Weltflucht

Der anglikanische Theologe John Stott beschrieb 1984 die Evangelikalen als solche Christen. die traditionell auf der Flucht vor der Welt sind. Selbstkritisch meinte er: Die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern ist angenehmer als der Dienst an einer gleichgültigen und sogar feindlichen Umwelt. Natürlich unternehmen wir von Zeit zu Zeit einen evangelistischen Streifzug in feindliches Gebiet. das ist schließlich unsere Spezialität als Evangelikale. Aber dann ziehen wir uns wieder zurück über den Graben in die christliche Burg, ziehen die Zugbrücke hoch und verschließen sogar Augen und Ohren vor den Bittstellern, die vergeblich ans Tor pochen. Soziales Engagement galt bei uns in Anbetracht der bevorstehenden Wiederkunft des Herrn im Großen und Ganzen als Zeitverschwendung. Wenn das Haus bereits brennt, wozu dann noch neue Gardinen aufhängen oder die Möbel umstellen? Das einzige. was zählt. ist die Rettung der Opfer (J.Stott‚ Christsein in den Brennpunkten unserer Zeit)

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Das Reich Gottes

Doch das Reich Gottes ist keine christianisierte Gesellschaftsordnung. Es ist die Herrschaft Gottes im Leben derer, die Christus angenommen haben. Christus hat gesagt, das Reich Gottes müsse „empfangen“ oder „ererbt“ werden, und wir können „hineinkommen“ und zwar durch demütigen und bußfertigen Glauben an ihn. Und ohne von neuem geboren zu werden, ist es unmöglich, das Reich Gottes zu sehen, geschweige denn hineinzukommen. Diejenigen aber, die das Reich Gottes annehmen wie ein Kind, werden zu Gliedern der neuen Gemeinschaft des Messias, die dazu berufen ist, die Ideale seiner Herrschaft vor der Welt sichtbar zu machen und der Welt dadurch eine alternative soziale Wirklichkeit vor Augen zu führen. Dies ist die gesellschaftliche Herausforderung als die des „sozialen Evangeliums“. Christsein in den Brennpunkten unserer Zeit in einer nicht-christlichen Gesellschaft – Band 1 1987 von John Stott Seite 19

Lehre wird gefährlich, wenn sie nicht praktiziert wird

“Lehre wird gefährlich, wenn sie nicht praktiziert wird. Alle Lehren von Gottes Wort mögen sich schnell als gut und praktisch erweisen, wenn wir willig sind, sie umzusetzen. Diejenigen, die Lehre lediglich als etwas betrachten, das sich zum Debattieren eignet, verfehlen völlig das Ziel, denn die Wahrheit wird uns gelehrt, damit wir ein heiliges Leben führen. Das ist Gottes Ziel: er gibt uns mehr Licht, damit wir durch dieses Licht noch mehr von seinem Licht erfüllt werden und für andere zum Licht werden.“ Spurgeon, C H: Girded for the Work.

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Was ist Glaube?

Es ist mir sehr klar geworden, daß der seligmachende Glaube ein fortgesetzter, lebendiger Austausch ist zwischen uns und unserm Herrn Jesus Christus. Wir geben ihm unsere Sünden, er gibt uns seine Gerechtigkeit. Im ersten Akt machen wir sein, was unser ist: die Sünde. Im zweiten Akt machen wir unser, was sein ist: seine Gerechtigkeit. Wunderbarer, geheimnisvoller Akt, der sich in der Tiefe der durch die Buß zubereiteten Seele vollzieht. Aus diesem stets erneuerten Austausch entspringt wie aus einer sprudelnden Quelle der ganze Strom christlichen Lebens. Godet, Frederic
Quelle: Rappard-Gobat, Dora – Durch Leiden zur Herrlichkeit
http://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:g:godet:godet-was_ist_glaube

Abraham der Böse

Im Jüdischen Museum, einem der meistbesuchten Orte von Berlin, präsentieren derzeit der britische Filmregisseur Peter Greenaway und seine Partnerin, die niederländische Opernregisseurin Saskia Boddeke ihre kritische Interpretation der von Gott geforderten Opferung Isaaks. Die 15 Räume umfassende Sonderausstellung soll den Besucher schockieren und gegen den vorgeblich grausamen Gott einnehmen. Der Besucher soll sich gleich zu Beginn mit Isaak identifizieren und als „Opfer“ der Religion verstehen. In einem Raum findet man Messer, in einem anderen alle Arten von Fesselinstrumenten. Schafe aus Pappmaché sind vor einer Wand mit roten „Blutspritzern“ dekoriert. Nach eigenen Angaben wollen die Ausstellungsmacher nicht das Denken, sondern das Gefühl ansprechen. Viele Bilder und Inszenierungen sollen abstoßen, auch wenn man den gesamten Zusammenhang nur erahnt.
Der christliche Glaube wird in einem Zimmer durch 140 Kreuze symbolisch dargestellt. Auch hier geht es um die grausame Opferung des Sohnes (Jesus) durch seinen Vater (Gott). Am Ende der Ausstellung wird der Besucher provokativ gefragt, „Oder bist Du ein Abraham?“. Natürlich soll man diese rhetorische Frage ablehnend beantworten, denn wer will schon für die hier dargestellte Grausamkeit verantwortlich sein. „Gehorsam und Unterwerfung“ sind für die Ausstellungmacher die Hauptaspekte der Fast- Opferung Isaaks und auch des heutigen Christentums. Gehorsam und Unterwerfung“ werden von ihnen überwiegend negativ, als Unterdrückung und Unterwerfung interpretiert.
Und wieder einmal wird unter großer öffentlicher Anteilnahme eine negative Deutung biblischer Ereignisse inszeniert. Vollkommen ausgeklammert wird dabei die eigentliche Zielrichtung der Geschichte: Der Mensch ist zutiefst in seiner Existenz bedroht. Durch sein eigenes Handeln, im Gegensatz zu Gottes Maßstäben, steht ihm sein eigener Tod sicher vor Augen. Durch den Eingriff Gottes wird der Mensch vor seinem sicheren Schicksal bewahrt und kann weiter leben bzw. ewig bei Gott sein. Eigentlich geht es weniger um die „Opferung Isaaks“ als vielmehr um die „Auslösung Isaaks“. Innerbiblisch ist diese Geschichte eine Ankündigung des Todes Jesu, der allerdings freiwillig stattfindet. Es geht hier weniger um Grausamkeit gegen Schwächere, als um den Ausdruck grenzenloser Liebe, die bereit ist, selbst das eigene Leben einzusetzen, um den geliebten Menschen zu retten. Wie der Vater, der ins brennende Haus läuft, um sein Kind zu retten, obwohl er dabei sein eigenes Leben verliert. Liebe und Vergebung kommen in der bewusst ablehnenden Darstellung der Fast- Opferung Isaaks im Jüdischen Museum leider nicht vor. Wieder einmal ist es halt populärer biblische Aussagen zu kritisieren als sie verständlich zu machen.
https://www.facebook.com/michael.kotsch.9?fref=nf&pnref=story

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Gottesherrschaft

Wir wissen zur Genüge, dass wir dieses geheimnisvolle Anwachsen der Gottesherrschaft nicht im Sinne des Entwicklungsgedankens verstehen dürfen. Wir dürfen nicht meinen, es bestände in einer allmählichen Christianisierung des Lebens, in einer‚ Verchristlichung’ der Welt, die das Böse in zunehmendem Maße auszuschalten vermöchte. Diese Schwärmereien, die ruhigeren Zeiten nahe liegen möchten (weil sich da die Menschennatur besser tarnen konnte), sind uns in den Schrecken des von Menschen geschaffenen Jammertals gründlich vergangen.“ Helmut Thielicke

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Endlose Unsicherheit

Bei weltlichen Christen ist häufig eine Verherrlichung des Zweifels zu finden. Frei nach Descartes: „Ich zweifle, also bin ich.“ Es gehört fest zum eigenen Selbstverständnis alles in Frage zu stellen. Verschiedene Positionen zu einem Sachverhalt einander gegenüberzustellen, nur um dann die Relativität von beiden zu behaupten. Der grundsätzliche Zweifel ist das erstrebte Lebensgefühl, obwohl er natürlich gleichzeitig beklagt wird. In keinem Fall will man irgendetwas einfach akzeptieren oder von anderen übernehmen. Als authentisch gilt der, der zu allem noch ein „aber“ formuliert und dann auf sein Bauchgefühl hört. Ganz allgemein wird der eigene Bauch, die Emotion, das irgendwo tief in einem liegende Ahnen als einzig verlässliche Instanz gelten gelassen. Man ist gefangen in einer endlosen Schleife des Zweifels und einer bitter-süßen Unsicherheit. Weiterlesen

Kein imaginärer Gott

Versuche nicht, dir eine Vorstellung von Gott zu machen, oder du wirst einen imaginären Gott haben; und bestimmt sollst du nicht einen „Stuhl für ihn bereitstellen“, wie es einige getan haben. Gott ist Geist. Er wohnt in deinem Herzen, nicht in deinem Haus. Brüte über der Schrift und überlass es deinem Glauben, dir Gott zu zeigen, wie er in ihr offenbart wurde. Nichts kann diese herrliche Sichtweise ersetzen. A. W. Tozer, That Incredible Christian, 2011, S.167.

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