Gott ist kein greisenhafter Wohlmeiner

Was uns wirklich passen könnte, das wäre ein Gott, der zu allem, was wir gerade gern täten, sagen würde: ‚Was macht es schon, solange sie nur zufrieden sind?‘ In der Tat, wir möchten nicht so sehr einen Vater im Himmel als vielmehr einen Grossvater im Himmel – einen greisen Wohlmeiner, der es, wie man sagt, ‚gerne sieht, wenn die jungen Leute sich amüsieren‘, und dessen Plan für das Universum einfach darauf hinausläuft, dass am Abend eines jeden Tages gesagt werden kann: ‚Es war alles wundervoll.‘ Nicht viele Leute, das gebe ich zu, würden ihre Theologie mit genau diesen Worten formulieren; aber eine Vorstellung ungefähr dieser Art verbirgt sich im Hintergrund nicht weniger Köpfe. Und ich erhebe nicht den Anspruch eine Ausnahme zu sein: Ich würde sehr gern in einer Welt leben, die nach solchen Grundsätzen regiert würde. Aber da dies ohne jeden Zweifel nicht der Fall ist, und da ich Grund habe, nichtsdestoweniger zu glauben, dass Gott die Liebe ist, so komme ich zu dem Schluss, meine Vorstellung von Liebe ist vielleicht korrekturbedürftig.
Wenn das Christentum sagt, dass Gott den Menschen liebe, so ist gemeint, dass Gott den Menschen liebe – nicht dass Er sich auf irgendeine ‚desinteressierte, unbeteiligte Weise mit unserm Wohlergehen befasse, sondern dass wir, eine schauerregende und überraschende Wahrheit, der Gegenstand seiner Liebe sind. Du verlangst nach einem ‚lieben‘ Gott. Du hast ihn. Der grosse Geist, den du so leichtfertig beschworen hast, der ‚Herrscher schrecklichen Anblicks‘ ist anwesend; nicht ein greisenhafter Wohlmeiner, der dir schläfrig wünscht, nach deiner eigenen Facon glücklich zu sein; nicht die kalte Philanthropie einer gewissenhaften Obrigkeit, noch auch die Sorge eines Gastgebers, der sich für das Wohlbefinden seiner Gäste verantwortlich fühlt. Sondern: das verzehrende Feuer selbst, die Liebe, welche die Welten erschuf, beharrlich wie des Künstlers Liebe zu seinem Werk, herrisch wie eines Menschen Liebe zu seinem Hund, fürsorglich und ehrwürdig wie eines Vaters Liebe zu seinem Kind, eifersüchtig, unerbittlich, streng wie die Liebe zwischen den Geschlechtern.
C. S. Lewis. Über den Schmerz. Brunnen: Giessen, 2012 (8. TB-Auflage). (37-38; 44-45)

Erst sehen, spüren, fühlen …

Ist das nicht auch das Glaubensleben vieler, vieler heutiger Jesusnachläufer? Erst will man einmal sehen, spüren, fühlen, ehe man überhaupt glauben will. Glaubt man dann so leidlich, so hat man doch nur den unseligen Thomasglauben, der immer vom Sicht- und Spürbaren abhängig, also immer schwankend bleibt und deshalb nicht selig gesprochen werden kann. Das ist der Glaube ohne Glaubensgeheimnis, der bange Glaube ohne Zeugnis, Siegel, Wissen und Gewissheit, der Glaube vor »jenem Tage«. Was fehlt dir, wenn das dein Glaube ist? Höre! Deinem Glauben fehlt noch die Kraft aus der Höhe! Deinem Glauben fehlt noch die Loslösung von der sichtbaren und die Bindung an die unsichtbare Welt! Deinem Glauben fehlt noch die Offenbarung und Verklärung Christi in dir durch den Heiligen Geist (Joh 16, 14.15)! Fritz Binde, Vom Geheimnis des Glaubens.

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Prinzipien der Bergpredigt?

Das gegenwärtige Klima des Glaubens wirkt keine himmlische Gesinnung unter den Menschen; vielmehr hat es den Glauben verweltlicht und fleischlichen Werten von Menschen sein Siegel aufgedrückt. Es verherrlicht Erfolg und lässt fleißig die Zeugnisse von Schauspielern, Sportlern, Politikern und wichtigen Personen aller Art drucken, ganz gleich was für einen Ruf sie haben… Massenweise werden Bücher verfasst, um zu zeigen, dass Jesus ein ganz normaler Typ und das Christentum die weise Anwendung höchster psychologischer Gesetze ist.
Alle heiligen Prinzipien der Bergpredigt wurden in ihr Gegenteil verkehrt. Nicht die Sanftmütigen werden gesegnet, sondern die, die sich selbst wichtig nehmen; nicht die Trauernden werden gesegnet, sondern die lächeln und lächeln und lächeln. Es sind nicht die Armen im Geist, die Gott liebt, sondern diejenigen, die von der säkularen Presse angepriesen werden. Es werden nicht diejenigen gesättigt, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, sondern diejenigen, die nach Bekanntheit gieren.
Wenn ich lediglich die nichtevangelikalen Kirchen so beurteilen würde, dann wäre das alles nicht so schockierend. Tatsache ist jedoch, dass die bekanntesten Evangeliumsgemeinden von diesem Verfall in ein Anti-Evangelium betroffen sind. In einem gewissen Maße ist das evangelikale Christentum heute nur noch dem Namen nach schriftgemäß. Es hat den Namen, dass es lebt, aber es ist tot. A. W. Tozer, The Price of Neglect, 1991, S.100-101.
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Wenn Wahrheit nicht weniger kostbar wird als Irrtum

Wir haben es mit einem Geist zu tun, ich weiß nicht, wie ich ihn bezeichnen soll, außer dass ich ihn einen Geist der Mäßigung auf den Kanzeln protestantischer Gemeinden nennen kann. Die Menschen haben begonnen, die rauen Kanten der Wahrheit zu glätten, die Lehren von Luther, Zwingli und Calvin aufzugeben, und sie bemühen sich, diese an den Geschmack der Leute anzupassen. Heute magst du in eine römisch-katholische Kapelle gehen und eine gute Predigt von einem Priester des Papstes hören, als ob du einen protestantischen Prediger hörst, weil er strittige Punkte nicht anschneidet oder die kantigen Wahrheiten des protestantischen Glaubens nicht darlegt. Seht auch, welch eine Abneigung gegen gesunde Lehre in einem Großteil unserer Bücher zu finden ist. Die Autoren scheinen sich vorzustellen, dass Wahrheit nicht weniger kostbar ist als Irrtum, dass die Lehren, die wir verkündigen, von keiner Bedeutung sind; sie vertreten die Meinung, dass der nicht falsch sein kann, dessen Leben in Ordnung ist.
Auf den Kanzeln der Baptisten und jeder anderen Denomination schleicht sich eine Lethargie und Kälte ein, und damit eine Art Annullierung der Wahrheit. Während sie größtenteils nur wenige Irrtümer verkünden, wird doch die Wahrheit in so verdünnter Form dar-gereicht, dass niemand sie aufspürt, und in einer so zweideutigen Weise, dass niemand davon innerlich getroffen wird. Der Mensch hat Gottes Pfeile stumpf gemacht und am Tag des Kampfes zog er das Schwert zurück. Die Menschen hören die Wahrheit nicht mehr, wie sie es sollten. Der samtweiche Mund folgt auf das samtweiche Kissen, und die Orgel ist nicht das einzige, was einen gewissen Klang von sich gibt. Vor all diesen Dingen bewahre uns, Herr. Möge der Himmel all diesen Mäßigungsbestrebungen ein Ende setzen. In diesen gefährlichen Tagen wollen wir Wahrheit durch und durch, wir wollen einen Mann, der das spricht, was Gott ihm sagt, und sich um niemanden kümmert. O, hätten wir einige dieser alten schottischen Prediger. Jene schottischen Prediger, die Könige erzittern ließen; sie waren nicht Diener der Menschen, sie waren die eigentlichen Herren, wohin sie auch gingen, weil jeder von ihnen sagte: „Gott hat mir eine Botschaft gegeben.“ Wie Micha sagten sie: „So wahr der Herr lebt, ich will reden, was mir der Herr sagen wird!“ Helden der Wahrheit, Soldaten Christi, erwacht! Auch heute gibt es Feinde. Denkt nicht, dass die Schlacht vorüber ist, der große Kampf um die Wahrheit wird heißer und schärfer als je zuvor. O, Soldaten Christi, zieht eure Schwerter aus den Scheiden. Steht für Gott und seine Wahrheiten wieder auf, damit das Evangelium der freien Gnade nicht in Vergessenheit gerät. …. Charles Spurgeon
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Diese Generation

„Diese Generation kann einen nüchternen Glaubenswandel nicht mehr ertragen. Sie braucht eine religiöse Sinnlichkeit bzw. sinnliche Religiosität.“ Dr. Georg Huntemann

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„Predigen“

Zitate aus Tim Kellers Neuerscheinung zum Thema „Predigen“
„Während es in der Verantwortung des Predigers liegt, eine gute oder schlechte Predigt zu halten, ist es das Werk und die Aufgabe des Hl. Geistes, aus einer guten Verkündigung eine großartige Predigt zu machen. […] Wir sollten alles dafür tun, die Botschaft verständlich zu überbringen und es dann Gott überlassen, wie und wie oft er sie an den Zuhörer bringt“ (11-12).
„So können wir nicht nur einen informativen Vortrag, sondern eine lebensverändernde Predigt halten. Es geht nicht nur darum, über Christus zu reden, sondern ihn darzustellen, seine Größe zu demonstrieren (1 Kor 2,4) und aufzuzeigen, dass er des Lobes und der Anbetung würdig ist. Wenn wir das tun, wird uns der Geist Gottes helfen, denn hierin liegt sein Dienst in der Welt“ (17-18).
„Um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, müssen Prediger die Geschichte der jeweiligen Kultur herausfordern und diese letztendlich neu erzählen, indem sie z.B. darauf hinweisen, dass das Streben der Gesellschaft nach dem Guten nur in Christus erfüllt werden kann“ (20).
„Eine gute Predigt ist nicht wie ein Knüppel, der auf den Willen einschlägt, sondern vielmehr wie ein Schwert, das bis ins Herz vordringt“ (21).
„Das auslegende Predigen sollte einen Großteil der Predigten in einer Gemeinde abdecken. […] Es ist die beste Methode, um die Überzeugung zu vermitteln, dass die ganze Bibel wahr ist. Dieser Ansatz bezeugt, dass Sie jeden Teil der Bibel für Gottes Wort halten – und nicht nur bestimmte Themen und Texte, mit denen Sie übereinstimmen“ (32).
„Mangelnde Überzeugung wird sich in der Art und Weise, wie man lehrt zeigen und eine abstumpfende Wirkung haben. Anstatt zu verkündigen, zu warnen und einzuladen, wird man mitteilen, nachsinnen und vermuten“ (33).
„Die Auslegung der Bibel ist auch ein Abenteuer für den Prediger. […] Man kann nicht mit letzter Sicherheit festlegen, was die Gemeinde in den nächsten Wochen zu hören bekommt. Wenn wir an den jeweiligen Text herantreten, werden plötzlich Fragen aufkommen, die wir nicht erwartet haben. Wir sehen die Bibel manchmal einfach nur als Buch der Antworten auf unsere Fragen. Aber wenn wir wirklich den Text sprechen lassen, wird Gott uns vielleicht aufzeigen, dass wir nicht einmal die richtigen Fragen stellen“ (36).
„Bei der Predigt geht es nicht nur darum, den Text zu erklären, sondern auch darum, das Herz zu erreichen. Ich treffe sehr viele Prediger, die so viel Zeit in die erste Aufgabe stecken, dass sie sich wenig bis gar keine Gedanken über die zweite machen“ (41).
„Wir haben die Arbeit an einem Bibeltext noch nicht abgeschlossen, wenn wir nicht erklären können, wie er uns die Rettung, die in Christus liegt, aufzeigt“ (48).
„Wir müssen eine Balance halten: Wir dürfen Christus nicht getrennt vom Text predigen, aber wir dürfen auch nicht den Text predigen und dabei vergessen, Christus zu verkündigen“ (67).
„Wenn wir zu viel Wert auf die Kontextualisierung legen und hinsichtlich des Inhalts des Evangeliums Kompromisse eingehen, wird unsere Zuhörerschaft wahrscheinlich schnell wachsen, aber auch unverändert bleiben. Wir würden so unsere Pflicht als Prediger missachten. Wir werden dann nichts anderes tun als die Menschen in ihrer aktuellen Lebensausrichtung zu bestärken. Wenn wir aber der Kontextualisierung zu wenig Beachtung schenken, sodass unsere Weitergabe des Evangeliums für die Zuhörer unverständlich wird, werden wir merken, dass uns niemand bis zum Schluss zuhören will“ (102-103).
„Als christlicher Prediger muss man zeigen, dass man sehr gut versteht, was es bedeutet, nicht zu glauben“ (110).
„Wenn Sie einen Gott haben, der auch Dinge sagen kann, die Ihnen nicht gefallen, wissen Sie, dass es ein realer Gott ist und nicht nur das Produkt Ihrer Vorstellung. Eine autoritative Bibel ist nicht der Feind einer persönlichen Liebesbeziehung zu Gott. Sie ist die Voraussetzung dafür“ (113).
„Veränderung vollzieht sich nicht dort, wo wir nur dem Denken neue Argumente liefern, sondern wo wir die Vorstellungskraft de Zuhörer mit echter Schönheit konfrontieren“ (160).
„Wenn Sie im Privaten nicht ständig von der Gnade Gottes ergriffen sind, wird das wohl auch nicht in der Öffentlichkeit geschehen“ (168).
„Wir neigen dazu, den Menschen zu predigen, denen wir unter der Woche am meisten zugehört haben. […] Unsere Anwendung geht also natürlicherweise aus den geführten Gesprächen hervor. […] Um diese Begrenzung zu umgehen, ist es notwendig, den Kontext immer wieder zu wechseln“ (180).
„Menschen gewöhnen sich schnell an einen bestimmten Ton in der Stimme. Es ist effektiver, wenn ein Prediger von Ruhe und Sonnenschein zu Wolken und Donner wechseln kann! Lassen Sie sich vom biblischen Text und nicht von ihrem Temperament kontrollieren. Lernen Sie es, ´laute´ Wahrheit laut, ´harte´ Wahrheit hart und ´liebliche´ Wahrheit lieblich zu verkündigen“ (186).
„Die Versuchung besteht darin, sich von der Kanzel zum Wort Gottes treiben zu lassen. Stattdessen sollte uns das Wort Gottes zur Kanzel treiben. Der Prediger selbst muss mehr vorbereitet werden als die Predigt“ (205).
„Bezüge zur Kultur (z.B. Zitate aus Filmen, Liedern, Zeitungen, Blogs, Zeitschriften und Büchern) werden oft gemacht, um die persönliche Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Wir können das auch mit dem Ziel tun, um besonders gebildet, gelehrt oder auch hip zu wirken. […] Wenn das jedoch unsere Motivation ist, werden wir kulturelle Bezüge einbringen, um die Aufmerksamkeit auf uns selbst zu lenken. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, die Überzeugungen der säkularen Kultur offenzulegen, in Frage stellen und die Herzen der Zuhörer aufzudecken. Das sollte unser einziges Ziel sein“ (277).
@ TheGospelCoalition
Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Tim Keller, Preaching: Communicating Faith in an Age of Scepticism (Viking, 2015)
http://www.evangelium21.net/blog/zitate-aus-tim-kellers-neuerscheinung-zum-thema-predigen

Geistliche Empfindungen

Der Heilige Geist gibt den Seinen religiöse Empfindungen. Also ist der Charakter und die Weise, in welcher der Heilige Geist in den Heiligen wirkt, in hohem Maße anders als alles, was ein Mensch auf natürliche Weise erkennt oder erfährt. Die Menschen, in denen der Geist Gottes wohnt, werden nicht nur geistlich genannt, sondern auch ihre Empfindungen und charakteristischen Erfahrungen. Dies unterscheidet sich völlig von allem, was für den Menschen natürlich ist. Es ist ein Werk, welches dem Heiligen Geist eigen ist.
Diese Wahrheit wird in der Schrift durch Sätze ausgedrückt wie, dass die Heiligen „göttlicher Natur teilhaftig“ werden (2.Petr 1,4) und er in ihnen bleibt und sie in Gott (s. l.Joh 4,12.15-16; 3,24). Dieses Werk bedeutet, dass Christus in ihnen ist (s. Joh 17,21; Röm 8,10). Es bedeutet, „ein Tempel des lebendigen Gottes“ zu sein (2.Kor 6,16). Es meint, durch das Leben Christi zu leben (s. Gal 2,20). Es hat damit zu tun, Gottes Heiligkeit teilhaftig zu werden (s. Hebr 12,10). Es heißt, dass Christi Liebe in einem wohnt (s. Joh 17,26). Es besteht darin, Christi Freude völlig in sich zu haben (s. Joh 17,13). Es besteht darin, in Christi Licht das Licht zu schauen und mit dem Strom seiner Wonne getränkt zu werden (s. Ps 36,9-10). Es heißt, Gemeinschaft mit Gott zu haben, an ihm teilzuhaben oder mit ihm in Verbindung zu stehen (s. l.Joh 1,3).
Dies meint jedoch nicht, dass die Heiligen an der Essenz Gottes Anteil erhalten und so mit Gott vergöttlicht oder mit Christus „verchristlicht“ werden, wie manche irrtümlich und fälschlich lehren. Sondern es heißt, um den biblischen Begriff zu verwenden, dass sie an Gottes Fülle Anteil haben (s. Eph 3,17-19; Joh 1,16), das heißt, nach dem Maß und Vermögen eines Geschöpfes an Gottes geistlicher Schönheit und Seligkeit teilhaben. Das meint das Wort „Fülle“ in der Bibel.
Jonathan Edwards, (Sind religiöse Gefühle zuverlässige Anzeichen für wahren Glauben, 2012, S.118–119):

J. Edwards: Geistliche Empfindungen

Die Politik hat das Gleichgewicht verloren

Die Politik hat das Gleichgewicht verloren zwischen den Ansprüchen der Gegenwart und den Erfordernissen der Zukunft. […] Die Systeme sozialer Sicherung haben historisch und funktional die notwendige Nachfolge natürlicher sozialer Gemeinschaften (Großfamilie) angetreten. Diese Entwicklung ist nicht umkehrbar; sie hat vielen Menschen mehr Sicherheit und mehr Freiheit gebracht. Gleichzeitig ist aber durch die Auflösung der Großfamilie das Bewusstsein geschwunden, dass von der eigenen Nachkommenschaft die eigene soziale Sicherung im Alter abhängt. Heute gehen die meisten bewusst oder unbewusst davon aus, dass entweder die Kinder anderer oder ein imaginäres Kollektiv die eigene Altersversicherung finanzieren werden. […] Die Säkularisierung hat die religiöse und sittliche Motivation gelähmt für ein Engagement, das über gegenwärtige Ziele und kurzfristige Erfüllung hinausweist. Mit der Abnahme, ja dem Verlust des Jenseitsglaubens ging für viele die offene Zukunftsdimension verloren.
Heiner Geißler: Generationenkonflikt – Neue Dimensi on gesellschaftlicher Auseinandersetzung? S. 239-248,in: Warnfried Dettling (Hrsg.): Schrumpfende Bevölkerung – wachsende Problem? Ursachen – Folgen –Strategien, München 2008, S. 240.

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Warum Winnetou für unsere Kinder besser ist als Harry Potter

Rätsel: Von wem stammt dieses Gedicht?
Ich bin in Gottes Hand, wo ich auch geh und steh;
Seit meinem ersten Tag bin ich geborgen.
Er kennt mein Herz mit allem seinem Weh,
Mit seinen großen, seinen kleinen Sorgen.
Es schützen stetig mich bei Tag und Nacht
Die lichten Engel, die er mir gesandt;
Drum gibts für mich nichts, was mich bange macht;
Ich weiß es ja, ich steh in Gottes Hand.

Ich bin in Gottes Hand, die mich so sicher stellt,
Daß keinem Feind ich in die Hände falle.
Drum furcht ich mich nicht vor der ganzen Welt,
So lang ich gläubig seine Pfade walle.
Ich bebe nicht, mag kommen was da will;
Ich zittre nicht selbst an des Abgrunds Rand;
Er führt mich doch dahin, wohin er will;
Ich weiß es ja, ich steh in Gottes Hand.

Ich bin in Gottes Hand. Sie hält mich treu und fest,
Wenn andre Hände gierig nach mir fassen.
Da sein Erbarmen nimmer mich verläßt,
So müssen sie doch endlich von mir lassen.
Mit ihm vereinigt mich für alle Zeit
Mein Glaube als ein unzerreißbar Band.
Sein Eigentum bin ich in Ewigkeit;
Ich steh und bleib in meines Gottes Hand.
Auflösung
Das Gedicht stammt nicht von Paul Gerhardt, auch nicht von Gerhard Tersteegen. Es stammt von dem Schöpfer von Winnetou und Old Shatterhand: KARL MAY. Es ist enthalten in seinem im Jahre 1900 veröffentlichten Zyklus „Himmelsgedanken“.
Was viele heutzutage nicht mehr wissen
Karl May war nicht nur ein begabter und bis heute überaus erfolgreicher Schriftsteller von Abenteuererzählungen und Reiseromanen, sondern er verfolgte mit seinen Schriften auch immer wieder ein pädagogisches und religiöses Ziel.
So stirbt etwa sein Winnetou mit den Worten: „Schar-lih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!“ Auch Old Wabble bekehrt sich noch kurz vor dem Tode. Und der ursprüngliche Moslem Hadschi Halef Omar aus Karl Mays orientalischen Reiseerzählungen wird schließlich innerlich von dem standhaften Christentum seines Freundes Kara ben Nemsi überwunden.
Karl Mays Christentum
Karl Mays Christentum selber stand über den Konfessionen. Lutherisch aufgewachsen, neigte er eine Zeitlang zu katholischen Positionen und mündete dann schließlich in ein Christentum der Tat und Nächstenliebe, verbunden mit mystischen Elementen. Auch wenn an solcher schillender Religiösität aus biblischer Sicht manches zu kritisieren ist, so ist es doch beeindruckend, dass Karl May in seinen zahlreichen Büchern immer wieder auf Gott, Christus, Gebet, Nächstenliebe und weitere christliche Werte Bezug nimmt. Karl May steht damit nach wie vor haushoch über ähnlich erfolgreichen Autoren der heutigen Zeit, die mit okkulten, satanischen und antichristlichen Lehren (ich denke dabei etwa an die Harry-Potter-Romane) große Kasse machen und damit eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen in die Irre führen.
„Zwischen Himmel und Hölle. Karl May und die Religion“
– so heißt ein im Jahre 2013 neu herausgegebener Band, in dem der Glaube und die Religiosität Karl Mays von Autoren verschiedener Konfessionen und Fachbereiche ausführlich beleuchtet und wissenschaftlich analysiert wird, nämlich von Ekkehard Bartsch, Werner Höbsch, Ekkehard Koch, Christoph F. Lorenz, Dieter Sudhoff, Werner Thiede, Jürgen Wehnert und Hubert Wolf. Sie schreiben u.a. über die Themen: „Old Shatterhand auf christlichen Pfaden“, „Christliche Religion in den Reiseerzählungen Karl Mays“, „Himmelsgedanken – aus der Quelle christlicher Theosophie?“, „Karl May und der interreligiöse Dialog“ und weiteres.
Das Buch ist zwar auf wissenschaftlichem Niveau verfasst, aber doch für den gebildeten Laien ohne Problem verständlich. Für jeden, der Karl-May-Romane liest oder Karl-May-Filme sieht (in denen der christliche Glaube leider völlig ausgeblendet wird), bietet dieses Buch einen Einblick in das Herz von Karl May – in sein ureigensten Anliegen, Menschen mit dem christlichen Glauben zu konfrontieren und – so sein Ziel – sie dadurch zu besseren Menschen zu machen. Ein Ziel, mit dem Karl May selber ein Leben lang gerungen hat, was dieses Buch ebenfalls beleuchtet und nicht verschweigt.
Eine kritische Ergänzung von mir: Natürlich reicht es nicht aus, ein „besserer Mensch“ zu sein, um in den Himmel zu kommen, sondern entscheidend ist die persönliche Beziehung zu Jesus Christus und die Annahme seines stellvertretenden Erlösungsopfers am Kreuz. Bei Karl May klingt dieses zwar immer wieder durch, wird aber an anderen Stellen in seinem schriftstellerischen Werk durch allgemein-humanistische Gedanken relativiert. Ein letztes Urteil über den Menschen Karl May steht jedoch keinem anderen Menschen zu, sondern allein dem allmächtigen Gott.
http://christlicher-gemeinde-dienst.de/news/newsdetail.php?id=1&nid=630
Rezensent:Dr. theol. Lothar Gassmann Email: Logass1@t-online.de Homepage: http://www.L-Gassmann.de

 

Winnetou ist tot.

Karl May ließ den edlen Apachen- Häuptling Winnetou schon am 2. September 1874 im Alter von 34 Jahren sterben, kurz nachdem er sich zum Glauben an Jesus Christus bekannte. Kenner der eindrücklichen Geschichten Karl Mays wissen natürlich, dass Winnetou immer nur in der Phantasie seines Erfinders und seiner Fans lebte und auch weiterhin noch über die Prärien des amerikanischen Westens reitet.
Das bekannteste Gesicht Winnetous war für viele Menschen der französischer Schauspieler Pierre Brice, der ihn in zahlreichen erfolgreichen Filmen der 60er und 70er Jahre verkörperte. Auch später noch spielte er auf deutschen Freilichtbühnen und in verschiedenen Fernsehproduktionen den indianischen Freund Old Shatterhands. Zusammen besiegten die beiden zahlreiche Gauner, diskutierten über Gott und die Vergebung der Schuld, forderten dazu heraus, selbst Feinden freundlich zu begegnen und Frieden zwischen den Nationen zu fördern. – Vor wenigen Tagen nun starb Winnetou / Pierre Brice mit 86 Jahren an einer Lungenentzündung in Paris.
Auch im Charakter und Schicksal Winnetous finden sich zahlreiche autobiographische Aspekte seines Erfinders Karl May: Geprägt von einer frommen Großmutter beschäftigte sich der Autor zeitlebens intensiv mit dem Glauben an Jesus Christus. Für ihn war es unstrittig, dass der christliche Glaube bei weitem am zuverlässigsten aufzeigt wer Gott ist und wie man am besten mit ihm lebt. Mit seinen Romanen wollte Karl May nicht nur unterhalten, sondern seine Leser zum Glauben an Jesus Christus ermutigen, was ihm häufig auch gelang. Seine Helden vertrauen ganz auf die Bibel, sind hilfs- und vergebungsbereit, sowie menschenfreundlich und äußerst geschickt.
Allen, die mehr über die Bedeutung des christlichen Glaubens im Leben Karl Mays und seiner Helden lesen möchte, empfehle ich mein Buch: „Karl May: Old Shatterhand, Winnetou und der christliche Glaube“, erschienen im Lichtzeichen Verlag, Lage (beim Autor erhältlich: /www.facebook.com/michael.kotsch.9?fref=nf