GOTT ALS SEELSORGER

Aus 1. Mose 2,7 erfahren wir, dass Gott den Menschen zu einer lebendigen Seele erschaffen hat. Für Seele steht das hebräische Wort näfäsch. Dieses wird häufig auch mit „Leben“ übersetzt. Damit ist ein wichtiger Sachverhalt getroffen. Die Seele ist nicht ein Teil im Menschen, sondern Seele steht für Leben mit all seinen Fassetten: die Begrenztheit und Bedürftigkeit, das Erleben von Glück und Trauer usw.
Wenn Gott der Schöpfer der Seele ist, dann kennt er die seelischen Bedingungen und Stimmungen des Geschöpfs wie kein anderer. Dies schlägt sich in einer Aussage wie Ps 139,1 nieder: „Herr, du erforschest mich und kennst mich.“ Die Konsequenzen dieser Tatsache werden in Ps 139 ausgeführt.
Da Gott die Seele kennt, lässt er die Äußerungen der seelischen Empfindungen zu.
Die Möglichkeit zum Gebet gehört mit zur Seelsorge Gottes. Der Mensch darf Gott sagen, was ihn bewegt, und zwar ganz offen und ehrlich. Dies gilt für alle Gebetsformen vom Lob bis zur Klage.
Besonders stark kommt dies im AT in den vielen Klagen zum Ausdruck. In einer großen Ehrlichkeit klagen Menschen Gott ihr Leid und ihr Unverständnis über Gottes Führungen. Die Möglichkeit zur Klage dient der Seelenhygiene, weil gesagt werden darf, was gesagt werden muss. Und es kommt bei Gott an die richtige Adresse. Konkrete Beispiele zeigen auch, dass Gott auf die Klage reagiert und antwortet. So stehen im Buch Hiob die Gottesreden (Hi 38,142,6) im Schlussteil des Buches. Gott antwortet Elia nach seiner Flucht zum Sinai (1Kön 19,918). Auch auf Jeremias Klagen geht Gott ein (Jer 11,21-23; 12,5-6; 15,19-21).
Gott sorgt für den Menschen
Im Begriff „Seelsorge“ steckt das Wort „Sorge“. Der Mensch ist ihm nicht gleichgültig. Die Fürsorge Gottes hat vielfältige Aspekte. Einige seien hier benannt. Gott stellt für den Menschen die Dinge zur Verfügung, die er zum Leben braucht, wie z.B. Essen und Trinken. Gott gibt dem Menschen die Fähigkeit, Dinge zu produzieren, die er braucht: Kleider und Häuser. Gott stellt den Menschen in eine Gemeinschaft auch unter dem Aspekt der gegenseitigen Hilfe durch unterschiedliche Gaben. Gott sorgt für den Menschen, indem er ihm seine Gemeinschaft anbietet. Der Gott der Bibel ist ein Gott der Offenbarung. Er geht auf den Menschen zu und ermöglicht Gemeinschaft mit ihm. Das Wesen Gottes ist, dass er mit Menschen auf dem Weg ist. Dies kommt z.B. in der Gottesbezeichnung „Gott Abrahams“ zum Ausdruck und gipfelt in der Aussage von Jesus: „Ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,20).
Die Fürsorge Gottes zeigt sich in seiner Gegenwart und Führung auch auf schwierigen Wegstrecken. Ps 23 macht dies deutlich, wenn gerade für den Weg durch das finstere Tal die Vertrauensaussage gemacht wird: „… fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“ (Ps 23,4).
Gleichwohl endet Gottes Fürsorge nicht vor den Toren der Vergänglichkeit. Er erlöst die Seele aus ihrer größten Krise, nicht mehr zu sein und zu leben. Dafür steht Jesus Christus als der auferstandene Herr.
Dr. Hartmut Schmid ist Vorsitzender des  Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes und Honorarprofessor für Altes Testament an  der Internationalen Hochschule Liebenzell
https://www.missionarische-dienste.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_missionarischedienste_neu/Publikationen/Perspektiven/Perspektiven_78_web.pdf

Es gibt Christen, die es für zu fromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen.

„Es gibt Christen, die es für zu fromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens und entziehen sie in Resignation oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben, für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter. Mag sein, dass der jüngste Tag morgen anbricht. Dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“ Dietrich Bonhoeffer in; „Widerstand und Ergebung“

Pastorenwechsel: John Piper

Das ist keine einfache Angelegenheit. Auch für kleinere Organisationen und Gemeinden kann der Wechsel des Hauptleiters oder wesentlicher Mitarbeiter eine größere Herausforderung sein. Was sollte man über diesen Prozess wissen, was vorher bedenken und berücksichtigen? Viele Fehler können passieren, die der Organisation schaden und die leitenden Mitarbeiter verletzen.
Ein interessantes Beispiel: Bethlehem Baptist Church, John Piper
Der Wechsel vom „Führungspersonal“ ist eine Frage, die mir in der Beratung von Gemeinden häufiger begegnet ist. Heute will ich ein weiteres umfangreiches Beispiel für einen Wechselprozess in diesem Blogeintrag vorstellen: Die BETHLEHEM BAPTIST CHURCH. Die Gemeinde ist in Minneapolis, Minnesota und gilt als das „Flagschiff“ der Baptist General Conference der USA. Douglas Weaver, Director of Undergraduate Studies and Associate Professor of Religion at Baylor University, hat sie als die „the best-known congregation in the Baptist General Conference at the turn of the 21st century“ genannt.
Ihr einflussreicher und prominenter Leiter John Piper ist im Begriff seine Leitungsaufgabe, die er 32 Jahre lang inne hatte, aus Altersgründen aufzugeben.

Wie packen sie es an?

– Finden sie den Nachfolger in den eigenen Reihen oder kommt er von aussen?
– Kommt der Nachfolger erst nach dem Ausscheiden von Piper oder wird er schon berufen und angestellt, solange Piper noch der Leiter ist?
– Wenn sie gleichzeitig in der Leitung arbeiten, haben sie dann die gleichen Vollmachten und Rollen, oder kommt der neue Leiter erst einmal in die zweite Reihe für einen bestimmten Zeitraum?
– Kann die Gemeinde damit umgehen, wenn der neue Leiter erst einmal nicht der Hauptleiter ist?
-Wäre es besser, wenn der neue Hauptleiter erst nach dem Ausscheiden der bisherigen Führungskraft seinen Dienst beginnt?
–    Auf wen hören die Leute (Leitungsteams, Mitarbeiter, Gemeinde …) eher, wenn zwei „Platzhirsche“ da sind?
–    Welche Zeitachse ist sinnvoll?
– Kann man diese Frage nach dem Zeitfenster schon im Vorfeld umfassend klären?
– Oder sollte man „auf Sicht fahren“, also im Prozess nachregulieren, wenn es nötig wird. Und zwar sowohl was die Rolle angeht als auch das Zeitfenster?
– Wie geht die Gemeinde mit einer möglichen, nachträglichen Veränderung der „Spielregeln“ um?
– Wie könnte die Kommunikation der Änderung aussehen?
Die Gemeinde von Piper hat ihren Prozess über ihren Blog transparent gemacht, was für uns alle eine tolle Möglichkeit zum LERNEN ist. Leider wieder in englischer Sprache.
Unsere deutsche Gemeindelandschaft hat in der Regel eine nicht so ausgeprägte Kultur der Offenheit zu diesen Prozessen. Deshalb fehlen uns zum Teil solche Quellen, von denen wir lernen können. Und wie immer gilt: Kapieren, nicht kopieren!

Pastorenwechsel: John Piper

Judas Iskariot – Teil 9: Hat Judas sich erhängt oder ist er gestürzt? von Viktor Janke ·

In der Bibel finden wir zwei Aussagen über Judas Todesart. Wie passen sie zusammen? Hat Judas sich erhängt oder ist er gestürzt? Hier findest du die Lösung.

Warum Judas sich selbst umgebracht hat, haben wir im letzten Artikel behandelt. In diesem Artikel geht es nun um die Art und Weise seines Todes.

1. Das Problem: Hat Judas sich erhängt oder ist er gestürzt?

Wann immer zwei unterschiedliche Erzähler von einem Ereignis berichten, gibt es unterschiedlich Worte und Aussagen, die manchmal schwer zu harmonisieren sind. So ist es auch in der Bibel. Im Neuen Testament gibt es zwei Berichte von Judas Iskariots Tod:

Das erste mal lesen wir in Matthäus 27,5 davon:

Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Danach ging er weg und erhängte sich.

Hier ist deutlich von Selbstmord durch Strangulation die Rede. Doch Lukas schreibt in seiner Apostelgeschichte 1,18:

Von dem Geld, das er für diese verwerfliche Tat bekam, kaufte er sich ein Stück Land. Dort stürzte er kopfüber zu Boden, sodass sein Leib aufplatzte und alle seine Eingeweide heraustraten.

Wie sind beide Berichte zu vereinen? Ist die Bibel widersprüchlich?

2. Lösungen: Hat Judas sich erhängt oder ist er gestürzt?

2.1: Die jüdische Sitte des über die Mauer Werfens

Arnold Fruchtenbaum, ein ehemaliger Jude, schreibt in seinem Buch „Das Leben des Messias“ S. 100:

Nach jüdischem Gesetz war die ganze Stadt unrein, wenn zwischen der ersten Nacht des Passahs und dem ersten Tag des Passahs ein Leichnam in der Stadt war. Dann durften sie dieses Passah-Opfer nicht bringen. Nun sahen wir bereits, wie Juden mit solchen Dingen umgehen: Wenn es ein Gesetz gibt, das ein Problem aufwirft, erfinden sie ein zweites, um das Problem wieder beheben zu können. Das zweite Gesetz sagt: Man nehme den Körper und werfe ihn über die Mauern Jerusalems, die Mauer zum Hinnomtal. Dann wäre die Stadt wieder zeremoniell rein, und man könnte mit dem Opfer fortfahren. Die Beerdigung dufte dann erst nach dem Fest vonstatten gehen. Indem Judas sich innerhalb der Stadtmauern erhängte, hatte er die Stadt zeremoniell unrein gemacht. Und so lange sein Körper in der Stadt war, konnten sie mit dem Opfer nicht fortfahren. So warfen sie auf der Basis des zweites Gesetzes seinen Körper über die Mauer – mit dem in der Apostelgeschichte beschriebenen Resultat. Es ist denkbar, dass dieser Brauch der Juden in Vergessenheit geriet. Ich zweifle dennoch an dieser Lösung, da es mir seltsam vorkommt, dass die Juden so mit den Leichnamen umgegangen sein sollen (einfach über die Mauer werfen). Dann spricht dagegen, dass der Satz in der Apostelgeschichte aktiv formuliert (er stürzte) und nicht passiv (er wurde gestürzt) ist. Ich kenne keine guten Argumente oder weiteren Belege für diese Lösung und halte deswegen diesen Lösungsvorschlag für unglaubwürdig.

2.2 Tod durch Sturz nach dem Erhängen Hat Judas sich erhängt oder ist er gestürzt? Warum muss es entweder oder sein? Die einfachste und plausibelste Erklärung scheint zu sein: Judas erhängte sich selbst auf einem Acker und stürzte dabei. Vielleicht riss der Strick oder der Ast brach ab. Auf jeden Fall wurde sein Körper beim Fallen oder beim Aufprall stark in Mitleidenschaft gezogen. Lukas geht in der Apostelgeschichte also davon aus, dass allen bekannt ist, dass Judas Selbstmord beging. Er konnte das als bekannt voraussetzen. Er will aber ein paar Detail ergänzen… So sind beide Angaben zur Todesursache wahr.
Laut Craig S. Keener gibt es antike Parodien auf Selbstmordversuche, bei denen die Seile rissen. Außerdem spricht dafür, dass dieser Lösungsvorschlag schon sehr früh durch die Kirchenväter vertreten wurde (Augustin lebte 354-430 n. Chr.).
3. Warum gibt es diese Unterschiede?
Ein ähnliches Problem entsteht, wenn man betrachtet, wer als Käufer in Matthäus und der Apostelgeschichte angegeben ist. Es gibt noch viele weitere Unterschiede in den Evangelien… Manchen Leser irritieren diese Unterschiede. Manche begründen ihre Skepsis damit. Doch wie glaubwürdig sind Berichte, die alle die gleichen Fakten und die gleiche Perspektive haben?
Die Übereinstimmungen und Abweichungen können damit erklärt werden, dass die Autoren unterschiedliche Einzelheiten betonen – eine Freiheit, die den Historikern der Antike zustand.
Hier ein Auszug von Jerry McDonald an einen Nate, der diese Frage auch hatte (http://challenge2.wordpress.com):

“His [Nates] problem is that he expects everything to be exactly parallel in the Bible when there are two different accounts of an event. He would not demand this of any other work. He knows that two newspaper reporters covering a single event will give different information, and both be right. Why does he feel differently about the Bible? People try to hold the Bible to some special rule; if God authored the Bible, every account on every event would say exactly the same thing. Why? If the Bible was written for men, and if two different writers giving different information about an event was what people understood as right and proper, then why wouldn’t the writers of the Bible do this?“  However, the writers of the Bible only wrote what they were told to write. The Spirit told Matthew to write one thing, and he told Luke to write yet another. So what does this mean? Neither Matthew nor Luke gave the whole story.
If Nate was one reporter reporting that man X died in a fire, and reporter B reported that man X was killed by a firearm, and his body was burned, I wouldn’t be confused, but I guess I watch too much CSI and know that not all the information is given in initial reports. I would assume that Nate did not have all the information when he made his report.
In gewisser Hinsicht sind die Unterschiede sogar ein Argument für die Glaubwürdigkeit der Zeugnisse der Bibel!
Hat dir dieser Artikel weitergeholfen?
https://viktorjanke.de/hat-judas-sich-erhangt-oder-ist-er-gesturzt/

Gott nur ein Lückenbüßer?

Das Gott Schöpfer ist, stopft keine Lücken unseres Wissens, sondern liefert angesichts unseres Wissens Erklärungen, wo naturalistische Erklärungen systematisch oder sogar prinzipiell versagen.
Atheistische Glaubenssätze (Leben aus unbelebter Materie, Geist aus Materie, genau passende Naturgesetze durch Zufall usw.) sind die wahren Lückenbüßer. 
Gott als Lückenbüßer? Welchen Lückenbüßer hat der Fragesteller, dass er sich erlaubt, existieren zu dürfen und nicht nach dem evolutiven Gesetz des „Survival of the Fittest“ einfach eliminiert wird? Auch der Fragesteller braucht eine „Sinnhaftigkeit“, die für ihn einen Lückenbüßer verkörpert.
Für einen Lückenbüßer-Gott passen besser die anderen Götter des Altertums (babylonische oder griechische Götter). Sie entsprechen vielmehr den religiösen Vorstellungen des Menschen. Dawkins argumentiert auch gerne damit, aber übersieht, dass gerade der Gott der Bibel kein Gott ist, der in unsere Welt passt. Denn Gottes Eigenschaften sind keine Lückenfüller. Er fordert den Menschen darüber hinaus heraus.
Gott stellt sich nicht als Erklärung für Unerklärliches dar, sondern vielmehr als herausfordernder Beziehungsgott.

Newtons erfolglose Börsenspekulation

Auch Genies können sich irren! Ob das beruhigend ist oder nicht sei dahingestellt. Eindeutig fest steht allerdings, dass Verstand allein nicht vor Irrtümern schützen kann. Der massiv werbende Zeitgeist wirkt offensichtlich weit stärker als die nüchterne Analyse. Das sollte jeden Menschen mahnen wirklich skeptisch zu werden; ganz besonders bei Fragen, die zu einer gewissen Zeit „ganz unzweifelhaft sicher“ zu sein scheinen.

„Ich kann zwar die Bewegung der Himmelskörper berechnen, aber nicht wohin die verrückte Menge von Menschen einen Börsenkurs hintreiben kann“, schrieb Newton 1720 verzweifelt. Gut 20 000 Pfund hatte das Physik- Genie Newton beim sogenannten „Südsee-Schwindel“ verloren; eine für damalige Zeiten ganz erhebliche Summe.
Es lief wie so häufig in der Wirtschaftsgeschichte. Zu Beginn des 18.Jahrhunderts war die „South Sea Company“ der absolute Überflieger am britischen Börsenhimmel. Durch den geplanten Handel mit Sklaven und landwirtschaftlichen Gütern aus Südamerika versprach man renditeorientierten Anlegern unvorstellbare Gewinne.
1711 hatte die Gesellschaft zehn Millionen Pfund britischer Staatsschulden übernommen. Dafür erhielt sie sechs Prozent jährlich und das Monopol für Handelsgeschäfte mit den spanischen Kolonien in Südamerika. Einige Jahre später übernahm die „South Sea Company“ weitere 32 Millionen Pfund Staatsschulden, die sich durch den Krieg zwischen England und Spanien angehäuft hatten (1718-1720). Den Aktionären stellte man beachtliche Handelsvergünstigungen mit den spanischen Kolonien in Aussicht. Außerdem versprach man eine jährliche Rendite von unglaublichen 10%. Die Anleger waren begeistert. Der Wert der Aktien verzehnfachte sich innerhalb weniger Monate. Niemand schien es jetzt noch zu interessieren, dass die „South Sea Company“ bisher keinerlei realen Handel betrieben hatte. Durch den Erfolg des spekulativen Unternehmens motiviert gingen damals weitere seltsame Firmen an die Börse: Eine wollte Sonnenschein aus Gemüse gewinnen. Eine andere plante London mit Kohle aus dem Meer zu versorgen. Nur noch auf den prognostizierten Gewinn achtend waren die Anleger, bereit fast alles zu glauben.
Nachdem von erheblichen Zahlungsproblemen zu hören war begannen die Panikverkäufe. Im August 1720 platzte die Spekulationsblase schließlich ganz. Innerhalb kürzester Zeit verlor die Aktie 90% ihres Wertes. Einige wenige Spekulanten kassierten dabei groß ab. Der Großteil der gutgläubigen Anleger aber verlor alles investierte Kapital; unter ihnen auch Sir Isaac Newton. Viele Privatpersonen und Unternehmen mussten Insolvenz anmelden. England schlitterte in eine mehrjährige Wirtschaftskrise. Dass man einige Verantwortliche des South- Sea- Desasters ins Gefängnis sperrte, drei Minister die Bestechungsgelder angenommen hatten, absetze und neue Aktienemissionen verbot, half in dieser Situation nur wenig.
Isaak Newtons schmerzliche Erfahrung mit dem Hype um die „South Sea Company“ fordert bis heute heraus, nicht jedem Mainstream nachzulaufen; nicht alles zu glauben, nur weil scheinbar alle „Spezialisten“ einer Meinung sind. Diese Erkenntnis gilt natürlich nicht nur für Wirtschaftsfragen, sondern ebenso für politische, ethische oder ganz alltägliche Überzeugungen des Zeitgeistes. Außerdem offenbart der Skandal um die „South Sea Company“ die großen Gefahren von Geldgier und Materialismus. Die Sucht nach mehr Besitz kann leicht den Blick für die Realität vernebeln und die wirklich wichtigen Fragen des Lebens vergessen machen.
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“
(Matthäus 16, 26) Michael Kotsch

Das gute alte Abendland

Heute erschien in der WELT ein erstklassiger Artikel von Dirk Schümer aus der der dreiteiligen Serie über “Was ist heute konservativ?“. Hier einige Auszüge:

Es gehört zu den vielen Missverständnissen der deutschen Geschichte, dass […] ausgerechnet die Nazis – nationale Sozialisten notabene – als konservativ gelten. Diese wollten nämlich nicht nur in Dutzende Länder einmarschieren, dort alles kaputt machen und Millionen armer Leute umbringen. Sie wollten – leider ebenfalls mit beträchtlichem Erfolg – auch in Deutschland die Verhältnisse mit neuen Methoden auf den Kopf stellen. Sie lobten den Bombenkrieg, denn sie wollten die Altstädte eh auf den Kopf stellen. Sie zogen die Kasernierung dem Familienleben vor; sie führten den Muttertag und den Maifeiertag ein; sie schickten Frauen in die Produktion und Kinder in den Krieg und hatten – neben jedweder Kriegstechnik – ein schweres Faible für Funk, Film, Fernsehen, Raumfahrt. Kein Wunder, dass der selbst ernannte Sozialist Hitler ganz am Ende wissen ließ, er betrachte eigentlich nur Stalin als ebenbürtiges Genie.

Die Nazis waren eben gar nicht konservativ, sie waren diabolische Modernisierer. Wer diese Tatsache mit skeptischem Konservativismus im Hinterkopf behält, der kann über die progressive Nazikeule von heute nur den Kopf schütteln. Grenzen kontrollieren ist Nazipolitik? Nein, die Nazis wollten ein blutiges Europa ohne Grenzkontrollen bis zum Ural. Gesinnungsethik und Helfermoral stehen über dem Gesetzbuch? Auch vor 80 Jahren schon stellten vermeintliche Idealisten ihre Gesinnung und Privatmoral über den peniblen Rechtsstaat, den sie als überkommene Folklore verächtlich machten und beugten, wo sie konnten. Wen sie aus der Gesellschaft ausstießen, auf den gingen sie mit Saalschlachten und Boykott los: kein Bier für Juden! Und sie waren, nebenbei gesagt, äußerst proislamisch und mörderisch kritisch gegenüber dem Zionismus.

Die Welt, Freitag, 29. Juli 2019, S. 2
https://derconrad.wordpress.com/2019/07/19/das-gute-alte-abendland/

Facebook stuft Augustinus als Hassredner ein

Der katholische Journalist Domenico Bettinelli berichtet über merkwürdige Löschaktionen bei Facebook. Das soziale Netzwerk hat wiederholt ein Zitat von dem Kirchenvater Augustinus blockiert. Es handelte sich nicht um  irgendein „Feuer und Schwefel“-Zitat wie: „Sünder kommen in die Hölle!“, sondern im Gegenteil um einen Text, der zur Selbstkritik aufruft. Hier der besagte Augustinus-Text in einer Übersetzung. 

Lasst uns nie davon ausgehen, dass wir, wenn wir ein gutes Leben führen, ohne Sünde sein werden; unser Leben sollte nur dann gerühmt werden, wenn wir weiterhin um Vergebung bitten. Denn die Menschen sind hoffnungslose Geschöpfe; je weniger sie sich um ihre eigenen Sünden kümmern, desto mehr interessieren sie sich für die Sünden anderer. Sie versuchen zu kritisieren, nicht zu korrigieren. Selbst unfähig, zu vergeben, sind sie bereit, andere zu beschuldigen.

Facebook hat das Zitat mehrfach mit der Begründung gebannt, es handele sich um eine Hassrede (engl. hate speech), die wie folgt definiert wird:

Wir definieren Hassreden als einen direkten Angriff auf Menschen auf der Grundlage dessen, was wir als geschützte Merkmale bezeichnen – Rasse, Ethnie, nationale Herkunft, Religionszugehörigkeit, sexuelle Orientierung, Kaste, Geschlecht, Gender, Geschlechtsidentität und schwere Krankheiten oder Behinderungen. Wir gewährleisten auch mehrere Schutzmaßnahmen für den Einwanderungsstatus. Wir definieren Angriff als gewalttätige oder entmenschlichende Rede, Aussagen über Unterlegenheit oder Aufrufe zur Ausgrenzung oder Segregation. Wir trennen Angriffe in drei Schweregrade, wie unten beschrieben.

Es ist ganz offensichtlich, dass Facebook in diesem Fall nicht vor einer Aufforderung zum Hass oder zur Gewalt schützt, sondern das Recht auf die freie Rede völlig unbegründet beschneidet. Es fällt nicht schwer, sich auszumahlen, wohin das führen kann. Hier die gesamte Geschichte: www.bettnet.com.
https://theoblog.de/facebook-hat-augustinus-als-hassredner-eingestuft-und-verbannt/33798/?utm_source=feedburner&utm_medium=email&utm_campaign=Feed%3A+theoblogde+%28TheoBlog.de%29

Ein Gott der wirklich da ist

Der Theologe, der sagt, man solle Gott lieben, der aber nicht genau weiß, welche Beziehung zwischen seinem Wort »Gott« und dem Gott, der wirklich da ist, besteht, redet Unsinn. Es ist lächerlich, von der Liebe zu einem Gott zu reden, der gar nicht da ist. Betrachten Sie z. B. den modernen Theologen, der behauptet, das Gebet habe keine reale Grundlage. Das sagt Robinson in seinem Buch Gott ist anders eindeutig, indem er behauptct, es gebe keine wirkliche vertikale Beziehung zu Gott. Ein solches vertikales Verhältnis zu Gott ist einfach deshalb unmöglich, weil Gott — für Robinson — nicht ein solcher Gott ist, der einer vertikalen Beziehung einen Sinn verleihen könnte. Aber Gott ist ein persönlicher Gott, und deshalb ist die Aufforderung, ihn zu lieben, kein Unsinn.

Oder betrachten Sie andererseits den Humanisten, der den Menschen für eine Maschine hält. Wenn ich eine Maschine bin, chemisch oder psychologisch determiniert, dann ist mein Versuch der Liebe zu Gott bedeutungslos. Weiter: wenn Gott jenes große philosophische »Andere«, das unpersönliche All, ein panthcistisches »Etwas« ist, dann ist die Aufforderung, Gott zu lieben, entweder eine Illusion oder ein grausamer Schwindel.

Das gesamte Christentum steht und fällt mit der Existenz und dem Wesen Gottes und der Existenz und der Natur des Menschen — der Existenz und Natur des »Ich«. Aus diesem Grunde ist die einzige hinreichende Basis für das christliche Leben des einzelnen und der Gemeinde eine persönliche Beziehung zu dem Gott, der da ist und der persönlich ist.

Darüber hinaus müssen wir aber durch unser Leben zeigen, daß wir wissen: Gott ist wirklich da. Wir sagen allzu oft, Gott existiere, und bleiben dann in einer scholastischen, theoretischen Orthodoxie stecken. Allzu oft bekommt die Welt den Eindruck, daß wir unser ganzes organisatorisches Programm aufstellen, als existiere Gott gar nicht und als ob wir alles selbst auf der Grundlage moderner Reklametheorien machen müßten.

Stellen wir uns einmal vor, wir wachten morgen früh auf, öffneten die Bibel und stellten fest, daß zwei Dinge herausgenommen worden seien, nicht wie die Liberalen sie herausstreichen, sondern wirklich herausgenommen. Stellen wir uns vor, Gott hätte sie entfernt. Der erste fehlende Punkt sei die wirkliche Kraft des Heiligen Geistes und der zweite Punkt die Realität des Gebets. Folglich würden wir weiter den Befehlen der Schrift gehorchen und auf der Basis dieser neuen Bibel zu leben beginnen, die nichts über die Kraft des Heiligen Geistes und nichts über die Kraft des Gebets aussagte. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen:

Würde sich dadurch morgen unser Leben wirklich von dem Leben unterscheiden, das wir gestern noch geführt haben?

  • Glauben wir wirklich, daß Gott lebt?
  • Wenn wir es tun, dann leben wir anders.

Francis Schaeffer, Kirche am Ende des 20. Jahrhunderts
(Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1971, S. 49–50)

Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, weil in ihrer Region kein Zug und kein Bus mehr fährt, taugen nicht zum Feindbild.

„Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, weil in ihrer Region kein Zug und kein Bus mehr fährt, taugen nicht zum Feindbild. Nicht jeder kann sich eine Wohnung in hippen Großstadtbezirken leisten, wo man gut mit dem Fahrrad zum Job kommt. (…) Viele Leute können sich den Bioladen nicht leisten. Deshalb ist es falsch, den Konsum in den Mittelpunkt zu stellen und wie die Grünen Umweltpolitik zu einer Frage des Lifestyles zu machen. Das ist ein elitärer Ansatz. Wenn jetzt etwa die CO2-Steuer zur Hauptforderung in der Klimadebatte wird, dann geht das wieder zulasten der Ärmeren und der Mitte, die schon heute einen immer größeren Teil ihres Budgets für Strom und Benzin ausgeben müssen. Wann haben die Grünen interveniert, als die Bahn auf Börsenfähigkeit getrimmt wurde? Das hat dazu geführt, dass in ländlichen Gegenden viele Bahnstrecken stillgelegt wurden. Dann auf die Leute herabzublicken, die in diesen Regionen leben und ihr Auto brauchen, ist arrogant.“
focus.de„Die Klimadebatte, wie die Grünen sie führen, ist völlig verkürzt“