische Wort für „gebt euch nicht“ im NT nur noch gebraucht in dem Vers: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes“. (Röm 12,2) Daraus wird die Bedeutung dieses Wortes schon deutlich. Unsere Offenbarung nach außen hin, wie sie sich in unserer Denk-, Sprech-, Handels und Lebensweise zeigt, in dem Maßstab unseres Urteils und dem Gebrauch der Dinge, also in allen „Formen“, in denen wir uns offenbaren, muss mit dem was wir innerlich sind, in Übereinstimmung sein.
den Begierden hin,“
Begierde“ meint nicht nur die verschiedenen bösen Laster (vgl. 1. Petr 4,3), sondern damit ist die ganze sich selbst suchende und sich selbst verwirklichen wollende Leidenschaft des „alten“ Menschen gemeint. Deshalb gilt die Mahnung an den „neuen“ Menschen: „Gebt euch nicht den Begierden hin“ (ganz wörtlich: „sich nicht zusammen mitgestalten lassen“).
Der Lebenswandel der Ungehorsamen wird von einem falschen Muster geprägt. Es ist nicht der Kleidungsstil, sondern das „Schema“, (schema) nämlich das, was äußerlich und veränderbar ist, die äußere Anpassung als unterschieden von der inneren Umwandlung. Die äußere Gestalt des Gläubigen ist in sich selbst nicht falsch. Wir lesen von „Jesus Christus …der in Gleichheit der Menschen“ war. Der Christ soll sich dagegen nicht seiner sündigen Vergangenheit entsprechend gestalten oder anpassen. Das grammatische Partizip lautet wörtlich: „..bildet euch nicht nach/seid nicht gebildet nach…“. Eine Aussage in Röm 12,2 beinhaltet den gleichen Sinn: „laßt euch nicht von der Welt um euch her in ihr Schema pressen“.
“denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet;“
Die alte heidnische Lebensweise, in die manche Christen zurückzufallen drohen, wird charakterisiert als Zeit der Unwissenheit und der damit verbundenen Blindheit. Es war bei den Juden eine feststehende Meinung, dass die Heiden unwissend waren. Aber der Herr (Joh 3,10f; Mk 12,24) und später die Jünger (Apg 3,17), beweisen, dass die Juden es ebenso waren. Es bestand höchstens ein gradueller Unterschied. Wo das wahre Licht und die wahre Liebe nicht gesehen Werden (Joh 1,5) und Gott nicht als der große Geber gekannt wird (Joh 4,10), gibt es keine wahre Kenntnis Gottes. Im Griechischen steht ein Geschlechtswort vor „Unwissenheit“, womit angedeutet wird, dass es sich um die bekannte, große Unwissenheit handelt. Sie hängt zusammen mit Achtlosigkeit, daher sind die Unwissenden also verantwortlich und schuldig.



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