1 Petrus 2,4 Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar.

In V. 4 ist das alte Bild verlassen. Ein neues leuchtet auf, das Bild vom lebendigen Stein. Inhaltlich ist V. 4 jedoch eng mit dem vorigen verbunden. V. 3 blickte auf den gütigen Herrn. Das gibt V. 4 den hellen Hintergrund: hinter der Mahnung zur Gemeinschaft steht die gemeinsame Erfahrung der Güte des Herrn. Das Bild vom Stein in V. 4 ist schon auf V. 5 bezogen, auf das Bild von den vielerlei Bausteinen, die das geistliche Haus bilden. Der ganze Brief, besonders aber unser Abschnitt ist voll von altst. Theologie. Das zeigt sich schon in den wörtlichen Zitaten (1,24; 3,10-12), vor allem aber in frei wiedergegebenen atst Redewendungen und Begriffen. Der Verfasser war offensichtlich im AT ganz zu Hause“. Deshalb war seine Botschaft und Sprache vom AT her geprägt, und zwar von dessen ntst messianischer Deutung.
„Zu ihm kommt“ bedeutet in diesem Fall nicht die Reaktion eines Sünders, der sich zu Christus wendet, um gerettet zu werden. Die Zeit dieser Verbform und der Ton des ganzen Satzes deuten darauf hin, daß es hier um eine persönliche, zur Gewohnheit gewordene Begegnung des Christen mit Gott geht. Zwischen den Gläubigen und ihrem Herrn besteht eine enge gemeinschaftliche und freundschaftliche Verbindung. Der erste Schritt zu einer praktizierten Heiligung ist die Verbundenheit mit Jesus Christus, dem lebendigen Stein. Damit gebraucht Petrus eine ganz besondere Redewendung. In 1,3 sprach er von der „lebendigen Hoffnung“ und in 1. Petr 1,23 vom „lebendigen Wort“. Hier in 1. Petr 2,4 nun setzt er Christus mit dem „lebendigen Stein“ gleich. Er führt diese Metapher im folgenden Vers weiter aus und erläutert sie. Weiterlesen

1.Petrus 2,3 da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.

Petrus verwendet auch hier keine geistlich abgehobenen, abstrakten Begriffe, sondern ganz handfeste Bilder. Es ist als ob auch in seinen Worten der Glaube Fleisch wird und ganz in diese irdische Welt inkarniert. Erstaunlich, dass er keine Hemmungen davor hat zu sagen, dass wir die Freundlichkeit Gottes geschmeckt haben.
Mit einem Zitat aus Psalm 34,9, wird das Milch-Metapher fortgeführt. Petrus setzt das gegenwärtige Wissen der Christen über Christus mit dem Geschmackssinn gleich. Sie haben bereits einen Vorgeschmack erlebt, haben die Gnade Gottes in ihrer Wiedergeburt erfahren und festgestellt, daß der Herr freundlich ist.
Der Prophet Jeremia schrieb: „Als ich deine Worte fand, da verschlang ich sie; deine Worte sind mir zur Freude und Wonne meines Herzens geworden, denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, o Herr, du Gott der Heerscharen!“ (Jer 15,16).
Es ist wahrscheinlich, daß Petrus auch hier noch an das Bild vom Säugling gedacht hat, der die Nahrung geschmeckt hat. Ein Säugling, der die Nahrung geschmeckt hat, will nicht wieder aufhören, bis er satt ist. Daß er geschmeckt hat, verstärkt sein Verlangen. Wer in der Wiedergeburt Leben aus Gott empfing, der hat geschmeckt, daß der Herr gütig ist, als er begnadigt wurde.

1.Petrus 2,2 und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil,

Ist das unüberlegt oder beleidigend, daß Petrus bei seinen Lesern vorauszusetzen scheint, daß sie neidisch sind – oder zeigt das den reifen Menschenkenner? Ich möchte mich für das letzte entscheiden. Geistlicher Brotneid, daß man dem andern seine Erfolge im Reich Gottes nicht gönnt oder seine Nähe zum Heiland, gehört zu den letzten Lastern, die ein Christ, der vor Gott wandelt, ablegt. Denn dieser Neid ist wie feiner Staub, der sich unmerklich in alle Falten des Herzens setzt. Man kann in dieser Staubluft nicht atmen, beten! Achte aber noch auf eine Besonderheit: ein ganz Unmusikalischer pflegt den fremden Sänger mit der schönen Stimme gar nicht zu beneiden, während der Stümper, der sich sonst daheim gern hören läßt und nach Anerkennung seiner Stimme hungert, am meisten unter den Qualen des Neides leidet. Schärfer als der Neid sieht nur noch erbarmende Liebe. Es gibt Bilder, die sind unter der schärfsten Lupe gemalt; so malt der Neid des Bruders Fehler. Wollen wir nicht beim nächsten Hausputz unserer Seele den Neid zum letztenmal ablegen und als einen nutzlosen, gefährlichen Stauberreger in eine Kiste packen und diese zum Teufel schicken?
Der Gebrauch dieses Bildes durch Petrus geschieht in aller Zartheit, nicht wie es in Hebr 5,12-13 oder in 1Kor 3,1-3 im Ton eines Tadels gesagt wird. „Das Wort Gottes muß um des Lebens willen verlangt werden, im Hören aufgenommen, vom Verstande wiedergekäut, vom Glauben verdaut werden“ (Tertullian). Zur Errettung ist das offensichtliche Ziel des geistlichen Wachstums der Gläubigen. Das Wort wird sie zur vollen Heiligung, einem Aspekt ihrer Errettung, heranwachsen lassen, wie Paulus den Philippern gebot: (Phil 2,12-13; vgl. Joh 8,31-32; 2Kor 3,18; Kol 1,21-23; Hebr 3,14; Jak 1,25). Die Worte „zu eurem Heil“ rufen den Gläubigen die Vollendung des Heils, von dem in 1. Petr 1,5.7.9 und 13 die Rede war, in Erinnerung.

1. Petr 2,1 So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede

Die christliche Gemeinde lebt in und aus der Bruderliebe – das war das vorhergehende Thema (1. Petr 1,22ff.). Daran knüpft Petrus jetzt an mit dem „So“ („nun“) und entfaltet in den folgenden Versen das neue Sein der Gemeinde, was sie von Gott her ist.
Eine ähnliche Aussage finden wir in Jak. 1,21. Die hier aufgezählten Verhaltensweisen haben alle mit dem Verhalten andern gegenüber zu tun und sind der „ungefärbten Bruderliebe“ entgegengesetzt, von der wir in Kapitel 1,22 gelesen haben.
Der Apostel Paulus schreibt an die Heiligen und Getreuen in Ephesus und Kolossä, dass sie den alten Menschen abgelegt oder ausgezogen und den neuen angezogen haben (Eph 4,22-24; Kol 3,9-11) Dieselbe Wahrheit stellte uns Petrus in den letzten Versen des ersten Kapitels vor, allerdings nicht so dem Grundsatz nach wie Paulus, sondern mehr praktisch, so wie er es überall in diesem Brief tut.
Das Wörtchen „So (nun)“ verbindet das zweite Kapitel mit den letzten Versen von Kapitel 1. Kapitel 2 hätte bei 1, 22 beginnen müssen.
Das griechische Wort für „leget nun ab“ ist ein Zeitwort in der Form des Aorist. Das bedeutet, dass es nicht eine fortschreitende Handlung angibt, sondern eine Handlung, die einmal für alle Zeiten getan ist, die aber bleibende Folgen hat. Diese Handlung haben in der Vergangenheit stattgefunden hat. Aber in Zusammenhang mit der Befehlsform von Vers 2 sehen wir auch, dass es eine Ermahnung ist.
“Ablegen“ – dahinter steht das Bild vom Ausziehen der alten Kleider (vgl. Röm 13,12; Eph 4,22f.; Kol 2,11; Kol 3,8; Hebr 12,1; Jak 1,21; vgl. auch Mt 22,11). Die „alten Kleider“ kann ich ablegen, weil mir Jesus Christus das neue Kleid der Gerechtigkeit schenkt.
Petrus zählt fünf verschiedene Sünden der inneren Haltung und der Rede auf, die Zwietracht unter den Gläubigen säen. Bosheit (kakian) ist böser Wille; Betrug (dolon) ist bewußte Unehrlichkeit; Heuchelei (hypokriseis) ist vorgetäuschte Frömmigkeit und Liebe. „Heuchelei“ (im Griechischen steht der Plural „Heucheleien“) meint das konkrete Verhalten in vielen einzelnen Begegnungen, wo wir dem anderen etwas vorspielen, einen Schein aufrechterhalten, obwohl es hinter der Fassade, in unserem Herzen, ganz anders aussieht. Heuchelei ist eigentlich gelebte Lüge, die oft in großer Frömmigkeit erscheint, aber nur auf die eigene Ehre aus ist. Darum warnt auch Jesus so vor der Heuchelei (vgl. Mt 6,2ff.; Mt 7,5; Mt 15,7; Mt 23,13; Mt 24,51), denn sie zerstört die Liebe nachhaltig.
Neid (phthonous) ist Mißgunst. (Im griech. steht es in der Mehrzahl; eigentlich »Neidgedanken«). Diese Gedanken sind oft ganz verborgen, entspringen der Ichsucht und gönnen dem andern nicht das Seine. In der griechischen Wortwurzel wird deutlich, dass Neid kein harmloses „Gefühl“ ist, sondern dem anderen sogar Böses wünscht. Denn die Grundbedeutung heißt »untergehen, umkommen, vernichten«.
“üble Nachrede“ (katalalias) ist Verleumdung. Nichts von alldem sollte in den Wiedergeborenen Raum haben. Vielmehr wird von ihnen erwartet, daß sie in Gehorsam gegen das Wort vollständig mit ihrer sündigen Vergangenheit brechen.
“üble Nachrede“ „Wer einmal geklatscht hat (und das machen wir alle, weil uns nichts mehr interessiert als das Menschliche) weiß, dass der Reiz von Gerüchten über das Privatleben von Nachbarn, Freunden und Kollegen gerade im Spekulativen besteht. Sie können richtig, sie dürfen auch falsch sein. Sie wachsen mit einer Dynamik, die sich nicht nach Wahrheitsgehalt, sondern nach Verbreitungsgrad richtet. Die größte Kraft entfaltet Klatsch, wenn er beginnt, sich selbst zu transportieren. Denn, so lautet der schlagende Beweis im Fall von Gerüchten: Wenn alle es sagen, dann muss doch etwas dran sein!“

Warum lebt ihr so?

„Biblische Reflexionen zu Alltagsfragen“
Nachbarn und Freunde von Christen, am Glauben Interessierte mögen diese Fragen bewegen. Genauso wird man sich in einer christlichen Familie fragen: Warum müssen wir so leben? Oder als Erwachsener im Rückblick: Warum haben wir so gelebt? War und ist das richtig und wie kann man den scheinbar überholten Lebensstil der Christen begründen? Wie hat sich unsere christliche Alltagskultur verändert und wie regelten es unsere Vorfahren in den unterschiedlichen Konfessionen?
Das Buch „Warum lebt ihr so? Biblische Reflexionen zu Alltagsfragen“, entstand letztlich bei einer Tasse Kaffee mit Freundinnen, durch Begegnungen mit kritischen jungen Leuten, die es „genauer wissen wollten“. Der Leser soll neugierig hinter die Kulissen der christlichen Alltagskultur bis auf den biblischen Grund schauen.
Es wurde nicht aus der Sicht der vermeintlichen Lehrers geschrieben, die Autorin will den Leser hinein nehmen in eigene Denkprozesse und Erfahrungen und begründen, warum es wichtig ist, dass man sich um die Natur kümmert, heiratet, richtig trauert, Gemeinschaft pflegt und zum Gottes Dienst geht. Aus der Tagespolitik wissen wir, wie sehr Menschen in diesen Tagen von Umweltfragen berührt sind und so lohnt es sich, einen ganz anderen Blickwinkel in dem Kapitel „Warum sollen wir uns um die Natur kümmern?“ zu verfolgen.
Durch unsere Alltagsbräuche drücken wir unendlich viel aus. In Freud und Leid, im Miteinander und im Umgang mit der Natur wird erkennbar, welche Werte wir haben. Glaube wird angefochten oder in unserem Tag der neuen Religiosität neu definiert. Es lohnt sich daher zu fragen: „Warum soll Gott existieren?“
Erhältlich ist das 174seitige Taschenbuch bei www.bod.de/bod-shop und u.a. bei Amazon.
Ebenso vorrätig bei www.cb-buchshop.de und den angeschlossenen christlichen Buchläden.
Beimdieke, Warum lebt ihr so,  Book on demand 2010, ISBN 9783842306684, € 9,90

Lorberianer

Bei den Lorberianer handelt es sich um die Anhänger des österreichischen Musikers Jakob Lorber (1800-1864).
Er meinte, neue, über die Bibel hinausgehende, Offenbarungen erhalten zu haben, die er in Gottes Auftrag in 25 -30 Büchern mit insgesamt etwa 10 000-12 000 Manuskriptseiten, niederschrieb (Neuoffenbarung). Lorber verstand sich selbst als „Schreibknecht Gottes“. Seine Anhänger sehen in Lorber einen Propheten. Das organisatorische Band der Lorberianer ist die 1949 gegründete Lorber-Gesellschaft mit heutigem Sitz in Hausham/Oberbayern. Ihr Vorsitzender ist Manfred Peis. Die Lorber-Gesellschaft versteht sich als Neugründung der 1937 durch die Nationalsozialisten aufgelösten Neu-Salem-Gesellschaft (auch Neu-Lichtfreunde genannt).
Die Lorber-Gesellschaft e.V. versteht sich nicht als Kirche, sondern als offener Bund der Anhänger der Offenbarungen Lorbers. Seit 1921 gehörte dem Dachverband der Lorberianer der Lorber-Verlag, der sich 1980 mit seinem Verleger Friedrich Zluhan von der Lorber-Gesellschaft trennte, an. Ursprünglicher Sitz der Gesellschaft und des Lorber-Verlags war Bietigheim bei Stuttgart, wo heute noch der Lorber-Verlag unter dem Namen Friedrich Zluhan Verlagsgemeinschaft, residiert. 1987 bildete sich im Umkreis des Lorber-Verlages das „Jakob-Lorber-Förderungswerk“, das die Verbreitung der Literatur des Lorber-Verlages unterstützt. Seine Hauptaufgabe sieht der Bietigheimer Verlag darin, die Bücher Lorbers zu drucken und damit dessen Gedanken zu verbreiten. Weiterlesen

Daniel 8-12

III) DIE PROPHETISCHE GESCHICHTE DER JUDEN: 8-12

Nun wechselt die Sprache in Daniel von Aramäisch zu Hebräisch. Jetzt wird die prophetische Entwicklung in den „Zeiten der Nationen“ vor allem vom jüdischen Standpunkt aus gesehen. In diesem Abschnitt erhält Daniel drei sehr wichtige Offenbarungen.

5) DIE EROBERUNG DURCH PERSIEN UND GRIECHENLAND: 8

In Kap. 8 werden das zweite und das dritte Weltreich aus Kap. 7 erwähnt, nämlich Medo-Persien und Griechenland.

Medo-Persien wird als Widder und Griechenland als Ziegenbock dargestellt. Der Ablauf der Ereignisse, die in diesem Kapitel geschildert werden, kann wie folgt dargestellt werden:

Karte 146 – Die prophetischen Ereignisse in Kapitel 8

8,1-4
VISION
8,15-26
BEDEUTUNG
ERFÜLLUNG
Widder mit zwei Hörner (V. 3) die Königreiche von Medien und Persien (V. 20) DAS MEDO-PERSISCHE REICH
(550-331 v. Chr.)
Ziegenbock (V. 5) Griechenland (V. 21) DAS GRIECHISCHE REICH
(331-63 v. Chr.)
das ansehnliche Horn (V. 5) der erste König (von Griechenland) ALEXANDER DER GROSSE
das große (ansehnliche) Horn zerbricht (V. 8) der erste König zerbrochen (gestorben) (V. 22) DER TOD VON ALEXANDER
(323 v. Chr.)
vier ansehnliche Hörner (V. 8) vier Königreiche entstehen an seiner Stelle (V. 22) VIER KÖNIGREICHE:

  • Griechenland (Mazedonien)
  • Thrazien
  • Ägypten
    (Ptolemäische Herrschaft)
  • Syrien
    (Seleukidische Herrschaft)
das kleine Horn der König, „frechen Angesichts und der Ränke kundig“ (V. 23) ANTIOCHUS EPIPHANES
(König von Syrien)
die Heere des Himmels niederwerfen (V. 10) das Volk der Heiligen verderben
(V. 24)
DIE VERFOLGUNG DER JUDEN
das beständige Opfer weggenommen (V. 11) DIE TEMPELOPFER BEENDET
(167 v. Chr.)
zweitausenddreihundert Abende und Morgen (V. 14) Abend – Morgen (V. 26) DIE REGIERUNG VON ANTIOCHUS (175-163 v. Chr.)
das Heiligtum wird gerechtfertigt
(V. 14)
DER TEMPEL GEREINIGT
(161 v. Chr.)
Er wird zerschmettert werden (V. 25) DER TOD VON ANTIOCHUS
ENDE DER JUDENVERFOLGUNG

Diese Prophezeiung gilt aber nicht nur Antiochus Epiphanes, sondern in einem weiteren Sinn gewiss auch dem, für den Antiochus als Vorschatten diente, nämlich dem Antichrist.

6) DIE CHRONOLOGIE DER SIEBZIG WOCHEN

a) das Gebet (9,1-23)
b) die Prophezeiung (9,24-27)

ad a) Das Gebet: 9,1-23

Der geschichtliche Hintergrund dieser Vision wird in V. 1 erläutert. Der eigentliche Grund für Daniels Gebet war das Lesen der Prophezeiung Jeremias bezüglich der Dauer der Babylonischen Gefangenschaft, d.h.Jer.25.11-12; 29,10 Daniel begreift, dass die Zeit der Gefangenschaft fast vorbei ist.

*) der eigentliche König des neu eroberten babylonischen Reiches war König Kores. Er setzte aber Gubaru, einen seiner Generäle, bekannt als Darius der Meder, als Gouverneur oder Unterkönig über Chaldäa (Babylon).

Jeremia sagte eine Periode von siebzig Jahren voraus.

Daniel ging im Gebet zum Herrn. Dieses Gebet kann man in drei Teile unterteilen:

  1. die Sünde Israels (V. 3-11)
    Zuerst bekennt er die Sünde des Volkes Israel (er schließt sich bewusst mit ein – wiederholte Verwendung von „wir“)
  2. die Folgen der Sünde (V. 12-14)
    Daniel wiederholt das gerechte Urteil Gottes wegen dieser fürchterlichen Sünde Seines Volkes.
  3. die Bitte um Vergebung (V. 15-19)
    „und nun, Herr, unser Gott…“ (V. 15) Daniel fleht zu Gott, dass Er nun, da die Zeit des Gerichtes bald vorbei sein würde, Sein Gesicht abwenden und Jerusalem und den Tempel wiederherstellen möge.

ad b) Die Prophezeiung: 9,24-27

Während Daniel betet, erscheint ihm der Engel Gabriel und bringt ihm die Antwort auf sein Gebet. Kurz zusammengefasst lautete die Antwort, dass die Juden tatsächlich bald nach Jerusalem zurückkehren würden, doch sie der volle Segen Gottes nicht sofort begleiten würde. „Siebzig Wochen“ stellen den geschichtlichen Zeitplan Gottes dar, und zwar von der Beendigung der babylonischen Gefangenschaft bis zur Wiederkunft Jesu Christi.

Sechs Punkte sollten hier im Zusammenhang mit dieser Prophezeiung erwähnt werden:

  1. Die Prophezeiung gilt dem Volk Daniels und der heiligen Stadt, d.h. den Juden und Jerusalem (V. 24)
  2. Das Wort „Wochen“ ist eigentlich das Wort „sieben“, d.h. die Prophezeiung bezieht sich auf „siebzig mal sieben“. In V. 2 steht, „dass nämlich siebzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten“. Die Prophezeiung bezieht sich daher auf „siebzig mal sieben (Jahre)“ = 470 Jahre. Die ganze Geschichte der Juden, angefangen von der Beendigung der babylonischen Gefangenschaft bis zur Wiederkunft Jesu Christi und der babylonischen Gefangenschaft bis zur Wiederkunft Jesu Christi und der Errichtung Seines irdischen Reiches, wird sich in dieser Zeitspanne abspielen.

Dieser Ausdruck „sieben“ (Jahre) war im jüdischen Kalender ein üblicher Ausdruck; z.B. 3Mose 25,8 „Und du sollst dir sieben Jahrsabbathe zählen, siebenmal sieben Jahre, sodass die Tage von sieben Jahrsabbathen dir neunundvierzig Jahre ausmachen“.

  1. Der Beginn dieser 490jährigen Periode war das Dekret von Artasasta an Nehemia, welches ihm die Erlaubnis zum Bau der Mauer Jerusalems gab (Neh.2,1-8). Man rechnet dafür das Jahr 445 v. Chr.
  2. Man muss die „siebzig Wochen“ in vier Teile unterteilen:
    1. 7 Wochen (49 Jahre)
    2. 62 Wochen (434 Jahre)
    3. 1Woche (7 Jahre)
    4. Mitte der Woche (nach 3 ½ Jahren)

Nach der neunundsechzigsten Woche (483 Jahre) wird der Messias ausgerottet und die Stadt Jerusalem zerstört (9,26). Ein Vergleich zwischen Offb.11,2  und 12,6+14 ergibt, dass 42 Monate, 1260 Tage und 3 ½ Jahre dasselbe ergeben. Wenn dies der Fall ist, dann hat ein „prophetisches“ Jahr 360 Tage! Man hat ausgerechnet, dass das Ende der Periode von 483 Jahren 29 n. Chr. war, als Christus in Jerusalem einzog: Mt.21,1-11; Mk.11,1-11; Lk.19,19-44; Joh.12,12-19.

Die Zerstörung der Stadt wurde 70 n. Chr. durch die Römer unter Titus ausgeführt.

  1. Allein durch die Wortstellung in 9,25-26 entsteht der Eindruck, dass die siebzigste Woche nicht unmittelbar nach der neunundsechzigsten folgt, sondern dass es dazwischen eine Pause gibt.
  2. Die siebzigste Woche ist mit der kommenden Trübsalszeit zu vergleichen, welche bereits in den Visionen von Kap. 2 und Kap. 7 erwähnt wurde. Am Anfang der Woche schließt der Antichrist einen Bund mit den Juden. Doch am Ende der sieben Jahre wird er den Juden furchtbare Dinge antun, nachdem er nach 3 ½ Jahren den Bund bricht. Er wird dafür gerichtet werden (9,27).

Man kann diese Prophezeiung überblicksmäßig wie folgt darstellen:

Karte 147 – Die siebzig Wochen

7) DER ABSCHLUSS DER GESCHICHTE DER JUDEN: 10-12

Diese Kapitel enthalten mehr Einzelheiten über die Zeit, die in Kap. 9 behandelt wurde. Die Grundlage dafür ist die Chronologie der siebzig Wochen.

Die Vision beginnt in 11,2. Vorher beschreibt Daniel den satanischen Widerstand gegen diese Offenbarung (Kap. 10). Vor allem wird eine Engelsmacht erwähnt: „der Fürst des Königreiches Persien“. Er widerstand dem Kundwerden dieser Wahrheit 21 Tage lang. Der Engel, der die Offenbarung bringt, erwähnt auch, dass dieser Fürst vom Fürsten von Griechenland Schützenhilfe erhalten wird. Der Widerstand dieser gewaltigen Engelsmächte gegen diese Offenbarung ist interessant, da die zu offenbarende Wahrheit unter anderem mit den Niederlagen ihrer jeweiligen irdischen Königreiche zu tun hat.

Dieser schwierige Abschnitt kann grundsätzlich in drei Teile unterteilt werden:

11,2-35 11,36 – 12,3 12,4-13
DIE ZUSTÄNDE IN ISRAEL
VOR DEM ERSTEN KOMMEN
JESU CHRISTI
DIE ZUSTÄNDE IN ISRAEL
VOR DEM ZWEITEN KOMMEN
JESU CHRISTI
ABSCHLIESSENDE
PROPHEZEIUNGEN
bereits erfüllt noch nicht erfüllt

In 11,2-35 werden die Jahrhunderte während der persischen und griechischen Weltherrschaft bis zur Zeit von Antiochus Epiphanes und der mit seiner Person verbundenen Judenverfolgung beschrieben. Diese Prophezeiungen wurden bereits erfüllt.

In 11,36-12,3 werden die Ereignisse vor dem zweiten Kommen Jesu Christi beschrieben. In diesem Abschnitt ist der Antichrist die Hauptfigur.

Diese Vision könnte man wie folgt darstellen:

Karte 148 – Die Vision von Kap. 11-12

11,36-39 gibt Aufschluss über die Person des Antichristen; 11,40-45 Aufschluss über seine Handlungen.

Der letzte Abschnitt, 12,4-13 vermittelt weitere Prophezeiungen hinsichtlich der Juden und gibt eine Erläuterung des Begriffes „eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“.



Immer nur für sich sein?

Eine Gitarrensaite liegt neben der Gitarre und freut sich über ihre Freiheit. „Ich lasse mich nicht einspannen, ich will frei sein und entspannt. Ich werde mich nicht auf diese alte Gitarre spannen lassen, womöglich noch neben die brummige Basssaite rechts und die eintönige d-Saite links. Nein, ich will mein Leben genießen und mich entfalten. Ich kann mich lustig zusammenrollen und in der Sonne ausruhen.”
Aber mit der Zeit wurde es der Saite langweilig und öde. Immer so sinnlos daliegen. Die Saite wurde in ihrer Freiheit immer einsamer und nutzloser. Unbeachtet und wenig sinnvoll kam sich die Saite vor. Doch der Gitarrenspieler, der sein Instrument sehr liebte, schaute auf die Saite und erkannte die heimliche Sehnsucht. Er spürte, wie die Saite unter ihrer Bedeutungslosigkeit litt. Da sprach er ihr gut zu: „Wenn du wüsstest, was für herrliche Musik in dir steckt!” Ganz behutsam spannte er sie ein, immer ein wenig mehr, bis sie ihre Tonlage gefunden hatte. Dann begann er zu spielen, und wunderbar klang die Musik in schöner Harmonie mit all den anderen Saiten. Der Spieler hatte seine Freude. Die Saite hatte ihre Bestimmung wiedergefunden. Und viele Menschen konnten mit der Musik angerührt und getröstet werden. Gott möchte unser Leben zum Klingen bringen. Er möchte uns in sein Handeln einspannen. Nicht, um uns die Freiheit zu nehmen. Nein, Gott möchte uns die tiefste Bestimmung schenken: von seiner Liebe angerührt, mit anderen und für andere zu klingen.
http://physhbournes-sundries.blogspot.com/2010/07/immer-nur-fur-sich-sein.html

Ruf zur geistlichen Reife

1. Christen sollten sich schämen, sich über ihre Stärken, Fähigkeiten, Siege, Dienste, Erfolge und Früchte zu rühmen – als ob sie diese einerseits verdienen oder selbst hervorbringen oder als ob diese sie andererseits vor unserem Herrn Jesus Christus akzeptabler machen. Was haben wir, das wir nicht empfangen haben? Und wenn wir es empfangen haben, warum rühmen wir uns dessen (1Kor 4,7)?
2. Christen sollten schnell ihre Schwachheiten einräumen, denn wenn sie dies tun, dann werden sie die Kraft Christi erheben und ihn verherrlichen. Ich weiß von einem christlichen Leiter, der seine Mitbrüder anweist, niemals Schwäche zu zeigen, da man seinen Gegnern einen Vorteil verschaffen würde. Dieser Leiter mag ein Christ sein, aber sein Denken ist heidnisch.
3. Auf jeden Fall sollten Christen nicht unkritisch weltliche Maßstäbe zur Beurteilung ihrer selbst übernehmen, wenn die zugrunde liegenden Werte nicht mit einer biblischen Nachfolge Jesu Christi vereinbar sind. Die tiefe Ironie des Rühmens des Paulus ist nicht das Werk eines Menschen, der von Natur aus zurückhaltend ist. Hinter seinen Aussagen zeigt sich ein Apostel, der mit Gottes Gnade die Konsequenzen seiner Jüngerschaft und Nachfolge Jesu Christi durchdacht hatte; er hatte es in großem Maße gelernt, in Übereinstimmung mit seiner Berufung zu denken und zu handeln. Sein Verständnis der Gnade und sein Wunsch, seinem Erlöser gleich zu werden, sind das Motiv für sein Rühmen.
Die Lösung für ein übersteigertes Selbstwertgefühl und Selbsterhöhung ist weder ein künstlicher Selbsthass, noch der mutige Versuch, härter gegen sich selbst zu sein. Die Lösung besteht in der bedingungslosen Hingabe an Jesus Christus. D. A. Carson
D. A. Carson, A Modell of Christian Maturity, Baker Books, Grand Rapids, Michigan, 2007, S.137-138.
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