Schlammschlacht im mächtigsten Land der Welt

Hört man momentan die Spitzenkandidaten des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs, dann fragt sich mancher Beobachter zurecht, ob man hier zwei pubertierende Jugendlich statt des zukünftigen Chefs einer der wichtigsten Nationen der Welt vor sich hat. Statt mit Sachkenntnis oder diplomatischem Auftreten punkten beide eher mit Beschimpfungen, Unterstellungen, offenen Lügen wilden Ankündigungen und mangelnder Kompetenz. Einen großen Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten kann man zumindest anhand der Medienberichte kaum feststellen.
Zwar macht sich keiner der beiden Präsidentschaftskandidaten ganz offen über Gott lustig, mit ihrem Auftreten würden sie sich aber sofort für jedes Ältestenamt disqualifizieren. Auch wenn Trump in Hinsicht auf die Sexualmoral christliche Wähler durch eine gewisse Strenge fangen will und Clinton dasselbe durch Hinweise auf Solidarität und soziale Unterstützung versucht, muss man wohl ganz deutlich feststellen: Beide sind himmelweit von den Maßstäben entfernt, die in der Bibel an zukünftiges Leitungspersonal gestellt wird. – „Ein Ältester aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht …“ (1.Timotheus 3,2ff.)
In unreifen Kindergartenspielchen, offener Rücksichtslosigkeit und beispielloser Heuchelei schenken sich diese Spitzenpolitiker wirklich nichts. Nur weil die moderne Medienwelt so schnell vergisst, wird einer von ihnen in Zukunft wohl überhaupt damit rechnen können als US-Präsident akzeptier und ernst genommen werden zu können. – Wenn Politik etwas mit dem Zustand der Welt zu tun hat, dann müsste man wohl sagen „Gnade uns Gott!“
Wieder einmal zeigt sich, wie wichtig und treffend die biblische Aufforderung ist, für Obrigkeit und Regierende zu beten. Ganz deutlich zeigen die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten wie nötig sie solche Gebete haben. Gut, dass Christen wissen, dass Gott und nicht solche Politiker die Zukunft und das Wohl der Welt in seinen Händen hält. https://www.facebook.com/michael.kotsch.9?fref=ts

Asyl: Unrechtmäßige Stimmungsmache

Immer mehr Menschen gefallen sich in möglichst harten Aussagen gegen Ausländer, insbesondere wenn diese durch eine dunkle Hautfarbe erkennbar sind. Und mag man sich ausländische Studenten, Fußballer und Facharbeiter gerade noch gefallen lassen, denn gelten Asylbewerber als ganz besonders schlimme Leute. Dabei ist das im Artikel 16a des deutschen Grundgesetzes zugesagte Recht auf Asyl ursprünglich aus Gedanken christlicher Nächstenliebe inspiriert worden. Im Kern geh es darum, Menschen, die in ihrem Heimatland zu Unrecht massiv verfolgt und bedroht werden, Schutz zu bieten. Besonders nach den traurigen Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus, als viele in Deutschland politisch und religiös Verfolgte in anderen Ländern zurückgewiesen wurden, wollte man es hierzulande besser machen. Tausenden von Verfolgten wurde seither durch die Gewährung von Asyl buchstäblich das Leben gerettet.
Mancher beschwert sich über die hohen Asylbewerberzahlen. Gleichzeitig wünschen sich die meisten Bürger aber auch eine gründliche Prüfung der angegebenen Asylgründe. Manche merken nicht, dass sich das natürlich gegenseitig ausschließt. Denn entweder lässt man sehr viele mutmaßlich Verfolgte erst gar nicht ins Land, weil man ihr Anliegen so schnell eben nicht prüfen kann. Dabei werden dann natürlich auch viele wirklich Verfolgte ausgeschlossen. Oder man nimmt die Betroffenen solange auf, bis man ihre Anträge geprüft und dann entschieden hat. Dadurch würden allerdings monate- oder jahrelang Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland leben.
Ein besonderer Aufreger der jüngsten Vergangenheit waren die Zahlen abgelehnter Asylbewerber, die immer noch in Deutschland leben. Laut Deutschem Bundestag handelt es sich dabei um 550 000 Menschen. Sofort nach Veröffentlichung der Zahlen überboten sich ausländerkritische Politiker in ihrer Empörung über das vorgebliche Versagen des Staates. Demnach sei die Regierung nicht in der Lage oder nicht willens, illegal in Deutschland lebende Personen auch tatsächlich abzuschieben. An einer genaueren Analyse der vorliegenden Zahlen waren die betreffenden Populisten aber nicht interessiert, weil das natürlich die beabsichtigte Dramatik ihrer Aussagen verwässert hätte.
Zum einen handelt es sich zum allergrößten Teil nicht um Personen, die in den vergangenen zwei Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. 406 000 „abgelehnte“ Asylbewerber leben seit mindestens sechs Jahren hier.
Die weitaus meisten von ihnen leben zwischenzeitlich aber durchaus legal in Deutschland. Fast die Hälfte von ihnen (46,6 Prozent) hat zwischenzeitlich ein unbefristetes Aufenthaltsrecht. Weitere 34,8 Prozent haben eine befristete Aufenthaltserlaubnis; aber eben kein Asyl. Viele von ihnen stammten aus Polen oder Bulgarien und dürfen sich als Mitglieder der EU frei in Deutschland bewegen.
18 Prozent dieser abgelehnten Asylbewerber haben aufgrund von Krankheit oder fehlenden Papieren eine befristete, vorläufige Duldung. Illegal in Deutschland befinden sich nach amtlicher Zählung 52.870 Menschen, „ausreisepflichtige Personen ohne Duldung“. Zuständige Behörden gehen aber davon aus, dass eine größere Zahl dieser Personen zwischenzeitlich Deutschland verlassen haben, allerdings ohne sich ordnungsgemäß abzumelden, weshalb sie noch in den Statistiken auftauchen. Über ein mutmaßliches Versagen von Politik und Polizei sagen die Zahlen wenig bis nichts. Es sollte bei der medialen Aufregung nicht vergessen werden, dass jährlich zehntausende abgelehnter Asylbewerber das Land freiwillig verlassen und beispielsweise allein im letzten Jahr 21 000 Personen von zuständigen Behörden abgeschoben worden sind.
Der Schutz verfolgter Menschen ist ein hohes Gut. Dieser Schutz kostet natürlich und fordert heraus. Außerdem braucht es viel Zeit, zwischen berechtigten und berechtigten Asylanträgen wirklich gerecht entscheiden zu können. – Christen danken Gott für die politische, religiöse und wirtschaftliche Sicherheit in Deutschland. Und sie beten für die vielen Millionen Flüchtlinge, die weltweit ihre Heimat verloren haben, verfolgt werden und vielfach auch in den Ländern Unterdrückung erleben, in denen sich vorläufig aufhalten dürfen.
https://www.facebook.com/michael.kotsch.9/posts/824395211033592

Sind Glauben und Erkennen Gegensätze oder gehören sie zusammen?

  1. Die heutige Trennung von Glauben und Erkennen
    Auf der Titelseite einer Weihnachtsausgabe des „Spiegel“ konnte man vor einigen Jahren die Leitfrage lesen „Warum glaubt der Mensch?“
    Ganz im Vordergrund stand die Themaformulierung „Jenseits des Wissens“. Damit war die Ausrichtung vorgegeben: Was auch immer die Gründe für den Glauben an eine göttliche Wirklichkeit sein mögen, sie befinden sich jenseits dessen, was der Mensch zuverlässig erkennen kann. Diese prinzipielle Trennung von Glauben und Wissen ist typisch für die moderne und erst Recht die postmoderne nachchristliche Gesellschaft. Glaube gilt weithin als bloß „subjektive“ Meinung, die im Unterschied zum „objektiven“ Wissen oder zur Wissenschaft nicht wirklich begründet werden kann.
    Die Folgen dieser Trennung von Glauben und Wissen für die säkulare Gesellschaft sind von kaum zu überschätzender Tragweite:
    Während das „Wissen“ und erst recht die „Wissenschaft“ öffentliche Geltung beanspruchen, gilt der „Glaube“ als rein private Angelegenheit, die keinen öffentlichen Geltungsanspruch erheben darf.
    Während „Wissen“ und „Wissenschaft“ rational begründbar und insofern auch nachprüfbar sind, ist der Glaube außerhalb jeder rationalen Überprüfbarkeit.
    Auch viele Christen haben sich dieser Überzeugung angeschlossen, denn die Trennung von Glauben und Erkennen ist für die Gläubigen zunächst einmal sehr bequem. Gilt diese Trennung, dann braucht sich der Christ den vielfältigen Fragen nach den Gründen seines Glaubens durch Nichtchristen oder durch die Wissenschaft nicht mehr zu stellen, weil der Glaube ohnehin außerhalb jeder rationalen Erkennbarkeit steht. Dann würde es genügen, den Nichtglaubenden einfach nur zu bezeugen, dass wir Christen eben an das Evangelium glauben, und den Menschen die Frohbotschaft verkündigen – eine Botschaft, die sich zwar in keiner Weise begründen oder argumentativ verteidigen lässt, die sich aber immer wieder durch das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes bei den Menschen durchsetzen wird.
    Doch so einfach geht es nicht! Der biblische Glaube an Jesus entsteht nicht einfach „ohne“ oder gar „gegen“ das menschliche Erkennen. Zwar sind Glauben und Erkennen zu unterscheiden, sie dürfen aber nie voneinander getrennt werden. Die heute gängige Ansiedlung des Glaubens „jenseits“ des Wissens und des Erkennens lässt sich weder auf die Bibel noch auf die Reformatoren zurückführen, sondern ist ein Ergebnis der neuzeitlichen, sich vom Christentum lösenden Philosophie, die in der sog. „Aufklärung“ des 17. und 18. Jahrhunderts ihren Ausgangspunkt hatte.
    2. Die Verbindung von Glauben und Erkennen in der Bibel
    Die Heilige Schrift kennt keine grundsätzliche Trennung von Glauben und Erkenntnis. Sie verbindet im Gegenteil beide Vorgänge so, dass der Glaube aus der Wahrnehmung – und damit aus der Erkenntnis – entsteht. Konkret bedeutet dies: Aus dem Sehen und Hören der Taten und Worte des sich bezeugenden Gottes entsteht der Glaube an diesen Gott. Bei den Augen- und Ohrenzeugen der Offenbarungsgeschichte geschieht dies durch das unmittelbare Erleben, bei den nicht unmittelbar Beteiligten der nachfolgenden Generationen auf mittelbare Weise durch das Hören und Lesen der biblischen Zeugnisse. Der aus der biblischen Offenbarung entstehende Glaube ist kein unbegründeter, „blinder“ Glaube, sondern beruht auf dem „Sehen“ (a) und „Hören“ (b) von Augen- und Ohrenzeugen und ist insofern bestens begründet!
    a) Das Sehen als Voraussetzung des Glaubens
    Schon wenn man sich in die Offenbarungsgeschichte des ATs vertieft, fällt auf, wie stark hier die Bedeutung des Sehens betont wird. Gott offenbart sich in Israel in der Regel nicht durch „mystische“ Erscheinungen, die einigen „Erleuchteten“ jenseits aller sinnlichen Erfahrung zuteil werden, sondern durch geschichtliche, manchmal sogar alltäglich anmutende Ereignisse, die vor den Augen der Beteiligten geschehen.
    Aus der Wahrnehmung des Offenbarungshandelns Gottes erwächst schon im AT immer wieder die ausdrückliche Aufforderung zum Sehen. Eine ähnlich starke Betonung des Sehens als Voraussetzung des Glaubens liegt im Neuen Testament vor. Lukas 1,2 betont, dass das Lukasevangelium auf diejenigen Zeugen zurückgeht, „die es von Anfang an selbst gesehen haben“. Angesichts der schlechterdings fundamentalen Bedeutung des Sehens für den Glauben im Neuen Testament kann die Aufforderung zum Glauben in den schlichten Appell gefasst werden: „Komm und sieh!“ (Joh 1,46)
    b) Das Hören als Voraussetzung des Glaubens
    Der hohen Bedeutung des Sehens entspricht in der Bibel der nicht minder hohe Rang, den das Hören für den Glauben besitzt. Die sichtbaren Geschichtstaten Gottes sind alle mit einem göttlichen Reden verbunden, das diesen Taten die rechte Deutung gibt. Die großen Gestalten des ATs zeichnen sich dadurch aus, dass sie in besonderem Masse Hörende waren. Geradezu klassisch kommt die Haltung des Hörens im Gebet des jungen Samuel zum Ausdruck: „Rede Herr, denn dein Knecht hört …“ (1 Sam 3,9).
    Das Reden Gottes und die Bedeutung des Hörens kommt im Neuen Testament zum Höhepunkt. Jesus Christus hat die überragende Bedeutung des Hörens gegenüber seinem Offenbarungswort immer wieder nachdrücklich betont (Mt 5,21ff; 7,24-27; Lk 10,38-42). Und Gott hat als Vater diesen Anspruch seines Sohnes vor den Ohren der Zeitgenossen auf eindrucksvolle Weise bekräftigt: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ (Mt 17,5). Dies zeigt, in welch fundamentaler Weise der Glaube nach dem biblischen Verständnis auf dem Hören beruht, und zwar auf dem Hören des Wortes Gottes. Jesus Christus ist nach dem Zeugnis der Bibel Gottes gnädiges Wort an die Menschheit, und zwar nicht nur durch seine explizite Verkündigung und Lehre, sondern auch durch seine gesamte Wirksamkeit einschließlich seines Leidens, Sterbens und seiner Auferstehung.
    3. Christlicher Glaube als bestens begründeter Glaube
    Der christliche Glaube ist nicht „blind“ – und damit unbegründet und unbegründbar, sondern baut als „sehender“ und „hörender“ Glaube auf einem festen Fundament auf, nämlich auf dem, was Gott in seiner Offenbarung selbst gesagt und getan hat. Deswegen ist der christliche Glaube wohlbegründet und grundsätzlich auch Nichtglaubenden gegenüber begründbar. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes bestens begründet, weil er nicht nur auf fraglichen menschlichen Einsichten und Gedanken beruht, sondern auf dem sich selbst offenbarenden verlässlichen Reden und Handeln Gottes. Deshalb schafft Gottes Offenbarung im Menschen eine Gewissheit, die sich im Denken und im Leben gleichermaßen bewährt und sogar im Sterben durchträgt, auch wenn sie immer wieder durch Zweifel oder Anfechtung herausgefordert wird.
    3.1. Der Glaube ist in der sinnlichen Erfahrung der göttlichen Offenbarung begründet.
    Gottes Offenbarung wohnt eine Universalität inne, die grundsätzlich jeden Menschen zu erreichen vermag, d.h. Menschen aller Altersgruppen, psychischen Beschaffenheit und Volks- und Sprachzugehörigkeit. Dies hängt damit zusammen, dass sie uns Menschen nicht nur in einer bestimmten Hinsicht (intellektuell, emotional o.ä.) anspricht, sondern als sehende, hörende, denkende, fühlende, glaubende und handelnde Personen. Schon im AT vollzieht sich die Wahrnehmung der Liebe Gottes nicht nur durch das Sehen und Hören, sondern z.B. auch durch den Geschmacksinn: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist, wohl dem, der auf ihn sein Vertrauen setzt“ (Ps 34,9). Diese Dimension der Gotteserfahrung ist uns als Christen insbesondere durch das Sakrament des Heiligen Abendmahles gegeben, durch das wir tatsächlich mit unserem Geschmacksinn die Erlöserliebe und Freundlichkeit Gottes „schmecken“ dürfen!
    3.2. Der Glaube richtet sich auf den unsichtbaren Gott, der alle Sinne überragt.
    Natürlich ist das „Sehen“ und „Hören“ in der Bibel nicht nur sinnlich zu verstehen. Es handelt sich in beiden Fällen um Vorgänge, die zwar durch die Sinne vermittelt sind, aber stets eines geistigen (d.h. die Vernunft einbeziehenden) Vernehmens und Verstehens bedürfen, um zum Ziel zu gelangen. Das sichtbare Handeln und hörbare Reden Gottes offenbart ja den Gott, der zwar aus seiner Verborgenheit, aber noch nicht aus seiner Unsichtbarkeit herausgetreten ist. Der durch das Reden und Handeln Gottes entstehende Glaube aber ist ein Akt des Vertrauens auf die (noch) unsichtbare Person des lebendigen Gottes. (Hebr. 11,1). Christlicher Glaube ist daher immer begründeter Glaube an den unsichtbaren Gott, der sich für den Menschen wahrnehmbar geoffenbart hat. Was zutiefst schon für das zwischenmenschliche Vertrauen wahr ist, gilt erst recht für das Vertrauen auf den unsichtbaren Gott, den zu sehen dem Menschen vor der Vollendung prinzipiell verwehrt ist.
    3.3. Der Glaube ist ein ganzheitlicher Vertrauensakt, der bloße Erkenntnis übersteigt.
    Der Glaube betrifft mich stets als ganze Person einschließlich meines Wollens, während die Erkenntnis im eigentlichen Sinn zunächst nur das Denken betrifft. Wir müssen also aus biblischen Gründen der eingangs geschilderten modernen Trennung von Glauben und Erkennen entschieden widersprechen. Als Christen können, dürfen und sollen wir wissen, warum wir glauben! Wir sollten gerade in der missionarischen Situation der Gegenwart fähig sein, unseren Glauben gut zu begründen und gegenüber Einwänden zu verteidigen (1.Petr. 3,15). Je mehr wir uns als Christen oder Theologen mit den Grundlagen unseres Glaubens befassen, umso mehr können wir die staunende Entdeckung machen, wie unermesslich viele hervorragende Gründe es im Hinblick auf unsere Vernunft und unser Leben gibt, dem Gott das Vertrauen zu schenken, der sich uns in Jesus Christus als liebender Vater, Sohn und Heiliger Geist geoffenbart hat!
    3.4. Der Glaube ist ein menschlich-persönlicher Akt und doch ein unverfügbares Geschenk des Heiligen Geistes.
    Dass der Glaube im Neuen Testament ein menschlich-persönlicher Akt ist des Vertrauenfassens zur Person Jesu und zum dreieinigen Gott ist, ist offensichtlich. Schon die neutestamentlichen Aufforderungen zum Glauben zeigen (vgl. z.B. Mk 1,15; Joh 9,35ff. Apg 8,37; Röm 10,9), dass der Mensch in seiner Personmitte, d.h. in seinem Denken und Wollen, angesprochen ist. Und doch macht das NT ebenso unmissverständlich klar, dass der Glaube ein Geschenk des Heiligen Geistes ist (Lk 17,5; Röm 10,17; Eph 1,21; Kol 2,12). Dass beide Aussagen kein Widerspruch sind, sondern sich sogar ergänzen, hat der Apostel Paulus deutlich gemacht: „Denn Gott ist es, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen“ (Phil 2,13). Gottes Wirken schaltet unser menschliches Wirken nicht aus, sondern ermöglicht, entfaltet und vollendet es! Zusammenfassend können wir also sagen, dass der christliche Glaube ein durch das Erkennen bestens begründeter und zugleich durch den Heiligen Geist geschenkter Vertrauensakt des Menschen auf den Gott ist, der sich in der Bibel und der von ihr bezeugten Geschichte geoffenbart hat. Doch mit dieser Feststellung haben wir die biblische Zuordnung von Glauben und Erkennen noch nicht zureichend bestimmt. Die Bibel zeigt nämlich darüber hinaus, dass der christliche Glaube seinerseits auch zur Quelle und Grundlage für das Erkennen wird, indem er das Erkenntnisvermögen des Glaubenden befreit, erweitert und auf eine neue Grundlage stellt. Es ist erkennbar, dass sich das Verhältnis von Glauben und Erkennen nicht in einer einzigen Aussage formulieren lässt, ohne den Sachverhalt unzulässig zu vereinfachen. Adolf Schlatter (Das christliche Dogma, Stuttgart 1981, 112) hat die Komplexität dieses Verhältnisses in seiner Dogmatik einfach und doch treffend in dem Satz zusammengefasst:
    „Wir haben zu erkennen, um zu glauben, und zu glauben, um zu erkennen.“
    Ausgabe Februar / März 2014 – Dr. Werner Neuer, St.Chrischona Gekürzter Aufsatz aus „Diakrisis 2011“
    http://www.lkg.de/verbandszeitschrift-blickpunkt-lkg/blickpunkt-artikel-archiv/artikel-archiv-detail/artikel/Sind-Glauben-und-Erkennen-Gegensaetze-oder-gehoeren-sie-zusammen.html
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Wir können auf zweierlei Weise Schuldner sein.

Röm. 1,14-17
14 Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen;
15 darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen.
16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.
17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«
Wir können auf zweierlei Weise Schuldner sein. Entweder hat uns ein anderer etwas geliehen, das wir ihm zurückzahlen müssen. Oder aber uns ist etwas anvertraut für andere, auf dass diese nun einen Anspruch haben. Uns ist anvertraut, was andere brauchen und worauf sie nun um des Gekreuzigten willen einen Anspruch haben. Die missionstheologische Kernfrage lautet darum: Wer bekommt nie, was die Gemeinde des Gekreuzigten ihm schuldet, wenn wir nur das machen, was wir immer schon gemacht haben? Wer bleibt unerreicht, wenn wir nur tun, was wir jetzt tun? John Stotts

Der Mythos vom blinden Glauben

„Blindes Vertrauen bei Abwesenheit von Belegen“
„Der gute Gott ist doch ein Terrorist: die ganze Menschheit, sechseinhalb Milliarden Lebewesen, sind seine Geiseln; seine Forderungen sind unklar, ständig ändern sie sich, sie hängen von Sprache, Region und Traditionen ab, aber die Idee ist überall die gleiche: Er verlangt Glauben, blinden, bedingungslosen Glauben, dass er der Allmächtige ist, dass er alles kann, auch ein Leben nach dem Tod geben“. So liest man im Roman Murmanti siena des bekannten litauischen Schriftstellers Sigitas Parulskis. Einmal wieder kann man hören, Gott verlange „blinden, bedingungslosen Glauben“. Ähnlich äußern sich natürlich auch so manche Wissenschaftler wie einst der berühmte Carl Sagan (1934–1996), in dessen letztem Buch Billions and Billions (dt. Gott und der tropfende Wasserhahn) zu lesen ist:
„Die Religion fordert uns zum fraglosen Glauben auf, sogar dann, wenn es keine eindeutigen Beweise gibt […]. Die Wissenschaft dagegen fordert uns auf, nichts auf Treu und Glauben hinzunehmen, nicht unserem Hang zur Selbsttäuschung nachzugeben und angebliche Beweise abzulehnen. Der Wissenschaft gilt tiefe Skepsis als höchste Tugend.“ Weiterlesen

Wir müssen reden, wo die Schrift geredet hat

Die Kirche hat im Bereich der Lehre und des Lebens nur da ein Recht, das Gewissen anderer Menschen zu binden, wo sie ihr Urteil aus einer sauberen Auslegung der Heiligen Schrift abgeleitet hat. Wir müssen reden, wo die Schrift geredet hat, aber auch ihr Schweigen akzeptieren.
Die Kirche wird in unserer Generation keine Bestand haben, sie wird keine Schlagkraft besitzen, wenn ihre innere Struktur nicht das rechte Gleichgewicht zwischen Form und Freiheit zeigt, wenn sie nicht die Kraft der christlichen Lehre aufweist und gleichzeitig eine Gemeinschaft hervorbrint, die Schönheit und Wahrheit deutlich macht.
Hat die Kirche in unserer Generation eine Zukunft? Nur dann, wenn sie nicht nur im Bereich der Lehrordnung die Form der Schrift beweist, sondern auch im Bereich der Gemeinschaft.
Die Kirche soll bestehen, bis Jesus wiederkommt. Aber es muss ein Gleichgewicht zwischen Form und Freiheit geben, sowohl im Bereich der Gemeindeordnung, als auch in der praktizierten Gemeinschaft innerhalb der Kirche. Und es muss Freiheit unter der Leitung des Heiligen Geistes geben, das zu verändern, was verändert werden muss, damit die Kirche an ihrem Ort und zu ihrer Zeit veränderten Situationen gerecht werden kann. Andernfalls, glaube ich, wird die Kirche nicht als lebendige Kirche weiterbestehen können. Dann werden wir verknöchern und Christus aus der Kirche ausschliessen. Dann werden seine Herrschaft und die Leitung des Heiliges Geistes leere Worte werden.
Francis Schaeffer. Kirche am Ende des 20. Jahrhunderts. Haus der Bibel/Brockhaus: Genf-Zürich-Basel/Wuppertal, 1972, 5. Kapitel

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Ben Hur für diese Generation

Das Remake von «Ben Hur» hat es schwer. Kritiker vergleichen mit der berühmten Version von 1959. Sie suchen Fehler und reden dort, wo es um die Darstellung von Jesus geht, von Kitsch. Doch die Neuverfilmung ist besser, als es manchen lieb ist.
1959, als Charlton Heston als Ben Hur sein berühmtes Wagenrennen gegen den Adoptivbruder fuhr, war ich noch nicht geboren. Auch später kannte ich die Story, die als Film elf Oscars einheimste, nur vom Hörensagen. Keiner konnte mich überreden, mich vier Stunden lang vor den Fernseher zu setzen, um ein Familiendrama mitzuverfolgen. Interessant wurde das Thema für mich erst, als ich las, dass Ben-Hur-Autor Lewis Wallace den Romanstoff als Atheist anpackte und als Christ abschloss. Es war das Studium der Person von Jesus Christus, die sein Denken verändert hatte. Und jetzt ist Ben Hur wieder im Kino. Eingedampft auf zwei Stunden. Aufgepeppt mit neuester Technik. Also tauchte ich – ohne Bilder aus dem alten Film im Kopf – mit der 3D-Brille auf der Nase ein ins Jahr 33.
Das militärisch überlegene Rom unterjochte die damals bekannte Welt. Auch Jerusalem. Die Juden verloren ihre Freiheit. Während sich die einen mit den Machthabern arrangierten, griffen die anderen zu den Waffen. Die Zeloten waren bereit, ihr Leben für die Freiheit zu opfern. Die Hauptpersonen sind aber Judah Ben Hur (Jack Huston) und sein römischer Adoptivbruder Messala (Toby Kebbell). Zwietracht macht aus den dicken Freunden hasserfüllte Feinde.
Der neue „Ben Hur“ polarisiert. Von filmisch schwach und kitschig ist die Rede. Es sei ein Streifen für die Kreationisten im Bible-Belt («Die Welt»). Viele Filmkritiker machen das Remake madig. Ich fand den ersten Teil ziemlich langsam, die Actionszenen ziemlich cool, den Schluss ziemlich süss. Zugegeben, das ist ein gewagter Mix. Dennoch – ein Kinobesuch lohnt sich. In welchem Film aus Hollywood sonst spielt Jesus Christus eine wichtige Rolle? Pontius Pilatus erkennt, dass nicht die kämpferischen Zeloten das Problem für Machtmenschen wie ihn sind, sondern der Friedensbringer Jesus. Dessen Botschaft der Feindesliebe bezeichnet Pilatus als Gift. Es wird deutlich, dass Ben Hurs Frau Esther dem Nazaraner nachfolgt. Das krempelt ihr Leben um und führt sie in den Dienst am Nächsten. „Wir bekommen eine zweite Chance“, sagt sie zu ihrem Mann, der angesichts des Gekreuzigten auf die Knie sinkt. Auf dem Weg ans Kreuz hat Jesus Ben Hur versichert: „Ich gebe mein Leben aus freien Stücken.“
Der Film stellt uns in einer Zeit wachsender Angst zwei grosse und aktuelle Fragen: Führt Gewalt zu Freiheit? Kommt Frieden durch Rache? Er gibt uns eine auf Gott bezogene Antwort: Es ist Gottes Liebe, die Kraft zur Vergebung vermittelt und Zerbrochenes heilt. Das wird sichtbar am von Hass und Rachegefühlen zerfressenen Herzen Judah Ben Hurs und den von Lepra gezeichneten Körpern seiner Mutter und seiner Schwester. Bemerkenswerterweise lässt das Remake diese Botschaft nicht weg. Dahinter stehen die US-Produzenten Roma Downey und Mark Burnett. Sie haben schon den Jesus-Film „The Son of God“ und die Serie „The Bible“ produziert. Mit „Ben Hur“ bringen sie mehr als ein aufgemöbeltes Wagenrennen. Sie bieten einem grossen Publikum die Chance, über den Glauben nachzudenken. Der Film endet denn auch mit einem Paulus-Zitat: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten.“
Ich bewerte den Film «Ben Hur» ungleich besser als viele Kollegen. Vielleicht deshalb, weil ich es nie schaffte, die berühmte Filmversion von 1959 anzuschauen? Der Roman von Lewis Wallace (1827-1905) erschien 1880 und trägt den Untertitel „Eine Geschichte von Jesus“. Der Band war im 19. Jahrhundert das meistgedruckte Buch neben der Bibel. Wallace war General, Anwalt, Politiker und Schriftsteller. Während eines Gesprächs mit Wallace spottete ein Stabsoffizier über Gott, Glaube und Christen. Wallace kam ins Grübeln. Er entschloss sich, alles, was mit Bibel und Jesus zu tun hatte, zu erforschen. Später erzählte Wallace, die Begegnung mit dem zynischen Colonel habe zwei konkrete Folgen gehabt: Erstens den Roman „Ben Hur“ und zweitens seine Hinwendung zu Gott. Während die juristischen und militärischen Leistungen von Lewis Wallace in Vergessenheit gerieten, avancierte „Ben Hur“ zu einem Bestseller, dessen Botschaft dank der aktuellen Verfilmung einer neuen Generation zugespielt wird: „Dadurch, dass Christus am Kreuz sein Blut vergoss, hat Gott Frieden geschaffen.“ (Kolosserbrief, Kapitel 1, Vers 20) Rolf Hoeneisen https://www.facebook.com/rolf.hoeneisen/posts/10207158992312495

 

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