AN MEINE MUTTER B. HEINE, GEBORENE V. GELDERN

Im tollen Wahn hatt ich
dich einst verlassen,
ich wollte gehn die
ganze Welt zu Ende,
und wollte sehn, ob
ich die Liebe fände, um
liebevoll die Liebe zu
umfassen.
Die Liebe suchte ich auf
allen Gassen,
vor jeder Türe streckt ich
aus die Hände,
und bettelte um g’ringe
Liebesspende.
Doch lachend gab man
mir nur kaltes Hassen.
Und immer irrte ich nach
Liebe, immer nach Liebe,
doch die Liebe fand ich
nimmer,
und kehrte um nach Hause,
krank und trübe.
Doch da bist du
entgegen mir gekommen,
und ach! was da in
deinem Aug‘ geschwommen,
das war die süße
langgesuchte Liebe.
* * * * * * *
Heinrich Heine, Buch der Lieder, 1827, Sonette,

Am 25. April 1719, also vor genau 300 Jahren, erschien »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe.

Am 25. April 1719, also vor genau 300 Jahren, erschien »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe. Der »erste englische Roman« war so erfolgreich, dass im ersten Jahr vier Auflagen erschienen. Das Werk gehört zu den größten Bucherfolgen der Weltliteratur.
Der Inhalt des Romans ist allgemein bekannt: Robinson wird als Schiffbrüchiger auf eine unbewohnte Insel verschlagen und kämpft 28 Jahre lang ums Überleben.
Daniel Defoe war ein frommer Mann reformierten Glaubens. Sein wichtigstes Anliegen war nicht die Unterhaltung seiner Leser, sondern die Unterweisung im christlichen Glauben und die Verehrung Gottes, wie er im Vorwort betont. Die Geschichte Robinsons ist eine bildliche Darstellung des Weges in die Gottesferne und der gnädigen göttlichen Rettung.
Nachdem der Romanheld sich bewusst von Gott abgewandt hatte, fand er sich in einer hoffnungslosen Situation wieder – vereinsamt, krank und ohne Hilfe: »Ich bin in die Hand der göttlichen Gerechtigkeit gefallen, und niemand ist da, mir zu helfen und mich zu hören. … Dann rief ich aus: »Herr, sei meine Zuflucht, denn ich bin in großen Not.« Er sagt dann weiter: »Das war das erste Gebet, wenn man es so nennen kann, das ich seit vielen Jahren sprach.« Indessen wurde ihm bewusst, dass die einsame Insel nicht das größte Problem war: »Jetzt blickte ich auf mein voriges Leben mit solchem Grauen zurück, und meine Sünden schienen so grässlich, dass meine Seele nichts von Gott erflehte als nur die Erlösung von der Last der Schuld, die mich ganz zu Boden drückte.« Seine scheinbare Ausweglosigkeit trug dazu bei, Gottes Gnade zu finden und »Gott dafür zu danken, dass er mich an diesen Ort gebracht hat«.
Gerrit Alberts
Ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen. Psalm 139, 9-10
https://www.soulsaver.de/blog/am-25-april-1719-also-vor-genau-300-jahren-erschien-robinson-crusoe-von-daniel-defoe-2/

Überblick über die Gottesbeweise

1. Der kosmologische Gottesbeweis

a) der kinetische Beweis

In der Welt gibt es Bewegtes; es muss einen ersten Beweger geben (primum movens)

b) der Kausalbeweis

Alles, was ist, wird verursacht; es muss einen ersten Verursacher geben, eine erste Ursache (prima causa), die von nichts anderem verursacht ist.

c) der Kontingenzbeweis

Es gibt Zufälliges (Nicht-Notwendiges) und Notwendiges. Es muss ein notwendiges Sein geben, das das Nicht-Notwendige (z.B. die Welt) aus sich heraussetzt.

2. Der henologische Gottesbeweis

(von to hen [griechisch] = das Eine)

Es gibt verschiedene „Seinsstufen“ (Seinspyramide)

Dieser Gottesbeweis geht von der aristotelischen Seinsmetaphysik aus, die Thomas von Aquin für die christliche Theologie fruchtbar machte.

Es muss ein Maximum an Seinsqualität“ geben die Spitze der Seinspyramide liegt im Nebel.

3. Der teleologische Gottesbeweis

(von to telos [griechisch] = des Ziel, die Vollkommenheit)

Weil es in der Welt „Ordnung“ gibt, muss es einen „Ordner“ geben.

4. Der moralische Gottesbeweis

Weil es überall so etwas wie ein Gewissen und ein Sittengesetz gibt, muss es etwas Vollkommenes geben, von dem dies ausgeht.

Immanuel Kant (1724-1804) hat in der Aufklärungszeit allein diesen Gottesbeweis gelten lassen. Gott als sog. Postulat der praktischen Vernunft (Kritik der praktischen Vernunft, 1788).

5. Der ethnologische Gottesbeweis

(von ta ethne [griechisch] = die Völker)

(auch als Gottesbeweis „e consensu gentium“ = aus der Übereinstimmung der Völker bekannt)

Weil es in allen Völkern religiöse Verehrung und Religion gibt (eine Ahnung von etwas Höherem), deshalb muss es denjenigen geben, der den Menschen dieses religiöse Bewusstsein eingepflanzt hat. Die prinzipielle Religiosität zeigt, dass alle Menschen auf Gott hin angelegt sind.

(vgl. z.B. N. Berdjajew: „Der Mensch ist unheilbar religiös“)

6. Der eudämonologische Gottesbeweis

(von he eudaimonia [griechisch] = Glück, Glückseligkeit)

Eine Ahnung von Glück und Vollkommenheit ist überall und jederzeit vorhanden. Diese Ahnung ist ein Zeichen dafür, dass der Mensch auf Gott hin angelegt ist und letztlich Gott sucht (als letzten Inbegriff von Vollkommenheit und Glück).

7. Der ontologische Gottesbeweis

(von ho on [griechisch] = das Sein)

Dieser Beweis geht von einer sprachphilosophischen Voraussetzung aus: Sprache und Wirklichkeit entsprechen einander. Sprache weist immer auf eine entsprechende Wirklichkeit, auf entsprechendes Sein hin (Realismus). Weil es für die Wirklichkeit Gottes und für Gott eine Sprache bzw. ein Wort gibt, muss es auch das entsprechende Sein, also Gott geben.

(Anselm von Canterbury, 1033-1109)
Alois Böck

Und das sollen Lügen sein?

Alisa Childers, die wir von dem starken Buch „ANKERN – Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern“[1] kennen, hat ein neues, wie ich finde, ziemlich aufregendes Buch vorgelegt: „LEB DEINE WAHRHEIT und andere Lügen – Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben“.[2]

Welche „Wahrheiten“ entlarvt sie als Lügen? Ich nenne einfach die Slogans, die Alisa Childers als Kapitelüberschriften setzt: „Leb deine Wahrheit!“ „Du bist genug.“ „Du sollst dich an die erste Stelle setzen.“ „Authentizität ist alles.“ „Du lebst nur einmal.“ „Gott möchte nur, dass du glücklich bist.“ „Du sollst nicht urteilen!“ „Du bist dein eigener Herr.“ „Nur die Liebe zählt.“ „Frauenpower ist die Power.“

Habe ich richtig vermutet? Der Blutdruck steigt, wenn man die Sätze liest und sofort mitdenken soll: Und das sollen Lügen sein?

„Diese netten, kleinen Lügen sind plakative Behauptungen, die gut, zuverlässig, optimistisch und konstruktiv klingen.“ „Manchmal sind sie fast komplett wahr. Aber dieses eine kleine Stückchen, das fehlt und damit die Bedeutung verdreht – ist das Zünglein an der Waage.“(9) Die Autorin ist „überzeugt: Sich auf solche Sprüche zu verlassen, kann unnötige Schmerzen und Verwirrung verursachen.“ (8)

Die Autorin schreibt sehr offen über ihre persönlichen Erfahrungen, auch über schmerzliche. Sie tut das geistreich, mit Witz und auch etwas Ironie. Man kann ja mal raten, welche der folgenden Worte den oben genannten Slogans schon in den Kapitelüberschriften zugeordnet sind: Flugzeuge, Hosen, Kobolde, Eis am Stiel, Armageddon, Cheerleader, New York, Moskitos, Besserwisseritis, Freunde, Jukebox, Vorurteile, Todesmarsch.

Worum geht es der Autorin? „Wir erkunden die ich-zentrierten, kulturellen Lügen, die uns nicht nur ängstlich, selbstbezogen und erschöpft machen, sondern dem widersprechen, wie Gott uns laut Bibel anweist zu leben.“ (217)

Auch für dieses Buch gilt, was ich über ihr früheres, immer noch sehr empfehlenswertes Buch ANKERN schrieb: „Das Buch verbindet persönliches Erleben mit durchdachter Theologie.“

Als Musikerin sind ihr Emotionen wichtig. Aber sie können nicht die Grundlage unseres Lebens und Glaubens sein. „Wenn wir die Wahrheit kennen, können unsere Emotionen den ihnen zustehenden Platz einnehmen.“ (219)

Sie begründet, warum sie die Bibel für die maßgebende Autorität für unser Leben hält. Und sie unterstreicht: „Als Christen müssen wir zulassen, dass unsere Wahrnehmung von Jesus durch die Heilige Schrift geleitet wird und nicht von Erfahrungen, mystischen Begegnungen und Träumen.“ (219) „Zu wissen, was wahres Christentum ist, bedeutet, den wahren Jesus zu kennen.“ (218) Mit Selbstverständlichkeit empfiehlt sie dann, die vier Evangelien zu lesen. „In der Geschichtswissenschaft werden Fakten, für die es mehrere eindeutige Zeugen gibt, als zuverlässig angesehen. Diese vier Bücher sagen uns alles, was wir über Jesus wissen müssen.“ (218)

Ich stimme ihr zu. Zugleich denke ich traurig daran, dass ich schon in meinem Theologiestudium hören musste, dass an den Evangelien eigentlich nichts historisch zuverlässig ist (so behaupteten die meisten der theologischen Lehrer) oder aber sehr vieles nicht (so andere). Selbst moderate Bibelwissenschaftler hielten und halten bis heute große Teile der Evangelien für sogenannte Gemeindebildung. Und da liegt bis heute der wunde Punkt. Wer die Bibel nicht liest, weil er kein Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Bibel hat, bastelt sich seine eigenwilligen Vorstellungen von Jesus und sucht dann Orientierung in den eigenen Gefühlen und den gängigen Slogans.

Alisa Childers trifft viele neuralgische Punkte, den schmerzlichsten wohl, als es um „die aktuelle gesellschaftliche Definition von Liebe“ geht. Sie zitiert: „Liebe kennt kein Aber. Wenn du mich verändern möchtest, liebst du mich nicht.“ (182) An der Begegnung zwischen Jesus und dem reichen jungen Mann (Markus 10) zeigt sie, wie die ausdrückliche Liebe Jesu zu diesem Mann die Zumutung der Veränderung enthält. Der wird sauer und geht weg. Hat Jesus ihn nicht wirklich geliebt?

Das Buch schließt mit dem Kapitel „Das Kreuz“.

„In einer Welt, welche die Botschaften, ‚Du bist genug‘, ‚Du bist perfekt, wie du bist‘ und ‚Folge deinem Herzen‘ feilbietet, kann sich die Vorstellung, dass ‚du ein Sünder bist, der einen Erretter braucht‘ wie ein Todesmarsch anfühlen. Denn in vieler Hinsicht ist es das auch.“ (226)

„Das Kreuz ist die Antwort auf jede Lüge, die mir sagt, dass ich alles, was ich brauche, in mir selbst finden kann.“ (227)

Das Wort vom Kreuz ist das entscheidende Schlusswort des Buches. Zuvor gibt, erläutert und begründet Alisa Childers drei Tipps, „wie man in einer Kultur, die dem Christentum konträr gegenübersteht, die Wahrheit des Evangeliums lebt“ (217):

  1. Erkenne die Wahrheit.
  2. Sei bereit, in kleinen Dingen zu leiden.
  3. Verpflichte dich der Wahrheit, komme, was wolle.

Ich hoffe, dieses Buch wird von vielen gelesen.

Alisa Childers, LEB DEINE WAHRHEIT und andere Lügen -Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben, Fontis-Verlag 2023, 240 Seiten, 19,90 Euro

Ulrich Parzany


[1] „ANKERN – Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern“, Fontis-Verlag Basel 1921, 304 Seiten, https://www.bibelundbekenntnis.de/apologetik/ankern-eine-verteidigung-der-biblischen-fundamente-in-postmodernen-gewaessern/,

[2] Fontis-Verlag 2023, 240 Seiten, 19,90 Euro
https://www.bibelundbekenntnis.de/allgemein/und-das-sollen-luegen-sein/

Die RAF hat euch lieb

Die RAF ist nicht tot, ihr Gedankengut lebt in der nächsten Generation weiter – passend dazu erscheint morgen die Neuauflage von Bettina Röhl und ihrem grandiosen Buch „Die RAF hat euch lieb“.

Während nach 30 Jahren die RAF Terroristin Klette gerade erst in Berlin (wo sonst?) festgenommen wurde und nach ihren weiteren Kumpanen gefahndet wird, liefen am Wochenende hunderte Linke durch Berlin, um sich mit den Mördern der RAF zu solidarisieren. Bis heute verfängt die Romantisierung der Verbrechen der linken Terroristen. Die öffentlich-rechtlichen Medien sprechen in ihren Meldungen ernsthaft von der „ehemaligen RAF-Terroristin Klette“, so als habe sie sich von ihren mörderschen Taten distanziert, dabei hat sie bis heute in ihrer Wohnung kriegstaugliche Waffen gehortet.

Ich schrieb bereits vor einer Weile eine Buchempfehlung für das Buch von Bettina Röhl, ich kann mich aus aktuellem Anlass der Neuerscheinung als Taschenbuch nur wiederholen: Lest dieses Buch. Unten meine Rezension:

Bettina Röhl räumt den Mythos Meinhof auf – Das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe und ich lese ständig wirklich gute Bücher. Bettina Röhl räumt in „Die RAF hat euch lieb“ ein für alle mal mit dem „Mythos“ Meinhof und RAF auf. Eine Monsterarbeit an Recherche lässt das Buch erahnen, unzählige Originalbriefe von Meinhof und die unbestechliche Erinnerungen zweier Kinder, in deren Wohnzimmer die RAF gegründet wurde, über ein Mutter, die in dieser Rolle unfassbar versagt hat und stattdessen Revolution spielte und ihre Kinder bereit war lieber in einem palästinensischen Waisenkamp verrotten zu lassen, als dass der Vater sie bekommt, und dazu eine messerscharfe Analyse der völlig aus dem Ruder gelaufenen 68er-Wohlstandskinder, die sich im Maoismus verloren und alle Massenmörder weltweit glorifizierten, die sie finden konnten, während sie mitten im Weltwirtschaftswunderland Deutschland das angebliche „Schweinesystem“ bekämpften, sich mit den Antisemiten der PLO zusammentaten und solche Arschlöcher wie Baader nicht mehr drauf hatten als ständig von Revolution, Drogen und Fotzen zu reden.So viele der damaligen Sympathisanten und Unterstützer sitzen heute fett im System und haben sich nie distanziert von den Morden und Exzessen. Ein Stück Zeitgeschichte, das ich jedem ans Herz legen will, der verstehen will, warum unser Staat und so viele Mandatsträger bis heute eine echte Beißhemmung gegenüber dem Linksextremismus und der Antifa haben. Der Grund ist einfach: Sie waren schon damals mit dabei, das Denken ist geblieben. Lest dieses Buch! Birgit Kelle

https://www.amazon.de/dp/3453606728…

Auf einem Felsen steht aufgerichtet das Kreuz (Caspar David Friedrich)

In den Weihnachtstagen des Jahres 1808 stellte der Maler Caspar David Friedrich in seinem Dresdner Atelier ein Gemälde aus. Es war ein Bild, das eigentlich für eine gräfliche Schloßkapelle bestimmt war, aber schließlich seinen Platz im Schlafzimmer des jungvermählten adeligen Ehepaares fand. Das Gemälde erregte sofort Aufsehen, rief glühende Begeisterung und schroffe Ablehnung hervor. Denn in seiner Art war es völlig neuartig. Es zeigte eine Landschaft, aber die Landschaft war religiös, gesehen mit den Augen romantischer Frömmigkeit. Das Bild, eines der bekanntesten der deutschen Romantik, zeigt ein Kreuz im Gebirge. Wegen seines ursprünglichen Bestimmungsortes, der Schloßkapelle in Tetschen, heißt es der „Tetschener Altar“. Ein Altarbild weder mit einer Christus- oder Heiligengestalt, sondern mit einer Landschaft samt Kruzifix, das war neu. „Es ist eine wahre Anmaßung, wenn die Landschaftsmalerei sich in die Kirche schleichen und auf Altäre kriechen will“, entrüstete sich ein zeitgenössischer Kunstkritiker. Es sei eine Anmaßung, von einem Stück Landschaftsmalerei zu verlangen, daß es den Menschen religiös rühre. Der Mensch, der zu Liebe, Dankbarkeit und Bewunderung gegen seinen Schöpfer bewegt werden wolle, der gehe in die freie Natur, auf die Berge oder in den Wald. Da überkomme ihn die Rührung, nicht aber vor einem Gemälde, das einen mit Tannen bestandenen Berg mit Gipfelkreuz im Abendrot zeige. Friedrich, der Maler aus Greifswald, lieferte selbst einen Kommentar zu seinem für damalige Verhältnisse ungewohnten Bild. „Auf dem Gipfel des Felsens“, so schreibt er, „steht hoch aufgerichtet das Kreuz, umgeben von immergrünen Tannen, und immergrüner Epheu umwindet des Kreuzes Stamm. Strahlend sinkt die Sonne, und im Purpur des Abendrotes leuchtet der Heiland am Kreuz“. Nun, das muß man mögen. Aber wichtiger noch: was hat das zu bedeutet? Was soll das Kreuz auf dem Felsen, was sollen die Tannen, die es umgeben? Hören wir wieder den Originalton Caspar David Friedrich: „Auf einem Felsen steht aufgerichtet das Kreuz, unerschütterlich fest wie unser Glaube an Jesum Christum. Immergrün durch alle Zeiten während, stehen die Tannen um das Kreuz, wie die Hoffnung der Menschen auf ihn, den Gekreuzigten“. Die Tannen als Allegorie der christlichen Hoffnung. Sie grünen bekanntlich nicht nur zur Sommerszeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit.
https://www.theologie.uzh.ch/predigten/archiv-3/natur-religion-rohls.html#top

Über das Lesen

Die nächste Regel ist: Werdet vollständig zu Haus in den Büchern, die ihr habt. Lest sie gründlich wieder und wieder, kaut und verdaut sie. Laßt sie einen Teil eures Wesens werden. Macht euch Notizen und Auszüge. Ein Buch, dass man vollständig durchgearbeitet hat, übt viel mehr Einfluß auf den Geist, als zwanzig Bücher, die man nur obenhin liest. Wenig Wissen und viel Dünkel kommt vom schnellen Lesen. Man kann das Gehirn mit Büchern vollstopfen, bis es nicht mehr denken kann. Manche Leute verlernen das Denken, weil sie es dem Lesen zulieb aufgegeben haben. Sie füllen sich mit Bücherweisheit an und leiden dann an geistiger Verdauungsschwäche.
Lucian spottet über die Leute, die auf ihre große Bibliothek stolz sind und doch gar keinen Gewinn von ihren Büchern haben. “Warum kaufst du dir so viele Bücher? Du hast kein Haar und kaufst dir einen Kamm; du bist blind und kaufst dir einen Spiegel, taub und kaufst ein Instrument.” Ein wohlverdienter Vorwurf für die, die meinen, sie würden gelehrt durch den Besitz von Büchern.
Und das schreibt ein Mann, dessen Privatbibliothek über 12.000 (!!!!!) Bände enthielt. Er konnte das schreiben, weil er von jedem Buch mindestens den Hauptinhalt kannte. Hinzu kam, dass er genau wusste, wo jedes Buch stand. Von daher muss jeder Bücherliebhaber sich an den Worten Spurgeons prüfen. Wofür kaufe ich mir Bücher? Warum lese ich Bücher? Wie lese ich Bücher? Was bewirkt das Lesen von Büchern in mir?Zitat aus Spurgeons “Ratschläge für Prediger”

Keine Zeit Zum Lesen?

„Neh­men wir an du liest ungefähr 250 Worte in der Minute und du beschließt täglich nur 15 Minu­ten in einem ernst­zu­neh­men­den theo­lo­gi­schen Werk zu lesen, um dein Verständnis von bib­li­schen Wahr­hei­ten zu ver­tie­fen. In einem Jahr (365 Tage) würdest du so 5.475 Minu­ten lesen. Mul­ti­pli­ziere das mit 250 Wörtern pro Minute und du erhältst 1.368.750 Wörter pro Jahr. Die meis­ten Bücher haben zwi– schen 300 und 4oo Wörter pro Seite. Wenn wir also von 350 Wörtern pro Seite aus­ge­hen, kom­men wir in einem Jahr auf 3.910 Sei­ten. Das bedeu­tet, dass du – bei 250 Wörtern pro Minute und 15 Minu­ten am Tag – in einem Jahr ungefähr 20 durch­schnitt­lich dicke Bücher lesen kannst …“
John Piper (Desi­ring God Blog; 15.11.2011), fest & treu — 2/2012 Ht: Nimm und Lies. https://mehrerekanonen.blogspot.com/2012/08/keine-zeit-zum-lesen.html

Heute ist der 105.Geburtstag von Alexander Solschenizyn.

Seine Geschichte als Häftlings im Gulag
Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch – Erstlingswerk von Alexander Solschenizyn
Eigentlich ist es eine seltsame Führung, dass das erste Werk von Alexander Solsschenizyn, selber zunächst jahrelang Häftling im Gulag, später bis zur seiner Rehabilation 1957 in “ewiger Verbannung” in Sibirien, offiziell von der sowjetischen Regierung zur Veröffentlichung zugelassen wurde, ja von Chruschtschow, dem Führer der UdSSR höchstpersönlich, der sich sogar mit dem Buch beschäftigt hat. Da die Zensurbehörde weitere Probleme fürchtet, erscheint die russische Erstauflage gar mit einem Vorwort von Chrutschtschow höchstpersönlich.

Chrustschow war ein entschiedener Kritiker des Stalinismus, und es passte wohl in das politische Klima, Stalinistische Auswüchse wie die Gulags zu kritisieren. Entsprechend wünschte sich die Zensurbehörde sogar mehr “Stalin-Kritk”. Solchenzin berichtet später selbst:

“Und das Lustigste für mich, den Feind von Stalin, war, dass ich zumindest einmal den Namen Stalins als Verursacher von Katastrophen erwähnen musste. (Und tatsächlich wurde er im Bericht kein einziges Mal erwähnt! Das geschah natürlich nicht zufällig, denn ich sah das sowjetische Regime, nicht nur Stalin allein.) Ich machte diese Zugeständnis: Ich erwähnte ‘Väterchen Schnurrbart’ einmal…”

Das Buch schildert einen Tag des Häftlings Ivan Denisovich Schuchow, im Lager nur unter der Nummer Щ-854 bekannt. Die Idee zum Buch hatte der Autor im Lager. Er wollte etwas über die sowjetische Straflager-Kultur schreiben und im wurde klar, dass ihm das viel besser gelingt, wenn er einen einzigen Tag eines durchschnittlichen Gefangenen vom morgen bis zum Abend schildert. Entsprechend fängt das Buch an:

“”Um fünf Uhr morgens, wie immer, ertönte der Weckruf – mit einem Hammer auf die Schienen am Stabsgebäude.”

Der Tag fängt alles andere als gemütlich an. Schuchow fühlt sich kränklich, kommt nicht so recht aus den Federn, und bei der ersten Lagerkontrolle führt das zur ersten Strafmaßnahme: Dem Wischen des Bodens im Verwaltungsgebäude. Schwach bekleidet, unsicher tritt Schuchow diese Arbeit bei beißender Kälte von -30°C an.

Eine Katastrophe kündigt sich an, so denkt man als Leser dieser etwa 70 Seiten langen Novelle. Doch die Katastrophe bleibt aus. Schuchow gelingt es doch noch pünktlich am Frühstück dazu sein. Die Arbeit die seiner Kolonne zugeteilt wird entspricht ganz seinen Vorstellungen: Er muss mauern, was einen Schutz vor dem beißenden Wind bietet, außerdem verbreitet die Heizung, die für das Auftauen des Zementsandes benötigt wird, etwas Wärme. Ja die Arbeit macht ihm so viel Freude (und wärmt dabei), dass er fast zu spät zum “Gong-Ende” kommt.

Um Schuchow, die Zentralperson der Novelle entwickeln sich viele kleinere Aspekte. So lernen wir Aljoscha kennen, der wegen seinem baptistischen Glauben sitzt und mit dem Schuchow zuletzt gar über den Glauben spricht. Oder Cäsar, einen Inhaftierten, der nicht nur leichte Büro-Tätigkeiten hat, sondern auch “gut” von der Verwandtschaft mit vielen Paketen versorgt wird. Man bekommt Einblick in die Bestechungsstrukturen im Lager, die Kriminalität und die Versuche der Wärter jegliche Privatsphäre zu unterbinden.

“Ein Tag verging, ungetrübt von irgendetwas, fast glücklich. In seiner Dienstzeit gab es insgesamt dreitausendsechshundertdreiundfünfzig solcher Tage, von Klingelton zu Klingelton. Aufgrund der Schaltjahre kamen drei zusätzliche Tage hinzu…”

Gerade durch den optimistischen ja freudevollen Verlauf des Werkes gelingt dem Buch ein wichtiger Punch! Die Gulags und Unterdrückungen konnten eben nicht die Freude am Leben, die Lust am Handeln, das selbstständige und verantwortungsvolle Denken unterbinden.

Das Buch zeigte Wirkung. Die Regierung wurde auf die Zustände in den Gefängnissen sensibilisiert und unternahm Maßnahmen. Solschenizyn selbst erhielt unzählige Briefe von Mitgefangenen und Mitgelittenen. Letztlich führte es auch zu einen höheren Vernetzungsgrad von antisowjetischen Dissidenten und so sollte das Buch auch die Geschichte der Sowjetunion mitprägen. Für mich ist hier eine große Ermutigung, dass sich auch “versteinert wirkende” Systeme verändern lassen.
Nur 8 Jahre nach der Veröffentlichung seines Werkes bekam Solzhenizyn den Literatur-Nobelpreis und nur 4 weitere Jahre später wurde er aus der Sowjetunion verbannt. Allzu viel Systemkritik konnte die Sowjetunion vor allem unter Chrustschows Nachfolger Breschnew nicht dulden…
Insgesamt ein lesenswertes Buch, dass gerade aufgrund seiner Kürze ein guter Einstiegspunkt in das große Werk Solschenizyns darstellt.
https://www.nimm-lies.de/ein-tag-im-leben-des-iwan-denissowitsch-erstlingswerk-von-alexander-solschenizyn/15444

MIT VORSATZ INS BURNOUT!

Fühlst Du Dich leicht und unbeschwert, frei und voller Enthusiasmus? Das kannst Du ändern. Lies hierzu meine ersten 10 besten Tipps, wie Du erfolgreich und gut strukturiert langsam, aber sicher ausbrennst.

1. Nimm Dir möglichst viel auf einmal vor. Du musst alle Lebensbereiche gleichzeitig optimieren. Agiere aus Unzufriedenheit und schau, was andere schon geschafft haben, um es ihnen zu zeigen.

2. Unterstütze Arbeitskollegen und Freunde, indem Du ihnen bei allem hilfst und sie sofort unterstützt. Lass dabei Deine Dinge liegen; schliesslich laufen sie Dir nicht davon. Sorge dafür, dass andere Dich mögen, weil Du immer für sie da bist, wenn Du gebraucht wirst.

3. Surfe ausgiebig im Internet. Besonders spannend sind die Nachrichten; denn Du musst Dich gut über alles informieren.

4. Trinke viel starken Kaffee und vertraue auf Kohlehydrate und Weissmehlprodukte. Verzichte auf zu viel Obst und Gemüse. Besonders bekömmlich sind Alkoholika, Nikotin und Zucker. Die halten nämlich wach.

5. Nutze die Nächte zum Arbeiten. Da hast Du die besten Ideen, und keiner stört.

6. Lege Deine Termine und Meetings möglichst nacheinander. Verzichte auf Pausen, das lenkt nur ab.

7. Achte in der Freizeit auf Abwechslung. Mach möglichst viele aufregende Dinge. Vergiss nicht, dass wer rastet, der rostet.

8. Sport machst Du entweder richtig oder gar nicht. Ein Triathlon eine Alpenüberquerung oder ein Trail-Run sind in Ordnung. Ansonsten nutze lieber den Verstand und lasse den Körper in Ruhe.

9. Achte penibel darauf, was über Dich gesprochen wird. Reagiere sofort auf Kritik und erbarmungslos mit einer Gegenattacke.

10. Habe stets alle Deine Baustellen im Blick. Achte auf negative Zeichen. Du darfst nie lockerlassen, sonst entgeht Dir etwas Wichtiges.

Befolgst Du die vorstehenden Punkte, so wirst Du irgendwann in einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung sowie verringerter Leistungsfähigkeit geraten. Diesen Zustand nennt man auch Burnout. Übersetzt bedeutet der aus dem Englischen stammende Begriff so viel wie „Ausbrennen“. Personen mit Burnout fühlen sich extrem erschöpft und häufig innerlich leer. Interessanterweise tritt ein Burnout oft bei Menschen in sozialen Berufen auf, in denen man sich vor allem um andere Menschen kümmert.

Zu den Burnout gefährdeten Berufen zählen Sozialarbeiter, Ärzte, Kranken- und Altenpfleger und natürlich auch Lehrerinnen und Lehrer, gleich welcher Stufe.

Mögen die Gründe, warum vor allem Menschen in sozialen Berufen besonders Burnout gefährdet sind, noch so vielfältig sein, lassen sich trotzdem vier davon herauskristallisieren:

Erstens sind Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten, in ihrem Persönlichkeitsprofil stark menschenorientiert. Dies ist auch häufig der Grund, warum sie einen sozialen Beruf gewählt haben. Viel liegt ihnen daran, was andere von ihnen halten. Lehrerinnen und Lehrer haben den Wunsch anerkannt und geachtet zu sein. Insbesondere wollen sie nicht, dass Schülerinnen und Schüler sie ablehnen oder gar verachten. Diese werden so zu einer Hauptenergiequelle in ihrem Leben. Fällt die erwartete Wertschätzung aus, entsteht auch bei hoher Leistung ein Defizit in der Energiezufuhr. So gesehen, ist das grösste Kapital eines Lehrers die Zuneigung der Schüler, während eine Ablehnung durch diese zur grössten Hypothek werden kann.

Zweitens zeigen Menschen in sozialen Berufen ein hohes Engagement, das oft über die eigenen Kräfte hinausreicht. Kommt es zu einem gestörten Gleichgewicht zwischen Anforderungen und Belohnungen, lässt sich dies damit erklären, dass die Entscheidung, Lehrer zu werden, von den meisten bewusst gefällt wird. Hinter der Berufsentscheidung stecken oft Ideale und ein hoher Anspruch an sich selbst. Am Beginn der Berufstätigkeit steht eine grosse Begeisterung für die Sache. Man möchte etwas bewirken, andern wirklich helfen oder ihnen etwas beibringen, das Potential in ihnen entwickeln, und natürlich möchte man niemanden hängen lassen. Nicht nur Berufsanfänger, deren hohe Ziele und Erwartungen noch nicht durch Ernüchterung gedämpft wurden, droht hier die Gefahr, über ihre Grenzen der Leistungsfähigkeit hinauszugehen. Bleiben Erfolgserlebnisse aus, wird die Arbeit immer weniger reizvoll und die Frustration nimmt zu. Viele werden, um sich selbst zu schützen, zynisch oder beginnen sich zu fragen, ob es überhaupt sinnvoll ist, Schülerinnen und Schüler helfen zu wollen, denen erfahrungs- gemäss gar nicht zu helfen ist. Manchmal stellt sich auch die paradoxe Situation ein, dass Lehrerinnen und Lehrer das Gefühl haben, Klassen etwas lehren zu müssen, die gar nichts lernen wollen. – (Arbeitspsychologen haben in zahlreichen Unter- suchungen nachgewiesen, dass Menschen, die sich beruflich für andere einsetzen, häufig in eine Abwärtsspirale geraten, wobei die nächste Stufe eine Art von Apathie ist. Man leistet nur noch Dienst nach Vorschrift. Man kommt möglichst spät und geht möglichst früh. Trotzdem kommt irgendwann die völlige Erschöpfung – das berüchtigte Burnout.)

Ein weiterer Faktor, auf den das hohe Engagement von Lehrpersonen und Pflegekräften zurückzuführen ist, sind drittens die äusseren Notwendigkeiten. Im Gegensatz zu Dingen kann man Menschen nicht einfach liegen lassen. Selbst wenn man nicht mehr will und nicht mehr kann, warten auf der anderen Seite Schülerinnen und Schüler bzw. Patientinnen und Patienten, die unterrichtet oder betreut werden müssen. Dabei auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und sich allenfalls zurückzunehmen, ist in vielen Fällen schier unmöglich. Das Burnout scheint unausweichlich, zumal Menschen in sozialen Berufen oft unter mangelhaften Ressourcen leiden. Zeit und Geld sind knapp, und Leistungen werden gekürzt. Weiterbildungsangebote können nicht oder nur in einem geringen Mass durchgeführt und finanziert werden. Hinzu kommt eine zunehmende Anzahl administrativer Aufgaben, kommen Reformen und sogenannte Erneuerungen, die selten auf den Unterricht zurückwirken, und oft hat man subjektiv das Gefühl, es fehle an einer Entlöhnung, die die eigene Arbeitsleistung würdigt.

Schliesslich sind Menschen, die in einem sozialen Beruf arbeiten, dem Risiko unsicherer Erfolgsaussichten ausgesetzt. Während zum Beispiel bei einer industriellen Fertigung oder im Handwerk das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag oder Ergebnis weitgehend berechenbar ist, sind die Erfolgsaussichten in sozialen Berufen oft ungewiss. So wird ein Patient trotz hohem pflegerischen Einsatz möglicherweise nicht gesund, ein Klient findet trotz aller therapeutischen Anstrengung nicht die nötige Hilfe, und Schüler machen trotz allem pädagogischen Aufwand nicht die erwarteten Fortschritte.
Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich

https://www.merkur.de/leben/karriere/burnout-diese-sieben-vorsaetze-arbeit-sind-gefaehrlich-zr-12756636.html
https://www.muenchen-klinik.de/psyche-seele-psychische-erkrankungen/burnout/burnout-test/