TV: Jeden Freitag derselbe Krimi

Der ÖRR ist nicht nur in einer System- und Personalkrise, sondern auch in einer Qualitätskrise. Giovanni di Lorenzo wies etwa kürzlich darauf hin, dass konservative Stimme gar nicht mehr auftauchen (vgl. hier):

»Es sind ihrer vier: Kostenblöcke wie die für Gehälter und Pensionen, die sich nicht einfach reduzieren lassen. Die Altersstruktur der Zuschauer. Die Frage, worauf sich das Programmangebot konzentrieren soll. Und der Umstand, dass sich ein Teil der Bevölkerung vom Weltbild vieler öffentlich-rechtlicher Journalisten nicht repräsentiert fühlt, obwohl auch er für das Programm bezahlt. So gibt es heute im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine einzige profilierte konservative Stimme mehr.«

Claudius Seidl hat für die FAZ die desaströse Lage im Bereich Film so wunderbar beschrieben, dass ich es hier gern mal wiedergebe: 

Wie diese Gebühren verschwendet werden, offenbart sich nicht nur in der Affäre Schlesinger. Es genügt ein Blick ins Fernsehprogramm. Eine Folge „In aller Freundschaft“ kostet ungefähr ein Intendantenjahresgehalt. Ein Rosamunde-Pilcher-Film hat das gleiche Budget wie die Renovierung der RBB-Chefetage. Gegen beides wäre, da es ja seine Zuschauer findet, viel weniger zu sagen, wenn es nicht so viel davon gäbe. Zu viel, wie jede Stichprobe zeigt. An einem Montag: Donna Leon im Ersten, Bodensee-Krimi im Zweiten. An einem Dienstag: „Die Kanzlei“, danach „In aller Freundschaft“. Es gibt „Sokos“, fast schon aus jeder Mittelstadt, es gibt Barcelona-Krimis, Mordkommission Istanbul, alles aus deutscher Produktion. Und natürlich Spreewald-Krimis, Erzgebirgskrimis, „München Mord“. Was nicht nur die Verengung fast aller narrativen Möglichkeiten auf die Aufklärung von Morden und das Erfinden immer neuer und einander doch so schrecklich ähnlicher Motive zur Folge hat – letztlich also ein Bild der Gesellschaft als Ansammlung von Verdächtigen. Wer zum Beispiel die Angewohnheit hat, freitags das „heute journal“ zu sehen, und, um nichts zu versäumen, ein paar Minuten zu früh einschaltet, muss den Eindruck haben, es werde jeden Freitag derselbe Krimi immer wieder gesendet: so ununterscheidbar sind die betroffenen Gesichter, die Umarmungen der Davongekommenen, die Musik scheint ein endloser Loop zu sein.

https://theoblog.de/tv-jeden-freitag-derselbe-krimi/38480/

Mehr: www.faz.net.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/schlesinger-affaere-wahre-verschwendung-findet-sich-im-tv-programm-18271305.html

Wie soll man sich verhalten?

„Wir bekommen üble Geschichten zu hören, die so erzählt werden, als wären sie lustig: nicht nur freizügige Geschichten, sondern (aus meiner Sicht viel ernster und weniger auffällig) Geschichten, die der Erzähler gar nicht erzählen könnte, ohne dabei gegenüber irgendjemanden einen Vertrauensbruch zu begehen. Wir bekommen üble Nachrede über Abwesende zu hören, oft getarnt als Mitleid oder Humor. Über Dinge, die uns heilig sind, wird gespottet. Grausamkeit wird auf verstohlene Weise gutgeheißen […]
Wie soll man sich verhalten? Einerseits gibt es ganz sicher ein bestimmtes Maß an widerspruchsloser Teilnahme an solchem Gerede, das sehr verwerflich ist. Wir stärken damit die Hand des Feindes. Wir verleiten ihn zu dem Glauben, ‚diese Christen‘ dächten und fühlten, wenn man erst einmal ihre Abwehr unterlaufen hat und mit ihnen an einem gut gedeckten Tisch sitzt, genauso wie er. Damit verleugnen wir unseren Herrn und verhalten uns so, als kennten wir ‚den Menschen nicht‘. Soll man aber andererseits immerzu deutlich machen, dass man wie Königin Victoria ‚nicht amüsiert‘ ist? Soll man den Streit suchen und den Gesprächsfluss nach jedem zweiten Satz mit ‚Ich sehe das anders, ich sehe das anders, ich sehe das anders‘ unterbrechen? Oder einfach aufstehen und weggehen? Doch durch solches Verhalten würden wir womöglich manche ihrer schlimmsten Vorurteile gegen ‚diese Christen‘ bestätigen. Wir benehmen uns genauso unflätig dünkelhaft, wie sie es immer behauptet haben.
Schweigen ist eine gute Zuflucht. Es fällt den Leuten viel weniger leicht auf, als wir oft annehmen. Und was noch besser ist: Nur wenige von uns haben Freude daran, wie es vielleicht bei energischeren Methoden eine Gefahr wäre. Man kann Widerspruch, glaube ich, manchmal auch ohne den Anschein der Dünkelhaftigkeit äußern, wenn man ihn in Argumente kleidet statt in diktatorische Edikte. Oft kommt dann sogar Unterstützung von jemandem aus dem Kreis, von dem man es am wenigsten erwartet hätte, oder gar von mehreren Seiten, bis sich herausstellt, dass die schweigenden Abweichler tatsächlich in der Mehrheit waren. Eine wirklich interessante Diskussion kann sich anschließen. Freilich könnte es sein, dass die richtige Seite dabei unterliegt. Doch das spielt eine viel geringere Rolle, als ich immer gedacht habe. Gerade bei dem Mann, der einen in der Debatte übertrumpft hat, wird sich vielleicht nach Jahren herausstellen, dass er durch das, was man gesagt hat, beeinflusst wurde.“
Clive Staples Lewis. Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen. Brunnen: Gießen, 20193. S. 83f.

Über die Wirklichkeit und das Christentum:

„Die Wirklichkeit ist meistens ganz anders, als wir vermutet hätten. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dem Christentum glaube. Es ist eine Religion, die man sich nicht hätte ausdenken können. Würde uns der christliche Glaube ein Weltbild vermitteln, das genau unseren Erwartungen entspricht, so würde ich ihn für menschliche Erfindung halten. Tatsächlich aber gehört er zu den Dingen, die man nicht hätte erfinden können.“ Clive Staples Lewis. Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben. Brunnen: Gießen, 201221. S. 48.

Alle Menschen sind Schafe

So! Und dann bin ich Sein Schaf! Das ist doch wirklich eine recht beleidigende Feststellung. Ich habe einmal ein Spottbild gesehen. Da war ein Schaf gezeichnet, das geradezu erschütternd dumm und schafsmäßig aussah. Und unter dem Bilde stand: „Dies ist ein Christ. Denn die Christen behaupten ja von sich selbst, daß sie Schafe seien.“ Der Zeichner dieses Bildes irrte. Nicht wir Christen sagen, daß wir Schafe seien, sondern Gottes Wort erklärt das. Es sagt Dinge, die sehr unbequem sind.
Gottes Wort sagt aber nicht, daß nur die Christen Schafe seien. Es behauptet vielmehr: Alle Menschen sind Schafe. Alle Menschen! Der Unterschied zwischen den rechten Christen und den andern besteht darin: Die Christen sind Schafe, die einen guten Hirten haben. Die andern aber sind verirrte und verlorene Schafe. Wenn bei ihnen — so sagt Gottes Wort — von einem Hirten die Rede sein kann, dann nur so: „Der Tod weidet sie.“
Das alles ist ja wirklich — unerhört. Aber nun wollen wir uns nicht über Gottes Wort empören, sondern vielmehr fragen: Warum nennt die Bibel uns „Schafe“? Darum, weil wir keinen Orientierungssinn haben. Wenn man eine Brieftaube 100 Kilometer von ihrem Schlag auffliegen läßt, dann fliegt sie schnurstracks in ihren Schlag zurück. Wenn man aber ein Schaf einige hundert Meter von seinem Stall fortlaufen läßt, weiß es den Weg nach Hause nicht mehr. So steht es mit uns. Nun ja! So im Irdischen finden wir uns einigermaßen zurecht. Aber wenn es sich darum handelt, nach Hause zu kommen, zum Herzen Gottes, zum Himmelreich, finden wir keinen Weg. Wohl denen, die dann sagen können: „Der Herr ist mein Hirte!“ Amen.
Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller

Poetry Slam „Immer für dich“ von Sarah Marieto

Heute ein sehr ermutigender Poetry Slam: „Immer für dich“ von Sarah Marieto – zum Thema Angst, Sorgen und Schwachheit…

Sie schreibt zu „Immer für dich“:

Wie auch die anderen Texte, hat dieser eine eigene Geschichte. Die Worte kommen nicht von irgendwo, denn ich weiß nur zu gut wie sehr Ängste und Selbstzweifel einen niedermachen können. Das Gefühl, etwas nicht bewältigen zu können, ständige Sorgen und „Was wenn`s“, die im Kopf umhergeistern sind mir bekannt und ich bin sicher, dass ich damit nicht alleine bin.
Jeder kennt das bedrückende Gefühl, einer Situation nicht gewachsen zu sein, nicht auszureichen.

Ich habe gelesen, dass die meisten Deutschen Angst vor Naturkatastrophen und Terrorismus haben, und davor, ein Pflegefall im Alter zu werden. Dinge, die wir nicht beeinflussen können machen uns Angst, und diese Angst kann lähmend sein – was können wir schon tun?
Meine Generation ist von Zukunftsängsten geprägt, so heißt es. Die Medien überschlagen sich mit Krisenmeldungen, und immer öfter wird uns in diesen Tagen wohl klar: Die Welt ist ein klein wenig zu groß, um sie zu kontrollieren, und ein klein wenig zu unberechenbar, um sich jemals 100% sicher zu fühlen.

Aber ist nicht genau das unser Privileg, als Christen? Das blinde Vertrauen in Gott, das wir haben dürfen? 365 Formulierungen stecken in der Bibel, die alle dieselbe Botschaft haben: „Fürchte dich nicht! Hab keine Angst!“.
365, eine für jeden Tag des Jahres – 365 Versprechen, dass wir bei ihm gut aufgehoben sind.

Das ist wundervoll, und verheißungsvoll, aber gleichzeitig machte es mir lange ein furchtbar schlechtes Gewissen. Denn wenn Gott sagt: „Fürchte dich nicht!“, bin ich dann nicht ein schrecklicher Christ, wenn mich trotzdem immer wieder Panik überwältigt? Heißt das, ich habe kein Gottvertrauen, oder gar, dass ich gar nicht wirklich glaube?
Lange habe ich mich nicht getraut diese Ängste zuzugeben, aus Furcht davor, verurteilt zu werden.
Angst davor, Angst zuzugeben!
Dabei ist Angst zu haben wohl eine der menschlichsten Sachen, und nichts, wofür wir uns schämen bräuchten. In diesem Video nehme ich Jesus als Beispiel, denn wenn sogar er sich fürchtete, dann ist dieses Gefühl für uns ganz unumgänglich – ja, sogar notwendig, gut und richtig!

Angst, Sorgen und Verzweiflung zeigen uns immer wieder das auf, was wir manchmal vergessen:
Nie wurde von uns erwartet, unser Leben alleine zu stemmen, mit dieser Welt alleine fertig zu werden, und uns ständig selbst zu helfen. Du musst und darfst deine Furcht oder deine Zweifel nicht in dich hineinfressen, aus Angst sie könnten falsch sein. Lass sie raus, gib sie ab!
Du kannst Gott nie enttäuschen, denn das würde ja bedeuten, er hätte was „besseres“ von dir erwartet. Gott hat dich erschaffen, er ist allwissend und er kennt dich genauso in- und auswendig, wie er diese Welt kennt. Er verurteilt Ängste nicht, aber hilft, sie zu bekämpfen so gut es eben geht.
Für ihn ist diese Welt nicht zu groß, und nicht zu unberechenbar, er steht über allem und freut sich wenn wir erkennen, dass wir ihn brauchen – auch wenn es ihm das Herz bricht, dass wir in dieser Welt um Angst wohl nie herumkommen werden.
Ich möchte dich heute ermutigen, mit den Dingen die dir zu groß scheinen abzuschließen. Akzeptiere, dass du nicht perfekt bist, dass du das nicht alleine schaffst. Und nimm seine Gnade an, sein einzigartiges, geniales Geschenk: Dir kann hier nichts und niemand etwas anhaben – alles was es wert wäre, dir Angst zu machen, hat er damals am Kreuz bereits aus der Welt geschafft. Halleluja!

Immer für dich!

http://www.lgvgh.de/wp/poetry-slam-immer-fuer-dich-von-sarah-marieto/6492

Allversöhnung – oder doppelter Ausgang der Weltgeschichte?

Exegetische Grundlagen und Entscheidungen
Keine billigen Antworten
Wenn es um das Thema „Allversöhnung – oder doppelter Ausgang der Weltgeschichte?“ geht, sollte man es sich nicht zu einfach machen mit den Antworten. Es wäre z.B. zu einfach, wenn man nur einen Bibeltext wie Matth. 13,38ff (von der Weltenernte und dem Verbrennen des „Unkrauts“) nimmt, der vom doppelten Ausgang der Weltgeschichte spricht, ihn zitiert und damit die Frage als entschieden ansieht. Ähnlich wäre es, wenn man aus dem letzten Buch der Bibel zitieren würde, wo in Offb. 22,14+15 deutlich gesagt wird, dass während auf der einen Seite das Leben siegt, es Menschen gibt, die ‚draußen‘ sind, ausgeschlossen von diesem Leben.
Mancher wird sagen: „Mit solchen Versen ist doch alles geklärt!“ Es ist nur so, dass auch diejenigen, die die Allversöhnungslehre vertreten, diese Aussagen Jesu glauben. Sie tun solch einen Abschnitt keineswegs nur ab und sagen: „Naja, das sind strenge Spitzenaussagen im Neuen Testament, die weniger vom Evangelium, weniger von der Liebe Gottes geprägt sind. Wir konzentrieren uns auf die vielen universalen Heilsverheißungen in der Bibel!“ Nein, bibeltreue Vertreter der Allversöhnungslehre ehren durchaus alle Aussagen des Neuen Testaments als Gottes Wort. Sie würden sagen: „Ja, was Jesus hier sagt, wird so stattfinden – aber es ist nicht das Letzte. Gottes Heilsgeschichte ist damit noch nicht zu Ende. Nach Äonen und Äonen werden sich die Parallelen in der Unendlichkeit schneiden!“ Auch andere Stellen, die von ‚ewiger Verdammnis‘, ‚ewigem Gericht‘ sprechen, haben ihr besonderes Gewicht, entscheiden die Sache aber noch nicht alleine. Etwa Matth. 12,32 „Wer etwas redet wider den Heiligen Geist: ihm wird´s nicht vergeben, weder in diesem noch im kommenden Zeitalter“, oder Matth. 25,46 „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben“, oder entsprechende Stellen im Markus-Evangelium wie 9,47ff „… und wirst in die Hölle geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht“ und 14,21 sowie auch Lk. 16,23ff.
„Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben“ Matth. 25,46
Stellen wie diese sprechen deutlich von der ewigen Verdammnis. Schriftgebundene Vertreter der Allversöhnungshoffnung würden diese Verdammnis auch nicht leugnen, würden aber sagen: „Zu überlegen ist, was das Wort ‚aionios‘ bedeutet: Meint das mit ‚ewig‘ übersetzte Wort ‚endlos‘ bzw. ‚zeitlos‘ – oder sind damit gewisse heilsgeschichtliche Abschnitte im künftigen Zeitalter gemeint, in denen das Gericht stattfindet – und am Ende siegt doch die Liebe Gottes?“ Mit dem Zitieren von Gerichtspassagen aus den Evangelien und den nichtpaulinischen Schriften des Neuen Testaments wären pietistische Allversöhner allein kaum zu überzeugen. Wie wir noch sehen werden, hat dies mit einer ganz bestimmten heilsgeschichtlichen Hermeneutik zu tun.
Auf der anderen Seite dürfen es sich aber auch Befürworter der Allversöhnungslehre nicht zu leicht machen. Nehmen wir einmal an, jemand würde einfach folgende Bibelverse kombinieren, nämlich einerseits 1. Tim. 2,4: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, und andererseits Ps. 115,3: „Er kannschaffen, was er will“, Ps. 135,6: „Alles, was Gott wohlgefällt, tut er im Himmel, auf der Erde, im Meer und in allen Tiefen“, sowie vielleicht noch Hiob 23, 13b: „Er macht´s, wie er will.“ In einer Art Syllogismus schließt man dann: Gott will alle Menschen retten – was er will, kann und wird er auch tun – also werden am Schluss alle gerettet! Man reißt dabei die genannten alttestamentlichen Stellen aus dem Zusammenhang und unterlässt es, 1. Tim. 2,4 von inhaltlich viel näherliegenden Stellen wie der in Joh. 3,17 ausgesagten Heilsabsicht und der nach 2. Petr. 3,9 gesetzten Heilsfrist her zu interpretieren.
Andere Allversöhnungsanhänger machen es sich zu einfach, indem sie zunächst aus dem Judasbrief zitieren: „Wie auch Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die gleicherweise wie diese Unzucht trieben und nach anderem Fleisch gingen, zu einem Beispiel gesetzt sind und leiden des ewigen Feuers Pein“ (V.7); und dann Hes. 16,53ff dagegen stellen: ‚Ich will aber ihr Gefängnis wenden, nämlich das Gefängnis von Sodom und Gomorra und ihren Töchtern und das Gefängnis von Samaria und ihren Töchtern und das Gefängnis deiner Gefangenen samt ihnen‘. Ist damit nicht alles klar? Judas sagt, dass Sodom und Gomorra die Strafe des ewigen Verderbens leiden; aber schon durch den Propheten Hesekiel hat Gott gesagt, dass er (Gott) das Gefängnis Sodoms wenden will. Also wird das ‚ewige Verderben‘ nicht endlos sein!“
Aber hat man bei dieser flotten Kombination den Kontext genügend beachtet? Könnte es sein, dass im Judasbrief – wie sich das vom Wortlaut der Gesamtaussage nahelegt – von den Menschen die Rede ist, die sich damals versündigt hatten und nun das Urteil Gottes tragen müssen, während in der Hesekielprophetie von der Wiederherstellung der Städte in der messianischen Zeit die Rede ist – was aber noch nichts aussagen würde über das ewige Heil der ursprünglichen Bewohner Sodoms und Gomorras?
Allversöhner und Allversöhner sind zweierlei
Zweitens muss man zwischen Allversöhnern und Allversöhnern unterscheiden. Sicher gibt es eine humanistisch-liberal motivierte Lehre von der Allversöhnung, die Gott nur als den ‚lieben Gott‘ kennt und es einfach als inhuman empfindet, wenn von einem Gott die Rede ist, der richtet. Das ‚Gericht Gottes‘ wird dann als etwas angesehen, das in der Bibel den Standard nicht erreicht, der mit dem Evangelium gesetzt ist. In kritischer Manier werden solche Stellen als theologisch minderwertig aussortiert, die einen richtenden Gott zeigen. Manche gehen in ihrem humanistisch-psychologischmotivierten Vorurteil so weit, dass sie alle biblischen Gerichtspassagen nur noch als Niederschlag menschlicher Grausamkeit im religiösen Denken Israels werten.
Aber diese liberale Allversöhnungslehre ist etwas anderes als die pietistisch-biblizistische Allversöhnungslehre. Es ist interessant, dass gerade in den Gegenden unseres Landes, in denen der Pietismus und die Erweckungsbewegungen beheimatet sind, also in Württemberg und im Siegerland, die Allversöhnungslehre stark vertreten ist.
Das hat geschichtliche Gründe, die sich auf das Ehepaar Johanna Eleonora Petersen (1644-1724) und Johann Wilhelm Petersen (1649-1726) zurückverfolgen lassen. Beide waren eng mit den Vätern des Pietismus verbunden. Sie wurden getraut im Haus von Philip Jakob Spener. Eine Patenschaft verband sie mit dem Haus von August Hermann Francke. Und Francke war eine ganze Weile überzeugt, dass die Eheleute Petersen mit ihrer Allversöhnungslehre recht haben könnten. Es gibt einen Briefkontakt zwischen Francke und Spener, in dem Spener deutlich davon abrät, gerade diese Sonderlehre der Petersens zu übernehmen. Trotzdem hat schon die Schrift von Eleonora Petersen über „Das ewige Evangelium von der allgemeinen Wiederbringung aller Kreaturen“ aus dem Jahr 1698 – zunächst anonym herausgekommen – stark auf den entstehenden Pietismus (und noch stärker auf den Radikalpietismus) eingewirkt. Wilhelm Petersen hat dann (vielleicht mit ihrer Unterstützung) zwischen 1701 und 1710 das monumentale dreibändige Werk „Mysterion Apokatastaseos Panton“ herausgebracht und damit zunächst die Väter des Württembergischen Pietismus mitgeprägt, nämlich J. A. Bengel, F. Chr. Oetinger und M. Hahn. Zugleich drang die Allversöhnungslehre Petersens auch in den Berleburger Radikalpietismus und über Hochmann von Hochenau und Jung-Stilling in den Siegerländer Pietismus ein. Beide Eheleute Petersen beriefen sich übrigens auf die englische Böhme-Schülerin, Mystikerin und Visionärin Jane Leade, die durch Visionen die Überzeugung bekam, dass sich am Ende die Parallelen von Gericht und Gnade doch noch schneiden und in der fernen Ewigkeit zusammenfließen werden. (Spätere Visionen zur Allversöhnungshoffnung finden sich auch bei Michael Hahn und Jakob Schmitt).Die Petersens haben für ihre Position zugleich ausführlich biblisch-heilsgeschichtlich argumentiert und so gerade im biblizistischen Pietismus viele Anhänger gefunden. Es geht hier um Christen, die – auch wenn sie die Allversöhnungslehre vertraten – nichts anderes wollten, als die Bibel ernst nehmen und sie in ihrer Ganzheit verstehen. Manche haben ihre Allversöhnungshoffnung nur still für sich geglaubt, andere haben sie als eine Art „höhere Erkenntnis“ in Wort und Schrift verbreitet.
Allversöhnung in Römer 5?
Eine erste Hauptstelle, die immer wieder zitiert wird, steht in Röm. 5,18+19. Hier geht es um Gottes barmherziges Rechtfertigungshandeln für alle: „Wie nun durch eine Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch eines Menschen Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. Denn gleich wie durch eines Menschen Ungehorsam Viele Sünder geworden sind, also werden auch durch eines Menschen Gehorsam die Vielen gerecht.“
Im Gespräch über Allversöhnung wird diese Stelle als Beleg genommen dafür, dass es am Ende keinen doppelten Ausgang der Weltgeschichte geben wird. So wie zu Beginn der Schöpfung ein einfacher Anfang war, dann aber durch den ersten Menschen die Sünde und damit die Notwendigkeit des Gerichts in die Welt einzogen, so schafft Gott nun am Ende der Tage mit dem Hereinbrechen des neuen Zeitalters in Christus, dem zweiten Adam, die entscheidende Wende. Durch den einen ist das Verderben in die Welt gekommen, durch den anderen kommt nun die Versöhnung in die Welt. Durch Adam wurden alle Sünder – und durch Christus werden alle gerecht.
Durch Adam wurden alle Sünder – und durch Christus werden alle gerecht.
Schaut man aber genauer hin, sieht man: das Ziel dieses Anschnittes Röm. 5,12-21 ist es zu zeigen, dass die Menschen auf die gleiche Weise gerettet werden können, wie sie verloren gehen, nämlich durch das Tun eines anderen! Die Menschen kamen durch die Zurechnung der Sünde Adams unter das Verdammungsurteil (Vv. 12-14). Um der Tat Adams willen stehen alle Nachkommen Adams unter der Herrschaft der Sünde und unter dem Todesurteil Gottes mit der Folge des geistlichen und leiblichen Tods. Selbst wenn in der Zeit vor dem Kommen des Gesetzes persönliche Sünde nicht zugerechnet worden wäre, würde den Menschen doch die Sünde Adams zugerechnet. Der Mensch ist daher nicht erst von Gott getrennt und sterblich, wenn er bewusst sündigt, sondern von Anfang seiner Existenz an, weil ihm von Gott die Sünde Adams zugerechnet wird. Adams Schicksal ist Jedermanns Schicksal.
Dem wird nun die Schicksalsgemeinschaft mit Christus gegenüber gestellt. Nur sind nicht alle Menschen schon auf natürliche Weise mit Christus, dem zweiten Adam, als ihrem Haupt verbunden! Man kann also nicht einfach unter Berufung auf Röm. 5, 18+19 sagen: „Alle haben in Adam gesündigt – alle werden in Christus gerecht. `Alle´ meint immer alle!“ Gerade der Römerbrief macht immer wieder deutlich, dass die Rechtfertigung zwar allen, die zu Christus gehören, zukommt, aber nur so, dass sie durch den Glauben an das Evangelium zu Menschen werden, die ‚in Christus‘ sind und als solche gerechtfertigt sind im Urteil Gottes. „Alle in Adam“ sind also tatsächlich alle menschlichen Geschöpfe. „Alle in Christus“ sind die durch den Glauben Gerechtfertigten. (Ähnlich ist das in Röm. 3,23-24).
Das Ziel der Heilsgeschichte nach 1. Korinther 15: Gott alles in allen!
Der Abschnitt in 1. Kor. 15,22ff beginnt ganz ähnlich, wie die schon behandelte Stelle in Römer 5. Wieder geht es um das, was mit ‚allen‘ geschieht. Aber dann weitet sich die Perspektive auf ein grandioses Endgeschichtspanorama. Wir lesen in 1. Kor. 15,22-28: „Denn gleich wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden…. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allen sei.“ Gerade diese Aussage ‚Gott alles in allen‘ wird immer wieder als ein starkes Argument genommen für die Allversöhnungslehre. Wieder geht es um ‚alle in Christus‘ und ‚alle in Adam‘. ‚Alle in Adam‘ sterben, ‚alle in Christus‘ werden lebendig gemacht; und der Kontext zeigt, dass hier zunächst einmal hinsichtlich des ‚Lebendig-Machens‘ tatsächlich von denen die Rede ist, die ‚in Christus‘ sind: es geht um Christus und die, die zu ihm gehören und bei seiner Wiederkunft auferstehen werden. Paulus skizziert hier (Vv. 23-28) den großen heilsgeschichtlichen Dreischritt: Ostern – Wiederkunft Jesu – und dann das ‚Ziel‘, dass ‚Gott alles in allen’ sein wird. Dieses Ziel ist dann erreicht, wenn Christus die ‚basileia‘, d.h. seine Königsherrschaft, Gott zurückgeben wird. Die Reihenfolge ist wie in Offb. 19-21: erst die Wiederkunft Jesu; dann seine (tausendjährige) Königsherrschaft; dann der Sieg über Totenreich und Tod mit der allgemeinen Totenauferstehung, dem Weltgericht und dem Anbruch der Neuschöpfung. Entsprechend folgt auch in 1. Kor. 15 auf die Wiederkunft Jesu mit der Auferstehung der Gläubigen die Königsherrschaft Christi, der Sieg über den Tod als dem letzten Feind (V. 26) und dieser Vollendung des Christusreiches die Übergabe der Herrschaft an Gott, den Vater, der damit „alles in allen“ ist (V. 28). Die einen sind gerettet, die anderen unterworfen. Es gibt keine ihm widerstrebende Macht im All mehr. Da ist nicht von einem Rettungshandeln Gottes die Rede, das sich jenseits von Offb. 22 in Äonen und Äonen vollzieht, sondern von einem Zustand am Ziel des königlichen Herrschens Christi nach seiner Wiederkunft, bei dem diejenigen, die zu Christus gehören, Anteil bekommen haben an seiner Auferstehungsherrlichkeit, während die widerstrebenden Kräfte unter seinen Füßen unterworfen sind. So sieht das ‚Gott alles in allen‘ – als Retter und Richter – im Zusammenhang von 1. Kor. 15 aus.
Der Hymnus von Kolosser 1: Alles versöhnt im Himmel und auf Erden
In Kol. 1,15-20 findet sich ein Hymnus auf Christus, der seine Bedeutung für die Schöpfung und Neuschöpfung preist. Er ist das Ebenbild Gottes, der Urheber der Schöpfung sowie der neuen Schöpfung. Durch seine Auferstehung ist er der Erstgeborene aus den Toten. So er in allen Dingen, im Blick auf die alte Schöpfung wie im Blick auf die neue Schöpfung, den Vorrang. Seine Vorrangstellung hinsichtlich der Neuschöpfung wird nun nicht nur mit dem Ostergeschehen begründet, sondern in V. 19+20 zusätzlich mit seinem Versöhnungshandeln am Kreuz. Hier erfolgt jene interessante Aussage, die vielleicht die Kernaussage schlechthin zur Allversöhnungslehre ist: Es gefiel Gott „durch ihn alles zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes, sei es das auf der Erde, sei es das in den Himmeln.“ Wie ist dieses ‚apokatalassein ta panta‘ (alles versöhnen) zu verstehen? Das ist eine wesentliche Frage. Das Wort heißt: alles verändern, von oben bis unten! Aber in welcher Weise kommt diese Veränderung zustande? Was ändert sich durch das Kreuz von Golgatha im Kosmos?
Der Kolosserbrief gibt darauf in Kap. 2,9-15 eine Antwort. Dort tauchen eine Reihe von Vokabeln wieder auf, die schon im Rahmen des Christushymnus von Kol. 1 eine Rolle spielen (Gottesfülle, Haupt, Mächte und Gewalten, Kreuz). Kol. 2,9-15 ist der Schlüssel zum Verständnis von Kol. 1,19+20. In Kol. 2,8 sagt Paulus zunächst, seine Leser sollten aufpassen, dass sie niemand verführt durch Philosophie, leeren Irrtum und menschliche Überlieferung, die den Elementen des Kosmos entspricht, aber nicht Christus. Und dann wird ab V. 9 begründet, was denn nun christusgemäß ist und warum es nicht lohnt, sich an Menschen oder Mächte zu hängen: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit in leibhaftiger Form“ (V.9). Da klingt der Wortlaut von Kol. 1,19 wieder an. Der Apostel greift in diesem Abschnitt, Kol. 2,9-15, die komprimierte Aussage aus dem Christushymnus, 1,19+20, wieder auf und bietet damit seine eigene Interpretation dessen, wie er die schwierige Spitzenaussage des Christushymnus gemeint hat. Das gibt uns den Schlüssel von der Bibel selbst her zu verstehen, was die Aussage von Kol. 1,20 bedeutet, dass es der Gottesfülle gefiel, „durch ihn alles zu versöhnen … im Himmel und auf Erden.“ Die Vokabel „alles versöhnen“ (apokatalassein) wird zwar in Kol. 2 zwar nicht noch einmal zitiert, aber Paulus beschreibt in 2,10-15 umso deutlicher, was mit dem ‚alles (von oben bis unten) verändern / versöhnen im Himmel und auf Erden‘ gemeint ist.
Du bekommst Anteil an der Gottesfülle in Christus, indem dein altes Sündenleben abgeschnitten wird, beerdigt wird, du mit Christus auferstehst zu neuem Leben und deine ganze Schuld vergeben wird um Christi willen, weil er am Kreuz dafür gebüßt hat! Durch dasselbe Kreuz hat er die Mächte besiegt und über sie triumphiert.
Kol. 2,10 wirkt wie eine Überschrift, deren Inhalt anschließend in V. 11-15 entfaltet wird. In V. 10a wird zunächst gesagt: „Und ihr seid in ihm zur Fülle gekommen“, ihr habt Anteil bekommen an der Gottesfülle (von der in V. 9 die Rede war). Zugleich bekräftigt V. 10b, dass Christus „das Haupt … über alle Mächte und Gewalten“ ist. V. 11-14 erklären dann zunächst, wie es zugeht, dass Menschen Anteil bekommen an der Fülle Gottes (womit V. 10a erläutert wird). Und V. 15 erklärt, inwiefern Christus nun das Haupt über die Mächte ist (womit V. 10b näher kommentiert wird). Einerseits sagt Paulus: Du bekommst Anteil an der Gottesfülle in Christus, indem dein altes Sündenleben abgeschnitten wird, beerdigt wird, du mit Christus auferstehst zu neuem Leben und deine ganze Schuld vergeben wird um Christi willen, weil er am Kreuz dafür gebüßt hat! Damit (V. 11-14) ist ein Teil des Versöhnungshandelns Gottes durch das Kreuz Christi ausführlich erklärt. Der andere Teil der Befriedung des Kosmos durch das Kreuz klingt kurz und klar in V. 15 an: Durch dasselbe Kreuz hat er die Mächte besiegt und über sie triumphiert.
Sehen sie, so ist das mit dem Triumph des Gekreuzigten. Nach paulinischer Auffassung entscheidet sich der Ausgang der Weltgeschichte nicht erst in der Zukunft, sondern schon am Kreuz. Dort entscheidet sich das Heil, und dort entscheidet sich die Entmächtigung der Mächte, der Sieg Christi über die Mächte. Es gibt am Ende keinen Dualismus, sondern, gerettet auf der einen und unterworfen auf der anderen Seite, ist am Ende alles unter Christus, unter Gott. Da haben wir wieder das gleiche Bild wie in 1. Kor. 15. Die Versöhnung des Alls ist nach Paulus also nicht ein nach Äonen und Äonen stattfindendes Happyend, wenn auch noch der Satan in die Arme der ewigen Liebe sinkt, sondern eine Befriedung des Alls durch Rettung und Unterwerfung. Alles im Himmel und auf Erden ist damit von oben nach unten verändert (= wörtliche Bedeutung von `apokatalassein ta panta´). Die Schöpfung strebt nicht mehr auseinander. Die einen hat er an sein Herz gezogen; die andern unter seine Füße getan.
Schließlich 1. Timotheus 2,4: Gott will alle retten
Am Schluss sollen einige Gedanken zu der wunderbaren Aussage über Gottes Heilswillen in 1. Tim. 2,4 stehen: „Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Im Kontext dieses Verses geht es um das rechte Beten und Reden in der Gemeinde. In diesem Zusammenhang wird zur Fürbitte für alle Arten von Menschen aufgerufen – Menschen aller Schichten bis hin zu den Fürsten und Königen. Und dann wird ab V. 3 begründet, dass es sich lohnt, für sie alle zu beten. Warum? Weil Gottes Heilswillen nun universal und eben nicht mehr nur partikular ist – partikular wie zu alttestamentlicher Zeit und wie es selbst Jesus seinen Jüngern noch in der Aussendungsrede, Matth. 10, sagte: „Geht nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!“ Seit Himmelfahrt und Pfingsten wurde den Aposteln offenbart, dass die Botschaft vom Heil nun allen verkündigt werden soll, weil Christus für alle gestorben ist. Schon im Alten Testament, also zu einer Zeit, als Gott nur ein einziges Volk erwählt hatte, wird deutlich, dass Gott über die Grenzen Israels hinaus auch andere im Blick hat mit seinem Heil. Davon spricht etwa Ps. 67,2+3: „…dass man auf der Erde erkenne deinen Weg, unter allen Nationen deine Hilfe!“; oder auch Hes. 18,23 wo die Grundhaltung Gottes deutlich wird: „Sollte ich wirklich Gefallen haben am Tod des Gottlosen, spricht der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehrt und lebt?“. Im Zuge der fortschreitenden Offenbarung wird deutlich, dass Gott sich nicht mehr nur auf ein Volk oder eine Sorte Mensch oder eine soziale Schicht begrenzt, sondern sein Heilswille für alle gilt und universal ist. Darum geht es in 1.Tim. 2,4. Und deshalb lohnt es sich auch, für Menschen aller Schichten, Stände und Völker zu beten.
Gott ermöglicht den Glaubensgehorsam, aber er erwartet ihn auch.
Es ist nur interessant, dass gerade in Heilsfragen in der Bibel immer wieder eine Spannung zu sehen ist zwischen der Souveränität Gottes – die in Prädestinationsaussagen der Schrift betont ist – und der Verantwortung des Menschen. Gerade in der Heilsfrage ist es so, dass der Mensch als geistlich toter Sünder zwar nicht von sich aus Gott suchen und finden kann; dazu kann ihn nur der durchs Herz gehende Zuspruch des Evangeliums befreien. Aber wenn der Mensch dem Ruf des Evangeliums nicht folgen will, wird er dafür zur Verantwortung gezogen. Gott ermöglicht den Glaubensgehorsam, aber er erwartet ihn auch. Für mich stehen in den Heilsaussagen der Bibel die beiden Aussagen von der Souveränität Gottes und der Verantwortung des Menschen komplementär nebeneinander. Wenn wir nicht über das hinausgehen wollen, was geschrieben steht, sollten wir es bei dieser Komplementarität belassen.Zugleich sollten wir den doppelten Ausgang der Heilsgeschichte in Rettung und Gericht so stehen lassen, wie ihn die Heilige Schrift bis hin zur letzten Seite (Offb. 22,14+15) immer wieder betont, zumal selbst Schriftstellen wie 1. Kor. 15 und Kol. 1+2 nichts anderes lehren, als dass am Ende das Universum in dem Sinne versöhnt sein wird, dass die einen unterworfen und besiegt und die anderen gerettet sein werden. Weder verständliche Wünsche, noch überlieferte Visionen sollten uns dazu bringen, in wohlmeinender Spekulation eine Lehrkonstruktion zu erstellen, bei der sich die Parallelen der Liebe und Heiligkeit Gottes in einem Punkt Omega = Allerrettung der Unendlichkeit schneiden. Es ginge sicher über die Schrift hinaus zu glauben, nach Äonen sinke auch noch der Satan glaubend an Gottes Brust.
Allversöhnung im Sinne der Rettung aller, nein. Aber doch: `All-Versöhnung´ im Sinne eines am Ende befriedeten Universum unter Christus, in dem Gott alleine Gott sein wird, ohne Gegenspieler und rebellierende Mächte und Menschen, ja!
‚Allversöhnung – oder doppelter Ausgang der Weltgeschichte?‘, so hieß unser Thema. Die Antwort dazu war: Allversöhnung im Sinne der Rettung aller, nein. Aber doch: `All-Versöhnung´ im Sinne eines am Ende befriedeten Universum unter Christus, in dem Gott alleine Gott sein wird, ohne Gegenspieler und rebellierende Mächte und Menschen, ja! Einen ‚doppelten Ausgang der Weltgeschichte‘ gibt es in dem Sinne, dass in Konsequenz des Sieges Christi in Kreuz und Auferstehung die einen gerettet an seiner Seite sind, die anderen unterworfen unter Christi Füßen.
Am Ende steht kein Dualismus, sondern über allem der Vater als der heilige und liebende Gott – und Christus als der Herr. Die Konsequenz ist die Anbetung der Macht und Liebe Gottes in seinem Heilsplan – und die Ausbreitung des Evangeliums durch Wort und Gebet, solange es noch geht.
https://efg-hohenahr.de/ressourcen/artikel/allversoehnung/
Autor: Prof. Dr. Helge Stadelmann Pastor Christuskirche, EFG Hohenahr-Erda Professor für Praktische Theologie, FTH Gießen

Volle Inspiration

„Die Lehre von der vollen Inspiration hält daran fest, daß der biblische Urtext durch Menschen verfaßt wurde, die bei voller Beibehaltung ihrer Persönlichkeit und in Ausübung ihrer literarischen Begabung geschrieben haben unter der nachprüfenden Leitung des Geistes Gottes. Es folgt daraus, daß jedes Wort des Urtextes uns in vollkommener Form ohne Irrtum die Botschaft übermittelt, die Gott dem Menschen mitteilen wollte“
F. E. Gaebelein

Das Wesen Gottes

1. Einzigartige Eigenschaften (die nur Gott besitzt)

Selbstexistenz. Seine Existenzgrundlage liegt in ihm selbst. Das heißt nicht, dass er sein eigener Urheber ist, sondern vielmehr, dass er nie entstanden, verursacht oder geschaffen worden ist (2.Mose 3,14; Ps. 36,10; Joh. 5,26).

Allgegenwart. Er ist unbeschränkt in Bezug auf Raum und Zeit. Gott ist jederzeit und überall mit seinem ganzen Wesen gegenwärtig (Ps. 139,7-12). Dies nennt man „Omnipräsenz“.
Kein Mensch kann also vor Gott fliehen oder sich vor ihm verstecken (Jer. 23,23-24; Ps. 139,1-12).

Allmacht. Gott ist fähig, alles zu vollbringen, was seinem Wesen entspricht (Hiob 42,1.2; Mt. 19,26). Dies wird mit „Omnipotenz“ bezeichnet. Es gibt nichts, was für Gott zu schwer wäre. Hinter seinen Versprechungen und Bündnissen steht seine Macht. Wir können sogar für Dinge beten, die uns unmöglich erscheinen (1.Mose 18,14).

Allwissenheit. Er hat unbegrenztes Wissen und unermessliche Einsicht (Ps. 147,4; Hiob 28,20-24). Ihm ist nichts verborgen, und er kann nie etwas herausfinden, was ihm bisher unbekannt gewesen wäre. Gott kennt sogar das Mögliche; er weiß, was wäre, wenn wir eine bestimmte Richtung einschlügen. Er kennt unser gesamtes Leben, ehe wir geboren sind (Ps. 139,16). Gottes Allwissenheit offenbart seine Gnade, in dem er uns vollständig kennt, und uns doch retten und schützen will, trotz unserer sündigen Wege. Weil Gott sich aller Möglichkeiten bewusst ist, weiß er auch, was das Beste für unser Leben ist.

Unendlichkeit. Gott kann mit keinem Maß gemessen werden (1.Kön. 8,27; Apg. 17,24-25). Er ist frei von jeglicher Begrenzung – sowohl räumlich als auch in seinem Wesen. Das bedeutet, dass seine Eigenschaften, wie z.B. Güte und Wahrheit, ebenfalls unbegrenzt sind.

Ewigkeit. Gott existiert ohne Anfang oder Ende. Er überschreitet die Dimension der Zeit. Nach unserem Zeitverständnis erstreckt er sich unbegrenzt nach vorne und nach hinten. Die Bibel drückt das folgendermaßen aus: „von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott“ (Ps. 90,2). Sein Name „ich bin“, mit dem er sich Mose offenbart (2.Mose 3,14), drückt ebenfalls seine ewige Existenz aus.

Unveränderlichkeit. Gott kann sein Tun und Handeln ändern, aber niemals sein eigenes Wesen (Mal. 3,6; Jak. 1,17). Er ist immer der Gleiche in seinen Eigenschaften: „er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (2.Tim. 2,13). Gottes Unveränderlichkeit bietet Gläubigen Trost und Gewissheit, dass sich seine Zusagen erfüllen werden: „Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht halten?“ (4.Mose 23,19 LÜ).

Souveränität. Gott ist der überlegene, erhabene und selbständige Herrscher des Himmels und der Erde (Ps. 47,8-10; 135,6). Niemand kann ihm etwas vorschreiben. Er regiert alles nach dem Ratschluss seines Willens (Eph. 1,11). Auch menschliche Regierungen (Röm. 13,1) und sogar das Böse (Spr.16,4) sind in seine Pläne eingeschlossen. Alles ist unter seiner Kontrolle.

2. Vermittelbare Eigenschaften (die auch Menschen haben können)

Liebe. Die Bibel sagt klar: „Gott ist Liebe“ (1.Joh. 4,8), aber es ist nicht leicht, Liebe zu definieren. Wir wollen es folgendermaßen versuchen: „Sie ist die aufopfernde und selbstlose Haltung, das Beste für den anderen zu wollen und zu tun.“ Gottes Liebe ist freiwillig und unabhängig von der Gegenliebe sowie von Handlungen des geliebten Gegenstandes. Deshalb sandte Gott seinen Sohn für uns Menschen (Joh. 3,16; Röm. 5,8). Im 1.Korintherbrief (Kap. 13,4-7) finden wir eine wundervolle Beschreibung der Liebe Gottes.

Zorn. Im ersten Moment mag es den Anschein haben, Gottes Zorn widerspreche seiner Liebe. Aber dem ist nicht so, denn Gottes Zorn ist gerecht. Er hat ein heiliges Missfallen an allem Bösen (Röm. 2,5-8; Kol. 3,5-7). Römer 1,18 macht deutlich, dass sein Zorn gegen alle „Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen“ entbrennt.

Heiligkeit. Heilig bedeutet getrennt von allem Bösen und erfüllt vom Guten und Richtigen. Gott macht seine Heiligkeit besonders im Alten Testament bekannt (3.Mo. 11,44; Ps. 99,9; Jes. 40,25). Absolut gesehen ist niemand heilig außer Gott (Offb. 4,8), dennoch sind auch wir Menschen als seine Geschöpfe berufen, ein heiliges Leben zu führen, welches seinem heiligen Wesen entspricht: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1.Pt. 1,16). Das ist der unfehlbare Maßstab für das Leben und Verhalten eines Gläubigen: Ist es heilig?

Gerechtigkeit. Von Gott kann nichts Falsches ausgehen, er ist immer unparteiisch und fair. Er handelt in jeder Sache unfehlbar richtig (Ps. 145,17) und wird jeden Menschen nach seinem gerechten Maßstab beurteilen (Ps. 19,9-10; 89,15). Seine Gerechtigkeit verlangt, dass Sünde bestraft wird, aber er ließ seinen Sohn diese Strafe tragen: „die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden“ (Jes. 53,5).
Auch wenn wir ungerecht behandelt werden, können wir zuversichtlich auf die triumphierende Gerechtigkeit des Herrn warten (1.Kor. 4,5). Da Gott gerecht ist, ist es außerdem richtig, dass wir im täglichen Leben und in allen Bereichen für die Gerechtigkeit eintreten.

Wahrhaftigkeit. Gott hält immer und ohne Ausnahme an der Wahrheit fest. In ihm ist keine Falschheit. Er ist wahrhaftig von Grund auf und kann nichts tun, was ihm selbst widerspricht (Röm. 3,4). Er spricht die Wahrheit und meint, was er sagt (4.Mose 23,19). Seine Verheißungen können nie aufgelöst werden oder unerfüllt bleiben und die Bibel, sein Wort, muss irrtumslos wahr sein. Wir können deshalb seinen Versprechen völlig vertrauen (Tit. 1,2).

Güte. Ist es nicht atemraubend, wenn die Bibel verkündet, dass der allmächtige Schöpfer-Gott grundsätzlich gut ist? „Preist den HERRN, denn er ist gut“ (Ps. 106,1)! Wir können Gottes Güte als wohlwollende Fürsorge für seine Geschöpfe umschreiben (Apg. 14,16-17). Er ist voll von Güte, Freundlichkeit und Wohlwollen (Ps. 119,68; 145,8). Seine Herzensgüte ist die Eigenschaft, die die Menschen zur Buße leiten sollte (Röm. 2,4). Auch wenn wir Gottes Wege gewiss nicht immer verstehen, sollten wir seine Güte nicht in Zweifel ziehen.
Es gibt verwandte Eigenschaften Gottes, die verschiedene Aspekte seiner Güte widerspiegeln wie z.B. Barmherzigkeit (Ps. 103,8) und Geduld (2.Pt. 3,9).

Gnade. Gnade ist die unverdiente Gunst Gottes dem Menschen gegenüber, wie sie vor allem in der Person und dem Werk Jesu Christi sichtbar wird. Sie bietet dem Menschen unverdiente und frei geschenkte Rettung an (Eph. 2,8). Gottes Gnade steht selbstverständlich eng mit seiner Liebe in Beziehung und stammt aus ihr.

3. Abschließende Bemerkungen

Gottes Eigenschaften sind die Qualitäten, die sein ganzes Wesen ausmachen. Sie sind charakteristisch für seine Natur, es sind seine essentiellen Wesenszüge. Eine Eigenschaft sollte nicht als ein Teil von Gott gesehen werden, sondern als die Wahrheit über ihn. Das heißt, jede Eigenschaft charakterisiert sein ganzes Wesen. Er wäre nicht länger Gott ohne auch nur eine dieser Eigenschaften. Man sollte keine Eigenschaft höher achten als eine andere. Wenn wir beispielsweise Gottes Liebe betonen, aber seine Gerechtigkeit herunterspielen, machen wir eine Karikatur aus ihm. Nur, wenn wir alle Eigenschaften zusammen als gleichwertig betrachten, haben wir ein ausgeglichenes, der Wahrheit entsprechendes Bild von Gott.

Wenn wir alle Eigenschaften Gottes zusammen betrachten, ergibt sich für den Christen eine beruhigende und mutmachende Wahrheit: Da Gott Liebe ist sowie allmächtig und souverän, entgleitet nichts seiner Kontrolle und dem Gläubigen wird nichts begegnen, was der Allmächtige nicht wüsste und was nicht vorher durch den Filter seiner Liebe gegangen ist. Die Bibel sagt es wie folgt (Röm. 8,28): „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind“.
https://www.jesus-folgen.net/das-wesen-gottes/

Drei Personen, die jeder Christ braucht

Als Nachfolger Jesu Christi brauchst du …

… einen „Paulus“ – einen älteren und weiseren Gläubigen, der in dein geistliches Wachstum investiert.

… einen „Barnabas“ – einen Freund, der dich ermutigt, dich lehrt und dem du Rechenschaft ablegst.

… einen „Timotheus“ – einen jüngeren Gläubigen, in dessen Leben du investieren kannst.

Zitiert nach Hendricks, Howard (Dallas Theological Seminary)