Die alles entscheidende Frage ist: Was will unser HERR?

Nicht: Was sagen die Leute?
Nicht: Was passt in unsere Zeit?
Nicht: Wie kommen wir am Besten an?
Nicht: Wie gewinnen wir die Meisten?
Die alles entscheidende Frage ist und bleibt: Was will der HERR?
a. Gott hat diese Welt und die Menschen geschaffen. Das war sein Wille. Er hat also ein klares Ja zur Schöpfung (1. Mose 1).
b. Gott hat den Tieren und den Menschen einen Vermehrungsauftrag gegeben: Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden…und 28 Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde – übrigens ohne Begrenzungen. Das betone ich bewusst, weil heutzutage das Märchen der Überbevölkerung grassiert und die Frage, ob es verantwortlich sei, viele Kinder zu haben. Der biblische Auftrag kennt diese menschlichen Sorgen nicht. Der Vermehrungsauftrag ist Fortführung des Schöpfungshandelns Gottes.
c. Gott will, dass wir die Erde, die Schöpfung beherrschen, bebauen und bewahren. 1. Mose 1, 28: füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht; 1. Mose 2,15: Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
d. Gott will alle Menschen als ebenbildliches Gegenüber, als Partner haben.
1. Mose 1, 27 27: Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau – und ich sage bewusst hinzu, also nicht in vielerlei unbestimmten Geschlechtern.
e. Gott will, dass alle Menschen durch Jesus Christus gerettet werden.
1. Timotheus 2,4: welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
f. Der HERR will, dass seine Kinder, seine Jünger, „Licht und Salz“ in dieser Welt sind (Matthäus 5,13-16).
g. Gott will, dass wir in dieser Welt, der „Stadt Bestes suchen“ (Jeremia 29, 5-7).
h. Der HERR will unsere Heiligung (1. Thessalonicher 4,3), dass wir also von ihm in Beschlag genommen sind. Dass wir in der Wahrheit „geheiligt sind und bleiben“ (Johannes 17,17), ja, sogar mit dem Vater und dem Sohn „eins“ sind (Johannes 17, 21-23) – in dieser Welt und in der ewigen Herrlichkeit.
Darum ist es nur folgerichtig, wenn Paulus im Kolosserbrief schreibt:
3,17: Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Und Vers 23: Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen. Das gilt also auch für das „Untertan“ unter alle menschliche Ordnung. Hartmut Steeb

Herr,unser Gott!

Wenn wir Angst haben, dann laß uns nicht verzweifeln! Wenn wir enttäuscht sind, dann laß uns nicht bitter werden! Wenn wir gefallen sind, dann laß uns nicht liegen bleiben! Wenn es mit unserem Verstehen und mit unseren Kräften zu Ende ist, dann laß uns nicht umkommen! Nein, dann laß uns deine Nähe und deine Liebe spüren, die du ja gerade denen verheißen hast, deren Herz demütig und zerschlagen ist und die sich fürchten vor deinem Wort. Zu allen Menschen ist ja dein lieber Sohn gekommen als zu solchen, die so dran sind. Eben weil wir alle so dran sind, ist er im Stall geboren und am Kreuz gestorben. Herr, erwecke uns alle und halte uns alle wach zu dieser Erkenntnis und zu diesem Bekenntnis! Karl Barth
https://jochenteuffel.com/2020/03/24/karl-barths-gebet-herr-unser-gott-wenn-wir-angst-haben-vollstaendiger-text-aus-seiner-weihnachtspredigt-1958/

und rufe mich an in der Not, / so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Psalm 50,15 Luther 1984

An Not fehlt es nicht unter den Menschen; wo wir ein wenig tiefer hinein sehen, ist Not, oft große, anhaltende Not. Würde man die Menschen nicht kennen, so könnte man sich höchlich wundern, dass Gott sie auffordern muss, ihn in der Not anzurufen. Man sollte meinen, dass selbst Leute, die in gewöhnlichen Zeiten nicht beten, Gott wenigstens in Notzeiten von selber anrufen würden. Dem ist aber leider nicht so; es gibt eine Menge von Menschen, die alles auslaufen, überall Hilfe suchen, nur nicht bei Gott. Steigt die Not auf das Höchste und versagt alle Menschenhilfe, so murren sie am Ende gegen Gott; dazu ist er ihnen noch gut genug. Du armes Volk! Ein Ochse kennet seinen Herrn; aber du kennest deinen Gott nicht! – Andere rufen Gott an in der Not; sie werden von ihm erhört, aber sie preisen ihn nicht. Sie suchten nicht Gott, sie suchten nur Hilfe, sie wollten es leichter haben; dazu sollte Gott ihnen den Handlanger machen. Nachdem er seinen Dienst getan hat, kümmert man sich nichts mehr um ihn. Solche Leute sind schändliche Leute! Aber warum hilft ihnen Gott? Damit sie einst keine Entschuldigung haben. Durch Güte wollte er sie zur Buße leiten; aber sie wollten nicht. – Die rufen Gott in der Not recht an, welche sich durch die Not demütigen und in die Buße führen lassen; die nicht nur Erleichterung und Hilfe, sondern Gott selber suchen. Solche errettet der Herr am liebsten, nicht nur aus der Not, sondern aus der Sünde und diese Erretteten haben dann ein Loblied für ihren Gott, ein Loblied in Wort und Tat.
Menge 1926/1949 (Hexapla 1989):und rufe mich an am Tage der Not, / so will ich dich retten, und du sollst mich preisen!»
Revidierte Elberfelder 1985/1986:und rufe mich an am Tag der Not;-a- / ich will dich erretten-b-, und du wirst mich verherrlichen-c-! / -a) Psalm 77,3; 86, 5.7; Matthäus 8,25; Jakobus 5,13. b) Psalm 4,2. c) Psalm 34,5-7; 120, 1; Lukas 18,43.
Schlachter 1952:und rufe mich an am Tage der Not, / so will ich dich erretten, und du sollst mich ehren! /
Schlachter 2000 (05.2003):und rufe mich an am Tag der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich ehren!«
Zürcher 1931:Und rufe mich an am Tage der Not, / so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.» / –Psalm 91,15.
Luther 1912:und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.« – Psalm 81,8; Psalm 91,15; Hiob 22,27.
Buber-Rosenzweig 1929:Und dann rufe mich am Tage der Drangsal, ich will dich losschnüren und du wirst mich ehren.«
Tur-Sinai 1954:Und ruf mich an am Tag der Not / ich rette dich, du wirst mich ehren!‘
Luther 1545 (Original):Vnd ruffe Mich an in der Not, So wil ich dich erretten, so soltu mich preisen.
Luther 1545 (hochdeutsch):Und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.
Neue Genfer Übersetzung 2011:Rufe zu mir in Tagen der Not. Dann werde ich dich retten, und du wirst mich preisen.«
NeÜ 2021:Und wenn du in Not bist, rufe mich an! / Dann will ich dich retten – und du wirst mich ehren!

R I C H T F E S T

Bei einem Richtfest durfte ich letztes Jahr eine kleine Rede halten. Ich habe davon berichtet, dass ich in den 80er Jahren als Bausoldat für 18 Monate beim Gerüstbau im Chemiekombinat Bitterfeld gearbeitet habe. Ansonsten habe ich vom Hausbau nicht viel Ahnung. Und eine Geschichte aus DDR-Zeiten habe ich erzählt: Da war ein Haus eingestürzt. Die STASI untersuchte den Vorfall. Zuerst wurden die Steine befragt. Die Ziegelsteine sagten: „Wir sind so rot, wir können es nicht gewesen sein.“ Der Sand wurde verhört. Der meinte: „Ich bin so durchgesiebt worden, an mir liegt es nicht“. Zum Schluss wurde der Zement vorgeladen, der meinte: „Ich kann es nicht gewesen sein, ich war gar nicht dabei“.
Wenn das Entscheidende fehlt, bricht das Haus zusammen. So ist es auch mit unserem Lebenshaus. Wenn das Entscheidende fehlt, hält es in den Stürmen des Lebens nicht stand. Wer nur mit Sand baut oder auf Sand baut, hat schlecht gebaut. Wenn dann Belastungen zugemutet werden, fällt das Lebenshaus zusammen. Damit das im Leben nicht geschieht, gibt Jesus einen Rat: Bau dein Haus nicht auf Sand, sondern auf Fels. Dann kann ein Sturm es nicht einreißen.
Und stürmisch genug geht es ja im Leben zu. Die Stürme können heißen: Krankenlager, Finanznot oder Beziehungsstress. Jesus meint: In den Stürmen des Lebens gibt es einen Felsen, auf dem jeder sein Lebenshaus bauen kann. Und der Halt in stürmischen Zeiten – der Fels fürs Lebenshaus – ist Jesus Christus selber. Wer an schönen und stürmischen Tagen Halt braucht, muss auf Jesus Christus bauen!
Lu†z Scheufler

Hast du schon von Shincheonji gehört?

Schweizerische Evangelische Allianz SEA

⁉️Hast du schon von Shincheonji gehört? Das fragt «SRF Impact», ein Reportageformat des Schweizer Fernsehens, nachdem diese problematische, sektenhafte Neuoffenbarungsreligion aus Südkorea in den letzten Monaten auch in der Schweiz offensiv Mitglieder anzuwerben begonnen hat.
🎯Die Sekte hat es vor allem auf junge Christinnen und Christen abgesehen, die sie in den sozialen Medien zu Bibelkursen einlädt. Es ist also Vorsicht geboten, wenn du plötzlich solche sympathisch verfassten Nachrichten von dir unbekannten Personen erhältst.
📹Das Video von SRF Impact lässt Betroffene und Fachpersonen zu Wort kommen: https://www.srf.ch/…/koreanische-religion-luegen-und…. Auskunft gibt darin auch unsere Jugendbeauftragte Jaël Binggeli: Sie wurde selbst schon mehrfach von Shincheonji angeschrieben und weiss von Christen, die den Anwerbungsversuchen aufgesessen sind.
▶️Weitere Informationen zu Shincheonji gibt es übrigens auch in einem Video auf dem YouTube- und Instagram-Kanal von @bravebelife.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kirche_des_Allm%C3%A4chtigen_Gottes?fbclid=IwAR0rHyPpBxCYp93D3s68CPHa6Y-0DZDe-wDgb6pEMYOmCLz2grCx6r9_VC8#:~:text=Kirche%20des%20Allm%C3%A4chtigen%20Gottes%20
FB Paul Bruderer



Gott ist unkaputtbar — eine Buchkritik

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Wer ein Buch als Vorwort zu einer Trilogie von Trilogien schreibt, muss etwas ganz Gewichtiges auf dem Herzen haben. Christian A. Schwarz liefert mit seinem Buch Gott ist unkaputtbar (2020, Gerth Medien) einen Teaser zu insgesamt neun (!) Büchern, die er in den nächsten Jahren veröffentlichen will. Mit seinem Institut für Natürliche Gemeindeentwicklung (NGE) hat sich Schwarz im deutschsprachigen Raum viel Anerkennung bei Pastoren und Kirchgemeinden erworben. Mit seinem neuen Grossprojekt will er uns in ein “neues Christentum” begleiten. Grund genug, “Unkaputtbar” zu Gemüte zu führen.

Beim Lesen von Unkaputtbar erlebe ich ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Einen Moment finde ich mich innerlich nickend und staunend über wertvolle Einsichten und Weisheiten zu christlicher Gemeinde und Glauben. Wenige Sätze oder Worte später frage ich mich perplex, was Schwarz wirklich meint oder muss kopfschüttelnd feststellen, wie fremd das “neue Christentum” für mich ist, welches er uns präsentiert. Eines muss ich Schwarz lassen: Er hat den wohl coolsten Buchtitel im deutschen Raum seit Jahren gefunden!

Der Mehrwert liegt im Nicht-theologischen Bereich

Einige Kapitel im Buch sind nicht so explizit theologisch ausgerichtet. Diese sind mitunter richtig gut. Sie zeigen die gesammelten Erfahrungen von Schwarz in seiner Beratung von Gemeinden, und sollten von Leitern in christlichen Organisationen und Kirchgemeinden studiert werden!

Insbesondere das Kapitel “Führung neu definieren” formuliert unabdingbare Leitungs-Prinzipien, welche ungesunden, manipulierenden und missbräuchlichen Entwicklungen vorbeugen oder diese ausrotten helfen. Übergriffe verschiedenster Art finden, so Schwarz, fast immer in Kontexten statt, die durch ein klar erkennbares Muster gekennzeichnet sind: “Ein Leiter, dem es nicht gelingt — oder dem es überhaupt kein Anliegen ist -, die eigene Macht darauf zu konzentrieren, andere Menschen zu bevollmächtigen.” Die Kunst der Bevollmächtigung ist “ein Mittel gegen emotionalen, geistlichen und körperlichen Missbrauch”. (Seite 30)

Das Kapitel über die “10/90 Realität” zeigt, wie wichtig es ist, Menschen in Kirchenzu befähigen für ihren Dienst ausserhalb der Kirche. Das empfinde auch ich als sehr wichtig.

Die Betonung in Kapitel 12 eines Prozesses fortlaufenden geistlichen und persönlichen Wachstums ist angebracht, auch wenn ich mich da weniger optimistisch fühle wie Schwarz. Ich erlebe in jahrzehntelanger Seelsorge, wie Menschen alle möglichen Ideen, Prinzipien und Praktiken anwenden, um im Leben und Glauben zu wachsen. Sie erfahren dabei reale Veränderung! Dann kommt ein ungewöhnlich grosser Druck auf sie, und sie fallen in die Muster zurück, die sie noch vor vielen Jahren auslebten. Es gibt selbstverständlich Ausnahmen. Ich frage mich immer mal wieder, wie viel Veränderung Menschen erfahren können. Deshalb mag ich Ansätze, welche auch mit dem Nicht-Wachstum von Christen zurecht kommen, ohne dass dabei unreifes oder sündhaftes Verhalten gutgeheissen oder gerechtfertigt würde.

Theologische Einsichten

Die mehr auf Theologie ausgerichteten Kapitel und Teile führen uns zu den spannenden und kontroversen Elementen des Buches. Ich versuche hier zusammenzufassen, was meine Aufmerksamkeit erregt hat.

Das Konzept der “Energie Gottes” hat seit der Veröffentlichung von Unkaputtbar Interesse und auch Widerspruch geweckt. Schwarz lokalisiert diese Theologie in der Bibel. Inspiriert ist er dabei von der Ostkirche, welche sich im ersten Jahrtausend von der Westkirche getrennt hat. Hier schlummern, so Schwarz, theologische Schätze, welche uns “im Westen” abhanden gekommen seien und uns helfen, den Weg ins “Christentum 3.0” zu finden.

Die Energie Gottes bildet gemäss Schwarz sozusagen ein gemeinsames metaphysisches Fundament, das Christen mit Nichtchristen aller Art verbindet. Auf dieser Grundlage soll es möglich sein, gemeinsame Lernprozesse und spirituelle Erlebnisse zu ermöglichen, denn die Energie ist…

… ein Schlüssel zu geistlichen Interaktionen zwischen Christen und Nichtchristen. Das Energieparadigma ermöglicht beiden Gruppen, sich auf neue Formen der Kommunikation einzulassen. Es bietet eine Grundlage, um gemeinsame spirituelle Erfahrungen zu erkunden. (Seite 66)

Sogar mit Atheisten sollen neue Kommunikationsoptionen und spirituelle Erlebnisse möglich sein. Diese führen zur Überwindung von destruktiven “Wir/Ihr” Unterscheidungen. Aber es müssen Atheisten der nicht-fundamentalistischen Variante sein! Denn: Mit fundamentalistischen Atheisten kann man nicht gemeinsam lernen. Auch nicht mit fundamentalistischen Christen. Überhaupt: fundamentalistische Tendenzen gehören für Schwarz wohl zu den grössten Sünden, welche Menschen begehen können und gehören klar “ausgetrocknet” (ein emotionales Wort im Titel von Kapitel 9). Schwarz hat diesbezüglich so etwas wie eine Nulltoleranz, auch wenn er fairerweise im eigenen Leben das Potential von Fundamentalismus ahnt:

Wenn ich mich mit Fundamentalismus beschäftige, dann habe ich es nicht mit Menschen in einem anderen ‘Camp’ zu tun, sondern ich beschäftige mich mit Realitäten in mir selbst (Seite 118)

Das Thema “Fundamentalismus” zieht sich durch das ganze Buch und wird als eine der grössten Übel dargestellt. Dies kommt sicher bei vielen Lesern gut an. Schwarz geht auf klare Distanz zu Christen, die zu sehr fundamentalistisch ticken. Lieber assoziiert er sich mit nicht-fundamentalistischen Agnostikern und Atheisten (z.B. Seiten 94–95) oder mit der “mündig gewordenen Welt”, welche der “unmündigen Christenheit” viel beizubringen hat (Seiten 26–27).

Um derartige Lernprozesse zu durchlaufen, muss gemäss Schwarz binäres Denken überwunden werden. Binäres “entweder-oder”-Denken hindert uns, bestimmte für unsere Zeit wichtige Wesenszüge von Gott zu erkennen. Zum Beispiel soll “er” nicht nur “personal”, sondern auch “transpersonal” sein. Dies merkt oder erkennt man aber erst, wenn man binäres Denken ablegt.

Weiter müssen dazu antiquierte Ideen über den Widerspruch von Glaube und Wissenschaft abgelegt werden. Glaube hat mehrheitlich mit Dingen zu tun, welche jenseits der Reichweite der Wissenschaft sind (transempirische Sachen). Umgekehrt soll Wissenschaft eine verlässliche Informationsquelle sein für Dinge, die empirisch zugänglich sind und über die der Glaube infolgedessen nicht so viel zu sagen hat.

Schwarz begründet seine Erkenntnisse oder Aussagen immer wieder in Bezug auf zwei Autoritäten, welche im Buch wiederholt in Anspruch genommen werden: Dietrich Bonhoeffer und seine Datenbank mit empirischen Informationen aus 75’000 Gemeinden und über 2 Millionen Christen. So gerüstet, möchte Schwarz Wege aufzeigen, welche die Christenheit aus dessen angeblicher Relevanzkrise führen können.

Meine Fragen

Es ist keine Frage für mich, dass Christian Schwarz ein grosses Anliegen für die Zukunft der Christenheit hat! Dafür hat er sein Denken, Schaffen und Leben hingegeben und tut es weiterhin. Schwarz muss dafür gewürdigt werden. Immer wieder “poppen” mir beim Lesen wichtige und weise Aussagen auf. Doch insgesamt bleiben mir viele Fragen offen und Dinge, die ich anders sehe. Wenn ich in diesem Kapitel vor allem diese Elemente beleuchte, will ich damit die vielen wirklich guten Aussagen im Buch nicht in den Schatten stellen — auch jene nicht, die ich in diesem Text gar nicht erwähne.

Energie Gottes

Sein erstes weiterführendes Buch thematisiert die “Energie Gottes” und ist zu einem satten Preis im Buchhandel erhältlich. Ich freue mich darauf, es bald zu lesen. Vielleicht beantwortet Schwarz dort folgende Frage: Gibt es einen Zusammenhang von dem, was er “transpersonale Energie Gottes” nennt, mit dem, was wir in der westlichen Kirche die “erhaltende Kraft” Gottes nennen?

In der westlichen Kirche redet man ungefähr so: Gott allein hat die Eigenschaft, aus eigener Kraft existieren zu können. Alles andere besitzt diese Eigenschaft nicht, und muss deshalb von Gott in Existenz erhalten sein. Wenn Gott irgendwo in der Welt diese erhaltende Energie zurückziehen würde, wäre diese Gegend des Universums sofort im absoluten Nichts aufgelöst. Angenommen, dieses Gottesbild ist einigermassen wahr, ist es auch wahr, dass alle Menschen diese Energie erleben, egal welcher Religion sie angehören. Überhaupt “erlebt” alles, was erschaffen ist, diese erhaltende Kraft Gottes — Bäume, Sterne, Naturkräfte, etc. Meint Schwarz diese Kraft/Energie? Wenn ja, wäre die Energie-Theologie von Schwarz nicht so neu oder revolutionär, wie er zu glauben meint.

Aber ganz abgesehen von der Antwort auf obige Frage, beschäftigt mich etwas anderes viel mehr. Warum soll die Erkenntnis nötig sein, dass eine sinnlich nicht erfahrbare, aber universell vorhandene Kraft/Energie existiert, um gemeinsame Lernprozesse von Menschen verschiedener Religionen zu ermöglichen? Für trans-religiöse Lernprozesse braucht es aus meiner Sicht nicht so etwas wie eine “energetische kosmische Hintergrundstrahlung”, sondern ein universelles Menschenbild, das die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Religionen möglich macht. Dieses Menschenbild finden wir gemäss der jüdisch-christlichen Weltanschauung in der Gottes-Ebenbildlichkeit jedes Menschen (vgl. 1. Mose 1:26). Insgesamt habe ich mich beim Lesen ständig gefragt, ob Schwarz mit der ‘Energie Gottes’ wirklich etwas Neues bringt oder ob ich einfach noch nicht verstanden habe, was er meint.

Ich hinterfrage auch den Wert der angeblichen spirituellen Erfahrung von Menschen anderer Religionen, die aufgrund der Energie Gottes möglich sein soll. Nichtchristen sind gemäss Schwarz…

… aufgeschlossen, ein Gottesbild in nicht-personalen Kategorien (z.B. einer aktiven Kraft, einem leitenden Prinzip oder einer schöpferischen Energie) zu erkunden, auch wenn sie selbst andere Begriffe als “Gott” benutzen würden, um diese Realität zu beschreiben. (Seite 68)

Fast jede Woche bin ich mit nichtchristlichen Freunden und Menschen im Gespräch über religiöse Dinge. Nicht wenige sind begeistert von der Idee einer nichtpersonalen göttlichen Kraft und Anwesenheit. Aber sobald ich mit dem personalen “Teil” Gottes (= Jesus) komme, winken sie ab. Sie wollen aus verschiedensten Gründen etwas Göttliches, das ausschliesslich transpersonal, oder besser gesagt unpersonal ist.

Was bringt es, wenn die Menschen nur das Trans- oder Unpersonale wollen und das Personale bewusst ablehnen? Aus meiner Sicht nicht sonderlich viel, weil sie damit bewusst oder unbewusst Jesus Christus ablehnen. Ich meine, es kann sogar kontraproduktiv sein, wenn eine angeblich gemeinsame spirituelle Erfahrung als genügend verstanden wird. Ein “spiritueller Fortschritt” hin zum personalen Gott der Bibel würde dann als unnötig betrachtet werden. Dies wäre aus christlicher Sicht mehr als nur schade. Es wäre ein “Fortschritt” am Zentrum des christlichen Glaubens vorbei. Es droht ein christusfreies Christentum. Schwarz muss uns zeigen, wie spirituelle Erfahrungen aufgrund der universell erfahrbaren Energie Gottes zu einer Hinführung zu Christus beitragen können.

Fundamentalismus

Bei diesem Thema empfinde ich Schwarz beim Lesen weniger interessant, dafür umso frustrierender. Zwei Gründe dafür. Erstens fehlt mir eine saubere Definition davon, was Fundamentalismus aus seiner Sicht genau ist. Zweitens grenzen seine Aussagen an ein “Fundi Bashing”, was für sich wiederum einem ganz eigenen Fundamentalismus nahekommt. Damit baut der, der behauptet, er wolle “Wir/Ihr” Unterschiede abbauen, schon fast wieder so etwas wie ein “Wir alle” gegen “Ihr Fundamentalisten” auf. Zum Beispiel zeichnet er Gruppen mit positiven Eigenschaften und fundamentalistische Gruppen als deren Gegner (starkes Wort, siehe z.B. Seiten 97 und 99 ). Ich weiss, dass Schwarz die fundamentalistischen Tendenzen nicht primär als Eigenschaften bestimmter Gruppen sehen will, sondern als Tendenzen in jedem Mensch. Trotzdem: Schwarz mag “Fundis” partout nicht leiden. Und es scheint eines seiner primären Ziele zu sein, eine Religion zu beschreiben, die frei von “Fundamentalismus” ist.

Weil ich keine klare Definition fand, habe ich verschiedene Merkmale zusammengetragen, die Schwarz mit Fundamentalismus in Verbindung bringt:

  • Bekehren wollen, damit die anderen so sind wie ich selbst bin (Seite 87).
  • Menschen hindern, in ihrer Freiheit, Mündigkeit und Verantwortung zu wachsen (Seite 97).
  • Fundamentalismus als eine Brille, welche vorbestimmt, wie wir die Welt deuten und sogar die Bibel lesen (Seite 111).
  • Ein Hauptmerkmal von fundamentalistischen Tendenzen ist “binäres Denken” (Seiten 111 und 112).
  • Es beinhaltet autoritäre Führung, von Mitarbeitern fordern statt sie zu fördern, gesetzliches Klima, statisches Denken, Fokus auf Kontrolle (Seite 115).

So wie Schwarz es beschreibt, ist das alles wirklich sehr negativ. Kein Wunder, dass er Fundamentalismus wiederholt als etwas bezeichnet, das geheilt werden muss — also so etwas wie eine Krankheit.

Ich hatte beim Lesen ständig den Verdacht, dass Schwarz mich als jemand mit starken fundamentalistischen Tendenzen sehen würde, weil ich in theologischen Belangen doch in so Vielem nicht einverstanden bin mit ihm. Nicht einverstanden bin ich zum Beispiel mit seiner Unterscheidung von “binärem Denken” im Kontrast zu “komplementärem Denken” — also ausgerechnet etwas, was er als Schlüssel zur Überwindung von Fundamentalismus betrachtet. Diese Unterscheidung halte ich für nicht durchdacht. Komplementäres Denken brauchen wir tatsächlich, aber das komplementäre Denken ruht selbst auf der Grundlage von binärem Denken. Schwarz kann “binäres Denken” nur zugunsten von “komplementärem Denken” ablegen, indem er ‘binäres Denken’ ablehnt, was selbst ein Akt von “binärem Denken” ist. “Nicht-binäres Denken” ist erkenntnistheoretisch also selbstwiderlegend und jeder Versuch, “binäres Denken” aus der Welt zu schaffen, ist zum Scheitern verurteilt.

Ich sehe mich also als jemand, der binär denkt. Dies macht mich gemäss der Beschreibung von Schwarz zu einem ziemlich fundamentalistischen Menschen. Will ich deshalb, dass die Menschen sich zum Christentum bekehren, einfach nur, damit sie gleich sind wie ich? Keinesfalls! Hindere ich die Menschen meiner Gemeinde deshalb auch in ihrem Wachstum, ihrer Entwicklung in die Mündigkeit? Man müsste sie mal fragen! Ist mein Denken unbeweglich und statisch, weil ich mich nicht auf seine neue Art von Christentum einlasse? Nun ja, ich hoffe nicht… Muss ich meine mentale Beweglichkeit beweisen, indem ich Glaubensüberzeugungen annehme, die ich bisher für falsch angesehen habe? Hoffentlich nicht!

Interessant finde ich, dass Schwarz nirgends über die Geschichte der Entwicklung von “Fundamentalismus” zu reden scheint. Vor ca. 100 Jahren war der Begriff die Selbstbezeichnung einer Bewegung konservativer Theologen. Diese wollten feststellen, was ihrer Meinung nach die “Fundamente” des christlichen Glaubens sind. Das wären also jene Überzeugungen oder Wahrheiten, die dermassen wesentlich sind, dass man sie nicht aufgeben kann, ohne gleichzeitig das Christentum aufzugeben. Das wäre ein “theologisch-philosophischer Fundamentalismus”. Diese Art von Fundamentalismus finden wir meiner Meinung nach überall, und zwar zurecht. Auch das liberale Christentum hat eine Sicht davon, was unaufgebbare und grundlegende Überzeugungen sind. Sowohl der Soft-Atheismus als auch der aggressive, laute Atheismus haben derartige Grundüberzeugungen. Ich glaube, so definiert sind alle Ideologien oder Weltanschauungen letztendlich auch “fundamentalistisch”.

Meine Vermutung ist, dass Schwarz den Fundamentalismus eher als eine Art “soziologischen Fundamentalismus” sieht. Ich ahne aber, dass er eine grössere Anzahl theologisch-philosophischer Überzeugungen sieht, welche seiner Meinung nach “sozialen Fundamentalismus” fördern. Das mit dem “binären Denken”, welches eine erkenntnistheoretische Überzeugung ist, wäre so etwas. Es wäre hilfreich zu sehen, welche anderen Glaubensüberzeugungen er als Fundamentalismus-förderlich sieht (im Sinne eines “soziologischen Fundamentalismus”).

Persönlich denke ich: Eben gerade weil ich gewisse wichtige theologische Überzeugungen für zutiefst wahr halte, sind mir Grenzen gesetzt in meinem Umgang mit Menschen allgemein und mit Menschen anderer Religionen konkret. Beispielsweise ist es mir, gerade weil ich zutiefst an den Gott der Bibel glaube und mich an der jüdisch-christlichen Weltanschauung orientiere, verwehrt, Menschen zu manipulieren. Gerade deshalb ist es mir verboten, sie bekehren zu wollen, einfach nur, damit sie so sind wie ich. Diese Art “theologisch-philosophischer Fundamentalismus” schützt mich also vor einem “soziologischen Fundamentalismus”.

Die Frage, vor der wir stehen, ist diese: Welche Variante von “theologisch-philosophischem Fundamentalismus” brauchen wir, um “soziologischen Fundamentalismus” zu verhindern? Die Definitions-Ungenauigkeit von Schwarz führt zu frustrierender Konfusion zwischen diesen Kategorien und damit zu einer pauschalen Verurteilung von Fundamentalismus, welche ich als unfair und potentiell gefährlich erachte.

Wissenschaft und Glaube

Im Kapitel 10 bringt Schwarz viel Gutes. Es gibt tatsächlich die von ihm genannten Kategorie-Fehler: Die Bibel ist nun mal nicht primär ein auf naturwissenschaftliche Präzision bedachtetes Buch und auch die Wissenschaft muss ihre Grenzen kennen. Wir müssen auch aufpassen, Gott nicht als ‘Lückenbüsser-Gott’ zu verstehen, um alles zu erklären, was die Wissenschaft bis jetzt nicht erklären konnte. Und es stimmt: Rationalität (nicht mit Rationalismus zu verwechseln) ist auch ein Kennzeichnen mündigen Glaubens.

Trotz viel Gutem empfand ich dieses Kapitel aber als eines der schwächsten des Buches. Dass der Glaube keinen Einfluss haben soll auf die Forschungsmethodik (Seite 132) halte ich für falsch. Wissenschaftliche Interpretation von Daten ist aus meiner Sicht mehr geprägt von weltanschaulichen Grundannahmen, als Schwarz wahrhaben will. Das gilt auch für seine Interpretation seiner grossen und empirischen Datenbank über christliche Gemeinden. Es ist nun mal so: Der Glaube will und muss eine metaphysische Grundperspektive definieren, von der aus wissenschaftliche Daten verstanden werden können. Dies gilt sowohl für den christlichen Glauben, als auch für den atheistischen oder buddhistischen (etc.) Glauben.

Alvin Plantinga hat schon vor Jahrzehnten dazu aufgerufen, Wissenschaft aller Art zu betreiben, selbstbewusst ausgehend von der Annahme des Theismus (hier eine Übersetzung des Artikels ins Deutsche). Wichtig ist aus meiner Sicht nicht, eine weltanschaulich neutrale Wissenschaft zu haben (eine Unmöglichkeit), sondern sich der eigenen weltanschaulichen Voraussetzungen bewusst zu sein und diese offenzulegen.

Es stimmt natürlich, dass in bestimmten Wissenschaftsbereichen der weltanschauliche Hintergrund weniger einflussreich ist als in anderen. Doch sobald es zum Beispiel in die Humanwissenschaften geht, werden anthropologische Grundannahmen enorm einflussreich sein, und Anthropologie (die Lehre des Menschen) ist eine zutiefst weltanschaulich bestimmte Grösse.

In der Tabelle auf S. 127 macht Schwarz Aufteilungen, die viel zu vereinfacht sind und deshalb falsche Kontraste implizieren. In der einen Hälfte beschreibt er die Merkmale der empirischen Wirklichkeit (immanent, kausal, erklärbar, beweisbar etc). Hier sei die “Wissenschaft” allein (oder primär) zuständig. In der anderen Hälfte befindet sich die transempirische Wirklichkeit (transzendent, teleologisch, Bedeutungen der Dinge, etc.). Hier darf der Glaube sein, wo es keine Beweisbarkeiten gibt, sondern nur Möglichkeiten. Ich zitiere aus einem Brief eines Freundes, der dieses Kapitel las. Er arbeitet zur Zeit an seiner Doktorarbeit in Wissenschaftstheorie und zieht folgendes Fazit: “Die Aufteilung hätte er gerne so. Die Grenzen verlaufen aber anders. Kausalität gibt es auf beiden Seiten, Theologie vielleicht auch, oder vielleicht auf gar keiner (wenn die transzendente Ebene impersonal ist!)… Physik und Metaphysik so aufzuteilen, ist ein weiteres Symptom seiner unreflektierten Wissenschaftsphilosophie. Keine Physik kommt letztlich ohne Metaphysik aus (ausser vielleicht die Kopenhagener „Shut up and calculate“ Quantenphysiker)

Könnte es sein, dass Schwarz selbst verhaftet ist in althergebrachten Zusammenhängen von Glaube und Wissenschaft?

Verbundenheit mit allem Möglichen, ausser mit ‘fundamentalistischen Christen’

Christian Schwarz berät über sein Institut weltweit viele Gemeinden, Pastoren und und Christen, die ähnlich ticken wie ich. Er geht aber — so scheint mir — auf deutliche Distanz zu vielen von ihnen. Unser “Christentum 2.0” ist gemäss Schwarz so sehr in Schieflage und dermassen irrelevant, dass wir (s)eine Version 3.0 brauchen. Nicht 2.1 oder 2.2, sondern eine signifikant andere Version, also 3.0:

Dieses Buch handelt von einer neuen Form des Christentums (Seite 13)

Ich bin einverstanden mit Schwarz, dass im 2.0 nicht alles gut läuft. Ich bin ebenso einverstanden, dass wir von anderen Phasen der Christenheit etliches oder gar vieles lernen können oder sogar müssen. Es wäre arrogant zu denken, wir müssten das nicht tun. Aber es ist ebenso arrogant zu behaupten, dass 2.0 dermassen schief liegt, dass wir 2.0 de facto ganz über Bord werfen müssen? Ich bin einfach skeptisch, wenn jemand daher kommt und vereinfacht gesagt “ein nahezu ganz anderes Paradigma” bringen will. Im Fall von Schwarz umso mehr, weil er — so kommt es jedenfalls bei mir an — für eine Form von Christentum plädiert, in der die Verbindlichkeiten entlang einer völlig neuen Linie verlaufen: Der Linie zwischen stark fundamentalistischen Gläubigen (aller Religionen?) und von Fundamentalismus mehr von weniger geheilten Gläubigen (aller Religionen?).

Vielleicht verstehe ich Schwarz falsch oder bin … eben einfach zu fundamentalistisch. Aber ich halte mich gerne an das, wie Jesus seine Familie definiert hat und es von seinen Jüngern weitergetragen wurde:

All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. (Joh 1:12)

Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter. (Mt 12:49–50)

Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig! (Apg 16:30–31)

Ich liebe jeden Atheisten und jeden Menschen einer anderen Religion. Ich manipuliere niemanden, wenn ich ihnen von Jesus Christus erzähle. Aber ich kann mich nicht freuen, wenn sie eine spirituelle Erfahrung machen, welche nicht in einer glaubenden und gehorsamen Beziehung mit dem personalen Jesus Christus mündet! Ich liebe sie auch nachher, geniesse weiter das Gespräch, den Diskurs oder auch die echte Auseinandersetzung mit ihnen. Ich akzeptiere immer ihre Entscheidung. Aber mein Wunsch ist, dass sie Jesus so erleben dürfen, wie ich Jesus erlebt habe. Sie müssen nicht Christen werden, nur um so zu werden wie ich. Aber ich wünsche mir, dass sie Jesus erleben in der glaubenden und gehorsamen Beziehung mit ihm!

Familien halten zusammen, auch wenn disfunktionale Beziehungen vorhanden sind. Ich sehe in der Bibel die Nachbarschaft aller Menschen. Alle Menschen sind zueinander Nachbarn aufgrund der Tatsache, dass Gott der Schöpfer aller Menschen ist (z.B. Apg 17:28) und seine Ebenbildlichkeit in sie alle gelegt hat. So sollten alle Menschen zueinander auch respektvoll nachbarschaftlich umgehen. Aber Gott ist Vater derer, die an Christus glauben (Joh 1:12). In dieser Familie gibt es — dummerweise für Schwarz — einige “disfunktionale” Brüder und Schwester, die etwas mehr fundamentalistisch (wie auch immer definiert) unterwegs sind als andere, die da “mündiger” sind. Sie gehören durch ihren Glauben an Christus trotzdem zur Familie. Zu ihnen zu stehen mag nicht Allen einfach fallen. Aber tun sollten wir es trotzdem. Auf jeden Fall sollten wir unsere primäre, familiäre Verbindlichkeit mit Christus und mit ihnen sehen und nicht mit “mündigen” und sozial erträglicheren Personen, die sich nicht zu Christus bekennen. Letztere sind unsere Nachbarn, unsere Freunde, wir lieben sie! Aber sie gehören nicht zur Familie von Jesus, wenn sie nicht an Jesus Christus glauben. Damit habe ich vermutlich die “Wir/Ihr” Sünde begangen. Nun, Jesus und die ersten Jünger begingen sie (davon bin ich überzeugt) auch, dann bin ich ja in guter Gesellschaft.

Fazit

Schwarz behauptet, ein recht umfassend neues und anderes Christentum zu präsentieren. Mag er noch so erfahren und belesen sein — an diesem Anspruch ist schon so mancher gescheitert. Ja — Gott ist unkaputtbar. Menschliche Konzepte und Ideen jedoch vergehen. 

Auch meine Reflexionen über Unkaputtbar müssen provisorischen Charakter haben. Denn die drei Trilogien werden ja erst in den nächsten Jahren veröffentlicht. Wer weiss, vielleicht liest Christian Schwarz diesen Text und sieht, wie ein Typ wie ich seinen Teaser verstanden hat. Vielleicht kann er in seinen Büchern zeigen, wo und warum ich ihn missverstanden habe. Tausende von Seiten stehen ihm dafür zur Verfügung 🙂

Paul Bruderer
Jahrgang 1972, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, 1998 Gründungsmitglied der erwecklichen ‹Godi›-Jugendarbeit in Frauenfeld. Seit 2001 Pastor in der Chrischona Gemeinde Frauenfeld. Paul lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.
https://danieloption.ch/kultur/literatur/unkaputtbar/#comment-739


Christian A. Schwarz 2 Jahren ago

Reply

Lieber Paul, ganz herzlichen Dank für deine substanzielle Auseinandersetzung nicht nur mit dem Unkaputtbar-Buch, sondern auch mit dem dahinterstehenden Anliegen. Mir ging es darum, unter Christen Prozesse eines (vor allem, wenn auch nicht ausschließlich) “selbsthinterfragenden” Bemühens in Bewegung zu setzen bzw. da, wo diese Haltung bereits vorhanden ist, neue Impulse für diese Prozesse zu geben. Du bist nun einer derjenigen, die diese Herausforderung aufgenommen hat und dazu auch noch weiter führt. Das ist super! 

In deinem Text sind viele Kommentare, mit denen du bei mir offene Türen einrennst (weil ich die dahinter stehenden Anliegen nicht nur teile, sondern sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften befördern möchte), und solchen, bei denen ich mich entweder missverstanden fühle oder auch anderer Meinung bin (wobei das Zweitgenannte in der Christenheit ja auch nicht notwendigerweise etwas Böses ist). Gerade da, wo wir – Christian und Paul – anderer Meinung sind, können wir möglicherweise besonders viel voneinander lernen. 

Lass mich zunächst einige derjenigen Aspekte aufgreifen, bei denen ich meine Aussagen nicht adäquat wiedergegeben finde, d.h. wo wir (möglicherweise) dichter beieinander sind, als es beim Lesen deines Textes erscheint. Ich greife sieben Beispiele heraus:

1. “Fehlende Definition” von Fundamentalismus

Es ist doch gerade die Pointe des im Buch beschriebenen empirischen Verfahrens, sich das, was man dann am Ende als so etwas wie eine “Definition” sehen könnte, von empirischen Beobachtungen zeigen zu lassen. Ein a priori “definitorischer Ansatz” hätte, stark vereinfacht, etwa so laufen können: ICH lege eine theologisch deduzierte Definition von Fundamentalismus vor, die verschiedene Teilaspekte enthält, die dann in der Fragebogenentwicklung in Form von Items operationalisierbar gemacht würden. Vielleicht wären, von MEINER theologischen Haltung abhängig, dieser Aspekte durchgängig negativ, vielleicht auch durchgängig positiv. Dann würde ich Samples von Gemeinden, die nach diesen Kriterien unterschieden wurden, auf diese Kriterien hin untersuchen und freudestrahlend ein Ergebnis mit null Aussagekraft verkünden: “Fundamentalistische Gemeinden sind genau so” (nämlich so, wie ich es vorher in meiner “Definition” festgelegt habe, da die Definition natürlich die Kriterien der Auswahl des entsprechenden Samples bestimmt hätte). 

Um diese “circular logic” zu vermeiden, habe ich das im Buch dargestellte empirische Verfahren angewandt. Wiederum stark vereinfacht gesagt: Als erster Schritt beinhaltete dieser Ansatz, diejenigen Aspekte in unserem Datenpool als “typisch für Fundamentalismus” zu sehen, die statistisch am stärksten mit der Selbstbeschreibung “fundamentalistisch” korrelieren. Also keine von mir ausgedachte Definition, sondern ein Verständnis, das ich schlicht neugierig zur Kenntnis nahm! Dann folgten darauf noch einige weitere Schritte, die im Buch beschrieben werden, bis ein “Fundamentalismus-Index” gewonnen werden konnte, der sich auf unterschiedliche Gemeinden anwenden lässt – also weit über die genannte Selbsteinstufung hinausgeht.

2. Fundamentalismus – eine “Krankheit”?

Die Analyse dieser Daten führte u.a. zu der Erkenntnis, dass es durchaus adäquat ist, Fundamentalismus in Analogie zu einer “Krankheit” zu verstehen. Das habe ich mir ja gerade nicht so “ausgedacht”, indem ich etwa Fundamentalisms von vornherein als Krankheit “definiert” hätte, sondern das ergibt sich aus den Daten. In einer ausführlicheren und stärker theologisch reflektierenden Darstellung des Fundamentalismus-Phänomens im zweiten Band von “Gottes Energie” gehe ich auch auf positive Aspekte – also keinesfalls krankhafte – in dem ein, was ich in diesem Kontext (also primär auf das Gottesbild zielend) als “fundamentalistisches Gesamtpaket” bezeichne. Diese positiven Aspekte sind allerdings auch ohne fundamentalistisches Paradigma zu haben, ja, das fundamentalistische Paradigma behindert geradezu die Verwirklichung dieser Aspekte.

3. Fundi-bashing?

Die Rezension macht den Eindruck, als würde ich wildes “Fundi-bashing” betreiben. Das aber ist nicht der Fall. Ein “bashing” zeigt sich ja gerade in der Unwilligkeit (vielleicht auch Unfähigkeit), mit denen, von denen man sich “abgrenzt”, gemeinsam an einem erkannten Problem unterstützend zu arbeiten und dann auch die erwünschten Ergebnisse festzustellen. Die Daten zeigen doch gerade, wie stark NCD (auch) in Gemeinden mit fundamentalistischen Tendenzen unterschiedlicher Stärke vertreten ist und wie durch die Anwendung der entsprechenden Prinzipien fundamentalistische Tendenzen sukzessive “ausgetrocknet” werden (den Ausdruck habe ich bewusst so gewählt, weil Begriffe wie “bekämpfen” – eine Variante von Bashing – die Sache überhaupt nicht treffen würden und vor allem: auch nicht funktionieren würden). 

Dass sich hinter diesem Konzept nicht das unterkomplexe Verständnis “Ein Fundamentalist unterscheidet in der Bibel zwischen ‘fundamentals’ und dem nicht Fundamentalen” (wie jeder andere Christ auch, müsste man dann ja hinzufügen) steht, ergibt sich von selbst. 

4. “Binäres Denken”

Mit der Kurzform “binäres Denken” meine ich natürlich nicht den selbstverständlichen Fakt, dass ein Mensch zwischen zwei Größen zu unterscheiden vermag (oder noch schlichter: bis zwei zählen kann). Im Buch steht dieser Begriff als Kürzel für Denken “in categories of binary opposition”, eine Haltung, die zwar den Schritt des “negare” (verneinen) im Hegelschen dialektischen Dreischritt zu gehen vermag, dann aber das “conservare” (bewahren) nur auf die eigene Position bezieht und gar nicht versteht, was das sich aus doppelter Verneinung ergebende “elevare” (aufheben in der dreifachen Bedeutung des deutschen Wortes) überhaupt sein soll. Dieses Denken ist bezeichnenderweise in mono- und maximal bi-lingualen Kulturen mit einem Zwei-Parteien-System besonders stark ausgeprägt, kann aber auch kulturell in fundamentalistischen Gemeinden befördert werden (bzw. der Fundamentalismus zieht bevorzugt Menschen an, die von ihrer Sozialisation her zu dieser Art von Binärismus neigen). Das ist die sich aus außerbiblischen Aspekten gebaute “Brille”, die wir bereits tragen, BEVOR wir die Bibel überhaupt öffnen. Von der sollte in der Fundamentalismus-Diskussion viel stärker die Rede sein, weil sie mehr erklärt, als es Begriffe wie “Ernstnehmen der Schrift” vermuten lassen.

5. “Glaubensmäßige Neutralität von Forschungsmethoden”

Beeinflusst die Tatsache, dass ich Christ bin – nicht nur das: sondern dass ich dazu auch noch die christliche Sache proaktiv voranbringen möchte – die angewandten statistischen Forschungsmethoden? Es gibt Leute, auch Forscher – egal ob Christen oder Atheisten –, die an dieser Stelle ein erstaunlich geringes Problembewusstsein haben und in vielen Bereichen beide Ebenen miteinander verquirlen. Ich schreibe, dass im Blick auf Forschung die Auswahl der Themen und auch die Energie, diese Projekte dann auch bis zum Ende durchzuführen, stark von meinem Glauben angetrieben wird (und auch bei der Interpretation der Daten spielen theologische Aspekte, in der Regel klar gekennzeichnet, mit hinein). Allerdings bestimmt MEIN Glaube nicht die sozialwissenschaftliche METHODIK, die ich anwende (wenngleich ich natürlich weiß, dass auch statistische Methoden keineswegs pure Mathematik sind, sondern weltanschauliche Hintergründe haben, aber um diese allgemeine Beobachtung geht es hier ja nicht, sondern um “meinen” Glauben und dessen Einfluss konkret auf Forschungstmethoden). Ich würde mich als Nichtchrist für exakt die gleichen Verfahren entscheiden. Mir geht es ja gerade nicht darum, etwas bereits im Vorhinein feststehendes zu “beweisen”, sondern – möglichst – Neues ans Licht zu bringen. Auch wenn wir es in unserem an der Forschung beteiligten Team mit Menschen zu tun haben, die keine Christen sind, gibt es zwischen uns keinerlei Unterschiede in der Forschungsmethodik. Unsere unterschiedlichen Glaubensparadigmen beeinflussen unzählige Bereiche, aber diesen nun gerade nicht.

6. “Vereinfachte Aufteilung empirisch/metaphysisch”

Ja klar, die von dir erwähnte Tabelle, und auch die im Teaserbuch benutzten Worte dazu, sind stark vereinfachend. Mir ist klar, dass die allermeisten Aussagen (auch außerhalb des christlichen bzw. religiösen Bereiches) einen metaphysischen bzw. transempirischen Hintergrund haben. Insofern stimme ich dem von dir zitierten Satz “Keine Physik kommt letztlich ohne Metaphysik aus” vollumfänglich zu. Bisweilen wird dieser Hintergrund schlicht nicht reflektiert, was ich kritisiere, oder er ist ein mit anderen Inhalten als denen von einem vom christlichen Glauben bereitgestellten Paradigma versehen – was ich zwar nicht kritisiere, wohl aber für eine alternative Sicht werbe. Mir geht es ja gerade um das Zusammenspiel dieser beiden Ebenen. Ob man diesen Begriff benutzen mag oder nicht: Man kommt ohne eine metaphysisch/transempirische Ebene nicht aus. Es macht aber einen Unterschied, mit welchen Inhalten diese Ebene gefüllt wird. Hier ist meine eigene Position eine dezidiert christliche – nicht, weil dies die einzige Möglichkeit ist, das Thema widerspruchsfrei anzugehen, sondern weil sie FÜR MICH die größte Plausibilität hat.

7. “Neuheit des Energiethemas”

Mein Anliegen ist es nicht zu zeigen, wie “neu” dieses Thema ist. Ich möchte lediglich verstehen, warum es für westliche Christen als neu (im Extremfall sogar im Sinne von unbiblisch) empfunden wird und zeigen, wie “alt” (im Sinne von neutestamentlich gegründet) es eigentlich ist. Dazu muss ich aber weit ausholen, was ich nicht im Rahmen des “Teasers” kann. Mein Kapitel über den neutestamentlichen Befund ist in der Energie-Trilogie denn auch das bei weitem ausführlichste.

Bereiche, in denen ich mich selbst durch Impulse von dir in Frage stellen lassen möchte:

Naturgemäß ist meine Replik in erster Linie auf Dinge in deiner Rezension gerichtet, in denen ich mich nicht adäquat verstanden gefühlt habe (was, zu einem ganz erheblichen Teil, durch meine Darstellungsart des Teaserbuches, das die eigentlich wichtigen und notwendig komplexen Hintergrundinformationen naturgemäß nicht bieten kann, bedingt ist). Aber dann sind da auch viele Aspekte in deiner Rezension, die mich für zukünftiges Arbeiten nachdenklich gemacht haben. Dies sind für mich die eigentlich wichtigen Punkte. Hier nur einige Stichworte:

8 • Deine kritischen Anmerkungen zu “lebenslangem Wachstum”: Reale Veränderungen erfahren, das Ganze dann aber als (ungeistlichen?) Druck empfinden. Wie kann ein legalistisches Verständnis von fortwährendem Wachstum vermieden werden (“Gemeindewachstums-Druck”)?

9 • “Fundamentalismus als größte Sünde”: Dieser Eindruck darf natürlich nicht entstehen. Je nachdem, welchem Thema ich mich fokussiert zuwende, werden jeweils andere Positionen besonders wichtig oder auch besonders beschwerlich. Insbesondere darf nicht der Eindruck entstehen, Fundamentalismus – wie von mir behandelt, d.h. als Krankheitserscheinung – sei irgendwie im “Evangelikalismus” angelegt. Das ist sehr eindeutig nicht der Fall.

10 • “Energie in Kurzfassung”: Mir ist klar, dass insbesondere die Kurz-Kurz-Darstellung von dem, worum es bei “Gottes Energie” geht, fast zwangsläufig zu Missverständnissen führen muss und ich – in den wenigen Worten dazu in “Gott ist unkaputtbar” – fast alle tiefergehende Begründungen schuldig bleibe. Mich bringt das dazu, zumindest in der näheren Zukunft von ähnlich gelagerten Kurzfassungen gänzlich Abstand zu nehmen und meine Kraft zunächst einmal ganz auf die umfassende Darstellung in der Energie-Trilogie zu konzentrieren (alle Kritik, die dann dieses Verfahren auf sich zieht, dickhäutig in Kauf nehmend). Ich muss zugeben, dass ich mich zu dieser Kurzdarstellung auch ein bisschen überreden ließ, ohne – im Blick auf das Energiethema – vollumfänglich von diesem Weg überzeugt gewesen zu sein.

11 • “Spirituelle Erfahrungen von Nichtchristen bzw. in anderen Religionen”: In “Unkaputtbar” behandle ich nicht die Bereiche von Abgrenzung, sondern stelle den “common ground” in den Vordergrund der Erörterungen. In der Energie-Trilogie und darüber hinaus werde ich sehr viel ausführlicher auf die Bereiche außerhalb des “common ground” eingehen. Im zweiten Band der Energie-Trilogie habe ich – im Kapitel über Esoterik – bereits einen ersten Schritt getan. 

12 • “Spiritualität ohne Jesus”: Das Phänomen gibt es natürlich, aber es ist – nach meiner theologischen Überzeugung – nicht der Punkt, an dem wir stehenbleiben sollten. Ich habe ja in anderen Büchern, gerade auch im trinitarischen Horizont, die Rolle und Zentralität von Jesus unaufhörlich beschrieben, und die Erörterungen von Gottes Energie stellen davon überhaupt nichts in Frage. Dieser Aspekt muss, gerade wenn es um zukünftige praktische Anwendungen geht, noch viel detaillierter und pointierter herausgearbeitet werden: Welche Wege führen von der beschriebenen Herausarbeitung eines “common ground” (was Gemeinsamkeiten im Blick auf das Energiethema einschließen kann) zu einer Einladung zu Jesus? 

13 • Christentum 2.0 “de facto ganz über Bord werfen” (dein Zitat). Das schreibe ich zwar nirgendwo und meine es noch weniger – mir geht es ja darum, die Erkenntnisse von Christentum 1.0 und 2.0 auf die neuen Herausforderungen von 3.0 zu beziehen, ohne bei den Beschränkungen insbesondere von Christentum 2.0 stehenzubleiben –, aber ganz offensichtlich wird mein Text von zu vielen Christen so verstanden, als wolle ich “Christentum 2.0” gleichsam schlachten. Das wäre das genaue Gegenteil dessen, um was es mir geht. In Zukunft wird es darum gehen, nicht nur die (biblisch gegründeten und bleibenden) Aspekte von Christentum 1.0 herauszustellen, sondern auch die bleibenden Aspekte in der langen Kirchengeschichte vom frühen Christentum bis heute. 

14 Lustig ist, dass in deiner Rezension der Satz “Aber ich wünsche mir, dass sie (gemeint sind: heute nichtchristlich lebende Menschen) Jesus erleben in der glaubenden und gehorsamen Beziehung mit ihm” offensichtlich als Gegenposition zu dem von mir Beschriebenen gemeint ist. “Lustig” deshalb, weil es sich hier doch nicht um einen der Bereiche handelt, wo wir uns unterscheiden, sondern wo wir miteinander verbunden sind und alle Kraft investieren, damit dies – bei allen unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, die an sich ja etwas Kreatives sind – auch wirklich geschehen möge.

  • Paul Bruderer 2 Jahren ago Reply Lieber Christian, ich danke dir nochmals dass du dir Zeit genommen hast, meine Rezi so ausführlich zu kommentieren/beantworten. Das schätze ich sehr. Ich wollte dir früher eine Rückmeldung geben, aber Covid und einige personelle Herausforderungen haben mich in meinem Zeitplan zurückgeworfen — zumal deine Antwort so ausführlich ist, dass ich nicht einfach so rasch etwas schreiben will, das deinem Anliegen Unrecht täte. Ich habe soeben alles gelesen und werde mir einige Tage Zeit nehmen und spätestens nächste Woche etwas antworten. Ich denke, du wolltest in der Schweiz sein am IGW oder? Findest das noch statt?
  • Paul Bruderer 2 Jahren ago Reply Lieber Christian, allem voran danke ich dir nochmals, dass du meine Rezi gelesen und ernst genommen hast. Das hat mich gefreut. Deine Antworten zeigen mir, dass du mich an den meisten Punkten gut verstanden hast und du antwortest passend darauf. Ich antworte dir anhand deiner eigenen Nummerierung. Deine letzten Abschnitte hatten keine Punktierung – ich habe mir erlaubt, eine einzufügen zwecks Vereinfachung meiner Antwort.Ich fange an mit Nr 10 (War es gut ein Teaser-Buch zu schreiben?). Ich würde dich darin bestärken, es wieder gleich zu tun. Du bist ja auch nicht grad ein Mann weniger Worte 😉 Dann ist es umso besser, eine etwas kürzere Zusammenfassung vorliegen zu haben. Was ideal gewesen wäre: Mehr zeitliche Verzögerung zwischen Teaser und Veröffentlichung der anderen Bücher, sodass du auf Rückmeldungen auf den Teaser reagieren kannst in den eigentlichen Büchern. Keine Ahnung, ob so etwas möglich gewesen wäre, aber aus meiner Sicht wäre das cool gewesen.1. «Fehlende Definition» von Fundamentalismus
    Ich habe dein Anliegen schon im Buch deutlich herausgehört, dass du nicht deine eigene Meinung darüber, was Fundamentalismus ist, auf falsche Weise in die Forschung einfliessen lassen willst. Du willst einerseits eine ‘selfreferential incoherence’ meiden und du willst kein A Priori – danke, dass du das nochmals mit anderen Worten deutlich machst. Du möchtest, dass es induktiv statt deduktiv läuft – oder? Das kann ich gut akzeptieren, verstehen und finde es auch gut. Es bleibt für mich aber trotzdem die Frage, die für meine Begriffe doch wichtig ist: Warum habe ich keine klare Formulierung der Schlussfolgerung? Denn: Sowohl ein deduktiver, wie auch ein induktiver Prozess sollte einen Output haben, eine Formulierung des Resultats der Erforschung. Und dieses Resultat fehlt mir im Buch. Oder habe ich es nicht gesehen? Ich kann gut auf das Wort ‘Definition’ verzichten. Mir scheint, du verbindest das zu sehr mit dem A Priori Ansatz, den du aus guten Gründen meiden willst. Darum, let me rephrase my question: Was ist das Resultat deiner empirischen Forschung über Fundamentalismus? (in einem Satz oder einem Abschnitt formuliert).
    Was ich im Buch sehe sind an mehreren Orten zerstreute Aussagen und einige Inbezugnahmen anderer Autoren. Der Grund, weshalb ich ein Resultat suche ist: Ich will auch besser verstehen, was du mit Fundamentalismus NICHT meinst. Aktuell bleibt die Gefahr, dass ich dich misrepräsentiere, weil ich andere Verständnisse von Fundamentalismus in meinem Denken über dich mitschwingen.
    Noch etwas zum methodischen Vorgehen. Du hast ein berechtigter Wunsch nach einem gesunden Stück Unabhängigkeit vor dir. Aber hat das nicht einfach dazu geführt, dass jetzt alle Leute, welche die Formulare ausfüllen, ihre Vor-Meinung über Fundamentalismus ins Projekt eingeführt haben? Ich war beim Lesen deines Buches immer unsicher an diesem Punkt.
    Zuletzt noch: Mich würde interessieren, was du von meiner Unterscheidung haltest zwischen “theologisch-philosophischem Fundamentalismus” und “soziologischen Fundamentalismus”. Darüber hast du dich nicht geäussert.Nr 2: Danke für die Klärungen. Band 2 ist wie es aussieht aktuell ausverkauft. Es interessiert mich, welche positiven Aspekte du findest. Was du hier sagst hängt für mich wie schon gesagt am Problem des (immer noch) fehlenden ‘Beschriebs’ von Fundamentalismus, wie du es verstehst und für eine ‘Gefahr’ siehst.Nr. 3. Ich find’s schön, dass du behauptest, das sei nicht der Fall. Und ich würdige dich dafür, dich gemeinsam mit Menschen mit einem höheren Anteil Fundamentalismus als du hinzusetzen (ich meine das nicht ironisch!). Trotzdem kommt für mich subtil (wie in meiner Rezi) beschrieben doch viel ‘atmosphärisch Negatives’ rüber. Das hat mit deiner Wortwahl zu tun. Und damit, dass viel deiner Kraft darauf ausgerichtet ist, Fundamentalismus grundsätzlich auszumerzen. Vielleicht sagt meine Reaktion mehr aus über mich als über dich. Doch ich komme von einer Sicht her, dass jeder einen ‘theologisch-philosophischer Fundamentalismus’ hat – und dass dies auch etwas Gutes ist. Das Problem ist nicht, ob jemand grundsätzlich so etwas hat — jeder hat es. Das Problem ist, wenn dessen Inhalt nicht wahr und nicht gut ist. Also wenn ein theologisch-philosophischer Fundamentalismus gewählt wird, der (z.B.) einem soziologischen Fundamentalismus führt. Von dieser Sicht her gesehen sind deine Versuche, Fundamentalismus grundsätzlich auszutrocknen, unangebracht.
    Du schreibst «Dass sich hinter diesem Konzept nicht das unterkomplexe Verständnis “Ein Fundamentalist unterscheidet in der Bibel zwischen ‘fundamentals’ und dem nicht Fundamentalen” (wie jeder andere Christ auch, müsste man dann ja hinzufügen) steht, ergibt sich von selbst.» Nun das hättest du im Buch sagen können (ich weiss: Platzprobleme…). Ich würde dich hier gerne fragen, ob du ein Beispiel gegeben könntest, um das konkreter auszuführen. If you have time.Nr. 4. Danke für deine Ausführungen. Das hilft. Auch hier wäre ein Beispiel hilfreich (if you have time). Für mich sieht das an einem bestimmten Punkt ähnlich aus wie Tückenmacher’s Stufenlehre (oder auch Ken Wilber). Klingt für mich zu sehr nach einer Art Fortschritt in etwas nahezu fast Neues, ohne dass man den voherigen Versionen gegenüber zu unanständig mitteilen will «you are out». Ich bin einverstanden mit dir, dass es ausserbiblische Ansätze gibt, die AN den Text herangetragen werden. Aber ist dein Ansatz nicht auch so? Persönlich halte ich mich epistemologisch an einen kritischen Realismus – wie z.B. NT Wright ihn gut formuliert hat.Nr. 5 und 6. Gute Klärungen, danke. Das passt gut was du sagst.Nr 7. So habe ich dich verstanden. Es ist insofern ‘neu’ als es etwas ist, das bis jetzt nicht so sehr auf dem Radar war in der westlichen Christenheit. Darum bringst du es ja auch gell. Ich werde bei Gelegenheit deine weiteren Bücher lesen (ach die Länge… darum gefällt mir der Teaser halt schon gut 🙂Nr. 8: Gut formuliert. Danke!Nr. 9. Da bist du fair – das gestehe ich dir zu. Du nennst keine Denominationen oder Gruppen, die du vor allen anderen mit Fundamentalismus in Verbindung bringst. Da etliche andere deutschen Exponate Fundamentalismus offen mit Evangelikalismus in Verbindung bringen, habe ich da vielleicht etwas in deine Aussagen hineingelesen. Obschon ich nicht ein Problem hätte zu sagen, dass es dort tatsächlich negative Varianten von Fundamentalismus gibt. Aber das kann ich als einer, der sich dazu zählt, vielleicht eher sagen als andere.Nr. 11: da bin ich gespannt auf Band 2.Nr 12: Danke für die Klärung. Uns beiden ist wohl klar, dass man nie weiss, ob jemand wirklich zu Christus kommen wird. Man kann das nicht ‘produzieren’ oder ‘machen’. Doch gerade wenn man sich auf ‘common ground’ Sachen einlässt, muss mitgedacht (und vielleicht mitkommuniziert) werden, was ein möglicher Weg zu Christus hin ist.Nr. 13. Ich habe schon unter Punkt 4 meine Anfrage diesbezüglich formuliert. Mein Hauptgedanke diesbezüglich ist: Was müsstest du Leuten wir mir sagen, um unsere Sorge zur Ruhe zu bringen? Wir stehen ja in einer Zeit grosser Shifts und Unruhen in der Kirchenlandschaft. Allianzen brechen und neue entstehen. Es ist darum kein Wunder, dass die Leute sensibel reagieren. Was könntest du sagen, damit in deinen Lesern dieser scheinbar häufig entstandene Verdacht nicht aufkommt? Ich weiss: du bist letztlich nicht dafür verantwortlich. Aber es würde helfen.Nr 14. Du nimmst das schon gut wahr. War tatsächlich auch so gemeint. Ich werde den Verdacht nicht los, dass du dich letztlich vom historischen Christentum löst (ob bewusst oder unbewusst). Darum nochmals: Wie könntest du Leuten wie mir zeigen, dass dem nicht der Fall ist? I am very open das zu hören.So, das wäre meine offene Rückmeldung auf deine ausführlichen Antworten (für die ich dir wirklich herzlich danke!). Wir müssen nicht in einen grossen Dialog treten – ich nehme es, wie es kommt, aber freue mich über eine weitere Rückmeldung.

Christian A. Schwarz 2 Jahren ago

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Lieber Paul, ganz herzlichen Dank für deine substanzielle Auseinandersetzung nicht nur mit dem Unkaputtbar-Buch, sondern auch mit dem dahinterstehenden Anliegen. Mir ging es darum, unter Christen Prozesse eines (vor allem, wenn auch nicht ausschließlich) “selbsthinterfragenden” Bemühens in Bewegung zu setzen bzw. da, wo diese Haltung bereits vorhanden ist, neue Impulse für diese Prozesse zu geben. Du bist nun einer derjenigen, die diese Herausforderung aufgenommen hat und dazu auch noch weiter führt. Das ist super! 

In deinem Text sind viele Kommentare, mit denen du bei mir offene Türen einrennst (weil ich die dahinter stehenden Anliegen nicht nur teile, sondern sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften befördern möchte), und solchen, bei denen ich mich entweder missverstanden fühle oder auch anderer Meinung bin (wobei das Zweitgenannte in der Christenheit ja auch nicht notwendigerweise etwas Böses ist). Gerade da, wo wir – Christian und Paul – anderer Meinung sind, können wir möglicherweise besonders viel voneinander lernen. 

Lass mich zunächst einige derjenigen Aspekte aufgreifen, bei denen ich meine Aussagen nicht adäquat wiedergegeben finde, d.h. wo wir (möglicherweise) dichter beieinander sind, als es beim Lesen deines Textes erscheint. Ich greife sieben Beispiele heraus:

1. “Fehlende Definition” von Fundamentalismus

Es ist doch gerade die Pointe des im Buch beschriebenen empirischen Verfahrens, sich das, was man dann am Ende als so etwas wie eine “Definition” sehen könnte, von empirischen Beobachtungen zeigen zu lassen. Ein a priori “definitorischer Ansatz” hätte, stark vereinfacht, etwa so laufen können: ICH lege eine theologisch deduzierte Definition von Fundamentalismus vor, die verschiedene Teilaspekte enthält, die dann in der Fragebogenentwicklung in Form von Items operationalisierbar gemacht würden. Vielleicht wären, von MEINER theologischen Haltung abhängig, dieser Aspekte durchgängig negativ, vielleicht auch durchgängig positiv. Dann würde ich Samples von Gemeinden, die nach diesen Kriterien unterschieden wurden, auf diese Kriterien hin untersuchen und freudestrahlend ein Ergebnis mit null Aussagekraft verkünden: “Fundamentalistische Gemeinden sind genau so” (nämlich so, wie ich es vorher in meiner “Definition” festgelegt habe, da die Definition natürlich die Kriterien der Auswahl des entsprechenden Samples bestimmt hätte). 

Um diese “circular logic” zu vermeiden, habe ich das im Buch dargestellte empirische Verfahren angewandt. Wiederum stark vereinfacht gesagt: Als erster Schritt beinhaltete dieser Ansatz, diejenigen Aspekte in unserem Datenpool als “typisch für Fundamentalismus” zu sehen, die statistisch am stärksten mit der Selbstbeschreibung “fundamentalistisch” korrelieren. Also keine von mir ausgedachte Definition, sondern ein Verständnis, das ich schlicht neugierig zur Kenntnis nahm! Dann folgten darauf noch einige weitere Schritte, die im Buch beschrieben werden, bis ein “Fundamentalismus-Index” gewonnen werden konnte, der sich auf unterschiedliche Gemeinden anwenden lässt – also weit über die genannte Selbsteinstufung hinausgeht.

2. Fundamentalismus – eine “Krankheit”?

Die Analyse dieser Daten führte u.a. zu der Erkenntnis, dass es durchaus adäquat ist, Fundamentalismus in Analogie zu einer “Krankheit” zu verstehen. Das habe ich mir ja gerade nicht so “ausgedacht”, indem ich etwa Fundamentalisms von vornherein als Krankheit “definiert” hätte, sondern das ergibt sich aus den Daten. In einer ausführlicheren und stärker theologisch reflektierenden Darstellung des Fundamentalismus-Phänomens im zweiten Band von “Gottes Energie” gehe ich auch auf positive Aspekte – also keinesfalls krankhafte – in dem ein, was ich in diesem Kontext (also primär auf das Gottesbild zielend) als “fundamentalistisches Gesamtpaket” bezeichne. Diese positiven Aspekte sind allerdings auch ohne fundamentalistisches Paradigma zu haben, ja, das fundamentalistische Paradigma behindert geradezu die Verwirklichung dieser Aspekte.

3. Fundi-bashing?

Die Rezension macht den Eindruck, als würde ich wildes “Fundi-bashing” betreiben. Das aber ist nicht der Fall. Ein “bashing” zeigt sich ja gerade in der Unwilligkeit (vielleicht auch Unfähigkeit), mit denen, von denen man sich “abgrenzt”, gemeinsam an einem erkannten Problem unterstützend zu arbeiten und dann auch die erwünschten Ergebnisse festzustellen. Die Daten zeigen doch gerade, wie stark NCD (auch) in Gemeinden mit fundamentalistischen Tendenzen unterschiedlicher Stärke vertreten ist und wie durch die Anwendung der entsprechenden Prinzipien fundamentalistische Tendenzen sukzessive “ausgetrocknet” werden (den Ausdruck habe ich bewusst so gewählt, weil Begriffe wie “bekämpfen” – eine Variante von Bashing – die Sache überhaupt nicht treffen würden und vor allem: auch nicht funktionieren würden). 

Dass sich hinter diesem Konzept nicht das unterkomplexe Verständnis “Ein Fundamentalist unterscheidet in der Bibel zwischen ‘fundamentals’ und dem nicht Fundamentalen” (wie jeder andere Christ auch, müsste man dann ja hinzufügen) steht, ergibt sich von selbst. 

4. “Binäres Denken”

Mit der Kurzform “binäres Denken” meine ich natürlich nicht den selbstverständlichen Fakt, dass ein Mensch zwischen zwei Größen zu unterscheiden vermag (oder noch schlichter: bis zwei zählen kann). Im Buch steht dieser Begriff als Kürzel für Denken “in categories of binary opposition”, eine Haltung, die zwar den Schritt des “negare” (verneinen) im Hegelschen dialektischen Dreischritt zu gehen vermag, dann aber das “conservare” (bewahren) nur auf die eigene Position bezieht und gar nicht versteht, was das sich aus doppelter Verneinung ergebende “elevare” (aufheben in der dreifachen Bedeutung des deutschen Wortes) überhaupt sein soll. Dieses Denken ist bezeichnenderweise in mono- und maximal bi-lingualen Kulturen mit einem Zwei-Parteien-System besonders stark ausgeprägt, kann aber auch kulturell in fundamentalistischen Gemeinden befördert werden (bzw. der Fundamentalismus zieht bevorzugt Menschen an, die von ihrer Sozialisation her zu dieser Art von Binärismus neigen). Das ist die sich aus außerbiblischen Aspekten gebaute “Brille”, die wir bereits tragen, BEVOR wir die Bibel überhaupt öffnen. Von der sollte in der Fundamentalismus-Diskussion viel stärker die Rede sein, weil sie mehr erklärt, als es Begriffe wie “Ernstnehmen der Schrift” vermuten lassen.

5. “Glaubensmäßige Neutralität von Forschungsmethoden”

Beeinflusst die Tatsache, dass ich Christ bin – nicht nur das: sondern dass ich dazu auch noch die christliche Sache proaktiv voranbringen möchte – die angewandten statistischen Forschungsmethoden? Es gibt Leute, auch Forscher – egal ob Christen oder Atheisten –, die an dieser Stelle ein erstaunlich geringes Problembewusstsein haben und in vielen Bereichen beide Ebenen miteinander verquirlen. Ich schreibe, dass im Blick auf Forschung die Auswahl der Themen und auch die Energie, diese Projekte dann auch bis zum Ende durchzuführen, stark von meinem Glauben angetrieben wird (und auch bei der Interpretation der Daten spielen theologische Aspekte, in der Regel klar gekennzeichnet, mit hinein). Allerdings bestimmt MEIN Glaube nicht die sozialwissenschaftliche METHODIK, die ich anwende (wenngleich ich natürlich weiß, dass auch statistische Methoden keineswegs pure Mathematik sind, sondern weltanschauliche Hintergründe haben, aber um diese allgemeine Beobachtung geht es hier ja nicht, sondern um “meinen” Glauben und dessen Einfluss konkret auf Forschungstmethoden). Ich würde mich als Nichtchrist für exakt die gleichen Verfahren entscheiden. Mir geht es ja gerade nicht darum, etwas bereits im Vorhinein feststehendes zu “beweisen”, sondern – möglichst – Neues ans Licht zu bringen. Auch wenn wir es in unserem an der Forschung beteiligten Team mit Menschen zu tun haben, die keine Christen sind, gibt es zwischen uns keinerlei Unterschiede in der Forschungsmethodik. Unsere unterschiedlichen Glaubensparadigmen beeinflussen unzählige Bereiche, aber diesen nun gerade nicht.

6. “Vereinfachte Aufteilung empirisch/metaphysisch”

Ja klar, die von dir erwähnte Tabelle, und auch die im Teaserbuch benutzten Worte dazu, sind stark vereinfachend. Mir ist klar, dass die allermeisten Aussagen (auch außerhalb des christlichen bzw. religiösen Bereiches) einen metaphysischen bzw. transempirischen Hintergrund haben. Insofern stimme ich dem von dir zitierten Satz “Keine Physik kommt letztlich ohne Metaphysik aus” vollumfänglich zu. Bisweilen wird dieser Hintergrund schlicht nicht reflektiert, was ich kritisiere, oder er ist ein mit anderen Inhalten als denen von einem vom christlichen Glauben bereitgestellten Paradigma versehen – was ich zwar nicht kritisiere, wohl aber für eine alternative Sicht werbe. Mir geht es ja gerade um das Zusammenspiel dieser beiden Ebenen. Ob man diesen Begriff benutzen mag oder nicht: Man kommt ohne eine metaphysisch/transempirische Ebene nicht aus. Es macht aber einen Unterschied, mit welchen Inhalten diese Ebene gefüllt wird. Hier ist meine eigene Position eine dezidiert christliche – nicht, weil dies die einzige Möglichkeit ist, das Thema widerspruchsfrei anzugehen, sondern weil sie FÜR MICH die größte Plausibilität hat.

7. “Neuheit des Energiethemas”

Mein Anliegen ist es nicht zu zeigen, wie “neu” dieses Thema ist. Ich möchte lediglich verstehen, warum es für westliche Christen als neu (im Extremfall sogar im Sinne von unbiblisch) empfunden wird und zeigen, wie “alt” (im Sinne von neutestamentlich gegründet) es eigentlich ist. Dazu muss ich aber weit ausholen, was ich nicht im Rahmen des “Teasers” kann. Mein Kapitel über den neutestamentlichen Befund ist in der Energie-Trilogie denn auch das bei weitem ausführlichste.

Bereiche, in denen ich mich selbst durch Impulse von dir in Frage stellen lassen möchte:

Naturgemäß ist meine Replik in erster Linie auf Dinge in deiner Rezension gerichtet, in denen ich mich nicht adäquat verstanden gefühlt habe (was, zu einem ganz erheblichen Teil, durch meine Darstellungsart des Teaserbuches, das die eigentlich wichtigen und notwendig komplexen Hintergrundinformationen naturgemäß nicht bieten kann, bedingt ist). Aber dann sind da auch viele Aspekte in deiner Rezension, die mich für zukünftiges Arbeiten nachdenklich gemacht haben. Dies sind für mich die eigentlich wichtigen Punkte. Hier nur einige Stichworte:

8 • Deine kritischen Anmerkungen zu “lebenslangem Wachstum”: Reale Veränderungen erfahren, das Ganze dann aber als (ungeistlichen?) Druck empfinden. Wie kann ein legalistisches Verständnis von fortwährendem Wachstum vermieden werden (“Gemeindewachstums-Druck”)?

9 • “Fundamentalismus als größte Sünde”: Dieser Eindruck darf natürlich nicht entstehen. Je nachdem, welchem Thema ich mich fokussiert zuwende, werden jeweils andere Positionen besonders wichtig oder auch besonders beschwerlich. Insbesondere darf nicht der Eindruck entstehen, Fundamentalismus – wie von mir behandelt, d.h. als Krankheitserscheinung – sei irgendwie im “Evangelikalismus” angelegt. Das ist sehr eindeutig nicht der Fall.

10 • “Energie in Kurzfassung”: Mir ist klar, dass insbesondere die Kurz-Kurz-Darstellung von dem, worum es bei “Gottes Energie” geht, fast zwangsläufig zu Missverständnissen führen muss und ich – in den wenigen Worten dazu in “Gott ist unkaputtbar” – fast alle tiefergehende Begründungen schuldig bleibe. Mich bringt das dazu, zumindest in der näheren Zukunft von ähnlich gelagerten Kurzfassungen gänzlich Abstand zu nehmen und meine Kraft zunächst einmal ganz auf die umfassende Darstellung in der Energie-Trilogie zu konzentrieren (alle Kritik, die dann dieses Verfahren auf sich zieht, dickhäutig in Kauf nehmend). Ich muss zugeben, dass ich mich zu dieser Kurzdarstellung auch ein bisschen überreden ließ, ohne – im Blick auf das Energiethema – vollumfänglich von diesem Weg überzeugt gewesen zu sein.

11 • “Spirituelle Erfahrungen von Nichtchristen bzw. in anderen Religionen”: In “Unkaputtbar” behandle ich nicht die Bereiche von Abgrenzung, sondern stelle den “common ground” in den Vordergrund der Erörterungen. In der Energie-Trilogie und darüber hinaus werde ich sehr viel ausführlicher auf die Bereiche außerhalb des “common ground” eingehen. Im zweiten Band der Energie-Trilogie habe ich – im Kapitel über Esoterik – bereits einen ersten Schritt getan. 

12 • “Spiritualität ohne Jesus”: Das Phänomen gibt es natürlich, aber es ist – nach meiner theologischen Überzeugung – nicht der Punkt, an dem wir stehenbleiben sollten. Ich habe ja in anderen Büchern, gerade auch im trinitarischen Horizont, die Rolle und Zentralität von Jesus unaufhörlich beschrieben, und die Erörterungen von Gottes Energie stellen davon überhaupt nichts in Frage. Dieser Aspekt muss, gerade wenn es um zukünftige praktische Anwendungen geht, noch viel detaillierter und pointierter herausgearbeitet werden: Welche Wege führen von der beschriebenen Herausarbeitung eines “common ground” (was Gemeinsamkeiten im Blick auf das Energiethema einschließen kann) zu einer Einladung zu Jesus? 

13 • Christentum 2.0 “de facto ganz über Bord werfen” (dein Zitat). Das schreibe ich zwar nirgendwo und meine es noch weniger – mir geht es ja darum, die Erkenntnisse von Christentum 1.0 und 2.0 auf die neuen Herausforderungen von 3.0 zu beziehen, ohne bei den Beschränkungen insbesondere von Christentum 2.0 stehenzubleiben –, aber ganz offensichtlich wird mein Text von zu vielen Christen so verstanden, als wolle ich “Christentum 2.0” gleichsam schlachten. Das wäre das genaue Gegenteil dessen, um was es mir geht. In Zukunft wird es darum gehen, nicht nur die (biblisch gegründeten und bleibenden) Aspekte von Christentum 1.0 herauszustellen, sondern auch die bleibenden Aspekte in der langen Kirchengeschichte vom frühen Christentum bis heute. 

14 Lustig ist, dass in deiner Rezension der Satz “Aber ich wünsche mir, dass sie (gemeint sind: heute nichtchristlich lebende Menschen) Jesus erleben in der glaubenden und gehorsamen Beziehung mit ihm” offensichtlich als Gegenposition zu dem von mir Beschriebenen gemeint ist. “Lustig” deshalb, weil es sich hier doch nicht um einen der Bereiche handelt, wo wir uns unterscheiden, sondern wo wir miteinander verbunden sind und alle Kraft investieren, damit dies – bei allen unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, die an sich ja etwas Kreatives sind – auch wirklich geschehen möge.

  • Paul Bruderer 2 Jahren ago Reply Lieber Christian, ich danke dir nochmals dass du dir Zeit genommen hast, meine Rezi so ausführlich zu kommentieren/beantworten. Das schätze ich sehr. Ich wollte dir früher eine Rückmeldung geben, aber Covid und einige personelle Herausforderungen haben mich in meinem Zeitplan zurückgeworfen — zumal deine Antwort so ausführlich ist, dass ich nicht einfach so rasch etwas schreiben will, das deinem Anliegen Unrecht täte. Ich habe soeben alles gelesen und werde mir einige Tage Zeit nehmen und spätestens nächste Woche etwas antworten. Ich denke, du wolltest in der Schweiz sein am IGW oder? Findest das noch statt?
  • Paul Bruderer 2 Jahren ago Reply Lieber Christian, allem voran danke ich dir nochmals, dass du meine Rezi gelesen und ernst genommen hast. Das hat mich gefreut. Deine Antworten zeigen mir, dass du mich an den meisten Punkten gut verstanden hast und du antwortest passend darauf. Ich antworte dir anhand deiner eigenen Nummerierung. Deine letzten Abschnitte hatten keine Punktierung – ich habe mir erlaubt, eine einzufügen zwecks Vereinfachung meiner Antwort.Ich fange an mit Nr 10 (War es gut ein Teaser-Buch zu schreiben?). Ich würde dich darin bestärken, es wieder gleich zu tun. Du bist ja auch nicht grad ein Mann weniger Worte 😉 Dann ist es umso besser, eine etwas kürzere Zusammenfassung vorliegen zu haben. Was ideal gewesen wäre: Mehr zeitliche Verzögerung zwischen Teaser und Veröffentlichung der anderen Bücher, sodass du auf Rückmeldungen auf den Teaser reagieren kannst in den eigentlichen Büchern. Keine Ahnung, ob so etwas möglich gewesen wäre, aber aus meiner Sicht wäre das cool gewesen.1. «Fehlende Definition» von Fundamentalismus
    Ich habe dein Anliegen schon im Buch deutlich herausgehört, dass du nicht deine eigene Meinung darüber, was Fundamentalismus ist, auf falsche Weise in die Forschung einfliessen lassen willst. Du willst einerseits eine ‘selfreferential incoherence’ meiden und du willst kein A Priori – danke, dass du das nochmals mit anderen Worten deutlich machst. Du möchtest, dass es induktiv statt deduktiv läuft – oder? Das kann ich gut akzeptieren, verstehen und finde es auch gut. Es bleibt für mich aber trotzdem die Frage, die für meine Begriffe doch wichtig ist: Warum habe ich keine klare Formulierung der Schlussfolgerung? Denn: Sowohl ein deduktiver, wie auch ein induktiver Prozess sollte einen Output haben, eine Formulierung des Resultats der Erforschung. Und dieses Resultat fehlt mir im Buch. Oder habe ich es nicht gesehen? Ich kann gut auf das Wort ‘Definition’ verzichten. Mir scheint, du verbindest das zu sehr mit dem A Priori Ansatz, den du aus guten Gründen meiden willst. Darum, let me rephrase my question: Was ist das Resultat deiner empirischen Forschung über Fundamentalismus? (in einem Satz oder einem Abschnitt formuliert).
    Was ich im Buch sehe sind an mehreren Orten zerstreute Aussagen und einige Inbezugnahmen anderer Autoren. Der Grund, weshalb ich ein Resultat suche ist: Ich will auch besser verstehen, was du mit Fundamentalismus NICHT meinst. Aktuell bleibt die Gefahr, dass ich dich misrepräsentiere, weil ich andere Verständnisse von Fundamentalismus in meinem Denken über dich mitschwingen.
    Noch etwas zum methodischen Vorgehen. Du hast ein berechtigter Wunsch nach einem gesunden Stück Unabhängigkeit vor dir. Aber hat das nicht einfach dazu geführt, dass jetzt alle Leute, welche die Formulare ausfüllen, ihre Vor-Meinung über Fundamentalismus ins Projekt eingeführt haben? Ich war beim Lesen deines Buches immer unsicher an diesem Punkt.
    Zuletzt noch: Mich würde interessieren, was du von meiner Unterscheidung haltest zwischen “theologisch-philosophischem Fundamentalismus” und “soziologischen Fundamentalismus”. Darüber hast du dich nicht geäussert.Nr 2: Danke für die Klärungen. Band 2 ist wie es aussieht aktuell ausverkauft. Es interessiert mich, welche positiven Aspekte du findest. Was du hier sagst hängt für mich wie schon gesagt am Problem des (immer noch) fehlenden ‘Beschriebs’ von Fundamentalismus, wie du es verstehst und für eine ‘Gefahr’ siehst.Nr. 3. Ich find’s schön, dass du behauptest, das sei nicht der Fall. Und ich würdige dich dafür, dich gemeinsam mit Menschen mit einem höheren Anteil Fundamentalismus als du hinzusetzen (ich meine das nicht ironisch!). Trotzdem kommt für mich subtil (wie in meiner Rezi) beschrieben doch viel ‘atmosphärisch Negatives’ rüber. Das hat mit deiner Wortwahl zu tun. Und damit, dass viel deiner Kraft darauf ausgerichtet ist, Fundamentalismus grundsätzlich auszumerzen. Vielleicht sagt meine Reaktion mehr aus über mich als über dich. Doch ich komme von einer Sicht her, dass jeder einen ‘theologisch-philosophischer Fundamentalismus’ hat – und dass dies auch etwas Gutes ist. Das Problem ist nicht, ob jemand grundsätzlich so etwas hat — jeder hat es. Das Problem ist, wenn dessen Inhalt nicht wahr und nicht gut ist. Also wenn ein theologisch-philosophischer Fundamentalismus gewählt wird, der (z.B.) einem soziologischen Fundamentalismus führt. Von dieser Sicht her gesehen sind deine Versuche, Fundamentalismus grundsätzlich auszutrocknen, unangebracht.
    Du schreibst «Dass sich hinter diesem Konzept nicht das unterkomplexe Verständnis “Ein Fundamentalist unterscheidet in der Bibel zwischen ‘fundamentals’ und dem nicht Fundamentalen” (wie jeder andere Christ auch, müsste man dann ja hinzufügen) steht, ergibt sich von selbst.» Nun das hättest du im Buch sagen können (ich weiss: Platzprobleme…). Ich würde dich hier gerne fragen, ob du ein Beispiel gegeben könntest, um das konkreter auszuführen. If you have time.Nr. 4. Danke für deine Ausführungen. Das hilft. Auch hier wäre ein Beispiel hilfreich (if you have time). Für mich sieht das an einem bestimmten Punkt ähnlich aus wie Tückenmacher’s Stufenlehre (oder auch Ken Wilber). Klingt für mich zu sehr nach einer Art Fortschritt in etwas nahezu fast Neues, ohne dass man den voherigen Versionen gegenüber zu unanständig mitteilen will «you are out». Ich bin einverstanden mit dir, dass es ausserbiblische Ansätze gibt, die AN den Text herangetragen werden. Aber ist dein Ansatz nicht auch so? Persönlich halte ich mich epistemologisch an einen kritischen Realismus – wie z.B. NT Wright ihn gut formuliert hat.Nr. 5 und 6. Gute Klärungen, danke. Das passt gut was du sagst.Nr 7. So habe ich dich verstanden. Es ist insofern ‘neu’ als es etwas ist, das bis jetzt nicht so sehr auf dem Radar war in der westlichen Christenheit. Darum bringst du es ja auch gell. Ich werde bei Gelegenheit deine weiteren Bücher lesen (ach die Länge… darum gefällt mir der Teaser halt schon gut 🙂Nr. 8: Gut formuliert. Danke!Nr. 9. Da bist du fair – das gestehe ich dir zu. Du nennst keine Denominationen oder Gruppen, die du vor allen anderen mit Fundamentalismus in Verbindung bringst. Da etliche andere deutschen Exponate Fundamentalismus offen mit Evangelikalismus in Verbindung bringen, habe ich da vielleicht etwas in deine Aussagen hineingelesen. Obschon ich nicht ein Problem hätte zu sagen, dass es dort tatsächlich negative Varianten von Fundamentalismus gibt. Aber das kann ich als einer, der sich dazu zählt, vielleicht eher sagen als andere.Nr. 11: da bin ich gespannt auf Band 2.Nr 12: Danke für die Klärung. Uns beiden ist wohl klar, dass man nie weiss, ob jemand wirklich zu Christus kommen wird. Man kann das nicht ‘produzieren’ oder ‘machen’. Doch gerade wenn man sich auf ‘common ground’ Sachen einlässt, muss mitgedacht (und vielleicht mitkommuniziert) werden, was ein möglicher Weg zu Christus hin ist.Nr. 13. Ich habe schon unter Punkt 4 meine Anfrage diesbezüglich formuliert. Mein Hauptgedanke diesbezüglich ist: Was müsstest du Leuten wir mir sagen, um unsere Sorge zur Ruhe zu bringen? Wir stehen ja in einer Zeit grosser Shifts und Unruhen in der Kirchenlandschaft. Allianzen brechen und neue entstehen. Es ist darum kein Wunder, dass die Leute sensibel reagieren. Was könntest du sagen, damit in deinen Lesern dieser scheinbar häufig entstandene Verdacht nicht aufkommt? Ich weiss: du bist letztlich nicht dafür verantwortlich. Aber es würde helfen.Nr 14. Du nimmst das schon gut wahr. War tatsächlich auch so gemeint. Ich werde den Verdacht nicht los, dass du dich letztlich vom historischen Christentum löst (ob bewusst oder unbewusst). Darum nochmals: Wie könntest du Leuten wie mir zeigen, dass dem nicht der Fall ist? I am very open das zu hören.So, das wäre meine offene Rückmeldung auf deine ausführlichen Antworten (für die ich dir wirklich herzlich danke!). Wir müssen nicht in einen grossen Dialog treten – ich nehme es, wie es kommt, aber freue mich über eine weitere Rückmeldung.

Der Film des Lebens (Bernd Eichinger kann ihn nicht mehr sehen)

Am Ende unseres Erdenlebens läuft unser Leben wie ein Film ab: Alles ist aufgezeichnet, nichts ist vergessen und wird moralisch gewertet. Wie sieht der Film Deines Lebens aus? Vielleicht so?
1. Am Anfang des Lebens ist man ein Säugling und ein Kleinkind. Man hat noch nicht die geistige Reife, um zu erkennen, dass man ein Sünder ist. Man kann sich noch nicht für Jesus als ganz persönlichen Retter und Heiland entscheiden. Man ist zu jung. Doch das bleibt nicht immer so.
2. Man wird Schulkind. Man hat an Reife gewonnen. In dieser Phase erkennt man schon zu einem Teil, dass man schuldig werden kann. Schulkinder wissen, wenn sie Mist gebaut haben, auch wenn sie noch in den ersten Klassen sind. Doch sie wollen mit ihrer Entscheidung für Jesus warten, bis sie groß sind.
3. Irgendwan ist man ein Teenager: Man ist unbesorgt. Man meint, man könne die Welt erorbern. An Jesus denkt man nur wenig oder meistens gar nicht.
4. Als junger Erwachsener ist man dann oft zu selbstbewusst: Schliesslich hat man einen Beruf erlernt, vielleicht sogar ein Studium abgeschlossen. Man kann ja schliesslich was. Man ist gut drauf. Und die Karriere ist gestartet. Jesus als Retter? Die Meisten winken ab, weil sie meinen, sie könnten sich den Himmel verdienen.
5. Irgendwann gründet man eine Familie. Frisch verliebt und überglücklich. Was sollte sich da noch ändern? Schliesslich ist man doch bereits auf Wolke Sieben, im Paradies. An Jesus denkt man wieder nicht.
6. Die Karriere geht für Viele voran. Beruflich engagiert man sich sehr. Kinder sind da. Viele bauen oder kaufen sich ein Haus. Auch da ist viel Arbeit. Man ist zu beschäftigt. Für Jesus keine Zeit.
7. Kinder werden gross und machen Sorgen. Arbeitsplätze sind nicht mehr sicher. Wirtschafts- und Finanzkrisen begegnen uns immer wieder. Hinzu kommen die Sorgen um die alten Eltern, die vielleicht pflegebedürftig werden. Die Sorgenlast ist für viele erdrückend. Für Jesus hat man keinen Kopf.
8. Irgendwann bemerkt man, dass man alt geworden ist. Vielleicht ist man in einem Altenheim. Vielleicht ist man noch im Kreise seiner Familie. Aber die Kräfte sind geschwunden. Man hört schwer. Man sieht schlecht. Der Körper will nicht mehr. Schmerzen plagen. Das Herz wird schwächer. Für Jesus und die Frage nach dem Lebenssinn und Lebensziel fühlt man sich zu alt.
9. Es kommt der Tag, an dem man sterben muss. Dann steht man vor dem Herrn. Man hat keine Ausreden mehr. Auf seiner Lebensreise war man irgendwann zu klein, zu jung, um sich für Jesus zu entscheiden. Schliesslich ist man irgendwann einmal groß geworden. Und man erkennt: Die unbesorgte Jugend war einfach nur Leichtsinn. Die selbstbewusste, selbstsichere Meinung, sich den Himmel verdienen zu können, erweist sich selbst bei den moralischten Personen als Trugschluss, weil wir alle Sünder sind. Kein Mensch ist wirklich gut. Auch ich nicht. Das erkennen wir.
Das berufliche Engagement, der Vermögensaufbau, die Karriere, die Familie, für die man Zeit aufgewendet hat, waren sicher ehrenwert. Schliesslich erwartet man im Beruf Engagement, und es ist auch nichts dagegen einzuwenden, sich eine Altersvorsorge aufzubauen. Karriere machen kann auch sehr viel mit Verantwortung übernehmen zu tun haben. Und es ist auch okay, sich um die Familie zu kümmern. Aber viel Zeit verplempert man für unsinnige Freizeitbeschäftigungen. Die Frage nach dem Lebenssinn hätte man sich bestimmt irgendwann stellen und sich für Jesus entscheiden können.
Auch die vielen Sorgen liessen uns nur im Kreise drehen. War wirklich alles sinnvoll? Sind wir nicht um unsere eigene Achse gedreht? Warum haben wir uns nicht auf Jesus eingelassen? – Diese Fragen stellen wir uns, denn unsere Probleme haben wir doch meistens nicht wirklich gelöst, zumindest nicht selbst. Wie viel Ballast, Unerledigtes bleibt in unserem Leben liegen?
Zu alt? Das gibt es nur im Jugendwahn unserer Unternehmen. Für Gott gibt es kein zu alt. Für Gott ist man mit 90 noch genauso wichtig wie mit acht, fünfzehn oder zwanzig. Auch im hohen Alter können wir uns noch für Jesus entscheiden.
Aber wenn wir tot sind, dann ist es zu spät. Dann hilft kein Wenn und Aber. Dann gilt es. Wenn wir uns nicht für Jesus entschieden haben, sind wir auf ewig verloren.
Deshalb: Warte nicht! Ob Du jung bist oder alt, beschäftigt oder arbeitslos, von Sorgen gedrückt oder überglücklich: Entscheide Dich für Jesus! Deine Ewigkeit hängt davon ab. Markus Kenn

In Christus sein

In Christus sein heisst nicht bloss: sich in das Leben und die Worte Christi versenken, sondern: Anschluss an ihn haben

Das Wort Jesu: »Bleibt in mir… Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht« (Joh. 15,4-7) hat nicht bloss die Bedeutung: Die Jünger sollen sich in sein Leben, sein Werk, seine Worte hineindenken oder sich andächtig da hineinversenken.

Das »Leben Jesu«, sein »Erlösungswerk«, sein »Wort« können ja, losgelöst von ihm, zu einem Neutrum werden, zu einem Gedankending, zu einem Schemen, an dem man mit grossem Eifer festhält, ohne doch Christus nahe zu sein.

Jesus sagt seinen Jüngern hier einfach: Sie sollen in direkter Berührung mit ihm bleiben, den Anschluss an seine Person festhalten. Es handelt sich hier um eine so reale Lebensverbindung, wie sie zwischen dem Weinstock und seinen Reben besteht. In Christus sein heisst danach: durch den unmittelbaren Anschluss an ihn teilhaben an der Fülle seines Lebens; mit anderen Worten: seine Kräfte aus den Tiefen der Gottheit schöpfen.

In Christus sein heisst: in seinem Wirkungsbereich sein

Wir haben im Deutschen eine Redewendung, die uns das »in Christus sein« sprachlich verständlich macht. Wir sprechen davon, dass jemand »in der Sonne liegt«, »im Wind steht«; damit meinen wir, er befindet sich dort, wo die Sonne scheint, der Wind weht: er ist den Wirkungen dieser Mächte ausgesetzt.

In Christus sein, heisst: im Wirkungsbereich Christi sein, unter dem Einfluss seiner Kräfte stehen, heisst: mit Christus in die Himmelswelt versetzt sein (Eph. 2,6).

Man kann es deutlich merken, ob man in Christus ist

Das ist nicht etwas, wovon man nicht wissen könnte, ob es so ist oder nicht. Jesus hat es seinen Jüngern deutlich gesagt: An jenem Tag werdet ihr es merken, dass ihr in mir seid und ich in euch (Joh. 14,20). Und Johannes nennt das Erkennungszeichen, an dem jeder feststellen kann, ob er in Christus ist, den »Geist, den er uns gegeben hat« (1. Joh. 3,24).

Das Wirken des Geistes ist immer spürbar. Der Schiffer kann es merken, ob Windstille ist oder ob ein frischer Wind sein Fahrzeug vorwärts bringt. Der Mensch kann es merken, ob es in seinem Leben göttlich vorwärts geht oder nicht. Christen können es feststellen, ob ihr Tun und Streben von oben her erleuchtet, gehoben, getragen ist oder ob sie trotz aller Kraftanstrengungen nicht vom Fleck kommen. Das heisst: Sie können es merken, ob sie Anschluss an Christus haben oder nicht.

Wer in Christus ist, in dem ist die Macht seiner Stärke (Eph. 6,10), der kann siegen auf der ganzen Linie (trotz einzelner Teilniederlagen, 2. Kor. 2,14). In der Schutzzone des Wirkens Christi (»in Christus«) hat man Frieden, man ist unverletzt, ungekränkt von feindlichen Mächten (Joh. 16,33).

Wer im Bereich der Lebensfülle Christi ist, an dem ist nichts zu tadeln (Röm. 8,1). Er fällt nicht aus der Gemeinschaft mit Gott, er tut nichts auf eigenes Risiko (»er sündigt nicht«, 1. Joh. 3,6). In ihm ist die Liebe des Vaters vollkommen, er lebt, wie Christus gelebt hat (1. Joh. 2,5-6).

In solch einem Menschen ist die Gerechtigkeit Gottes verwirklicht (2. Kor. 5,21). Er ist ein neues Geschöpf (2. Kor. 5,17).

In Christus bleibt, wer nach seinen Weisungen handelt

Bleiben in Christus kann der, der seine Gebote hält, der die besonderen Weisungen, die Christus ihm für sein Leben gibt, erfüllt (Joh. 15,10; 1. Joh. 3,24). Wer die Aufträge (eigentlich »Mandate«) Christi nicht ausführt, hat sich von ihm getrennt; er verliert den Anschluss an ihn, verdorrt und taugt nur noch dazu, verbrannt zu werden (Joh. 15,4-6).

Ein Soldat kann nur im Wirkungsbereich eines grossen Feldherrn bleiben (mitwirken), wenn er dessen Befehle ausführt und es sich nicht herausnimmt, auf eigene Faust zu handeln.

Alle, die in Christus sind, sind organisch miteinander verbunden

In Christus (im Bereich seiner Lebensmächte) fallen die Scheidewände zwischen den Menschen hin – sie sind alle eines (ein lebendiges Ganzes). Sie brauchen nicht weiter zusammengebracht zu werden durch besondere Vorsätze und Veranstaltungen, sie sind schon beisammen; man organisiert sie nicht, denn sie sind ein Organismus (Joh. 17,20-23).

Alle die vielen Vereine und Vereinchen mit ihren Verfassungen sind hinfällig; denn die Christen sind schon ohne sie zusammenverfasst unter einem Haupt; sie sind ein Leib in Christus (Röm. 12,5).

Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch
http://www.life.de/information/bibel/neutestamentliches_woerterbuch/146292-in_christus_sein.html

Dalai Lama kritisiert christliche Mission

Das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, der Dalai Lama, hat bei seinem Deutschland Besuch im Juli 2007 in Hamburg die christliche Missionsarbeit in Asien kritisiert.
In einem Interview sagte er, er habe in der Mongolei christliche Missionare darauf hingewiesen, dass dies ein buddhistisches Land sei »und kein Ort für Bekehrungen«.
Wir erwidern:
1. Eigenartige Argumente: Er selbst kommt nach Europa und speziell immer wieder nach Deutschland und missioniert hier für den Buddhismus – auch wenn er den Begriff dafür nicht verwendet (was ein Etikettenschwindel seines Auftretens ist).
2. Das Christentum ist keine europäische Religion oder Botschaft – es kommt übrigens aus Asien!
3. Nirgends erhält der Mensch größere Freiheit, sich für oder gegen einen Glauben zu entscheiden, als im christlichen Glauben.
4. Wir sind allen Menschen das Evangelium schuldig, dass nur Christus zum ewigen Leben führt.
https://www.die-apis.de/fileadmin/BILDER/5-Bibel-und-Medien/2-Gemeinschaft_Magazin/1-Archiv/PDFs%20Gemeinschaft%202007/Gemeinschaft_2007-11.pdf

Wahr – ohne Einschränkung

O-Ton von U-Häftling Paulus: „Ich bekenne, dass ich allem glaube, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten“ (Apg 24,14).
Eben das bekennen heute viele nicht. Es glauben keineswegs alle alles, was in der Bibel steht. Im Gegenteil: Vom Konfirmanden bis zum Kirchenvorstand, vom Theologieprofessor bis zur Synode hat jeder irgendwo irgendwelche Bedenken gegen irgendwas, das in der Bibel steht, weil es seiner Erfahrung, Erkenntnis, Vernunft oder was weiß ich widerspricht.
Es sind ja heute alle, selbst wenn sie die Bibel nie gelesen haben, viel zu klug und gebildet, um das zu glauben, was da steht. Und da steht Paulus und erklärt: „Ich glaube allem, was geschrieben steht.“
Paulus war immerhin einer der größten Denker der Menschheit. Und da kommt heute jeder Spitzkopf mit seinen paar Jahren Schul- oder Hochschulbildung und wagt es, an der Bibel rumzufummeln und die Weisheit der göttlichen Offenbarung in Frage zu stellen! Paulus war der größte Theologe der Kirche, dem das ganze Heer der modernen Meckerer nicht das Wasser reichen kann. Dieser Geistesriese war sich nicht zu schade, vor seinen theologischen Anklägern und zeitlichen Richtern den geradezu kindlichen Satz zu sagen: „Ich glaube allem, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten.“
Zu diesem Satz möchte ich mich ausdrücklich auch bekennen.
Nach einer Evangelisation zur DDR-Zeit, bei der sich ein Pfarrer bei der Stasi über meine „primitive Theologie“ lustig machte und sich die Stasi über die Bekehrung junger Menschen foppte, endete der Stasi-Bericht über mich: „Für ihn gilt die Bibel als uneingeschränkt wahr.“ Das war einer der wenigen Sätze in meiner Akte, über den ich mich gefreut habe.
Pfr. Dr. Theo Lehmann, Chemnitz https://www.gemeindehilfsbund.de/fileadmin/user_upload/Aufbruch_3_2019.pdf