„Jeden Rat von mir habt ihr zurückgewiesen und meine Ermahnung in den Wind geschlagen … Ich werde lachen, wenn euch das Unglück trifft, ich werde spotten, wenn ihr in Angst und Schrecken geratet …“ (1,25-26)

Die große Absurdität. Die Weisheit lacht also, wenn der Tor vom Unglück ereilt wird. Ist das grausam? Nein. Die Weisheit ist hier eine symbolische Figur, und ihr Lachen ist nicht herzlos, sondern ein Ausdruck „der Absurdität, das Törichte zu wählen“. 22 Albert Camus hat gesagt, dass unsere Herzen sich nach ewiger Liebe sehnen, aber dass ein Universum ohne Gott uns nur „die bewusste Gewissheit des Todes ohne jede Hoffnung“ gibt. 23 Dieses chronische Fehlen von Erfüllung nannte Camus „das Absurde“. Für ihn war das Leben eine einzige lange Tragikomödie, in der die Menschen immer wieder Dinge suchen, die das Leben ihnen einfach nicht geben kann.
Camus glaubte an keinen Gott. Die Sprüche wissen, dass es Gott gibt, geben Camus aber recht, dass ein Leben ohne Gott sinnlos ist, weil die Dinge dieser Welt die tiefen Sehnsüchte unseres Herzens nicht stillen können. Ob Liebe, Geld oder Erfolg – sie geben uns nicht die Erfüllung, die nur eine echte Beziehung zu Gott uns geben kann. Das Leben in einer Welt ohne Gott kann sich nur nutzlos und absurd anfühlen. „Die Erwartung der Gerechten mündet in Freude, aber die Hoffnung der Gottlosen zerbricht“ (10,28).24
Erleben Sie gerade Frustration, Leere, ja Sinnlosigkeit? Gibt es etwas in der Welt, das Ihnen nicht das gebracht hat, was Sie erhofft hatten? Was können Sie da machen?
Gebet: Herr, früher endeten die Romane und die Filme damit dass das Gute siegte; heute malen sie ein dunkles, sinnloses Leben ohne Happy End. Beide Weltsichten sind unrealistische Klischees. Du versicherst mir, dass die Geschichte meines Lebens beides enthalten wird: Schönheit und Absurdität. Und dass sie in die Ewigkeit münden wird. Erneuere heute diese Gewissheit in mir. Amen.
Tim Kathy Keller (Hauptautor) Gottes Weisheit entdecken Ein Jahr mit dem Buch der Sprüche

Vernichtende Liebe

Wir dürfen die Menschen nicht so lieben, wie die Feinschmecker ihren Hühnerbraten lieben. Alle Speisen lieben wir nur, um sie zu vernichten und uns durch sie zu erquicken. Dürfen wir aber die Menschen lieben, um sie zu vernichten? Es gibt jedoch eine Liebe des Wohlwollens, die uns dazu führt, diejenigen zu beschenken, die wir lieben
Aurelius Augustinus

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.(Hesekiel 36,26)

Im Dezember 1967 führte der Arzt Christiaan Barnard in Südafrika die erste Herz-Transplantation der Welt durch. Die Operation wurde als ein Meilenstein gefeiert. Der Patient lebte danach ganze 18 Tage weiter, bevor er verstarb.
Wenn Gott dagegen hier von einem neuen Herzen spricht, dann ist der Risikofaktor wie bei diesem Ereignis nicht vorhanden. Es geht um eine Transplantation, deren Ergebnis für die Ewigkeit hält.

Diebesgut, das völlig sinnlos ist, wenn es keinen Gott gibt!

„[Frau Torheit] sitzt vor der Tür ihres Hauses in einem Sessel an der Stadtmauer, um alle einzuladen, die vorübergehen und bisher einen geraden Weg verfolgten: „Wer einfältig und unerfahren ist, soll herkommen!“ Den Unverständigen lockt sie: „Gestohlenes Wasser schmeckt süß, und heimlich gegessenes Brot ist köstlich!“ (Sprüche 9,14-17) 
Die Torheit bietet nur Diebesgut. Wie die Weisheit bietet auch die Frau Torheit Essen und Trinken an – aber es ist gestohlen. „Torheit und Sünde sind immer Parasiten des Guten, das Gott in seiner Weisheit erschaffen hat. Die Torheit nimmt die guten Dinge und verdirbt sie, indem sie sie aus ihrem angestammten Ort in der Ordnung der Dinge herausreißt … Die Torheit hat ihr Haus nicht erbaut, sondern gestohlen.“48
Viele junge Erwachsene heute sind unreligiös und relativistisch; für sie hat jeder das gute Recht, sich seine eigenen Werte zu schaffen, und sie lassen sich von niemandem Vorschriften machen. Doch dieselben Leute haben tiefe „antirassistische“ und „antisexistische“ Überzeugungen, die sie für allgemeingültig halten.49 Diese „absoluten“ moralischen Werte sind Diebesgut; sie sind völlig sinnlos, wenn es keinen Gott gibt und alle Moral kulturell relativ ist. Das Festmahl der Weisheit bietet uns alle Güter, die ein Mensch braucht – Sinn, Erfüllung, Freiheit, Identität und Hoffnung. Und sie sind nicht gestohlen, sondern das natürliche Ergebnis einer lebendigen Beziehung zu Gott.
Haben Sie Freunde, die ein relativistisches Weltbild mit gestohlenen absoluten Werten anreichern? Wie können Sie mit ihnen darüber ins Gespräch kommen?
Gebet: Herr, ich habe viele Freunde, die nicht an dich glauben, dafür aber an die „Menschenrechte“ und die „Solidarität“ mit den „Unterdrückten“. Sie merken nicht, dass diese Werte Diebesgut sind. Hilf mir, ihnen das zu zeigen, ohne beleidigend zu werden. Öffne ihre Herzen, damit sie einsehen, dass sie dich brauchen. Amen.
Tim Keller
48 Van Leeuwen, „Book of Proverbs“, S. 104.
49 Christian Smith, Lost in Transition: The Dark Side of Emerging Adulthood (Oxford, UK: Oxford University Press, 2011)

Tim Kathy Keller (Hauptautor) Gottes Weisheit entdecken Ein Jahr mit dem Buch der Sprüche

VERÄNDERUNG

Vor drei Jahren erhitzte das Datenschutzgesetz die Gemüter: Wer sich nicht danach richtet, steht bald vor Gericht und muss hohe Geldstrafen zahlen, hieß es. Im letzten Jahr lagen in Restaurants oder Kirchen ausgefüllte Datenzettel öffentlich in Körbchen, so dass ich sie nicht nur sehen, sondern auch hätte mitnehmen können. Nichts ist so beständig wie die Veränderung.
In den vergangenen 2.000 Jahren hat sich fast alles auf der Erde verändert. Staatsformen kamen und gingen. Lebensgewohnheiten wurden gewechselt. Die Wirtschaft unterliegt ständiger Veränderung. Die Bildung lehrt heute vieles anders als Jahrzehnte vor uns. Weltanschauungen kamen immer neue hinzu. Nichts ist so beständig wie die Veränderung.
Jeder Mensch braucht aber etwas, an dem er sich festhalten kann. Mancher sagt: Solang ich dieses und jenes habe, halte ich den Stürmen im Leben stand: das schuldenfreie Haus, die Kinder, der Beruf. Etwas Festes braucht der Mensch.
Mitten in diesem Wandel steht einer, über den die Bibel sagt: Jesus Christus ist immer derselbe – gestern, heute und in Ewigkeit (Hebr. 13,8). Nichts ist so beständig wie Jesus Christus! Selbst da wo Kirchenfürsten Jesus nach ihren Vorstellungen zurechtbogen, ist Christus derselbe geblieben. Er bringt zu allen Zeiten Kraft und Liebe, Trost und Hoffnung in die Menschenherzen, die sich ihm öffnen. Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen leben deshalb mit ihm. Arme und Reiche, Schulabbrecher und Professoren, Arbeitslose und Wirtschaftsbosse, Gefängnisinsassen und Richter haben sich ihm anvertraut. Kreuz und quer durch alle Gesellschaftsschichten und alle vergangenen Epochen vertrauen Menschen Jesus Christus. Er ist die stabilste und verlässlichste Größe im Auf und Ab der Zeiten und des Lebens – denn etwas Festes braucht der Mensch. Lu†z Scheufler

Mit 50 bist du zu alt

Auf dem Filmfest München beklagen Regisseure Formen von Altersdiskriminierung. Junge Leute und Frauen würden von den Anstalten auffällig bevorzugt. Jörg Seewald schreibt: „Wenn es stimmt, dass das Fernsehen gesellschaftliche Verhältnisse abbildet, dann sollte das auch für das Personal hinter der Kamera gelten. Und dann ist neben der die Gesellschaft eher zersetzenden Genderdebatte ein zweiter Kampfplatz eröffnet: die Altersdiskriminierung.“

Weiter heißt es: 

Einer, der nichts mehr zu verlieren hat, weil er schon einmal kalt gestellt wurde, ist der Autor und Regisseur Rolf Silber, ein unabhängiger Kopf, Mitgründer der U5-Filmproduktion in Frankfurt und einer von fünf Vorständen im Bundesverband Regie. „Den Jungen“, sagte er, komme zurzeit entgegen, „dass die Branche – noch – dreht, bis der Arzt kommt und angeblich bei den Sendern die Devise ausgegeben wurde: ,Bring mir wen, der unter Dreißig ist und möglichst Frau‘“. Zugleich meldeten sich junge Kollegen, denen Vertrags- und Drehbedingungen präsentiert werden, die man Älteren nicht vorzulegen gewagt hätte. „Und wir fragen uns, ob da Zusammenhänge bestehen.“ Silber weiß zu berichten, dass man schon mit Fünfzig als „alt“ gilt. „Ein Alter also, das mal eines war, wo man von Regisseurinnen und Regisseuren Filme erwartete, die dem Höhepunkt ihres Schaffens entsprangen.“ Nun sei das Problem „existenziell, weil – manchmal über Nacht – Karrieren und damit Existenzen vernichtet werden.“ Der Regisseur Thomas Jauch sagte, er sei froh, dass er sich schon „im Sonnenuntergang“ seiner Karriere befinde. „Wenn ich 50 wäre, hätte ich Angst.“ Auch ihm sei es nicht nur einmal passiert, dass ihm eine Regie angeboten wurde „und zwei Wochen später hieß es: Du machst das doch nicht. Das soll jetzt eine Frau machen.“
Mehr: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/auf-dem-filmfest-muenchen-beklagen-regisseure-altersdiskriminierung-im-fernsehen-18133018.html

https://theoblog.de/mit-50-bist-du-zu-alt/38123/

Apologetik Kurz und bündig

Wir können niemanden ins Reich Gottes reinreden. Jeder muss von neuem geboren werden. Dennoch wollen wir klare und hilfreiche Antworten auf die Fragen unserer Freunde und Verwandte und Kollegen haben. Hier sind einige…
„16 kurze Antworten auf einige apologetische Fragen:
1. „Atheismus ist kein Glaube, es ist die Abwesenheit von Glauben“: Echt? Und Anarchismus wäre also die Abwesenheit von politischen Überzeugungen?
2. „Wenn Gott die Welt gemacht hat, wer hat Gott gemacht?“: Das ist wie die Frage, „wenn die Sonne die Erde beleuchtet, was beleuchtet die Sonne?“
3. „Ich glaube nicht an Gott.“: An den Gott deiner Vorstellung glaube ich wahrscheinlich auch nicht. Lass uns über Jesus reden.
4. „Ich könnte nie religiös werden.“: Viele sagen, „ich könnte nie heiraten“ und dann lernen sie Den Einen kennen. Ähnlich läuft’s mit Jesus…
5. „Wie kannst du an die Jungfrauengeburt Christi glauben?“: Wie kannst du an die Jungfrauengeburt des Kosmos glauben? Ist ja auch ein Wunder…
6. „Wir brauchen keinen Gott. Die Wissenschaft erklärt alles.“: Ich kann diesen Satz erklären. Braucht dich keiner mehr?
7. „Wenn du in 12 Jahrhundert in Nepal geboren wärst, wärst du kein Christ.“: Und wenn du dort geboren wärst, wärst du kein Skeptiker.
8. Du glaubst, wir sind krank geboren, und Gott befiehlt uns besser zu werden.“: Nein, wir sind hungrig geboren und Gott bietet uns Brot an. Wie im physischen so auch im geistlichen Sinne.
9. „Leiden schließt die Existenz Gottes aus.“: Welchen Gott? Viele „Götter“ sind inkompatibel mit Leiden, aber wie ist’s mit dem gekreuzigten Gott?
10. „Zu sagen, dass Jesus der einzige Weg ist, ist sehr engstirnig.“: Aber du bestehst drauf, dass es nur EINE Sichtweise gibt, Religionen zu verstehen. Das ist engstirnig, der kosmische Christus aber nicht.
11. „Zu sagen, dass Sex und Ehe nur für einen Mann und eine Frau ist, ist homophob.“: Denk an einen Buddhisten. Ist ihr Vegetarismus fleischesserfeindlich?
12. „Religion verursacht alle Kriege.“: Nein, etwa 7% LINK.(https://carm.org/atheism/the-myth-that-religion-is-the-1-cause-of-war/) Gott ist nicht die Erklärung für Krieg. Die Menschheit steht dahinter.
13. „Wieso kann Gott nicht bloß vergeben?“: Hast du das je versucht? Es schmerzt! Vergebung bedeutet Selbstaufopferung, denn die Vergebung einer Schuld bedeutet, selbst dafür zu bezahlen.
14. „Christen sind Heuchler.“: Christen sind Sünder. Daher weg mit allen Masken, auch die schlimmste Maske, die „Ich-bin-kein-Heuchler“ Maske.
15: „Ich wünsche mir, ich hätte deinen Glauben.“: Wenn ich meinen Arzt empfehle, brauchst du nicht meinen Glauben an ihn. Du brauchst IHN. Du brauchst nicht Glauben, sondern Jesus.
16. „Wenn Gott wusste, dass es Leiden geben würde, wieso hat Er die Welt geschaffen?“: Alle Eltern wissen, dass ihre Kinder leiden werden. Sie schenken trotzdem Leben.“
Von Glen Scrivener – Er bloggt hier: Christ The Truth. https://mehrerekanonen.blogspot.com/search?q=Gott&updated-max=2011-05-08T15:51:00%2B02:00&max-results=20&start=10&by-date=false

Ach, daß wir Wassers genug hätten in unsern Häuptern, und unsere Augen Thränenquellen wären, daß wir Tag und Nacht beweinen möchten den Jammer unsers Volks.

„Gnade, Licht und Heil von Gott, dem himmlischen Vater durch Christum Jesum in dem heiligen Geist, allen denen, die den Herrn suchen.
Wenn wir den gegenwärtigen Zustand der gesamten Christenheit ansehen, so möchten wir billig mit Jeremia 9,1 in die kläglichen Worte ausbrechen: „Ach, daß wir Wassers genug hätten in unsern Häuptern, und unsere Augen Thränenquellen wären, daß wir Tag und Nacht beweinen möchten den Jammer unsers Volks.“
Und hat zu den noch goldnen Zeiten jener liebe alte Vater sprechen mögen: Ah in quae nos tempora reservasti, Domine! so haben wir heut zu Tage weit mehr Ursach, es nicht nachzusprechen, sondern, da die größte Betrübniß kaum Worte herauszubringen vermag, nachzuseufzen.“
Ph. J. Spener, Pia Desideria, 1675, erste Sätze …

Niemand folgt seinem Herzen

Tatsächlich folgt niemand seinem Herzen. Ich weiß: das klingt seltsam, wenn wir die Vorherrschaft des Glaubensgrundsatzes unserer Kultur, nämlich „Folge deinem Herzen“ betrachten. Aber wenn wir sorgfältig darüber nachdenken, was unser „Herz“ wirklich ist und wie es funktioniert, dann werden wir sehen, dass dieser Glaubensgrundsatz keinen Sinn ergibt und warum er damit endet, Menschen zu verwirren und in die Irre zu führen.
Vor einigen Jahren schrieb ich einen Artikel mit dem Titel „Folge nicht deinem Herzen“, in welchem ich argumentiert habe, dass unser Herz, wenn wir seine pathologisch selbstsüchtige Ausrichtung bedenken, kein Führer ist, dem wir folgen sollten.
Manche Leser hatten Einwände. Sie gaben zu bedenken, bei uns Christen sei doch das steinerne Herz durch ein neues, fleischernes Herz ersetzt worden (Hes 36,26) und darum sollte es ein zuverlässiger Führer sein. Ich verstehe das Problem, obwohl ich glaube, dass diese Sichtweise naiv ist. Römer 7 (und ein Großteil des Neuen Testaments) bezeugen eine aktive, verführerische, sündige Natur. Meine umfangreiche, persönliche Erfahrung und Beobachtung bestätigen das. Daher ist es erforderlich, dass wir misstrauisch und wachsam bleiben müssen.
Da ich jedoch mehr Klarheit haben möchte, werde ich mein Argument einen Schritt weiterführen: Niemand folgt seinem Herzen, weil Gott nicht wollte, dass das Herz so funktioniert.
Was ist „das Herz“?
Was bedeutet es, wenn Menschen sagen „Folge deinem Herzen“? Ich bezweifle, dass die meisten je sorgfältig darüber nachgedacht haben. Bevor wir uns entscheiden, ob es weise und sicher ist jemand zu folgen, ist es immer wichtig zu wissen wer es ist, der uns leitet. Deshalb müssen wir uns fragen, was dieses immaterielle Ding ist, das wir „das Herz“ nennen.
Hast du je versucht, diese Frage kurz und knapp zu beantworten? Es scheint anfangs offenkundig und offensichtlich zu sein – bis du es versuchst und erkennst, dass das Wasser tiefer und trüber ist als du dachtest. Hier mein Erklärungsversuch: Das Herz ist die biblische Metapher für den Teil unseres inneren Wesens (unserer Seele), der die Quelle unserer Neigungen ist.
Fühlen wir gegenüber jemandem oder etwas eine starke Zuneigung, nennen wir es auch Liebe. Empfinden wir andererseits gegenüber jemandem oder etwas eine Abneigung, sprechen wir von Hass. Neigungen sind die Messgeräte der Seele, die uns erzählen, wie hoch oder wie gering wir Menschen oder Dinge wertschätzen.
Wir können also sagen, dass das Herz der Schatzmeister unserer Seele ist. Jesus sagte: „Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Mt 6,21). Und weil Gott der alles überragende Schatz ist, sollten unsere stärksten Neigungen mit ihm zu tun haben – wir sollen ihn mit unserem ganzen Herzen lieben (Mt 22,37).
Hüte Dich vor der Macht einer Aussage
Unser Herz begehrt das, was es wertschätzt. Anders ausgedrückt: Das Herz ist ein „Begehrer“. Wenn Menschen also sagen: „Folge deinem Herzen“, dann meinen sie damit in Wirklichkeit: „Mach was du willst“. Aber wenn man es auf diese Weise sagt, dann wirft das ein verräterisches Licht auf diesen verträumten, euphemistischen Nebel, der über dem Glaubensgrundsatz unserer Kultur liegt.
Worte haben Macht. Sie können sich ihren Weg durch verworrenes Unterholz bahnen und glorreiche Wahrheiten oder hinterhältige Lügen offenbaren. Oder sie können vernebeln, manipulieren und täuschen. „Folge deinem Herzen“ und „Mach was du willst“ sind gute Beispiele für das, was ich meine.
„Folge deinem Herzen“ klingt nobel, heldenhaft, abenteuerlich, mutig. Und der Satz scheint ein Gewicht moralischer Verpflichtung zu tragen, als würde man damit leugnen, dass wir uns damit selbst betrügen. Es klingt fast heilig. Wenn jemand unterwegs ist, um seinem Herzen zu folgen, dann fühlt es sich irgendwie übergriffig an, wenn man infrage stellt, ob derjenige das wirklich tun soll.
Aber der Ausdruck „Mach was du willst“ ist krasser. Und seine ihm innewohnenden Gefahren sind schneller offenkundig. Wenn wir ihn hören, dann erkennen wir intuitiv die moralische Zweideutigkeit, die im Spiel ist. Wir spüren eine Ambivalenz wegen der Selbstsüchtigkeit, von der wir wissen, dass sie unsere Motive wie eine Krankheit befällt. Wir stimmen vielleicht nicht darin überein, welchen Wünschen nachgegangen werden soll. Aber wir alle stimmen überein, dass nicht allen Wünschen nachgegangen werden soll. Wir alle wissen, dass unser Herz eine Unmenge an Wünschen hat, die unserem Herzen nicht guttun.
Aber darüber hinaus macht die Aussage „Mach was du willst“ ganz klar, wer wem folgt. Die Schlüsselworte in dieser Aussage sind „was“ und „willst“. Unser „Wollen“ folgt dem „Was“. Wenn unser Herz der „Woller“ ist, dann folgt es dem, „Was“ es will. Wenn unser Herz ein Schatzmeister ist, dann folgt es dem, was es wertschätzt (oder verfolgt es). Anders ausgedrückt: Wir folgen nicht unserem Schatzmeister. Sondern unser Schatzmeister sagt uns, welchem Schatz wir folgen sollen.
Du folgst niemals deinem Herzen
Deshalb ist der Ausdruck „Folge deinem Herzen“ verwirrend und irreführend. Es ist als würde man sagen: Folge deinem Nachfolger. Wertschätze deinen Schatzmeister.
Die Wahrheit lautet: Tatsächlich folgst du niemals deinem Herzen. Das Herz ist der Teil von dir, der dem folgt, was du willst. Deshalb weist dich die Bibel niemals an, deinem Herzen zu folgen. Die Bibel weist dein Herz nur dazu an, das zu tun, wofür Gott es geschaffen hat: die richtigen Neigungen zu empfinden. Gott sagt deinem Herzen, das zu schätzen, was wirklich wertvoll ist (Mt 13,44), das Richtige aus dem richtigen Grund zu lieben (Mt 22,37-39), auf Wahrhaftiges zu vertrauen (Spr 3,5-6), und das Böse zu hassen (Ps 97,10).
Das was du verfolgst – dem du folgst – ist das Objekt, welches die Neigungen deines Herzens aufwühlt. Die Ermahnung „Folge nicht deinem Herzen” kann nicht oft genug wiederholt werden, weil ich glaube, dass der Feind den kulturellen Glaubensgrundsatz gebraucht, um die Wahrheit zu verdunkeln, und Menschen in die Verblendung hineinmanipuliert.
„Folge deinem Herzen“ ist nicht harmlos. Es ist eine mächtig klingende (und doch vage), eindrucksvolle Idee, die so nahe dran ist an der Wahrheit, dass wir sie, wenn wir nicht vorsichtig sind, einfach für bare Münze nehmen. Und dann wird sie zu einem Wert, der alle unsere Entscheidungsprozesse prägen wird, und uns auf alle möglichen eigensüchtigen und zerstörerischen Wege führen wird. Und die ganze Zeit über wird sie uns sagen, dass wir schlicht und ergreifend uns selbst treu sind. Wenn Satan uns dazu bringen kann, dass wir unsere Augen auf das gerichtet halten, was wir für die unantastbaren Träume unseres Herzens halten, dann weiß er, dass er uns blind machen kann für den wahren Schatz.
Aber Gott will  nicht, dass wir unsere Augen auf unser Herz richten, weil das Herz nicht dazu geschaffen ist, dass jemand ihm folgt. Das Herz ist dazu geschaffen, angeführt und gelenkt zu werden (2Thes 3,5). Gott will, dass die Augen unseres Herzens erleuchtet sind, um den wahren Schatz zu sehen und ihm nachzujagen (Eph 1,18). Deshalb sagt er uns, dass wir unsere Augen auf Jesus richten sollen, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens (Hebr 12,2). Gott will nicht, dass wir irrigerweise denken, wir würden unserem Herzen folgen. Er will, dass wir wissen, dass wir Jesus folgen.
Jon Bloom, No One Follows Their Heart, v. 07.09.2017
https://www.desiringgod.org/articles/no-one-follows-their-heart
Übersetzt von Viktor Zander, korrigiert von Anne Hartmann
https://www.glaubend.de/niemand-folgt-seinem-herzen/

Folge nicht deinem Herzen!

„Folge deinem Herzen“ ist ein Glaubensgrundsatz, dem Milliarden von Menschen folgen. Es ist ein Glaubensbekenntnis an eines der großen popkulturellen Mythen der westlichen Welt. Es ist ein Evangelium, das in vielen unserer Geschichten, Filmen und Liedern verkündigt wird.
Im Wesentlichen besagt dieser Glaubensgrundsatz, dass dein Herz ein innerer Kompass ist, der dich zu deinem eigenen wahren Norden führt, wenn du nur den Mut aufbringst, ihm zu folgen. Er besagt, dass dein Herz ein wahrhaftiger Führer ist, der dich zu wahrem Glück führen wird, wenn du nur den Mut hast hinzuhören. Des Weiteren besagt er, dass du verloren bist und dein Herz dich retten wird.
Dieser Glaubensgrundsatz kann sich so einfach und befreiend anhören. Für verlorene Menschen ist es äußerst verlockend, an dieses Evangelium zu glauben.
Ist das der Führer, dem du folgen willst?
Nur solange bis du feststellst, dass dein Herz soziopathische Neigungen hat. Denke mal einen Moment darüber nach. Was sagt dir dein Herz?
Bitte beantworte diese Frage nicht. Dein Herz hat heute wahrscheinlich Dinge gesagt, die du nicht gerne wiederholen würdest. Ich weiß, dass es bei mir so ist. Mein Herz sagt mir, dass die ganze Wirklichkeit meinen Wünschen dienen sollte. Mein Herz denkt gerne das Beste über mich und das Schlimmste über andere – es sei denn diese anderen denken zufällig gut von mir; dann sind es wunderbare Menschen. Aber wenn sie nicht gut über mich denken, oder wenn sie einfach nur nicht meiner Meinung sind, nun ja, dann stimmt mit denen irgendwas nicht. Und während mein Herz über meine Tugenden und die Fehler der anderen nachdenkt, kann es plötzlich irgendeinen unmoralischen oder grauenhaft zornigen Gedanken sehr attraktiv finden.
Der Glaubensgrundsatz „Folge deinem Herzen“ steht ganz sicher nicht in der Bibel. Die Bibel denkt tatsächlich, dass unsere Herzen eine Krankheit haben: „Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?“ (Jer 17,9). Jesus, der große Arzt, listet die schrecklichen Symptome dieser Krankheit auf: „Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen“ (Mt 15,19). Das ist nicht der Stoff, aus dem Führer gemacht sind.
Die Wahrheit lautet: Niemand belügt uns mehr als unser eigenes Herz. Niemand. Wenn unser Herz ein Kompass ist, dann ist er ein Kompass wie der von Jack Sparrow. Es sagt uns nicht die Wahrheit. Es sagt uns einfach nur das, was wir wollen. Wenn unser Herz ein Führer ist, dann ist es so wie Gothel. Es ist nicht wohlwollend. Es ist krankhaft selbstsüchtig. Tatsächlich werden wir, falls wir tun, was unser Herz uns zu tun aufträgt, jeden Wunsch, jede Schönheit, jeden Menschen, jedes Staunen, und jede Freude pervertieren und aussaugen. Unser Herz will diese Dinge für seine eigene Selbstherrlichkeit und Zügellosigkeit verbrauchen.
Nein, unser Herz wird uns nicht retten. Wir müssen vor unserem Herz gerettet werden.
das ist der Führer dem du folgen willst
Unser Herz war niemals dazu gedacht, dass man ihm folgt, sondern um geführt zu werden. Unser Herz war niemals dazu bestimmt, selbst Gott zu sein, an den wir glauben sollen. Es war dazu bestimmt, an den wahren Gott zu glauben.
Falls wir unser Herz zu Gott machen und es bitten, uns zu führen, dann wird es uns in narzisstisches Elend stürzen und schlussendlich in die Verdammnis führen.
Es kann uns nicht retten, weil das, was mit unserem Herzen nicht stimmt, der Kern unseres Problems ist. Aber falls unsere Herzen an Gott glauben, wozu sie auch bestimmt sind, dann rettet Gott uns (Hebr 7,25) und führt unser Herz zu bodenloser Freude (Ps 43,4).
Glaube daher nicht an dein Herz; sondern lenke dein Herz, damit es an Gott glaubt. Folge nicht deinem Herzen; sondern folge Jesus. Beachte, dass Jesus seinen Jüngern nicht gesagt hat „Euer Herz werde nicht bestürzt, glaubt einfach an euer Herz“. Er sagte stattdessen: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich“ (Joh 14,1).
Wenn dein Herz dich heute also wie ein Hirte zu leiten versucht, dann folge ihm nicht. Es ist kein Hirte. Es ist ein aufgeblasenes Schaf, das aufgrund der innewohnenden Sünde gewisse wolfsähnliche Merkmale hat. Folge ihm nicht und hüte dich davor, ihm überhaupt zuzuhören. Denke daran, dass dein Herz dir nur das sagt, was du willst, und nichts darüber, wo du hingehen solltest. Höre also nur darum auf dein Herz, um zu erkennen, was es dir über deine Wünsche sagt, und dann nimm deine Wünsche, seien sie gut oder böse, und bringe sie als Bitte oder Bekenntnis zu Jesus.
Jesus ist dein Hirte (Ps 23,1; Joh 10,11). Höre auf seine Stimme in seinem Wort und folge Ihm (Joh 10,27). Er ist die Wahrheit, er ist der Weg, und er wird dich zum Leben führen (Joh 14,6).
Jon Bloom, Don’t Follow Your Heart, v. 09.03.2015
https://www.desiringgod.org/articles/dont-follow-your-heart
Übersetzt von Viktor Zander, korrigiert von Anne Hartmann