1. Petrus 3,3 Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider,

Petrus unterscheidet hier deutlich zwischen äußerer und innerer Schönheit, oder, um mit ihm zu sprechen, zwischen Herausgeputztsein und wahrer Schönheit. In unserer kaufwütigen Gesellschaft gerät man viel zu leicht in den Sog der Äußerlichkeiten. Kataloge, die alle nur erdenklichen Kleidungsstücke anpreisen, landen in unseren Briefkästen; Bestellung bequem per Telefon bei Tag und Nacht. Wem das nicht genügt, der kann neuerdings auch am Fernseher oder am Computerbildschirm auf Einkaufsbummel gehen. Auf die Plätze, fertig, Kreditkarte! Der Zweck dieser Gegenüberstellung liegt in der Ausgewogenheit. Petrus verbietet weder das Frisieren noch das Tragen von Schmuck und schönen Kleidern. Er möchte diese Äußerlichkeiten lediglich etwas in den Hintergrund stellen und das Wesen der Frau mehr ins Scheinwerferlicht rücken. Ausgewogenheit ist hier oberstes Prinzip. Wer eine unrealistische Extremposition vertritt, versteht den Stellenwert des Äußeren völlig falsch. Manche Frauen meinen, es sei ein Zeichen von geistlicher Reife, wie eine graue Maus herumzulaufen. Doch äußere Schönheit ist keineswegs ungeistlich! Andererseits können Äußerlichkeiten auch überbewertet werden, und das Erscheinungsbild, Kosmetika und Kleidung verschlingen viel zu viel Zeit, Geld und Energie. Man kann sich dermaßen in eine solche Überbewertung des Äußeren hineinsteigern, dass man sich selbst und andere letzten Endes nur noch nach äußerlichen Kriterien beurteilt, was in unserer Gesellschaft leider nur zu oft der Fall ist. Äußere Schönheit ist vergänglich. Innere Schönheit hält ewig. Äußere Schönheit gefällt der Welt; innere Schönheit gefällt Gott. Petrus beschreibt diese innere Schönheit als ein freundliches und ruhiges Wesen. Eine andere Übersetzung wäre „Sanftmut und Ausgeglichenheit.“ Zweifellos ist ein solcher Charakter das aussagekräftigste Merkmal einer jeden Frau. Und dieser Charakter leuchtet von innen heraus, aus dem Herzen, denn eine solche Frau kennt sich selbst und weiß, wem sie vertraut. In Gottes Augen ist diese innere Schönheit etwas Unvergängliches und Wertvolles. Sich äußerlich zurechtzumachen kostet nicht viel Zeit. Ich habe schon Frauen gesehen, die das in Minutenschnelle morgens auf dem Weg zur Arbeit erledigen. (Haben Sie je eine Frau im Auto vor sich gehabt, die sich auf der Fahrt zum Büro am Steuer schminkt? Ein tolles Kunststück. Und gar nicht ungefährlich. Da kann man sich nur fragen, was passiert, wenn sie ein Schlagloch erwischt!) Eine Frau braucht bloß ein paar Stunden dazu, sich für das größte Gala-Ereignis zurechtzumachen, aber zur Entwicklung und Förderung ihrer inneren Wesenszüge braucht sie ihr ganzes Leben. Äußere Gepflegtheit ist zwar wichtig, aber längst nicht so wichtig wie die innere Einstellung. Wenn die nämlich stimmt, dann nimmt die äußere Erscheinung automatisch einen geringeren Stellenwert ein. Eine kluge Frau achtet auf beides. Charles R. Swindoll Zeit der Hoffnung: Hoffnung ist der feste Glaube, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, Asslar: Projetktion J, 1996,.

1. Petrus 3,1 Desgleichen sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden,

Die Anknüpfung „Desgleichen“ (kürzer gesagt „ebenso“) zeigt, daß unser Text in den Zusammenhang des vorigen Abschnittes hinein gehört (2, 13 ff).
Wenn Christen in dieser ungläubigen Welt ein vorbildliches Zeugnis aufrechterhalten wollen, müssen sie in den vier von Petrus angesprochenen sozialen Bereichen ein  tadelloses Leben führen: in der Gesellschaft (2,13-17), am Arbeitsplatz (2,18-25), in der Familie (3,1-7) und in der Gemeinde (3,8-9). In Bezug auf die drei säkularen  Lebensbereiche fordert der Apostel die Gläubigen auf, Zeugen des Evangeliums zu  sein (2,9) und die Glaubenskritiker zum Schweigen zu bringen (2,12-15). Dieser Anfangsabschnitt des 3. Kapitels behandelt die dritte und kleinste von Gott gegebene Einheit der Gesellschaftsstruktur, die Familie. Petrus widmet hier sechs Verse der Unterordnung der Ehefrau unter ihren Mann und einen dem Dienst des Ehemanns an seiner Frau. Der Aufruf zum Sich-Unterordnen ist also keineswegs Ausdruck einer Minderwertigkeit der Frau, sondern eher umgekehrt ihrer Verantwortlichkeit. Er bezeichnet keinen Würdegrad, sondern eine Aufgabe. Unterordnung ist kein Geschehenlassen, sondern Tat Die liebevolle, gütige Unterwerfung einer gläubigen Ehefrau unter ihren unerretteten Gatten ist das stärkste evangelistische Mittel, das sie hat.. (vgl. Spr 31,26; Mt 5,16; Phil 2,15;  Tit 2,3-5)
Mit seiner Mahnung an die Frauen steht Petrus nicht allein. Auch Paulus mahnt die Frauen, wo immer er dieses Thema anspricht, mit den gleichen Worten (Eph 5, 22. 24; Kol 3, 18; Tit 2, 5).
Daß die Frauen sich den Männern unterzuordnen haben, wird vom Vf. des 1 Petr ebenso vorausgesetzt wie in den übrigen Haustafeln des NT (vgl. Kol 3 18; Eph 5,22-24; 1 Tim 2,9-15), wobei er dies als Schöpfungsordnung voraussetzt, ohne es näher zu begründen.
1 Petr setzt wie 1 Kor 7,13 voraus, daß es Ehen zwischen christlichen Frauen und Heiden gibt, vor allem wenn heidnische Ehefrauen sich zu Christus bekehrten, und daß diese Ehen weitergeführt werden sollen. Die Unterordnung hat – in Verbindung mit einer konsequent christlichen Lebensführung – also eine entschieden missionarische Motivation. Überhaupt setzt der Vf. voraus, daß jeder Christ durch Wort und Verhalten für das in Christus allen Menschen angebotene Heil zu werben hat. Was durch das Wort – durch das eigene Zeugnis oder durch die Mitnahme zu den gemeindlichen Versammlungen oder durch die Einladung geschulter Christen in die Familie – nicht erreicht werden kann, soll durch das Zeugnis der Lebensführung „ohne Wort“ gelingen.

1. Petrus 3,1 Desgleichen sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden,

Hier wird in unverblümten Worten gesagt, was in der antiken Gesellschaft, zur Zeit des Petrus, von der Frau und vom Mann in der Ehe erwartet wird. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn es hier nur um Rollenerwartungen in der Antike ginge. Aber – hie und da – dürfte es auch heute solche klaren Zuweisungen geben, wie der Lebenswandel auszusehen hat. Aber wird nicht im Petrusbrief, den genau das alte Klischee noch einmal zementiert: Dass die Frau untertänig, der Mann gnädig zu sein habe. Auf den ersten Blick scheint es so. Auf den ersten aber nur. Denn Petrus rechnet mit dem Klischee, er weiß, dass auch wir in viele Rollenerwartungen gepresst werden. Deswegen ist die Frage: wie geht er damit um, zu welcher Reaktion fordert er uns auf? Der Mann konnte damals wie selbstverständlich in seinem Hause herrschen. Sein Prestige bestand darin, dass er „Herr im Haus“ war. Demgegenüber weist Petrus darauf hin: Beide, Mann und Frau sind gleichermaßen Erben der Gnade. Damals war die Frau an die Religion des Mannes gebunden. Sie hatte sich nach ihm zu richten: demgegenüber sieht Petrus die Chance, dass die Frau durch ihren überzeugenden Lebenswandel die Verhältnisse ändert: ihren Mann ändert, der sich auf die Botschaft des Evangeliums nicht ändern wollte. Wenn die Christen in der Antike trotz fester Ordnung durch eine alternativen Lebenswandel schon die beengenden Strukturen unterlaufen konnten, wie viel mehr sind wir frei, uns über Schranken hinwegzusetzen, aufeinander zuzugehen und als freie Kinder Gottes zu leben

Selbsterkenntnis

Ein Thema, mit dem wir uns alle immer wieder auseinandersetzen sollten.
„Der Menschengeist hat nichts lieber, als wenn man ihm Schmeicheleien vormacht; und wenn er hört, dass seine Fähigkeiten irgendwo hoch gerühmt werden, so neigt er sich gleich mit allzu großer Leichtgläubigkeit auf jene Seite! Deshalb ist es auch nicht zu verwundern, dass in diesem Stück der größte Teil der Menschheit so verderbenbringend sich verirrt hat. Denn allen Sterblichen ist eine mehr als blinde Selbstliebe eingeboren, und deshalb reden sie sich bereitwilligst ein, sie trügen nichts in sich, das etwa mit Recht zu verwerfen wäre! Und so findet ohne fremden Schutz dieser eitle Wahn immer wieder Glauben, der Mensch sei sich selbst völlig genug, um gut und glücklich zu leben.
Gewiss: Einige wollen bescheidener urteilen und Gott einen Anteil zugestehen, damit sie nicht den Eindruck machen, als ob sie sich alles selbst zuschreiben wollten – aber da teilen sie denn doch so, dass der stärkste Grund zum Rühmen und zum Selbstvertrauen auf ihre eigene Seite kommt! Kommt dazu dann noch solch feine Redeweise, welche den sowieso im Menschen mit Mark und Bein verwachsenen Hochmut mit ihren Lockungen kitzelt, so gibt es nichts, was ihm größere Freude machte! Und so ist auch jeder, der die Vorzüge der menschlichen Natur mit seinen Reden kräftig herausgestrichen hat, zu allen Zeiten mit gewaltigem Beifall aufgenommen worden.
Aber so groß, wie auch jene Hervorhebung der menschlichen Hoheit sein mag, die den Menschen lehrt, sich mit sich selber zufrieden zu geben – sie macht ja nur durch ihre liebliche Gestalt solches Vergnügen, und ihre Vorspiegelungen erreichen nur dies, dass sie die, welche ihr zustimmen, am Ende ganz ins Verderben stürzt. Denn wozu kann es führen, wenn wir in eitlem Selbstvertrauen erwägen, planen, versuchen, ins Werk setzen, was wir für erforderlich halten, wenn uns dabei aber der rechte Verstand ganz und gar abgeht, wir bei den ersten Versuchen bereits rechter Kraft ermangeln – und dennoch selbstsicher fortschreiten, bis wir in den Untergang hineinrennen? Leiht man jenen Lehrern das Ohr, die uns bloß damit hinhalten, unser Gutes zu bedenken, so kommt man eben nicht zur Selbsterkenntnis, sondern zur Selbst-Unkenntnis!“
Johannes Calvin, Institutio 2, I, 2; übersetzt von Otto Weber.

Von der Selbstverwirklichung zur Beziehungsökologie

Vom schwierigen Umgang mit dem Ich in Psychotherapie und Seelsorge.
„Wir gehen auf eine Diktatur des Relativismus zu, die nichts als sicher anerkennt und als ihr höchstes Ziel das eigene Ego und die eigenen Wünsche hat.“ Mit diesen Worten umriß Kardinal Ratzinger kurz vor seiner Wahl zum Papst Benedikt XVI die Lage der Welt aus katholischer Sicht. Weiterlesen

Rechte Gewalt

Mich schockieren die Nachrichten über die sogenannte NSU, die Morde und die menschenverachtende Propaganda, die dort und durch andere Gruppen verbreitet wird. Es ist für mich fast unerträglich zu sehen, dass in Deutschland Menschen wieder einem blinden Rassenklischee aufsitzen und der finsteren Naziideologie folgen.
Was brauchen wir in unserer Zeit?
Erstens: Zu unserer Geschichte stehen. Die Schuld, die von Deutschland im letzten Jahrhundert ausging, darf nicht klein geredet werden. Sie darf auch nicht relativiert werden durch den Verweis auf die Schuld, die auch andere Nationen durch ihren, zum Teil wenig aufgearbeiteten, Antisemitismus auf sich geladen haben.
Zweitens: Keine Angst haben. Wenn verblendete Gruppen sich stark genug fühlen, schreien sie andere nieder. Es beginnt nicht mit Morden, es beginnt mit anderen Formen der Gewalt. Keine Angst. Schon dagegen muss der freie Mensch aufstehen. Wenn an Schulen, auf der Arbeit oder auch in Gemeinden oder Jugendgruppen solche, oder auch mit anderen Ideologien auftretende Gruppen, anfangen Druck auszuüben, zu mobben, dann müssen Verantwortungsträger aufstehen. Da darf man nicht einknicken.
Drittens: Richtige Gewalt stärken. Wir brauchen einen Staats- und Polizeiapparat, der sich entschieden durchsetzt, mit rechtsstaatlichen Mitteln. Welche Pannen es in den letzten Jahren beim Verfassungsschutz gab, kann ich nicht beurteilen. Es muss aufgeklärt werden. Was jedoch nicht hilft ist, nun so zu tun, als sei staatliche Gewalt völlig untauglich. Sie sollte (kritisch) unterstützt werden und wir sollten uns eingestehen: wir brauchen richtige, staatliche und kontrollierte Gewalt, damit sich blinde Gewalt nicht durchsetzt.
Viertens: Verantwortliche Menschen. Wir brauchen Leute, die in dem, wo sie leben, Verantwortung übernehmen. Die mit Werten leben, die über sie selber hinausgehen. Wir leben in einer unglaublich reichen und freien Gesellschaft. So konnte man in Deutschland nie leben. Diese Freiheit ist aber nur zu halten, wenn darin freie Menschen Verantwortung übernehmen, für den Nächsten mitdenken, ihre eigenen Vorteile hinten an stellen.
Ich glaube, dass Jesus Christus uns das gibt, was wir in dieser Zeit brauchen. Durch ihn können wir uns unsere Schuld ansehen ohne daran zu verzweifeln. Er sagt: hab keine Angst und ist der Mächtige, der mit uns ist. Er hat staatliche Gewalt nicht prinzipiell ausgehebelt, sondern sie bezogen auf Gott, den Schöpfer, vor dem auch sie sich verantworten muss. Und er macht aus uns Menschen, die frei sind, aber nicht frei um der Freiheit willen, sondern um des Nächsten und um Gottes Willen.
Was braucht also unsere Zeit?
Nachfolger Jesu.
Ansgar Hörsting Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden

Rechte Gewalt

Totgesagte leben länger: Die traditionelle Familie stirbt noch lange nicht aus

„Die Traditionelle Familie stirbt aus“ titelte der Spiegel 2007 und in ähnlicher Form bis in die Gegenwart im Einklang mit zahllosen Zeitungen und Medien und das Jahr für Jahr ? man gebe diese Überschrift nur einmal bei Google ein. Ja, der Spiegel ist sogar prophetisch begabt und verkündet: „Das Zusammenleben von Vater, Mutter und Kind wird zum Auslaufmodell“. Doch solche Ankündigungen offenbaren mehr über das, was ihre Autoren gerne hätten, als dass sie Berichterstattung sind. Zu derselben Entwicklung titelt nämlich die WELT treffend: „Ehe mit Kindern bleibt aber wichtigstes Lebensmodell in Deutschland“ (Die Welt vom 23.7.2008). Denn es ist es richtig, dass der Anteil der Kinder, die in Patchworkfamilien leben oder unverheiratete und alleinerziehende Eltern haben, zunimmt. Derzeit wächst etwa jedes vierte Kind in einer alternativen Lebensform auf, wie die neuesten Zahlen aus dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes in dessen Bericht „Wie leben Kinder in Deutschland“ ausweisen. Aber angesichts des Umstandes, dass seit Jahrzehnten der Untergang der traditionellen Familie verkündet, ja oft sogar gefordert und gefördert wird, erweist sie sich als erstaunlich zählebig. Denn wer hätte gedacht, dass Jahrzehnte später immer noch 75% aller Kinder bei verheirateten Eltern aufwachsen? Und das soll ein Auslaufmodell sein? Bis diese Zahl unter 50% sinkt, also nicht mehr die Mehrheit stellt, dürfte noch viel Zeit vergehen. In den letzten 15 Jahren sank der Anteil insgesamt um 6%. Selbst einmal angenommen, das Tempo hält an, wonach es derzeit nicht aussieht, wären es immerhin noch 60 Jahre bis zu den 50%. Davon, dass viele derjenigen, die in alternativen Familienmodellen leben, trotzdem die traditionelle Familie als Ideal sehen, einmal gar nicht zu sprechen. Viele alternative Familienformen entstehen ja nicht dadurch, dass jemand sie begeistert propagiert, sondern durch den ungewollten Zusammenbruch von Beziehungen, die man sich einmal anders vorgestellt hat. „Etwas ist schief gegangen: Moderne Familienformen sind meist nicht geplant, sondern das Ergebnis gescheiterter Beziehungen“, titelte der Focus einst (Belege siehe in meinem Buch ‚Der Segen von Ehe und Familie?, 2006, S. 29-31, 34-37). Und eine Studie des Bundesfamilienministeriums vermeldete: „Nichteheliche Elternschaft als bewußt geplante ‚unbemannte Mutterschaft? ist eine Ausnahmeposition.“ Auch in ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung braucht sich die traditionelle Familie nicht zu verstecken. So heißt es etwa treffend: „Der Zerfall der Familie ist denn auch eine Hauptursache für die starke Zunahme der Kinderarmut in Deutschland.“ Der britische Premierminister David Cameron hat vor allem den Zusammenbruch der traditionellen Familie für die Unruhen in britischen Großstädten im August (2011) verantwortlich gemacht. Auffällig viele der Täter seien de iure oder de facto vaterlos aufgewachsen. Die häufige Armut der Kinder alleinerziehender Eltern sei auffällig. Sicher sind solche Aussagen am Ende zu pauschal und monokausal, aber die grundsätzliche Erkenntnis ist richtig, dass wir einen hohen Preis für die Zerstörung der Familie bezahlen.
Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher (geb. 1960) ist Sprecher für Menschenrechte und Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, die weltweit etwa 600 Mio. http://www.thomasschirrmacher.info/archives/2062

Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. 1. Petrus 2, 25

Unser Vers ist ein Mischzitat. In Anlehnung an Hesekiel 34,11.23 und Jesaja 53,6 beschreibt Petrus noch einmal diesen radikalen Wandel vom Sünder zum Gerechtfertigten. Der Ausdruck wie Schafe, die in die Irre gehen beschreibt bildhaft das eigensinnige, ziellose, gefährliche und hilflose Umherwandern von verlorenen Sündern, die Jesus als »wie Schafe, die keinen Hirten haben« bezeichnet (Mt 9,36).
Wie nüchtern beschreibt doch die Bibel den Zustand des „alten“ Menschen, der sich doch so klug und überlegen vorkommt! „Nun“ – das ist die Wende. „Ihr seid bekehrt“ (wörtlich „ihr habt euch umgewendet“) meint: Wir konnten in der Jesusbegegnung unseren eigenen, verderblichen Weg verlassen, die radikale Kehrtwendung vollziehen und sind nun bei dem »Hirten und Bischof« (wörtlich „dem Aufseher“), der unsere „Seelen“, unsere ganze Person zum und ins Heil führt..
Christus ist nicht nur das Vorbild und der Retter, er führt und beschützt auch die Verirrten (wie die irrenden Schafe), die von ihm fortgelaufen sind, dann aber zu dem Hirten und Bischof (episkopon) ihrer Seelen umkehrten, d. h. bekehrt wurden. Die Titel „Hirte“ und „Bischof“ versinnbildlichen die unvergleichliche Führung und Fürsorge, die Christus denen angedeihen läßt, die sich ihm anvertrauen (vgl. Hes 34,11 – 16).

1. Petrus 2, 24 der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.

In diesem Vers nun gilt nicht mehr die Kategorie: Vorbild/Nachahmung, sondern nur noch: Stellvertretung/Annahme.
Wer die Sünden der Menschheit tragen will, kann sie sich nicht vom Leibe halten. Er muß sich mit ihnen identifizieren. Das bedeutet, daß der Leib das Gericht Gottes über die Sünde miterleidet, so daß er dabei zerschunden und zerbrochen wird. Auf das Holz meint „auf das Kreuz“. Wer an das Holz gehängt wurde, war damit von der Menschheit ausgestoßen, in Israel sogar auch von Gott verflucht: 5 Mo 21, 23; Gal 3, 13: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt“.
Den Sünden gestorben zu sein bedeutet nicht, daß wir nicht mehr für sie existieren, sondern daß wir durch das Werk Christi am Kreuz von ihnen getrennt sind um in Liebe und Treue zu leben. „Wenn die Sünde auftaucht, um die alten Diener wieder aufzusuchen, dann findet sie sie nicht mehr „.
Nun können wir „der Gerechtigkeit leben“. Dieser Begriff umschreibt das ganze neue Sein des Christen, die Neuschöpfung. „Gerechtigkeit“ ist Gottes Art, Wesen und Gottes Gabe an uns, wie Paulus sagt: Gott „ist gerecht und macht gerecht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus“ (Röm 3,26; vgl.; Röm 1,17; Röm 4,6.
Wir sind „heil geworden“. Mit diesem Wort beschreibt Petrus noch einmal die neue Existenz des Erlösten als geheilt von der tödlichen, den Tod bringenden Krankheit der Sünde.
Zusammenfassung: Dieser Vers zeigt unmissverständlich, wie unser Brief mit seinen vielen praktischen Mahnungen zu nichts anderem mahnt als zum Glauben.

1.Petrus 2, 23 er, der nicht mit Beschimpfungen reagierte, als er beschimpft wurde, und nicht ´mit Vergeltung` drohte, als er leiden musste, sondern seine Sache dem übergab, der ein gerechter Richter ist; NGÜ

Auch hier findet sich eine Prophezeiung aus Jesaja 53,7 wieder: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut“. Er wurde nicht ärgerlich auf seine Ankläger oder übte Vergeltung an ihnen (Mt 26,64; Joh 18,34-37).
Wie souverän hat Jesus den gehässigen Juden geantwortet, als sie ihn als einen Teufelsdiener hinstellten (vgl. Mt 12,22-30)! Jesus schwieg zum Spott der Soldaten, die ihn als angeblichen König verlästerten und quälten (vgl. Mt 27,27-30), und Jesus schwieg zu dem ätzenden Spott der Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Kreuz (vgl. Mt 27,39-44). Da sind diese „Buchstaben“ der Geduld im Leiden eindrücklich vorgeschrieben. Der Herr schwieg zu den Beschimpfungen. Er vergalt nicht Gleiches mit Gleichem, Böses mit Bösem (vgl. Röm 12,17; auch Mt 5,39.44ff; 1. Kor 13,5; 2. Tim 2,24; 1. Thess 5,15; 1. Petr 3,9). Als der Gottessohn am Kreuz hing, hat er seinen Peinigern nicht gedroht, sondern für sie zum Vater gebetet (vgl. Lk 23,34).
Er übergab es dem, der gerecht richtet. Das Verb übergab (paredidou) bedeutet „anvertrauen“ oder „ausliefern“ und steht in der Vergangenheitsform, was eine wiederholte, vergangene Handlung andeutet. Mit jeder neuen Welle von Beschimpfungen vertraute sich Jesus der Bewahrung Gottes an. Lukas berichtet, wie dieses Verhaltensmuster bis zum Ende anhielt: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er“ (Lk 23,46).
So lieferte er sich selbst der Bestrafung aus. Indem er Schande, Schmerzen und Fluch über sich kommen ließ, erkannte er an, dass der gerechte Gott in Gerechtigkeit richtete. Andererseits glaubte er als der Sündlose auch, dass Gott, der gerechte Richter, ihn zu seiner Zeit als gerecht rehabilitieren, ihn aus dem Grab Auferwecken und ihn belohnen würde für das, was er im Interesse von anderen bereit war zu ertragen, indem er ihm das Recht gab, sie vollständig von der Strafe und Macht ihrer eigenen Missetaten zu erretten.
Betont wird nicht die besondere Grausamkeit seines Sterbens andere haben noch Schlimmeres durchlitten-, sondern die definitive Unterbrechung des Teufelskreises von Beleidigung und Gegenbeleidigung, Gewalt und Gegengewalt, die spiralförmig ansteigt. Jesus rechnet unerschütterlich mit Gott. Jesus mag (irdisch) vernichtet werden, aber der Teufel kann seine Kreise nicht mehr weiterziehen.