Warum ich die gewöhnliche Gemeinde liebe

Ich gehöre zu einer ganz gewöhnlichen Gemeinde. Mit um die 100 Mitgliedern ist sie nicht besonders groß. Unsere Gemeinde ist logischerweise auch (über unsere Stadt hinaus) nicht bekannt. Wir sind keine Trend-Gemeinde, die Christen aus anderen Städten (oder gar Ländern) besuchen und sich zum Vorbild nehmen. Über unsere Gemeinde hat auch noch nie jemand ein Buch oder auch nur einen Zeitschriftenartikel verfasst. Wir sind auch keine besonders innovative Gemeinde, die irgendetwas noch nie dagewesenes machen würde. Und unser Gemeindehaus ist auch weder besonders hübsch noch beeindruckend groß. Nein, Gemeinden ähnlich der unseren gibt es Hunderte in ganz Deutschland.
Und doch bin ich sehr gerne Teil (und Pastor) dieser Gemeinde. Ja, ich liebe meine Gemeinde. Ich liebe generell die gewöhnliche Gemeinde. Und dafür gibt es gute Gründe:
Hier leben Menschen den Glauben
Hier in ganz gewöhnlichen Gemeinden leben Christen ihren Glauben. Hier geschieht Jüngerschaft. Hier wird sich gegenseitig unterstützt und geholfen. Hier erleben Menschen Ermutigung aber auch Korrektur. In ganz gewöhnlichen Gemeinden wie bei uns kommen Menschen zusammen, um Gottesdienst zu feiern und die Bibel zu lesen. Man trifft sich, um miteinander zu beten und sich über den Glauben auszutauschen. Kurz gesagt: in gewöhnlichen Gemeinden steckt eine ganze Menge vitales geistliches Leben!
Hier wird Gottes Wort verkündigt
In ganz gewöhnlichen Gemeinden wird aber auch das Wort Gottes verkündigt. Das Wort, von dem der Herr sagt, dass es so kräftig ist, „wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt“ (Jer 23,29). Den gewöhnlichen Gemeinden mag manches fehlen, aber mit dem verkündigten Wort Gottes haben sie das wertvollste Pfund überhaupt, mit dem sie wuchern können. In gewöhnlichen Gemeinden an allen Orten gibt es auch viele völlig gewöhnliche Prediger, die sich Woche für Woche größte Mühe geben, dieses Wort zu verkündigen. Damit tragen gerade die gewöhnlichen Gemeinden dazu bei, dass das Wort Gottes in das ganze Land hinausgeht: in einzelne Stadtteile größerer Städte genauso wie in die vielen Kleinstädte und eher provinziellen Gegenden unseres Landes. Ja, gewöhnliche Gemeinden – die über das ganze Land verstreut sind – sind im Grunde wichtige Missionsstationen in unserem Land.
Hier wirkt der allmächtige Gott
Mancher mag es vielleicht nicht glauben, aber ja, auch in ganz gewöhnlichen Gemeinden wirkt der allmächtige Gott. Auch hier finden Menschen, die nichts von Gott wissen wollten, zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Auch hier werden Menschen so verändert, dass sie schlechte Eigenschaften ablegen können. Auch in gewöhnlichen Gemeinden werden Gebete erhört und Menschen reifen in ihrem Glauben. Warum? Weil auch in gewöhnlichen Gemeinden der allmächtige Gott durch seinen Geist wirkt!
Auch sie sind Braut Christ
Das NT bezeichnet die Gemeinde Jesu Christi als seine Braut. Auch gewöhnliche Gemeinden gehören dazu. Interessant ist doch, dass Paulus gerade über die Gemeinde in Korinth zu solchen Worten greift: „Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte.“ (2Kor 11,2). Auch die schwierige Gemeinde von Korinth ist Braut Christi und damit in Gottes Augen von sehr großem Wert. Wie viel mehr gilt das dann für die vielen gewöhnlichen Gemeinden unserer Tage, auf die manche Christen so verächtlich herabblicken.
Wie denken wir über die gewöhnlichen Gemeinden?
Ja, gewöhnliche Gemeinden haben natürlich ihre Schwächen. Manche sind in bestimmten Traditionen zu sehr verhaftet. Andere haben wenig personelle und finanzielle Ressourcen ein breites Gemeindeleben anzubieten. Wieder andere kreisen zu sehr um sich selbst oder sind zu abhängig von einzelnen Mitgliedern und hipp und modern sind gewöhnliche Gemeinden natürlich überhaupt nicht… Und natürlich gibt es noch ganz andere Baustellen.
Und dennoch: es ist wichtig und ein großer Segen, dass es so viele gewöhnliche Gemeinden gibt! Wenn du zu so einer Gemeinde gehörst, dann schätze sie, fördere sie und sei dankbar für deine Gemeinde! Und wenn du zu einer anderen – nicht ganz so gewöhnlichen Gemeinde gehörst – dann hüte dich vor Hochmut und geistlicher Arroganz diesen gewöhnlichen Gemeinden gegenüber.
Veröffentlicht am 22. Februar 2019 von Wolfram Wobig

Warum ich die gewöhnliche Gemeinde liebe

Aus den Medien: Das Zeug scheint harmlos, aber ihr habt alle keine Ahnung

Ich bin auf einen ausgezeichneten Artikel zum Cannabis-Konsum hingewiesen worden (Hört auf, Cannabis zu rauchen; NZZ am Sonntag vom 7.12.2018).

Der Einstieg

Zuerst liess ich mich nur einladen. Und auch das nur an Samstagen. Doch allmählich kamen die Sonntage dazu. Dann fing ich an, kleinere Mengen zu kaufen. Allmählich kam die Lust, auch an Wochentagen zu konsumieren, aber vorerst nur nach Einbruch der Dunkelheit. Bald fing ich an, mich schon ab Mittag auf die Abende zu freuen. Dann erweiterte ich den Begriff Abend auf den mittleren Nachmittag.

Ein paar Monate später sass ich bereits ab und an mit einem Spliff beim Frühstück und grinste mit geröteten Augen meine Freundin an. Aber hey, mein Leben lief erfolgreich und easy, ich fand sogar: genau deswegen. Schreiben und Haschisch? Als wäre das Gehirn mit Nähmaschinenöl abgefüllt. Ich schrieb Sätze, die mir unbekifft nie eingefallen wären. Auch Pingpong klappte exzellent.

Weg zur Problemverdrängung

Gab es ein Problem, dann rauchte ich erst mal einen. Rauchen, relaxen und in aller Ruhe darüber nachdenken. Das funktioniert. Man fühlt sich wie ein Einäugiger unter Blinden. Blöderweise denkt man immer häufiger in aller Ruhe nach und raucht noch zwei dazu. Man wird auch richtig gut darin, die ungelösten Probleme zu verdrängen.

Die Folgen

Anfangs geht es ums Öffnen, um den Spass, um Austausch und Magie. Aber eines Tages stellst du fest, dass du von der Welt nichts mehr wissen willst. Dass du nicht mehr einschlafen kannst, wenn in der Schatulle keine Krümel liegen und der letzte Joint zu schwach war.

Haschisch ist keine Droge, die dich zügig ruiniert. Man kann damit über Jahrzehnte funktionieren, aber die Gefahr im Hintergrund wächst. Und sie ist subtil, denn du spürst das Messer nicht, in das du läufst. … Du bist wie ein Pfeil, der im Kreis fliegt, weil deine Ziele verschwinden. … Lässt die Wirkung der Hormone nach, fällt der Level in den Keller, und du musst dich wieder hochrauchen.

Die Besinnung

Entweder leitet man selbst Gegenmassnahmen ein – oder sie werden eingeleitet. Sei es durch eine Psychose oder durch die Tatsache, dass man sich nicht mehr zum Briefkasten traut. Oder durch eine grosse Liebe, die für immer im Treppenhaus verschwindet.

Tagelang, wochenlang, so tickt die Uhr auf Haschisch. Du schiebst Entscheidungen wie Bugwellen vor dir her. … Wer regelmässig kifft, wird zur Mumie, eingewickelt in Hanf. Nichts kommt mehr wirklich ran. Das Manko wird durch ein reflexhaftes, dämliches Grinsen kaschiert.

Sehr deutlich zeigt dieser Zeuge auf, worum es geht: Die Wirklichkeit auf Ärmellänge halten und vor ihr zu flüchten.
https://hanniel.ch/2019/02/24/aus-den-medien-das-zeug-scheint-harmlos-aber-ihr-habt-alle-keine-ahnung/

Theologie ist eine harmlose Angelegenheit geworden

Heute haben wir es mit einer Dialoginflation zu tun. Man will mit jedem und möglichst allen „ins Gespräch kommen“. Theologie muss relational und kommunikativ sein. Der Gegenstand, über den wir sprechen, ist nicht so wichtig, die Beziehung, die wir im Dialog eingehen, ist wichtiger. Der Dialog unserer Tage dient nicht der Wahrheit, sondern der Gemeinschaft. Diese gemeinschaftssuchenden Dialoge gehen von einer Kirchengemeinschaft zur anderen, von einer Religionsgemeinschaft zur anderen. Zugleich entstehen wahrheitssuchende Dispute in allen Kirchen und in allen Religionen zwischen Konservativen und Progressiven, zwischen Fundamentalisten und Modernisten. Warum sind die gemeinschaftssuchenden Dialoge und die wahrheitssuchenden Dispute getrennt? Warum gehen Gemeinschaft und Wahrheit nicht zusammen?
Es gibt einen flachen Witz über die moderne Philosophie der Kommunikation: Ein Reisender ist in einer fremden Stadt. Er fragt einen, der ihm begegnet: „Wissen Sie, wo es zum Bahnhof geht?“ Der antwortet: „Das weiß ich auch nicht, aber ich freue mich, dass wir ins Gespräch gekommen sind.“ Es ist kein Wunder, dass es in der Theologie still geworden ist. Ich erinnere noch die heftigen Dispute über „Entmythologisierung“ oder „feministische Theologie“, um nur zwei zu nennen. Heute sind Theologen friedlich geworden. Es gibt kaum noch Streit. Die Öffentlichkeit nimmt kaum noch Notiz. „Wissenschaftliche Theologie“ hat die Kirchen verlassen und konzentriert sich auf Anerkennung im Haus der Wissenschaften. Dogmatik geht zur Religionsphilosophie über. In früheren Zeiten klagten die Leute über die Streitlust der Theologen, die rabies theologorum. Heute ist Theologie eine harmlose Angelegenheit geworden. Ist das nicht gut so? Nein! Wir müssen wieder lernen. Ja oder Nein zu sagen. Ein Streit kann mehr Wahrheit enthalten als ein toleranter Dialog.
Christliche Erneuerungen in schwierigen Zeiten, 2019, S. 14–16

Jürgen Moltmann: Theologie ist eine harmlose Angelegenheit geworden

Geistlicher Ehebruch heute

Wenn diejenigen, die behaupten, daß sie Gott gehören, sich von dem Wort Gottes und dem Christus der Geschichte abwenden, dann ist das in Gottes Augen sehr viel schlimmer als der schlimmste Fall von ehelicher Untreue, denn das zerstört die Wirklichkeit des großen, zentralen Braut-Bräutigam-Verhältnisses. Ich habe mich bemüht zu betonen, daß Gott Promiskuität in geschlechtlichen Beziehungen keineswegs auf die leichte Schulter nimmt, aber Abfall vom Glauben — geistlicher Ehebruch — ist viel schlimmer. Und das ist genau das, was der moderne liberale Theologe getan hat. Und was sagen wir dazu? Ich würde meinen, daß wir uns bemühen sollten, die Situation nicht weniger klar zu beurteilen, als Gott das tut. Wenn man sich die liberale Theologie von heute ansieht, so wird deutlich, daß sie den Gott, den es gibt, leugnet. Sie leugnet den göttlichen historischen Christus. Sie leugnet die Bibel als das Wort Gottes in menschlicher Sprache. Sie leugnet den Heilsweg Gottes. Die Liberalen erheben ihre eigenen humanistischen Theorien in eine Stellung, die über dem Wort Gottes, der offenbarten Mitteilung Gottes an den Menschen, gilt. Sie machen sich durch bloße Projektionen ihres Denkens Götter, die keine Götter sein können.
Francis Schaeffer (Die Kirche Jesu Christi, 1981, S. 43–44)

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Alleine leben

Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein Gemeinschaftswesen, wie bereits der antike griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v.Chr.) zutreffend feststellte. Ohne Gemeinschaft kann der Mensch kaum vernünftig überleben. In einer vollkommen individualisierten Welt, in der sich jeder selbst für den Nabel der Welt oder den Mittelpunkt des Universums hält, in der jede Werbung einem suggeriert, dass alles nach dem eigenen Willen und für das eigene Wohl zu geschehen habe, da scheint diese gottgewollte Lebensweise des Menschen zu kippen. Die Zahlen sprechen diesbezüglich eine eindeutige Sprache, wie neuste Statistiken belegen.
Einer aktuellen Erhebung entsprechend waren 2018 57 % aller Haushalte in Regensburg Einpersonenhaushalte. Damit nimmt die bayrische Stadt einen absoluten Spitzenplatz ein. Im Bundesdurchschnitt gab es „lediglich“ 38 % Singlehaushalte. Gerade noch in 32 % der Haushalte leben Kinder. Ganz offensichtlich bahnt sich hier eine drastische Veränderung der Gesellschaft an, in der ein auf sich selbst zentrierter, kinderloser Lebensstil zum Topmodell avanciert.
Wirklich glücklich scheint sich der postmoderne Mensch zwischenzeitlich aber weder in Gemeinschaft noch alleine zu fühlen. Auf der einen Seite sucht er nach anderen Menschen, vorzugsweise Gleichgesinnten; besser noch Verehrern oder Followern. Andererseits will sich der selbstzentrierte Mensch nicht wirklich dauerhaft mit anderen Personen abgeben, die ihn schnell nerven oder zu ungewollten Zugeständnissen bezüglich seiner Tagesplanung drängen. Die passende Selbstvermarktung scheint häufig wichtiger als der wirklich interessierte Blick auf den Anderen. Epidemisch breiten sich bei dieser Lebensweise allerdings psychische Erkrankungen, Selbstzweifel, Einsamkeit und eine gern verdrängte Sinnlosigkeit aus.
Christen können hier mit gelingenden Partnerschaften und lebendigen Gemeinden vorbildliche Akzente für gemeinschaftliches Leben setzen, das dem Menschen in seinem von Gott angelegtem Wesen entspricht. Ganz offensichtlich hat Gott den Menschen nicht als isoliertes Einzelwesen, sondern für die Gemeinschaft geschaffen, Gemeinschaft mit ihm und mit anderen Personen.
„Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei …“ (1Mose 2, 18)
„Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn nun der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört er deshalb etwa nicht zum Leib?“ (1Kor 12, 12-15) Miachel Kotsch

Gemeinde aufbauen, nicht abbauen

Zitat

Ich weiß, daß es in vielen gläubigen Kreisen geradezu eine hysterische Angst vor geistiger und theologischer Klärung gibt. Der Grund liegt sehr häufig darin, daß gewisse Leute, die sich Theologen nennen, die Gemeinde nicht aufgebaut, sondern mit ihren gottlosen Sprüchen abgebaut haben. Von hierher ist zu verstehen, wenn mancher einfach keine Lust und kein Vertrauen mehr zu theologischer Arbeit hat, weil er befürchten muß, daß die Gemeinde nur zerstritten wird. Aber es gilt auch hier der Satz: Der Mißbrauch hebt den guten Gebrauch nicht auf … Holt Euch zu theologischer Arbeit nur solche Männer, die mit Euch beten und Gott loben können und die nachgewiesen haben, daß alle theologische Arbeit in dem Versöhnungsopfer von Golgatha gemessen werden muß, und von denen Ihr wißt, daß sie eine lebendige Ewigkeitshoffnung haben.
Klaus Vollmer, Gemeinde aufbauen, nicht abbauen (Alte Wege – neu entdeckt, 1975, S. 81–82

Der Geist Gottes im Kampf der Geister

In vielen frommen Kreisen wird der Heilige Geist als eine imaginäre, seltsam mit Gefühlen vermischte Größe angesehen. Hier muß wieder Klarheit hineinkommen: Der Geist Gottes trifft auf einen Menschen, um ihm das Geheimnis Christi zu offenbaren und um den Gläubigen, in alle Wahrheit zu leiten’ (Joh. 16, 13). Dies sind geistige Vorgänge. Und es ist eben keine Nebensache, daß unser Herr seine Jünger gelehrt hat und daß er sie beauftragte, alle Welt, zu lehren’, sondern Lehre bedeutet, daß ein Mensch ganz, nach Leib, Seele und Geist unter die Herrschaft Christi kommt. Da wir Menschen aber durch den Geist geadelt sind, setzt Gott auch entscheidend im Geist an.
Verkündigung ist und bleibt darum auch ein Kampf der Geister! Und immer wird es darum gehen, ob der Geist der Selbstherrlichkeit, des Hochmuts und der Selbstgerechtigkeit siegt, oder ob durch die Verkündigung des Wortes Gottes der Geist Gottes über einen Menschen herrschen kann. Und indem er ihn zum Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn bringt, wird er die Führung über das ganze Leben antreten. In diesem Kampf der Geister führt der Geist Gottes jeden in die Auseinandersetzung mit den herrschenden Geistern der Zeit. Klaus Vollmer, Der Geist Gottes im Kampf der Geister (Alte Wege – neu entdeckt, 1975, S. 77–78)

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Oft ist zu hören: Das Gedenken an die sechs Millionen ermordeten Juden werde nach dem Ableben der letzten Zeitzeugen erheblich erschwert.

Oft ist zu hören: Das Gedenken an die sechs Millionen ermordeten Juden werde nach dem Ableben der letzten Zeitzeugen erheblich erschwert. Das ist gedankenloses Geschwafel. Längst sind die Zeitzeugen der altrömischen Republik tot, aber ihre Geschichte können wir ebenso rekonstruieren wie die des römischen Kaiserreichs. Notwendig ist eine Wende in der europäischen Gedenkkultur. Ohne sie wird der dreiköpfige – muslimische, linke und rechte – Antisemitismus immer stärker und Holocaust-Gedenken zur selbst gestellten Falle.
Wer nur nach hinten rechts schaut, übersieht die entgegenkommenden Gefahren. Wer vom muslimischen und vom linken Antisemitismus nicht reden will, sollte auch vom rechten schweigen. Die Gedenkfalle kann keine noch so erschütternde Zeitzeugenrede am «Holocaust-Gedenktag» beseitigen.
https://www.nzz.ch/meinung/wer-immer-nur-rechts-in-den-rueckspiegel-schaut-sieht-die-gefahr-vorne-nicht-rituelles-holocaust-gedenken-kann-auch-zur-falle-werden-ld.1450430

 

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