1.Petrus 5,10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.

Der Ring schließt sich. Das ist das „Thema“ des ganzen Briefes, mit dem er begonnen, unter dem er geschrieben ist und mit dem er jetzt schliessen wird: der Gott aller Gnade. Wer Gott sagt, der sagt: alle Gnade, ganze Gnade Wie wenig verstehen wir oft, was Gnade ist, und wie groß die Gnade Gottes ist. Gnade setzt voraus, dass wir Sünder sind. Wenn wir keine Sünder wären, dann hätten wir nicht Gnade nötig, sondern Gerechtigkeit.
Der euch berufen hat macht deutlich: das neue Leben beginnt nicht mit dem Tun des Menschen, sondern mit Gottes Berufung. Die Berufung aber zielt hin auf unser Teilhaben an seiner ewigen Herrlichkeit. „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was in keines Menschen Herz gekommen ist“, das „hat Gott bereitet denen, die ihn lieben“ (1 Ko 2, 9).
Petrus liefert eine präzise Beschreibung dieses irdischen Heiligungsprozesses durch Gott anhand von vier nahezu synonymen Begriffen: aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. All diese Worte beinhalten Stärke und Festigkeit, die Gott allen Gläubigen im geistlichen Kampf geben will (1Kor 15,58; 16,13; Eph 6,10; 2Tim 2,1).
„Herrlichkeit“ ist also nicht nur, nicht einmal primär unser individuelles Glück, sondern endgültige Heilung einer abgespaltenen Welt.
Gott selbst ist nicht Zuschauer oder Schiedsrichter im Kampf der Christen, sondern Bundesgenosse und machtvoller Helfer im Streit. Er bleibt auch inmitten des Kampfes „der Gott aller Gnade“. So wie am Anfang des Christenweges Gottes wirksamer Anruf stand, so ist von Anfang an das Ziel dieses Weges im Auge, das dieses innerzeitliche Zwischenstadium („kurze Zeit“, vgl. 1,6) der Leiden übergreift. Gott aber wird auch auf diesem Wege selbst den Bedrängten zu Hilfe kommen und ihnen Kraft verleihen.

1.Petrus 5,9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.

Bisher war immer die Rede von Konflikten der Christen mit Menschen die immer auch unter missionarischem Aspekt gesehen wurden; hier ist dagegen die Rede vom Feind schlechthin. Eine derartig scharfe Konfrontation wie im V 9a760 (vgl. Jak 4,7) war bisher im Brief noch nicht gezeichnet worden. Den konkreten Widersachern, den Nichtchristen nämlich, sollten die Christen nach allen brieflichen Anweisungen mit der „Waffe“ (4,1) eines überzeugend guten Lebens und der Leidensbereitschaft begegnen. Hier ist dagegen von Widerstand und Härte die Rede.
„Widersteht“ bedeutet „entgegentreten“, „widersetzen“. Dem Teufel widersteht man nicht durch bestimmte Formeln oder durch Worte, die gegen ihn oder seine Dämonen gerichtet sind, sondern indem man fest im christlichen Glauben bleibt. Das bedeutet, dauerhaft in Übereinstimmung mit der Wahrheit des Wortes Gottes zu leben. Wenn der Gläubige die gesunde Lehre kennt und der Wahrheit Gottes gehorcht, widersteht er damit dem Satan (vgl. Eph 6,17).
Petrus beendet diesen Abschnitt mit einer Zusicherung an seine Leser, die ihre vielen Verfolgungen, Leiden und Prüfungen demütig, gehorsam, wachsam und mutig durchstanden, aber darin nicht allein waren. Er erinnerte sie daran, dass sich die gleichen Leiden erfüllen an ihrer Bruderschaft, die in der Welt ist. Gläubige an anderen Orten konnten mit ihnen mitfühlen, weil jeder Teil der christlichen Gemeinschaft die Angriffe des Feindes erfahren hat oder noch erfahren wird (vgl. Hebr 13,3).
Hier ist die Kirche nicht die „Herde Gottes“, auch nicht das „Haus Gottes“ und nicht der „Leib Christi“, sondern die „Gemeinschaft der Brüder“. Von Anfang an hatten die Christen den Brauch, sich untereinander „Bruder“ und „Schwester“ zu nennen.
Lassen Sie sich nicht von Ihrem eigenen Selbstvertrauen oder irgendeiner mittelalterlichen Karikatur eines koboldhaften Teufels in die Irre führen. Unser Feind ist ein Mörder, und außer Jesus Christus ist ihm keiner gewachsen. Wir können ihn zwar verabscheuen, aber wir tun gut daran, ihn wie alle lebensgefährlichen Feinde zu respektieren und auf Distanz zu gehen. Hier wütet ein Krieg!

Das ist Gott!

 

41OxMk+mBZL._SL110_.jpg DIE ZEIT hat einen Auszug aus dem Buch Die Verteidigung des Menschen: Warum Gott gebraucht wird von Jan Roß abgedruckt. Bezeichnenderweise spürt man dem Text ab, dass er nicht von einem Theologen, sondern von einem klassischen Philologen geschrieben wurde. Roß nimmt den „Befund“ und die Radikalität der Kreuzesbotschaft ernst. Für viele Verteidiger des Kruzifixes und Theologen ist das Kreuz dagegen nicht mehr als ein Kultursymbol.

Hier ein Zitat aus dem „Anti-Nietzsche“:

Der gekreuzigte Christus steht für einen Alternativentwurf. Die Gegner des Christentums halten das für eine Perversion. In ihren Augen ist das Kreuz ein Symbol des Masochismus. Die ganze Kritik am Christentum als einer welt- und sinnenfeindlichen Veranstaltung, sexuell verklemmt und in dunklen Katakomben zu Hause, hat ihr Zentrum in der Empörung über das Kreuz. Das Hässliche auf Kosten des Schönen zu verherrlichen, das Schwache lieber als das Starke, das Nein statt des Ja, das hat nur das Christentum gewagt.

Das Kreuz, eine Perversion? Eine Werteumkehr bedeutet es in der Tat. Es stellt die Werte des Erfolgsmenschentums infrage, und wenn solche Werte »natürlich« sind, dann ist das Christentum »unnatürlich«. Nur ist dieses Unnatürliche zugleich das Humane; es ist der diametrale Gegensatz zum Recht des Stärkeren und zur Tyrannei der Normalität. »Was ihr dem geringsten unter meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan«, erklärt Jesus seinen Jüngern, als er ihnen die Idee der Nächstenliebe beibringt. Selbst Kirchenfeinde bestreiten nicht, dass das Christentum eine Geschichte der Güte und Menschlichkeit hat, des Engagements für die Bedürftigen. Man muss sich allerdings klarmachen, dass dahinter mehr als nur eine Moral steht.

Mehr: Gottesbuch-Abdruck.pdf.

VD: CF

Kant und die Theologie (Teil 2)

Im Oktober 2012 kam es in der chilenischen Presse zu einem Schlagabtausch zwischen dem Kantianer Pfarrer Richard Wagner und dem Philosophieprofessor Daniel von Wachter. Ich geben den Disput in zwei Teilen mit freundlicher Genehmigung wieder. Hier die Replik von Daniel von Wachter auf den Beitrag von Richard Wagner:
Die Anti-Vernünftigkeit Kants und die Umdeutung des Gottesbegriffs
Herr Wagner trägt in diesem Artikel eine Lehre Immanuel Kants und die Auffassung vor, man könne durch das Universum keine Erkenntnis über Gott gewinnen. Das folgende ist eine Gegendarstellung.
Aufklärung
Herr Wagner stellt seine Position als die „aufgeklärte“ dar, welche bedauerlicher- und seltsamerweise „immer noch“ nicht alle angenommen hätten, was entweder ein Mangel an Kenntnis dieser Position oder ein Mangel an Vernunft sein müsse. Das ist die Rhetorik derjenigen Bewegung des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich in aller Bescheidenheit „Die Aufklärung“ und ihre Gegner als die Abergläubischen, Unvernünftigen und Dogmatischen dargestellt haben. Es ist normal zu glauben, daß man selbst recht hat und die anderen irren – das liegt in der Natur einer Überzeugung. Aber die bloße Behauptung, die Vernunft gepachtet zu haben, sollte keinen vernünftigen Menschen überzeugen. Es kommt auf die Argumente, die Begründungen an, und bei jenen Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts sind die Begründungen ebenso dünn wie die Behauptungen der eigenen Aufgeklärtheit laut. Die Rhetorik des Man-kann-heute-nicht-mehr-X-glauben oder des Wir-haben-das-Mittelalter-überwunden will, ohne sich die Mühe des Begründens zu machen, den Eindruck erwecken und darauf hinwirken, daß der Glaube an den Schöpfergott, an Wunder, an die Existenz der Seele, an die Willensfreiheit und an objektive Moral aussterben werde. Doch das werden sie ebensowenig wie die materialistischen Gegenpositionen aussterben werden. Es bleibt die Aufgabe eines jeden Menschen, nach der Wahrheit zu suchen.
Immanuel Kant
Herr Wagner glaubt an die Lehren Immanuel Kants und meint zudem, diese müßten jeden Vernünftigen überzeugen. Dazu muß sich jeder selbst ein Urteil bilden. Doch es ist keineswegs so, wie Theologen manchmal meinen, daß man „seit Kant“ dieses oder jenes nicht mehr glauben könne. Es kommt in der Philosophie selten oder nie vor, daß eine Position unhaltbar wird und ausstirbt. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, daß in der Philosophie auch starke irrationale Beweggründe wirken.
Zur Auflockerung sei meine Einschätzung Kants genannt, mit der ich nicht allein stehe, und wenn ich es täte, wäre sie deshalb noch lange nicht falsch: Kant litt unter einem neurotischen Sicherheitsbedürfnis. Er wollte keine Metaphysik dulden, welche Gründe und Wahrscheinlichkeiten abwägt. „Ich verbitte mir das Spielwerk von Wahrscheinlichkeit und Mutmaßung“, schrieb er. In der Metaphysik dürfe es um nichts weniger denn „apodiktische Gewißheit“ gehen. Die Existenz von vom Menschen unabhängigen Gegenständen war ihm deshalb unerträglich. Daher machte er seine pubertäre „kopernikanische Wende“ und sagte, nicht unser Denken richte sich nach den Gegenständen, sondern die Gegenstände richten sich nach unserem Denken. Wir erschaffen die Gegenstände. Das ist ein Musterbeispiel von Irrationalität, denn der vernünftige Mensch hält seine Wahrnehmungserlebnisse, seine Eindrücke weder für unfehlbar, noch verwirft er sie völlig, geschweige denn, daß er glaubt, die Gegenstände hingen von ihm ab. Passend zu seiner Irrationalität hat Kant in die deutsche Philosophie den dunklen, unklaren Stil eingeführt, der manchen zwar beeindruckt, aber das wissenschaftliche Niveau senkt.
Können wir durch das Universum Erkenntnis über Gott gewinnen?
Herr Wagner nennt die Überlegungen über Gott als Ursache des Universums „rührend-naiv“. In wenigen Zeilen will er – an entsprechende Behauptungen im Werke Kants angelehnt – zeigen, daß gleichermaßen schlüssige Gedankengänge über die letzte Ursache zu widersprüchlichen Ergebnissen führen. Das soll zeigen, daß wir durch solches Denken keine Erkenntnis über Gott gewinnen können.
Doch wie schon unzählige Kritiker Kants dargelegt haben, sind die genannten Gedankengänge keineswegs schlüssig. Kaum ein Philosoph sagt, alles müsse eine Ursache haben. Die Frage ist, ob das Universum eine Ursache hat, nämlich Gott. Entweder das Universum (in seiner gesamten zeitlichen Ausdehnung) oder Gott hat keine Ursache. Die Diskussion über diese Themen ist heute ausführlicher und gründlicher denn je. Da gibt es viele Positionen, aber wenn man da in seiner Position einen Widerspruch hat, muß man halt etwas an der Position ändern. Unvermeidliche Widersprüche gibt es da keine.
Herr Wagner trägt die Kantische These vor, Kausalität sei nichts in der Welt, sondern eine Weise, wie wir unsere Erfahrungen ordnen. Das glaube wer will, doch fragen Sie sich bitte, was vernünftiger ist: zu glauben, daß es eine unabhängig von unserem Denken bestehende Tatsache ist, daß das Erdbeben das Herunterfallen der Autobahnbrücke des Vespucio Norte verursacht habe, oder daß diese Verursachung nur etwas in unserem Kopf sei. Um Kants Lehren zu beurteilen muß man so direkt und einfach fragen: Ist es vernünftig, das zu glauben? Hier kommt der im Titel von Wagners Artikel genannte Kaiser ins Spiel: die Frage ist, ob der Kaiser nackt und Kant und die Kantianer unvernünftig sind.
Der Schöpfer
Herr Wagner will – Autoren wie Schleiermacher und Bultmann folgend – die Aussage „Gott ist der Schöpfer des Universums“ uminterpretieren in eine Aussage über Wert, Sinn oder Gefühl. Er behauptet wohl, daß sie nichts über eine Ursache des Universums sage, daß sie sich durch keine Beobachtungen des Universums belegen lasse. Damit wendet er sich gegen alle Überlegungen dazu, daß die Lebewesen, unser Körper oder andere Aspekte des Universums Hinweise auf Gott gäben. Doch zu sagen, die Aussage „Gott ist der Schöpfer des Universums“ sei eine Aussage nur über Sinn und Gefühl, ist so absurd und verwirrend wie zu sagen, die Aussage „Die Ampel ist rot“ bedeute in Wirklichkeit: „Ich will nicht mehr weiterfahren.“ Es ist offensichtlich falsch, d.h. es widerspricht den normalen Regeln der Sprache. Nach den normalen Regeln der Sprache bedeutet „Gott ist der Schöpfer des Universums“ das, was der normale Nicht-Theologe darunter versteht: Daß Gott das Universum erschaffen hat und es erhält. Theologen machen seit zwei Jahrhunderten diese Sinnveränderungsverrenkungen, weil sie nicht direkt und klar sagen wollen, was sie meinen, z.B. daß es nicht wahr sei, daß Gott der Schöpfer des Universums sei.
Die Frage ist, ob es einen Gott gibt. Wenn es ihn gibt, ist er der Schöpfer und Erhalter des Universums. Christliche Philosophen haben seit eh und je gründlich und auf dem jeweiligen Stand der Naturwissenschaft dargelegt, daß vieles im Universum, etwa der Menschliche Körper oder der Urknall für die Existenz Gottes spricht. Es sind Indizien für die Existenz Gottes. Das heißt, daß die Annahme der Existenz Gottes diese Dinge erklärt und es weniger wahrscheinlich ist, daß sie von niemandem geschaffen wurden.
Wagners Aussage, wir hätten „keine allgemein überzeugende philosophische Metaphysik“ und Kant habe die vergangene Metaphysik „zertrümmert“ ist, läßt Kants neurotisches Sicherheitsbedürfnis durchscheinen: Natürlich haben wir keine metaphysische Auffassung, die von allen – z.B. sowohl von mir als auch Herrn Wagner – angenommen wird, aber wir haben heute gründliche philosophische Untersuchungen der Indizien für und gegen die Existenz Gottes. Wer das nachprüfen möchte, sehe sich einmal die Sparte „Metaphysics“ auf philpapers.org an. Kant und Herrn Wagner ist das zu wenig „allgemein überzeugend“ und nennt den Streit deshalb einen „aussichtslosen Streit um des Kaisers Bart“. Zeigte die Metaphysik „allgemein überzeugend“, ob es einen Gott gibt, gäbe es dazu weder im Mercurio noch in der Philosophie Diskussionen. Alle Irrationalität würde überwunden. Herr Wagner bräuchte keine Artikel mehr schreiben, und ich auch nicht. Die Menschen müßten nicht mehr mit der Gottesfrage und dem Sinn ihres Lebens ringen. Wenn es einen Gott gibt, wäre das nicht in seinem Sinne, denn wir hätten dann keine Freiheit, ihn und das Evangelium anzunehmen oder abzulehnen, ihn zu lieben oder nicht. Die Existenz Gottes und die Wahrheit des Evangeliums sind nicht zuletzt durch die von Herrn Wagner als aussichtslos bezeichneten Überlegungen (ich empfehle, sie durch das Lesen des Buches „Gibt es einen Gott?“ des Oxforder Philosophen und Theologen Richard Swinburne zu vertiefen) hinreichend gewiß, so daß wir gerufen sind, Vergebung durch Christi Tod zu erflehen und Gott unser Leben zu verschreiben. Aber sie sind nicht so offensichtlich, daß wir nicht die Freiheit hätten, das Evangelium abzulehnen. Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter

Kant und die Theologie (Teil 1)

Kant und die Theologie (Teil 1)
Im Oktober 2012 kam es in der chilenischen Presse zu einem Schlagabtausch zwischen dem Kantianer Pfarrer Richard Wagner und dem Philosophieprofessor Daniel von Wachter. Ich geben den Disput mit freundlicher Genehmigung in zwei Teilen wieder. Zunächst der Beitrag von Richard Wagner:
Ein Streit um Kaisers Bart
Eine Leserbriefpolemik über den Ursprung des Lebens rauschte über längere Zeit durch den Blätterwald des Mercurio, wobei antik-mittelalterlich, also im Perfekt und Plusquamperfekt argumentiert wurde. Die Aufklärung und ihre Krönung und Überwindung durch Kant hat unsere Breiten offensichtlich immer noch nicht erreicht. Ein Versuch meinerseits die Freund-Feind-Positionen (Thomismus und Gegenpositionen) zu überschreiten, hatten bei dieser Zeitung und ihrer weltanschaulich-kirchlichen Festlegung verständlicherweise keine Chance, Gehör zu finden. Weiterlesen

Goethe und Schiller sind tot

Der Schriftsteller Martin Walser wurde von dem Online-Magazin „The Euro-pean“ zu Jesus Christus befragt. Auf die Frage, was für ihn Jesus Christus bedeute, antwortet Walser: „Wenn Sie gestatten, kann ich darauf eigentlich nicht antworten. Er ist einfach so viel, in jedem Alter etwas anderes. Ich kann nicht sagen, was er für mich ist. Daran, dass er die größte Herausforderung in unserer erlebbaren Geschichte ist, kann kein Zweifel sein.“
Der suchende und fragende Zeitgenosse Walser kann sich zwar nicht zum Glauben an Jesus Christus bekennen, jedoch spürt er etwas von der bleibenden Herausforderung seiner Person. Mit Personen wie Schiller oder Goethe kann man sich auseinandersetzen. Es dient unserer Bildung, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen. An den Geistesgrößen der Menschheitsgeschichte kann man Interesse finden. Mitunter können sie einen sogar faszinieren. Anders ist es bei Jesus. Jesus ist nicht nur eine Person der Vergangenheit. Er ist nicht allein eine faszinierende Gestalt, die man in die menschliche Geschichte einordnen kann. Er ist vielmehr ihr Herr. Er ist ihr Anfang und ihr Ende. Goethe und Schiller sind tot. Jesus aber lebt. Darum kommen wir an ihm nicht vorbei. Aus diesem Grund stellt er für jeden eine bleibende Herausforderung dar. TO 4/2012

Freizeit ist langweilig!?

Die meisten Menschen hoffen und leben auf das Wochenende hin, denn da haben sie Zeit für Dinge, die sonst auf der Strecke bleiben. Auch am Abend, nach getaner Arbeit, freuen sich viele darauf, endlich frei entscheiden und tun zu können, was sie „wirklich“ wollen.
Wer ganz in seinem Beruf aufgeht, erlebt das schon den ganzen Tag. Für denjenigen hätte die Freizeit wohl ehe r einen therapeutischen Wert; einmal etwas ganz anderes zu machen, sich zu bewegen, statt zu sitzen, intensiv nachzudenken statt körperlich tätig zu sein – zum Beispiel.
Freizeit kann und muss man wahrscheinlich immer von zwei Seiten aus betrachten. Freizeit ist immer eine freie Zeit von etwas und für etwas. Einfach nur Freizeit ist häufig Langeweile, Qual oder gar Strafe, wie bei dem staatlichen Freiheitsentzug (Gefängnis). Man hat Freizeit, aber im Übermaß. „Freizeit“ meint zumeist „frei von äußeren Verpflichtungen“, von fremden Erwartungen, von Anspannung, von finanziellen Erwägungen. Freizeit meint aber auch frei für Entspannung, Abenteuer, Gemeinschaft, Arbeiten oder Nachdenken in berufsfremden Bereichen. Freizeit wird nur dann ersehnt, wenn sie irgendetwas beinhaltet, das positiv gewertet wird, was einen subjektiv bereichert.
Freizeit kann auch zum Stress werden, wenn man die Zeit zu eng verplant, sich einem eigenen Erfolgsdruck unterwirft, oder dem was „Freude“ cool finden. Dann geht es auch in der Freizeit mehr darum, Erwartungen zu entsprechen, auf die Art und Weise lustig zu sein, die in meinem Milieu gerade angesagt ist oder das zu tun was „man“ eben so in der Freizeit tut – möglichst in der „richtigen“ Kleidung und mit allen anderen „richtigen“ Accessoires. Die eigentlich erstrebte Freizeit und Freiheit wird doch wieder zur gesellschaftlich und kulturell genormten Unfreiheit – manchmal auch ohne es zu merken. Man funktioniert eben, so wie im Beruf, nur in einem anderen Zusammenhang mit anderen Regeln, die aber genau so starr ein können.
Für den Christen ist Freizeit auch Freizeit mit Gott. Gott ist nicht nur relevant im Beruf und während der „religiösen Pflichten“ in der Gemeinde, sonder auch in der Freizeit, die zwischenzeitlich für viele Menschen einen großen Teil ihres Tages ausfüllt. Echte Freizeit und Freiheit kann tatsächlich besonders intensiv in der freien und ungenormten Begegnung mit Gott geschehen. Das schafft Ausgleich, gibt Ruhe und Orientierung. https://www.facebook.com/michael.kotsch.9

1.Petrus 5,8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.

Wem die Sorgen den Kopf verdrehen, der verliert den nüchternen Blick. Es gibt geradezu einen Sorgenrausch. Die Mahnung »seid nüchtern und wacht« ruft zum klaren Durchblick für die Situation. Das Wort „nüchtern “ kommt außerdem noch in Kap 1,13; 4,7; 1Thes 5,6.8 und 2Tim 4,5 vor.
„Wacht“ bedeutet von der Wortwurzel her eigentlich „seid aufgeweckt“. Hier steht dasselbe Wort, das im NT für die Auferweckung Jesu Christi verwendet wird.
Der Teufel wird hier doppelt gekennzeichnet: Er ist der „Widersacher“ der Christen. Dieses Wort stammt im Griechischen aus der Gerichtssprache und meint den Gegner vor Gericht, den Ankläger.
Das Bild vom brüllenden Löwen stammt aus dem Alten Testament (Ps 7,3; 10,9-10; 17,12; 22,14- 22; 35,17; 58,7; 104,21; Hes 22,25) und stellt die Grausamkeit dieses Jägers bei der Verfolgung seiner Beute dar. Verschlingen bedeutet im wörtlichen Sinn »herunterschlucken « und betont sein eigentliches Ziel: Er will nicht bloß verwunden, sondern vernichten. Die erste von Petrus angeführte Schutzmaßnahme gegen die Strategien des Teufels ist einfach und direkt: Wacht!
Dieser schreckliche Feind geht umher, und sucht, wen er verschlinge! Das Wort „suchend“ weist auf Verlangen, Versuchen und Absicht hin (Sach 3,13; Offb 12,1011).
Mit dem „Teufel“ haben wir heute Mühe. Das Bild vom „brüllenden Löwen“ (Ps. 22,14; vgl. 2. Tim. 4,17;.) ist uns so suspekt wie das vom gehörnten und geschwänzten Ungeheuer. Und doch fasziniert es offenbar. Jedenfalls wird es nicht mehr zur Abschreckung verwendet wie in mittelalterlichen Kathedralen, wohl aber zur Anlockung von Käufern von Modeartikeln bis zu Musik-Disketten. Im Text ist wesentlich, dass der Teufel grundlegend als „Gegner“ gesehen wird. Das ernst zu nehmen zeugt von einer «nüchternen» und «aufgewachten» Haltung (dazu vgl. zu 1,13). Zu solcher Sachlichkeit, die weder verharmlost noch sich schockieren lässt, ruft der Text, nicht zu Diskussionen, ob der Teufel personhafte Macht ist wie Gott oder die Engel oder nur die Summe alles Schlechten in der Welt oder des Bösen in uns selbst. Darum wird auch nicht im Einzelnen beschrieben, wo und wie sich dieses Wirken des Teufels zeigt. So gilt, was der Text sagt, heute wie damals.