Viele Details in der Bibel haben eine Bedeutung. Hier geht es um die
Frage: Welchen Wert & welche Bedeutung haben die 30 Silberlinge bzw.
Silberstücke – der Judaslohn?
Laut Matthäusevangelium war Judas bereit Jesus für 30 Silberstücke zu verraten (was „verraten“ genau heißt, kannst du hier nachlesen):
und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. (Mt 26,15)
1. Was sind 30 Silberstücke wert?
Interessanterweise kommt das Wort „argurion“, was hier mit
„Silberstücke“ bzw. „Silberlinge“ übersetzt wird, sonst nicht mehr als
Währung im Neuen Testament vor (es werden andere Währungen genannt).
Dasselbe Wort wird sonst häufig verwendet, aber immer in der allgemeinen
Bedeutung von „Geld“ oder „Silber“. Allein aufgrund der Verwendung des
Wortes in der Bibel ist es also schwierig den Wert von 30 Silberstücken
zu errechnen.
Nach Meinung vieler Ausleger und Kommentatoren sind dreißig
Silberlinge in etwa der Monatslohn eines Tagelöhners. Das heißt, man
nimmt an, dass ein Tagelöhner etwa ein Silbergroschen pro Tag bekam. Im
Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20) ist das zum
Beispiel der Fall. Doch das dort verwendete Wort ist „denarion“!
Andere Ausleger (wie John MacArthur oder Fritz Rienecker) sind der
Meinung, dass es 80 DM oder 25-40 € entspricht. Das ist meines Erachtens
eindeutig zu wenig und unwahrscheinlich.
Dreißig Silberstücke waren damals auf jeden Fall ausreichend, um sich davon ein Grundstück zu kaufen (Apg 1,18):
Von der Belohnung, die er [Judas] für seine Untat bekam, wurde dann in seinem Namen ein Acker gekauft.
Apostelgeschichte 1,18 (NEÜ)
Nun müsste man die Grundstückspreise kennen :-). Ich gehe davon aus,
dass es mindestens 10.000€ sind. Zu diesem Ergebnis kommen nämlich die
wissenschaftlichen Nachforschungen von Ulli Kulke in der Welt online.
Auch der Kaufpreis eines Sklaven spricht für eine höhere Summe.
Diesen als bekannt anzunehmende Bezug zu 2. Mose 21,32, einen
festgelegten alttestamentlichen Gesetzes-Preis eines Sklaven, werden die
ursprünglich jüdischen Leser sicher selbst gemacht haben:
Stößt es aber einen Sklaven
oder eine Sklavin, so soll der Besitzer ihrem Herrn dreißig Lot Silber
geben, und das Rind soll man steinigen.
Der Durchschnittspreis für einen Sklaven variierte je nach Zeit und Ort, aber war mit Sicherheit höher als ein Monatsgehalt.
Zuletzt sollte man bedenken, wie wertvoll der Verrat von Jesus für den Hohen Rat und für Judas gewesen sein muss. Der
Hohe Rat wollte Jesus unter allen Umständen beseitigen und fand keine
Möglichkeit dazu. Und Judas war ein Jünger von Jesus und dazu
geldgierig. Es musste schon eine lukrative Summe gewesen sein.
Bedeutender als der materialistische Wert, ist die geistliche Bedeutung der 30 Silberlinge:
2. Welche Bedeutung haben die 30 Silberlinge?
Einige Verse nach der Verhandlung um den Lohn für den Verrat schreibt
Matthäus selbst, dass durch den Verrat für 30 Silberlinge eine
Prophetie in Erfüllung ging:
So erfüllte sich die Voraussage
des Propheten Jeremia: „Sie nahmen die dreißig Silberstücke – die Summe,
die er den Israeliten wert war – und kauften davon den Töpferacker,
wie mir der Herr befohlen hatte.“
Matthäus 27,9-10
Zu den 30 Silberstücken finden wir bei Jeremia nichts. Die nächste Parallele ist wohl in Jeremia 32,6-15
zu finden. Dort geht es um einen Kauf eines Ackers für 17 Silberlinge
(eine Zeichenhandlung dafür, dass Gottes Volk aus dem Exil ins eigene
Land zurückkehren wird).
Andere Ausleger vermuten, dass Jeremia als Autor genannt wird, weil
dieser Prophet als erster in der von ihm benutzten und zitierten
Buchrolle stand. Gemeint sei jedoch Sacharja 11,12-13. Dieses Zitat von
Matthäus könnte auch aus Jeremia und Sacharja zusammengesetzt sein.
Und ich sprach zu ihnen:
Gefällt’s euch, so gebt her meinen Lohn; wenn nicht, so laßt’s bleiben.
Und sie wogen mir den Lohn dar, dreißig Silberstücke. 13 Und der HERR
sprach zu mir: Wirf’s hin dem Schmelzer! Ei, eine treffliche Summe,
deren ich wert geachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig
Silberstücke und warf sie ins Haus des HERRN, dem Schmelzer hin. (Sacharja 11,12-13)
Laut Sacharja war dieser Kaufpreis von 30 Silberstücken ein
verachtender Kaufpreis. Soviel wollen die auf den Bruch mit Samaria
zusteuernden Oberen Israels dem im Dienst ihres Gottes stehenden Hirten
zahlen, als dieser seinen Dienst quittieren will. Das war eine
messianische Prophetie – die sich nun erfüllte.
30 Silberlinge war laut dieser Prophetie ein Kaufpreis, der
Verachtung ausdrückte – ganz so, wie wir heute vom „Judaslohn“ sprechen.
Fruchtenbaum schreibt sehr interessant in „Das Leben des Messias“, S.
101-102:
Im Laufe der Geschichte wurde
diese Summe ein symbolischer Preis für Verachtung. Wenn man jemand seine
Missachtung zeigen wollte, konnte man ihm 30 Silberstücke geben und
damit aussagen: Du bist mir so viel wert, wie ein toter Sklave. Wenn man
einen Kaufpreis aushandelte und zu diesem Wert kam, nahm man in der
Regel dann 29 oder 31 Silberstücke, nur um dieses Stigma zu vermeiden.
In
Sacharja 11,4-14 sagte Gott dem Propheten Sacharja, dass er eine
messianische Rolle spielen sollte: die Rolle des guten Hirten, der eine
Herde füttert, die später geschlachtet wird. Nach einer gewissen Zeit
sollte Sacharja zu den jüdischen Führer gehen und zu ihnen sagen: Wir
haben vorher keinen Lohn vereinbart. Gebt mir, was ich euch wert bin.
Wenn meine Arbeit dir etwas wert ist, bezahle mich entsprechend. Wenn
sie dir nichts wert ist, zahle mir nichts. Es wäre weniger schlimm
gewesen, wenn sie ihm gar nichts gezahlt hätten.
Aber sie wählten
genau 30 Silberlinge, um somit zu sagen: Deine Arbeit ist uns soviel
wert, wie ein toter Sklave. Gott gebot Sacharja daraufhin die 30
Silberlinge zu nehmen und in den Tempelbezirk zu werfen – genau wie
Judas es Jahrhunderte später tun würde. Und dann sagte Gott zu Sacharja:
‚Dies ist der Preis, für den ich geschätzt wurde.‘ Was er hier sagte,
meinte, dass Gott selbst eines Tages für den Preis eines toten Sklaven
verkauft werden würde. Und als sie Judas 30 Silberstücke gaben,
erfüllten sie diese Prophetie und verkauften den Gott Israels für den
Preis eines toten Sklaven. Sie hatten ganz bewusst diesen Preis von 30
Silberlingen ausgewählt, um Jesus gegenüber ihre Verachtung zu zeigen.
Eine
letzte Bemerkung zu diesen 30 Silberlingen: Sie kamen vom Hohepriester.
Wenn sie von ihm kamen, stammten sie auch aus dem Tempelschatz. Ein
Hauptzweck des Tempelschatzes war es, Opfer zu kaufen. Dies wollten sie
nicht, als sie Judas das Geld gaben, aber es war genau das, was sie
taten. Sie kauften ein Opfer. Genauer, sie kauften das eine Opferlamm,
das die Sünder der Welt wegtragen würde.
3. Wie viel ist uns Jesus wert?
Für Judas war Jesus weniger als 30 Silberlinge wert. Für Maria von
Magdala war er kostbarer als 300 Denare (Johannes 12,5). Und für dich?
Wir können uns selbst und anderen viel vormachen. Was Jesus uns
wirklich wert ist, sehen wir auf unseren Bankkontoauszügen, in unserer
Wochenplanung und in unseren Gesprächsinhalten. Ich hoffe, dass wir eine
Sehnsucht haben Jesus immer mehr zu lieben und wertzuschätzen!