Die Existenzanalyse Victor E. Frankls Teil 6a

Würdigung und Versuch einer kritischen Stellungnahme aus biblischer Sicht
Würdigung
Unseres Erachtens hat sich Viktor E. Frankl in seiner Zeitanalyse des 20. Jahrhunderts sehr scharfsinnig mit den gegenwärtigen, existentiellen Problemen des Menschen befaßt und eine Antwort versucht. In seiner Existenzanalyse beweist er geschichtliches Bewußtsein und Sensibilität für die Probleme unseres Jahrhunderts. Frankl hat zwar die Schule Freuds studiert, blieb ihr aber nicht verhaftet, sondern hat selbständig eine gegenwartsorientierte Psychotherapie entwickelt. Sein engagierter Aufruf zur Rehumanisierung der herkömmlichen Psychotherapie ist ohne Zweifel ein großes Verdienst, weil er den Menschen in seiner Geistigkeit und daher der Sinnfrage ernst nimmt. Unter dem Aspekt der Leib-Seele-Geist-Einheit des Menschen ist Frankl ein hervorragender Kritiker aller Reduktionismen, die den Menschen um eine Dimension verkürzen und ihm somit im wesentlichen nicht gerecht werden. Weiterlesen

Die Existenzanalyse Victor E. Frankls Teil 5b Die Frage nach dem Sinn

«Ich komme zwar aus der Stadt Sigmund Freuds, aber nicht aus der Zeit Freuds.» -so pflegt Frankl seine Vorträge häufig einzuleiten. (Ringen um Sinn, S. 38)
Heute leidet der Mensch unter einem Gefühl der Leere und der Sinnarmut. Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird heute bedrängender denn je gestellt. Sie ist, ob ausgesprochen oder unausdrücklich gestellt, die wesentlichste und menschlichste aller Fragen. Kein noch so hoch entwickeltes Tier vermag diese Frage zu stellen, allein dem Menschen ist es vorbehalten, sein Leben als fragwürdig zu empfinden. Sie ist für Frankl auch nie etwas Krankhaftes oder der Ausdruck neurotischen Fehlverhaltens, wie z.B. Freud behauptet hat. Dazu erzählt Frankl von einem Patienten, der wegen Verzweiflung über sein Dasein in seine Klinik kam. Aus den Gesprächen ergab sich, daß seine Grübeleien über den Sinn des Lebens nicht, wie man vermuten könnte zu den Zeiten der Depressionen über ihn kamen; in diesen Zeiten war er vielmehr unfähig zu denken. Erst in den gesunden Phasen grübelte er über sein Leben. Demnach ist die Frage nach dem Sinn eine zutiefst gesunde und menschliche Frage. Sie ist auch nicht gebunden an Alter, Beruf, Kultur oder Geschlecht. Weiterlesen

Die Existenzanalyse Victor E. Frankls Teil 5a Der Sinn

Die Existenzanalyse und der Versuch einer kritischen Stellungnahme aus biblischer Sicht
Der Sinn
Der Über-Sinn
Bevor wir auf Frankls Interpretation von Sinn eingehen, müssen wir uns mit einem Aspekt befassen, den Frankl nicht zu seinem Thema macht. Von vornherein hält er es für sinnlos, die Frage nach dem Weltganzen zu stellen, weil sie für ihn unbeantwortbar bleibt. Das Weltganze ist unüberschaubar und undeutbar und in der Annahme dieser Gegebenheit muß der Mensch seine Begrenztheit bejahen. Auch wenn Frankl keine befriedigende Antwort hat, konstruiert er sich doch ein Modell mit Hilfe eines Grenzbegriffes, den er «Über-Sinn» nennt, um die Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens begründen zu können. Weiterlesen

Heilige Scheiße

heilige_scheisse.jpgIm Winter 2010 saß ich knapp zwei Stunden mit Anne Weiss im Café einer Berliner Jugendherberge, um über den christlichen Glauben zu sprechen. Gemeinsam mit Stefan Bonner stecke die Journalistin damals in den Vorarbeiten für ein neues Buch zum Thema »Wären wir ohne Religion besser dran?«. Das Gespräch war offen und nett, so wie auch der anschließende Austausch mit einigen Seminarteilnehmern beim Mittagessen. Der religionskritische Geist schwebte allerdings schon damals durch die Räume (vgl. die Mitteilung des Humanistischen Pressedienstes hier).

Inzwischen ist das Buch:

  • Stefan Bonner u. Anne Weiss: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?, Bastei Lübbe: Köln, 2011.

erschienen. Im Interview stellen die Autoren ihr Werk vor:

Daniel Dangendorf hat das Buch gelesen und eine Rezension verfasst, die ich freundlicherweise hier einstellen darf:

– – –

„Wenn Gott uns liebt, warum gibt es dann die Flippers?“

Fragen wie diese bewegen die Bestsellerautoren Stefan Bonner und Anne Weiss (Generation Doof) in ihrem neuen Bestseller Heilige Scheiße – Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?. Das Werk schaffte es auf Anhieb in die Top 20 der Spiegel-Bestsellerliste in der Kategorie Sachbuch. Es will „Ahnungslose und Erleuchtete unter die Lupe nehmen“ und erklärt: „Immer mehr Menschen finden, dass sie auch als Heidenkinder einen Heidenspaß haben können“. Wozu brauchen wir die Kirche noch? Was treibt Menschen an, zur Kirche zu gehen? Und warum brauchen viele Menschen die Kirche anscheinend nicht mehr?

Die Autoren fangen das kirchenkritische Klima in Deutschland vorzüglich ein. Vieles stinkt zum Himmel. Was den Kirchen vorgeworfen werden kann, kommt zur Sprache: die mangelnder moralischer Integrität, die die Menschen eher „einem Kachel- als einem Kirchenmann zutrauen“ (S. 130) bis hin zum empörenden Ausruf „Kinderficker!“ einer Gottesdienststörerin (S. 45). Weltjugendtagsbesucher werden zitiert, die eigentlich nicht wegen des Papstes, sondern zum Saufen und Partymachen gepilgert sind. Die Mitgliedschaft vieler Menschen in den Großkirchen wird mit einer ADAC-Mitgliedschaft verglichen, die man in Anspruch nimmt, wenn sie für eine romantische Hochzeit oder die traditionelle Taufe benötigt wird. Besonders heftig trifft es die Katholiken. Verhältnismäßig gut kommen die Jesus-Freaks davon, obwohl bei White-Metal à la „Jesus Skins“ die Autoren dann auch skeptisch werden.

Stellenweise vermittelt das Buch den Eindruck, nur durch Dummheit gewönne man Zugang zum Glauben. Gilt also die alte Maxime: „credo quia absurdum“ , d. h. ich glaube, weil es unvernünftig ist? Als Illustration dient den Autoren der Kreationismus, der „wie die Sintflut“ von Amerika nach Deutschland schwappt und Europa gefährdet und durch „Wort und Wissen“ oder Schulen wie das „Martin Bucer Seminar“ (MBS) verbreitet wird. Der Kreationismus sei eine amerikanische Erfindung und hierzulande verbreiteten nun Einrichtungen wie das MBS ein so gefährliches Schöpfungsmodell. Letzteres nur, weil Ron Kubsch „gegenüber einigen Ansprüchen der Evolutionstheorie skeptisch“ bleibt und ich darauf bestehe, dass das Bekenntnis zum Schöpfer für alle christlichen Konfessionen unverzichtbar ist. Wer die Kreationismusdebatte kennt, weiß, dass beide Aussagen waschecht zum christlichen Glauben gehören. Vertreter einer theistischen Evolution, wie der katholische Experte Kardinal Schönborn, kommen freilich nicht besser weg. Dass man sich in einem Theologiestudium mit den Quellentexten von Evolutionsbiologen oder -philosophen und von Kreationisten auseinandersetzt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Den Buchautoren ist das suspekt.

Der Bibel wird unter der fachmännischen Unterstützung von den Herren Finkelstein, Langbein und Deschner Vernunft und Wahrheitsgehalt abgesprochen. Sie ist „das schönste Märchenbuch der Welt“. Dass alle drei Referenzen mit einer am Ideal der Objektivität ausgerichteten Wissenschaft „wenig am Hut haben“, wird den Lesern vorenthalten. Finkelstein ist ein zum Minimalismus neigender Archäologe, Langbein Autor des „Lexikons der biblischen Irrtümer“ und Deschner Herausgeber der „Kriminalgeschichte des Christentums“. Wer herausfinden will, ob „Apollo 11“ 1969 tatsächlich auf dem Mond gelandet ist, sollte nicht nur Verschwörungstheoretiker befragen. Die Expertenauswahl in Sachen Bibel zeigt, dass die Autoren eben auch zu dem Volk gehören, dem sie attestieren: absolute Unkenntnis in religiösen Fragen. „Colgate“ wird mit „Golgata“ verwechselt.

Menschen brauchen keine Religion, um ethisch verantwortlich handeln zu können. Als Gewährsmann für diese Überzeugung dient Michael Schmidt-Salomon und sein „Manifest des evolutionären Humanismus“. Schmidt-Salomon ersetzt die Zehn Gebote durch Angebote wie „fair zu anderen zu sein, nicht zu lügen und zu betrügen, offen für Kritik zu sein, die Dinge zu ergründen, bevor man sie verurteilt, das Leben zu genießen und es in den Dienst einer größeren Sache zu stellen, um die Erde zu einem lebenswerteren Ort zu machen“. Das klingt schon fast wieder religiös oder christlich. Setzen nicht auch solche Angebote etwas voraus, was über den Menschen hinausweist, also zum Beispiel den Glauben an Wahrheit oder Liebe? Überhaupt läge es nah, auch den Glauben anderer wenigstens andeutungsweise unter die Lupe zu nehmen. Glaube an einen allmächtigen Gott ist gerade noch tolerierbar, insofern dieser Glaube reines Privatvergnügen bleibt. Ein Gottesglaube, der über das Hobby hinausgeht, – so muss man Bonner und Weiss verstehen –, geht zu weit (S. 244 – 245). Anders ist es mit dem Glauben von Roger Willemsen. Der Journalist glaubt nicht an einen Sinn des Lebens, sondern daran, dass sich jeder selbst seinen Sinn setzen kann. Soweit so gut. Aber das Zitat geht weiter: „Das kann ein humanitärer sein, dass kann ein Aufklärungsgedanke sein“ (S. 244). Warum, frage ich mich, darf ein existenzialistischer Glaube aufklären und der Gesellschaft dabei helfen, humaner zu werden, der Glaube an Gott indes nicht?

Historische Errungenschaften des Christentums blenden die Autoren aus. Sie sägen damit den Ast ab, auf dem sie sitzen. Dass die Abschaffung der Sklaverei kein Produkt säkularer Aufklärung, sondern dem entschiedenen und unermüdlichen Engagement ernsthafter Christen zu verdanken ist, wird ebenso verschwiegen wie die Tatsache, dass die Idee der Menschenwürde gesellschaftlich ohne das Christentum keinen Eingang gefunden hätte. So ist z. B. die neutestamentliche Idee einer universalen Kirche von Juden und Heiden aller Völker in der ganzen antiken Welt ein Novum. So eine Idee steht einer Diskriminierung aufgrund von Rasse und Geschlecht grundsätzlich entgegen. So etwas liest man freilich nicht in Deschners Kriminalgeschichte, sondern z. B. im sogar von Kritikern hochgelobten Buch Toleranz und Gewalt des katholischen Theologen Arnold Angenendt. Angenendt kann trotz selbstkritischer Vorgehensweise trendige Vorwürfe gegen das Christentum entkräften. Derartige Forschungsarbeiten bedienen allerdings das Erkenntnisinteresse der Autoren weniger.

Es spricht Bände, dass meine eigene Position gekürzt zitiert wird. Für den Stil ihres Buches ist mein Standpunkt schlichtweg zu komplex. Mit differenzierten Botschaften lässt sich Geld schwer verdienen. Die „Generation Doof“ muss mit plakativen Parolen leben. Schade! Für ein friedliches und tolerantes Miteinander könnte es ein Vorteil sein, wenigstens zu versuchen, andersdenkende Menschen nuanciert wahrzunehmen. Die Autoren haben es versucht, sind jedoch auf halbem Weg stehen geblieben. Sie machen in weiten Teilen ihren persönlichen Vorurteilen Luft. Dabei ist die „Generation Doof“ gar nicht zu dumm, wie es die Autoren ihr unterstellen. Sie wird eher durch die Knebelung der Wahrheit „dumm gehalten“. Mögen die Leser gründlich lesen und sich dabei grob an Kant orientieren: „Habt den Mut, euch eures eigenen Verstandes zu bedienen! Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner medienstimulierten Unmündigkeit.“

Wir dürfen den Kopf schütteln über die Fehler und so manche erschütternde Eskapaden der Kirche. Über kirchliches Kanaanäisch und die hilflos wirkenden Anläufe vieler Christen, die um jeden Preis „hip“ und modern wirken wollen, sollten wir schmunzeln. Das Buch animiert dazu streckenweise auf amüsante Weise. Eins haben die Autoren allerdings übersehen: Christen glauben nicht an sich selbst, sondern an Christus. Sie setzen ihr Vertrauen nicht auf die Kirche, sondern auf Gott. Auch Christen bauen eine Menge „Scheiße“. Auf Gott ist trotzdem Verlass. Wie sagte Jesus einmal? „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ (Mk 2,17). Wer zu seinem Unvermögen steht, auf Gott hört und ihm vertraut, wird das erfahren und dabei hoffentlich sehen, dass er beim Gang zur Kirche seinen Verstand nicht an der Garderobe abgeben muss. Gottes Liebe steht dem, der glaubt, offen. Sie befreit, wo sie Menschen verändert, zur Nächstenliebe und Toleranz. Warum gibt es die Flippers? Weil Gott viel Geduld mit uns hat!

Daniel Dangendorf

Die Rezension gibt es hier als PDF-Datei mit Anmerkungen: RezensionHS.pdf.

Heilige Scheiße

Kommentar
Roderich meint:

Die Autoren machen ja einen sympathischen Eindruck.

Habe das Buch letztens mal durchgeblaettert. Von der Argumentationsweise war ich nicht sehr begeistert. Das Buch will den Eindruck von “Ausgewogenheit” erwecken. Jedoch werden fast nirgends die _Argumente_ der christlichen Seite ernsthaft aufgenommen und diskutiert – stattdessen wird ein “Experte” der Gegenseite zitiert, vorzugsweise etwa der humanistischen Union.
Beim Thema Evolution z.B. sagen Christen, es bestehen Lücken bei der Evolutionstheorie. Anstatt, dass die Autoren diesem Einwand inhaltlich nachgehen, also einige Gedankengänge von Wort und Wissen oder von der Intelligent Design Bewegung aufnehmen und widerlegen, wird sofort Herr Kutschera zitiert: “Das ist Unsinn” (oder so ähnlich – habe das Buch gerade nicht vorliegen).

Das wäre so, als würde man ein christliches Buch schreiben, man zitiert einen Atheisten, der sagt: “Religion ist gefährlich”. Anstatt auf diese These näher einzugehen, befragt man dann einfach den Leiter des Baptistenbundes, ob das stimmt. Seine Antwort: “Das ist ja völliger Quatsch. Religion ist nicht gefährlich”. “Ausserdem haben wir den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz gefragt. Die Antwort: “So ein Quatsch. Religion ist nicht gefährlich”. Dazu haben wir noch den Rektor eines Bibelseminars gefragt, er sagt: “Das ist ja hahnebüchen. Ist alles schon widerlegt”. Also, nach unserer ausgewogenen Recherche kommen wir zum Schluss, Religion ist wahrscheinlich nicht gefährlich.

Wenn ein Christ so ein Buch schreiben würde, müssten die Leser ja denken, das ist nicht wirklich seriös. Darf man sich also im Namen des Humors die Argumente sparen? Wenn ich recht sehe, erhebt das Buch gar nicht den Anspruch, inhaltlich zu argumentieren, sondern will Religion lächerlich machen. Das ist natürlich etwas billig – verkauft sich aber gut.

(Man kann sich natürlich einfach ein paar Bibelstellen aus dem Alten Testament nehmen, sie aus dem Kontext greifen, und sagen: “So was kann doch heute keiner mehr glauben”. Das ist aber wie wenn man einen Maserati sieht, und man sieht darauf ein paar Kratzer, und fokussiert sich ganz auf die Kratzer und sagt: das ist kein schönes Auto. Anstatt dass man sich mit dem Motor, dem Fahrverhalten, der Geschwindigkeit, der Form, dem Komfort etc. auseinandersetzt. )

Das Christentum hat die Welt ja nachhaltig zum Guten verändert (siehe das Buch von Alvin Schmidt: “Wie das Christentum die Welt veränderte”. Etwa wie durch das Kommen Jesu Christi die Idee der Barmherzigkeit in die Welt kam, oder wie unser Verständnis von Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Menschenwürde, Wertschätzung des Lebens etc. durch Nachfolger Jesu entscheidend geprägt wurden etc – das sind Fakten, die ignoriert werden.

Der Untertitel des Buches ist leider irreführend – “Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?”, da er suggeriert, die Autoren wollten die Meinung mancher Atheisten (“Wir sind ohne Religion besser dran”) hinterfragen, und würden Argumente bringen, warum wir eben nicht besser dran sind ohne Religion. (Korrekt müsste der Untertitel lauten: “Sind wir MIT Religion wirklich besser dran?”. Denn der überwältigende Schwerpunkt des Buches macht sich über Religion lächerlich, und die Grundrichtung ist deutlich gegen Religion).

Es mag ja sein, dass die Autoren “offen” sind und nach Wahrheit noch suchen – die eigentliche Mühe des Suchens haben sie aber noch vor sich. (Dazu gehört das intensive sich Beschäftigen mit den Quellen, mit den Fakten, und mit den Argumenten der Gegenseite).

Sich selbst prüfen ist christlich? Selbstkritik einmal anders

Immer wieder einmal habe ich behauptet, dass Selbstkritik eine christliche Tugend sei und man im Neuen Testament nicht Christ wird, in dem man mit dem Pharisäer sagt: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern …“ , sondern mit dem Zöllners „Gott sei mir Sünder gnädig“ (Lk 18,11?14). In der Bibel beginnt Glaube mit der Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit. Hier nun einmal eine andere neutestamentliche Begründung desselben Sachverhaltes, auf die ich kürzlich stieß: Weiterlesen

Die Existenzanalyse Victor E. Frankls Teil 4 Der dreidimensionale Mensch

Freiheit
Wenn Frankl von der Freiheit des Menschen spricht, dann setzt er voraus, daß nur das Geistige des Menschen seine Freiheit begründet. Frankl leugnet nicht, daß der Mensch in einer Fülle biologischer, psychologischer und soziologischer Bedingungen lebt, aber er ist ihnen nicht ausgeliefert, als geistiges Wesen hat er immer noch die Freiheit, Stellung zu seiner Lebenssituation zu beziehen.
Der Mensch hat z.B. Triebe, die ihn einschränken, doch nicht auf Kosten seiner Freiheit, denn – so sagt Frankl: «Der Mensch hat also Triebe, gewiß, aber die Triebe haben ihn nicht» (zitiert in: Böschemeyer, Die Sinnfrage in Psychotherapie und Theologie, S. 66). Weiterlesen

Auf den Spuren der Könige Israels: Was Inschriften uns erzählen.


Samstag, 5. November 2011
Beginn: 10:00 Uhr  Ende: ca. 18:00 Uhr
Ort
in den Räumen der Freien Evangelischen Gemeinde, Mozartstraße 12, 80336 München Referenten: Dr. Martin Heide, Dr. Peter van der Veen Programm
Archäologie und die Bibel
10.00 Uhr Dr. Friedrich Abel: Begrüßung
10.15 Uhr Dr. Martin Heide: Die reißende Flut – Israel und Juda aus der Sicht der Assyrer und Babylonier
11.45 Uhr Mittagspause
In unmittelbarer Nähe unseres Tagungsortes gibt es in Goetheplatznähe viele Restaurants.
13.30 Uhr Dr. Peter van der Veen: Auf den Spuren der Könige Israels: Was Inschriften uns erzählen.
15.00 Uhr Kaffeepause
15.45 Uhr Dr. Peter van der Veen: Keine Posaunen vor Jericho?
17.15 Uhr Gespräch mit den Referenten
18.00 Uhr Ende der Tagung
Kosten
Zur Deckung der Kosten wird eine freiwillige Spende erbeten.

Die Existenzanalyse Victor E. Frankls Teil 3 Das Wesen der geistigen Person Die Selbsttranszendenz

Um in dem geometrischen Bild zu bleiben, können wir sagen, der Mensch ist ein offenes System oder wie Frankl sagt, der Mensch ist «weltoffen». Die Selbsttranszendenz des Auges ist für Frankl ein sehr deutliches Beispiel für die Weltoffenheit des Menschen. Denn, «die Fähigkeit des Auges, die Welt außerhalb seiner selbst wahrzunehmen, ist in dem Maße gestört, in dem das Auge auch nur im Geringsten sich selbst, beziehungsweise etwas innerhalb seiner selbst, etwa eine Linsentrübung wahrnimmt… unser Sehvermögen ist transzendent» (Wille zum Sinn, S. 155). Es klingt paradox, aber die Fähigkeit des Auges, die Welt wahrnehmen zu können, hängt von seiner Unfähigkeit ab, sich selbst zu sehen. Nur das kranke Auge sieht sich selbst. Wenn ein Mensch z.B. an einem grauen Star leidet, dann nimmt es sein Auge in Form eines grauen Nebels wahr, ist er an einem grünen Star erkrankt, dann sieht er rings um die Lichtquelle einen Hof von Regenbogenfarben. In jedem Fall, wenn das Auge etwas von sich selbst sieht, ist es krank.
Ähnlich verhält es sich mit dem Menschen. Die «Weltoffenheit» des Menschen bedeutet für Frankl, die Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinauszuweisen, denn so sagt Frankl: «Je mehr er sich selbst übersieht, je mehr er sich selbst vergißt, indem er sich hingibt einer Sache oder anderen Menschen, desto mehr ist er selbst Mensch, desto mehr verwirklicht er sich selbst. Weiterlesen