Gender Mainstreaming: Emanzipation oder Tyrannei?

Das Wort „Gender Mainstreaming“ ist den meisten Bürgern unseres Landes nicht bekannt. Es ist ihnen daher auch nicht bekannt, dass sie seit Jahren von Seiten der Regierungen, der europäischen Autoritäten und einem Teil der Medien einem Umerziehungsprogramm unterworfen sind, das bei den Insidern diesen Namen trägt. Was durch Re-Education aus den Köpfen eliminiert werden soll, ist eine jahrtausendealte Gewohnheit der Menschheit: die Gewohnheit, Männer und Frauen zu unterscheiden; die gegenseitige sexuelle Anziehungskraft beider Geschlechter, auf der die Existenz und Fortexistenz der Menschheit beruht, zu unterscheiden von allen anderen Formen der Triebbefriedigung, sie diesen gegenüber durch Institutionalisierung zu privilegieren und sie bestimmten humanisierenden Regeln zu unterwerfen. Die Umerziehung betrifft letzten Endes die Beseitigung der im Unvordenklichen gründenden schönen Gewohnheit, die wir Menschsein und menschliche Natur nennen. Emanzipieren sollen wir uns erklärtermaßen von unserer Natur.
Das Wort „Emanzipation“ meinte einmal so etwas wie Befreiung. Emanzipation von unserer Natur kann nur heißen: Befreiung von uns selbst. Der Begriff der politischen Freiheit wurde im alten Griechenland geprägt und meinte anfänglich: auf gewohnte Weise leben dürfen. Der Tyrann war der, der die Menschen daran hindert, der sie umerziehen will. Von solcher Tyrannei handelt dieses Buch. Es ist ein Aufklärungsbuch. Es klärt uns auf über das, was zur Zeit mit uns geschieht, mit welchen Mitteln die Umerzieher arbeiten, und mit welchen Repressalien diejenigen zu rechnen haben, die sich diesem Projekt widersetzen. Und zwar nicht nur diejenigen, die in der zur Diskussion stehenden Sache Partei ergreifen, sondern […] alle, die in diesem Zusammenhang irgendwann einmal eingetreten sind für die Freiheit, seine Meinung zu äußern in einer offenen Diskussion.
Seit Jahren ist in unserem Land und europaweit eine wachsende Diskussionsverweigerung im Namen der „politischen Korrektheit“ zu beobachten. Dem vom Mainstream Abweichenden wird nicht mit Argumenten erklärt, inwiefern er irrt, sondern es wird ihm gesagt: „Das hättest du nicht sagen dürfen.“ Ich erinnere hier nur an den Fall Sarrazin. Er wird nicht widerlegt, sondern geächtet. Was dahinter steht, ist der sich ausbreitende Wahrheitsrelativismus. Wahrheit beanspruchen gilt als Intoleranz. Dabei ist das Gegenteil richtig. Wahrheitsansprüche erheben heißt, eine Meinung der diskursiven Prüfung aussetzen. Wenn es Wahrheit nicht gibt, dann kann es eine solche Prüfung gar nicht geben, dann sind Diskurse nur verschleierte Machtkämpfe, eine Meinung ist dann nicht wahr oder falsch, sondern herrschend oder abweichend und im letzteren Fall der Ächtung ausgesetzt. Natürlich entspringt das Wahre nicht erst dem Diskurs. Es wird durch ihn nur geprüft. Es ist auch vor dieser Prüfung wahr und intuitiv überzeugend. Wenn wir erfahren, dass in Londoner Kindergärten und in schwedischen, die als besonders fortschrittlich gelten, der Gebrauch der Worte „Vater“ und „Mutter“ durch die Betreuer verboten ist und durch geschlechtsneutrale Worte ersetzt wird – aus österreichischen Amtsstuben wird Ähnliches berichtet –, dann schwanken in der Regel die Gefühle zwischen Kopfschütteln und Empörung, vor allem weil das Volk seine Vertreter niemals dazu legitimiert hat, von ihnen umerzogen zu werden.
Was ist das Motiv dieser Absurditäten? Man spricht es klar aus. Kinder, denen man zuerst die Adoption durch ein gleichgeschlechtliches Elternpaar zugemutet hat, sollen nun nicht das Gefühl haben, dass andere etwas haben, was ihnen fehlt. Damit es keine Anomalität mehr gibt, wird der Begriff des Normalen tabuisiert und unter Ideologieverdacht gestellt. Dabei ist Normalität für alles Lebendige konstitutiv. Im Bereich der unbelebten Natur, also im Bereich der Physik, gibt es keine Normalität, sondern nur strenge Gesetzmäßigkeit. Überall dagegen, wo es Leben gibt, gibt es so etwas wie ein artspezifisches „Aus-Sein-auf-etwas“. Und dieses, worauf die Natur aus ist, kann auch durch eben dieselbe Natur verfehlt werden. Es gibt, wie Aristoteles schreibt, „Fehler der Natur“. Der Instinkt, den jungen Löwen das Jagen beizubringen, gehört zur Natur der Löwenmutter, ohne ihn werden die Jungen nicht lebensfähig, und ohne ihn gäbe es gar keine Löwen. Das Fehlen dieses Instinkts ist daher eine Anomalie.
Der Begriff einer normativen Normalität ist unverzichtbar, wenn es um den Umgang mit Lebensvorgängen geht. Irrtümer auf diesem Feld sind lebensgefährlich für die Menschheitsfamilie. Dass Gabriele Kuby den Mut hat, die Bedrohung unserer Freiheit durch eine antihumanistische Ideologie beim Namen zu nennen, bringt ihr möglicherweise Feindseligkeit, ja sogar Hetze ein. Sie hat stattdessen für ihre Aufklärungsarbeit unser aller Dank verdient. Möglichst viele Menschen sollten dieses Buch lesen, um aufmerksam zu werden, was auf sie zukommt, wenn sie sich nicht wehren.
Prof. Dr. Robert Spaemann: Geleitwort, in:Gabriele Kuby: Die globale sexuelle Revolution.
www.i-daf.org.

Klage gegen Gendersprache-Leitfaden bei Audi gescheitert.

“Der Autobauer hatte im vergangenen Jahr die Unternehmensrichtlinie zu Gendersprache erlassen. In Anspielung auf einen bekannten Werbeslogan von Audi heißt der Leitfaden «Vorsprung beginnt im Kopf». Das Unternehmen begründete die Sprachvorgaben im März 2021 damit, dass dies ein Zeichen für Gleichberechtigung sei und die Vielfalt der Geschlechter besser abbilde. «Audi möchte gendersensible Formulierungen von nun an in der internen und externen schriftlichen Audi Kommunikation allgegenwärtig machen», hieß es. In der mündlichen Verhandlung im Juni war eine gütliche Einigung zwischen den Parteien gescheitert. Die Anwälte der Audi AG lehnten es ab, die Genderformen aus allen E-Mails an den VW-Prozessmanager und den dazugehörigen Anhängen zu entfernen. Dies sei nicht praktikabel, meinten sie. Das Gericht sah letztlich weder einen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz noch eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts des Klägers. Die Richter prüften dies unter den Aspekten der geschlechtlichen Identität und der sprachlichen Integrität.” Klaus Kelle
Eine laute Minderheit diktiert der Welt, wo es lang geht. Das kann echt nicht sein. Es ist keine Spinnerei, das wäre ja harmlos. Es ist eine Umerziehung der Menschen. Wer nicht mitmacht, der hat Nachteile im Beruf und an den Universitäten. Hatten wir so etwas nicht schon einmal? – Wie schnell doch die (meisten) Menschen vergessen.
“Gendermainstreaming will die Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen forcieren: Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sollen verwischt und typische Geschlechterrollen beseitigt werden.Dabei geht man so weit, dass man die angeborenen biologischen Geschlechtsunterschiede als unbedeutend erklärt und die Geschlechtsidentität als frei wählbar darstellt, wobei auch medizinische Eingriffe nicht ausgeschlossen werden. Wenn z.B. ein Mann wie eine Frau empfindet (eine Form der Transsexualität), dann wurde das bisher als Geschlechtsidentitätsstörung betrachtet, während es jetzt Teil einer bunten Geschlechtervielfalt sein soll.Seit Anfang 2019 kann in Deutschland ein drittes Geschlecht im Geburtenregister eingetragen werden („Divers“). Dabei geht es zunächst um Menschen, die keine eindeutigen Geschlechtermerkmale bei der Geburt aufweisen (Intersexualität). Die Bezeichnung „Divers“ macht aber klar, dass mehr dahintersteht: Die Vielfalt bzw. das Durcheinander der Gender-Ideologie soll gefördert werden.Das Gedankengut von Gendermainstreaming verändert auch die Geschlechtspartner-Orientierung, da neben einer heterosexuellen Beziehung andere Beziehungen normalisiert oder gar idealisiert werden (wie Homosexualität und Bisexualität). Es ist klar, dass dabei die traditionelle Ehe unter die Räder kommt.Es ist in unserer Zeit besonders wichtig, Gottes Wort in dieser Sache zu befragen. Dann hat man ein sicheres Fundament. Die Bibel zeigt klar, dass es nur zwei Geschlechter gibt: „Mann und Frau schuf er sie“ (1. Mose 1,27). Die Geschlechteridentität ist damit eindeutig geklärt.[1]Die Bibel lehrt auch deutliche Unterschiede der beiden Geschlechter und zeigt eindeutige Geschlechterrollen.” Gerrid Setzer

Wer ist Jesus Christus?

Der christliche Glaube ist nicht etwa eine Sammlung moralischer Vorstellungen oder Verhaltensregeln. Es geht um eine lebendige Beziehung zu einer lebenden Person, dem Herrn Jesus Christus.

Der Herr Jesus Christus: Seine Person

Fragezeichen1.1Wer ist Jesus Christus?

Diese Frage in Matthäus 16,15 ist die wichtigste, der wir überhaupt begegnen können. Das Johannes-Evangelium wurde geschrieben, «damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen» (Joh 20,31).

Er wurde Mensch (mehr darüber in ➞ 1.9 bis ➞ 1.18) und lebte etwas mehr als 30 Jahre auf der Erde. Obwohl Er von einem römischen Gericht für unschuldig befunden worden war, wurde Er gekreuzigt und starb. Nach drei Tagen ist Er auferstanden, und 40 Tage später in den Himmel aufgefahren. Er wird wiederkommen, zuerst, um die an Ihn Glaubenden zu sich zu nehmen, und dann, um die Welt zu richten und sein Königreich in Macht und Herrlichkeit aufzurichten.

Fragezeichen1.2Was ist Christus nun: Mensch oder Gott?

Beides. Er ist «der Mensch Christus Jesus» (1. Tim 2,5), aber auch «der wahrhaftige Gott» (1. Joh 5,20), «Gott, gepriesen in Ewigkeit» (Röm 9,5).

Fragezeichen1.3Machen noch andere Bibelstellen deutlich, dass Christus Gott ist?

Ja, viele! Die Bibel lässt keinen Zweifel offen, dass Er Gott ist. Überdenke Folgendes:

Seine ewige Existenz (Präexistenz):

Seine Eigenschaften:

Weitere Beweise:

Fragezeichen1.4Aber wie kann Er Gott und gleichzeitig der Sohn Gottes sein?

Es gibt drei göttliche Personen: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Alle drei sind «Gott»:

  • Was den Sohn betrifft: Siehe ➞ 1.2 und ➞ 1.3.
  • Viele Bibelstellen sprechen von «Gott, dem Vater» (z.B. Eph 1,3).
  • Der Heilige Geist ist ewig (Heb 9,14), allgegenwärtig (Ps 139,7) und gleichrangig (auf dem gleichen Niveau) mit dem Vater und dem Sohn (siehe Mt 28,19; 2. Kor 13,13; und ➞ 1.7).

Trotzdem gibt es nicht mehrere Götter, denn «Gott ist einer» (1. Tim 2,5). Siehe auch 1. Korinther 8,4 und Galater 3,20.

Fragezeichen1.5Was bedeutet «Dreieinheit»?

Im Grund genommen das, was wir gerade erklärt haben (➞ 1.4): Es gibt drei Personen in der Gottheit und doch gibt es nur einen Gott. Wir können die Dreieinheit nicht verstehen, denn Gott ist unendlich viel höher als der Mensch. Dieses Thema ist nicht dazu da, dass wir es mit unserem begrenzten Verstand hinterfragen, sondern dass wir im Glauben anbeten.

Der Ausdruck «Dreieinheit» findet sich nicht in der Bibel, aber die dadurch ausgedrückte Tatsache sehr wohl!

Fragezeichen1.6Glauben Christen an mehr als einen Gott?

Nein. Diese Anschuldigung wird manchmal aus Unwissenheit gemacht. Das Christentum ist monotheistisch, d.h. es gründet sich auf den Glauben an den einen Gott (siehe ➞ 1.4).

Fragezeichen1.7Gibt es in der Gottheit eine Rangordnung?

Nein. Wenn jemand den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist als die «erste», «zweite» bzw. die «dritte» Person der Gottheit bezeichnet, dann ist damit nicht ein Unterschied im Rang gemeint. Es handelt sich lediglich um eine Aufzählung. Es wäre vielleicht besser, gar nicht so zu sprechen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Fragezeichen1.8Gibt es Beziehungen zwischen den Personen der Gottheit?

Ja. Christus ist der Sohn des Vaters. Diese Beziehung bestand immer, sowohl in der Ewigkeit als auch durch die Zeitalter hindurch:

  • Der Sohn wurde vom Vater geliebt, bevor die Welt bestand (Joh 17,24).
  • Er war Sohn, als die Welt erschaffen wurde (Heb 1,2).
  • Er war Sohn, als Gott Ihn gab (Joh 3,16; Jes 9,5).
Fragezeichen1.9Warum ist es ein schwerwiegender Irrtum zu leugnen, dass der Herr Jesus der ewige Sohn ist?

Wenn diese Wahrheit aufgegeben wird, ist alles verloren. Das zentrale Kennzeichen des Christentums ist, dass Gott ein Gott der Liebe ist. Aber wie können wir Gottes Liebe kennen? Gott gab seinen Sohn, den einzigen, den Er hatte (siehe Joh 3,16; 1. Joh 4,9.10.14; 1. Mo 22,2; Mk 12,6). Wenn jemand leugnet, dass Christus schon vor seiner Geburt Sohn Gottes war, bedeutet das, dass Gott bloß eine Person sandte, aber nicht seinen einzigen Sohn!

Außerdem ist Gott in seinem Sohn offenbart. Der Sohn hat den Vater kundgemacht. Wenn Er nicht Sohn gewesen wäre, bevor Er auf die Erde kam, dann würden wir Gott immer noch nicht als Vater kennen. Wir kennen Ihn aber so (Joh 1,18; 14,9-11; 17,6; 20,17).

Fragezeichen1.10Christus ist gleichzeitig Mensch und Gott – kann das jemand erfassen?

Nein, niemand. Diese Tatsache ist viel zu groß, um vom begrenzten menschlichen Verstand erfasst werden zu können. Aber wir glauben sie. «Das Wort war Gott» (der Herr Jesus wird in Johannes 1,1 als «das Wort» bezeichnet) und «das Wort wurde Fleisch» (Joh 1,14; d.h. Er wurde Mensch). Siehe auch Matthäus 11,27: «Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater.»

Fragezeichen1.11Warum ist es so wichtig, dass Christus Gott und Mensch ist?

Erstens hätte Christus sonst das Werk der Erlösung nicht vollbringen können. Er musste Mensch werden, um sterben zu können. Er musste Gott sein, um das erlösende Werk in göttlicher Macht vollbringen zu können. Er hat «durch sich selbst die Reinigung von den Sünden bewirkt» (Heb 1,3; siehe auch Kol 1,19.20).

Zweitens musste Er Gott und Mensch sein, um Mittler zwischen Gott und Menschen sein zu können (1. Tim 2,5). Ein Mittler ist einer, der seine Hände auf die Schultern der beiden zu vermittelnden Parteien legen kann (ein bildlicher Ausdruck aus Hiob 9,33).

Beachte: Jede Frage, die Jesus Christus betrifft, ist wichtig. Wenn ein Verkündiger die «Lehre des Christus» nicht bringt, muss er abgelehnt werden (2. Joh 9-11).

Fragezeichen1.12Wann wurde Christus Mensch?

Vor etwa 2000 Jahren, als Er in Bethlehem geboren wurde (siehe Mich 5,1.2; Lk 2,4-7). Gott nennt diesen Zeitpunkt «die Fülle der Zeit» (Gal 4,4). Vorher war der Mensch auf jede mögliche Weise erprobt worden und hatte vollständig versagt. Da sandte Gott seinen Sohn und redete in Ihm zu uns, d.h. in der Person des Sohnes und nicht nur durch Ihn (Heb 1,1.2).

Fragezeichen1.13Hörte Er auf, Gott zu sein, als Er Mensch wurde?

Nein. Er war, ist und wird immer Gott sein. Dies ist unumstößlich. Gott ist ewig und kann nicht aufhören, Gott zu sein (Kol 1,19; 2,9).

Fragezeichen1.14Wird Christus jemals aufhören, Mensch zu sein?

Nein. Er wurde aus den Toten auferweckt (1. Kor 15), ist in den Himmel aufgefahren und lebt nun dort als verherrlichter Mensch. Dies ist wichtig, weil Er jetzt unser großer Hoherpriester ist (siehe ➞ 3.1) – einer, der selbst Mensch war und ist und aus Erfahrung weiß, was es heißt, in dieser Welt geprüft und versucht zu werden. Nur hatte und hat Er keine sündige Natur (Heb 4,15). Er kann während unseres Lebens hier vollkommenes Mitgefühl mit uns haben und sich für uns verwenden. Wenn Er in Macht erscheinen wird (siehe ➞ 4.12; 4.14 und ➞ 4.15), wird Er immer noch der «Sohn des Menschen» sein (Mt 24,30; 26,64).

Fragezeichen1.15Hatte Er eine menschliche Seele, einen menschlichen Geist und einen menschlichen Körper?

Ja. Er war wirklich Mensch – und der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist (1. Thes 5,23):

  • Über seinen Körper heißt es in der Bibel: «Einen Leib aber hast du mir bereitet» (Heb 10,5). Es heißt auch, dass «die ganze Fülle Gottes leibhaftig» in Ihm wohnt (Kol 2,9). Es gibt noch weitere Stellen in den Evangelien, die zeigen, dass Er einen menschlichen Körper hatte, z.B. Johannes 4,6.
  • Über seinen Geist heißt es: Er seufzte «tief im Geist und erschütterte sich» (Joh 11,33). Gemeint ist natürlich nicht der Heilige Geist, sondern der menschliche Geist des Herrn Jesus.
  • Von seiner Seele heißt es: «Jetzt ist meine Seele bestürzt» (Joh 12,27).

Es ist beeindruckend zu sehen, dass das vollkommene Menschsein Jesu in so klaren Worten bestätigt wird.

Fragezeichen1.16War Er ein Mensch wie wir?

Ja (Heb 2,14), ausgenommen die Sünde. Jeder Nachkomme von Adam (das schließt jeden Mann, jede Frau und jedes Kind mit ein) hat eine sündige Natur (Röm 5,12-21). Aber der Herr Jesus hatte keine sündige Natur. Er ist «in allem versucht worden in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde» (Heb 4,15). Beachte Folgendes:

  • Christus beging keine sündige Tat: «der keine Sünde tat» (1. Pet 2,22).
  • Er kannte Sünde nicht: «den, der Sünde nicht kannte» (2. Kor 5,21).
  • Er hatte keine sündige Natur: Deshalb konnte Er nicht sündigen, denn «Sünde ist nicht in ihm» (1. Joh 3,5; siehe auch 1. Joh 3,9).
Fragezeichen1.17Wie konnte Christus versucht werden, wenn Er gar nicht sündigen konnte?

Die Evangelien beschreiben, dass Christus durch den Teufel versucht wurde (Mk 1,13). Der Teufel legte Ihm Versuchungen vor, aber da war nichts in Ihm, was darauf reagierte. Da unterscheiden wir uns alle von Ihm: Wir haben alle die Neigung, uns durch Satans Versuchungen ansprechen zu lassen – die Lust der Augen, die Lust des Fleisches und der Hochmut des Lebens (1. Joh 2,16) –, weil wir das Fleisch, die sündige Natur, in uns haben. Dies war nicht so bei Christus. Er wurde nicht versucht, um zu prüfen, ob Er sündigen würde, sondern um zu beweisen, dass Er es nicht konnte.

Fragezeichen1.18War Joseph sein natürlicher Vater?

Nein. Christus hatte keinen menschlichen Vater. Der Engel Gabriel sagte zu Maria: «Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden» (Lk 1,35). Interessanterweise war der Schreiber des Evangeliums, das diese Einzelheiten berichtet, ein Arzt (Kol 4,14).

Der Bericht von Matthäus liefert eine weitere Bestätigung. Als Joseph feststellte, dass Maria ein Kind erwartete, wollte er sie heimlich entlassen. Aber ein Engel des Herrn erschien ihm und forderte ihn auf, dies nicht zu tun und sich nicht zu fürchten, «denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist» (Mt 1,20). Wer könnte sich eine eindeutigere Beschreibung vorstellen?

Letzte Zweifel werden ausgeräumt durch die Worte: Joseph «erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er nannte seinen Namen Jesus» (Mt 1,25; siehe auch Mt 1,18).

Fragezeichen1.19War Maria die natürliche Mutter von Jesus?

Ja. Die erste Ankündigung des Herrn Jesus in der Bibel bezeichnet Ihn als den «Samen der Frau» (1. Mo 3,15). Paulus spricht vom Vorrecht der Israeliten, dass aus ihnen, «dem Fleisch nach, der Christus ist» (Röm 9,5). Wir lesen auch in Johannes 7,42: «Hat nicht die Schrift gesagt: Aus dem Geschlecht Davids … kommt der Christus?» Eine weitere Bestätigung finden wir in Römer 1,3, wo es heißt, dass Christus «aus dem Geschlecht Davids gekommen ist dem Fleisch nach». Siehe auch 2. Timotheus 2,8.

Fragezeichen1.20Hat Maria aus diesem Grund einen besonderen Platz? Wenn ja, welchen?

Ja, sie hat einen besonderen Platz. Der Engel Gabriel sagte zu ihr: «Sei gegrüßt, Begnadete!» (Lk 1,28). Etwas später rief Elisabeth, erfüllt mit Heiligem Geist: «Gesegnet bist du unter den Frauen!» (Lk 1,42). Es war ein großes Vorrecht, die natürliche Mutter des Menschen Jesus Christus zu sein.

Allerdings kamen die weisen Männer aus dem Morgenland nach Jerusalem, weil sie in ihrer Heimat seinen Stern (nicht den seiner Mutter) gesehen hatten (Mt 2,2-11). Sie wurden durch diesen Stern geführt, «bis er kam und oben über dem Ort stehen blieb, wo das Kind (nicht seine Mutter) war». Auffallend ist, dass es dann heißt: «Sie sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter (nicht: die Mutter mit ihrem Kind), und sie fielen nieder und huldigten ihm» (nicht ihr). Siehe auch die Worte des Herrn an Maria in Johannes 2,4 und in Markus 3,31-35.

Alle, die Maria hoch achten, tun gut, ihren Rat zu befolgen: «Was irgend er euch sagen mag, tut!» (Joh 2,5). Die Worte des Herrn an Johannes: «Siehe, deine Mutter!» (Joh 19,27), und die Tatsache, dass Johannes sie von jener Stunde an zu sich nahm, zeigen, dass Maria keine übernatürliche Kraft besaß. Sie war auf jemand angewiesen, der für sie sorgte. Maria hätte nicht Gott als «meinen Heiland» bezeichnet (Lk 1,47), wenn sie sündlos geboren und die Mutter Gottes gewesen wäre, wie behauptet wird.

Eine Frau sagte einmal zum Herrn Jesus: «Glückselig der Leib, der dich getragen» (Lk 11,27). Sie nannte seine Mutter «glückselig». Er aber antwortete: «Ja, vielmehr glückselig die, die das Wort Gottes hören und bewahren!»

Schließlich wird Maria in Apostelgeschichte 1,14 als eine der Frauen erwähnt, die mit den Jüngern im Gebet verharrten. Es wurde ihr in keiner Weise eine Sonderstellung eingeräumt.

Kurz gesagt: Maria hat einen besonderen Platz, aber einen Platz des Vorrechts, nicht der Autorität oder der Macht. Zu ihr beten, ist geradezu Götzendienst. Anbetung gehört nur Gott.
beroea.ch/buch/faq-fragen-zum-christlichen-glauben

Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Matthaeus 24:35

Wenn also heute dieses Wort Gottes durch rechtmäßig berufene Prediger in der Kirche verkündet wird, glauben wir, dass Gottes Wort selbst verkündigt und von den Gläubigen vernommen werde, dass man aber auch kein anderes Wort Gottes erfinden oder vom Himmel her erwarten dürfe: und auch jetzt müssen wir auf das Wort selber achten, das gepredigt wird, und nicht auf den verkündigenden Diener; ja wenn dieser sogar ein arger Bösewicht und Sünder wäre, so bleibt nichtsdestoweniger das Wort Gottes wahr und gut. Heinrich Bullinger (1504-1575), Das zweite helvetische Bekenntnis, 1566 (1. Kapitel: Die Heilige Schrift, das Wahre Wort Gottes)

Wie man die Bibel studiert

Warum ist Gottes Wort so wichtig? Weil es Gottes Gedanken und Willen für dein Leben enthält (2Tim 3,16.17). Für dich, als Diener Jesu Christi, stellt sie die einzige Quelle absoluter göttlicher Autorität dar. Betrachten wir einmal die folgenden Behauptungen, die die Bibel aufstellt.»Das Gesetz des HERRN ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise« (Ps 19,7). »Alle Reden Gottes sind geläutert; er ist ein Schild denen, die ihm vertrauen. Tue nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht strafe und du als Lügner erfunden werdest« (Spr 30,5.6). »Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht; und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen« (Offb 22,18.19). »Also soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es soll nicht leer zu mir zurückkehren, sondern ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es sende« (Jes 55,11).
Was ist das kleine Einmaleins des Bibelstudiums?
Persönliches Bibelstudium ist in der Regel einfach, aber du musst Selbstdisziplin mitbringen und dir langfristige Ziele stecken. Ich möchte dir hier fünf Schritte zum Bibelstudium erklären, die dir ein Muster bieten, das du befolgen kannst.
Schritt 1 – Lesen
Entwirf einen Plan, wie du systematisch die Bibel durchlesen willst. Im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern wirst du die Bibel wahrscheinlich nicht in einem Zug von vorn bis hinten durchlesen. Es gibt viele gute Bibellesepläne, die dir bei dieser Aufgabe eine Stütze bieten. Lies einen Abschnitt in der Bibel mehrere Male hintereinander. Tu das so lange, bis du die Aussage, die Bedeutung und die Hauptwahrheit dieses Abschnitts verstanden hast.
Das Alte Testament würde ich z.B. über einen bestimmten Zeitraum in einem Zug durchlesen. Lass dich durch den Umfang an Lesestoff nicht entmutigen. Versuch einfach, die von Gott offenbarten Wahrheiten zu finden, um sie zu verinnerlichen und zu lernen. Vielleicht wählst du für das Neue Testament eine andere Variante. Du kannst ein Buch mehrmals lesen, so dass das Gelesene auch wirklich in deinem Gedächtnis verankert bleibt. Falls du dich für diese Variante entscheidest, beginne mit einem kurzen Buch, z.B. 1. Johannes. Nimm dir Zeit, um alle fünf Kapitel in Ruhe und an einem Stück durchzulesen. Nachdem du das einmal gemacht hast, beginnst du wieder von vorn. Das tust du über einen Zeitraum von 30 Tagen. Nach dieser Zeit wirst du wirklich wissen, was im 1. Johannes steht.
Schritt 2 – Auslegen
Behalte beim Lesen der Bibel eine einfache Frage im Sinn: »Was bedeutet das?« Lass den Heiligen Geist dein Lehrer sein (1Joh 2,27), denn er ist schliesslich auch der Verfasser dieses Buches. Bete um Weisheit, damit du die Bedeutung erfasst, und lies genau und aufmerksam. Beim Auslegen der Schrift sollten die folgenden häufig gemachten Fehler vermieden werden.
1. Ziehe keine Schlussfolgerungen auf Kosten richtiger Auslegung.
D.h. lege nichts in die Bibel hinein, wovon du gerne hättest, dass die Bibel es sagt, sondern lass sie das sagen, was Gott beabsichtigte, als er sie schrieb.
2. Vermeide oberflächliche Auslegung.
Wir alle haben Leute schon mal sagen gehört: »Für mich bedeutet diese Schriftstelle …« oder »Ich meine, das bedeutet …« Der erste Schritt zum Auslegen der Bibel ist, die vier Klüfte anzuerkennen, die wir überbrücken müssen: Sprache, Kultur, Geografie und Geschichte. Diese Klüfte verneinen nicht die biblische Wahrheit. Es ist einfach sehr hilfreich für das allgemeine Verständnis der Botschaft, wenn wir uns bewusst sind, welche Umstände zur Zeit der Abfassung herrschten.
3. Vergeistliche den Abschnitt nicht.
Deute und verstehe den Abschnitt in seinem normalen, buchstäblichen, historischen, grammatischen Sinn, genau wie du ein anderes Stück Literatur verstehen würden, das du heute liest. Beim Auslegen der Bibel sollten wir uns von vier Prinzipien leiten lassen: dem wörtlichen, historischen, grammatischen und synthetischen Prinzip.
Das wörtliche Prinzip.
Die Bibel sollte in ihrem wörtlichen, normalen und natürlichen Sinne verstanden werden. Die Bibel enthält zwar sprachliche Bilder und Symbole, doch sind diese dazu gedacht, die wörtliche Wahrheit zu vermitteln. Im Allgemeinen jedoch spricht die Bibel wörtlich, und wir müssen sie für sich selbst reden lassen.
Das historische Prinzip.
Das bedeutet, dass wir sie in ihrem historischen Kontext auslegen. Wir müssen uns fragen, was der Text für die Menschen bedeutet, an die er zuerst geschrieben wurde. Auf diese Weise können wir uns ein richtiges kontextuelles Verständnis der ursprünglichen Aussageabsicht des Bibeltextes erarbeiten.
Das grammatische Prinzip.
Dieses Prinzip erfordert, dass wir die grundlegende grammatische Struktur jedes einzelnen Satzes im Grundtext verstehen. Auf wen beziehen sich die Pronomen? Welche Zeitform hat das Hauptverb? Dabei wirst du feststellen: Wenn du einige einfache Fragen wie diese stellst, wird die Bedeutung des Textes sofort klarer.
Das synthetische Prinzip.
Dieses Prinzip ist das, was die Reformatoren die analogia scriptura (Analogie der Schrift) nannten. Es bedeutet, dass die Bibel sich nicht selber widerspricht. Wenn wir zu einer Auslegung einer Schriftstelle gelangen, die einer Wahrheit widerspricht, die an anderer Stelle der Schrift gelehrt wird, muss unsere Auslegung falsch sein. Schrift muss mit Schrift verglichen werden, um ihre volle Bedeutung zu entdecken.
Schritt 3 – Auswerten
Manchmal kann es hilfreich sein, den Rat Dritter zu suchen, um uns zu versichern, dass wir die Bibel auch wirklich korrekt ausgelegt haben. Lies Einführungen in die Bibel, Kommentare und Bücher über biblischen Hintergrund, die dein Denken mit Einsicht bereichern. Sei bei deiner Auswertung ein wahrhaftiger Bibelforscher. Sei jemand, der die Wahrheit des Wortes Gottes annimmt, auch wenn er dabei seine bisherigen Ansichten oder sein praktisches Leben ändern muss.
Schritt 4 – Anwenden
Die Bibel zu studieren, ohne zuzulassen, dass sie die Tiefen unserer Seele durchdringt, wäre wie das Zubereiten eines Festmahls, ohne es zu essen. Das Fazit, das du am Schluss daraus ziehen solltest, ist die Frage: »Wie kann ich die geistlichen Wahrheiten und Prinzipien dieser Schriftstelle auf mich, mein Verhalten und mein Handeln anwenden?« Jesus gab denen eine Verheissung, die ihr persönliches Bibelstudium bis an diesen Punkt durchziehen: »Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut« (Joh 13,17).
Wenn du die Bibel gelesen und ausgelegt hast, solltest du ein grundlegendes Verständnis davon haben, was die Bibel sagt und was sie damit meint. Aber an dieser Stelle ist das Bibelstudium nicht zu Ende. Das letztendliche Ziel sollte sein, die Bibel zu sich reden zu lassen und uns zum geistlichen Wachstum zu befähigen. Das erfordert persönliche Anwendung. Unser Bibelstudium ist nicht abgeschlossen, solange wir uns nicht fragen: »Was bedeutet das für mein Leben und wie kann ich es praktisch anwenden?« Wir müssen aus der Erkenntnis, die wir aus unserem Bibelstudium gewonnen haben, die praktischen Prinzipien herausziehen, die für unser persönliches Leben gelten. Wenn es ein Gebot zu befolgen gibt, gehorchen wir ihm. Wenn es eine Verheissung anzunehmen gilt, nehmen wir sie in Anspruch. Wenn eine Warnung zu beherzigen ist, achten wir darauf. Das ist der wichtigste Schritt: Wir unterwerfen uns der Bibel und lassen unser Leben von ihr umgestalten. Wenn du diesen Schritt überspringst, wirst du niemals Freude an deinem Bibelstudium haben und die Bibel wird nie dein Leben verändern.
Schritt 5 – In den Gesamtzusammenhang einbinden
Dieser letzte Schritt verbindet die gelernte Wahrheit eines bestimmten Abschnittes oder Bibelbuches mit geistlichen Wahrheiten und Prinzipien, die an anderer Stelle der Bibel gelehrt werden, um eine grosse Gesamtschau zu erhalten. Bedenke stets, dass die Bibel ein Buch mit 66 Teilen ist und eine Anzahl von Wahrheiten und Prinzipien enthält, die immer wieder in verschiedener Weise und in unterschiedlichen Umständen gelehrt werden. Wenn du einzelne Stellen in Beziehung zueinander setzt und miteinander vergleichst, wirst du eine gesunde Lehrgrundlage aufbauen.
Und nun?
Es reicht nicht aus, die Bibel nur zu studieren. Wir müssen darüber nachsinnen und in das reinigende Wasserbad des Wortes Gottes eintauchen. »Lass dieses Buch des Gesetzes nicht von deinem Mund weichen, sondern forsche darin Tag und Nacht, damit du darauf achtest, alles zu befolgen, was darin geschrieben steht; denn dann wirst du Gelingen haben auf deinen Wegen, und dann wirst du weise handeln« (Jos 1,8).
Autor: John MacArthur Quelle: Basisinformationen zur Bibel

„Briefe aus der Hölle“

Vor einigen Jahren ist ein seltsames Buch erschienen. Es hatte den Titel: „Briefe aus der Hölle“. Darin hat sich einer aus­gemalt, wie die Hölle wohl aussehen könnte.
Eine Szene hat mir beim Lesen tiefen Eindruck gemacht und ist mir unvergeßlich geblieben:
Der Wanderer geht über eine endlose, graue Steppe. Überall sieht er Menschen sitzen. Sie haben gequälte Gesichter, sie rau­fen sich die Haare, sie sitzen und stützen den Kopf schwer in die Hand, sie scheinen ratlos zu sein. Es ist so, als ob sie mit schärfster Konzentration über irgend etwas nachdenken. Die Leute können einem leid tun.
„Worüber denkt ihr nach?“ fragt der Wanderer sie.
„Über einen Namen.“
„Über einen Namen — über welchen Namen denn?“
„Ja, das wissen wir eben nicht. Das ist ja gerade unser Unglück.“
„Wie, das wißt ihr nicht? Ihr denkt über einen Namen nach, den ihr nicht kennt? Das verstehe ich aber wirklich nicht.“
„Ja“, sagen die Verdammten, „wir wissen nur so dunkel, daß es einen Namen gibt, einen starken und herrlichen Namen. Wenn wir diesen anrufen könnten, dann könnten wir sogar hier aus der Hölle gerettet werden. Bei Lebzeiten haben wir einmal diesen Namen gehört. Aber wir haben nicht darauf ge­achtet. Und nun — können wir ihn eben nicht mehr finden. Kannst du uns nicht den Namen sagen?“
Dann hängen sich die Verdammten an den Wanderer, flehen und bitten, betteln und winseln, ob er ihnen nicht den Namen nennen könnte.
Das Erschütterndste aber kommt dann erst:
Der Wanderer nennt ihnen nun den Namen, den einen, gro­ßen, herrlichen Namen, den Namen Jesus. Aber so deutlich er auch den Namen ihnen sagen mag, es ist, als könnten sie ihn nicht verstehen. Schließlich ruft er ihn so laut, daß es wie das Heulen eines Orkans ist, er schreit ihn in alle Winde, er meint, es müßte in den Ohren ihnen dröhnen — aber es ist, als sei ihr Ohr verstopft. Sie können den Namen nicht hören. Sie haben kein Organ mehr, ihn zu vernehmen. Da wendet er sich trau­rig von ihnen. Wie schrecklich ist das: Der Name ist da, aber sie können ihn nicht mehr finden. Und ob man den Namen ihnen auch sagt, sie können ihn nicht mehr fassen. — Dir aber, mein Leser, will ich es darum um so deutlicher zurufen:
„Wer den Namen des Herrn Jesus anrufen wird, der soll gerettet werden“ (Apg. 2, 21). Höre es doch beizeiten! Sammle in der Zeit, dann hast du in der Not! Wisse, je älter — je käl­ter. Erst will man nicht, dann kann man nicht. Darum glaube es doch:
„Es ist in keinem ändern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin sie sollen selig werden — — als nur der Name Jesus!“ (Apg. 4, 12).
Das wird die schrecklichste Hölle sein, daß man den Namen nicht mehr wissen darf, durch den wir Rettung und Seligkeit erlangen. Gott helfe uns, daß wir diesen Namen ernst nehmen, lieb gewinnen und anrufen, solange es noch Zeit ist. Wilhelm Busch
https://info2.sermon-online.com/german/WilhelmBusch/Kleine_Erzaehlungen_17_Der_Name_Jesus.html

Ist Jesus in die Hölle hinab gestiegen

Die meisten Christen kennen das Apostolische Glaubensbekenntnis mit seiner Aussage, dass Jesus hinabgestiegen ist „in die Hölle/in das Reich des Todes“. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie wissen, was dieser Ausdruck wirklich bedeutet und wie er mit der Lehre der Bibel in Einklang zu bringen ist. Wie genau ist Jesus in die Hölle hinabgestiegen und wann ist das geschehen? Geschah es am Kreuz, wie Johannes Calvin glaubte? Oder geschah es, nachdem Jesus gestorben und bevor er von den Toten auferstanden war, wie viele andere geglaubt haben? War dieser descensus ein buchstäblicher Abstieg? Oder war er bloß symbolisch? Und was war darin inbegriffen? Es ist darauf verwiesen worden – und das zurecht – dass der Ausdruck „hinabgestiegen in die Hölle“ nirgendwo in der Bibel zu finden ist. Aber heißt das, dass das Konzept hinter diesem Ausdruck auch nicht in der Bibel zu finden ist? Wohin können wir uns wenden, um auf diese Fragen eine Antwort zu finden?
Persönlich hat mir die Lehre von Hebräer 13,11–12 geholfen. Ich denke, dass diese Verse uns den besten Weg zeigen, wie wir den Ausdruck „hinabgestiegen in die Hölle“ verstehen können und wie dieses Konzept tatsächlich biblisch ist, selbst wenn der Ausdruck so nicht direkt in der Bibel vorkommt. Wenn wir diese Verse im Licht des alttestamentlichen Opfersystems verstehen, denke ich, dass wir erkennen, dass Jesus „in die Hölle hinabstieg“ während er sich am Kreuz als Sühneopfer für sein Volk darbrachte.
Der alttestamentliche Opferkontext von Hebräer 13,11 wird auf den ersten Blick sofort deutlich: „Denn die Leiber der Tiere, deren Blut für die Sünde durch den Hohenpriester in das Heiligtum getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt“. Wenn wir über diese Verse nachdenken, müssen wir uns daran erinnern, dass die allererste Sache, die der Priester im Alten Testament mit dem Sündopfer tat, war, seine Hände auf das Haupt des Tieres zu legen, das geopfert wurde (3Mo 4,4–5). Dadurch übertrug er seine eigenen Sünden (oder die Sünden des Volkes) auf das Tier – was bedeutete, dass es nun zur Sünde geworden war. Dann tötete der Hohepriester das sündetragende Tier und trug seinen Leib „außerhalb des Lagers“, wo es völlig verbrannt wurde.
Aber warum außerhalb des Lagers? Was war so bedeutend an diesem besonderen Ort? Was sollte dieser Ausdruck kommunizieren? Einfach gesagt, Gott selbst lebte im Lager Israels. Er wohnte inmitten seines Volkes und das auf eine Weise, die anders war als die Weise, wie er außerhalb des Lagers wohnte. Als allgegenwärtiger Herr des Universums war Gott offensichtlich gegenwärtig sowohl innerhalb als auch außerhalb des Lagers (weil er überall gegenwärtig war – und ist). Aber er war bundesmäßig und evangeliumsmäßig nur im Lager gegenwärtig, nicht außerhalb. Lass mich erklären, was ich meine.
Wenn ich sage, dass Gott außerhalb des Lagers nicht bundesmäßig gegenwärtig war, dann meine ich, dass die Verheißung „Ich will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein“ (2Mo 6,7; Jer 7,23) nur innerhalb des Lagers galt. Gott war nicht der Bundesgott derer, die außerhalb des Lagers waren; sie waren nicht sein Volk. Seine Bundesgegenwart erstreckte sich nicht außerhalb der Grenzen des Lagers, welches aus den zwölf Stämmen Israels bestand, die sich um die Stiftshütte versammelten. „Außerhalb des Lagers“ war demnach der Ort außerhalb von Gottes bundesmäßigem Wohlwollen. Es war der Ort, wo er nicht ihr Gott war und sie nicht sein Volk waren.
Wenn ich sage, dass Gott außerhalb das Lagers nicht evangeliumsmäßig gegenwärtig war, dann meine ich, dass Gott für das Wohl der Menschen nur innerhalb das Lagers am wirken war. Natürlich war Gott auch außerhalb des Lagers am schaffen, aber er war nicht am wirken für das Wohl der Menschen, die da waren, weil sie nicht sein Volk waren und er nicht ihr Gott. Römer 8,28 ist eine herrliche Verheißung, die jeder Christ wertschätzen sollte. Aber sie gilt nur für Christen oder, wie Paulus sagt, „denen, die Gott lieben“ und „die nach dem Vorsatz berufen sind“. Sie gilt nicht für diejenigen, die nicht zu Gottes Volk gehören. Und der gleiche grundlegende Gedanke trifft zu für diejenigen, die innerhalb und außerhalb des Lagers lebten. Gott war innerhalb des Lagers gegenwärtig für das Wohl seines Volkes, aber nicht auf diese Weise außerhalb des Lagers. Gott war außerhalb des Lagers nur in Gericht und Zorn gegenwärtig.
Nach der Bibel gibt es nur einen Ort, der letztendlich für immer außerhalb von Gottes bundesmäßiger und evangeliumsmäßiger Gegenwart ist, und das ist die Hölle. Dies ist der einzige Ort, über dessen Bewohner wirklich und dauerhaft gesagt werden kann, dass Gott nicht ihr Gott ist und sie nicht sein Volk. Dies ist der einzige Ort, an dem Gott nur in Gericht und Zorn gegenwärtig ist (erinnere dich daran, dass Gottes Allgegenwart bedeutet, dass er sogar in der Hölle gegenwärtig ist) und niemals zum Segen. Es überrascht deshalb nicht, dass Jesus wiederholt von der Hölle als dem Ort der „äußersten Finsternis“ redet, wo „Heulen und Zähneknirschen“ ist (z.B. Mt 8,12; 13,42.50; 22,13; 24,51; 25,30). Dies ist der Ort außerhalb von Gottes bundesmäßiger und evangeliumsmäßiger Gegenwart. Er ist außerhalb des Lagers.
Diese Interpretation scheint durch die Tatsache gestützt zu werden, dass die Juden die Leiber der Tiere (die durch Übertragung Sünde geworden waren) außerhalb des Lagers bringen und im Feuer verbrennen mussten, da das Neue Testament wiederholt von der Hölle mit dem Begriff „Feuer“ redet. Es ist der „Feuerofen“ (Mt 13,42.50), das „ewige Feuer“ (Mt 25,41), das „unauslöschliche Feuer“ (Mk 9,43) und der „Feuersee“ (Offb 20,14). Und diejenigen, die der Hölle entgehen, werden „wie durchs Feuer hindurch“ errettet (1Kor 3,15) oder „aus dem Feuer“ gerissen (Judas 23).
Wenn wir das verstehen, können wir nachvollziehen, wie das Opfersystem des Alten Testaments symbolhaft verlangte, dass die Leiber der Tiere (die durch Übertragung Sünde geworden waren) zur Hölle gebracht und völlig im Feuer verbrannt wurden. Und in diesem Licht ist Hebräer 13,12 so bedeutsam, weil es aussagt: „Darum hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten“. Der Punkt sollte klar sein: Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Jesu Opfer am Kreuz – welches außerhalb der Stadttore Jerusalems stand – und der Praxis, im Alten Testament die Tieropfer außerhalb des Lagers zu verbrennen. Genauso wie den Tieropfern die Sünden des Volkes übertragen, sie getötet und außerhalb des Lagers in die Hölle gesandt wurden, um völlig im Feuer verbrannt zu werden, so wurden Christus die Sünden seines Volkes übertragen (2Kor 5,21), er wurde getötet und „außerhalb des Lagers“ in die Hölle gesandt, um völlig verzehrt zu werden.
Und der Gedanke ist, dass all dies am Kreuz geschah. Jesus ging zur Hölle – dem Ort außerhalb von Gottes bundesmäßiger und evangeliumsmäßiger Gegenwart – als unser Sündenträger und er wurde im Zorn und Urteil Gottes völlig verzehrt. Es war in diesem Moment, dass er den wohlbekannten Verzweiflungsschrei ausstieß: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46; Mk 15,34). In diesem Moment behandelte Gott ihn, als ob er Sünde wäre – die Sünde aller, die jemals an ihn glauben würden, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jesus wurde völlig im Feuer verzehrt als das sündetragende Opfer und uns wird gesagt, dass dies „außerhalb des Lagers“ geschah.
Nach Hebräer 13,11–12 stieg Jesus in die Hölle hinab. Er tat das am Kreuz, als er eine Ewigkeit der Hölle für alle Sünden seines ganzen Volkes ertrug; aller seiner Kinder, die jemals leben würden. Er wurde völlig verzehrt. Das bedeutet, dass keine Hölle mehr übrig bleibt für diejenigen, die in Christus sind. Er stieg in die Hölle hinab, damit wir es niemals tun müssen. Er stand an unserer Stelle und nahm das Urteil und den Zorn Gottes über unsere Sünden auf sich. Und er stand am dritten Tag wieder von den Toten auf, um zu bekräftigen, dass sein Opfer tatsächlich von dem Gott des Universums angenommen wurde. Gelobt sei Gott, von dem aller Segen fließt!

Hebräer 13,11–12
Guy Richard ist geschäftsführender Direktor und Assistenzprofessor für Systematische Theologie am Reformierten Theologischen Seminar (RTS) in Atlanta (USA).
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Ligonier Ministries. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. Mehr Ressourcen von Ligonier Ministries.
https://www.evangelium21.net/media/1197/ist-jesus-in-die-hoelle-hinab-gestiegen

»Auge um Auge…« ein biblisch-jüdisches Racheprinzip?

Viele Menschen erklären die Politik Israels gegen die Palästinenser mit typisch jüdischer Rachsucht – und sitzen damit einem christlich inspirierten Vorurteil auf. Denn eines der hartnäckigsten antijüdischen Vorurteile drückt sich in den Worten ‘Auge um Auge’ aus. Mit dieser angeblich aus der Thora stammenden Formel wird Juden bis heute vorgeworfen, Rache sei das Prinzip ihres Verständnisses von Gerechtigkeit, ihr Gott sei – im Unterschied zum ‘christlichen’ Gott – ein grausamer und rachsüchtiger Gott und Frieden mit dem Volk und Staat Israel sei deshalb niemals möglich.« Dieses sogenannte »alttestamentarische« (im Klartext: jüdische) Vergeltungsgesetz wird aus Unkenntnis meist falsch interpretiert und als antijüdisches Klischee missbraucht.

Selbst wenn man die Bibelstelle im 2. Buch Mose 21, 23-24 im herkömmlichen Sinn als ein Maß für die Begrenzung der Rache interpretiert, so wäre dieses Gebot durchaus positiv zu werten. Es entspricht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zwischen Vergehen und Strafe und wurde ein zentrales Element unseres abendländischen Rechtssystems, das eine Eskalation der Gewalt verhindern soll. Dagegen ist in manchen Kulturen schon die Wiederherstellung der beispiels-weise durch das außereheliche Verhältnis einer Tochter verletzten Familienehre nur durch die Ermordung dieser Tochter möglich. Wenn nach islamischem Recht (Scharia) einem Dieb die Hand abgehackt wird, fehlt jede Verhältnismäßigkeit.

Bei dem so oft zitierten biblischen Prinzip »Auge um Auge« geht es jedoch überhaupt nicht um ein Maß für die Rache oder Vergeltung gegenüber dem, der jemandem einen körperlichen Schaden zugefügt hat. Es geht vielmehr um die Bemessung des Schadensersatzes, den der Täter dem Geschädigten leisten muß. Die Rechtspraxis der Bibel ist nicht täter-, sondern opferorientiert. Nicht die Strafe steht im Mittelpunkt, sondern die Wahrung der Interessen des Geschädigten. Dies wird deutlich, wenn man den Grundsatz “Auge um Auge” im Kontext beachtet. Es heißt nämlich: »Entsteht aber ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn…« (2. Mo. 21,23 -24). Nicht vom Geschädigten ist die Rede, der Rache nehmen soll, sondern vom Verursacher, der Schadensersatz geben muss.

Die gängige Übersetzung des hebräischen Satzes »ajin tachat ajin« mit »Auge um Auge« entspricht nicht dem jüdischen Verständnis dieser Stelle. Deshalb übersetzen Martin Buber und Franz Rosenzweig: »Geschieht das Ärgste aber, dann gib Lebenersatz für Leben, Augersatz für Auge, Zahnersatz für Zahn…«. Für diese Übersetzung spricht, dass das Wort »tachat« an mehreren Stellen der Thora die Bedeutung »anstelle von« und »als Entschädigung für« hat (1. Mo. 4,25). Auch aus dem Kontext geht hervor, daß der Abschnitt von körperlichen Verletzungen und den zugehörigen Ersatzleistungen handelt, nicht aber von Rache oder Vergeltung. Ebenso hat auch die zweite Stelle, an der dieses Prinzip in der Thora vorkommt (3. Mo. 24,17-22), materielle Ersatzzahlungen für einen zugefügten Schaden im Blick. Diese Schutzbestimmungen werden hier sogar auf die Fremdlinge im Land ausgeweitet.

Im Judentum wurde »Auge um Auge« nie als Vergeltungsgesetz nach dem Motto “wie du mir, so ich dir“ aufgefasst, sondern als Rechtspraxis, die bei zugefügtem Schaden eine entsprechende Ersatzleistung fordert. So ist im Talmud zu lesen: »Rabbi Dostaj Ben Jehuda sagte: ‘Auge um Auge’, eine Geldentschädigung«; oder »In der Schule R. Jischmaels wurde gelehrt: Die Schrift sagt: ‘(wie er einen Menschen verletzt hat, so) soll ihm zugefügt werden (3. Mo. 24,19)’, und unter ‘zufügen’ ist eine Geldentschädigung zu verstehen…«.

Aus der jüdischen Geschichte ist kein einziges Beispiel bekannt, dass strikte Vergeltung im wörtlichen Sinne geübt wurde. Niemals wurde demjenigen, der einem anderen – vielleicht nur aus Versehen – ein Auge zerstört hatte, dann ebenfalls ein Auge ausgestochen. Bereits 200 n. Chr. fasst die Mischna (»mündliche Lehre« und Kern des Talmud) den ganzen Sachverhalt so zusammen: »Wer seinen Nächsten verwundet, ist ihm fünf Dinge dafür schuldig: Schadensersatz, Schmerzensgeld, Heilungskosten, Entschädigung für den Arbeitsausfall und Strafgeld für die Beschämung (d.h. wenn sich jemand schämt, sich mit einer körperlichen Verletzung öffentlich zu zeigen)« (Traktat Baba Kamma 8,1).

Trotzdem wurde später im Christentum der Grundsatz »Auge um Auge« zum Inbegriff eines jüdischen Gesetzes, das eine Ethik der Vergeltung und Rache verkörpert und als überholt galt. Hauptgrund hierfür war die Art, wie das von Jesus in der Bergpredigt zitierte Prinzip von der christlichen Tradition gesehen wurde: »Ihr habt gehört, dass da gesagt ist: ‘Auge um Auge, Zahn um Zahn.’ Ich (Jesus) aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar…« (Mt.5,38-42). Nach allgemeinem christlichen Verständnis hebt Jesus hier das Gesetz der Vergeltung auf und ersetzt es durch das Gebot der Liebe und Gewaltlosigkeit. Diese gängige Auslegung steht jedoch im krassen Widerspruch zu der Aussage Jesu über die Verbindlichkeit der Thora, die er wenige Verse zuvor macht (Mt. 5,17-18). Mit dem Ausdruck »Auge um Auge« hat Jesus seine Zuhörer zunächst an den biblischen Grundsatz der Schadensersatzregelung erinnert, der seinen Zeitgenossen sehr wohl geläufig war. Ausgehend von diesem Prinzip zur Konfliktbewältigung geht Jesus in seiner Auslegung des Gebots noch einen Schritt weiter. Er fordert seine Nachfolger auf, freiwillig auf den rechtmäßig zustehenden Schadensersatz zu verzichten bzw. mehr zu geben als gefordert wird. Kinder Gottes sollen – auch wenn sie im Recht sind – in ihrem Verhalten gegenüber den Mitmenschen die Barmherzigkeit und Geduld ihres Vaters im Himmel widerspiegeln (Mt.5,46- 48). Dieser lässt in seiner Liebe zu den Menschen seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte (Mt. 5,44-45).
Quelle: »Sehet den Feigenbaum«, Ausgabe 241, Sept/Okt 2002.
https://www.gemeindenetzwerk.de/?p=11915

Wir können das Wort „Gott“ nicht reinwaschen

Ja, es ist das beladenste aller Menschenworte. Keins ist so besudelt, so zerfetzt worden. Gerade deshalb darf ich darauf nicht verzichten. Die Geschlechter der Menschen haben die Last ihres geängstigten Lebens auf dieses Wort gewälzt und es zu Boden gedrückt; es liegt im Staub und trägt ihrer aller Last … Wo fände ich ein Wort, das ihm gliche, um das Höchste zu bezeichnen! Nähme ich den reinsten, funkelndsten Begriff aus der innersten Schatzkammer der Philosophie, ich könnte darin doch nur ein unverbindliches Gedankenbild einfangen, nicht aber die Gegenwart dessen, den ich meine, dessen, den die Geschlechter der Menschen mit ihrem ungeheuren Leben und Sterben verehrt und erniedrigt haben. Ihm meine ich, ja, ihn, den die höllengepeinigten, himmelsstürmenden Geschlechter des Menschen meinen.
Wir müssen die achten, die es verpönen, weil sie sich gegen das Unrecht und den Unfug auflehnen, die sich so gern auf die Ermächtigung durch „Gott“ berufen; aber wir dürfen es nicht preisgeben. Wie gut läßt es sich verstehen, daß manche vorschlagen, eine Zeit über „die letzten Dinge“ zu schweigen, damit die mißbrauchten Worte erlöst werden! Aber so sind sie nicht zu erlösen. Wir können das Wort „Gott“ nicht reinwaschen, und wir können es nicht ganzmachen; aber wir können es, befleckt und zerfetzt wie es ist, vom Boden erheben und aufrichten über einer Stunde großer Sorge. (Begegnung) Martin Buber

https://www.martin-buber.com/zitate/gott/

Psalm 8,2: HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, / der du zeigst deine Hoheit am Himmel!

Text-Ausschnitt

Luther 1984:HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist -a-dein Name in allen Landen, / der du zeigst deine Hoheit am Himmel! / -a) 2. Mose 3,13-15.
Menge 1926/1949 (Hexapla 1989):HErr, unser Herrscher, wie herrlich ist / dein Name auf der ganzen Erde, / du, dessen Hoheit-1- am Himmel sich kundtut!-2- / -1) = Majestät. 2) aÜs: dessen Hoheit (o: Majestät) sich bis zum Himmel (o: über den Himmel) erstreckt (o: den Himmel überragt).
Revidierte Elberfelder 1985/1986:HERR, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde-a-, / der du deine Hoheit gelegt hast auf die Himmel-b-! / -a) Jesaja 6,3. b) Psalm 57,6; 148, 13.
Schlachter 1952:HERR, unser Herrscher, / wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, / daß dein Lob bis zum Himmel reicht! /
Zürcher 1931:Herr, unser Herrscher, / wie herrlich ist dein Name in allen Landen! / Besingen-1-* will ich deine Hoheit über dem Himmel / -1) aüs. gleichfalls mit Hilfe von Textänderung: «Du, dessen Hoheit gepriesen wird über den Himmeln, aus dem Munde von Kindern und Säuglingen hast du dir eine Macht gegründet . . .».
Luther 1912:Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, du, den man lobet im Himmel!
Buber-Rosenzweig 1929:DU, unser Herr, wie herrlich ist dein Name in allem Erdreich! Du, dessen Hehre der Wettgesang gilt über den Himmel hin,
Tur-Sinai 1954:«Ewiger, Herr uns! / Wie machtvoll ist dein Name auf der ganzen Erde, / wo deines Glanzes Preis zum Himmel steigt /
Luther 1545 (Original):HERR vnser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, Da man dir dancket im Himel.
Luther 1545 (hochdeutsch):HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir danket im Himmel!
NeÜ 2021:(2) Jahwe, du unser Herr, / wie herrlich ist dein Name überall auf der Welt! / Über den Himmel breitest du deine Hoheit aus,
Jantzen/Jettel 2016:Jahweh, unser Herr, wie ehrenhaft 1) ist dein Name auf der ganzen Erde, der du ausbreitest deine Majestät über die Himmel! 2) a)
1) o.: majestätisch; so a. V. 10
2) Da das Verb im Imperativ steht, könnte man auch übersetzen: „[von dem es hieß]: Lege deine Majestät auf die Himmel.“
a) Psalm 57,6; 113, 4; 148, 13; Jesaja 6,3; Habakuk 2,14
English Standard Version 2001:O LORD, our Lord, how majestic is your name in all the earth! You have set your glory above the heavens.
King James Version 1611:O LORD our Lord, how excellent [is] thy name in all the earth! who hast set thy glory above the heavens.

Kommentar:
John MacArthur Studienbibel:8, 1: Anfang und Ende dieses Psalms weisen darauf hin, dass er eigentlich ein Loblied ist. Doch ein beträchtlicher Teil weist ihn als so genannten Naturpsalm aus, d.h. als einen Psalm über die Schöpfung. Außerdem gilt ein Hauptaugenmerk der Würde des Menschen. Durch dieses Ausdrucksmittel wird das wichtige Thema adamitischer Theologie angesprochen, sodass dieser Psalm letztlich zur wichtigen Verbindung passt zwischen dem »Einen«, dem letzten Adam, d.h. Christus, und den »Vielen« (vgl. Hebräer 2,6-8). Vom Aufbau her gesehen ist der vor Lobpreis strotzende Anfang und das ebensolche Ende von Psalm 8 angetrieben von Davids Betrachtung zweier völlig gegensätzlicher Paare. I. Einleitender Lobpreis (8, 2) II. Zwei völlig gegensätzliche Paare (8, 3-9) A. Zwischen der Natur von »Säuglingen« und Untreuen (8, 3) B. Zwischen passiver allgemeiner Offenbarung und aktiver besonderer Offenbarung (8, 4-9) III. Abschließender Lobpreis (8, 10) 8, 1 In diesem Titel wird ein weiteres Instrument erwähnt, wahrscheinlich eine gitarrenähnliche Harfe, die mit der philistäischen Stadt Gat in Verbindung gebracht wird.