Woher kommt der Absolutheitsanspruch des Christentums?

Antwort
Nach Auffassung des Neuen Testaments gibt es einen Absolutheitsanspruch Jesu Christi, aber keinen Absolutheitsanspruch des Christentums. Das ist ein großer Unterschied. Den Absolutheitsanspruch Jesu Christi kann die Kirche   und das Christentum nicht in ihre bzw. seine Regie nehmen und „verwalten“. Diesen Anspruch „verwaltet“ nur Jesus Christus selbst. Man darf den Anspruch, den nach biblischem Zeugnis Jesus Christus erhebt, nicht der   Verfügungsmacht der Kirche überlassen. Nicht das Christentum ist die   Wahrheit, sondern Jesus Christus. Er sagt: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh.   14,6). Er sagt nicht: „Ich lehre euch die Wahrheit“ oder: „Ich übergebe euch   die Wahrheit“. Diese Wahrheit, die Jesus Christus in Person ist, steht nach   biblischem Verständnis auch dem Christentum als eine kritische Wahrheit gegenüber. Das Aufsagen eines christlichen Glaubensbekenntnisses garantiert nicht, dass wir in der Wahrheit sind. Auch wir Christen haben die Wahrheit   nicht in der Hand und nicht gepachtet. Nach biblischer bzw. christlicher   Auffassung ist Jesus Christus selbst die Wahrheit in Person aber das   Christentum nur in so weit in der Wahrheit, als es von Jesus Christus   geleitet wird und in seinem Geist lebt.

Geschichte der Ehebrecherin

Anfrage
Die berühmte Geschichte der Ehebrecherin, Johannes (8:1-11) fehlt in den ältesten und besten griechischen Quellen. Der weitgehende Konsensus unter den Textkritikern ist, dass diese pericope adulterae nicht original im Johannes Evangelium ist.
Antwort
Hallo ,
es ist in der Tat so, dass dieser Text in vielen alten Handschriften zum Johannesevangelium nicht vorkommt. Aus den Nachforschungen scheint aber festzustehen, dass es sich hier um eine alte Jesusüberlieferung handelt, die man bis ins 2.Jh zurückverfolgen kann (Zitat von Papias um 125 n.Chr.). Papias war Mitglied der Johannesschule in Kleinasien, also ein Schüler des Johannes.
Festzuhalten wäre, dass dieser Text vermutlich nicht von Johannes selbst verfasst wurde. Es bleibt die nächste Frage, ob dieser Text dann zum biblischen Kanon dazugehört?
Zur Kanonbildung gibt es folgende Ansätze:
1. Katholischer Ansatz: Die Kirche beschließt, was in den Kanon gehört. Auf dem Konzil von Trient wurde dieser Text explizit mit hineingenommen (aber auch die Apokryphen). So kommt ein katholischer Theologe Benedikt Schwank zu dem Schluss, dass trotz gegenteiliger Evidenz diese Perikope zum Johannesevangelium dazugehört
2. Pneumatischer Ansatz (Calvin): Der Heilige Geist bezeugt und zeigt die Grenzen der Schrift. Dieser Ansatz wurde aber auf die Textkritik nicht ausgeweitet.
3. Historischer Ansatz (Luther): Ein Buch oder Text ist in der Bibel, wenn sie von einem Apostel oder Apostelschüler verfasst worden ist und der orthodoxen Lehre nicht widerspricht.
Ich sehe verstehe den biblischen Kanon aus dem Ansatz Luthers heraus. Demnach lag dieser Text schon bei Papias (einem Johannesschüler vor), der ihn möglicherweise in das Evangelium einschleuste. Der historische Ansatz wäre gewahrt und auch der Inhalt widerspricht nicht anderen Texten der Bibel (so auch Calvin).
Mein Schluss wäre, dass dieser Text vermutlich nicht von Johannes stammt, aber durchaus kanonisch ist, d.h. in die Bibel gehört und nicht nur eine menschliche Hinzufügung ist.

DIE VERKLÄRUNG JESU

(MARKUS 9,1-13) Gegen Ende seines Wirkens in Galiläa stieg Jesus mit drei Jüngern auf einen Berg. Dort geschah etwas Ungewöhnliches. Für einige Momente erschien Jesus den Jüngern in der Herrlichkeit, die er vor seinem Kommen hatte und in die er durch seine Himmelfahrt zurückkehren würde Wie bei verschiedenen Gotteserscheinungen im Alten Testament erschien Jesus in einem hellen Licht, seine Kleider wurden sehr weiß, „wie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann“ (daher Verklärung)“ Auch der Berg als Ort der Gottesbegegnung erscheint an mehreren Stellen im Alten Testament. So kam es beispielsweise am Berg Sinai zum Bundesschluss zwischen Gott und Israel und Mose empfing dort die Gesetzestafeln. Der Prophet Elia hatte eine besondere Gottesbegegnung am Berg Horeb (1.Könige19).
Noch etwas war ungewöhnlich. Es erschienen Mose und Elia als bekannte Gestalten aus dem Alten Testament und der Geschichte Israels. Der Inhalt ihres Gesprächs mit Jesus ist nur angedeutet (Lukas 9,31: „von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte“). Warum das Erscheinen von Mose und Elia möglich war, in welcher Form sie erschienen und welche Rückschlüsse man unter Umständen für das Leben nach dem Tod ziehen kann, sind Fragen, die die Autoren der Evangelien weder stellen noch beantworten. Jedoch können wir aus dem Zusammenhang des Berichts gewisse Schlüsse ziehen. Die Verklärung und das Gespräch markieren einen Wendepunkt im Leben Jesu. Die Jünger haben in ihm den Messias, den Christus erkannt (Markus 8,27 -3). Jesus hat mit ihnen darüber gesprochen, welche Art von Messias er sei. Zu seinem Weg gehören Leiden, Tod und Auferstehung. Dies konnten die Jünger weder verstehen noch annehmen (V. 31-33). Nach der Verklärung bricht Jesus von Galiläa nach Jerusalem auf. Ab jetzt steht sein weiterer Weg unter dem Vorzeichen seines Leidens, seines Sterbens, seiner Auferstehung und Verherrlichung durch die Himmelfahrt. In der Verklärung bekommt Jesus als auch die anwesen den Jünger eine besondere Bestätigung von Gott. Mose steht für das Gesetz, das untrennbar mit seinem Namen verbunden ist. Er hat es als Lebensordnung und Verheißung für Israel von Gott empfangen. Mose hat bereits auf den Kommenden hingewiesen. Der Prophet Elia wiederum steht für die vielen Propheten Israels die für die Verkündigung des Willens Gottes und die geistgewirkte Zukunftsschau stehen. Ihre Schriften bezeugen beides. Mit dem Begriff Gesetz. und Propheten“ konnte man im Frühjudentum das ganze Alte Testament zusammenfassen. Gottes bisherige Geschichte mit der Welt und dem Volk Israel, seine Verheißungen für die Zukunft – zusammengefasst durch das Gesetz und die Propheten – bestätigen den anstößigen und auch für die Jünger Jesu nicht nachvollziehbaren Weg Jesu ans Kreuz. Dieser Weg stimmt mit dem Willen Gottes überein, er wird in den Schriften Israels vorausgesagt.
Neben dieser Bestätigung durch Gesetz und Propheten gibt es zwischen dem Leben des Mose, des Elia sowie dem Leben Jesu viele Parallelen, die ebenfalls den Weg und das Geschick Jesu ganz eng mit dem Alten Testament verknüpfen.
Einige Zeit nach der Verklärung Jesu hat Gott die umstrittenen Taten Jesu. seine Lehre und seinen Kreuzestod bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckt und erhöht hat. Das Geschehen von Ostern und Himmelfahrt kommt somit zum Zeugnis von Gesetz und Propheten hinzu.

Der Tod eines Umzugshelfers

Das ist schon eine seltsame Geschichte: Da will ein Mann die Bundeslade mit den Geboten Gottes retten und verhindern, dass sie vom Wagen stürzt und vielleicht Schaden nimmt und Gott wird so ärgerlich über diesen Mann, dass er ihn auf der Stelle tötet. Unverständlich! (2.SAMUEL 6,1-15) Übrigens hat auch David so reagiert. Er wurde ärgerlich über Gottes Handeln (V.8) Weiterlesen

Die Erneuerung des Menschen

Was meinte der Apostel Paulus mit der „Erneuerung des Menschen“?
Auch im christlich-evangelikalen Jargon wird «Erneuerung» als positives Schlagwort in der Seelsorgeliteratur und -praxis (Erneuerungs-Konferenzen) und im Gemeindebau (Stichwort «charismatische Erneuerung») verwendet. Das deutsche Wort «Erneuerung» gibt allerdings nur unzureichend wieder, was der Apostel Paulus mit der «Erneuerung des Menschen» (2. Kor. 4,16; Röm. 12,2; Eph. 4,23; Kol. 3,10 und Tit. 3,5) meint.
Das beginnt schon damit, dass man bei «Erneuerung» an einen Gegenstand oder Zustand denkt, der veraltet ist und deshalb «erneuert» werden sollte. Paulus aber sagt ausdrücklich, dass es der «neue [Mensch ist], der erneuert wird…» (Kol. 3,10)! Was versteht die Bibel also unter «Erneuerung des Menschen»?
Ausgehend von der Beobachtung, dass das griechische Wort für Erneuerung/erneuern» (anakainosis/anakainoo) mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit eine Wortneubildung des Paulus ist, wurden die genannten fünf Bibeltexte eingehend untersucht. Es ging darum, durch detaillierte Forschungsarbeit wenigstens ein bisschen Licht in die Begriffsverwirrung rund um die «Erneuerung» zu bringen. Die Ergebnisse lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen: Weiterlesen

Warum ist die Debatte von Evolution und Schöpfung so wichtig?

Unter dem Titel “Charles Darwin und die Konstruktion des Blumenkohls” (Süddeutsche-Zeitung Nr. 242 vom 17.10.2008) berichtet der Autor über die Neuerscheinung des Wissenschaftsbiologen Richard Dawkins “Geschichten vom Ursprung des Lebens”. Der Artikel lässt die Theorie der Entwicklung des Lebens durch Selektion fragwürdig erscheinen. Umso erstaunlicher, dass der Autor im Ergebnis das Buch Dawkins als eine Art Kunstwerk feiert, indem der Inhalt derart reich sei, wie das Leben, von dem es handelt.
Das Buch behandle im Kern die Frage, wie durch Prozesse des Zufalls, vielfach gleiche Merkmale in der Natur auftauchen, wobei die betreffenden Organismen in keinem “Verwandtschaftsgrad” zu einander stehen. Beispiel: Das Auge taucht über 39mal in der Natur auf, bei Lebewesen, die völlig unabhängig in nicht miteinander verwandten Tierstämmen entstanden sein sollen.
Wenn man es mit dem Evolutionsbiologen Stephan Jay Gould hält, würde sich nichts noch einmal so ereignen, wie es geschehen ist – eben weil der Zufall ohne Plan vorgeht. Dies bedeute in der Konsequenz, dass der Zufall nicht nur das Auge zustande bringen müsste, sondern dies gleich in einer vielfachen weise. Für jedes Tier separat.
Doch selbst Darwin distanzierte sich von dieser radikalen Schlussfolgerung, dem beim Anblick des Säugetierauges ganz schwindelig um seine Theorie wurde. Und Dawkins geht es genauso. Weiterlesen

Was gilt der Prophet im eigenen Land?

Jesus konnte in Nazareth keine einzige Tat tun und trotzdem heilte er Kranke (MARKUS 6,5)
Durch seine Lehre und Taten ist Jesus von Nazareth im ganzen Land bekannt geworden. Die Leute reden von ihm und fragen, wer er sei. Dann kommt Jesus zurück nach Nazareth, in seine Heimatstadt. Die Spannung ist groß: Wie werden die Leute ihm begegnen? Was gilt der Prophet im eigenen Land? Jesus lehrt am Sabbat in der Synagoge. Die Leute staunen nicht schlecht: „Woher hat er das? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche mächtigen Taten, die durch seine Hände geschehen?“
Doch dann weicht die Bewunderung offenem Argwohn: Den kennen wir doch! Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn? Sind nicht auch seine Brüder und Schwestern hier im Dorf? Was bildet er sich ein? Er will uns belehren, uns etwas vormachen? Der Evangelist Markus beschreibt die Stimmung so: “und sie ärgerten sich an ihm.“ Jesus antwortet ihnen: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Haus.“ Da meint man, ihn zu kennen, doch diese Vertrautheit hat eine fatale Folge: Sie relativiert die Person und die Botschaft. So ganz ernst nimmt man ihn nicht und noch schlimmer: Aus der Vertrautheit wird Ärger über Jesus und seinen Anspruch. Weiterlesen

Was ist Wahrheit?

Man kann sie verbiegen, verschweigen, relativieren. Nur abschaffen kann man sie nicht. Zum Glück! Die Wahrheit hat es heutzutage nicht gerade leicht. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts machte Oswald Spengler die trockene Bemerkung: „Was ist Wahrheit? Für die Menge das, was man ständig liest und hört.“ In diesen Tagen singt die deutsche Popband Rosenstolz zynisch: „Wahrheit ist doch nur was für Idioten“. Absolute Wahrheit gibt es nicht, und wenn es sie gäbe, würden wir es nie erfahren – das scheint heutzutage die Grundüberzeugung sehr vieler Menschen zu sein.
Wie ist das möglich, dass einerseits ein Leben ohne Wahrheit in Schule und Beruf, im Familienleben und in den Gerichtssälen überhaupt nicht denkbar ist, andererseits die Menschen gegenüber der „Wahrheit“ so misstrauisch sind? Bestimmt hängt es damit zusammen, dass die Wahrheit eine lange und nicht immer ruhmreiche Geschichte hat. In ihrem Namen wurden furchtbare Verbrechen verübt, Fehlurteile gesprochen und tragische Kriege angezettelt. Die Skepsis gegenüber der Wahrheit ist tief verwoben mit politischen und geschichtlichen Entwicklungen in Europa. Dabei hat ein Mann an der Auflösung der „Wahrheit“ mitgewirkt, wie kein anderer: Friedrich Nietzsche (1844–1900).
Im christlichen Abendland stützte sich über viele Jahrhunderte hinweg das Wahrheitsverständnis auf das jüdisch-christliche Weltbild, nach dem Wahrheit die Übereinstimmung einer sprachlichen Aussage mit der Wirklichkeit ist. Eine Aussage (z.B. „Es regnet“) ist genau dann wahr, wenn sie einem Sachverhalt entspricht (wenn es also tatsächlich regnet).
Der Pfarrerssohn Nietzsche bemerkte, dass dieses Wahrheitskonzept aufs Engste mit der Existenz von Gott verknüpft ist. Wenn allerdings gilt: „Gott ist tot“, folgerte Nietzsche, dann gibt es auch keine Wahrheit und keine Moral. So setzte er an die Stelle der Wahrheit eine kompromisslose Wahrhaftigkeit sich selbst gegenüber.
Nietzsches Gedanken waren sehr radikal, fanden aber dennoch begeisterte Anhänger. Ehemals christlich geprägte Begriffe wie „Freiheit“ oder „Seele“ wurden umgedeutet. Auch der traditionelle Wahrheitsbegriff wurde so von einem Wahrheitsrelativismus abgelöst.
Dieser Relativismus, den übrigens schon Sokrates 400 v.Chr. widerlegte (nachzulesen in Platons Theaitetos), ist inzwischen fest in der Gesellschaft verankert und hat weit reichende Folgen.
So gilt es heute beispielsweise als selbstverständlich, dass es keine absoluten moralische Werte gibt. Der Philosoph Harry Frankfurt konnte außerdem zeigen, dass sich in der Gesellschaft immer mehr „Bullshit“ ausbreitet. Unter Bullshit versteht Frankfurt Aussagen, die vortäuschen, um Wahrheit und Aufrichtigkeit bemüht zu sein, für deren Absender jedoch letztlich ein Wahrheitsbezug belanglos ist.
„Bullshiter“ tun so, als betrieben sie Vermittlung von Informationen, tatsächlich manipulieren sie Meinungen und Einstellungen von Menschen. So sind wir umgeben von Meinungsmüll, der eine Unterscheidung von Wahrheit und Lüge kaum mehr zulässt. Der Lügner hat noch Respekt vor der Wahrheit, denn er weiß, dass ihm die Wahrheit gefährlich werden kann. Der „Bullshiter“ interessiert sich nicht für die Wahrheit, sondern nur für die Durchsetzung seiner Interessen. So kommt der Philosoph zu dem Ergebnis, dass das Desinteresse an der Wahrheit moralisch verwerflicher ist als das Lügen (das natürlich auch verwerflich ist).
Aber nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für den Glauben und das Missionsverständnis hat die Umdeutung der Wahrheit Konsequenzen. „Was du glaubst, ist deine Sache, und was ich glaube, ist meine Sache.“ So denken heute viele Leute und weisen damit darauf hin, dass es in den Fragen des Glaubens nicht um Wahrheit und Richtigkeit, sondern um Tradition und um den persönlichen Geschmack geht.
Natürlich ist eine Glaubenswahrheit etwas anderes als objektive Richtigkeit. Sachverhalte, wie zum Beispiel die Richtigkeit von mathematischen Gleichungen, lassen sich feststellen, ohne dass ich von dem Ergebnis persönlich betroffen bin. Die Wahrheit des christlichen Glaubens ist dagegen nur erkennbar und erfahrbar, wenn ich mich willentlich auf eine persönliche Beziehung mit Gott einlasse.
Aber darf Glaube immer eine nur auf einen Augenblick bezogene persönliche Entscheidung sein, die sich einer objektiven Welt und einer gedanklichen Auseinandersetzung entzieht?
Stell dir einmal vor, du bekommst einen Brief, in dem dir ein Mensch, den du sehr magst, gesteht, dass er dich lieb hat. Zu wissen, dass dich jemand aufrichtig liebt, kann dein ganzes Leben verwandeln. Wer sich geliebt und angenommen fühlt, entwickelt eine andere Sicht für sich selbst und die für Welt. Solch eine Erkenntnis ist also weit mehr als das Wissen um einen objektiven Sachverhalt. Aber ist so eine berührende Erfahrung wirklich etwas total anderes, als ein objektiver Sachverhalt? Ist es nicht bedeutsam, dass es den Menschen, der den Brief verfasst hat, auch wirklich gibt (Richtigkeit)? Ist es nicht von elementarer Wichtigkeit, dass dieser Mensch auch denkt, was er in diesem Brief aufgeschrieben hat (Wahrhaftigkeit)?
Glaube hat also sehr wohl etwas mit Wahrheit zu tun. Nach dem Zeugnis der Bibel ist Gott selbst wahr (z.B. Jeremia 10,10; Johannes 14,6; 1. Johannes 5,6.20). Er steht verlässlich zu dem, was er tut und sagt. Wer sein Leben auf Gottes Wahrheit aufbaut, baut nicht auf Sand, sondern auf Fels und kann deshalb die Stürme des Lebens überstehen.
Wer auf Jesus Christus hört und ihm folgt, der „ist aus der Wahrheit“, (Johannes 18,37). Weil die Wahrheit „Jesus“ ist (Epheser 4,21), gilt es, ihr zu gehorchen (Galater 5,7). Wer das tut, der lebt in der Wahrheit. Das Annehmen und Bleiben in dieser Wahrheit führt in die Freiheit und zum Leben (Johannes 8,31-32).
Dem christlichen Glauben geht es um reflektierbare und prüfbare Inhalte und damit auch um die Wahrheitsfrage. Doch der Glaube an Gott ist nicht einfach richtiges Wissen über Gott. Glaube an Gott bedeutet, in einer lebendigen und willentlichen Beziehung mit ihm zu leben.
Ron Kubsch ist Dozent für Seelsorge und Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn
http://www.christ-online.de/content/view/409/63/


Der christliche Glaube im Vergleich mit anderen Religionen

1 Der christliche Glaube im Vergleich mit anderen Religionen
1.1 Ein persönlicher Gott

Der christliche Glaube hebt sich durch verschiedene Vorstellungen von anderen Religionen ab. Im christlichen Glauben wird ein persönlicher Gott bekannt, der nach bestimmten Wertmaßstäben handelt und diese Wertmaßstäbe an das Verhalten der Menschen anlegt, die er mitsamt der Welt geschaffen hat.
Das hebt den christlichen Glauben von solchen Religionen ab, in denen eine unpersönliche Gottheit, ein unpersönliches ewiges Prinzip oder eine unpersönliche ewige Kraft verehrt wird. Die Vorstellung geht dahin, dass wir als Personen unsere Erfüllung darin finden, wenn wir Teil dieses Unendlichen werden und unsere Persönlichkeit sich auflöst. Dies geschieht etwa im Buddhismus, in der New-Age-Bewegung, in den fernöstlichen Religionen überhaupt. Aber es gibt Religionen, deren Anhänger glauben auch an einen persönlichen Gott. Also kann dies, der persönliche Gott, nicht das entscheidende Kriterium des christlichen Glaubens sein. Weiterlesen

Sind Glauben und Wissenschaft Gegensätze?

Wenn von „Glaube und Wissenschaft“ die Rede ist, besteht für viele Menschen das Problem in dem Wort „und“. Sind Glaube und Wissenschaft nicht Gegensätze? Muss es nicht heißen „Glaube oder Wissenschaft“? Der Eindruck eines Gegensatzes von Glaube und Wissenschaft wird auch durch die aktuellen Bücher der „neuen Atheisten“ hervorgerufen, vor allem durch das Buch „Der Gotteswahn“ des Oxforder Evolutionsbiologen Richard Dawkins. Für ihn ist Glaube “blind“, eine Wahnvorstellung, die Wissenschaft dagegen beruht „auf Belegen“.
Dass es den hier wieder einmal propagierten Gegensatz von „Glaube und Wissenschaft“, nicht geben kann, zeigt allein schon ein Blick in die Geschichte. Viele berühmte Wissenschaftler waren überzeugte Christen. Das prominenteste Beispiel ist Isaac Newton.
Darüber hinaus gab und gibt es viele Wissenschaftler, die an einen persönlichen Gott glaubten bzw. glauben. Weiterlesen