Jeder ist
auf der Suche nach Ruhe, nach Frieden, nach Freiheit. Und Jesus sagt uns, wo
wir sie finden können – indem wir am Kreuz unsere Last abwerfen und indem wir
uns der Autorität seiner Lehre unterordnen. Freiheit finden wir in der Tat
dadurch, dass wir unsere Last niederlegen; aber wir finden sie ganz bestimmt
nicht dadurch, dass wir hinterher auch die Last Christi abwerfen. Das Paradox
des christlichen Lebens ist: Unter dem Joch Christi finden wir Ruhe, und in
seinem Dienst finden wir Freiheit. Indem wir uns verlieren, finden wir uns
selbst, und wenn wir unserer Selbstsucht absterben, fangen wir an zu leben.
Warum also bin ich Christ? Es ist wohl klar geworden, dass es dafür nicht den
einen, alles entscheidenden Grund gibt, sondern eher ein Bündel von Gründen.
Manche davon haben mit Jesus Christus selbst zu tun – mit den außergewöhnlichen
Behauptungen, die er über sich selbst aufstellte und die ich nicht entkräften
kann; mit seinem Leiden und seinem Tod, die mir das Problem des Schmerzes
erhellen; und mit der Unerbittlichkeit, mit der er, der „himmlische Jagdhund“,
mich verfolgte und mich nicht entkommen ließ. Andere Gründe haben mehr mit mir
zu tun als mit ihm: Er hilft mir, mich selbst im Paradox meiner menschlichen
Natur zu verstehen und Erfüllung für mein grundlegendes menschliches Streben zu
finden. Ein weiterer Grund für meine Entscheidung, Christ zu werden, ist die
Notwendigkeit, auf Gottes Einladung zu reagieren und zu ihm zu kommen, um
Freiheit und Ruhe zu finden.
Um es in einem einzigen Satz zusammenzufassen: Jesus Christus, der von sich
sagt, er sei sowohl der Sohn Gottes als auch der Erlöser und Richter der
Menschheit, steht nun vor uns und bietet uns Erfüllung, Freiheit und Ruhe an,
wenn wir nur zu ihm kommen. Eine solche Einladung von einer solchen Person kann
man nicht einfach übergehen. Er wartet geduldig auf unsere Antwort. „U. A. w.
g.!“ [Um Antwort wird gebeten!].
Es ist schon viele Jahre her, dass ich Christus damals im Schlafsaal der Schule
kniend meine Antwort gegeben habe. Ich habe es nicht bereut. Denn ich habe
erfahren, was Lord Reith (der erste Generaldirektor von BBC London) einmal „das
Mysterium und die Magie des innewohnenden Christus„ nannte.
Ich frage mich, ob Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wohl ebenfalls bereit
sind, diesen Schritt zu tun? Wenn ja, dann hilft es Ihnen vielleicht, sich
allein irgendwohin zurückzuziehen und das folgende Gebet zu Ihrem eigenen zu
machen:
Herr Jesus Christus, ich weiß, dass du schon lange auf verschiedenste Weise
auf der Suche nach mir bist.Ich habe gehört, wie du an meine Tür
geklopft hast.
Ich glaube, dass deine Behauptungen wahr sind; dass du am Kreuz für meine
Sünden gestorben bist, und dass du auferstanden bist und über den Tod
triumphiert hast.
Danke für dein liebevolles Angebot der Vergebung, für die Freiheit und für die
Erfüllung.
Nun wende ich mich ab von meiner sündigen Selbstsucht.
Ich komme zu dir als meinem Erlöser.
Ich ordne mich dir unter als meinem Herrn. Schenk mir die Kraft, dir für den
Rest meines Lebens zu folgen. Amen. John Stott Die große Einladung über die
Freiheit (Brunnen, 2004, S. 138–139)
Archiv für den Monat September 2019
Die Sehnsucht nach Erlösung
Bild

Gibt es einen Gott?
Es ist eigentlich eine geistige Erkrankung, wenn der Mensch fragt: Gibt
es einen Gott? Fast möchte man sagen: es ist die Frage eines Verrückten, d. h.
eines Menschen, der nicht mehr einfach und nüchtern und klar die Dinge sehen
kann, wie sie sind. Aber etwas von dieser Verrücktheit geht heute durch die
ganze Welt, und wir spüren alle ihre Folgen. Man kann aber wohl sagen: Es ist
eine neue Verrücktheit, an der wir da heute leiden. Sonst haben die Menschen —
soweit uns die Geschichte Kunde gibt von Menschen — nie gefragt: Gibt es einen
Gott?, sondern: Wie ist Gott? Aber uns sind wohl die Erfolge der Wissenschaft
und Technik in den Kopf gestiegen, haben uns die Sinne verwirrt. Wir meinen, es
müsse alles durch unsern Verstand erklärt sein, und was wir nicht mit unserem
Verstand machen, das sei eben Zufall. Wir meinen, wir seien die einzigen, die
Ordnung und etwas Kunstvolles machen in der Welt. Und merken nicht, dass wir um
etwas Kunstvolles zu machen ja bereits ein kunstvoll gemachtes Gehirn und
kunstvoll gemachte Hände haben müssen, die wir sicher nicht gemacht haben! Die
Frage: Gibt es einen Gott? ist das Ausweichen vor dem Ernst.
Und doch: Wenn Gott ist, warum müssen wir dann nach ihm fragen? Unser Herz
kommt nicht von Gott los, es weiss von Gott, aber nichts Rechtes. Unser
Gewissen spricht uns von Gott, aber undeutlich. Unsere Vernunft bezeugt Gott,
und doch weiss sie nicht, wer er ist. Die Welt deutet wie mit Millionen Fingern
auf Gott hin, aber sie kann ihn uns nicht zeigen. Wer ist Gott, was will er mit
uns, was will er von uns, wo will er mit der Welt hinaus? Auf diese Fragen
wissen wir keine Antwort, und solange diese Fragen keine Antwort finden, wissen
wir nicht, wer Gott ist. Gott recht erkennen könnten wir nur, wenn er sich uns
offenbarte. Dass es einen Gott gibt, sagt uns die Vernunft, das Gewissen, die
Natur mit ihren Wundern. Aber wer Gott ist, das sagen sie uns nicht. Das sagt uns
Gott selbst in seiner Offenbarung. Emil Brunner “Unser Glaube” Eine christliche
Unterweisung (S. 7-8):
Ratten in Gemeinden
Wie würden unterschiedliche Denominationen mit Ratten in ihren Gemeinden umgehen?
Die presbyterianische Gemeinde berief ein Treffen ein, um zu entscheiden, wie man mit der Rattenplage umgehen sollte. Nach viel Gebet und Nachdenken kamen sie zum Schluß, dass es vorherbestimmt war, dass die Ratten dort waren und das man sich in dem göttlichen Willen fügen sollte.
In der baptistischen Gemeinde interessierten sich die Ratten insbesondere für das Taufbecken. Die Diakone trafen sich und entschieden, eine Wasserrutsche am Taufbecken anzubringen, damit die Ratten sich selbst ertränken würden. Die Ratten mochten die Rutsche und unglücklicherweise konnten sie instinktiv schwimmen, sodass in der kommenden Woche zweimal so viele Ratten da waren als zuvor.
In der lutherischen Gemeinde entschied man, dass man nicht in der Position war, irgendeiner Kreatur Gottes etwas anzutun. Daher fingen sie Ratten vorsichtig ein und setzen sie in der Nähe der baptistischen Gemeinde aus. Zwei Wochen später waren die Ratten wieder da, nachdem die Baptisten die Wasserrutsche wieder entfernt hatten.
Die katholische Gemeinde bediente sich einer sehr kreativen Strategie. Sie tauften alle Ratten und machten sie somit zu Mitgliedern der Gemeinde. Nun sehen sie die Ratten nur noch an Weihnachten und Ostern.
Von Herold Schriftenmission / 30. August 2019
https://herold-blog.com/ratten-in-gemeinden/
Die Tiefste Diversität
„Die Wiedergeburt löscht unsere Individualität, Persönlichkeit oder unseren Charakter nicht aus. Sondern sie heiligt sie, und stellt sie im Dienst für Gott. Die Gemeinschaft der Gläubigen ist die neue Menschheit, die in sich selbst ein breites Spektrum an Vielfalt und Unterschiede trägt, und die tiefste Diversität in ihrer Einheit auslebt.“ Herman Bavinck, Reformed Dogmatics Band IV, s. 640.
Wahre Diversität findet sich in der Hingabe an Jesus Christus, der sein Ebenbild in seiner gläubigen Kirche wiederherstellt. Alles andere ist nur eine billige Kopie, ein zum Scheitern verurteilter Versuch das ohne Gott zu schaffen, was nur Gott schafft.
http://mehrerekanonen.blogspot.com/2019/09/die-tiefste-diversitat.html
Mobiltelefone / Handys
Eine Untersuchung von SimplySwitch hat etwas Klarheit darüber
geschaffen, wie und wo Handys abhanden kommen.
Jedes Jahr werden insgesamt 4,5 Millionen Handy “verloren“, davon verschwinden
855.000 Handys in der Toilette, bleiben 810.000 in der Kneipe liegen, 315.000
im Taxi, 225.ooo im Bus, 58.500 fraßen die Hunde und 116.000 verließen nach dem
Schleudergang zumindest sauber die Waschmaschine.
Falls du wieder mal dein Handy suchen solltest. Es gibt verschiedene
Möglichkeiten es wieder zu finden.
Handy ist im Klo in der Kneipe im Taxi, nicht auf sondern in den Hund gekommen,
oder du kannst es jetzt zum Trocknen aus der Waschmaschine holen.
https://www.instagram.com/werthvoll/?hl=de
Jesus als Schlüssel zur Freiheit
Ich habe
festgestellt, dass Jesus Christus der Schlüssel zur Freiheit ist. Und das ist
der fünfte Grund, weshalb ich Christ bin. Viele Menschen sind regelrecht
getrieben von der Suche nach Freiheit. Bei den einen geht es um die nationale
Freiheit, um die Emanzipation von einem kolonialen oder neokolonialen Joch. Für
andere ist es die bürgerliche Freiheit, die Freiheit von Armut, Hunger und
Arbeitslosigkeit. Doch für uns alle kennzeichnend ist vor allem die Suche nach
persönlicher Freiheit. Selbst diejenigen, die am entschiedensten für jene
anderen Freiheiten kämpfen, wissen oft, dass sie persönlich nicht frei sind.
Sie fühlen sich frustriert, unausgefüllt und unfrei. John Fowles, der gefeierte
britische Romanautor, wurde einmal gefragt, ob es in seinen Büchern ein
besonderes Thema gebe. «Ja», erwiderte er, «Freiheit. Wie man Freiheit erlangt.
Das beschäftigt mich. Davon handeln alle meine Bücher.»
Und Freiheit ist ein großartiges christliches Wort. Jesus Christus wird im
Neuen Testament als der große Befreier der Welt gerühmt. Er sagte: «Ich rufe
Freiheit aus für die Gefangenen» (Lukas 4,18), und fügte später
hinzu: «Wenn euch also der Sohn Gottes befreit, dann seid ihr wirklich
frei» (Johannes 8,36). Ähnlich schrieb der Apostel Paulus: «Durch Christus sind
wir frei geworden, damit wir als Befreite leben» (Galater 5,1).
Im Grunde ist «Freiheit» lediglich ein moderneres Wort für «Erlösung». Durch
Jesus Christus erlöst zu sein, heißt nichts anderes, als befreit zu sein. Wenn
man allerdings in einem Gespräch das Wort «Erlösung» fallen lässt, wird es
manch einem schlichtweg peinlich, und er wechselt schnell das Thema. Andere
reagieren gelangweilt. Sie gähnen, statt rot zu werden. Für sie gehören
Ausdrücke wie «Sünde» und «Erlösung» zu einem religiösen Wortschatz, der ihrer
Meinung nach heute antiquiert und überholt ist. Vielleicht fragt sich manch
einer aber auch verwirrt, was denn um alles in der Welt wohl unter «Erlösung»
zu verstehen ist. Bei «Freiheit» sind hingegen alle sofort und mit ganzem
Interesse bei der Sache.
Es gibt eine schöne Geschichte über B. F. Westcott, einen angesehenen Professor
für Neues Testament an der Universität Cambridge. Er war ab 1890 Bischof von
Durham und wurde eines Tages im Bus von einer jungen Soldatin der Heilsarmee
angesprochen. Ohne sich von den Gamaschen Seiner Exzellenz (wie sie die
Bischöfe damals noch trugen!) abschrecken zu lassen, fragte sie ihn ungeniert,
ob er erlöst sei. Mit einem Augenzwinkern antwortete der Bischof: «Nun, meine
Liebe, das kommt darauf an, was Sie meinen. Meinen Sie sōzomenos oder
sesōsmenos oder sōthesomenos?» (Das sind Gegenwarts-, Vergangenheits- und
Zukunftsform des griechischen Verbs sōzō – «retten, erlösen».)
Meine Hoffnung ist, dass ich Sie mit diesem Kapitel weder in Verlegenheit
bringe noch langweile, noch verwirre. Ich wünschte, wir könnten dieses
herrliche Wort «Erlösung» wiedergewinnen und ihm seinen Platz zurückgeben; denn
es ist ein zentraler biblischer Begriff (wir können ihn nicht einfach über Bord
werfen) und ein umfassender Ausdruck (er beinhaltet die ganze Absicht Gottes).
Der Apostel Paulus bekannte: «Ich schäme mich nicht für die rettende Botschaft.
Sie ist eine Kraft Gottes, die alle befreit [erlöst/rettet], die darauf
vertrauen; zuerst die Juden, aber auch alle anderen Menschen» (Römer 1,16).
Ich erinnere mich noch gut, wie ich als frisch gebackener Christ diesen Vers
vorgelesen bekam und man mir die so genannten «drei Zeitformen der Erlösung»
erklärte.
Das hörte sich so an:
Erstens bin ich in der Vergangenheit erlöst (oder befreit) worden von der
Strafe der Sünde durch den gekreuzigten Erlöser.
Zweitens werde ich in der Gegenwart erlöst (oder befreit) von der Macht der
Sünde durch den lebendigen Erlöser.
Drittens werde ich in der Zukunft erlöst (oder befreit) werden von der
Gegenwart der Sünde durch den kommenden Erlöser. John Stott Die große Einladung
über die Selbstliebe (Brunnen, 2004, S. 84–86)
Der durchschnittliche so genannte Bibelchrist ist nur eine traurige Parodie auf wahres Heiligsein! .
Wir bekehren Menschen zu einer kraftlosen Form des Christentums, die mit dem Neuen Testament wenig zu tun hat. Der durchschnittliche so genannte Bibelchrist ist nur eine traurige Parodie auf wahres Heiligsein! … Wir müssen bei unseren Bekehrten auf neutestamentlicher Heiligung bestehen, auf nichts weniger; und wir müssen sie in einen Zustand der Herzensreinheit, feuriger Liebe, der Trennung von der Welt und völliger Hingabe an die Person Christi bringen. Nur auf diesem Wege kann der niedrige geistliche Zustand wieder bis auf das Niveau angehoben werden, das er im Licht der Schrift und der ewigen Werte erreichen sollte!
A.W. Tozer
Hongkong: Auch Christen demonstrieren
Es gibt durchaus gute Gründe dafür, dass Christen sich aus aktuellen
politischen Grabenkämpfen heraushalten. Immerhin besteht die nicht ganz
unwahrscheinliche Gefahr, von ausgebufften Politprofis lediglich für eigene
Zwecke missbraucht zu werden. Außerdem können wichtige geistliche Anliegen
schnell hinter lautstarkem gesellschaftlichem Engagement verschwinden.
Bei den gegenwärtigen Demonstrationen in Hongkong aber geht es um keine
parteipolitischen Kleinigkeiten. Auf gesetzlichem Weg soll die noch garantierte
Meinungs- und Religionsfreiheit gründlich ausgehöhlt werden. Regimekritiker
sollen künftig ohne größere Umstände zum Prozess direkt nach China ausgeliefert
werden. Das betrifft dann auch Christen und ihre Gemeinden ganz direkt. Deshalb
wundert es kaum, dass sich bei den vehementen Protesten im September 2019
zahlreiche Christen beteiligen. Natürlich birgt das die Gefahr, dass gerade
diese Christen jetzt auf der kommunistischen Abschussliste stehen. Sollen sie
mit ihrem Einspruch keinen Erfolg haben, müssten sie mit deutlichen
Repressionen durch chinesische Instanzen rechnen.
Eine wichtige Stimme der Hongkonger Demokratiebewegung ist Joshua Wong
Chi-fung. Schon als Kind zeigte der heute 22jährige Student ein großes
politisches Talent. Der aus einer konservativ christlichen Familie stammende
Wong organisierte bereits 2011 einen öffentlichen Protest gegen den neu
eingeführten „Patriotismus- Unterricht“, in dem der chinesische Kommunismus
idealisierend beworben wurde. Mit Freunden aus einem privaten christlichen
College auf der Halbinsel Kowloon, gründete er „Scholarism“. 2012 brachte die
Gruppe mehr als 120 000 Menschen auf Hongkongs Straßen, Schüler, Eltern,
Lehrer. „Wir lassen uns doch nicht unsere Gehirne waschen“. Die Proteste hatten
Erfolg. Der Unterrichtsinhalt wurde zurückgenommen. Jetzt entscheiden Schulen
und Eltern, ob und wie der umstrittene „Patriotismus- Unterricht“ stattfindet.
Auch 2014 stand Joshua Wong an der Spitze der sogenannten „Regenschirm-
Proteste“, die sich gegen einen immer stärkeren Einfluss Chinas wandte.
Monatelang blockierten insbesondere junge Menschen mit Regenschirmen große
Teile der Hongkonger Innenstadt, nicht eben zur Freude vieler Geschäftsleute.
In den folgenden Jahren setzte sich Wong auch für weniger öffentlichen
Leistungsdruck ein. Junge Menschen werden in Hongkong seit frühester Kindheit
von Eltern und Staat zum Lernen und Arbeiten gedrillt. Nur so haben sie eine
Chance auf gute Jobs und ein auskömmliches Leben. Zahlreiche junge Menschen
scheitern jedes Jahr an diesen Ansprüchen und begehen Selbstmord. Irgendwann
begann Joshua Wong als gläubiger Christ dieses materialistische System zu
grundlegend hinterfragen und nach Alternativen zu suchen. „Das Leben hat noch
einen anderen Wert als Geld und Status.“ Die Freiheit und den Glauben
beispielsweise. Mit einigen Mitstreitern gründet Wong 2016 die politische
Gruppierung „Demosisto“.
Zwischenzeitlich ist der politische Aktivist weltbekannt. Aufgrund seiner
Kritik am immer stärkeren Einfluss Chinas in Hongkong saß er drei Monate im
Gefängnis. Andererseits wurde er auch schon für den Friedensnobelpreis
nominiert. Das renommierte amerikanische „Time –Magazin“ druckte sein Gesicht
auf dem Cover und erklärte ihn zu einem der wichtigsten Vordenker der
Gegenwart. Mittlerweile besucht er die „Offene Universität“ in Hongkong. Seine
Zuversicht schöpft Joshua Wong aus dem Glauben: Als Christ reiche es eben
nicht, die Bibel in der Kirche zu lesen. Man müsse sich auch für die dort
verankerten Werte einsetzen.
Am 10.September 2019 war Wong in Berlin und versuchte deutsche
Regierungsvertreter zur Unterstützung der momentanen Hongkonger Proteste zu
gewinnen. Prompt kam ein Rüffel aus Peking. Der deutsche Botschafter in China
wurde einbestellt und ermahnt, man solle sich gefälligst nicht mit diesem
gefährlichen Regimekritiker treffen. – Wong reiste derweilen weiter in die USA,
um auch dort für mehr politische Unterstützung zu werben. Michael Kotsch
Von Selbstbejahung und Selbstverleugnung
John
Stott schreibt in einem Buch Die große Einladung über die Selbstliebe (Brunnen,
2004, S. 81–82):
Was die psychologischen Konsequenzen des menschlichen Paradoxes betrifft [dass
wir voller Würde und zugleich Verdorbenheit sind, Anm. RK], so wissen wir alle,
wie wichtig ein ausgewogenes Selbstbild für unsere seelische Gesundheit ist.
Manche Menschen leiden unter entsetzlichen Minderwertigkeitsgefühlen und einem
sehr negativen Bild von sich selbst. Andere fallen in das entgegengesetzte
Extrem. Der Amerikaner Carl Rogers zum Beispiel, der Begründer der «klientbezogenen
Psychotherapie», kam zu der Überzeugung, dass der tiefste Kern des Menschen,
die tiefsten Lagen seiner Persönlichkeit, der Grund seiner «animalischen»
Natur, einen positiven Charakter haben. Und deshalb sollten wir, wenn es nach
ihm geht, eine «bedingungslos positive Sicht von uns selbst» entwickeln.
Dieses Denken floriert auch in der Selbstverwirklichungsbewegung und hat viele
Christen eingeholt. Sie vertreten die Meinung, wir sollten Gott, unseren
Nächsten, aber zuallererst uns selbst lieben. Doch in Wirklichkeit lautet das
biblische Gebot, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen, wie wir uns selbst
bereits lieben, da wir ja selbstsüchtige Menschen sind. Dass das biblische
Gebot keine Aufforderung ist, uns selbst zu lieben, wird aus drei Argumenten
deutlich. Erstens bestätigt Jesus das alttestamentliche Doppelgebot (Lukas
10,27), Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Von einem weiteren
Gebot: «Du sollst dich selbst lieben», ist nicht die Rede. Zweitens ist
Selbstliebe die Essenz der Sünde (2. Timotheus 3,2). Drittens ist die Liebe,
die unser Leben prägen soll, jene göttliche Agape-Liebe, die sowohl
Opferbereitschaft als auch Dienstbereitschaft beinhaltet, deren «Gegenstand»
wir also nicht selbst sein können. Wie könnten wir uns selbst aufopfern, um uns
selbst zu dienen?
Was also ist ein angemessenes Selbstbild? Wenn wir uns selbst weder hassen noch
lieben sollen, wie sollen wir dann zu uns selbst stehen? Hier kommt wieder das
menschliche Paradox ins Spiel. Wir Menschen sollten daran denken, dass wir
sowohl ein Produkt der Schöpfung als auch ein Produkt des Sündenfalls sind.
Somit bejahen wir dankbar alles in uns, was unserer Erschaffung nach dem Bild
Gottes zuzuschreiben ist, während wir alles in uns entschlossen ablehnen oder
verneinen, was dem Sündenfall zuzuschreiben ist. Wir sind also sowohl zur
Selbstbejahung als auch zur Selbstverleugnung berufen, und wir brauchen ein
gutes Unterscheidungsvermögen, um zu erkennen, was in welcher Situation
angemessen ist.