Was ist der Mensch?

Wenn man im Menschen nicht anderes sieht als eine Mischung von sozialen oder biologischen Kräften, dann verlieren die Konzepte von Schuld und Strafe jede Bedeutung, so wie sie bedeutungslos sind, wenn sie gegen eine Maschine angewandt werden. So wie ein kaputter Computer nicht vor Gericht gestellt und nicht bestraft, sondern repariert wird, so ist es „notwendig“, eine Person zu reparieren, die aufhört nach dem offiziellen Programm zu funktionieren. Für exakt diesen Zweck gibt es psychiatrische Spezialkrankenhäuser. Diese Schlußfolgerung ist so unausweichlich, daß schon ein Früh-Materialist wie Weitling, ein Vorläufer und Lehrer von Marx, das Bild einer Zukunftsgesellschaft „von Freiheit und Harmonie“ gemalt hat, in der es keine Gerichtsverfahren und keine Prozesse mehr gäbe, in der vielmehr alle „von schlechten Leidenschaften Besessenen“ in Hospitäler gesteckt und die „Unheilbaren“ auf speziellen Insel-Kolonien festgehalten würden. Dies eine typische, von einem schlimmen Phantasten geträumte Utopie. Um wieviel schauriger ist die Utopie, die das reale Leben geschaffen hat? Im (noch kleinen) Modell zeigt sie uns, was uns in nicht zu ferner Zukunft erwartet. Eine Kostprobe davon ist gegeben, wenn Psychiater zwangseingewiesenen „Patienten“ in offensichtlich aller Ernsthaftigkeit erklären, daß ihre religiösen Glaubensüberzeugungen oder ihre kritischen Haltungen dem Leben gegenüber, ihr „Mangel an sozialer Anpassung,“ wie die Ärzte sagen, ein klares Symptom geistiger Erkrankung seien.

Prof. Igor Schafarewitsch, russischer Mathematiker, in einem Aufruf vom 14.05.78 anläßlich der Verhaftung des jüdischen Bürgerrechtlers Alexander Podrabinek, der nachdrücklich gegen den damals in seinem Land verbreitete Psychiatrisierung Oppositioneller, Andersdenkender, ihre Internierung und Behandlung als Geisteskranke protestiert hatte. Schafarewitschs Worte standen bereits im Rundbrief 3/78.

http://www.psychiatrie-und-ethik.de/1_gesamt.html

„Der Atheismus-Wahn“: Eine Antwort auf Richard Dawkins

Für Richard Dawkins steht fest: Alle Religion ist unbrauchbar, schädlich und gefährlich. So wie Flugzeuge am 11. September 2001 von religiösen Fanatikern gekapert wurden, so versuchten Gläubige, die Wissenschaft für ihre Vorstellungen zu vereinnahmen. Mit seinen Thesen, verbreitet in „Der Gotteswahn“, schaffte es Dawkins auch in Deutschland in die Bestsellerlisten. In dieser Woche erscheint im Verlag GerthMedien eine Antwort: „Der Atheismus-Wahn“ von Alister McGrath. Er ist Professor für Historische Theologie an der Universität Oxford – und damit ein Kollege Dawkins. Lesen Sie hier einen Auszug aus „Der Atheismus-Wahn“.Mit der Veröffentlichung von „Das egoistische Gen“ (engl. Original: The Selfish Gene, 1976) etablierte sich Richard Dawkins als einer der erfolgreichsten und fähigsten Autoren populärwissenschaftlicher Themen. Gemeinsam mit seinem amerikanischen Kollegen Stephen Jay Gould gelang es ihm, eine neue Generation von Lesern für die Evolutionsbiologie zu begeistern. Wie andere Bewunderer, so beneide auch ich die beiden seit langem um den leichtverständlichen und unterhaltsamen Stil ihrer populärwissenschaftlichen Texte, die zahllose schöne und anschauliche Vergleiche enthalten. Dennoch markiert sein jüngstes Buch einen Richtungswechsel. Das 2006 erschienene Buch „The God Delusion“ („Der Gotteswahn“) machte Dawkins weltweit als den angesehensten atheistischen Meinungsmacher bekannt, der seine zerstörerische Kritik gegen jede nur erdenkliche Form von Religion richtet. Sein Ziel besteht darin, seine Leser zu einem Seitenwechsel zu bewegen. „Wenn dieses Buch erreicht, was ich damit bezwecke, werden religiöse Leser, die es einmal aufgeschlagen haben, Atheisten geworden sein, wenn sie es wieder schließen.“ Wobei er dies allerdings nicht für besonders wahrscheinlich hält, denn immerhin behauptet er: „… unverbesserliche Gläubige sind immun gegen Argumentation.“ Doch es spricht für sich, dass Dawkins ein 560 Seiten starkes Buch verfasst hat, in dem er behauptet, Gott sei eine Wahnvorstellung. Weiterlesen