Salz ist nicht Zucker

Salz kann nicht durch Zucker oder Süßstoff ersetzt werden. Es ist unmöglich, Salz ein wenig süßer machen zu wollen. Genau so unmöglich ist es, die Wahrheit des Evangeliums dem Geschmack der Menschen anzupassen. Versucht man es doch, nimmt man der Wahrheit die Kraft. (…) Eine Gemeinde, die ihren Lebensstil der verlorenen Welt anpasst und aus Menschenfurcht Gottes Wort abschwächt oder es möglichst schmackhaft haben und weitergeben will, wird kaum noch göttliche Salzkraft besitzen und sich selbst zur Bedeutungslosigkeit verdammen.
– Friedrich Schreiber, Informationsbrief der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ Juni 2010, S. 24

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Interview: Woher kommt der Hype um N. T. Wright?

N. T. Wright war in der Schweiz zu Gast (siehe hier). Im Juni wird er an der Universität Fribourg vier Studientage zu Paulus halten (siehe hier). Ich habe mich mit Jochen Klautke, Mitglied des Leitungskreises von „Josia“, unterhalten.
Woher kommt der „Hype“ um N. T. Wright?
Ich glaube, dass der Evangelikalismus unserer Elterngeneration geprägt war durch eine Theologie, die sich wohl am besten durch die drei Schlagworte dispensationalistisch, fundamentalistisch und pietistisch kennzeichnen lässt. Dadurch wies die Bewegung ganz zentral zwei Wesensmerkmale auf: Weltflüchtigkeit und Zukunftspessimismus. Dazu kam an manchen Stellen eine moralische Rigidität, die über das biblische Mass hinausgeht.
Dazu ist N. T. Wright nun meines Erachtens der Gegenentwurf schlechthin. Das zeigt sich konkret in folgenden Punkten:
Er ist optimistisch im Blick auf die Zukunft, verbunden mit einer irdischen Reich-Gottes-Erwartung, die wir selbst in gewissem Masse erwirken können.
Er lehrt ein zusammenhängendes Metanarrativ der Bibel, betont also die Kontinuität der Bündnisse, Er wirkt in verschiedenen Bereichen entgrenzend und trifft so den Zahn der Zeit:
Symptomatisch dafür ist seine Mitgliedschaft in der Anglikanischen Kirche (zwischen katholisch und evangelisch).
Theologisch steht er zwischen den Liberalen und den Konservativen. Eine gewisse Offenheit zum Heilsuniversalismus ist beispielsweise nicht zu übersehen.
Alle liturgischen Traditionen (von hochkirchlich bis freikirchlich, von traditionell bis emergent) können sich in ihm wiederfinden.
N. T. Wright ist ein Denken in starren Traditionen und Schemata (z. B. offene und geschlossene Brüder, charismatisch und nicht-charismatisch) fern.
Er dient auch als Brückenbauer zwischen Reformierten und Emergenten. Beide „theologischen Schulen“ greifen auf ihn zurück. Dadurch ähnelt er in gewissem Sinne dem New Yorker Pastor Tim Keller (wobei dieser in den meisten Punkten deutlich orthodoxer ist).
Als (ehemaliger) Bischof von Durham und Professor in St. Andrews stellt er auch etwas vor der Welt dar. „Bischof von Durham“ zu sein hört sich einfach besser an als „Präses eines freikirchlichen Verbandes“.
Die (staatliche) Professur steht für intellektuelle Integrität.
Wie wirkt er als Person auf dich?
Vieles an N. T. Wright ist tatsächlich faszinierend. Man muss neidlos anerkennen, dass er einfach gut und interessant schreibt. Auch die Verknüpfung von Lebenswelt und Theologie gelingt ihm in vielen Bereichen sehr gut. Biblische Erkenntnis vermittelt er so, dass die Empfänger sofort wissen, was dies mit ihrem Leben zu tun hat. Auch darin ist er Tim Keller nicht unähnlich.
Ich beobachte bei mir selbst, dass ich dazu neige, mit Begriffen wie beispielsweise „Segen“ und „Ehre“ um mich zu werfen ohne einen tatsächlichen Bezug zur Lebenswelt meiner Zuhörer hergestellt zu haben. Wir haben jedoch oftmals kein Bild davon, was hinter diesen Begriffen steht. Diese abstrakten Begriffe verknüpft N. T. Wright nachvollziehbar mit der Lebenswelt und bettet sie gekonnt in ein Metanarrativ ein.
Das darf aber eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass N. T. Wrights Theologie in vielen entscheidenden Punkten höchst problematisch ist. Vor allem seine Rechtfertigungslehre ist ganz einfach unbiblisch und widerspricht dem, was unter bibeltreuen evangelischen Christen seit Martin Luther unumstritten war. Ehrlich gesagt finde ich es erschreckend wie unkritisch Wrights Rechtfertigungslehre im evangelikalen Lager rezipiert wird. Die Folgen für die Gemeinde werden meines Erachtens deutlich unterschätzt.
Seine Umdeutung der Rechtfertigungslehre stellt zudem etwas (zumindest für die Evangelikalen) Neues dar. Leider brauchen wir Christen mittlerweile alle paar Jahre etwas Neues. Meine (vorsichtige) Prognose lautet darum: In fünf bis zehn Jahren wird Wright – ähnlich wie Bill Hybels – in den evangelikalen Annalen verschwunden sein. Das bedeutet nicht, dass er vollständig vergessen wird. Vielmehr wird er wohl einfach abgelöst von einem neuen Trend und „schrumpft auf Normalmaß“. Mich stimmt es sehr traurig, dass wir nicht mehr aus zeitlosen Wahrheiten leben, sondern uns zunehmend von Trend zu Trend hangeln.

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Heimatmission

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Weil nicht genug für die Kirche gebetet [wird], ist der Einfluss des christlichen Geistes auf das öffentliche und häusliche Leben beinahe gebrochen, und die christlichen Kreise bilden nur eine kleine Gruppe im Land. Es darf nicht heißen: die Kirche ist Nebensache, sondern unsere Bitte sei: dein Königreich komme, und zwar dadurch, dass du deine Kirche bewahrst und vermehrst. Abraham Kuyper

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Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten

The_Great_Dictator_(screenshot).jpg„Der große Diktator“ gehört zu den Filmen, die ich mehrmals mit Begeisterung gesehen habe. Ich hoffe, die Satire auf Adolf Hitler, die am 15. Oktober 1940 uraufgeführt wurde, noch einige Male genießen zu können.   2011 ist ein opulentes Werk über Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten erschienen. Bettina Klix hat das Buch:
Norbert Aping, Liberty Shtunk! Die Freiheit wird abgeschafft, Vorwort von Kevin Brownlow, 2011, Schüren Verlag, Marburg, 424 Seiten, viele Abbildungen, 38 Euro welches die Entstehung des Films eingehend beleuchtet, rezensiert:
„Ich konnte Hitler nicht ernst nehmen. Jede Postkarte zeigte eine andere Pose…Die Gebärde des Grußes, bei der er die Hand über die Schulter zurückwarf, wobei die Handfläche nach oben gerichtet war, erweckte in mir den Wunsch, ein Tablett mit schmutzigen Tellern daraufzustellen. ‚Das ist ein Verrückter!’ dachte ich. Doch als Einstein und Thomas Mann gezwungen wurden, Deutschland zu verlassen, war dieses Gesicht Hitlers nicht mehr komisch, sondern unheimlich.“ Was Charlie Chaplin hier beschreibt, ist eine Art die Gebärde zu studieren, die mit Hilfe grotesker Assoziationen der Wahrheit auf die Spur kommt. Und gleichzeitig schon Ideen für eine Figur sammelt, die sich aus dem Ausgangsmaterial herstellen lässt: Den Diktator Hynkel in der genialen Anti-Hitler-Satire „The Great Dictator“ (1940).

201302141139.jpgChaplin schrieb in seiner Autobiographie, dass er , trotz aller Schwierigkeiten im Vorfeld und der noch zu erwartenden Zensurprobleme – die USA befanden sich noch nicht im Krieg – fest entschlossen war, den Film zu machen, „denn über Hitler sollte gelacht werden.“ Aber: „Hätte ich etwas von den Schrecken der Konzentrationslager gewusst, ich hätte mich über den mörderischen Unsinn der Nazis nicht lustig machen können. “ Für dieses Projekt konnte Chaplin sich die Ähnlichkeit seiner Filmfigur des Tramps Charlie mit Hitler zunutze machen. Äußerer Anhaltspunkt war der zur Verwechslung einladende Schnurrbart, bei Chaplin falsch, bei Hitler echt. Auch zahllose Karikaturen in den Blättern der Auslandspresse – die im Buch zu sehen sind – nahmen die Barttracht zum Anlass für komische Vertauschungen und Verkehrungen. Chaplin hatte Hitler anhand von Wochenschau-Aufnahmen und Fotos genau studiert. Sein Sohn Charlie Chaplin Junior erzählt: „Dad studierte jede Pose des Diktators, machte sich alle Eigenheiten seines Benehmens zu eigen und war von dem Gesamteindruck gefesselt. ‚Der Kerl ist ein großer Schauspieler’, pflegte er voller Bewunderung zu sagen. ‚Wirklich, er ist der größte Schauspieler von uns allen.’“ „Dieses intensive Studium machte sich für Dad bezahlt.“, erzählt sein Sohn weiter. „Seine Darstellung Hitlers war eine perfekte Imitation, so perfekt, dass Deutsche die den Film sahen, genau hinhören mussten, um sich zu vergewissern, dass es sich nicht um den typischen Tonfall Hitlers handelte, sondern um Dads Kauderwelsch.“

Mehr: www.solon-line.de.
http://www.theoblog.de/charlie-chaplin-und-die-nationalsozialisten/19876

 

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„Dein Reich komme“

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Bei der Bitte „Dein Reich komme“ wird an das eigene Ich kaum gedacht. Die Bewegung der Seele richtet sich auf Gottes Ehre, nicht auf unsere Seligkeit, und was unsere Seele verzehrt, ist nicht der Wunsch, es selbst gut zu haben, sondern den Tag sich nähern zu sehen, an dem Gott herrschen wird als der ewige König. Abraham Kuyper

 

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Eine kleine Typologie des Atheisten

Bitte erst die Einleitung lesen. Wir wollen ja keine Verletzten!
Apologetik gehört zu meinen Lieblingsspielen. Und dazu kam es nicht ganz freiwillig. Bereits in der Schule wurde ich mit diversen Argumenten, bis hin zu Beleidigungen konfrontiert. Ich ging auf eine Schule in der Stadt mit ausschließlich gut situierten Mitschülern aus Elternhäusern, die sich wahnsinnig gebildet vorkamen, und diese waren der Meinung, dass ich DRINGEND über die schrecklichen Begleiterscheinungen von Religion und besonders Katholizismus aufgeklärt werden müsse.
Ich bringe auf diesem Gebiet also eine gewisse Übung mit. Im Laufe der Zeit lernte ich, dass Angriff eine der besten Verteidigungen ist, da sich die meisten Kritiker als Vertreter eines gesellschaftlichen Consens und paradoxerweise zeitgleich unheimlich subversiv fühlten. Einerseits dachten sie, ihr Standpunkt sei für einen intelligenten Menschen sofort logisch ersichtlich und der einzig Vernünftige, andererseits hielten sie sich für unfassbar originell. Es kommt in jedem Fall überraschend für sie, wenn man sich über sie lustig macht.
Ich bin mit einem Haufen überzeugter und zufriedener Atheisten befreundet, denen es nie einfiel, mich auf diese widerwärtige Art und Weise anzugehen. Ich habe auch nie versucht, sie zu missionieren. Das ist schließlich ihre Sache. Die hier dargestellten Tpen von atheistischen Nervensägen sind jene Leute, die ihrerseits die Gläubigen nicht in Frieden lassen können. Die denken, sie müssten mich aus irgendeiner Unmündigkeit und aus den Krallen des Vatikan retten.
Die Typen von Atheisten kennen heißt: bereits vorbereitet sein, auf das, was kommt ;) Also zieht Euch warm an, denn das hier sind die definitiv furchteinflößendsten Exemplare unter ihnen: Weiterlesen

Das Himmelreich

Wir reden vom „Himmelreich“ nicht, weil es himmlische Ideale verwirklicht oder ein himmlisches Ziel hat, sondern weil es jetzt schon tatsächlich im Himmel existiert. Es wird nicht erst aufgerichtet, auch erwarten wir sein Kommen nicht erst in der Zukunft, sondern es ist ein Königreich, das ist, das von Anbeginn war, das ewig bleiben wird. Vom Himmel her kann es allein wieder einbringen in diese Welt, aus der es durch den Sündenfall verschwunden ist. Abraham Kuyper über das „Reich der Himmel“:

«Alles ist mir erlaubt» … wirklich?

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Berühmt, vielleicht sogar berüchtigt ist die Aussage des Apostels Paulus: «Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich» (1.Kor 6,12). Glaubt Paulus wirklich, dass ihm alles erlaubt ist? Bibellehrer und Griechischexperte Bill Mounce sagt dazu auf koinoniablog.net: «Natürlich nicht. Paulus hat nicht das Recht, zu sündigen. Er hat nicht das Recht, seinen Dienst aufzugeben.» Mounce argumentiert dafür, dass Paulus hier seine Gegner in Korinth zitiert. Darum setzen einige englische Übersetzungen «Alles ist mir erlaubt» auch in Anführungszeichen, eine Übersetzung geht sogar so weit, dass sie eine Interpretation hinzufügt: «Jemand mag sagen, alles ist mir erlaubt». Ähnlich ist es im Deutschen bei der NGÜ, die schreibt: «‹Alles ist mir erlaubt!› Wer so redet, dem antworte ich: Aber nicht alles, was mir erlaubt ist, ist auch gut für mich und für andere.» Bill Mounce meint in Bezug auf die freiere, interpretative Übersetzung:
Man könnte mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden sein, aber zumindest kann man sehen, warum sie es getan haben. Keine Übersetzung ist beliebig. Zumindest habe ich noch keine solche gefunden. Es gibt immer einen Grund. In diesem Fall ist der Wunsch, ein Missverständnis zu vermeiden, ein triftiger Beweggrund, um etwas interpretativer zu sein. Wir haben nicht das Recht, alles zu tun, aber selbst wenn wir es hätten, ‹nicht alles ist nützlich›. Die Freiheit ist nicht der Massstab, gemäss dem wir unsere Entscheidungen treffen. Manchmal beschränkt Freiheit sich selbst, weil es andere Dinge gibt, die wichtiger sind, wie die Liebe. René Malgo http://aufdurchreise.com/2013/12/19/alles-ist-mir-erlaubt-wirklich

Der Film Lemon Tree des israelischen Autors und Regisseurs Eran Riklis zeigt unaufgeregt und mit einiger Situationskomik das Drama des Misstrauens.

Salma Zidane, eine verwitwete Palästinenserin aus der Westbank, die in der Nähe einer jüdischen Siedlung eine seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindliche Zitronenplantage bearbeitet, hat plötzlich neue Nachbarn: den israelischen Verteidigungsminister und seine Frau Mira. Aus Sicherheitsgründen soll der Zitronenhain daher verschwinden. Mit Hilfe des jungen Anwalts Ziad Daud klagt Salma gegen diese Maßnahme – bis zum Obersten Gerichtshof, der verfügt, dass die Zitronenbäume zwar stehen bleiben dürfen, aber bis auf Bodenhöhe gekappt werden müssen, wodurch sie jegliche Funktion einbüßen. Von dem saftigen Grün bleibt ein karges Stoppelfeld übrig, eingezäunt und zur Siedlung hin von einer hohen Mauer umschlossen.
Das ist – ganz grob – die Geschichte, die der Film Lemon Tree erzählt, der auf der Berlinale 2008 mit dem Panorama-Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Er erzählt sie ohne großes Pathos und in einer Draufsicht, die versucht, möglichst objektiv zu sein und die inmitten der Feindschaft den gemeinsamen Feind auf beiden Seiten der Mauer identifizieren hilft: das Misstrauen, das entsteht, wenn man wenig weiß über den Anderen, über den Nächsten, hier: über den Nachbarn.
Freilich werden die Sympathien subtil ungleich verteilt. Es fällt viel leichter, sich mit der Frau vom Zitronenhain zu identifizieren als mit dem Verteidigungsminister. Der Wohlstand der jüdischen Siedler wird mit der Armut der Palästinenser konfrontiert, die oft genug behördlicher Willkür ausgesetzt sind. Doch der Film moralisiert nicht. Zu Recht, denn keiner Seite ist allein der Vorwurf zu machen. Das Sicherheitsinteresse Israels ist ebenso unbestreitbar wie das Interesse der Palästinenser, in menschenwürdigen Verhältnissen zu leben – und dazu gehört die Garantie von Leben, Freiheit und Eigentum. Die zahlreichen terroristischen Angriffe, die eine Maßnahme wie die Vernichtung des Zitronenhains rechtfertigen, heben die Unschuldsvermutung, die auch gegenüber Salma gelten muss, nicht auf.
Doch das Risiko bleibt. Abbauen ließe es sich nur durch den persönlichen Kontakt – etwas, das sich Mira, die Ehefrau des Verteidigungsministers, insgeheim wünscht, aber nicht realisieren kann. Was hindert sie daran, in eine Beziehung zu ihrer Nachbarin zu treten? Antwort: Die Umstände, die sich wiederum nur durch Beziehung ändern ließen. Es wird deutlich: Irgend jemand muss den Bann brechen, muss den nötigen Vertrauensvorschuss liefern, anders lässt sich das Problem nicht lösen, anders lässt sich die Spirale aus Angst und Gewalt nicht stoppen. Es braucht Feindesliebe – zumindest den Wunsch nach einem Ende der Feindschaft.
Dabei sind sich Salma und das Paar von nebenan viel näher als sie denken. Ihre Kinder studieren beide in den USA, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt. Und schließlich sind sie Nachbarn, die aber von einem Stacheldraht (am Ende des Films von einer Mauer) getrennt sind. Die ganze skurrile Situation rund um die Zitronenplantage wird untermalt von den Logik-Lektionen, die sich der diensthabende Soldat auf seinem Wachturm anhört, offenbar, um sich auf eine Prüfung vorzubereiten. Sie stehen in scharfem Kontrast zur Unlogik des Misstrauens, das nur Verlierer zurücklässt: Salma verliert ihre Zitronenbäume, der Verteidigungsminister, nachdem er sich die Aussicht auf den Zitronenhain verbaut hat, verliert seine Frau, die ihn schweigend verlässt. Es braucht die Logik der Liebe, die den ersten Schritt tut. Diese Lehre erteilt Lemon Tree – ohne Vorwürfe und ohne erhobenen Zeigefinger. Guter Film.
(http://jobo72.wordpress.com/2014/01/09/eine-zitronenplantage-oder-die-angst-vor-dem-unbekannten/ Josef Bordat)

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Frühsexualisierung – Vom Duktus der Bibel zum Jargon der Neuzeit?

Die Diskussion scheint, als sei Sex das Hauptthema des Unterrichts an Schulen. Er polarisiert, dieser Sex. Er löst sich los aus purer Zugehörigkeit zum Leben und setzt sich fort als Äquator – die eine Hälfte trennend von der Anderen. Ist er uns wirklich so wichtig?
Letztlich geht die Diskussion dieser Tage weiter als um bloßen Sex, es geht um Sex und Kinder.

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