Achtung: Walpurgisnacht

Jährlich findet vom 30. April zum 1. Mai im ganzen Land die Walpurgisnacht statt, ein buntes Mitternachtstreiben, mit Hexentänze, Osterfeuer oder mit Maibaumstellen. Doch woher kommt dieses Fest, was bedeutet es? Wir waren auf einer kleinen Spurensuche

Namensherkunft
Der Name Walpurgisnacht leitet sich zwar von der Benediktinerin Walpurga (Valborg) ab, jedoch ist ein Zusammenhang nicht klar. Sie wurde 710 im angelsächsischen Königreich Wessex (Südengland) geboren und zog im Laufe ihres Lebens nach Deutschland, wo sie unter anderem Äbtissin des Klosters in Heidenheim wurde. Sie starb vermutlich am 25. Februar 779. Gut 100 Jahre später, erfolgte am 1. Mai eine Heiligsprechung, nach katholischer Lehre.
Geschichtlicher Hintergrund
Historisch leitet sich die Walpurgisnacht vom keltisch-germanischen Frühjahrsfest Beltane ab. Besondere Popularität erlangte im Laufe des 19. Jahrhunderts der Harzer „Hexentanzplatz“. Ursprünglich wurden dort mysthische Rituale abgehalten bei denen die Menschen unter anderem die Ankunft des Frühlings feierten, die Fruchtbarkeit mit Opfern an den obersten germanischen Gott und mit Freudenfeuern. Ein Brauch der bis ins heutige Europa in der Form des Osterfeuers überdauert hat.
Bedeutung heute
Mit der Christianisierung, vor mehr als 1000 Jahren, wurden diese alten Bräuche eigentlich für heidnisch erklärt, jedoch erscheinen sie heute in neuen Formen, unserer Zeit angepasst. Auffallend ist auch, dass viele Informationsquellen den Ursprung dieses Festes verleugnen oder in ein falsches Licht rücken, vermutlich um bestimmte Handlungsweisen zu legitimieren, oder einen chrstlichen Hintergrund festzustellen.
Viele Riten leben im volkstümlichen Brauchtum fort z.B.:
Um sich vor den Hexen zu schützen, die in der Walpurgisnacht Menschen, Vieh und Äckern Unheil zufügen können, legt man Maibüsche und Besen aus und versucht mit Peitschenknallen, Kreuzen, Glockenläuten und den verschiedensten Feuerbräuchen die Hexen zu vertreiben. Die Feuer sollen aber auch Gedeihen und Gesundheit für Mensch und Vieh bringen. Auch eine bekannte Tradition ist es einen Maibaum der Geliebten vor das Haus zu stellen. Der Baum symbolisiert so die Fruchtbarkeit der Natur, die zu den Menschen gebracht wird.
Seit Mitte der Siebzigerjahre, als die Frauenbewegung begann, ihrem Protest gegen Unterdrückung Ausdruck zu verleihen, fanden viele Jahre lang in der Walpurgisnacht bunte und lautstarke Demonstrationen statt. Die Frauen verkleideten sich als Hexen, trommelten, bliesen Trillerpfeifen.
Heute wird die Walpurgisnacht auch von Geschäftsleuten besonders in der Harz-Region als Touristen- und Freizeitspektakel vermarktet. Im ganzen Harz sind jährlich ca. 150 Tausend Schaulustige unterwegs.
Auch gilt der 30. April zu einer der wichtigsten Feiertagen nach dem satanistischen Kalender, bei dem Mädchenopfer gebracht werden. So wurde zum Beispiel am 30. April 1966 in San Francisco von Anton Szandor LaVey die Church of Satan (CoS) gegründet. In der Walpurgisnacht 1996 wurde in Heidelberg die gnostisch-okkulte Vereinigung „In Nomine Satanas“ (I.N.S.) gegründet.
Mythologie
Auf dem Hexentanzplatz angekommen, wird zunächst der Schnee weggetanzt. Anschließend begrüßt der Teufel persönlich seine Gäste, die ihrerseits seinen Pferdefuß küssen. Opfer werden gebracht, unter anderem die zuletzt auf dem Hexentanzplatz gelandete Hexe. Mit der schönsten Hexe hält der Teufel Hochzeit. Erst im Morgengrauen reitet die wüste Gesellschaft heimwärts, der Hexenspuk ist verschwunden.
Im Licht der Bibel
Dagegen ermahnt die Bibel uns ganz klar, keine anderen Wesen außer Gott allein anzubeten:
„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ (2. Mose 20,3)
Auch spricht sich Gottes Wort zu folgenden Dingen aus:
„(10) Es soll unter dir niemand gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, keiner, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier (11) oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der die Toten befragt. (12) Denn ein Greuel für den HERRN ist jeder, der diese Dinge tut.“ (5. Mose 18, 10-12)
Das hat seinen guten Grund. Der Ursprung der Walpurgisnacht in mystischen Ritualen, die bis zu Opferungen von Menschen gehen, zeigen wie weit es kommen kann, wenn man sich von seinem Schöpfer entfernt.
Gottes Programm lautete anders:
„Habe ich irgendwie gefallen an dem Tod des Gesetzlosen, spricht der Herr? Nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehre und lebe?“ (Hesekiel 18,23)
[Quellen: Wikipedia, nikodemus.net, Eichstätter Studien, planet-wissen]
https://www.soulsaver.de/blog/achtung-walpurgisnacht/?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR2WyffNQ5YuciBOg7G_On4h3ls0RO550skHT96xqU0ckedMf9lYN6Ks5hA_aem_AfnHiSdkLr3s2I2-M5unbJxW-xhIu9ymfkqg-zLrFo3-1xWKDA_3INzy8mR55ONCfbQirnOtYkxX_IK7KPfZWnDf

Jesus und die Frauen. Er hat sie befreit.

“Inmitten der griechischen, römischen und jüdischen Kultur, wo Frauen beinahe auf die selbe Ebene wie Besitztümer gestellt wurden, zeigte Jesus Liebe und Respekt für die Frauen. Obwohl die jüdischen Rabbiner ihre Frauen nicht unterrichteten und der jüdische Talmud sagt, dass es besser ist die Tora zu verbrennen, als das man diese die Frauen lehre, nahm Jesus niemals die Position ein, dass Frauen allein aufgrund ihres Frauseins spirituelle oder theologische Wahrheit nicht erfassen könnten. Er zog sie nicht nur in Seine Zuhörerschaft mit ein, sondern gebrauchte darüber hinaus auch Illustrationen und Bilder, die ihnen vertraut waren (Mt. 13,33; 22,1.2; 24,41; Lk. 15,8-10) und wandte Seine Lehren spezifisch auf sie an (Mt. 10,34ff.). Der Samariterin am Brunnen (Johannes 4) gab er preis, dass er der Messias war und diskutierte mit ihr Themen wie das ewige Leben und die Art des wahren Gottesdienstes. Er belehrte auch Maria – während er Martha ermahnte – und wies auf die Vorrangigkeit des Lernens geistlicher Wahrheit gegenüber „weiblichen“ Pflichten und Aufgaben – wie das bedienen der Gäste im eigenen Haus – hin (Lukas 10,38).
Obwohl Männer, zur Zeit Jesu, es Frauen normalerweise nicht gestattet hätten, in deren Hände Wechselgeld abzuzählen– aufgrund der Angst vor physischem Kontakt – berührte Jesus die Frauen um sie zu heilen und erlaubte ihnen gleichermaßen auch Ihn zu berühren (Lukas 13,10ff.; Markus 5,25ff.). Jesus erlaubte sogar einer kleinen Gruppe von Frauen mit Ihm und Seinen Jüngern herumzureisen (Lukas 8,1-3) – ein noch nie da gewesenes Ereignis zu jener Zeit. Nach Seiner Auferstehung erschien Jesus zunächst Maria Magdalena und sandte diese zu den Jüngern, um Seine Auferstehung zu verkünden (Johannes 20,1-18) – trotz der Tatsache, dass es Frauen nicht gestattet war als Zeugen in jüdischen Gerichten auszusagen, da diese als Lügnerinnen angesehen wurden.
Jesu Umgang mit Frauen macht deutlich, dass er ihnen eine weit höhere gesellschaftliche Stellung zumaß, als das es damals üblich war. Er erwies ihnen Mitgefühl und Respekt, was für sie eine völlig neue Erfahrung war. Das verdeutlicht ihre Gleichwertigkeit. Trotzdem erhob Jesus die Frauen nicht in eine Führungs- oder Vorrangstellung gegenüber Männern…….. Schon ganz zu Beginn der christlichen Gemeinde übten Frauen entscheidende Funktionen aus (Apg. 1,12-14; 9,36-42; 16,13-15; 17,1-4,10-12; 18,1.2,18,24-28; Röm 16; 1Kor 16,19; 2Tim 1,5; 4,19).” bibelgemeinde-berlin.de https://www.soulsaver.de/blog/jesus-und-die-frauen-er-hat-sie-befreit/

Die Königin des Feminismus

Die Königin des Feminismus

Ein alter Beitrag aus dem Jahr 1999, geschrieben für das litauische Journal „Prizmė“.
Eine Vorkämpferin der modernen Frauenbewegung, des Feminismus, war sie nicht. Die Frauenfrage war nicht ihr Hauptthema. Aber seid ihrer Jugend haßte Simone de Beauvoir die bürgerlich-patriarchalische Gesellschaft und lebte jahrzehntelang in einer ‘modernen’ offenen Beziehung, die beispielgebend für viele Feministinnen wurde. Zur Königin des Feminismus machte sie schließlich ihr gewaltiges Werk Das andere Geschlecht aus dem Jahr 1949 [dt; Orig: Le deuxième Sexe; wörtlich: Das zweite Geschlecht] – bis heute wohl die umfangreichste und intelligenteste Total-Analyse der Situation der Frau.
Simone de Beauvoir wurde 1908 in Paris als Tochter eines Juristen geboren. Von ihrer Mutter wurden sie und ihre jüngere Schwester streng katholisch erzogen und auf eine konfessionelle Schule geschickt, doch Simone trat eher in die Fußtapfen des agnostischen Vaters. Schon als Heranwachsende lehnte sie bald jeden Gottesglauben ab – und behielt diese Auffassung bis zum Lebensende: „Es war mir leichter, eine Welt ohne Schöpfer zu denken, als einen Schöpfer, der mit allen Widersprüchen der Welt beladen war.“ (Christiane Zehl Romero, Simone de Beauvoir, 1998, S. 18) Mit dem Gottesglauben verwarf sie auch praktisch alle anderen bürgerlichen Werte. Was blieb war ihr beeindruckender Fleiß, ein einfaches, strenges Leben und – nicht zuletzt – ihre Sucht (so muß man es wohl schon nennen) nach Literatur.
Aus den gesellschaftlichen Zwängen brach man damals noch nicht so leicht aus – die Eltern de Beauvoir bestimmten die Studienfächer der Tochter: erst Philologie, dann Philosophie, was natürlich die Interessen Simones genau traf. Mit dem Studium gelang dann endlich der Ausbruch aus der Welt der Mutter. Allerdings gründete die junge Intellektuelle keinen eigenen Haushalt, im Gegenteil. Sie lehnte sich nicht nur gegen den Glauben der Mutter, sondern gegen deren ganze Daseinsform auf. In ihrer Autobiographie schreibt de Beauvoir: „Eines Tages half ich Mama beim Geschirrspülen; sie wusch die Teller, ich trocknete ab; durchs Fenster sah ich die Feuerwehrkaserne und andere Küchen, in denen Frauen Kochtöpfe scheuerten oder Gemüse putzten. Jeden Tag Mittagessen, Abendessen, jeden Tag schmutziges Geschirr! Unaufhörlich neu begonnene Stunden, die zu gar nichts führen – würde das auch mein Leben sein?… Nein, sagte ich mir, während ich einen Tellerstapel in den Wandschrank schob, mein eigenes Leben wird zu etwas führen.“ (Zehl Romero, S. 22)
Nur nicht in das Mühlrad der Hausfrau gelangen, so lautete de Beauvoirs Devise – ihr Leben lang. Im „anderen Geschlecht“ spiegelt sich dieser Haß auf die Hausarbeit gleich mehrfach wider: „Nur wenige Tätigkeiten haben so sehr den Charakter einer Sisyphusarbeit wie die der Hausfrau. Tag für Tag wird Geschirr gespült, Staub gewischt, Wäsche geflickt, um die Dinge am nächsten Tag wieder schmutzig, staubig und zerrissen vorzufinden. Die Hausfrau verschleißt ihre Kräfte, indem sie auf der Stelle tritt. Sie macht nichts: sie verewigt lediglich die Gegenwart. Sie hat nicht den Eindruck, etwas Gutes zu erobern, sondern endlos gegen das Böse anzukämpfen… Waschen, bügeln, fegen, Wollmäuse unter den Schränken aufstöbern heißt den Tod aufhalten, das Leben jedoch verweigern… Die Frau ist nicht berufen, eine bessere Welt zu errichten… Es ist ein trauriges Los, immerfort einen Feind aus dem Feld schlagen zu müssen, statt positive Ziele zu verfolgen.“ (Das andere Geschlecht, S. 555–557)
Schon als Heranwachsende stand für de Beauvoir fest, daß sie ein anderes Leben führen wollte: „Kinder zu haben, die ihrerseits wieder Kinder bekämen, hieß nur das ewig alte Lied wiederholen; der Gelehrte, der Künstler, der Schriftsteller, der Denker schufen eine andere, leuchtende, frohe Welt, in der alles seine Daseinsberechtigung erhielt. In ihr wollte ich meine Tage verbringen; ich war fest entschlossen, mir darin einen Platz zu verschaffen.“ (Zehl Romero, S. 22) De Beauvoir blieb diese Vorsatz treu und kannte immer nur ein großes Ziel: eine berühmte Schriftstellerin werden. Sie entfloh dem Hausfrauendasein „zwischen animalischem Leben und freier Existenz“, um in der aristokratischen Welt der Intellektuellen der „Wahrheit, Schönheit und der Freiheit“ zu huldigen. Irgendwie schien es de Beauvoir nicht aufgefallen zu sein, daß auch sie sich die Arbeit der ach so niedrigen Frauen in den Wäschereien, Cafés, Restaurants und Hotels gern gefallen ließ (erst 1954 zog sie in eine eigene Wohnung, vorher lebten sie und Sartre in Hotels). Daß es im Haushalt so etwas wie Kreativität und Erfüllung als Mensch wenigstens geben kann, blieb natürlich meilenweits jenseits von de Beauvoirs ideologisch verengten Horizont.
Während des Studiums lernte de Beauvoir Jean-Paul Sartre kennen. Die junge Studentin erkannte in dem zwei Jahre Älteren sogleich ihren „Doppelgänger“ und vertraute ihm rückhaltlos. Beide spekulierten anfangs zwar durchaus einmal mit dem Gedanken an Heirat, einigten sich aber bald auf den Abschluß eines „Paktes“: Man wollte ‘zusammen’ leben und dann nach zwei Jahre neu über eine mögliche Fortsetzung der Beziehung entscheiden. Die totale Offenheit ließ sich natürlich nicht lange durchhalten – das Modell einer dauerhaften, aber offenen Lebengemeinschaft setzte sich schließlich durch. Besonders Sartre wollte nicht auf seine „Zufallslieben“ verzichten. Und de Beauvoir fürchtete die Selbstauflösung in einer Ehe.
Neben der Hausarbeit galt der Ehe de Beauvoirs lebenslanger Kampf. Sie lehnte sie nicht nur persönlich für sich ab, sondern verwarf die Institution als solche, was einige vielsagende Passagen aus dem „anderen Geschlecht“ illustrieren: „Man sagt – oft mit Recht –, daß die Ehe den Mann schrumpfen läßt. Aber fast immer vernichtet sie die Frau.“ (S. 605) „Nicht die Individuen sind verantwortlich für das Scheitern der Ehe. Die Institution selbst ist… zum Scheitern angelegt. Zu erklären, daß ein Mann und eine Frau… einander auf Lebenszeit in jeder Hinsicht genügen müssen, ist eine ungeheuerliche Anmaßung, die zwangsläufig Heuchelei, Lügen, Feindschaft und Unglück erzeugt.“ (S. 608) „Ökonomisch gesehen ist die Situation der Prostituierten mit der einer verheirateten Frau vergleichbar… Für die eine wie für die andere ist der Geschlechtsakt ein Dienst. Die zweite wird auf Lebenszeit von einem einzigen Mann engagiert, die erste hat mehrere Kunden, die sie nach Leistung bezahlen.“ (S. 701) Und über die Ehe am Lebensende: „Erst am Ende ihres Lebens… findet die alte Frau gewöhnlich zu einer heiteren Gelassenheit. Da ihr Mann meist älter ist als sie, wohnt sie seinem Niedergang mit stiller Genugtuung bei. Das ist ihre Rache. Wenn er als erster stirbt, erträgt sie diese Trauer wohlgemut.“ (S. 746)
In den 30er Jahren arbeitete de Beauvoir als Lehrerin, in den 40ern machte sie durch erste Veröffentlichung auf sich aufmerksam und wurde auch als Partnerin Sartres als des Kopfes des französischen Existentialismus bekannt. Ihr wichtigstes literarisches Werk wurden Die Mandarins von Paris (Les Mandarins) von 1954, wofür sie den Literaturpreis Prix de Goncourt erhielt. Fünf Jahre zuvor erschien ihr berühmtestes und bis heute bekannteste Buch, Das andere Geschlecht. Auf fast 1000 Seiten entfaltet de Beauvoir darin ein umfangreiches Panorama der Situation der Frau. Geradezu ehrfurchtgebietend ist die ungeheure Materialfülle – es scheint auch wirklich nichts zu geben, wovon die Schriftstellerin nicht Ahnung hätte: gekonnt variiert sie ihr biologisches, physiologisches, historisches, psychologisches, philosophisches und literarisches Wissen, wie einen riesigen unbekannten Kontinent durchfährt sie „die Frau“ (noch ganz unfeministisch gebraucht sie nie die 1. Person Plural „wir“!).
Philosophischer Ausgangspunkt des Werks ist der damals top-moderne Existentialismus ihres Partners Sartre. Er unterschied zwischen dem „An-sich-Sein“ und dem „Für-sich-Sein“. Ersteres ist das in der Gegenwart verhaftete, unbewußte Sein, letzteres meint das durch Bewußtsein bestimmte Sein des Menschen. Dieser ist ein Sein, das sich durch einen Entwurf auf die Zukunft hin überschreitet. Bei de Beauvoir heißt es in einem Essay, daß der Mensch ein „Entwurf des Ichs auf anderes hin, eine Transzendenz“ ist. Noch deutlicher sagt sie es in der Einleitung des „anderen Geschlechts“: „Unsere Perspektive ist die der existentialistischen Ethik. Jedes Subjekt setzt sich durch Entwürfe konkret als eine Transzendenz. Es verwirklicht seine Freiheit nur durch deren ständiges Überschreiten auf andere Freiheiten hin.“ (S. 25) Mit einfacheren Worten: Der Mensch ist nicht in erster Linie definiert durch seine Biologie, er ist das, wozu er sich in seiner Freiheit entwirft, er ist das – noch banaler ausgedrückt –, was er aus sich macht. In Bezug auf die Frau kommt de Beauvoir daher zur ihrer Hauptthese, daß man nicht als Frau zur Welt kommt, sondern zur Frau wird: „Nun sind die angeprangerten Verhaltensweisen der Frau nicht durch Hormone zudiktiert, und sie sind auch nicht in den Speichern ihres Gehirns enthalten: sie sind aufgrund ihrer Situation in ihr angelegt.“ (S. 747)
Der Gegenbegriff zur Transzendenz ist bei de Beauvoir die Immanenz. Die Frau „suhlt sich in der Immanenz“. Gemeint ist damit das Hängen am Gegenwärtig-Irdischen, die ‘unwirkliche’ Arbeit, und konkret wieder das Dasein in Haushalt und als Mutter. So heißt es ganz existentialistisch im „anderen Geschlecht“: „Die Wohnung, die Ernährung sind zwar nützlich für das Leben, verleihen ihm aber keinen Sinn. Die unmittelbaren Zwecke des Hausfrau sind nur Mittel, keine wirklichen Ziele, und in ihnen spiegeln sich nur anonyme Entwürfe.“ (S. 563) Und noch deutlicher: „Was die Frau im Haushalt tut, verlieht ihr also keine Autonomie. Ihre Arbeit ist der Gemeinschaft nicht unmittelbar nützlich, sie weist auf keine Zukunft hin, sie produziert nichts. Sie erhält ihren Sinn und ihre Würde nur, wenn sie in Existenzen eingeht, die sich in einer produktiven Arbeit oder Tätigkeit auf die Gesellschaft hin überschreiten.“ (S. 567)
De Beauvoir fordert daher die ökonomische Unabhängigkeit der Frau ohne die die bürgerlichen Freiheiten abstrakt bleiben, denn „solange der Mann die ökonomische Verantwortung für das Paar bewahrt, ist diese Gleichheit Illusion“ (S. 608), „allein die Arbeit kann ihr eine konkrete Freiheit garantieren.“ (S. 841) Den Sozialismus-Marxismus sah sie in diesem Kontext natürlich sehr positiv wegen der Vergesellschaftung der Erziehung und der quasi-Arbeitspflicht der Frauen: „Jeder Sozialismus begünstigt, indem er die Frau aus der Familie herauslöst, ihre [der Frau] Befreiung.“ (S. 155).
Dummerweise bleibt trotz allem Existentialismus die menschliche Biologie. Offensichtlich konnte sich de Beauvoir nie in irgendeiner Weise mit der Mutterschaft anfreunden (sie bekam auch selbst nie ein Kind, adoptierte nur als alte Frau eine erwachsene Tochter): „Der fundamentale Grund, der die Frau seit Urzeiten zur Hausarbeit verurteilt und ihr die Teilnahme an der Gestaltung der Welt verbietet, ist ihr Unterworfensein unter die Gebärfunktion.“ (S. 163) Die verdammte „Gebärfunktion“! Kein Wunder, daß sie für Zeugung, Schwangerschaft und Geburt auch nicht ein einziges positives Wort in ihrem dicken Buch findet und sich vielmehr so ausdrückt: „Eine aus ihrem Fleisch geborene und ihrem Fleisch doch fremde Geschwulst wird Tag für Tag in ihr heranwachsen. Sie ist eine Beute der Spezies, die ihr ihre geheimnisvollen Gesetze aufzwingt…“ (S. 632) Forderungen nach freier Abtreibung, künstlicher Befruchtung und staatlicher Erziehung überraschen da nicht mehr. Nach dem Motto: Leider brauchen wir die nächste Generation – aber bitte nicht zu meinen Lasten!
20 Jahre nach Erscheinen des Buches hatte der Existentialismus viel von seiner Bedeutung verloren, doch Simone de Beauvoir wurde mit der neuen Frauenbewegung erst zu einem Idol. In der ganzen Welt blickten die Frauen nun zu ihr auf. Denn diese Frau hatte es in den Augen der jungen Feministinnen geschafft: ein erfolgreiches, unabhängiges und unbürgerliches Leben in einer ‘funktionierenden’ offenen Beziehung. Und ihre Forderungen nach ökonomischer Unabhängigkeit und Geburtenkontrolle jeder Art fielen Ende der 60er Jahre auf fruchtbaren Boden. Nun erst stellte sich de Beauvoir ganz auf die Seite der Feministinnen und initiierte z.B. mit anderen die Aktion „Ich habe abgetrieben“ („J’ai aborteé“), in der sich prominente Frauen öffentlich zur einer (damals illegalen) Abtreibung bekannten.
Simone de Beauvoir starb sechs Jahre nach ihrem Lebensgefährten Sartre 1986. Ohne Zweifel gilt ihr als wohl intelligenteste Vertreterin der Frauenbewegung auch heute noch hoher Respekt. Ob ihr aristokratisches Leben als Vorbild für die normale Frau von heute gelten kann, ist sicher fraglich. An ihrer Grundthese (Frau ist man nicht, zur Frau wird man) läßt sich sicher auch wahres entdecken, doch die Wissenschaft hat die Schriftstellerin hier eindeutig widerlegt. Ablehnung von Ehe, Mutterschaft und Hausarbeit hat de Beauvoir den nachfolgenden Generation mit auf den Weg gegeben – genausowenig konstruktiv wie ihre einfach nicht vorhandene Selbstkritik. Erst letzteres hätte die so belesene und allwissende zu einer großen Denkerin gemacht. Tags: de Beauvoir, Ehe und Familie, Feminismus, Sartre
Holger Lahayne
http://lahayne.lt/2020/09/18/die-konigin-des-feminismus/

Zwischenmenschliche Beziehungen aus biblischer Sicht

Männlicher Chauvinismus
Feminismus
Wenig überzeugende christliche Alternativen
Die Rückkehr zur streng Rollenverteilung
Die evangelikale Frauenbewegung
Voreheliche Beziehungen
Die biblische Alternative
Der Selbstwert des einzelnen
Allgemeines Priestertum aller Gläubigen
Die biblische Ordnung
Einander dienen als Angelpunkt aller Beziehungen
Unverheiratete und Sexualität

Wie sollen sich unsere zwischenmenschlichen Beziehungen als Ehepartner oder Unverheiratete in einer von Chauvinismus und Feminismus geprägten Kultur nach biblischem Muster gestalten?

Männlicher Chauvinismus
In der Vergangenheit, zum Teil noch in der Gegenwart, ging man allgemein von einem starren Rollenverhalten der beiden Geschlechter aus. Vom Mann wurde erwartet, der außer Haus tätige Ernährer zu sein, während die Arbeit der Frau auf das Haus beschränkt blieb, so daß ihre einzige Aufgabe Kindererziehung und Haushaltsführung war. Zweifellos sind dies an sich wichtige Aufgaben, aber unsere stark chauvinistisch geprägte Gesellschaft betrachtete sie eher geringschätzig und eines Mannes nicht würdig. Auch hinsichtlich lediger Frauen setzte erst langsam ein Umdenkungsprozess ein, da sie oftmals als unausgefüllt und offen für sexuelle Abenteuer betrachtet wurden. Eheliche Untreue wog bei Frauen schwerer als bei Männern, ohne daß dies als doppelte Moral galt. In der Vergangenheit fehlten gleiche berufliche Chancen und gleicher Lohn völlig. Selbst in einigen westlichen Ländern scheut man noch davor zurück, Frauen politische Verantwortung zu übertragen. Einige Kulturen (z.B. im Islam) gingen zum absoluten Extrem, in dem sie ihre Frauen versteckten. Geprägt vom männlichen Chauvinismus erwartet unsere Gesellschaft vielfach auch, daß die Frau neben ihrer Berufstätigkeit die Doppelbelastung von Familie und Haushalt bewältigt. Es ist keine Seltenheit, daß beide nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen, der Mann ohne lang zu überlegen, auf sein Recht, Feierabend zu haben, pocht, den aber die Frau dazu nutzen muß, mit Hochdruck Liegengebliebenes im Haushalt aufzuarbeiten.

Feminismus
Verständlich reagierten viele Frauen auf eine solche Haltung mit Protest und versuchten, aus dem ihnen aufgezwungenen, stereotypen Rollen verhalten auszubrechen, als Dienstmädchen und emotional labil zu gelten. Berechtigte Forderungen von beruflicher Chancengleichheit und angemessener Bezahlung, sowie langfristige gesellschaftliche Anerkennung wurden erhoben. Parallel zu diesen verständlichen und rechtmäßigen Anliegen der Frauen, gesellte sich jedoch eine Strömung, die für die völlige Loslösung der Frau von ihrer Rolle als Mutter, Hausfrau und Erzieherin eintrat, da die alleinige Lebenserfüllung für sie im beruflichen Erfolg läge. Die Medien taten ihr übriges, um die Aufgabe der Frau als Hausfrau und Mutter total abzuwerten und als minderwertig hinzustellen. Die Schaffung des eigenen Freiraums und die Karriere im gesellschaftlichen Leben wurden als «non plus ultra» dargestellt. Später möchte ich noch darauf eingehen, welch negative Folgen dies mit sich brachte. Da der Feminismus nun hinter jeglicher Autoritätsstruktur in der Ehe männliche Diktatur vermutete, trat man für völlige Befreiung davon ein. Das neue allgemein vorherrschende Freiheitsverständnis tat sein übriges. Es ging bald nicht mehr um Freiheit vom männlichen Chauvinismus und männlicher Herrschaft, sondern um völlige Freiheit, nicht nur im eigenen Handlungsbereich, sondern auch in der Sexualität – und zwar in dem Maße, wie das fälschlicherweise von den Männern vorgelebt worden war. Man plädierte, wie in der Abtreibungskampagne deutlich wird, für volles Verfügungsrecht über den eigenen Körper.

Wenig überzeugende christliche Alternativen
Manche Vorschläge und Reaktionen von christlicher Seite auf die eben dargestellten gesellschaftlichen Entwicklungen, brachten wenig weiter. Auf einige dieser, meines Erachtens zur Lösung des Problems ungeeigneten Antworten, möchte ich nachfolgend eingehen.

Die Rückkehr zur streng Rollenverteilung
Alarmiert von den gesellschaftlichen Entwicklungen, betonten einige Christen neu eine strenge Rollen verteilung in der Ehe, was sich auch in vielen auf dem Markt erschienenen christlichen Ehebüchern niederschlug. Man sah die Lösung für das Auseinanderbrechen von Ehe und Familie in der Rückkehr zur Autorität, die in der Reihenfolge Mann – Frau – Kinder ausgeübt werden sollte. Hier hat der Mann die gesamte Autorität inne, während es Aufgabe der Frau ist, sich unterzuordnen und zu dienen, d.h. Kinder aufzuziehen und den Haushalt zu führen. Dem Mann kommt hier in jeder Hinsicht, bis in die Alltagsentscheidungen hinein, die aktive Rolle zu, während die Frau die passive, sich seinem Willen fügende Rolle einnimmt. Ich denke da besonders an ein Buch, das noch nicht zu den extremsten gehört, in dem selbst das Windelnwechseln als eines Mannes nicht würdig betrachtet wird, weil sich das gegenüber den älteren Kindern nachteilig auf die Autoritätsstellung auswirken könne. Absurd ist auch die Vorstellung, daß die Frau unfähig sei, eigene Entscheidungen zu treffen und in allen Bereichen die Zustimmung des Mannes brauche. Geistlich gesehen, haben wir es mit einer Art priesterlicher Hierarchie zu tun, die die Frau unter dem Mann ein stuft.

Die evangelikale Frauenbewegung
Eine andere, wenig helfende Reaktion von christlicher Seite, stellt die, von mir so bezeichnete, evangelikale Frauenbewegung dar. Hier heißt es, man soll sich zu einer völligen Lösung der Rollenunterschiede von Mann und Frau bereit finden. Dabei wird darauf verwiesen, daß die paulinischen Aussagen über familiäre Ordnung in Eph. 5 und Kol. 3, die dem Mann die Führung übertragen, beliebig austauschbar seien, so daß sich unter diesen Umständen der Mann der Frau fügen müsse. Andere wiederum, wie Paul Drewitt in seinem einflußreichen Buch «Der Mann als Mann und Frau zugleich», vertreten die Meinung, daß Paulus hinsichtlich ehelicher Strukturen irrte. Daß Paulus die Autorität in der Ehe dem Manne zuschreibe, sei im Einfluß seiner pharisäischen Erziehung begründet, der er, obschon Drewitt ihn für den bedeutendsten Apostel hält, nicht habe entfliehen können. Heute hingegen habe man hinsichtlich der zwischenmenschlichen Beziehungen ein tieferes geistliches Verständnis, das berechtige, die paulinische Rollenverteilung als kulturbedingt zu verstehen.

Voreheliche Beziehungen
Die dritte von Christen propagierte Lösung kopiert einfach die zurzeit vorherrschende Sicht zu vorehelichen Beziehungen. Unserer Gesellschaft betrachtet intime Beziehungen vor der Ehe als selbstverständlich und wesentlichen Bestandteil der persönlichen Freiheit. Selbst die jungen Leute, die noch nicht so weit gehen möchten, passen sich in allen anderen Bereichen dem herrschenden Lebensstil an, was in ihrer Grundhaltung zur Sexualität, in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht und durch die Art und Weise ihrer Kleidung zum Ausdruck kommt. Unverheiratetsein wird als Leben der Selbsterfüllung ohne Verantwortung verstanden.

Die biblische Alternative
Als drittes gilt es daher erneut nach biblischen Lösungen zu fragen.
Der Selbstwert des einzelnen
Von biblischer Seite her sind wir dazu aufgerufen, unser Augenmerk auf die Bedeutung des einzelnen Menschen an sich und weniger auf geschlechtliche und rollenmäßige Unterschiede zu richten.1. Mose 1,26 – 27 hebt eindeutig hervor, daß wir als Mann und Frau zum Bild Gottes geschaffen wurden, um sein Wesen, seine Liebe, seine Gerechtigkeit, sein Denken und seine Kreativität wiederzuspiegeln. Im Vergleich zu dieser Zentralaussage, daß wir alle in Gottes Augen wertvolle Ge schöpfe sind, die durch das Werk Jesu Christi und die Kraft des Geistes wieder in die Ebenbildlichkeit Gottes umgestaltet werden sollen, lesen wir in der Bibel sehr wenig über die einzelnen Unterschiede. Männer und Frauen werden gleichermaßen von Gott angesprochen und erhalten fast ausnahmslos die gleichen Gebote. Doch daraus ergibt sich unter anderem die Konsequenz, daß die fundamentalen Züge des Wesens Gottes in der Familie ausgelebt und den Kindern vermittelt werden müssen. In dieser Verantwortung stehen wiederum beide, Vater und Mutter, gemeinsam.

a) Die Familie muß vor allem vermitteln wie Liebe, Annahme und Vergebung geübt werden sollen. Denn Gott ist Liebe und wir sind als seine Kinder dazu berufen, einander zu lieben.
b) In der Familie muß gezeigt werden, daß auf böse Taten Strafe und Gericht folgen, d.h. es muß eine Disziplin erfolgen, die sich an Gottes Geboten ausrichtet. Wiederum betrifft dies beide Elternteile.
c) Die Familie sollte in ihrer Erziehung zur Heiligkeit und Gerechtigkeit im gegenseitigen Umgang, zu sexueller Treue, Wahrhaftigkeit und Pflichttreue Leitlinien setzen.
d) In der Familie müssen den Kindern Maßstäbe zur Erkenntnis der Wahrheit vermittelt werden, so daß sie später im Alltag zwischen echt und unecht, wahr und falsch unterscheiden können.
e) In der Familie sollten Kreativität, die Sicht für die Bedeutung des Individuums, Verantwortungsgefühl anerzogen und geübt werden. Grundzug unseres Menschseins ist die Kreativität, die auch unser Familienleben bestimmen sollte. Für unser Verhalten und unseren Beitrag werden wir einmal als Eltern und Kinder vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Die Eltern, für das, was sie den Kindern vermittelten, die Kinder dafür, was sie damit angefangen haben. Natürlich könnte man noch endlos weitere Punkte aufzählen, die ein Familienleben ausmachen. Getragen wird unsere Ehe und Familie von der gemeinsamen Verantwortung des Elternpaares.
Allgemeines Priestertum aller Gläubigen
Die Bibel redet eindeutig vom Priestertum aller Gläubigen, das Männer und Frauen betrifft. Sie lehrt keine geistliche Hierarchie, die dem Mann einen direkteren Zugang zu Gott, gegenüber der Frau, ermöglicht. Denken wir hier zum Beispiel an die Erklärung des Paulus in Gal. 3, 28-29, mit der er sich entschieden gegen die Vorstellung wendet, daß sich der Mann allein aufgrund seines Mannseins von einer Frau nichts in geistlichen Dingen oder bezüglich biblischer Wahrheit sagen lassen möchte. Wer hier von einer Frau grundsätzlich nichts lernen will, handelt zumeist aus Stolz und Überheblichkeit und weniger aus biblischen Gründen. Anders verhält es sich in der Frage der Ältestenschaft in der Gemeinde, da uns der Herr hierzu in der Schrift eindeutige Weisungen und Ordnungen gegeben hat, Was jedoch unsere persönliche Einstellung anbetrifft, so sind wir alle zur Bereitschaft aufgerufen, voneinander lernen zu wollen und in Demut einander anzunehmen – ganz gleich, ob der andere gleichen oder anderen Geschlechts ist.
Die biblische Ordnung
In der Bibel werden uns klare Ordnungsstrukturen gegeben. So lehren u.a. im Neuen Testament Epheser 5 und Kolosser 3, daß dem Mann die Führung in der Ehe übertragen wurde. Wie sollte daher unsere Antwort auf Paul Drewitts Einwand lauten, der Führungsordnungen und Gleichheit für vereinbar hält? Meines Erachtens liefert die göttliche Dreieinigkeit hier das eindeutigste Vorbild, da hier Gleichheit und Unterordnung zugleich im göttlichen Verhältnis zwischen Vater und Sohn sichtbar werden. Obwohl der Sohn ganz Gott ist und in seinem Wesen dem Vater gleichgestellt ist, unterwirft er sich selbst freiwillig dem Willen des Vaters. In dieser fundamentalen christlichen Lehre, dem Kern des Evangeliums, finden wir daher beides, Strukturen und Gleichrangigkeit – ein Prinzip, das die Schrift ebenfalls der Ehe zugrundelegt. Während es nicht der rechte Weg zu sein scheint, zum oben angesprochenen, früheren starren Rollen verhalten zurückzukehren, werden in der Schrift dennoch deutliche Rollenunterschiede bei Mann und Frau aufgezeigt. Auch wird in der feministischen Kritik eine deutliche Einseitigkeit erkennbar, da sie lediglich in ihrer Abwertung der Mutterrolle vom männlich chauvinistischen Persönlichkeitsbild ausging, das nach Einkommen und Status wert und hier die alleinige Erfüllung sieht. Als Christ möchte ich eine solche Einstufung entschieden zurückweisen. Nirgendwo läßt die Bibel erkennen, daß Einkommen und Besitz meine Persönlichkeit ausmachen. Erfüllung liegt auch, nicht allein beruflicher Karriere und Chancengleichheit zugrunde. Vielmehr sind wir als Mann und Frau nach dem Bilde Gottes geschaffen. Die Wertung des Frauseins – als Mutter Kinder zur Welt zu bringen, sie zu erziehen und eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, die Gottes Wesen ausstrahlt – fällt daher in den Augen eines Christen sehr hoch aus. Das letzte Kapitel der Sprüche sagt zudem einiges zur Rolle der Frau. Dort wird ein Leben beschrieben, das die Familie in den Mittelpunkt stellt, sich jedoch nicht beschränkt, sondern darüber hinaus noch anderen Aktivitäten nachgeht. Sie kauft und verkauft und wirkt praktisch von innen nach außen.
Einander dienen als Angelpunkt aller Beziehungen
Obwohl die Bibel bestimmte Ordnungen und Strukturen für die Ehe vorgibt (und daher sollten wir auch nicht leichtfertig über für Mann und Frau zugeschnittene Aufgaben hinwegsehen), erkennen wir jedoch, daß die Bibel den gegenseitigen Dienst zum Mittelpunkt aller gesunden zwischen menschlichen Beziehungen macht – sei es zwischen Eltern und Kindern, Mann und Frau. In Philipper 2 sagt uns Paulus, daß wir in all unseren Beziehungen Christus zum Vorbild haben, d.h. immer das Interesse des anderen vor Augen haben und seine Bedürfnisse über die eigenen stellen sollten. Führung in der Ehe heißt auch nicht, daß der Mann die alles dominierende Herrschaft ausübt, sondern bedeutet in erster Linie Verpflichtung zum Dienst. Paulus führt diesen Grundsatz in Epheser 5 weiter aus, in dem er betont, daß der Mann die Frau in einer Weise lieben soll, wie Christus die Gemeinde geliebt hat, d.h. er liebte sie und gab sein Leben für sie. Im Gegensatz zu der in unserer Gesellschaft herrschenden Meinung, die die selbstbestimmte Freiheit als Weg zur Lebenserfüllung verkündet und zur Schaffung des eigenen Freiraums aufruft, weist die Bibel den Weg zur Erfüllung über den Dienst. Unsere Einstellung zur christlichen Ehe sollte daher nicht von der Frage bestimmt sein: was bringt mir dieser Mensch und was kann ich von ihm erwarten, sondern: «welche Verpflichtungen habe ich ihm gegenüber. Nirgendwo geht die Bibel auf unsere Forderungen gegenüber dem Partner ein, vielmehr finden wir eindeutige Anweisungen der Verpflichtungen, die wir im gegenseitigen Dienst unter der Herrschaft Christi haben.
Unverheiratete und Sexualität
Unsere Gesellschaft vertritt die Meinung, daß Unverheiratete aufgrund der Tatsache, daß sie frei von jeglichen familiären Verpflichtungen und bindender Verantwortung sind, ein beneidenswertes Leben führen können, was jedoch der Bibel widerspricht. Genau wie für den Verheirateten gilt für den Ledigen, daß Lebenserfüllung allein im Dienst zu finden ist. Meines Erachtens ist die Gabe des Ledigseins, von der Paulus in 1. Kor. 7,8 spricht, eine der am meisten vernachläßigsten der Gemeinde. Die Schuld ist hier vorwiegend bei den Verheirateten zu suchen, die verkennen, welchen Beitrag sie leisten könnten, wenn sie ein positiveres Bild von Ledigen hätten. Anderseits liegt die Schuld bei vielen Ledigen selbst, weil sie das Gesellschaftsklischee übernehmen und ihr Ledigsein als Leben ohne Verantwortung betrachten. Jesus selbst war unverheiratet, aber keineswegs unausgefüllt, da diese Stellung die unvergleichliche Möglichkeit bietet, für andere da zu sein, was erschwert wird, wenn man verheiratet ist und Kinder hat, für die man in erster Linie Verantwortung trägt. Man verkennt diesen Zeitabschnitt total, wenn man ihn als eine Art Lückenbüßer zwischen Jugendalter und Ehe betrachtet. An dieser Stelle sollten. wir uns ebenso einer Prüfung unterziehen, um die Beziehung zu Unverheirateten neu aufzubauen. Auch hier sind uns die Aussagen Jesu in der Bergpredigt richtungsgebend (Matth. 5,27 – 30), nach denen er bereits den begehrlichen Blick als im Herzen begangenen Ehebruch bezeichnet. Es reicht also nicht aus, wenn wir auf das eigentliche Miteinanderschlafen verzichten, sondern unsere gesamte Verhaltensweise zum anderen Geschlecht muß von der Reinheit unseres Herzens bestimmt sein. Christen ist es nicht möglich, die Leichtlebigkeit und Maßstäbe unserer Gesellschaft zu übernehmen, da uns das Neue Testament zu einem radikal anderen Verhalten aufruft. Paulus sagt in 1. Timotheus 5,1 – 2: Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder, ältere Frauen als Mütter, jüngere als Schwestern in aller Keuschheit Warum fordert uns die Bibel auf, dem Menschen außerhalb unserer Ehe mit absolut reinen Motiven zu begegnen? Die Schrift bezeichnet die Sexualität als eine gute Gabe Gottes, grenzt jedoch unser Verlangen danach auf eine lebenslange Beziehung zwischen Mann und Frau ein – alles, was darüber hinausgeht, richtet sich gegen Jesu Gebot. In unserem selbstbezogenen Wunsch nach Sexualität behandeln wir uns oft wie Objekte, da wir sie von der ganzheitlichen Bindung unseres Lebens an einen Partner losgelöst sehen. Diese Trennung läßt jedoch unser Handeln in letzter Konsequenz zerstörerisch und rücksichtslos sein, da wir noch unsere eigene Erfüllung im Auge haben. Wir meinen, in flüchtigen sexuellen Beziehungen unsere Liebe zum Partner aus drücken zu wollen, sagen je doch in Wirklichkeit, daß wir ihn gerade nicht lieben, weil wir ihm auf allen anderen Gebieten die Bindung verweigern und folglich rein egoistisch handeln.

Factum November/Dezember 1985 Jerram Barrs http://www.factum-magazin.ch/wFactum_de/

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