Eiferer für den Herrn

Die Zeloten (wörtl. „Eiferer“) bildeten eine einflussreiche Gruppe im Judentum zur Zeit Jesu. Es handelte sich um eine Befreiungsbewegung, die sich speziell gegen die römische Verwaltung in Judäa richtete. Judas, der Galiläer (Apg. 5,37), zum Beispiel hielt es für frevelhaft, außer Gott auch noch einem Sterblichen als Herrscher zu huldigen. Darum weigerte er sich, die römische Kopfsteuer zu entrichten. Zeloten sind, kurz gesagt, „Eiferer, die die Ehre Gottes ohne Rücksicht auf Freunde, Verwandte und das eigene Leben notfalls mit dem Schwert verteidigen“ (Otto Betz). Im Laufe der Zeit richtete sich ihr Kampf in Terroranschlägen auch gegen die jüdische Landbevölkerung, soweit sie den Römern Getreide liefern musste. Während des jüdischen Krieges 66-70 n.Chr. waren die Zeloten in verschiedene Gruppen zersplittert, deren Anführer sich in Jerusalem während der Belagerung verlustreich bekämpften. Jesus hatte einen in seinen Jüngerkreis berufen, der aus dem Umfeld der Zeloten kam: Simon, den Kanaanäer (Mk 3,18 = Lk 6,15). Simon, der Zelot und Matthäus, der Zolleinnehmer – und beide hören auf die Worte Jesu?! Subjektiv meinte es jeder Zelot völlig ehrlich: Es ging ihm um Gottes Ehre und die Gültigkeit seines Gesetzes. Und doch lässt der Zelot Gott nicht Gott sein: Er selbst will hier und heute schon das Böse und die Bösen ausrotten. Er selbst will entscheiden, wer dazu gehört und wer nicht. Und jeder Zelot hat vor einem Überfall fleißig gebetet. Jesu Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen bürstet jeden falschen Eifer gegen den Strich, indem er uns daran erinnert, dass nur einer in der Lage und auch bevollmächtigt ist, letztgültig zu urteilen. Dass in jeder Art von Zelotismus „die Anderen“ die Bösen sind, weist auf einen zweiten blinden Fleck hin. Der Zelot sieht nicht den „Balken im eigenen Auge“. Er bekämpft das Böse nicht im eigenen Herzen. An dieser Gespaltenheit geht er zugrunde. Dieses Muster ist zu allen Zeiten wiedergekehrt: im Judentum, im Islam und auch in der christlichen Geschichte.
Dr. Manfred Dreytza Pastor und Leiter des Krelinger Studienzentrums Stichwort
http://www.grz-krelingen.de/upload/KB.pdf