Was hast Du, das Dein Nachbar nicht hat?

Nichts, wenn das Leben, das Du führst, aus Dir erklärt werden kann. Das Leben, das Dein Nachbar führt, kann aus ihm heraus erklärt werden. Aus seiner Sicht ist der einzige Unterschied: Du bist religiös aber er ist es eben nicht. Das Christsein mag Dein Hobby sein, aber eben nicht seines, und die Art, wie Du lebst, rührt ihn überhaupt nicht. Nichts an Dir lässt ihn aufhorchen, und es gibt nichts Erstrebenswertes in Deinem Leben, wozu er sich nicht auch befähigt fühlt ohne die Unbequemlichkeit, Christ zu werden. Major Ian Thomas

Feindesliebe

Nicht selten ist zu hören, der Gott des Alten Testaments sei ein unbarmherziger, grausamer Gott. Der Gott des Neuen Testaments dagegen ein Gott der Liebe, sogar der Feindesliebe. Dieser Vorwurf kommt nicht nur von ausgesprochenen Atheisten oder erklärten Gegnern des Christentums, nein, auch unter Christen ist diese Meinung zuweilen unterschwellig vorhanden. Man zitiert die Bergpredigt und meint dort zu lesen, daß das Alte Testament durchaus Hass auf Feinde toleriere. Kann das wirklich sein?
Abgeleitet wird dieses Denken aus den Antithesen der Bergpredigt: Töten, Ehebruch, Ehescheidung, Schwören, Wiedervergeltung und Feindesliebe.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. Mt5,43-48
Christus konfrontiert hier jedoch nicht den alten mit dem neuen Bund, sondern natürliches Denken mit dem göttlichen Gebot, menschliche Gerechtigkeit mit der Gerechtigkeit Gottes. Christus tadelt die Pharisäer und Schriftgelehrten vielmehr dahingehend, daß sie menschliche Überlieferungen – ihre eigene Gerechtigkeit (Röm 10,3) – über die Gebote, das Wort Gottes gestellt haben. Gott ist jedoch derselbe.
Zu definieren wäre zudem der Begriff “Liebe”. Dieser Begriff hat durchaus eine gewisse Bedeutungsbandbreite. Heute und in der westlichen Kultur allgemein, wird darunter zumeist ein romantisches Gefühl verstanden. Die Bibel definiert “Liebe” jedoch etwas völlig anderes:
Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. 1Joh.3,18
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 1.Kor13,4-7
Feindesliebe meint demnach keine Gefühle, wie beispielsweise die Zuneigung oder Vertrautheit zu seiner Frau, Familie oder Freunde. Gemeint ist vielmehr eine grundsätzliche Haltung, Einstellung und Verhalten. Wenn wir z.B. mitbekommen, daß ein Feind einen Nachteil oder Schaden erleidet, wir ihn darauf aufmerksam machen sollen, so dass er den Nachteil nicht erleidet. Wenn also ein unbequemer Kollege/Chef/Nachbar beisplw. Geld verliert und wir das mitbekommen, wir ihm das Geld aufheben und geben. Unzählige Beispiele denkbar…
Nie etwas tun, was unseren Feinden schadet, keine Rache üben. Wir sind also keinesfalls primär gefordert Feinde inniglich zu lieben. Feindesliebe bedeutet, das wir ihn dennoch respektieren, weil er ein Geschöpf Gottes ist. Genau diese Fordeung Gottes bestand schon im Alten Testament.
Wenn du das Rind deines Feindes oder seinen Esel umherirrend antriffst, sollst du sie ihm auf jeden Fall zurückbringen. 2Mo23,4
Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der HERR wird dir’s vergelten. Spr25,21-22
Das meint Feindesliebe. Klar und deutlich geht aus Gottes Wort hervor, das Gottes Verhalten (bis zum Gericht), keinen Unterschied zwischen Gläubigen und Gottlosen macht. Er läßt die Sonne scheinen und es regnen für alle Menschen. Genauso sollen sich Seine Kinder verhalten. “Feindesliebe” üben, vollkommen sein wie Gott vollkommen ist. Wir sollen uns nicht rächen, keine Vergeltung üben, Schaden abwenden, sondern Gutes an jedermann tun.
Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen. Gal 6,10
Schließlich und endlich sollte uns bewußt sein, das Gott uns durch Christus mit sich versöhnt hat, als wir noch Feinde waren!
Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. Röm5,10

Feindesliebe

Frisch gedacht

“Wenn dir der Gedanke kommt, dass alles, was du über Gott gedacht hast, verkehrt ist, und dass es keinen Gott gibt, so gerate darüber nicht in Bestürzung. Es geht vielen so. Glaube aber nicht, dass dein Unglaube daher rühre, dass es keinen Gott gibt. Wenn du nicht mehr an den Gott glauben kannst, an den du früher geglaubt hast, so rührt es daher, dass in deinem Glauben etwas verkehrt war, und du musst dich besser bemühen, zu begreifen, was du Gott nennst. Wenn ein Wilder an seinen hölzernen Gott zu glauben aufhört, heißt das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass der wahre Gott nicht aus Holz ist.” – Leo Tolstoi

Prüfsteine wahrer Prophetie

Auch heute noch treten immer mal wieder Menschen mit einem prophetischen Anspruch auf. Wie ist das zu beurteilen? Hier einige Prüfsteine
1. Das Leben des Propheten muss mit dem geoffenbarten Wort übereinstimmen (Mi 3,5; Jer 23,14; 29,21-23). Es muss also zueinander passen. Ein Prediger sozialer Gerechtigkeit kann nicht mit seinem Porsche vorgefahren kommen …
2. Der Aufruf zum Götzendienst ist eine Missachtung des 1. Gebots und von daher Kennzeichen falscher Prophetie (5.Mose 13,1-3). Achtung: Der Götzendienst kann auch sehr gut getarnt daher kommen, z.B. als Wohlstandsevangelium, dass den Reichtum anbetet.
3. „… das Wort existiert nicht“ (5.Mose 18,22). Die Botschaft eines Propheten muss mit der Botschaft anderer wahrer Propheten übereinstimmen. Mose galt als der größte Prophet.
4. Erfüllung der Weissagung. (Hilft einem erst hinterher, beglaubigt jedoch fortan den Propheten als „echt“).
„Die Botschaft entscheidet über die Legitimität des Amtes, nicht das Amt über die Legitimität der Botschaft.“
Michakommentar von Manfred Dreytza.

Als Gottes Wort mich zum ersten Mal traf

„Als Gottes Wort mich zum ersten Mal traf, da hat es mich zum Fremdling auf dieser Erde gemacht. Es hat mich in die lange Reihe der Väter des Glaubens gestellt, die als Fremdlinge im verheißenen Land wohnten (Hebr. 11,9). Abraham glaubt dem Ruf, der ihn aus dem Vaterland ins Land der Verheißung gehen heißt, und erwirbt in hohem Alter nach dem Tod Saras ‚als Fremdling und Beisasse’ in diesem Land ein Erbbegräbnis als einzigen Grundbesitz im gelobten Land (1. Mose 23,4) (Dietrich Bonhoeffer, Predigten, KT 159, 430).

Die verweigerte Taufe von Albert Camus [aktualisiert]

CAmus.jpgVor 50 Jahren starb der Schriftsteller und Philosoph Albert Camus (1913–1960) bei einem Autounfall. Sein Werk ist aktueller denn je und liefert Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Der Rheinische Merkur schreibt dazu:

Camus bleibt präsent: Als der linke Antikommunist, der Parteien verabscheute, als Atheist Gott respektierte und die Würde des Einzelnen über politische Interessen stellte, war das genaue Gegenteil eines Fanatikers. Wissbegierde und Ehrlichkeit, Mut und Konsequenz, die Auflehnung gegen ein sich Abfinden, das alles sind Tugenden, die unsere Zeit mehr als nötig hat.

Was kaum jemand weiß und deshalb weniger präsent ist, erzählte mir vor einigen Jahren John Warwick Montgomery (Quelle liegt mir vor):

Ich lernte vor nicht all zu langer Zeit von einem inzwischen pensionierten Pastor einer Kirche in Paris, dass Albert Camus sich dort im Monat seines tragischen Todes bei einem Autounfall taufen lassen wollte. Camus hatte den Bankrott der humanistischen Existenzphilosophie miterlebt und, wie viele andere intelligente Seelen über die Jahrhunderte hinweg, kein Problem damit, den Evangeliums-Narrativen zu vertrauen.

Anmerkung: In einer ersten Ausgabe des Beitrags schrieb ich, dass Camus sich taufen ließ. Das war ein Irrtum. Camus wollte sich kurz vor seinem Unfall taufen lassen. Der Pastor der Kirche, die Camus gelegentlich besuchte, hat die jedoch Taufe verweigert, weil Camus ausdrücklich eine private Taufe wünschte. Mehr dazu in den Kommentaren.

Veröffentlicht von Ron am January 8, 2010 09:29

Die verweigerte Taufe von Albert Camus [aktualisiert]

Gefühls-Christen Über Glauben, Fakten und Gefühle im Christenleben

Unsere Gesellschaft ist voller Gefühle. Wir reagieren impulsiv, was Politik, Religion oder andere Dinge angeht. Regelmäßig höre ich Leute sagen, dass sie wirklich von dieser oder jener Sache „begeistert“ sind. Seit Jahrzehnten dominiert das Sinnliche die Art und Weise, wie Menschen in unserer Kultur das Leben betrachten. Die Menschen beurteilen Dinge nicht danach, ob sie richtig oder falsch sind, sondern vielmehr danach, ob sie sie sich dabei gut oder schlecht fühlen. Joel Osteen (populärer Fernsehprediger in den USA) gelingt es, dass die Menschen sich gut fühlen. Mit seiner Botschaft der Hoffnung und des Wandels erreichte Barack Obama während seines Wahlkampfes dasselbe und wurde Präsident der Vereinigten Staaten. Dies spiegelt die Lebenseinstellung der heutigen Kultur wider, und für mich ist es besorgniserregend, dass sich viele Christen der Kultur angepasst haben und im gleichen Zeitgeist wie die Welt Gemeinde bauen.
Viele Christen entscheiden aufgrund ihrer Gefühle darüber, was in ihren Augen gut oder schlecht ist. Sie fühlen sich in ihren Glauben hinein. Ich erinnere mich an eine Person, die sagte: „Ich weigere mich, an einen Gott zu glauben, den ich nicht fühlen kann!“ Viele Christen haben eine Spiritualität auf der Grundlage von Sichtbarem, Hörbarem, von Zeichen und Gefühlen entwickelt. Ihr Glaube beruht auf allem, was ihnen unmittelbar widerfährt. Alleine auf ihren Erfahrungen werden somit zur Grundlage ihres Christseins. Ihre Erkenntnis stützt sich auf die Gefühle über eine Sache oder die Empfindungen über das, was sie glauben. Wer die Wahrheit an diesen Maßstäben festmacht, wird die Lehre über Gottes Gericht und Hölle – der Gedanke daran kann sehr unangenehm sein – am liebsten aus der evangelikalen Bewegung verbannen. Aber finden wir Grund zum Glauben innerhalb oder außerhalb von uns? Gelangen wir vermittels von Gedanken oder Gefühlen zum Glauben? Weiterlesen