Die Kirche ist nicht dazu berufen, alle Probleme zu lösen

„Die Kirche ist nicht dazu berufen, alle Probleme zu lösen, sondern Gott in dem treu zu sein, was sie hat. Der grösste Beitrag, den die Kirche der Welt leisten kann, ist der, all das zu sein, was sie sein soll. Unter anderem: […] eine Gemeinschaft von persönlicher Glaubwürdigkeit. Inmitten einer Welt, in der jedermann in die Form zu passen hat, in die er von der Gesellschaft gezwängt wird, ist hier eine Gemeinschaft, in der jeder so angenommen wird, wie er ist, und ermutigt wird, sich wohl zu entwickeln als Mensch, der zum Bilde Gottes geschaffen wurde. “ (René C. Padilla, Evangelisation und die Welt)

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Terror – Schuld der Religion?

Es gibt Stimmen, die behaupten, die Ursache des heutigen Terrors liege vor allem in der Religion. Aber es scheint doch etwas abwegig, anzunehmen, die Beseitigung aller Formen von Religion würde wirklich dazu führen, den Terrorismus zu beseitigen.
Aussagen wie diese werden immer häufiger, während die Gesellschaft nach Erklärungen für die Probleme sucht, die unsere moderne Zeit lähmen und plagen. Die Indizien gegen die Religion scheinen sich zu häufen; und ohne näheres Hinsehen könnte es schwierig sein, zu erkennen, ob religiöser Glaube überhaupt etwas Positives hat. Weiterlesen

Worin besteht das Heil des Menschen?

In einem Religionsbuch für die Oberstufe habe ich gerade einen Beitrag von Gerhard Szcesny (1918-2002) gelesen. Er erörtert darin die Frage: Worin besteht das „Heil“ des Menschen?
Die „Antwort“ lautet:
In der möglichst vollkommenen Ausbildung und Ausschöpfung seiner Anlagen und der bestmöglichen Erfüllung der individuellen und gesellschaftlichen Aufgaben, die ihm seine Zeit stellt, oder in der Konzentration auf jene Talente und Tugenden, die ihn mit der „anderen Wirklichkeit“ in Berührung bringen und auf sie vorbereiten? Ist es vor allem wichtig, dass der Mensch sich unablässig darum bemüht, die Heilswahrheiten seiner Religion zu erkennen, oder ist es wichtiger, dass er sich in seinem Leben den ethischen Erfordernissen seiner Religion entsprechend verhält?
Meine erste Reaktion: Eine Antwort, die der Erwartungshaltung des Fragenden entspräche, wäre (a) unevangelisch und (b) unkatholisch.
Meine zweite Reaktion: Eigentlich ist das genau das, was viele Menschen in und außerhalb der Kirche über das Heil denken. Leider. Viel Aufklärung braucht es. Die Verkündigung des Evangeliums, der guten Nachricht nämlich, dass das Heil außerhalb von uns in Christus zu finden ist, tut Not.

Worin besteht das Heil des Menschen?

Das Problem des Zweifels

Buchbesprechung: Os Guinness. Das Problem des Zweifels. Hänssler: Neuhausen, 1979. 216 Seiten.
These
»Ich zweifle als Glaubender und glaube als Zweifler.« (17)
Ein Christ, der trotz aller Zweifel an seinem Glauben festhält und sich dabei nie klarmacht, was es mit dem Zweifel eigentlich auf sich hat, wird früher oder später sein seelisches Gleichgewicht verlieren. (13)
Die gesellschaftliche Glaubenskrise ist ein Segen, denn sie gibt uns Gelegenheit unseren Glauben zu überprüfen. (16)
Struktur
Schlüssiger Aufbau:
1. Darstellung des Problems
2. Sieben Ursachen des Zweifels
3. Rat und Hilfe
4. Unterscheidung zwischen zwei schwierige Arten von Zweifel
Inhalt
Teil I: Abgrenzung von drei Vorstellungen
1. Zweifel ist dasselbe wie Unglaube.
Argument: Gott ist die Antwort auf jeden Zweifel (24), also erwächst „Glaubensgewißheit direkt aus der Erkenntnis Gottes“ und „nur indirekt aus dem Verständnis des Zweifels“.
2. Zweifel ist ein Problem, das den Glauben, aber nicht das Wissen betrifft.
Argument: Unser gesamtes Wissen ist auf einer Anzahl nicht nachweisbarer Voraussetzungen aufgebaut.
3. Ein Christ von muss seines Zweifels schämen.
Argument: Warum hört die Vernunft an einer bestimmten Stelle plötzlich auf zu zweifeln? Warum hinterfragt sie nicht alles, sogar das Hinterfragen selbst? Der Zweifler kann wohl Fehler im Glauben herausfinden, er kann aber nicht den Glauben ersetzen. (38f)
Teil II: Zweifelskategorien
1. Undankbarkeit
Ich brauche Hilfe! Sonst kommt unsere Selbstgefälligkeit und Unabhängigkeit wieder zu stark ins Blickfeld (49)
2. Falsche Gottesvorstellungen
Der Mensch aber starrt wie gebannt auf dieses selbstgemachte Bild und merkt gar nicht, daß es ihm den Blick auf Gott versperrt. (60)
3. Schwache Grundlagen
Ein Christ soll zwar in aller Einfalt glauben, doch er soll nicht »einfach glauben«. Es ist für einen beständigen Glauben wichtig, daß er die Fragen des menschlichen Verstandes befriedigend beantwortet. (76)
4. Sich nicht festlegen wollen
Keine Überzeugung ist uns wirklich zu eigen, wenn wir nicht bereit sind, für sie einzustehen – und wenn die ganze Menschheit gegen uns stünde. (90)
5. Fehlendes Wachstum
Der Glaube wird nicht plötzlich vom Blitz getroffen, sondern er ist derart vielen eiskalten „Wintern ausgesetzt, daß er schließlich total „erfriert“. (102)
6. Unkontrollierte Gefühle
Lange, bevor unser Verstand dem christlichen Glauben den Rücken kehrt, haben unsere Gefühle schon das Handtuch geworfen. (111)
7. Alte seelische Wunden
der Schmerz, der durch den Druck des Gegenstandes auf die Wunde entsteht, hat zur Folge, daß Sie die Kraft ihrer Muskeln nicht entfalten können. (123)
Teil III: Rat und Hilfe
Vorsicht vor Rezepten: „Wir werden heutzutage ja von Methoden geradezu überhäuft, auch in der Kirche. Christliche Wahrheiten werden auf diese Weise reduziert auf praktikable Gebrauchsanweisungen oder Schulungsprogramme.“ (137)
1. Zuhören, eine vergessene Kunst
Nichts spricht deutlicher zu einem zweifelnden Menschen als das Schweigen des aufmerksamen Zuhörens. (141)
2. Richtig differenzieren
Wo liegt die Wurzel des Zweifels? Wer ist verantwortlich für den Zweifel?
3. Antworten
Erstens: Eine gute Antwort auf Fragen des Zweifels muß erkennen lassen, daß der Antwortende verstanden hat, wo die Ursachen des Zweifels liegen. Zweitens: Eine gute Antwort muß dem Zweifelnden vor Augen führen, welche Konsequenzen es für ihn haben würde, wenn er auch weiterhin zweifelt. Drittens: Eine gute Antwort muß dem Zweifler zeigen, inwieweit er für seinen Zweifel selbst verantwortlich ist, damit er diese Verantwortung übernehmen und somit wirkliche Freiheit erlangen kann. (162)
4. Der Wendepunkt
Irgendwann kommt es unweigerlich zur Entscheidung. Selbst wenn die Debatte durch noch so viele Eingaben in die Länge gezogen wird, einmal muß es zur Abstimmung kommen. Wofür wird der Zweifler »stimmen«: für den Glauben oder den Unglauben? (174)
Teil IV: Zwei schwierige Zweifel
1. Zweifel durch unberechtigtes Wissen-wollen
Genau das ist der Kummer mit den Schlüssellöchern. Man sieht zwar nicht immer genug, um zu einem Schluß zu gelangen, aber wenn man erst einmal hindurchgeschaut hat, kann man kaum noch widerstehen, aus dem Gesehenen seine Schlüsse zu ziehen. (183)
Sein Urteil zurückzustellen bedeutet: Wenn der Glaube mit undurchschaubaren Glaubensgeheimnissen konfrontiert wird, vertraut er trotz mangelnder Einsicht und Erkenntnis. (185)
2. Ungeduld und Resignaiton
Wie stehen wir zu Gott, wenn er uns warten läßt? Unsere Haltung beim Warten gibt uns Aufschluß über unsere Beziehung zu Gott. (200)
Glaubensschau verleiht dem Verlauf der Geschichte eine Dynamik der Hoffnung, indem sie den Christen dazu befreit, sinnvoll auf Gott zu warten.(201)
Lernfelder
• Widmung: Nichts ist anregender als Freunde, die in Liebe die Wahrheit sagen.
• Das Gesprächsende ist der Anfang: Der andere hat bisher lediglich gesagt, was er nicht glaubt. Doch dabei handelt es sich lediglich um ein Ablenkungsmanöver. Denn er hat die Frage unterschlagen, was er denn nun eigentlich glaubt.
• Wo der moderne Unglaube die größten Triumphe feiert, werden die Christen immer nachlässiger, weil sie einfach nicht sehen wollen, wie unendlich wichtig es ist, die Frage nach der Berechtigung des christlichen Wahrheitsanspruchs zu beantworten. (77)
Empfehlung
Stärken: Saubere Einbettung in eine säkularisierte Umgebung; keine Patent-Antworten; zahlreiche gute Beispiele aus der Literatur.
Für welche Leser geeignet? Menschen, die genug haben von den 10-Schritte Ratgebern; Glaubensmüde

Buchbesprechung: Das Problem des Zweifels

„Warum brauchen Sie dann noch Jesus?“

Angst

„Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht,
dass wir den Anforderungen nicht gewachsen sind.
Unsere tiefgreifendste Angst ist,
dass unsere Kraft jedes Maß übersteigt.

Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit
macht uns am meisten Angst.
Wir fragen uns, wie kann ich es wagen,
brillant, hinreißend, talentiert und fabelhaft zu sein?

Doch in der Tat, wie kannst du es wagen,
dies alles nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
erweist du damit der Welt keinen Dienst.

Es ist nichts Erleuchtetes daran, dich zu ducken,
damit sich andere Leute
in deiner Gegenwart nicht unsicher fühlen.

Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes,
der in uns ist, zu verwirklichen.
Und er ist nicht nur in einigen von uns;
er ist in jedem Menschen.

Und wenn wir unser eigenes Licht strahlen lassen
geben wir unbewusst den anderen Menschen
die Erlaubnis, dasselbe zu tun.

Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben,
befreit unsere Gegenwart automatisch auch andere.“

(Nelson Mandela,  Antrittsrede als Präsident von Südafrika, Mai 1994)